Sonntag, 26. Februar 2017

Tipps vom 20.02. - 26.02.2017 (#Oscars2017-Edition)


Lib Les,

seid ihr nach der letzten Ausgabe auch noch so ausgelastet wie ich, was dieses Sextett an Filmen angeht, das wir jüngst zusammen durchgeackert hatten? Wusste ich's doch! Ich glaub, dann werden wir uns einigermaßen einig, dass diese Woche mal wieder einen Gang zurückschaltet und nur 3 Filme zur intensiven Besprechung vorlädt, schließlich soll man sich ja auch schnurstracks in Feierlaune begeben, wenn diesen Sonntag erneut die Oscars verliehen werden! Wow! Stress, Relevanz, Alltag und Kummer zur Lage der Welt – was sind das nur für Begriffe, keine Ahnung, Hauptsache, wir können wieder lange aufbleiben! Aber Freundchen - wird mir manch einer zurufen -, du wohnst doch gar nicht in Los Angeles, wer hat dich eingeladen?! Ihr habt ja recht, wir schauen uns den Laden vom Fernseher aus an, weil wir hier oben im Norden allesamt arme Schlucker, sprich Künstler sind – aber mitreden kann ich von Vornherein schon, schließlich habe ich als meisterhafter Mordsmann von Kritiker den einen oder anderen Nominierten sichten können! Klar, wenn ich ehrlich bin, habe ich einige essenzielle Kandidaten bisher noch nicht am Augapfel runterrattern sehen, manch Film auch schlicht noch nicht besprochen, aber damit ihr den Überblick behaltet und informiert bleibt, habe ich folgende Werke aus allen Kategorien gereiht, die sich schlicht nicht vor mir drücken konnten:

Arrival
La La Land
Elle
Suicide Squad“ (huh?)
Passengers
Sully

Toll, überlegt mal, wie viele Stunden ich schon mit diesem Angebot durchgezecht habe, da wird es ein Leichtes, die Verleihung von ebenbürtiger Länge auszuhalten. Was das nur für einen Wochenabschluss ergeben wird, nachdem der Großteil der letzten 7 Tage entweder reichlich Schnittarbeit, Glotzen Glotzen Glotzen oder eben die pure Verzweiflung via Twitter brachte – und ich dachte letztes Mal schon, dass die Pressefreiheit auf dem absteigenden Ast wäre, das wird ja immer schlimmer! In den USA lässt Snowflake-Don-Don schon bestimmte Medien außen vor, weil sie als „Feind des Volkes“ anonyme Quellen nutzen, während er und seine Freunde sich auf der Con-Con selbst feiern, Russlandflaggen schwingen und den Bruch ihrer eigenen Gesellschaft herbeisehnen, weil das ja zum Wahlversprechen dazugehörte. Der Schutz der Transgender-Mitbürger gehörte auch dazu, aber musste ja so kommen, dass der Stichpunkt nicht allzu lange erhalten bleibt. Nun wissen wir dank Betsy DeVos aber auch: Wer im White House bei solchen Entscheidungen nicht konform geht, fügt sich diesen einfach kurz darauf – Junge, was für ein Rückgrat! Und wer wird jetzt übrigens gerade nicht abgeschoben, vom Protest weg festgenommen? Das Prozedere erlangt da drüben langsam Deutschland-Niveau, so wie hier die Willkommenskultur schon anhand ihrer Initiatoren irgendwie abzusterben scheint. Trotzdem, in other news: #FreeDeniz, #MartinSchulzRettetUnsVorHartzIV?, #JuhuWirHabenZuvielGeld, usw. und sofort. Solche und ähnliche Erkenntnisse, Hoffnungen, Ängste, Grenzen und Parallelen der letzten Tage häufen sich wie die Karnickel, von allen Kanälen aus kriegt man davon mit, aber besser so als gar nich, wa? Muss ja auch nicht durchweg so eine triste Whatever-Stimmung wie auf Youtube herrschen, wo sich die breite US-Gamer-Clique trotz fettester Jokes und Memes z.B. apolitisch gibt, aber zur Gewichtung freier Meinungen und Schockhumor-Überangebote gerne mit Alt-Right-Sprachrohren wie Sargon of Akkad auf Kuschelkurs geht – huch, etwa auch Pewdiepie, wer hätt's gedacht? Da kuschen die wenigen Kritiker untereinander sogar schon mal vor Rassistenlügnerräudenbacke Keemstar, wenn sie dieser sonst als Verräter brandmarkt. Millionen Abonnenten haben gewählt!


