Sonntag, 26. März 2017

Tipps vom 20.03. - 26.03.2017


Liebr Lesee,

erinnert ihr euch noch an das Intro von letzter Woche? Tja, im Grunde habe ich die dort erwähnte Herangehensweise ans Texten nun tatsächlich so weit wie möglich umgesetzt und jeden Film mit maximal 350 Wörtern an Besprechung beehrt. Ich möchte aber trotzdem mal meinen, dass euch Lesern da letzten Endes nicht viel an Lesestoff fehlen wird, denn das Programm beläuft sich tatsächlich auf 15 ausführlich mit Meinungen ausgestattete Titel! In dem Fall ist es also unter Umständen noch ganz angenehm, so kompakt in die Empfehlungen schielen zu können, auch wenn ich bei längerem Freiraum Richtung WochenENDE sicherlich noch detaillierteren Stoff hätte liefern können. Zum einen gab es allerdings diese problematische Umstellung auf die Sommerzeit, zum anderen war ich bis Samstag Abend noch mit einem Workload am Schnittpult beschäftigt, der zurecht nicht auf sich warten lassen konnte. Dennoch hielt sich die Ambition des Wittes binnen der Woche wacker, denn was sonst wäre so spontan und gemeingefährlich zu bewerkstelligen wie der Plan, einen 24-Stunden-Marathon von Mittwoch auf Donnerstag im Eigenheim zu veranstalten? Ganz recht, die Mammutmenge an Sichtungen, die hier nun per Schreibkraft reflektiert wird, entstammt jener Herausforderung hinsichtlich Schlafentzug, Auffassungsgabe und Durchhaltevermögen – und ich kann stolz sein, zu verkünden, dass es eigentlich recht gut geklappt hat; auch dank Kaffee, Cola, Fleisch, Pizza und moralischen Support meiner Freunde und Bewunderer, hihi. Gut, einen Film habe ich mit nur einem Satz bedacht, aber der Rest sollte nicht ohne seine verdiente Erwähnung wie Eindrucksschilderung auskommen – so ist es dann auch geschehen! Ich weiß jedenfalls nicht, ob ich demnächst noch solche Großprojekte aufziehe, da nach dem Zehnerpack der letzten Ausgabe auch mal Schluss sein muss, sich so zu verausgaben. Echt mal, ich habe schon Muskelkater in den allmählichen lahmgewordenen Pfoten, aber: Selbst Schuld, ne? Von daher möchte ich (mich) nicht länger aufhalten und auch diesen Text bei unter 350 Wörtern belassen – ein Hinweis noch: Der erste Film war außerhalb der Aktion auf der Mattscheibe, danach kommt aber das zentrale Pensum meiner cineastischen Völlerei zu Wort. Auf auf!




Was beim Bruceploiter „Der größte Schlag der Todeskralle“ jetzt inhaltlich von Belangen sein sollte, war mir nach der Sichtung längst entfallen und sollte im Kontext des Films auch nicht wirklich verinnerlicht werden. Hauptsächlich ging es um krumme Geschäfte, um Heroin/Koks und die Frage, warum Bruce Lee (Bruce Li, auch mit einem Plakat von „Abschied von der Todeskralle“ vertreten) vor Ort ist, um den Superboss Paul (Paul L. Smith) der Rache wegen zu ruinieren. Das war alles so basisch ausgehöhlt und mit redundanter Kolportage im Dialog ausgestattet, dass alsbald wiederum klar wurde, wo es im taiwanesischen Martial-Arts-Kintopp hinzuschauen gilt. Regisseur Jimmy Shaw hat zum einen nen Mordsständer fürs Panoramaformat und zum anderen das Realitätsverständnis eines Kindes. Wie Spielzeug dürfen hier alle ausgerechnet im kernigen Klima der Kriminalität durch die Luft springen, sich zu Gruppen oder am Lenkrad in Containern verstecken, eben von dort aus für den Effekt herausjumpen sowie eine Motorrad-Stuntshow umsetzen, die in ihrer Menge höchstens von derer an Zooms unterminiert wird. Geistloses Dahinschludern kann man jenem Ensemble des Eskapismus allerdings nicht vorwerfen, schließlich inszeniert sich stets eine Ehrfurcht fürs Gewicht durch, die im Blick zu besagten Containern einen bannenden Monolithen erspäht, ohnehin mit Antagonist Smith ein Bud-Spencer-Imitat auffährt, das sowohl sein Vorbild emuliert als auch einem Kaiju ähnlich die Gesetze der Physik aushebelt. Zuvor rückt Shaw aber noch eine zierliche Pflanze in die Mitte des Bildes, während links und rechts die Konversation zum Konflikt betrieben wird. Letzterer wird allgemein äußerst hinausgezögert, vor allem binnen der Anfangsphase mit ellenlangen Kampfsport-Demonstrationen gefüttert, ehe ein erneuter Nachtclubbesuch mit asynchron funkenden Soul-Men von statten geht. Solch ein Mindestmaß an Unterhaltungswerten macht einen hingegen bei der Gegend voll gedimmt keimiger Sporthallen, Banner und trister Wohnungseinrichtungen locker, färbt auf das Figurenensemble und deren spekulative Handlungen ab. Schließlich kann es irgendwann niemand mehr aushalten, Mentos mit Cola Light zu mischen, sprich seine Energien zu verschütten (obgleich Lee-Mithelferin Angela Mao von Anfang an überdreht) und auf schnellstem Wege Pappkameraden wie -häuser einzureisen. „Zazie“ wäre stolz und ich noch froher, wenn jener Klimax auf Spielfilmlänge konzentriert wäre.




