Sonntag, 1. Dezember 2013

Tipps vom 25.11. - 01.12.2013



DIE ALTE JUNGFER - Oh, Edmund Goulding - dieser Herr hatte ein ausgezeichnetes Gespür für wirklich wirkungsvolle, humanistische Melodramen, 'Die alte Jungfer' ist da keine Ausnahme. Im Wandel der Zeit präsentiert er uns hier die Transformation der Charlotte (Bette Davis) von einer unbedarft-jungen, hilfsbereiten und sehnsuchtsvoll-jungen Dame in ein verbittertes, steifes und zugeknöpftes Hausmädchen.

Der Grund für diesen persönlichen Wandel schlägt aber tiefe Narben, nicht nur in Charlotte, sondern gleichsam in den Zuschauer hinein. Jene Verwandlung gründet sich nämlich auf ihrem Samariter-Instinkt, der ungeschickten, reaktionären Taktlosigkeit ihrer gutmeinenden, doch konservativen Schwester und den strengen Maßregeln der ebenfalls altbackenen Gesellschaft, welche immer härtere Opfer für Charlotte mit sich bringt.

 
Ohne viel von der Handlung verraten zu wollen, da diese immer bitterere Ausmaße annimmt, möchte ich hervorheben, wieviel Verständnis dieser Film für diese spezielle Situation einer Frau aufzeigt, im Angesicht der potenziellen, öffentlichen Verschmähung unehelicher Kinder, welche ja bis heute noch mancherorts als unorthodoxe Sünde angesehen werden. So erleben wir ein vor innerer Spannung berstendes und dringliches Martyrium der Charlotte, die die Bürde auf sich nimmt, mit einer vollends aufgeblühten Lüge zu leben; sie sich so hart zusammenreißen muss, nichts auszuplaudern, auch wenn man es ihr als Zuschauer so unglaublich gerne wünschen würde - sie kann es einfach nicht.

Doch auch ihre Schwester, die sich ihrer angenommen hat, in voller Kenntnis ihrer Schuld - da sie ihr fortwährend ungewollt perfide das Glück verwährt hat, weil sie zu sehr auf ihren gesellschaftlichen Status acht nahm - setzt zum Schluss hin ein starkes Zeichen der Einsicht und legt die Saat an für Vergebung, Frieden (nicht umsonst spielt der Film zur Zeit des Bürgerkrieges in den USA) und vorallem Verständnis. Ein ganz klarer Schritt auch vom Film selbst, alteingesessene Konventionen aufzubrechen und Menschen die Freiheit zu geben, nicht bloß ein normales Leben zu leben, sondern wirklich dem Herzen zu folgen, ehrlich sein zu dürfen.

 
Formal spricht Goulding vieles davon auch ganz direkt ohne Schnörkel, mit stark trübseliger Musikuntermalung und eindeutigen, ausschöpfenden Dialogen an - bleibt aber dennoch stets zielsicher und einschlagend, erst recht in den alles sagenden Gesten und Gesichtern des Darstellerensembles (allen voran die Davis natürlich), welche ihre persönlichen Qualen unter der erdrückenden Oberfläche der wohlhabenden Glückseligkeit sowohl feinfühlig als auch stechend aufscheinen lassen, zusammen mit der ausgezeichnet-pointierten Kameraarbeit von Tony Gaudio.

Und so endet der Film, wie er angefangen hat, mit einer Hochzeit. Wo sich die Braut als traditionellen Brauch "etwas Altes, etwas Ausgeborgtes, etwas Blaues" ins neue Leben mitzunehmen hat. Diese Kriterien gelten allesamt für die nun alte, innerlich tief-melancholische Charlotte, die ihren größten Schatz geopfert/ausgeborgt hat - und dennoch als wichtigste Erinnerung für die neue Braut auf ihrem Weg ins Glück auserwählt wird, so wie sie es sich immer gewünscht hatte, aber nie wünschen durfte. Starke Vorstellung!