Shit, jetzt bin ich wieder bei dem ganzen Demagogen-Drama gelandet, das sollte doch gar nicht sein, ich wollte einen fixen Abwasch und zurück zur Party mit den Hollywood-Homies sowie deren politischen Botschaften, voll meine Vorbilder! Ach Mensch, irgendwie sind alle diese Milieus anno 2017 nicht mehr so ganz das Wahre, '16 hat uns puttemat. Ich habe es sowieso viel lieber und sicherlich bereits an die 100mal erwähnt, mit meinen Buddies zu schnacken, individuelle Erlebnisse/Highlights/Belanglosigkeiten Revue passieren zu lassen und natürlich über schlechtes Entertainment zu meckern, wenn sowas wie „Jerks“ im Fernsehen läuft, auf der Presseveranstaltung zu „Logan“ die Scorsese-Variante von „Silence“ gefürchtet wird und kleine Filmabende über gemeinsame Enttäuschungen lachen. Ebenso im Doppelpack diese Woche: An zwei Tagen hintereinander wurde ich an Haltestellen gefragt, ob der kommende Zug/Bus zum Hauptbahnhof fahren würde. Na sicher! Außerdem: Gerade erst am Samstag hat es bei mir vor der Haustür geschellt, denn eine neue Mieterin mit Umzugskisten und Mutti am Start suchte bei mir Rat, ob sie sich eher DSL oder Modem besorgen solle. Hey, man hilft wo man kann und deshalb gibt es im Folgenden wieder einige schöne Empfehlungen für die Netzhaut, die mit Sonnenbrillen, Zeigefingern, Sex, Blood, Sauerkrautsuppen and Rock 'n' Roll Superkräfte entfesseln oder gerade anhand derer in der Desillusionierung verharren, bis eben alle Träume ein Ende finden bzw. eine bessere Hälfte, die mit allen Wassern gewaschen ist. Verspreche ich zu viel bei so wenigen Filmen? Lest selbst, ich wünsche wie gehabt viel Spaß bei jener Tätigkeit und drück die Daumen, dass sich eure Oscar-Tipps bewahrheiten, nachdem ihr von diesen Nicht-Oscar-Filmen gehört habt!




Man mag es kaum fassen, aber in Sachen William Castle bin ich trotz der Sichtung einiger seiner Ausflüge mit Joan Crawford noch immer ein Novize. Dafür kenne ich jetzt das Zauberwort „Zotz!“, welches die wilden, leicht Capra'esken Abenteuer des Professors Jonathan Jones (Tom Poston) entfesselt und für allerhand Schabernack sorgt, wenn Castle wie gehabt stilistische Gimmicks daraus entwickelt, als amerikanischer Tati Politik wie Zeitgeist binnen des Eskapismus voller Slapstick auf die Schippe nimmt. Zu alledem scheint ein unterschwelliger Sadismus via der Unschuld des Protagonisten durch, wie er Versuchszwecken wegen seinen Zeigefinger zum Spontanschmerz des Gegenübers richtet, den moralischen Hinweis solcher Kräfte von Vornherein an der Eskalation vorbeischmuggelt und damit in etwa das Alter Ego seines Regisseurs ergibt, wenn Tausendsassa-Effekte in die Kamera glucksen – aber mal langsam mit den jungen Pferden, ja, wie kommt es in diesem Fall überhaupt dazu? Nun, nachdem sich unser Bill wieder mal meta-vergnügt mit der Dame des Columbia-Logos kurzgeschlossen hat, begegnen wir sodann auch unserem spleenigen, Sauerkrautsuppe spachtelnden Spezi Jones als Frühaufsteher von Berufswegen her hin zur Stelle als Experte antiker bis ausgestorbener Sprachen, welche er so fleißig studiert, dass er die Straßen auf seinem Drahtesel wie ein waschechter Pee-Wee unsicher macht. Der Mann hat seinen Kopf in den Wolken, den Lehrergestus mit ebenbürtig luftigem Gemüt auf dem Stundenplan, was gemäßigtere Kollegen wie Prof. Horatio Kellgore (Jim Backus) doch manchmal sehr verwundert und Nichte Cynthia (Zeme North) ohnehin Kirre macht, wenn sie die Launen und Wissensweisheiten ihres Onkels mal mehr, mal weniger verträgt und ansonsten dem typischen Teenagermodus frönt, Drive-Ins besucht sowie doofe Boys (den Filius Kellgores z.B.) datet.


