habt keine Angst vor den doppelten
Konsonanten in der Betreffzeile, denn ab und an ist es ganz normal, einen
Doppelten zu schieben (und ich meine damit nicht explizit, sich einen
Doppelten hinter die Binde zu kippen). In diesem Sinne möchte man
sich dieser Tage ja auch gerne eine zweite Welt wünschen, manche am
liebsten gleich #AlternativeFakten, einige haben schon den #Brexit, andere wollen den #Calexit, aber machen wir uns nichts vor, Hashtag-Bros,
selbst wenn wir auch zeitweilig in die Zwischenwelt des Films
einsteigen dürfen: Diese Woche förderte am laufenden Band
Neuigkeiten zutage, die auf halber Backe von Schwachmaten mit
fingiert-multipliziertem Status, doch fern durchdachter
Menschlichkeit sowie auf ein Gros an paranoiden Versprechungen
zugeschnitten unterzeichnet wurden, welche die knappe Hälfte einer
Nation an Verunsicherten auch noch auserkoren hatten und in Zukunft
wahrscheinlich mehr als doppelt zurückbekommen. Mit wem fängt der
Krieg als erstes an? Mit dem eigenen Volk und seiner Verfassung, mit Russland, mit China,
mit Mexiko, mit dem Iran, mit Kanada? Welche Werte darf man dann verdoppeln oder
halbieren, wenn es nicht schon sofort Milliarden an Steuern frisst? Gerade am Freitag erst gedachte man hierzulande zudem einer
Anzahl von bis zu 6,3 Millionen Opfern des Holocaust, doch im Endeffekt
wurde sich mehr auf den einzelnen Querulanten konzentriert, auf die halbe
Wurst emotionaler Skrupellosigkeit, die sich ebenso nur mit Zahlen programmieren kann, Kapital aus der Verblendung anderer schlägt und mit der Parteiführung
einen eigenen Kreml bauen will. Auf der anderen Hälfte des
derzeitigen Spektrums wird es aber immerhin nicht minder lautstark und da wird der
Einzelne auch als Ganzes gewertet, je nachdem als Widerstand zu einer singulären
Welt, die kaum gespaltener jeden Tag eine neue Runde macht. Die Erde
macht da keine halben Sachen, auch keinen Nitroboost, auf ihr kommt
aber manch einer schneller bei sich und anderen an, ein anderer bleibt wieder auf
unbestimmte Zeit stecken.
Was mir persönlich als Nächstes bevorsteht, muss z.B. auch mindestens zwei Wochen für die Behandlung von vier Zähnen auf sich warten lassen, während in der Zwischenzeit zwei Filmabende unter Freunden in Folge auf dem Plan standen, der Output an Geschriebenem daraus auch locker die Menge der vorherigeren Ausgabe verdoppelt. Bei solchen Mustern an Zahlen wünscht man sich allmählich auch echte Zufälle – und siehe da, es gab Überraschungen, wenn auch mit Vorlagen, die subsequent erfüllt wurden. Angebot und Nachfrage haben im gesamten Ensemble der hiesigen Besprechungen Bestand, aber man, es ist schon kaum von dieser Welt, wenn man sich nach knapp einer Stunde „Good Burger“ wünscht, dass eigentlich auch mal ein Hund auftauchen müsste und just eine Minute später genau das im Megaformat passiert! Oder dass man in einem New-York-Film jemanden als John-Goodman-Imitat belächelt, im nächsten NYC-Streifen dann unverhofft ein Auftritt des echten Goodman vonstatten geht. Die Welt legt sich im eigenen Kreise die besten Witze zurecht, aber ob's das Leiden ringsum halbiert, kommt noch auf den Prüfstand - insbesondere, wenn der Verlust von John Hurt und Emmanuelle Riva quasi simultan betrauert werden musste. Eine Abwägung mit dem folgenden Filmgut wäre jedenfalls nichts für ungut, so wie dort auf die versteckten Gemeinsamkeiten im Untergrund der Schmerzen oder im Triumph des Herzens hingewiesen wird, konkurrierende wie kongruente Lebensmodelle auf die Erlösung hoffen oder den Erdball zu zweit richten/errichten. Kommunikation, Wahrheit, Tanz, Paarung, Entkopplung und Tod – klingt fast schon wie eine Anleitung, ist auf jeden Fall eine exemplarische Gegendemo zur Gegenwart, deren Sadismus nirgends ausgeklammert wird, aber gezähmt werden kann, schließlich sind die Werke innerhalb der jüngeren Klammer älter als ich und haben seitdem mehrere Krisen überlebt. Vielleicht lernt man daraus ja auch, wie. Vorerst aber noch die Ergebnisse neuester Umfragen zu den vor kurzem angekündigten Oscar-Nominierungen:
Was mir persönlich als Nächstes bevorsteht, muss z.B. auch mindestens zwei Wochen für die Behandlung von vier Zähnen auf sich warten lassen, während in der Zwischenzeit zwei Filmabende unter Freunden in Folge auf dem Plan standen, der Output an Geschriebenem daraus auch locker die Menge der vorherigeren Ausgabe verdoppelt. Bei solchen Mustern an Zahlen wünscht man sich allmählich auch echte Zufälle – und siehe da, es gab Überraschungen, wenn auch mit Vorlagen, die subsequent erfüllt wurden. Angebot und Nachfrage haben im gesamten Ensemble der hiesigen Besprechungen Bestand, aber man, es ist schon kaum von dieser Welt, wenn man sich nach knapp einer Stunde „Good Burger“ wünscht, dass eigentlich auch mal ein Hund auftauchen müsste und just eine Minute später genau das im Megaformat passiert! Oder dass man in einem New-York-Film jemanden als John-Goodman-Imitat belächelt, im nächsten NYC-Streifen dann unverhofft ein Auftritt des echten Goodman vonstatten geht. Die Welt legt sich im eigenen Kreise die besten Witze zurecht, aber ob's das Leiden ringsum halbiert, kommt noch auf den Prüfstand - insbesondere, wenn der Verlust von John Hurt und Emmanuelle Riva quasi simultan betrauert werden musste. Eine Abwägung mit dem folgenden Filmgut wäre jedenfalls nichts für ungut, so wie dort auf die versteckten Gemeinsamkeiten im Untergrund der Schmerzen oder im Triumph des Herzens hingewiesen wird, konkurrierende wie kongruente Lebensmodelle auf die Erlösung hoffen oder den Erdball zu zweit richten/errichten. Kommunikation, Wahrheit, Tanz, Paarung, Entkopplung und Tod – klingt fast schon wie eine Anleitung, ist auf jeden Fall eine exemplarische Gegendemo zur Gegenwart, deren Sadismus nirgends ausgeklammert wird, aber gezähmt werden kann, schließlich sind die Werke innerhalb der jüngeren Klammer älter als ich und haben seitdem mehrere Krisen überlebt. Vielleicht lernt man daraus ja auch, wie. Vorerst aber noch die Ergebnisse neuester Umfragen zu den vor kurzem angekündigten Oscar-Nominierungen:
Wer wird eurer Meinung nach den Oscar für "Bester Film" gewinnen?— Christian Witte (@GUSaefkow87) January 24, 2017
Weil twitter nur 4 Optionen zulässt, hier noch der zweite Block an Nominierten, welche ihr für den Oscar als "Bester Film" küren könntet:— Christian Witte (@GUSaefkow87) January 24, 2017
Eine Frage noch: Würde das "In Memoriam" der Oscars dieses Jahr als separater Halbstünder funktionieren?— Christian Witte (@GUSaefkow87) January 24, 2017
Solche Ergebnisse lassen sich doch sehen, ich wünsche uns allen sowie genannten Filmen und Toten viel Glück, nun aber erst mal viel Spaß beim Lesen und Entdecken unter ausgewählter Schreibfertigkeit meinerseits:
Schau mal an: Eine auf leichtem Fuße
aufbrechende Studie zerstörerischer Eitelkeit legt ihre Schienen
binnen „Listen up Philip“ zurecht und ruft mit bewusst
trügerischer Wärme zu sich. Alex Ross Perrys Vorgängerfilm zu
„Queen
of Earth“ bewährt sich insofern bereits als Schmuggler
komplexer Psychologie, wenn von außen die wohlige
NYC-Hipster-Mumblecore-Komödie markiert wird und eingangs dafür
urbane Neurosen um flotte (wirklich tolle bis grausame) Pointen
buhlen lässt, im Querverweis auf Folgen und Rückwirkungen des Egos
jedoch eine Misere in der Dauerschleife offenbart, binnen derer sich
zudem oftmals vom Zentrum des Autors distanziert wird. Autor bedeutet
in dem Sinne die Spiegeleinheit von Philip Lewis (Jason Schwartzman)
und Ike Zimmerman (Jonathan Pryce), ein Wesen aus Vorbildfunktion,
Abhängigkeit und Ehrfurcht, das sich am gegenseitigen Aufbau der
Kunstfertigkeit eine Freundschaft fingiert, letzteren Faktor eben nur
künstlich vorleben kann, selbst face-to-face eher Phantomen
des Gegenüber zuspricht, wenn man sich zur Analyse der
Menschenkenntnis eisern an Muster klemmt. Das zeigt sich schon im
Umgang mit dem Stellenwert des eigenen Werkes, auf beider Seiten im
permanenten Vergleich mit Erfolgen von einst und somit als
intellektuelle Währung gehandelt, mal ungefragt zur Schau angeordnet
oder mal des spontanen Selbstmitleids wegen eingemottet – selbst
wenn das Exil weg von künstlerischen Regelmäßigkeiten auf dem
Stundenplan steht, konstruiert sich da ein Mantra zusammen. Krasser
zeigt sich das dann allerdings in Beziehungsfragen, die via brutalen
Schlagfertigkeiten abgeklärt werden und im Geltungszwang stets auf
Charakterentlarvung aus sind, dass das Funktionale auf der Strecke
bleibt, solange jemand wie Philip auch dauernd dem Disfunktionalen
begegnen will, Ex-Geliebte aufsucht, es aber umso stimmiger
empfindet, fürs eigene Schaffen die Isolation zu suchen und
Bedürfnisse der Zuneigung zurückzulassen, die sich eh schon von ihm
zu lösen versuchen. Dass er sich selbst in dem Status einnisten
kann, ist da nur stimmig. Perry bringt den Schaffensprozess als
ambivalentes Krebsgeschwür auf den Punkt, eben als Findungsdrang
binnen forcierter Entsagung, dem er im Verlauf nicht jedem anrechnen
wird oder zumindest als Pfad zur Selbstreflexion anlegt, so auch in
der Stilisierung seinerseits das Innere und Äußere in behutsamer
Balance ausspricht, aus der das jeweilige Individuum sein
vergängliches Glück zu erfahren vermag.
Glück an sich ist hier eben auch verstärkt Theorie, beispielsweise in Freundin Ashley (Elisabeth Moss) und ihrer (selbst unter Freunden) choreographierenden Beauty-Fotografie zur Debatte gestellt, die ihr Leidwesen auf kommunikativer Ebene bis in den Nagellack hinein zweckmäßig übertüncht, bis sie allerdings gar nicht mehr zum Sprechen kommt. Der Verschluss ballt sich als deutlicher Vorbote zur „Queen“ zudem in Rückblenden des Miteinanders, das seinen Stolz erst durchspielen muss, ehe er nur noch halbgar ankommt, so dass die Dimensionen des Leidens als ständiger Begleiter durchscheinen, beinahe eine Zelle der Sicherheit ergeben und so auch von Philip in seine Mitmenschen hinein suggeriert werden. Seine traumatische Verarbeitung hat sich mit diesem Umgang arrangiert, die Lasten kommen dann auch über die Stimme des Erzählers (Eric Bogosian) zur Geltung, der sich im literarischen Pflichtgefühl ebenso an jeden heftet, gleichsam mitansehen darf, wie bestenfalls doch noch eine Abkopplung von den unnahbaren Gefühlskraken Philip/Ike stattfindet - die Abhängigkeiten der Kunst pendeln eben ohnehin zwischen Sadismus und Masochismus. Bestimmte wie berechtigte Dosen an Narzissmus sind für die Emanzipation omnipräsent vonnöten - ob nun bei Ikes Tochter Melanie (Krysten Ritter) oder Philips kurzzeitig neuer Flamme Yvette (Joséphine de La Baume) - und an Innigkeit mit dem Einzelnen spart Perry erst recht nicht, wenn er die Sinnlichkeit des Gesichts formatfüllend skaliert, herbstliche Farbpaletten und die sanfte Melancholie des Jazz auf die Boheme legt, aber auch konterkarierend turbulent schneidet, in der ausformulierten Überhöhung von Angst und Misanthropie ein Höchstmaß ironischer Schlichtheit bezeugt. Auch daraus entsteht ein vollgepacktes Netz an emotionaler Beobachtung in jenen Phasen der Ehre zum Ego, in denen Zweisamkeiten ein schweres Los ziehen und doch den stärksten Einfluss haben, (brillant schöne) Groupies sowie die längsten Zigarren ever zum (Selbst-)Feiern herbei rufen und die Erkenntnis zur Schwäche vermeiden, bis der kreative Output, die Karriere oder gar die Anschaffung einer drolligen Katze wieder eine Katharsis auf Zeit installiert. Mit dem hier vorgelegten Tempo ist die Tristesse eben nimmer aufgehoben, die Sehnsucht zur Kompensation bewährt sich da aber umso differenzierter als Urheber fürs Verständnis untereinander, selbst wenn die verknüpfende Kunst als Folter/Selbstgeißelung mit Stil aufschlägt.