Wie lassen sich 24 Stunden an Filmen fröhlicher anfangen, als mit einem Fest der Gigabrüste via Russ Meyer? Auf Geheiß der „Megavixens“ gilt es also, die Enthemmung zu fördern, insbesondere im Amerika zu Beginn der 70er Jahre Freigeistig- oder Feistigkeit zu markieren, wozu sich natürlich auch die üblen Wurzeln menschlicher Schöpfung anmelden, ehe man die Ernte an Hasch und Haut einfährt. Im höchsten Maße konfliktgeil steuert da Sheriff Harry (Charles Napier) der wüsten Wüste entgegen, mit permanent rotem Schädel und Grinsen auf Korruption eingestellt, Fremdenhass und Leibesvisitation im satirischen Wahn des Hardboiled-Kollers zu verknüpfen, während der Geist der Nation in Gestalt draller Nacktheit (Uschi Digard) an Schrecken staunt oder die Subversion per Frivolität montiert. Die harten Typen kriegen indirekt ihr Fett weg, werden vom Groove der Lust wie jeder andere auch auf die Triebe hin ausgepellt, weshalb das von Harry umschwärmte Pendel zwischen Cherry (Linda Ashton) und Raquel (Larissa Ely) nicht ausbleibt, im Endeffekt aber ohne ihn zur Beglückung auf Augenhöhe gelangen kann. Voraussetzung dafür ist sein Buckeln vor dem bettlägrigen Mr. Franklin (Frank Bolger), einem Verbrecherguru mit ebenbürtiger Promiskuität, der die Invasoren an Mexikanern und Indianern loswerden will, damit der gemeinsame Schmuggel von Marihuana verhüllt bleibt. Die Vergänglichkeit solch böswilliger Widersprüche hallt bis heute nach, passend dazu wird das kriminelle Element Droge von Meyer wie gehabt eher als ironischer Aufhänger an Moral verwendet, um die Exploitation daran ballen zu lassen. Da hat sich seit den „Satansweibern von Tittfield“ nichts geändert, höchstens eine Erhöhung der Dosis Delirium, inwiefern der Rahmen der Reportage mit seiner Ära spielt, am Narrativ vorbei frohlockt, Sprachen mischt und anhand der Frauenflowerpower ohnehin jedes Ei weichkocht. Das Macho-Kompendium kommt dennoch wie aus der Kanone geschossen, weil das Leben ohne nur halb so aufregend wäre – mit dem Herzblut bei der Sache zu sein, heißt auch, dass es herauszuballern geht und da spart der Film kein Räudentum aus, um manch zynische Schnauze tönen zu lassen. Doch wenn deren Dödel frei durch die Prärie schwingt und die Fantasie vom Nippelnuckeln aus dem Sand buddelt, zeugt das Gegeneinander beinahe schon von utopischer Harmonie.




Dreht man daraufhin am Schwarzweiß-„Color Wheel“ Alex Ross Perrys, hat sich in Sachen Enthemmung wiederum gar wenig bewegt – und das mit über 40 Jahren Fortschritt im land of the free. Perry zeichnet seine Generation und folgerichtig sich selbst binnen einer der Hauptrollen für die Ironisierung einer emotionalen Distanz zugänglich, der es an kollektiver Beziehungsunfähigkeit krankt, eine Vielfalt der Degradierung in der Bekenntnis zueinander vor sich hin murmelt. In dem Fall ist es natürlich auch Familiensache sowie an einem Roadtrip exemplifiziert, der den Griswolds ähnlich auf die Dynamik des Dysfunktionellen angewiesen ist, um der Ungerechtigkeit des Seins entgegenzutreten. Lässt sich daran etwas ausrichten, wenn die Katharsis in beiden Varianten letztendlich zur temporär befriedigenden Verstörung sozialer Norm führt? Bei Perry äußert sie sich noch selbstbewusster als Anarcho-Geistesblitz aus Verzweiflung, innerhalb der College-Geschwister Colin (Perry) und JR (Carlen Altman, auch Ko-Autorin) auf einem Pfad des Meh-to-the-Future, bei welchem der Zerfall der Sicherheit durchweg eine inzestuöse Anziehungskraft/-neckerei verströmt. Perry macht eine Pointe der Eitelkeit draus, als dass er der Empathie darin nachspürt, aber sei's drum – diese Figuren sind bewusst eher anstrengend in ihrer Fassung, auf einen Geräuschpegel der Konfrontation eingestellt, der sich im Vornherein mit der Drahtbürste abtrocknet. Selbst die garantierte Sympathie in der Zerstreuung religiöser Dogmen binnen der Unterkunft im Christenhotel wirkt bei den beiden ganz gemein, so wie Colin den Anlass mit Kotze eindeckt, JR den Sex anderer nebenan der Soundkulisse wegen persifliert. Ist dann nur recht, wenn die Reise dahin führen soll, ihre letzten Sachen aus der Wohnung des Ex abzuholen, der von jener Frau schon nichts mehr wissen will. Beinahe schon selbstverständlich addiert sich dazu der Umstand, dass es sich dabei um ihren Uni-Professor handelt, so wie sich der Intellekt ebenso in Perrys Nachfolgewerken als potenzielle Komplementärfarbe des Zynismus addiert. In der Mumblecore-Attitüde aller schwingen trotzdem zig brillante Dialoge mit, denen man bei aller Ballung und Natürlichkeit stets nur zu wenig Anerkennung zu schenken vermag – beim latenten Rassismus Colins wundert es aber kaum, dass man ihm Wein in die Hemdtasche schüttet; dass die im Verlauf spontane Erotik eher als Impuls des Selbsthass wirkt.