Innerhalb jener naiv gezeichneten Gesellschaftsverhältnisse der frühen 60er Jahre wird ihr jedenfalls ein Talisman mit geheimer Inschrift zugeschickt, welche unser Prof sodann aus charmant kaschierter Neugier zu entziffern versucht. So kurios die Entdeckung von der Größe einer Münze schimmert, so kurzweilig entwickelt sich an ihr die Prämisse schwarzer Magie, welche der Gelehrte in stetig verrückteren Situationskomiken voller Selbstverständlichkeit zu beweisen versucht. Nachdem er per Zufall versteht, dass er jedem Wesen mit bloßem Fingerzeig Schmerzen bereiten, mit der Erwähnung des Wortes „Zotz“ die Zeit verlangsamen und in der Kombination jener Manöver sein Ziel zerstören kann, legt er es darauf an, sowohl seinen Dekan Joshua Updike (Cecil Kellaway) als auch im Verlauf das Militär unter General Bullivar (Fred Clark) von seinen Fähigkeiten zu überzeugen. Im Interesse der Wissenschaft und nationalen Sicherheit kommt wie gehabt der pflichtbewusste Rationalist zum Vorschein, doch alle Welt hält ihn glatt für verrückt, wenn stets der Vorführeffekt einsetzt, weiße Mäuse bei einem wichtigen Diner freilaufen und Jones ausgerechnet dann nicht den Talisman in der Tasche hat, während Cynthia damit völlig unverhofft eine ganze Schar an Fußgängern in die Knie zwingt. Da geht’s anhand ökonomischer Schwarzweißoptik mit Screwball-Pointen auch hin zum Psychiater auf die Couch, doch wenn man jenen kecken Ball schon erwähnt, sind die Begegnungen mit Professorin Virginia Fenster (Julia Meade) keineswegs zu missachten. Allein, wie umständlich sich der Jonathan da als ewiger Junggeselle anstellt, dass es ihm die Sprache verschlägt und doch noch darauf hinarbeitet, dass man sich in gerade dem Gebiet ja eigentlich in bester Gesellschaft befindet, bietet eine Drolligkeit an, die dennoch kaum vergessen lässt, wie krass seine Versuchszwecke via Zotz eigentlich ausfallen (vom Griff zum Wodka ganz zu schweigen).


Unter anderem Motten, Eichhörnchen, Echsen und Schüler stehen zum angetesteten Schmerzempfinden bereit, damit holt er später fast schon ein Flugzeug vom Himmel, nachdem ihm beim Nachvollziehen bloßer Wegbeschreibungen ebenso zufällig der Finger ausrutscht, weil wir einen mittelschweren Tolpatsch hoher Intelligenz-/Sympathiewerte vor uns haben und einen Regisseur, der dies als Plattform surrealer wie tolldreister Späße zu verdichten weiß. Wenn dann noch die russischen Geheimdienste ins Spiel kommen, mit Folter und Erpressung drohen, einen US-Widerstand phantastischster Ausmaße erleben und der Tag so formvollendet vorm Lincoln Memorial höchstpersönlich gerettet wird, dass der „First Dog“ seinen Hut ziehen muss, mustert sich der Retrotrip ohnehin zum Perma-Augenzwinkern kindlicher Freuden. Wenn man nach politischer Korrektheit oder potenzieller Zeitlosigkeit bewertet (*seufz*), mag zwar einiges daran wohl kaum noch zeitgemäß nachwirken (z.B. das Klischee der schwarzen Hausdame oder überhaupt alle - zumindest teilweise umgekehrten - Geschlechterrollen), wie auch manche Engpässe im Budget, sprich die Nutzung von Archivmaterial inkl. Castles „Mörderisch“ (1961), durchscheinen, doch solch eine sprunghafte Variante der Red-Scare-Agenda begibt sich zumindest eher weniger auf reaktionären Sturzflug, als dass sie ihre Gewitztheit schlicht vonseiten der Leinwandmagie auf die Spielwiese der Satire zieht – eine gute Portion musikalischen Affekts darf da ebenso nicht fehlen! Schließlich schüttelt sich Castle auch vielerlei Umstände zum Handlungstrieb unvermittelt aus dem Ärmel, schwebt verträumt im Strudel des Außergewöhnlichen und pegelt sich bei unter 85 Minuten Laufzeit kompakt auf den Unterhaltungsfaktor der Entfaltung vom kleinsten Alltagsfaktor bis hin zur globalen Schlagzeile ein, wie man es von ihm als Enthusiasten fürs High-Concept eben (gern) gewohnt ist. Und sowieso: Wer meint, dass Lachen gesund macht, kriegt meiner Empfehlung nach „Zotz!“ als Rezept nur so hinterhergeschmissen!