Wenn man allein der Filmwelt nach urteilt,
war New York City binnen der 80er Jahre der Hort für menschliche
Müllkippen schlechthin, folgerichtig oftmals auch das Ventil für
eine Leinwandselbstjustiz, die sich dramaturgisch nur allzu willig in
die Horrorzone hochschaukeln konnte. „Streetwalkin' – Auf den
Straßen von Manhattan“ geizt ebenso nicht mit Eskalationen,
macht die Untiefen urbaner Erfahrung aber weniger am Reißertum mit
Showfaktor, als an einer Studie erdrückender Nachtstationen fest.
Potenzial für ersteres wäre durchaus vorhanden (es gibt schließlich einen knackigen Titelsong), sobald man die
junge Cookie (Melissa Leo) inklusive Bruderherz Tim (Randall
Batinkoff) auf der Flucht von ihrem misshandelnden Vater bis hin zur
vermeintlich gütigen Aufnahme durch Zuhälter Duke (Dale Midkiff)
kennenlernt. Da werden jedoch explizite Szenarien vermieden,
stattdessen Charaktere und Ambiente als Ausdruck einer Verzweiflung
angewendet, welche die keimige Kälte der Nacht mit Neonlicht
aufzuwärmen versuchen, in knappen Kleidern den Monetenfang
einstudieren und die Abhängigkeiten des Kapitals vom kleinsten
Nenner aus durchhalten, bis dem Gönner vor Gier der Kragen platzt.
Regisseurin Joan Freeman lässt dementsprechend jede Romantisierung
weg, ebenso jedweden moralischen Erklärungsbedarf, wie solch eine
Rutsche ins System passiert, wenn es so schon symptomatisch Amerika
repräsentiert. Stattdessen folgt man dem kollegialen Umfeld unter
Damen der Nacht in den Umgang mit gegebenen Strukturen, gefolgt von
der Fassade eines regulären Feierabends zwischen Wohnung und Kneipe,
ehe die Ausstiegsbemühungen den Missbrauch durch Duke
auf den Plan rufen. Der ist halt eine miese Type konzentrierter
Tobsucht, mit solch brutaler Eminenz gecastet, dass sich jede
Glühbirne drum herum mit Blut füllt und in Kürze explodiert. Als
Konter dazu ist Cookie effektiv und gleichsam funktionell das Herz
der Unschuld, à la „Angel“
im Milieu mit beinahe jedem unbedingt verkumpelt und im Beruf
trotzdem nicht der Enthaltsamkeit verpflichtet. Freeman brutalisiert
ihre reizvolle Freizügigkeit dann auch nicht, schwenkt aber sodann
von der falschen Liebe Dukes zu ihr in dessen Opfer rüber, die sie
im konstant um Gnade flehenden Treueschwur zum Brötchengeber
noch zu retten versucht.
Treue ist insgesamt natürlich das
kollektive Spielzeug in jenen Kreisen, weshalb Cookie nach dem Besuch
der Notaufnahme genauso professionell weiter schuftet und sich bei
Mitstreitern (u.a. Julie Newmar als Queen Bee) locker machen
kann, im Hintergrund aber schon die nicht minder gnadenlose
Konkurrenz um die Unabhängigkeit von Duke bittet, während dieser in
den Clubs schon neue Beute ausspäht, per Angebot und Nachfrage die
Ware seiner Geschäftsrivalen abspenstig macht. Insofern
entsteht kein narrativer Drang, der Rache und Katharsis nachzuspüren,
wie es ein geradlinigerer Zeitgenosse an Film konstruiert hätte,
vielmehr der Einblick in die Methodik der Ausbeutung, in dem trotzdem
ein Sleazefaktor von Genre-Wegen her vergegenwärtigt wird,
pulsierende Synths auf Absturztypen und Eingeschüchterte blicken, in
denen die wilde Bestie Duke mehr und mehr um sich schlägt. Das
Lokalkolorit leitet die bröckelnde Moral sowie den Zuschauer mit
immer tieferen Einschnitten voran, macht gleichsam auf Kurioses und
Alltägliches binnen des Strichs der Sünde aufmerksam, doch der
destruktive Terror Dukes wird zum punktgenau furchterregenden
Höhepunkt des Ganzen. Das Finale dazu ergibt trotz jener Vorlage ein Überraschungsei
an Intensität und durch das Talent Melissa Leos erst recht eine
Feuerprobe der Verletzlichkeit, die im Low-Budget-Rahmen des Films
umso näher ankommt, die Spannungen im Charakterdrama so bitter
aufkochen lässt, wie man sich auf den Straßen von Steven Fierbergs
Bildern ohnehin sofort verloren fühlt, wenn in der Dunkelheit kaum
eine Menschenseele zur Hilfe kommt und Duke einen aus der
Slasher-Perspektive heraus anpackt. „Streewalkin'“ hat
eben auch die Dynamik des Genres in den Knochen, zwischenmenschliche
Ängste sowie Netze an Selbstaufgabe und Selbstbewährung aber erst
recht im Griff, wobei er Gesprächsstoff zu Geschlechterverhältnissen
und Berufsethiken ebenso beiläufig mitliefert. Bei den zynischen
Zeiten, die der Film durchlebt, seien Zartbesaitete vorgewarnt,
ebenso hat sich nicht jede Darstellung mit Feingefühl ausgestattet,
doch wo sonst wenn nicht hier hat die Grobheit ihren Platz und vor
allem diese starke Wirkung Richtung (bezeichnend fix abgeblendeten) Sonnenaufgang in einem Amerika, das so seit jeher gar
nicht mal versteckt agiert?