Blickt man noch weiter zurück, liegen die Wurzeln dafür auch in Filmen wie „Gangster in Key Largo“ bereit, jenem Spannungsstück John Hustons, das in der Nachlese des Zweiten Weltkriegs zur bestehenden Amoral der menschlichen Natur Stellung nahm, ohne den reinen Antagonismus daran festzustellen. Die Gefahr ist dennoch ein ständiger Begleiter für Major Frank McCloud (Humphrey Bogart), selbst wenn er das Hotel seines alten Freundes James Temple (Lionel Barrymore, „Ist das Leben nicht schön?“) binnen der Key-Largo-Insel gen Florida besucht; zwar die Risiken eines wiederkehrenden Hurrikans in Kauf nehmen kann, aber nur bedingt die Belagerung durch skrupellose Verbrecher unter Führung der berüchtigten Milieugröße Johnny Rocco (Edward G. Robinson). Der und seine Schergen sind zwar selbst nur Überbleibsel einer vergangenen Ära, doch weiterhin Urheber eines langsam anpirschenden Terrors, der dabei zwangsläufig Zyklen der Selbstzerstörung eingeht und willens ist, alle mit sich herunterzuziehen. Die klassischen Signale der Edelmut können da nur wie bestellt und nicht abgeholt dreinschauen, doch sie spielen ihre Fassungslosigkeit zunehmend als Verhandlungsbasis aus, so wie sich die Gleichung von Gut und Böse scheinbar immer mehr von externen Faktoren abhängig macht. Bogarts Positionierung im Kammerspiel der Bedrohung mahnt nicht von ungefähr an den „Versteinerten Wald“, wenn die Natur ebenso Boten vorausschickt, Traumata und Schuld an/wegzuschwemmen, die sich seitdem als verstärkte Faktoren binnen Realität wie Leinwand kristallisiert haben, von der Größe vergangener Zeiten sprechen und trotzdem nur eine Hinterlassenschaft der Schmerzen nachweisen können. Eine neue Generation via Temple-Tochter Nora (Lauren Bacall), Migranten und Ureinwohnern versucht die Knüpfung eines Neuanfangs, begegnet jedoch verschlossenen Türen, Gesetzeshütern trivialer Auffassungsgabe, eben einer Machtlosigkeit gegenüber dem Status von Geld und Waffe, vor dem alle auf einmal kuschen müssen und Huston umso dringlicher die Klaustrophobie einer Gefangenschaft zeichnet – vor allem, wenn sie keiner Partei die Flucht einheimsen kann. Alle stehen unter Zugzwang, auch sich selbst gegenüber in einem Set, das sogar die natürlichste Oase an versprochenem Frieden nur als Konstruktion gepachtet hat, auf den Schreckmoment genau von Blitzen, Sturmregen, Nacht und Nebel umringt wird. Der Sog daran ist allerdings durchweg echt geblieben, quasi als Zerreißprobe gegen alle Zerreißproben.




Komisch ist, dass ich bei Hong Sang-soo selten Überraschungen, sprich eine Abwandlung seiner Stilistik erwarte, so wie mir seine Markenzeichen und Themengebiete inzwischen ans Herz gewachsen sind; gleichsam auf eine Vielfalt der Liebenswürdigkeiten sowie des Humors hoffe, wie es einen z.B. bei „Right Now, Wrong Then“ erwischte. Viellicht liegt es auch nur daran, dass ich in der Woche schon „Haewon und die Männer“ von ihm gesichtet hatte, auf jeden Fall war ich kurz darauf nicht allzu gebannt von „Ha Ha Ha – Das Leben ist ein Witz“ eingenommen, der sich in knapp zwei Stunden Laufzeit (ungewöhnlich lang für den Mann) erneut darauf berief, wie variabel die Funktion des Geschichtenerzählens auf dessen Protagonisten abfärbt, wie sich deren Erfahrungen kreuzen und die Balance des jeweiligen Herzens in eine Falle der Sehnsucht schleusen, wenn sich auch jedermann irgendwann im Zweierprofil zwischen reihenweise Soju-Flaschen wiederfindet. Interessant bleibt, wie allumfassend die Bindung zu Traditionen, inner- wie außerfamiliären Beziehungen auf die Gezeiten geprägt wird, allen voran im männlichen Spektrum auf die Untragbarkeit jener etablierter Ideale (auch jene der Künste) hinsteuert und die Gnade darin findet, dass kein Mensch unfehlbar mit beiden Beinen im Leben stehen kann. Verehrter Hong, das ging trotzdem schon mal effizienter durch deine Hand in den Verstand, im Grunde auch ohne diesen Hang zur Romantisierung, den du dir normalerweise für Traumsequenzen aufhebst und jene umso stärker wirken lässt, wenn man sie genauso gut untrennbar mit dem sonstigen Geschehen der Leinwand, sprich dem Wunschwesen der Charaktere verstehen kann. Ich gebe zu, das ist alles noch fernab von „Alles-ist-verbunden“-Allgemeinplätzen, die sich seit „Traffic“ ins Weltkino eingenistet haben und inzwischen furchtbar verkitscht daherkommen – aber im Grunde lässt sich jede Formel eventuell überholen, auch wenn die Details darin weiterhin voll wahrhaftig Bittersüßen aufs Glück (zu zweit) hoffen. Die Pillensucht gegen die Depression ringt hier ums Lachen, das Lachen neben Wohnung und Job um die Gunst einer unnahbar temperamentvollen Schönheit von nebenan, jene Frau um eine Würde nach Format des Admirals Yi Sun-sin. Bei den Konstellationen im Zeitgeist-Querschnitt kann ja nur mehrmals geweint werden – oder man säuft sich Mut an.