MENSCHEN IM HOTEL - Noch ein Werk von Edmund Goulding^^ Im schlaflosen, aufgeregten Grand Hotel treffen sich Menschen aller Welt, ein und aus. Man findet darin einen gutgefächerten Querschnitt der fundamentalen Gesellschaftsgruppen jener Zeit wieder - dieser ist, wie abgebildet, nicht wirklich anders als heute. Allesamt streben nach einem besseren Leben, dem Glück, dem Erfolg, der Läuterung.

 
Denn es dreht sich wie gehabt um den alles beherrschenden Faktor Geld, der sowieso mit aller Macht schon von jeder Wand hinabscheint und den Komplex der gewitzt-facettenreichen, sehnsuchtsvoll-strebsamen Figuren raffiniert-verwicklungsreich gegen- und füreinander antreibt - selbst von dort aus die ganze Welt kontrolliert, beeinflusst, verzerrt.

 
Auch der Tod kann dessen Infrastruktur nur geringfügig aufhalten, nihilistisch schreitet die monetarische Walze voran, während die Betroffenen in Schrecken und Trauer versinken, sich zunächst kaum noch weiterbewegen können - doch der Gedanke, die humanistische Geste der Hilfe, welche jene Verstorbenen im sozialen Zusammenleben mit ihren gleichsam an sich arbeitenden Mitmenschen zu Tage förderten, lebt weiter.


Das Gefühl, die wahre Menschlichkeit triumphiert über den Materialismus, zieht sich aus dem Schlachtfeld des Massenmarktes zurück. Ganz selbstbewusst, leichtfüßig und ohne überbordenden Kitsch, hinaus in den seligen Genuss der humanen Nähe und Freimütigkeit. Menschsein ist überall - in diesem Film die hoffnungsvolle Maxime. GRANDios!




DIE FRAU MIT DER NARBE aka ERPRESSUNG - George Cukor traute sich 2 Jahre nach seinem Bombast-Werk 'VOM WINDE VERWEHT' an ein gar nicht mal so romantisches Sujet heran, inszenierte diesen recht spannenden Noir-Krimi im schwedischen Ambiente, welcher in seiner Bildsprache dem deutschen Expressionismus stark verbunden ist - stets eine ungeschönte, morbide Eiseskälte in sein perfides Figurengefüge und dem sich langsam ausbreitenden Schatten des Mordes ausdrückt.


Eingebettet in das Prozedere einer hart-kargen Gerichtsverhandlung gibt eine Reihe von Zeugen und Beteiligten die Vorgänge zur eventuellen, fatalen Tat wieder - beschreiben den kriminellen Ausgangspunkt der Angeklagten Anna Holm (Joan Crawford), welche geplagt von einer tief klaffenden, grotesken Narbe im Gesicht, eine Gruppe von professionellen Erpressern in einer Gaststätte anführt, wo man die Gäste um ihre dunkelsten Geheimnisse 'erleichtert'.

 
Eines Tages trifft sie den charmanten Adels-Erbschaftsanwärter Torsten Barring (Conrad Veidt), der im Gegensatz zum Rest ihres geringen, sozialen Umgangs keinerlei Problem mit ihrem verzerrten Gesicht hat, weshalb sie ihm schlussendlich verfällt - sie, die für die meiste Zeit ihres Lebens Angst vor der Schande der Gesellschaft hatte und sich deshalb zu einer verbittert-zynisch-kaltschnäuzigen Verbrecherin mauserte.


Bei ihrem letzten Erpressungsversuch wird sie jedoch von einem (von seiner Ehefrau gehörnten) Schönheitschirurgen Gustaf Segert (Melvyn Douglas) erwischt, der ihr helfen will, ihre eigentliche Schönheit per Operation zu rekonstruieren. Sie selbst will so ein Wunder nicht wahr haben und weist den Doktor, innerlich mit sich selbst ringend, verleugnend-biestig zurück - entschließt sich aber dennoch für den gewagten Eingriff, um ihrem Torsten zu gefallen; sich davon erhofft, vielleicht endlich ein normales Leben unter den Menschen führen zu können.