Das Glück der Mädels spiegelt sich dann auch in Dialogen wider, die alle halbe Sekunde die Katze aus dem Sack rauszulassen drohen und den Zuschauer mit Doppeldeutigkeiten überschwemmen, wobei der Frieden aber dann doch eher dadurch gestört wird, dass sich eine fiese Cruella de Vil namens Meredith (Elaine Hendrix) an Parker heranzumachen versucht, während die kleinen Details den Austausch der Mädels allmählich verraten. Kein Grund zur Panik, aber zum lang ersehnten Treffen in klassischer Slapstick-Manier, das sich im Hotel voller Irrungen, Wirrungen und verwunderter Visagen eine Ladung Wodka gönnt, teilweise zig-fache Aufdeckungen am Stück in eine Szene steckt. Mensch, was macht das Laune, geht Nancy Meyers öfters so einladend knuffig mit ihren Stoffen um? Da könnte gerne auch schon Schluss sein, doch genau dann erscheint es nicht mehr so zufällig, dass sich Quaids Rollenname verdächtig nach Nicholas Sparks anhört. Die erneute Verkupplung von Nick und Elizabeth steht auf dem Spiel und schwelgt hin- und hergerissen in Erinnerungen, weshalb noch ein Camping-Trip voller Streiche sowie eine verlängerte Aussprache im Weinkeller nötig sind, um die Spannungskurve künstlich zu verlängern. Immerhin, Frechheit siegt und kuschelt sich in die voll ausgekostete Familienunterhaltung ein, obgleich aus den vorhandenen Charakterschablonen nur wenige Merkmale hängen bleiben: An manche Sachen erinnern sich unsere Leute nur schwammig, an andere ganz genau (man glaubt nicht, wie viele Dialoge so verlaufen!); warum es überhaupt eine Trennung gab, hängt sehr vage im Raum; Merediths Dad sieht aus wie Tom Hanks als „Sully“, nur ohne Bart; die jeweiligen Hilfskräfte aus gutem Hause verknallen sich ineinander; Hallie und Annie werden zum Spitzenteam emotionaler Erpressung, sobald es sich die Verhandlungen unter den geschiedenen Elternteilen zu schwer machen. Selbst dann bleibt immer noch die Frage offen, warum Frau Mutter ihre eine Tochter von London aus ins selbe Feriencamp mit der kalifornischen Zwillingsschwester geschickt hatte. Egal, Hauptsache, der Film hier ist x-mal lebhafter und kecker als die Faschos „Hanni und Nanni“.
Die Geschichte vom „Doppelten
Lottchen“ via Kästner gilt schon länger als Quelle für
Filmstoffe, die sich eineiige Duos auf die Plakate drucken wollen, im
Zelluloid selbst dann verstärkt auf das Spiel an Verwechslungen und
kuriosen Gemeinsamkeiten bauen. Jene Treffen unverhoffter
Verwandtschaften ergeben bei Van Damme schon die halbe Karriere, umso
drolliger geht die Variante dann aber doch mit Lindsay Lohan runter,
die in „Ein Zwilling kommt selten allein“ ihr Debüt gab
und dafür gleich eine zweifache Leistung an blödeligen Grimassen
und Sommersprossen-Streichen vor den computergesteuerten Kameras von
Nancy Meyers ablieferte. Warum die Kindersause dann auch gleich an
die zwei Stunden dauern musste, fragt man sich zumindest erst ab dem
dritten Akt nachgeholter Rom-Com-Gefälligkeiten für die Eltern im
Publikum – vorher allerdings tobt die Zweisamkeit zwischen Hallie
und Annie im Feriencamp und prankt sich mit überlegenem Grinsen
allmählich zu Schwesterherzen zusammen, die ihre vormals getrennten
Wesen so ausformuliert sowie mit einem Blankocheck an Zufällen
verschmelzen, dass das Pendel zwischen Sentiment und Honkigkeit den
Freitod wählt. „Der süße Leo DiCaprio“ weiß das zu
schätzen. Im kindlichen Geiste wird dann auch der umständliche Plan
geboren, die Plätze zu tauschen und so die bislang verschollen
geglaubten Elternteile kennenzulernen, wofür man sich auch mal der
perfekten Täuschung wegen in beachtlich sadistischer Sequenz die
Ohren pierct. Es ist alles so selbstverständlich wie die
zuschauerfreundlichen Selbstgespräche Richtung Situationskomik, die
Soundtrack-Einlagen voller 90's Hits als Musical-Ersatz inklusive
Klamotten-Montage, die nachgeholten Zeitlupen zur Gewichtung
glückseligen Wiedersehens oder der Glaube vonseiten der Dramaturgie,
dass sich ein Kontrast ergibt, wenn man zwei wohlhabende und
endfreundliche Elternteile als Lebensmodelle gegenüberstellt. Bei
Elizabeth James (Natasha Richardson) könnte insofern „Mary
Poppins“ einziehen, während Nicholas Parker (Dennis Quaid) auf
seinem Weingut den permanenten Grinsemann abgibt.