Ob sich etwas Schönes aus Propaganda schöpfen lässt, wollte ich mit der nötigen Vorsicht erneut feststellen, als es darum ging, den allerersten Anime in Spielfilmlänge, „Momotarô: Umi no shinpei“, zu sichten. Könnte man den Film von Mitsuyo Seo auf seine historische Kunstfertigkeit reduzieren, wäre man bei einem verspielten Traumtänzeln zugange, das der Bewältigung der Furcht eine Einigkeit voll malerischer Grenzenlosigkeit verinnerlichen konnte. Der Surrealismus binnen der Glorifizierung und Verharmlosung des Kriegstreibens anno 1945 ist jedoch nicht bloß eine trügerische Angelegenheit voller Widersprüche zwischen Kunst und Funktion, sondern angesichts der Konsequenzen im Nachhinein auch eine voller Tragik und Fahrlässigkeit, wie überzogen sich die Überzeugung hier selbst besingt und nur schwer vorstellen wollte, dass ein verhängnisvolles Ende dessen möglich war. Anhand einer anthropomorphen Tierwelt, die trotzdem von einigen menschlichen Würdenträgern und Witzfiguren an Alliierten bevölkert ist, zeichnet man den Ruhm der japanischen Fliegerstaffel vor, die in ihrer Heimat ein hohes, nationalistisch-jingoistisches Ansehen bekleidet, stolz und demütig zugleich vor Tälern, Feldern und der Sonne steht; sicher stellt, dass Tapferkeit und innere Führung selbst bei kleineren wie größeren Krisen den Tag retten können. In jener Anfangsphase äußert sich die Ideologie vielleicht noch weniger bestimmt als filigrane Sage der Gemeinschaft, verlässt sich ohnehin mehr auf eine Erzählung ohne Dialoge, zu welcher sich eine aus den Kinderschuhen entwachsene Faszination zur Lebendigkeit via Animation erahnen lässt. Einige frühe Tricks mit der Ebenenschärfe sowie die Behutsamkeit zur Atmosphäre/Verknüpfung mit der Natur kommen ebenso als Herzenssache an, doch spätestens sobald der martialische Schaffensdrang auf pazifischen Inseln die Stimmung einnimmt, ist jede Unschuld ausradiert bzw. zweckentfremdet. Die Überlegenheit des Waffenapparates ist hier als Bildungsauftrag und Futterfest im Musicalformat aufgelöst, dramaturgisch erst recht auf ein selbstgenügsames Nichts reduziert, das seine niedlichen Fabelwesen auf Slapstick eicht, ehe die Zeichen der Zerstörung im Gewissen ankommen sollen. Von der Gegnerseite her sieht man zwar stille Nachspiele, jedoch solche ohne Opfer, bis dann schließlich der Rückschlag in reißerischen Kontrasten (inkl. On-Screen-Bodycount) stattfindet - gefolgt von einer US-Kapitulation, die in ihrer Lächerlichkeit nicht mal einen Stereotyp, nur die Schwäche des Gegenübers feststellen will. Bei allen Tiervergleichen eine unmenschliche und fatale Naivität.




Einen gewissen moralischen Kompass muss man in Sachen Film ja vertreten können, bei „Draculas Hexenjagd“ wird allerdings mit zweierlei Maß gemessen, bis letzten Endes doch die mittelschwer konservativste Lösung in die gotische Phantastik einkehrt. Die Hammer-Studios waren sich bei Einzug der 70er Jahre nicht sicher, ob ihr dazumal schon klassischer Horror noch eine Chance in der internationalen Eskalation an Schauwerten haben könne, von daher sollte die Rekrutierung der Playmate-Sisters Madeleine und Mary Collinson einen Sexappeal signalisieren, der sich gleichsam vor keiner Blutschröpfung scheuen würde. So ganz der Exploitation anvertrauen wollte man sich dann doch nicht, im Gegenteil: Anhand von Hexenjäger Gustav Weil (Peter Cushing) hegt der Film sogar ambivalente Gefühle, ob der Prozess der Hexenverbrennung nicht sogar seine Berechtigung hatte, indem er dem Aberglauben insofern Recht gibt, dass die Frauen unter der Obhut des vom Satan angebissenen Graf Karnstein (Damien Thomas) - inkl. rassistisch stilisiertem Sidekick Joachim (Roy Stewart) - absolut zu vernichten seien. Der erzkatholische wet dream wird insofern noch hinterfragt, dass Cembalo-Lehrer Anton Hoffer (David Warbeck) die reaktionäre Willkür von Weil eines Besseren belehrt; als Sprachrohr des Zuschauers ohnehin zu Protokoll gibt, wie unbeliebt die Truppe der Rächer im Dorf ankommt. Doch selbst wenn man die Abneigung gegen den Mob projiziert bekommen soll: Ein Cushing wird bei Hammer nie zum totalen Ekel, parallel dazu züchtigt man dann auch der Würde halber die Ausgabe an nacktem Fleisch auf zurückhaltende Dekolletés und Satansriten, ehe ein magic moment vonseiten der Collinsons im dritten Akt ausgepackt wird. Less is more am Arsch. Weil ich aber nicht bloß als notgeil verbleiben will, möchte ich die durchweg stringende Immersion in jene tristbigotte Dorffolklore loben, die unseren (eher funktionell spielenden) Zwillingen Frieda und Maria nur bedingt zusagt, ehe Frieda nachts das Weite sucht und bei besagtem Agent Provokateur mit Kaiserschein Karnstein als williges Beißergirl vorstellig wird. Maria kann diese Aktionen nicht allzu lange decken, vom Misstrauen aus gibt’s bald Tote und einen Story-Konsens, wie man ihn seiner drakonischen Spitzen wegen ausschließlich in der Menge an Spezialeffekten messen soll. Also nichts gegen Routine, aber bei den Mädels ist die hiesige Verzögerungstaktik eine offensichtlich verklemmte Ausrede.