  
Doch der adlige Charmeur Barring hat sie in eine emotionale Falle gelockt, benutzt jetzt ihre neu gewonnene, akzeptierte, beinahe anonyme Schönheit, um seinen unbedarften Neffen, ein Kleinkind und potenzieller Erbschafts-Konkurrent Torstens umzubringen - ein teuflischer Plan, für den er sich extra eine vom Leben gebrochene Kriminelle wie sie ausgesucht hat. Dafür soll sie sich als neues Kindermädchen in dessen Haushalt ausgeben, kann es aber nach einigen Monaten dort nicht übers Herz bringen, dem Jungen auch nur ein Haar zu krümmen - schließlich vollführt sich in ihr ein profunder Wandel des Gewissens. 

 
Jedoch wird sie dabei allmählich von allen Seiten bedrängt, die Schlinge schnürt sich zu und umspannt den Zuschauer mit einem nerven-zerrenden Klimax, der beinahe vollkommen ohne untermalende, dramatische Musik auskommt, seine Spannung lediglich im Angesicht des erbarmungslos-ruhenden Schnees und dem ihn innewohnenden, zerschmetternden Wasserfall der Nacht heraufbeschwört.

 
Sowieso bleibt Cukor vollends dezent und stilsicher in seiner Adaption des Bühnenstücks 'IL ETAIT UNE FOIS' von Francis de Croisset, erhebt suggestiv-schauriges Schattenspiel und verführerisch-zögerliche (und auch abstoßend-anspannende) Gesichts-Ikonographie, verbunden mit virtuosen Überblendungsmontagen zum hauptsächlichen Stimmungsmacher des aus dem Nihilismus geborenen und allmählich nach menschlicher Nähe jagenden Moralthrillers.

 
Seine ausgezeichnete, unnachgiebige Schauspielerführung klammert sich dabei umso mehr an die Haut des Zuschauers, lässt nicht nur bei jeden Atemzug der Crawford ihre aufbebende, selbstschützend-fuchsige Konfusion der Ethik, sondern auch Veidt's rabiat-berechnende Offenbarung als selbstgefälliger Ränkeschmieder & Mephisto intensiv und erschaudernd in die Sinne gleiten - auch mithilfe einiger pointiert gesetzter Leitmotive in Bild und Ton, welche die Beiden beinahe in beschwörender, sich fälschlich als romantisch-ausgebende Hypnose verbindet.


Ein leider etwas in Vergessenheit geratener, meisterhafter Film, welcher zwar ein etwas zu glückliches Ende für sich selbst konstruiert, aber dennoch stets so hoffnungssuchend im Schatten kämpft, dass er sich auch gut und gerne mal den einen oder anderen Lichtstrahl verdient hat - gilt übrigens auch für den Charakter, den die Crawford spielt. Bis jetzt sollte aber auch der letzte Leser mitgekriegt haben, dass ich ihr doch ebenso sehr verfallen bin - ein grandios-brünetter und herrlich mit misstrauischen Augen spielender Engel. Ein klares As, wie immer in Schwarz und Weiß.




HEMMUNGSLOSE LIEBE - Die Chronik einer mental instabilen Frau, Louise (Joan Crawford), die scheinbar ihr ganzes Leben lang der Liebe entsagt wurde (näher geht der Film auf ihre Vergangenheit nicht ein) und von den ersten Anwandlungen des Damen-verschleißenden Junggesellen David (Van Heflin) so stark eingenommen wird, dass sie nimmer davon loslassen will, darum fürchtet in die emotionale Kälte zurückgestoßen zu werden. Als er ihr jedoch den Laufpass gibt, schmeißt er damit den ersten Dominostein ihrer Geistesgesundheit zu Grunde.


Sie verfällt dieser ihr tief einschneidenden Enttäuschung, kann sich erst recht nicht von ihrer eiskalten Arbeit als Pflegerin für eine geistig umnachtete, misstrauisch-garstige Wehleidige und deren abgeklärt-frustrierten Mann Dean (Raymond Massey) ablenken lassen. Als diese jedoch Selbstmord begeht und David Louise bei seiner plötzlichen Rückkehr mit suggestiven Geschichten eifersüchtig macht, kommt es ihr gerade Recht, dass sich Dean nach jahrelanger Qual mit seiner Ex in sie verguckt hat, heiraten will. Sie willigt ein, da sie sich etwas zögerlich eine Art von Glück davon verspricht.