Ein-Satz-Kritiken für zwischendurch!

„Our Sunhi“ - Bei Hong Sang-soo macht man erneut nicht viel falsch, wenn man per Schlichtheit und narrativer Ironie mit der Dreifaltigkeit von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft schlendern gehen will, weshalb sich hier auch ein Trio der (wie gehabt filmschaffenden) Männlichkeit mit seinen vergänglichen Kompetenzen/Ratschlägen im versteckten Frust begegnet, eine Beziehung mit Studentin Sunhi anzufangen/zu reinitiieren, obwohl jene Projekte projizierter Gefühle an einer Wechselwirkung abprallen, in der weder Mann noch Frau vom wahren Ich wissen, dieses aber in trister wie betrunkener Halbtotale ersehnen, fordern und zwischendurch bestes Hähnchen empfehlen, selbst wenn die Szenarien nicht dazu ganz so keck wie sonst ins Herz hüpfen – abgesehen vom Ende, ne.

„Hye-hwa, dong“ - Der südkoreanische Tearjerker weiß anhand seines knuddeligsten Überangebots an Hunden und Welpen in Sachen „Awwww!“ zu überzeugen, die zurückhaltende und manchmal erbarmungslose Stille der Inszenierung beißt sich allerdings mit tendenziell plumpen Kreisläufen des Schicksals, bei denen die Generationen an versagter wie unfreiwillig getrennter Mutterschaft zwar noch kuriose Persönlichkeitsticks und länderspezifische Leinwandhärten erhalten; nach Kidnappings, bösen Hundefängern und Rätseln der Identität allerdings auch in ein klischeehaftes Melodram rutschen, das binnen seiner Schlag-auf-Schläge sadistisches Herzleiden ballt, teilweise effektiv ankommt, im Verlauf sodann schon etwas blöd-pianoseicht auf die Hoffnung im Mutterinstinkt anspringt.

„Tschick“ - Als Jugendabenteuer nach Wolfgang Herrndorf dürfte die Sommerlaune unter Teens auf der Flucht vor dem alten Leben potenziell hinhauen und besitzt ja auch ein grundsympathisches Duo mit Tiefkühlpizzakicker-Pfiff, doch was Fatih Akin in Zusammenarbeit mit Hark Bohm als „Nordsee ist Mordsee“ 2.0 suggeriert, ist selbst ohne jene Messlatte oftmals am jugendlichen Affekt vorbei inszeniert und spekulativ im Jungs-Esprit (sowie in Deutschland allgemein) unterwegs, welchem man Richard Clayderman, Jan Delay und weiteres Standard-Gedudel als Zeitgeist aufzwingt, passend dazu gestelzten Jargon zur fördergeldtauglichen Dramaturgie, #NoHomo-Sprüche, Optik- und Sinnlichkeits-Konsens knapp über den Schauwerten biederster Kinderfilme sowie die Klischee-Checkliste für die erste Liebe, auch wenn die Herzlichkeit (nicht der Voiceover) zur Momentaufnahme da einiges wieder gutmacht und Uwe Bohm toll ausrasten darf, die Ernüchterung aus mangelnder Wahrhaftigkeit und standardisierter Traumtänzerei aber nur bedingt negiert.