Ich genieße das Glück, in eine echte Diktatur hineingeboren zu sein, doch noch froher bin ich, seinerzeit kaum etwas davon mitbekommen zu haben. Ein weiteres Zeugnis von der erschlagenden Tristesse der DDR habe ich mir wiederum via „Heute abend und morgen früh“ zu Gemüte geführt und obwohl das Ganze unter einer Stunde Laufzeit verbleibt, ist dessen Querschnitt vom Alltag ein Hilfeschrei sondergleichen. Regisseur Dietmar Hochmuth hatte in seinem späteren Werk nicht grundlos Kritik am Prozess des regimefreundlichen Filmemachens genommen, in dieser seiner Abschlussarbeit entwickelt man jedoch schon einen paranoiden Krampf, wie viel Zufriedenheit der vermeintlich attraktiven Lebensqualität entgegengebracht wird. Die Idealisierung bietet für die namenlose Stomatologin (Christine Schorn) binnen Ost-Berlin eben ein Kessel Buntes in Schwarz-Weiß; Backstein-Bruchbruden, die Kino, Kunst, Welthandel und ein Bündel an frohen wie kuriosen Bekanntschaften bereithalten, ehe der Tag voller Versöhnlichkeit für die jungen Leute im Reihenhaus endet/anfängt, um das Kind für die Schule bereit zu machen, mit dem Gatten (Rolf Hoppe) in aller Kleine-Leute-Gemütlichkeit zu legieren. Wie so oft im Kino der DDR mangelt es dem Image wegen an genuinem Konfliktpotenzial, doch der Anspruch einer Wahrhaftigkeit binnen der Gestaltung wäre noch weit perfider, würde Hochmuth nicht seine mehr oder weniger subversiven Signale des Dissens austrahlen. Da wäre zum einen der Soundtrack Günther Fischers, der genauso gut dem Abspann eines Lucio-Fulci-Films entstammen könnte; passend dazu eine verfolgende Steadicam, um welche man keine Absperrung oder Statistenanweisung bemüht hat, weshalb jeder zweite Fußgänger in die Linse schaut, teilweise Massen an Schaulustigen um eine Szene versammelt. Umso verstörender lässt sich das mit der lockeren Haltung der Protagonistin vereinbaren, die Flirts von vorbeifahrenden Sowjetkarren empfängt, nachsynchronisierten Small Talk am Bahnhofskiosk betreibt und auch nur wenig Bedenken bekundet, wenn der Kommissar im Alleingang bei der Kundenschlange im Tante-Emma-Laden um eine vermisste Person nachfragt. Diese Episoden versprechen eine Verbundenheit des Miteinanders, den man im Sozialstaat eben nur oberflächlich empfangen konnte, zeigen mit der Kamera aber auch auf Polizisten nahe einer Kirche, von denen ich sofort überzeugt war, dass sie gleich jemanden erschießen würden. Unser von oben zuschauendes Ehepaar begnügt sich stattdessen mit dem Frühstück, der gewitzten Moderne inklusive zerdeppertem Gartenzwerg.




Im Kino Hongkongs vor 1997 waren die wildesten Genre-Verknüpfungen vertreten, um sich die Schauwerte des Westens via der eigenen Filmindustrie ab Shaw Brothers und Co. derart eigen zu machen, dass man heute noch dumm aus der Wäsche schaut, wenn man deren Variante einer Actionkomödie wie „The Last Blood“ zu Gesicht bekommt. Tempo und Ressourcenaufgebot hatte ich ja schon hinsichtlich Tsui Hark des Öfteren hervorgehoben, womöglich aber noch nicht das Wechselbad an Stimmungen, das mit den meist überbordenden Plots einhergeht – Autorenfilmer Jing Wong demonstriert hier insofern eine Melange aus Heroic-Bloodshed-Intrigen, Verfolgungsjagden und Bleientscheidungen in Sekundenbruchteilen, turbulenter Buddy-Comedy und spontanen Religions-/Weltpolitik-/Extremismus-Überhöhungen, wie sie nur zu gerne zwischen blutigem Terror-Knalleffekt und spritziger Gesellschaftsverballhornung pendelt. Den Startschuss dafür gibt der Bösewicht (Ho Chin) via der Roten Armee Japans ab, welcher mit einer Manie um sich reißt, die alsbald den Daka Lama als nächste Zielscheibe auserwählt. Kommissar Lui Tai (Alan Tam) hält jedoch clever und smart per trockenem Brillengestell dagegen und führt einen Straight-Man-Kontrast gegenüber allen Verrücktheiten zur Blüte, während endlos viele Kugeln und Körper um ihn und Partner Stone (Ka-Yan Leung, hier als schwangerschaftsfokussierter Vater von sieben Mädels) herum fliegen, an jeder öffentlichen Biegung eine explosive Wende nach der anderen reihen. Diese ortsansässigen „Tango and Cash“ werden auch damit beauftragt, den Lama zu beschützen, doch die Mörder stehen schon auf der Rolltreppe und treffen ebenso die mit seinem Schicksal verbundene Freundin von Kleinspurganove Bee (Andy Lau), weshalb nun beide als Träger der seltensten Blutgruppe überhaupt auf einen Spender angewiesen sind (weil alle anderen vorzeitig abgemurkst wurden): Fatty (Eric Tsang), seines Titels gemäß ein pummeliger Schwerenöter, der fortan stets auf der Flucht vor Cops und Gangstern in jedes noch so kuriose Actionszenario stolpert, bis ein dramatisches Massaker unter Unschuldigen nicht bloß einige Western-Topoi inklusive falscher Fluppe auffrischt, sondern auch die Krankenhausvisite von „Hard-Boiled“ vorwegnimmt, ohnehin als Krachklamaukvariante von „Lethal Warrior“ verstanden werden kann. Pyrotechnisch und vehikelschrottend ist man hier also auf Eskalationskurs eingestellt, im Dialog umso hysterischer am Bashen, wovon auch die weisesten Religionsoberhäupter nicht verschont bleiben – nur die Spitze des Eisbergs binnen der Übersteuerung des drollig zerfetzenden HK-Kochkessels.