 
Doch auch nach der Hochzeit lässt sie ihre manische 'Liebe' zu David nicht los, vorallem sobald er mit Carol (Geraldine Brooks), der vorwurfsvollen Tochter von Dean, anbandeln geht und sich mit ihr verlobt. Sodann fängt Louise an, Wahnvorstellungen und schizophrene Auswüchse zu erfahren, dass sie in ernsthafte, ärztliche Untersuchung gebracht werden muss, u.a. da sie die eingebildete Stimme von Dean's Ex um den Schlaf bringt und ihre Eifersucht allmählich mörderische Tendenzen zu Tage fördert. Das Einzige, was sie jetzt noch retten kann, ist die bedingungslose Liebe Dean's zu ihr, zu der er sich nach seiner lieblosen, dem Ende entgegendämmernden, letzten Ehe demütig-ehrgeizig verpflichtet hat.

 
Ein recht dringliches und fatalistisches Psychodrama mit einer vollends leidenschaftlichen, krankhaft-nervösen Joan Crawford, deren fanatisch-devoter Abstieg in den Wahnsinn wir mit fesselnder Spannung verfolgen; erleben wie die Stabilität ihrer Psyche zwischen einengenden, zwielichtig-verhüllenden Türrahmen von unsichtbaren Visionen zerstampft wird - woran viele unscheinbare, doch taktlos-ausgebreitete Sticheleien ihren Teil dazu beitragen, sich in ihre angreifbaren Sinne zu bohren. Deren Wirkung erfährt man als Zuschauer zudem so meisterhaft-pointiert und schauerlich, dass keine weiteren Fragen zur Analyse offen stehen: diese Frau wurde Stück für Stück zerbrochen, Hilfe ist unerlässlich.


Interessanterweise gestaltet sich 'HEMMUNGSLOSE LIEBE' nicht als reines Melodram, beschwört in den manischen Zügen der gebeutelten Protagonistin, ihrem giftigen Schwarm und der bedrohlichen, düster-aufschreienden Aura der Angst eine erhebliche Nähe zum noirigen, schnörkellos-harten Krimi jener Ära herauf, welche in dieser Abmischung zu einem durchaus brachialen, unterhaltsam-perfiden Szenario einlädt - zum Ende hin aber dennoch dafür appelliert, kein reaktionäres Urteil über jene Genre-verwandten Taten zu fällen, sondern dafür zu sorgen, dass sich menschlich darum gekümmert wird; die einzige Lösung, mit der man eine so tiefe, persönliche Qual endlich zerstreuen, ausbalancieren kann.

Ein tolldreistes Abbild des geistigen Zerfalls, aufreizend-kurzweilig, für die volle Wirkung mitunter leider dann doch etwas zu spekulativ und sensationalistisch - im Herzen und zum Ende hin aber auf jeden Fall auf dem richtigen, eindringlich-einfühlsamen Weg. Denn schließlich ist es immer noch so umschlingend bitter-süß, Joan Crawford in ihren Rollen so hart leiden zu sehen, dass man sie einfach nur retten und am wohligen Kaminfeuer umarmen will - ist hier auch nicht anders :)




VERTAUSCHTES GLÜCK - Ach ja, hier wurde wohl jemand etwas zu gemütlich. Nicht nur Bette Davis mit ihrem Beau im wahren Leben, George Brent, dem sie in diesem Film selbstverständlich-souverän um den Hals fällt, sondern auch Regisseur Edmund Goulding, der zum einen das Thema der geborgten Mutterliebe von 'Die alte Jungfer' nochmals variiert, zum anderen weit weniger eindringlichen Herzschmalz versucht - alles ganz routiniert und auch ein Stück weit spießig angeht (frohlockende, schwarze Butler & Zimmermädchen inkl.), seine idealistische Welt in größtenteils oberflächlich-strahlendem Glanz präsentiert.