„When Alice broke the mirror“ - Lucio Fulcis Spätwerk wird mir von Mal zu Mal fragwürdiger und auch wenn mir seine Misogynie nicht gerade ein Geheimnis war, ist die hiesige Schlachtplatte dazu nochmal besonders giftig ausgefallen - mit Warzen, Damenbärten und Narben auf Frauen kotzend -, ehe die Kettensäge diese zerteilt und der Ofen das Gesicht zerschmelzen lässt, da ein alternder Psycho der Wettmafia wegen ständig neue Geldeinlagen braucht und daher hässliche Witwen verführt/erledigt, was als pechschwarze Komödie gelten will, sich anhand des Grads stilistischer Schäbigkeit allerdings übermäßig schleppend in der Redundanz suhlt und der Tristesse des späten Mario Bianchi eher stehen würde, als einem Grand-Guignol-Surrealisten vom Status Fulcis.

„Army of One – Ein Mann auf göttlicher Mission“ - Für Regisseur Larry Charles und Hauptdarsteller Nicolas Cage der jeweils enttäuschendste Film der Karriere, es sei denn man findet am belanglosen Overstatement eines Anti-Humors Gefallen, der nicht nur anhand seiner penetrant typischen Inszenierung ätzt, sondern auch derart einfallslos auf einer Stelle tritt, dass man an der Verkumpelung quirliger Verschwörungstheoretiker und aufdringlicher Volkstümlichkeiten noch eher hängenbleiben will, als an der Pointenfreiheit permanenter Schrägheit (Cages blödeliger Akzent ist vom Unterhaltungsfaktor her schnell verlebt), der weniger als halbgaren Romanze zur alten High-School-Flamme, dem „Krüppel“-Humor zu derer Adoptivtochter oder der schier ungenutzten Möglichkeit, einen freispielenden Cage à la „Borat“ auf den Mittleren Osten reagieren zu lassen.

So, jetzt geht's weiter im Text!




LOGAN - THE WOLVERINE - "[...] Man kann nicht aus seiner Haut – jenes Leitthema wird folglich Urheber aller Stärken und Schwächen jenes grimmigen Comic-Abgesangs, welcher es sich zudem noch explizit aus „Mein großer Freund Shane“ ausleihen muss [...] Mit jener Abgeklärtheit brüstet sich der Film dann auch in eine Gangschaltung der Räude hinein, wie er sich im Vergleich zum Rest des Franchise freier und menschlicher äußern kann, aber inhaltlich ständig um dieselben Konflikte wie bisher greift, jede Handlungsentwicklung und emotionale Deutung so ausformuliert vorwegnimmt, wie die Geradlinigkeit des Scripts ohnehin abseits einer Spannungskurve arbeitet. [...] Da könnte man Hugh Jackman und Co. Eintönigkeit unterstellen, wenn denn nicht das Engagement zum Dauerzustand so genüsslich ruppig umgesetzt wäre, in der Verweigerung der Selbstreflexion umso dringlicher die Spannung an Entscheidungen ballt, eben den Ausbruch ins Ich staut, ohne Brotkrümel des Pathos auf dem Weg verstreuen zu müssen. [...] Ist auch eine der wenigen Innovationen in diesem Best-Of an meist ernstgenommener Comic-Ikonographie, das zudem mit den Merkmalen des Westerns, der „Mad Max“-Endzeit, der inländischen Wurzel des home of the free, der Sehnsucht aufgelöster Grenzen und natürlich Johnny Cash oben drauf anbandelt. Wie man's schon liest, ist Innovation dann vielleicht auch nicht sooo wichtig, wenn die reichhaltige Mischung jenes Best-Ofs Punktlandungen der Effizienz erfüllt. [...]"


(Die komplette Kritik gibt es bei den DREI MUSCHELN zu lesen.)