Robert Altman, das ist jemand, den ich bisher am ehesten mit seinem „Popeye“ in Verbindung bringen konnte – das darauf erfolgte „Komm' zurück, Jimmy Dean“ hat nun jedoch die besseren Chancen, einen Status als Qualitätswerk auf Lebenszeit inne zu haben. Jene Erkenntnis verschleiert natürlich nicht, wie ähnlich sich die Arbeiten manchmal sind, mit dem jeweils an Lebhaftigkeit aufgestockten Ensemble durch frei formbare Kulissen schlendern, kreuz und quer kommunizieren, dass es Ambition wie Konstruktion daran locker/minimalistisch macht, neben musikalischem Esprit und interpersonellen Eigenarten aus jahrzehntelanger Bindung schließlich ein Wiedersehen mit den Geistern der Familie als Konfrontation der Herzen aufbietet. Das beinahe ausschließlich auf Frauen konzentrierte Kammerspiel um den einigenden Kult der Legende James Dean verabredet sich zudem zu einer Abrechnung, was die Haltbarkeit einer Nostalgie angeht, die an der eigenen Vergänglichkeit vorbei argumentiert, Schmerz als 50's-Americana dekoriert. Das Arsenal an zuckersüßen Erinnerungen sucht sein Spiegelbild in der konstanten Auf- und Abblende zur Theke des Kiosk Juanitas (Sudie Bond), einer streng gläubigen Christin unter Provinzmädels mit dem Banner der „Disciples of James Dean“ im Jubiläumstaumel. Das reiterierte Aufleben im mehr oder weniger verklärten Ableben jener Ikone stellt dann auch die persönlichen Bezüge an Existenzen vor, die sich und ihre Vergangenheit bis aufs Weitere daran definieren, allen voran Mona (Sandy Dennis), die seit jeher von ihrer Liebesnacht mit dem Hollywoodhünen überzeugt ist und den gemeinsamen Sohn nach ihm getauft hat. Dass man diesen nie sieht, ihm aber ständig nachgerufen wird, erzählt schon reichlich von der verkopften Kuppel des bannenden Traumas aller, das in seiner Stille ringsum mehrmals die Jukebox anschmeißt, die ehemalige Unbekümmertheit als Grabrede zur Brust nimmt und in derer Reanimation umso verzweifelter zum Gift der Ideale greift, wenn der eigentliche Charakter der Vergangenheit das mental image verzerrt. Cher, Kathy Bates und Marta Heflin sind da ebenso an der Anpassung gegenüber Joanne (Karen Black) beteiligt, während Altman die Wechselwirkung der Wachstumsschmerzen vom ehemaligen Bühnenformat weg in der individuellen Psyche/Trivialität/Wut zu Gewohnheit und Vorurteil verinnerlicht, sich vielleicht auf vielerlei Geständnisse in Folge stützt, aber durchweg die Natürlichkeit im Clinch mit der Wahrheit im Einzelnen und Gemeinsamen für sich wirken lässt.




Der schwedische Regisseur Hasse Ekman war seinerzeit zwar eng mit Ingmar Bergman verbandelt, aber nur bedingt auf dessen Stufe angesehen, was man sich beim „Mädchen mit den Hyazinthen“ zumindest soweit denken kann, dass er via Genre auf die Spurensuche vom Leben verunglückter Seelen ging. Er gibt sich vielleicht auch etwas ungeschickt darin, schon zu Beginn den expliziten Hinweis zu hinterlassen, dass es um die Liebe von Frau zu Frau geht, weshalb insbesondere der Schluss in seiner Redundanz abfällt, dennoch nicht die Brisanz unterminiert, mit der sich bis heute noch nicht jeder auseinanderzusetzen vermag (gilt übrigens auch für „Jimmy Dean“). Im Zentrum dessen steht die junge Dagmar Brink (Eva Henning), deren jüngster Lebensweg nach dem narrativen Formate „Citizen Kanes“ aufgelöst wird, allerdings weitaus finsterer den Strudel der Einsamkeit rekonstruiert, der sie schließlich zum Selbstmord zwang. Und mit finster mein ich das auch so, wie sich die Kulissen in Schwarz und Regen verschließen, ausgeleerte Flaschen im Übermaß an Verdrängung stehen lassen, sich den bisher unbekannten Nachbarn anvertrauen, um via Schlaftablette ins Land der Träume geleitet werden zu können. Anders (Ulf Palme) und Britt Wikner (Birgit Tengroth) ersuchen nämlich die Gründe der an sie gerichteten Erbschaft nach dem Ableben Dagmars, finden sich fortan in einer Gesellschaft an emotional bis materiell gescheiterten Existenzen wieder, die stets andere Erwartungen an Dagmar hegte, welche sie (auch aus Bescheidenheit) entweder nicht durchscheinen lassen konnte oder gar zu Missbrauch wie Vernachlässigung ihrer Person führte. Die gedämpfte Stilisierung jener Prozesse schürt wie in „Key Largo“ einen belasteten Menschenschlag nach Ende des Zweiten Weltkriegs zusammen; der Zukunft und Gnade zur unerfüllten Sehnsucht des Einzelnen ungewiss, wobei alle Entsagungen und Enttäuschungen hier auch eine Schönheit im Leiden, eine Kunst des Verlorenen erwirken und aneinander abprallen. Ekman betreibt trotzdem keine ausschließliche/glorifizierte Misere, tatsächlich sogar eine respektvoll aufeinander bauende Balance binnen Anders und Britt in der ungewohnten Chance, Zugang zum Leben eines anderen zu erhalten, es auf dessen Wunsch nachvollziehen zu können und das auch zu wollen. Wie tief sich die menschliche Dissonanz jedoch verdunkeln kann, ist hier als Melodram ohne Melodramatik schon zum Unikat gereift.