Und dennoch, obwohl keine packend-melodramatische Note angeschlagen wird, entzückt 'Vertauschtes Glück' mit nicht nur trivialen Spaßeinheiten, sondern auch einem dermaßen irrwitzigen, zweiten Akt, dass es dennoch eine angenehm-pulpige Schau ergibt. Nach einigen Irrungen und Wirrungen anulierter/geschlossener Ehen des Playboys Peter mit seiner großen Liebe Maggie (Davis) und der Konzertpianistin Sandra Kovak (Mary Astor), mit der er eine stürmische Affäre durchlebte, stürzt dieser nämlich eines Tages mit dem Flugzeug im brasilianischen Dschungel ab, wird als vermisst gemeldet und schließlich für tot befunden. Jedoch stellt sich heraus, dass Sandra von ihm geschwängert wurde!

Obwohl sich beide seine Frauen nicht ausstehen können, liebt Maggie ihren Peter doch so sehr, dass sie sich mit Sandra verbündet, ihr finanzielle Unabhängigkeit gewährt und dafür sein Kind für sich behalten darf. Der Pakt führt sie zu einem gemeinsamen Zusammenleben in der Wüste von Arizona, wo Maggie ihr das Rauchen abgewöhnt und allgemein streng auf ihr Wohlergehen achtet. An die frische Luft zu gehen, bringt für Sandra auch nicht allzu viel, höchstens einige ungemütliche Spaziergänge zwischen den bizarren Kakteen der weit-umspannenden Leere werden ihr erlaubt, immer mit Maggie im Schlepptau.

 
Sowieso entwickelt Maggie geradezu burschikose Tendenzen, hält Sandra unter ihrer Fuchtel und fängt an, ihre Hosen besonders hoch zu tragen - sie ist in dieser Situation der Mann im Haus und lässt auch nicht mit sich spaßen, da kann Sandra noch so ungestüm-nervös herummeckern = Backpfeifen. Dieses erzwungene, kuriose Gefüge hat von der Dynamik her schon etwas von MÄNNERWIRTSCHAFT, schlittert nur allzu knapp an der Suggestion einer tiefer gehenden Beziehung beider Frauen vorbei - denn ihre Blicke am brodelnden Kaminfeuer, umringt vom peitschenden Sandsturm vor der Tür, lassen da genug erahnen, was in der elliptischen Erzählung dieses Kapitels vielleicht ausgeklammert wurde (da der Film ab und an sowieso einige verdächtig ungeschickte Schnitte/Übergänge beherbergt).

 
Sobald aber das Baby 'zweier Mütter', auf den Namen des Vaters Pete hörend (später auch pragmatisch 'Young Pete' genannt) geboren wird und Maggie zurück auf ihre heile, kleine Farm zurückkehrt - während Sandra ihre Welttournee am Klavier absolviert - kommen freudige Nachrichten ins Haus: Peter hat den Flugzeugabsturz überlebt und kommt nach Hause! Sodann schleicht sich Sandra wieder perfide in das Leben von Maggie und Pete & Pete zurück, will offenbar jetzt doch ihr Baby haben - einzig und allein aus dem Grund, dass sie glaubt, damit 'Old Pete' wieder für sich in Besitz nehmen zu können.

 
Mein Lösungsvorschlag: Warum nicht einfach eine Dreiecksbeziehung anfangen, schließlich hätte es ja zwischen Maggie und Sandra auch fast geklappt. Aber ihren Umgangston zueinander nach zu urteilen, waren sie wohl doch recht enttäuscht von dem Ausgang ihrer letzten Beziehung, also gibt's nur eine einigermaßen spannende, aber ebenso auch leicht hingeschluderte, konservative Lösung zum Ende des Films zu bestaunen, mit der alle leben können. Naja, gibt Schlimmeres - unterhaltsam fand ich dieses dusselige Groschenroman-DramAbenteuer aber dennoch, soviel sei gesagt. Ausserdem ist die Davis sowieso wieder konstant in Topform - und schon am Anfang so unfassbar niedlich, wo ihr Charakter noch einen kleinen Schnupfen hat. Tihihi...