Das Glück der Mädels spiegelt sich dann auch in Dialogen wider, die alle halbe Sekunde die Katze aus dem Sack rauszulassen drohen und den Zuschauer mit Doppeldeutigkeiten überschwemmen, wobei der Frieden aber dann doch eher dadurch gestört wird, dass sich eine fiese Cruella de Vil namens Meredith (Elaine Hendrix) an Parker heranzumachen versucht, während die kleinen Details den Austausch der Mädels allmählich verraten. Kein Grund zur Panik, aber zum lang ersehnten Treffen in klassischer Slapstick-Manier, das sich im Hotel voller Irrungen, Wirrungen und verwunderter Visagen eine Ladung Wodka gönnt, teilweise zig-fache Aufdeckungen am Stück in eine Szene steckt. Mensch, was macht das Laune, geht Nancy Meyers öfters so einladend knuffig mit ihren Stoffen um? Da könnte gerne auch schon Schluss sein, doch genau dann erscheint es nicht mehr so zufällig, dass sich Quaids Rollenname verdächtig nach Nicholas Sparks anhört. Die erneute Verkupplung von Nick und Elizabeth steht auf dem Spiel und schwelgt hin- und hergerissen in Erinnerungen, weshalb noch ein Camping-Trip voller Streiche sowie eine verlängerte Aussprache im Weinkeller nötig sind, um die Spannungskurve künstlich zu verlängern. Immerhin, Frechheit siegt und kuschelt sich in die voll ausgekostete Familienunterhaltung ein, obgleich aus den vorhandenen Charakterschablonen nur wenige Merkmale hängen bleiben: An manche Sachen erinnern sich unsere Leute nur schwammig, an andere ganz genau (man glaubt nicht, wie viele Dialoge so verlaufen!); warum es überhaupt eine Trennung gab, hängt sehr vage im Raum; Merediths Dad sieht aus wie Tom Hanks als „Sully“, nur ohne Bart; die jeweiligen Hilfskräfte aus gutem Hause verknallen sich ineinander; Hallie und Annie werden zum Spitzenteam emotionaler Erpressung, sobald es sich die Verhandlungen unter den geschiedenen Elternteilen zu schwer machen. Selbst dann bleibt immer noch die Frage offen, warum Frau Mutter ihre eine Tochter von London aus ins selbe Feriencamp mit der kalifornischen Zwillingsschwester geschickt hatte. Egal, Hauptsache, der Film hier ist x-mal lebhafter und kecker als die Faschos „Hanni und Nanni“.
Ein-Satz-Kritiken für zwischendurch!
„Der Höllentrip“ - Ken Russells
US-Debüt dämpft dessen sinnliche Kompromisslosigkeit, geilt sich
dennoch wie bei keinem anderen am Bilderrausch der Psyche auf, wo
hinter dem Grundpfosten an Religion und Zivilisation das Tier im
Manne mit anschließenden Dimensionen des Nichts aufwartet, in
verschlingender Virtuosität auch so gut es geht die aufgedunsene
Rhetorik in Paddy Chayefskys Drehbuch überfliegt, trotzdem nach
abgestandenem Sci-Fi-Pulp riecht.
„Wanderlust – Der Trip ihres
Lebens“ - Paul Rudd ist als Versager und verhaltener Spießer wie
eh und je grundsympathisch, die Hippie-vs-Yuppie-Komödie drum herum
teils zu stark aufs Impro-Mäandern à la Apatow geeicht und arg
klischeekonform, dank David Wain aber auch mit einer Handvoll
grandioser Pointen des Schwachsinns ausgestattet, die einigermaßen
vom restlichen Culture-Clash-Schwachsinn ablenken und jedweder
Monokultur ein Bein stellen.
„Perfect High“ - In diesem
moralisierenden Teen-Drama des US-Senders Lifetime hängt die kesse
Bella Thorne mit den falschen, doch krassen Kids ab, die den
vermeintlichen Traumtypen Carlson, Meme-Maschine Nate, jede Menge
Filmabende mit Public-Domain-Klassikern sowie die
kontinuierlich gesteigerte Sucht zu einer Vielzahl von Drogen
beherbergen, gegen welche Freundschaft und Selfies noch so hip
bestehen können, dass die konventionelle Zeitgeist-Analyse
kurzweilig genug bei Problemkindern interveniert.
„Lang lebe Charlie Countryman“ -
Trotz Selbstfindungs-Narrativ und auf Werbelook getrimmter
Lost-in-Translation/Ostblock-Gangstermilieu-Melange kann man sich
überraschend stimmig in die grelle Romantisierung des von den Eltern
abgebrochenen Pärchens hinein verlieren, Shia LaBeouf als Träumer
auf Ecstasy nachempfinden, selbst Til Schweiger als dumpfen Obermotz
mögen und Mads Mikkelsen inkl. Hunde-Shirt und Body Slam sowieso,
wenn die große Liebe Blut, Mucke und Zeitlupen en masse
ausschüttet.
„Good Burger – Die total verrückte Burger Bude“ - Der Spruch „Am liebsten würde ich dir jetzt einen vor die Rübe plätten“, der „Weintrauben-Junge“, der in der Einleitung erwähnte Hundemoment sowie eine junge Linda Cardellini werden auf ewig in Erinnerung bleiben, doch ansonsten ist die Nickelodeon-Karambolage an 90er-Jahre-ismen so derb und gleichsam platt auf Überspitzungen und Honkhumor aus, dass man abwechselnd in Fremdscham ausbricht oder im nächsten Moment mit Lachkrämpfen reagiert.
„Split“ - M. Night Shyamalan wird
das Lob für diesen Film wohl hauptsächlich seines Marvel-Moments
zum Schluss hin wegen hinterher geworfen, tatsächlich beweist sein
Abschälen multipler Persönlichkeiten und versteckter/aufbrechender
Traumata eine Subtilität, die sich allerdings auch mit
Oberflächlichkeiten und redundanten Strecken des Erklärens
zufrieden gibt, während James McAvoy so sehr auf sein Spiel
aufmerksam macht, dass jede konzentrierte Spannung zum Abwarten
verdammt wird.
„Joy – Alles außer gewöhnlich“
- Diesem schlaffen Schnellschuss von David O. Russell fällt
beachtlich wenig ein, wie er die individuellen Hürden der
Miracle-Mop-Erfinderin Joy Mangano chronologisiert, so dass man sich
mit einem gehetzten Oldie-Ranzteppich à la „Suicide Squad“ auf
der Tonspur sowie einer inszenatorischen Gleichförmigkeit
herumschlagen muss, die sich zudem noch selbst trivialisiert, wenn O.
Russell sein Narrativ mit dem einer Daily Soap parallelisiert, das
schönste (weil innig familiärste) Bild zumindest Virginia Madsen
und ihren Enkelkindern in kollektiver Bettlägerigkeit überlassen
wird.
„Witching and Bitching“ - Wer
hofft, dass der Hang zur Misogynie im spanischen Kino seit den 70ern
allmählich abgestorben sei, wird anno 2013 enorm enttäuscht sein,
wenn Álex de la Iglesia in pubertärer Angst und
Teal-and-Orange-Brei-Optik die Hexen loslässt, schluffige
Scheidungskerle als wahre Männer wiederaufbaut, eigenständige
Mordsweiber zähmt und mit klamaukiger Auf-Verdacht-Kult-Horrorcomedy
umzäunt, die sich ihren altbackenen No-Homo-Ulk natürlich auch
nicht verkneifen will, obgleich die größten Stärken in
Urangst-Bildern und Gross-Out-Überzeichnungnen verbleiben.