Nun denn, es ward schon sehr fortgeschritten in meinem 24-Stunden-Abenteuer, da sollte zur Erquickung wieder ein Einstünder ins Land ziehen, von dem ich mir im Vornherein schon eher weniger erhofft hatte und der selbst das noch dem ersten Eindruck nach zu unterbieten schien: Ted V. Mikels „Dr. Sex“, den ich hier vor allem aufgrund seines drolligen Posters noch aufzählen wollte. Ansonsten ist die schnell zusammengeschusterte Sexploitation innen drin immerhin noch auf eine sympathische Schamlosigkeit reduziert, wie offensichtlich der wissenschaftliche Anspruch vonseiten der Titelfigur (Victor Izay) zu einem Quartett an Exempeln gestreckt wird, das sich mit dem schäbigen und doch recht harmlosen Voyeurismus gegenüber strippenden Damen in jeweils vier Wänden stets entschiedener Kargheit begnügt. Die sexuellen Eigenarten an sich sind dann auch eher parodistischer Natur, vom Intromonolog à la Russ Meyer als Maßnahme zur Toleranz des Bizarren und Lachqualität gegenüber gesellschaftlicher Unsicherheiten geeicht: Der eine denkt, er sei ein Pudel fürs mehrmals Nachtnegligé tauschende Frauchen; der andere kann sich Frauen und seiner Geschlechtsreife nur in der Form lebendig gewordener Mannequins öffnen; eine Dame weiß nicht wohin mit ihrem Exhibitionismus und landet nach lüstern talentlosen Künstlern im Stripschuppen (wo gefühlt jeder Gast - auch Mikels selbst - Augenklappe und Pfeife mitbringt); letzterem Patienten spuken dralle Geister das Ideal der Hausfrau in die Bude – doch bei denen gilt: Nur (ultrahoschig) gucken, nicht anfassen! Das findet der Doc so toll, dass er das Domizil aus berufsbedingtem Enthusiasmus gleich gekauft hat und mithilfe der Assistenz von Dr. Lovejoy (Julia Calda - anfangs streng und doch eine fesche Maus) eine feuchtfröhliche Party veranstaltet, zu der sich zudem oben genannter Pudel wieder aus manchem Manne bildet, wenn diesem nicht vorher schon erneut dank Looney-Tunes-Soundkulisse, Stopptricküberschuss und Scherzartikelbudget die Augen aus den Höhlen fallen. Nackte Tatsachen machen aus manchen Leuten eben Idioten, aus (dem leider 2016 verstorbenen) Mikels in dem Fall weiterhin keinen berauschenden Filmemacher via seiner Ressourcen. Aber gemessen am Titel und dem hochprozentigen Ulk innerhalb jener schleppenden Seelenklempnerkomik habe ich dann doch öfter vor Freude und Zermürbung gegluckst, als ich erwartet hätte.




Von der Nikkatsu darf man sich ja des Öfteren überzeugen, wie lustvoll deren Katalog mit jedem Titel auf eine Sinnlichkeit stürmischer Dickköpfe zusteuert; vielleicht nicht immer die leichteste Route binnen Nippon in Angriff nimmt, um den Drang nach Sex seines Amtes walten zu lassen, aber bei einem Beispiel wie „Horny Diver: Tight Shellfish“ aka „Zetsurin ama: Shimari-gai“ noch nach ironischer joie de vivre fischt. Um 1985 herum war das Format aber schon eher in der Richtung zusammengestaucht, wie man es vom gegenwärtigen Pinky-Angebot kennt, weshalb sich Atsushi Fujiuras Film vor allem deshalb eher mittelmäßig einen von der Palme wedelt, da das narrative Konstrukt auf Stichwörter eines Seifenoper-Konsens reduziert bleibt und einer jeweils kurzen Einordnung jeder Szene schon per Garantie ins nächste Betthüpferln übergeht. Dass man sich solche Streifen hauptsächlich deswegen anschaut: Geschenkt! Trotzdem kommt man um einen gewissen Grad der Ernüchterung nicht umhin, weshalb man vorsichtshalber auch auf einen weiblichen Cast zurückgegriffen hat, der sich seiner aufreizenden Schönheit zum Wohle gepflegt durch mehrere Stellungen der Küstenregion kullern lässt und trotz aller Zankereien im (zur Abwechslung mal nicht sexuell konnotierten) Muscheltauchen den Großkapitalistencoup eines fiesen Immobilienmaklers zu verhindern versucht. Zentral dafür darf sich Yumi (Megumi Kiyosato) bewähren, deren Charakter keine unscheinbare Wandlung durchmacht, anfangs noch bockig mit der Halbschwester sowie der Applikation zu höherer Bildung hadert (= Bücherverbrennen), ohnehin allen Männern den Kopf verdreht, aus deren triebgesteuerter Frustration Intrigen wie Kapital schlägt; am Ende aber doch die richtige Einstellung zu ihren Mitmenschen findet, anstatt der Schuldentilgung per Hochzeit zum Ekel zuzusagen. Bis dahin darf man sich als Zuschauer an einer Vielzahl nasser T-Shirts erfreuen, zusätzlich an Nachtclubbesuchen mit vaginalen Trinkspielen und Entladungen/Besteigungen in sonnigem Stillstand, wie es nur mit einem herzlichen Winkeabschied am Hafen enden kann, sobald die wahre Liebe obsiegt und das Banjo erneut zu „She'll be coming round the mountain“ erklingt. Auf jeden Fall ist man damit besser bedient, als mit der laut meinem Sichtungsplan danach erfolgten „Separation“ von Jack Bond, die als Godard-Suggorat mit einer Überzahl experimenteller Allegorien eher zur Langeweile anregte – und das trotz der Notwendigkeit zur Emanzipation auf dem Ärmel!