ALLES ÜBER EVA - Was nehme ich mit, jetzt wo ich 'ALLES ÜBER EVA' gehört habe? Um mal ganz profan den Inhalt und die Form dieses Film zusammenzufassen: "Darum geht's bei der Schauspielerei!"

Eine bis in jeden verwobenen Subplot durchkonstruierte Dekonstruktion des Acting-Mythos, in Zeiten des glamourös-verführenden Hollywood's, welche ihren Anfang Hinter-den-Kulissen der Theaterbühne nimmt - wo manche Leute einfach alles für eine Rolle tun würden. In seinen perfekt abgestimmten Dialogen und seinen ultrastarken Darstellerleistungen dementsprechend freimütig Klartext-sprechend, wird der vollends-manipulierte Weg zum Ruhm durch Eifersucht, Intrigen und Verrat, inkl. aufgesetzt-perfekter Rührseligkeits-Mine geebnet.

Am beeindruckendsten gestaltete sich da für mich der Abstieg im Umgangston und Arbeitswillen der alternden Diva Margo Channing (Bette Davis), welche sich aufgrund der devot-'unschuldigen', potenziellen, jüngeren Nebenbuhlerin Eve dem Alkohol ergibt und Tiraden gegen ihre eigentlichen Freunde ausspricht. Ein zentrales Highlight des Films, welches ein Stück weit die allzu hohe, unausweichliche Vorhersehbarkeit des Narrativs verzeihen lässt (welche bei mir nicht nur insofern bestand, dass DIE SIMPSONS mit der Episode 'ALLES ÜBER LISA', welche ich nunmal den Umständen entsprechend früher sah, diesen Film strukturell als Vorlage nahmen).

Versteht mich nicht falsch: 'ALLES ÜBER EVA' ist von seiner Aussage und Darstellung her ein zeitloser Film, den man genauso gut in die heutige Ära implementieren könnte - denn am Wesen der Schauspielerei, mit seinen hinterfotzigen Fliegenträgern und Starlets, hat sich seit den 50ern nicht allzu viel verändert: hinter Talent & Erfolg steckt auch immer ein Stück vom Teufel. Mein persönlicher Geschmack hat es aber nun mal etwas lieber, gerade bei Reisen in die cineastische Vergangenheit, Neues zu entdecken und zu fühlen - was auch DES ÖFTEREN gelang. 'ALLES ÜBER EVA' hat meine Erwartungen irgendwo natürlich erfüllt, sobald ich bereits nach wenigen Minuten merkte, womit ich es zu tun hatte. Von der Inszenierung ist er auch absolut gelungen und energiereich.

Doch für die große Liebe reicht es leider nicht, dafür ist er dann doch wieder zu oberflächlich und auch (wahrscheinlich gezwungenermaßen) ein Stück weit glattgebügelt-zahm - selbst wo ich es jetzt nicht mit 'modernen Augen' betrachte - verliert seinen erstrebten, naturalistisch-schnörkellosen Ton zudem am allzu-forcierten 'Kreislauf des Lebens'-Ende. Aber nunja, subtil ist der Film in der Aufarbeitung seines Grundthemas sowieso nicht und will ja so konkret wie möglich sein - in dem Sinne wirkt jenes Ende dennoch verhältnismäßig zynisch-unglaubwürdig eingeworfen. Aber hey, geht vielleicht nur mir so.

Das alles hält mich dennoch nicht davon ab, meine Empfehlung für 'ALLES ÜBER EVA' auszusprechen - ein handwerklich-darstellerisch einwandfreies und größtenteils offenherziges Rise-&-Fall-Drama aus der Welt der Schauspielerei, welches in seiner Aufmachung (beinahe) alles richtig macht und mit der moralischen Perfidität seiner Figuren (Eve, näh) recht gut einwirken kann. Sollte man aber am besten kalt genießen, zu Überschwängen und richtig packenden Momenten lässt der Film sich nämlich nicht gerade hinreißen, bleibt eher (im besten Sinne) theatralisch, denn komplett cineastisch.