So, jetzt geht's weiter im Text:
Warum nicht einfach mal eine Karriere
als Tänzer anstrengen? Ein kräftiges Bündel an Filmen beweist seit
jeher, dass da eine spannende Reise ansteht, an der sich jede
Persönlichkeit ins pure Glück hinein hotten kann – selbst „La
La Land“ hatte eine klägliche Retromanie dazu emuliert, aber
nirgends wurde der Gedanke so oft reiteriert, wie im Eskapismus der
80er Jahre, als die Flucht vor Reagan, Wettrüsten und Nuklearparanoia
einen Dance-Trend-Movie nach dem anderen an die Spitze brachte. In
diesem Fahrwasser zwischen „Flashdance“
und „Breakin'“
kam dann noch dem Zeitgeist entsprechend Aerobic ins Spiel und schwuppdiwupp hatte man bei MGM die
„Himmelskörper“ auf der Matte, deren Unschuld im Vergleich zu anderen Genre-Kollege auffallend aus
der Reihe tanzt, wenn sich ausgerechnet „Playboy Enterprises“
als Produktionsfirma ankündigen und Adrian Lyne scheinbar überbieten wollen. Der nur für dieses eine Projekt
eingesprungene Regisseur/Ko-Autor Lawrence Dane lässt in seiner
Handhabung dann auch keinerlei Zweifel über, mit welchen Impulsen
hier knapp 85 Minuten an Laufzeit zusammengebastelt wurden - umso
verrückter erlebt man als Zuschauer die Offenbarung eines Minimums
an Handlung, das sich derart surreal und megasexualisiert durch einen
Wettbewerb der Danceploitation schlingert, dass es von Aliens oder
zumindest von ziemlich plumpen Herren der Libido erdacht sein müsste.
Will man es ihnen verübeln? Nun, das reine Erzählen per
audiovisueller Power wird selten so freimütig angewandt wie in jener
Aufstiegsgeschichte des vom Sekretärinnenmoloch ausgestiegenen Tanztalents Samantha Blair (Cynthia Dale, in
ihrer Schönheit ebenso nicht von dieser Welt), deren Charakter hier
von Anfang an durch aneinandergereihte Musikvideos definiert
wird, als wäre man sofort schon dort angelangt, wo andere Filme ihre erste Hälfte abgearbeitet hätten - dagegen sind selbst die Streetdance-Filme entschleunigter.
Fortan sehen wir, wie sich Sams Lagerhallenstudio „Heavenly Bodies“ mit Kundschaft füllt und mehr oder weniger dufte Choreographieren zu einem begrenzten Kontingent an verdächtig nach „She's a Maniac“ klingendem Pop durchzieht, was im Ganzkörper-Stringtanga inklusive Schweißbandensemble so verschwitzt montiert ist, dass sich zwischendurch auch ein bisschen Story reinschmuggeln kann. Allerdings eher in Form eines gereimten Gorillagrams, dessen Spontanität sich parallel zur Schwärmerei des Quarterbacks Steve (Richard Rebiere) in den Dauerzustand des Tanzens einmischt, während Samanthas Bezug zum Sohnemann zuhause beinahe ausschließlich in dessen Frage, was denn Orgien seien, repräsentiert wird. Solche und ähnliche Charaktermomente wirken wie Fragmente ehemaliger Szenen sowie beim eigentlich auf Industriestandard gebürsteten Production Value neben der Spur inszeniert - genauso die irgendwann durchsickernde Motivation, dass Frau Blair für ein Vortanzen übt, das ihr eine eigene TV-Sendung bescheren könnte. Dem entgegen stehen sofort der manipulative Playboy vom Sender Jack Pearson (Walter George Alton) und dessen Bettmieze Debbie (Laura Henry), wobei ersterer nichts dagegen hätte, sie in seine Wohnung (= ein einziger roter Vorhang) einzuladen, während die Konkurrentin schon den Boss ihres Bodybuilder-Schuppens auf die Besitzansprüche der Himmelskörper ansetzt. Während all das zwischen den Zeilen vonstatten geht, jumpt Samantha vor Glück durch ihre Fernsehkulissen und macht sogar einiges an Dopplungszauber (Lohan lässt grüßen) klar – unterdessen steht die Kamera in manchen Dialogen zufällig direkt hinter Arschbacken, zoomt bedächtig auf Hüftbereiche oder packt sich gleich zum Sex in die Federn, wo ein Pearson (mit Debbie unter ihm) auch mal tief in die Glotze schaut, um sich in den Spandex-Spagat von Samantha hineinzudenken.
Diese toll zwiespältigen Ideen der Lust kreuzen sich ohnehin mit einer zwischenmenschlichen Inszenierung voller ungemütlicher Pausen, gehetzter Eskalationen und absurder Eigenarten, die Steve auf Anhieb Pirogen kochen lassen, ihn auf eine Entscheidung zum Restaurant in Chicago hinleiten (das gibt Trouble im Paradies, wieder à la „La La Land“) und Samantha auf die Knalleridee bringen, einen Wettbewerb zum Überleben ihres Tanzstudios zu veranstalten, bei dem sich zwei Teams für mehrere Stunden am Stück gegenüber stehen und solange nacheinander halbtot umfallen, bis ein Sieger gekürt werden kann. Bitte was? Falls man da nicht hinterher kommt, gibt ein Kommentator vor Ort nochmal alle wichtigen Handlungsmomente wieder, legt aber auch offensichtlich falsche Tatsachen vor oder solche, von denen er keine Ahnung haben kann. Wie z.B., dass Samantha durch Jack eine Verletzung am Bein erfahren hat, von der sie sich mitten drin laut Ansage angeblich „erholt“ und dennoch ins Finale humpelt, während Steve auf Anhieb faustdicken Streit mit Pearson sucht, Schiedsrichter wie in einer Komödie dazwischen springen und ansonsten keinerlei konstante Regel nachverfolgen. Tanzen, Tanzen, Tanzen ist hingegen das einzige, was zählt und das Mantra für haushohe Verstrahlung in einem Film, dessen irrationale Eindrücke man als absichtliche Pointen verstehen will, obwohl die Absichten billigster Erotik so transparent durchscheinen, als sei „Caligula“ höchstpersönlich in der Chorus Line vorgefahren, nur noch besengter mit dem Schnitt seiner Figurenverhältnisse umgegangen. Es ist unfassbar, mit welcher Unmenge an Montagen hier das Prinzip eines Films untergejubelt wird, dessen Realitätsverständnis rein aus Topoi und Chauvinismen ein Märchen der Bewältigung kreiert, das schlicht nicht aufhören kann (und das kann man nicht oft genug erläutern), sich in hautenger Pose zu rhythmisieren. Allein mit der Konsequenz und Drauf-Geschissen-Attitüde gegenüber filmischem Konsens fiebert man durch ein einzigartiges Vergnügen, das als Musterbeispiel für das Wort plakativ weit mehr Aufmerksamkeit verdient hätte, so aber schon irrwitzig vor sich her lebt.