 
So, zum Endspurt fassen wir nochmals zwei Filme zusammen, weil mein Erinnerungsvermögen zu der Zeit, mit knapp 21 Stunden Wachzustand und 13 Filmen im Vornherein, nicht mehr vollkommen helle war, trotzdem ersehen konnte, dass die D.H.-Lawrence-Verfilmung „The Fox“ nicht so verdichtet als Psychogramm einer Gefühlsinvasion wie angedacht wirken konnte, da der Anlass dazu, Keir Dulleas Fuchs im Hühnerstall Paul, eher als Urheber einer basischen Genre-Intriganz genutzt wurde. Warum da also mit Schauwerten und Binsenweisheiten vom Status der Männlichkeit gearbeitet wird, um zu erklären, weshalb sich Hühnerfarmbesitzerin Ellen March (Anne Heywood) seiner wegen ergibt, obgleich sie eine Zuneigung zu Mitbetreiberin Jill (Sandy Dennis) hegt und deswegen sogar eifersüchtig wird, erschließt sich mir nur insofern, dass anno 1967 wohl eine Baukastenspannung vonnöten war, anstatt die hitzige Dynamik zwischen Ellen und Jill für sich stehen zu lassen. Dem Topos solch früher Herangehensweise zur Homosexualität nach muss natürlich auch einer der beiden sterben, wenn die Norm das Herz betrügt – wäre als Film auch nicht so schlimm, wenn man die Kohärenz dazu nicht auf zwei Stunden und x Tiervergleiche per Leone-Augenpartien forciert hätte. Der gelungenere Abschluss erfolgte hingegen mit der „Modern Romance – Muss denn Liebe Alptraum sein?“ von Albert Brooks, der sich erneut selbst zum Zentrum einer desaströsen Herangehensweise in Sachen Beziehungen einschreibt, wie man diese am besten auch aus eigener Erfahrung kennt: Voller Unsicherheit zu überstürzten Vermutungen und Ansagen neigend; am Vertrauen zum Partner der eigenen Minderwertigkeitskomplexe wegen zweifelnd; in der Trennung dann enorm überkompensierend, wenn aus dem Zwang zum Vergessen (k)ein flotter Ersatz, eigentlich die nächstbeste Versöhnung umarmt wird, als sei man alles andere als nachtragend. In dem On/Off-Rahmen wird man jedoch nicht mit Zynismen bombardiert, wenn der persönliche Anspruch Robert Coles (Brooks) jene Passion/Kompromisslast/Durchsetzungskraft auch im Schneideraum umzusetzen hat. Da findet Brooks eher seinen liebenswerten Versager binnen der Bestätigung des Egos inmitten des 80er Kapitalismus, doch der Kontrollanruf bei seiner starken Karrieredame Mary (Kathryn Harrold) folgt auf rasantem Fuße hinterher. Die Verlustangst ist eben in allen Bereichen des Seins zu groß gelagert, in jedem Penthouse mit Quaaludes und Koks ausgestattet, dass sich selbst George Kennedy am Set verirrt.

Da habt ihr's! Und weil eine solche Reihung an Werken nicht ohne eine Statistik im Rückspiegel der Erfahrung auskommen kann, habe ich noch folgendes in petto: Der Witz (und ein wichtiger Wachhalter) an der Sache war, dass ich eine Strichliste geführt hatte, welche Themen zwischen den jeweiligen Filmen immer und immer wieder auftauchten. Es war eine Heidenüberraschung, soviel mag ich garantieren! Ohne die Werke und deren Inhalte anhand dessen zu entlarven, hier nun also die Liste mit jenen Zutaten, die in einer Auswahl von 15 Werken und wahrscheinlich allen anderen Erfolgsgaranten darüber hinaus besonders präsent waren:

(Legende: „Thema: Anzahl Filme“)

Familie/Beziehungen: 13

Lügen/Korruption: 13

Sex/Geschlechtsmerkmale: 12

Action/Prügel/Blut: 12

Rassismus/Sexismus: 12

Saufen/Rauchen/Andere Drogen: 12

Ärzte: 9

Singen/Tanzen: 9

Religion/Tradition: 9

Regen: 8

Schwarz-Weiß-Kamera: 7

Hunde: 6

Dichter/Pianospieler/Künstler: 6

Propaganda/Nationalismus: 6

Depression/Selbstmord: 6

Filmemachen: 5

Spiegel-Effekte: 5

Schwangerschaft: 4

Promi-Namedropping: 4

Zweiter Weltkrieg: 4

Kotzen: 3

Motorräder: 3

Rasur: 3

„Danke an den Koch“: 2

Sandy Dennis: 2

Sandy Dennis fragt, was denn so lustig sei: 2

Denkt mal drüber nach!

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