P.S.: Aus dem Grund konnte ich auch keinerlei eindrückliche Screenshots zu diesem Film heranholen - da hat er mich optisch doch recht allein gelassen.




ABSCHIED VON DER TODESKRALLE -  Oh, welch ungestümes Genre die Bruceploitation-Klopper doch waren...dieser ABSCHIED gestaltet sich in der Hinsicht sogar besonders dreist und irrwitzig, fängt er doch beim Tod von Bruce Lee an (natürlich mit Original-Sargaufnahmen) und fantasiert sich eine actionreiche Nachfolgegeschichte dazu zusammen, behilft sich dabei eindeutig den wahren Ereignissen, Persönlichkeiten und allgemeinen Spekulationen um Bruce Lee's frühes Ableben.

 
So dreht sich der Plot dann darum, dass einer seiner Freunde, Tang Lung (Bruce Li, mit der Stimme von Thomas Danneberg) herausfinden will, woran Lee nun wirklich gestorben ist - schließlich ist er so fassungslos darüber, dass er sogar seine eigene Hochzeit verschiebt! Es stellt sich sodann heraus, dass Rauschgift-Triaden ein ominöses Band wiederhaben wollen, auf dem Betty Ting Pei (welche im wahren Leben ja bei Lee's Tod als Letzte dabei war) von jenen Herren gezwungen wird, Bruce als Schmuggler anzuwerben, notfalls mit starkem Haschisch (= Tod). Nun haben sie es auf Betty abgesehen, deren Haus so hart von der Presse belagert wird, dass nicht mal ein Imitator von Raymond Chow sie trösten kann - weshalb sie sogar Selbstmord vortäuscht!

  
Doch die Gangster geben nicht auf und entführen sie, prügeln sie blau und foltern sie mit Stecknadeln. Oh Mann, wie muss sich die wahre Betty gefühlt haben, wenn sie sowas am Ende auf der Leinwand gesehen hätte? Sogar noch merkwürdiger ist, dass einer der kriminellen, folternden Schergen, Fei Lung, von niemand geringeren als Filmpersönlichkeit Fei Lung höchstpersönlich, offenbar in der Rolle als er selbst (?), gespielt wird - welcher letztendlich auch von Tang Lung abgemurkst wird. Ist das hier noch naiv-zynischer 'Revisionismus' oder, weil er ja fast immer Bösewichte spielte, schon komplett verdrehte Selbstparodie alà 'DAS IST DAS ENDE'? Verrückt!

 
Jedenfalls kommt Tang Lung dem Gesindel in Hongkong recht schnell auf die Schliche, besitzt er doch nicht nur (streitbar) zufällig den Look Lee's, sondern auch noch dessen Kampfkunst (oder sowas Ähnliches, u.a. kann er nämlich einen Brocken von Kämpfer per Nippeltwister offenbar blind machen!) und gewitzten Sinn für Täuschungsmanöver per Verkleidung. Auf die Art findet er schlussendlich zum Triadenboss, der ihn zum finalen Duell am Strand herausfordert. Dort nimmt Tang eine von Bruce's bekanntesten Weisheiten wortwörtlich, nämlich:

 "Don't get set into one form, adapt it and build your own, and let it grow, be like water." 

Wird daraufhin eins mit den brausenden Wellen des Ozeans, verwirrt damit seinen Feind und schlitzt ihn schlussendlich auf. ENDE.


Das nenn' ich mal durchgeknallte Chuzpe! Was für ein irrer, wundervoll-knalliger ABSCHIED - wenn man den Film denn als solchen bezeichnen kann. Vielleicht als ABSCHIED von aller Feinfühligkeit, Moral und Scham? Womöglich...auf jeden Fall kein ABSCHIED von einigen feinen Impressionen, wie obige Bilder beweisen.




300 - hat die Zweitansicht locker überstanden - da dachte ich im Vorfeld, ca. 5 Jahre seit der letzten Sichtung, dass mich dessen Pathos und MÄNNLICHER Militärpomp inzwischen räudigst erschlagen müssten, wie ein Propaganda-Kriegspamphlet der abgestumpftesten Sorte (der Trailer für das anstehende Prequel machte da auch nicht allzu viel Hoffnung).