So, nun haben wir wiederum erneut einen
Regisseur am Start, der seinerzeit nur für einen Spielfilm
eingesetzt wurde (Frau Freeman von „Streetwalkin'“ machte
immerhin zwei). Es geht um Douglas Cheek, der mit dem
niedrigbudgierten NYC-Horror „C.H.U.D. - Panik in Manhattan“
auf jene Urängste hinarbeitet, was wir aus der Kanalisation (vom
Kontext her in Verbindung mit radioaktiven Bedrohungen) zu befürchten
glauben und gleichsam via Genre-Signalen das Gefühl der
Ausgeschlossenheit verdichtet, das er im Zustand der Obdachlosigkeit
ansiedelt. Die Monstren dazu strecken zum Einstieg bereits ihre
Klauen hervor, packen nachts vom Gulli-Deckel aus ihre Opfer an,
wirken aber beinahe wie zahme Turtles, wenn am Morgen danach die
Trucks der Stadtreinigung vorfahren und im Licht das ganze Elend in
Ecken wie Ruinen urbaner Verarmung kauert; so still von Kamera und
Schnitt eingefangen, dass allein der Vorspann schon bitter zupackt,
ehe Reporter George Cooper (John Heard) in jener Szene helfend
weiter pflichtbewusste Nachforschungen betreibt und auf diese aufmerksam zu machen
versucht. Die Presse hat zu der Zeit allerdings einen denkbar
schlechten Stand, wenn die Stadtverwaltung die sogar uns schon
bekannten Viecher verheimlicht, dem Status Quo wegen um jedes
Durchsickern fürchtet und sich über alle Systematiken der
Aufklärung legt, dass auch die Polizei unter Captain Bosch
(Christopher Curry) bei den Nachforschungen mit halber Backe arbeitet
und Hinweise als Hirngespinste absengt. Die Anzeichen berechtigter
Paranoia verhärten sich jedoch mit kontinuierlicher Menge, auf dass
der Film selbst im äußerst gemäßigten Tempo in einen Zeitgeist
einsteigt, der nicht bloß von der verschrobenen Musik des
OMD-Mitglieds David A. Hughes her eine Atmosphäre verdeckten
Leidens aufbrodeln lässt. Anhand des Gemeindehelfers A.J. Shepherd
(Daniel Stern) wird einem also der Einstieg in die verkümmerten
Korridore der Unterschichten gewährt, mit jedem weiteren Eingang gen
Untergrund an Beklemmung wachsend, dass es natürlich umso grausiger
nachwirkt, wenn administrative Handlanger mit einfachen Schlössern jedes
Wiederauftauchen Unschuldiger von Vornherein verhindern. „C.H.U.D.“ macht einen zum
Klaustrophobiker, wendet dafür natürlich auch individuelle
Schicksale an, die an diesem Bodensatz des Lebens eingehen und
entsprechend eher nüchtern an Dialog wie Narrativ aufbereitet werden, wenn das Schlimmste eh noch bevorsteht, sich permanent ankündigt.
Die für George bekannten Gesichter unter der Erdoberfläche sind von Dreck und Ruß verschleiert, stumm in Fetzen eingedeckt und in der Gefahr der unbekannten Viecher auch unbehandelbaren Verstümmelungen erlegen, wie man sich jenen Bilder auch aus Hiroshima und Vietnam bis hin zum Ausbruch von AIDS bewusst war, was sich dieser Film nicht mal explizit auf die Agenda schreiben muss, um mit krasser Nähe zu konfrontieren. Die allgemeine Furcht vor der inneren wie äußeren Zersetzung, das Himmelfahrtskommando an Verlustängsten, wiegt dann auch bei Bosch, dessen Frau erst seit kurzem vermisst wird, er das als Captain jedoch erst spät zur Anzeige bringt, nachdem die kollektive Geheimhaltung ihren Siedepunkt zu erreichen droht, Beweise nicht mehr nur wie Zufälle erscheinen, sondern auch in den Gesichtern geschrieben stehen – ein kleines Mädchen ist da als Zeuge eigentlich schon Argument genug, obgleich sich die Menschheit ja auch bis heute nicht wesentlich von solchem überzeugen lässt. Etwas manipulativer, aber auch alles andere als melodramatisch vom Film umklammert, wiegt die Schwangerschaft von Georges Freundin Lauren (Kim Greist), die von der deutschen Fassung kurioserweise komplett ausgeklammert wurde (wie auch der Überraschungsauftritt eines gewissen Top-Typen), aber mitunter am nächsten auf Tuchfühlung mit dem Grauen kommt (inklusive geschicktem Ultrahorror mit Blick zum Duschabfluß). Wie dieses letztendlich aussieht, ist regelrechtes Albtraumfutter aus Venen, Glut und Schleim – so aber auch die Herren am obersten Hebel mit ihren blassen Tränensäcken, derer aus dem Expressionismus entlehnter Müdigkeit der blanke Schmerz der Armen umso belastender ins Auge fällt, weshalb die Korruption zu erneuter Nacht selbst bei den kleinsten Löchern Hand anlegt, diese mit Gas ausmerzen will. Apropos Expressionismus: Das extrem kontrastreiche Filmkorn, diese Sets und brutalen Ausstattungen voller Staub, Schimmel und Leichenteilen sind der Wahnsinn ungemütlichster Immersion, natürlich auch in ihren vielen Schatten wie einsamen Lichtern eine Pest, durch die man hier zudem mit den Charakteren krabbeln muss, dass man sich danach zehn Tetanusspritzen auf einmal daher wünscht. Bei der rohen Zunft bleibt man eben nicht unberührt, man schnappt zeitweise sogar energisch nach Luft und hofft selbst in den schlichten Alltagsszenarien zwischendurch, dem eingangs angesetzten Griff der Gewalt irgendwann zu entkommen, was ein auf vielerlei Ebenen subversiv verstärkter Film wie jener von Douglas Cheek nur auf den letzten Drücker zu beantworten versucht, aber durchweg dringlich ins Gewissen ruft.