Umsonst gebangt! '300' ist meiner Meinung nach ein HÖCHSTENS konservatives Fantasywerk - ideologisch nicht fragwürdiger als z.B. John Milius' Conan - welches, in seiner Adaption der Graphic-Novel-Vorlage Frank Miller's, dessen naiv-reaktionäre Machodummheiten dank der audiovisuellen Verspieltheit und krawallig-anarchistischen Grundhaltung inkl. übernatürlichen Monstrositäten alà HEAVY METAL (wovon Snyder ja bekanntlich ein Riesenfan ist) in den Hintergrund stellt und genug Distanz zur Unterhaltung schafft - dass man ja nicht auf den Gedanken kommt, irgendwas davon für voll zu nehmen, denn hier setzt der Streifen Spektakel ganz klar vor Politik & Ethik.


Von daher bewerte ich '300' schlichtweg als saudoofen Spaßvertreib mit simplistischen Klischee-Charakterisierungen auf ALLEN Seiten, der zwar an manchen Stellen repetitiv erscheint (erst recht die sich ständig wiederholenden Aufschlitzgeräusche) und Greenscreen-technisch natürlich allzu künstlich daherkommt, aber da wohl auch als Comic-Adaption zu Ende gedacht wurde, von daher kein Problem mit dem digitalen Schlachtengemälde - welches von der stilistischen Inszenierung her gar nicht mal so unfein gelungen ist und sich im Vergleich zu einigen heutigen Vertretern des Antik-Brutalo-Genres in Sachen Pathos sogar noch angenehm zurückhält, selbst in den beschwörenden Schicksalschören.


Geht ja sowieso mehr ums Videospiel-artige Aufschlitzen im stark fiktionalisierten Rahmen, also was soll's, let's go nuts!




DIE ZWANGSJACKE - Richtig schön honkig-exaltierter und spaßig-übertriebener Psychoslasher mit einigen rührselig-dramatischen Momenten, von Gimmick-Schockmeister William Castle, über die mörderische Re-Integration der instabilen Rübe-Ab-Affekttat-Axtschwingerin Joan Crawford nach 20 Jahren Irrenanstalt auf der Farm ihrer Tochter. Dort wird sie jedoch stets der bedrückenden Hackebeil-Optik (das Hühner- und Schweineschlachten des jungen George Kennedy, der hier aussieht wie Chris Pontius meets Benicio del Toro) sowie dementsprechenden, alptraumhaften Visionen von abgetrennten Köpfen ausgeliefert und sodann verdächtigt man sie allmählich, wieder zu morden.

 
Nur die Tochter zeigt Verständnis und drängt darauf, sie sozial zu festigen, sie bei den Eltern ihres Verlobten vorstellig machen zu können. Jedoch gerät auch dieses Treffen zu einem konfrontalen Fiasko und endet schließlich in Mord - doch *SPOILER* wie sich herausstellt, war es die Tochter, welche diese Morde begangen hat, wurde sie doch Zeuge des Doppelmordes ihrer Mutter am Vater & seiner Geliebten. In einer unfassbar aberwitzigen Erklärung legt Castle zum Schluss hin dann offen, wie sie ihre Mutter mit den beklopptesten, aus-dem-Hut-gezauberten Ideen systematisch verrückt gemacht hat. Doch die Mutter verzeiht ihr das und verspricht, sich um sie zu kümmern, schließlich war sie 20 Jahre lang nicht für sie da. *SPOILER ENDE*

 
Der Film endet sodann mit einer Einblendung des COLUMBIA-Logos, wobei jener ikonischen Statur der Kopf sauber abgesäbelt wurde. Ein Schelm, dieser urige Castle und eine schön kleine, unterhaltsam-oberflächliche Meuchel-Schauer-Parade, die er hier vorgelegt hat, stilecht mit dusselig-plakativem Theremin und einer inzwischen in die Jahre gekommenen Joan Crawford, die ihre schicke Darstellerpower in hysterischen Mutter-Wahnsinn allererster Güte hochtreibt.

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