Ich kenne sonst nichts von Tod
Williams, aber bei der Sichtung seines neuesten „Puls“
könnte man meinen, dass da jemand höchstens ins Fach reingerutscht
ist, eine Stephen-King-Verfilmung mit John Cusack und Samuel L.
Jackson zu führen. Beinahe jeder inszenatorischen Entscheidung
begegnet man mit solch einer Irritation, die normalerweise für
Untiefen des B-Movies aufgehoben wird, dementsprechend vage lässt
sich der Weg der gesamten Produktion zurückverfolgen, wer denn nun
drei Jahre nach Drehschluss für jene Fertigstellung zuständig war,
die bemerkenswert unfertige Spezialeffekte sowie das mehr oder
weniger freiwillige Stimmungsbild an Genre-Dissonanzen ins
Kino/Heimkino beorderte. Nun haben wir jedenfalls die technophobe
US-Apokalypse vor uns und die große Sause der Unbeholfenheit
eingeladen, bei der sich der Aberwitz an ineffizientem
Spannungsaufbau zum Pointenmeister schlechthin entwickelt, teilweise bewusst (?) hypersplattrig gegen Bäume knallt und amüsiert. Selten
wird man sich so oft in die Rolle des Regisseurs versetzen wollen, um
zu überlegen, aus welcher Perspektive da etwas Schauriges geschöpft
werden sollte, wenn die chargierenden Tobsuchtsanfälle und Visagen
der Smombies weniger an irgendwelchen Urängsten rütteln, als am
Zwerchfell dramaturgischer Signale, die Cusacks
Graphic-Novel-Scheidungsdad Clay Riddell aus dem Minimum an
Charakterisierung inmitten des drübberen Todesrausch werfen, der
Lloyd Kaufman als Maskottchen führt. Bloß nicht vergessen, sofort
die (so Direct-to-DVD-typische) Mütze aufzusetzen, ist da seine erste Devise zum Überleben, mit
der er sich vor einem Kanon an Eskalationen rettet, in durchweg
beengter Optik Richtung Tom McCourt (Jackson) flüchtet, mit dem er
von der U-Bahn aus weiter in alle Stationen des
Dystopien-Survivalmodus zieht, wie aus der Hüfte geschossen zig
konstant schlüssige Theorien austauscht. Das passiert so
selbstverständlich, wie die Motivationen ohnehin durchweg zwischen
den Zeilen stecken bleiben, Gefühle eher passiv ansprechbar sind und
Spannungsmomente sowieso, wenn sich ein Anhängsel wie DJ Liquid
miteinkackt. Über weitere Zwischenstopps gesellt sich aber noch
Nachbarin Alice (Isabelle Fuhrman) dazu und ist ebenso fassungslos
über die Methoden der Menschenmonster-Kommunikation, die sich per
hanebüchenem Handy-Terror entdynamisiert und binnen karger Kulissen
zudem noch bleierner schäumt.
Das kommt so wundersam verstrahlt,
dass es nach endlosen Wanderschaften sowie Totalen durchs Herbstlaub
erst recht begeistert, wenn Cusack und Jackson das Trololo-Meme
anschalten, CGI-Benzin über schlafende Phoner verteilen und
diese gleichsam still überfahren, als könne man keinen
absurderen Witz konstruieren, obgleich im Nachhinein dennoch
Verlustschmerzen à la „28 Days Later“ behauptet werden.
Da liegt der Film so schön daneben, wie er auch in der kurz
darauffolgenden Barszene einfach so hardcore gelackte Rentner zur
Endzeit-Verkumpelung einlegt, zum Saufen, Tanzen und Bewundern
ausgestopfter Tierschädel ansetzt, wenn Clay daran festhält, seinen
Sohn wiederzusehen, gleichsam Alpträume durchlebt, in denen einer
seiner Comic-Kreationen Terror pur verbreitet. Und wie der Zufall so
will, träumen alle anderen auch vom Freddy-Krueger-Äquivalent, der
im paranoiden Jargon der Überlebenskünstler bald als Präsident
des Internets gehandelt wird. Was für ein Vergnügen, wie sich
die Fronten des Films durchweg selbst an Plattitüden zu unterbieten
versuchen und ihn zwangsläufig charmanter erscheinen lassen, so wie
ihm der Ernst auf der Stirn eingeritzt bleibt, klobige Jumpscares im
audiovisuellen Fegefeuer grölen und zum Finale hin ein ungelenker
Knalleffekt nach dem anderen grandios im Wirbelwind der
Funkmast-Tristesse verflacht. Trotzdem lebt „Puls“ nicht
bloß anhand der Schadenfreude auf, schließlich sind seine
Eigenarten innerhalb jener irrationalen Regie ein Segen, der sich so
konfus wie ein Traum entfaltet, gerade da trotz käsiger Moral
menschlich ankommt und zwischenzeitlich Bilder der Verletzlichkeit
beherbergt, die höchstens von der gehetzten Laufzeit, nicht aber von
den Kleinigkeiten des Ensembles gehemmt werden. Cusacks verhalten
neurotische, aber seltsam unbestrittene Kompetenz hält da selbst
mickrige Stern- und Schneeeffekte durch, Jacksons
Veteranen-No-Nonsens haut sich teilweise spontan selbst in die Pfanne
und ein Arsenal an Geschichten der Zwischenmenschlichkeit
lässt sich zudem an Frau Fuhrman erahnen, bis allesamt voller
Zweifel um den Wasserfall herum wandern, vor dem sie zuvor noch fiese
Verfolger abknallten und sich unter Kanus versteckten. Nicht zu
wissen, was man macht und es gleichzeitig doch wissen – das steckt
von vorne bis hinten im Film drin und plustert sich so aufgeregt in
seinen Schwächen auf, dass es so oder so durchweg fesselt und die
Grenzen unfreiwilligen Humors verschwimmen, ganz gleich, wie Stephen Kings Stoff nun gegen die Wand gefahren wurde oder eben noch in kauzigen Details verzaubert. Mütze ab!