Mit der Spitzhacke in die Entmystifizierung des Daseins als Rocker hinein, hält Chûsei Sone innerhalb seines Pinku-eiga-Dramas der Firma Nikkatsu, „Akai bôkô“ (der Übersetzung nach allgemein auch als „Red Violation“ bekannt), konstant aufs Fegefeuer versiegender Ideale drauf, ohne den Frust entkoppelter Zwischenmenschlichkeiten unbedingt als Lehrstück an Moral aufbereiten zu müssen – nun, zumindest nicht ohne gewisse Schauwerte der Ambivalenz. Der Blick hinter den Kulissen der Band „The Devils“ bleibt eben durchweg einer, welcher sich der allgemeinen Desillusionierung innerhalb seiner Ära um 1980 verschreibt, No Future bei Alt und Jung erkennt, Wahlautos mit mehr Dezibel als jedes Rockkonzert zur Übersteuerung ins Passive passieren lässt und jene Ziellosigkeit weniger als Kommentar vermittelt, denn als Einfluss für seinen Bezug zur Körperlichkeit, welcher im Porträt der jeweiligen Bandmitglieder zutage tritt. Jene Kids zwischen 19 und 23 können zwar im ersten Eindruck eine treue Fangemeinde vor der Bühne vorweisen, hinterher decken sich die Ausgaben jedoch kaum mit den Einnahmen, weshalb höchstens eine Runde Alk zur Feier des Auftritts noch drin ist, ehe man weibliche Bekanntschaften via des Mini-Fames anpumpen muss. Die Masche mit Groupies und Co. läuft einigermaßen (selbst in Sachen Frisuren), doch jener Umgang lässt alle Machtfantasien hinter sich, wenn die jungen Herren im Selbstbetrug der Milieu-Coolness durchweg ihre Abhängigkeit signalisieren und sich zudem nur in eine Sexualität hineindenken können, die ungelenk und leidenschaftslos auf die Befriedigung des Egos hinsteuert; sich dennoch wundert, wenn jede Bindung daraufhin abgewürgt wird.


Bei Fujito (Fujio Takahashi) lässt sich der Prozess initiativ erkennen, wenn er seiner On/Off-Beziehung schroffes Abrödeln aufzwingt, daraufhin nach Geld für ein Taxi nach Hause sowie einer Erlaubnis fürs Telefonieren fragen muss, da der Laufpass der Freundin schon längst vorbereitet und in kurz, schmerzloser Gleichgültigkeit ausgeführt wurde. Regisseur Sone zeigt die Reaktion darauf als Songwriting-Session, welche im Parallelschnitt mit der Konzertattitüde der Devils potenziell die ironische Schere auspackt, gleichsam auch den gehemmten Ausdruck von Schmerz und Individuum, wenn die Totale jenes Motels, in dem die Gruppe auf Geheiß des Managers einquartiert ist, als Klammer dessen mit drückt. Die Karriere jenseits des Erfolgs sucht sich sodann umso mehr ihre Schuldigen, keilt sich mit einem nach dem anderen auf kargen Fluren und lässt Blut fließen. Insgesamt kocht dieses aber auch nur lauwarm auf und verdingt sich eher in der Rauschaufnahme oder im fixen Aufbau einer Erektion – von Adrenalinschüben zur Bühne hin kann man da nicht wirklich sprechen, wenn die permanente Probe zu Musik und Zusammensein am Nervenkostüm durchexerziert wird. Exemplarisch dafür geht Gitarrist Hunt (James Hunt) der Tristesse aus dem Weg, indem er alleine in einer Bar sitzend auf die nächste Spenderin hofft, wie gehabt fündig wird, zusammen auf ihre Kosten einen trinkt und für einige Momente am Morgen danach den Tunnel ungefährer Freiheit bewandert, ehe jene Dame anhand des Hangs zum Selbstmord sowie ihrer Veruntreuung von Firmengeldern mindestens eine Seifenblase platzen lässt – mal abgesehen davon, dass sich Hunts gehetzter Drang zum Koitus nur bedingt gegen die von den Fingernägeln der femininen Leidenschaft gesetzten Kratzer am Rücken behauptet.


Dem Zuschauer tun aber beide Leid, so unvereinbar sie auf Modelle und Strukturen der Liebe einzugehen versuchen und daran nur scheitern können, während sich die (übrigens wie so oft im Genre gewohnt fabelhafte) Audiovisualisierung in schlichter Erfassung zurückhält, der Lust vielerlei Möglichkeiten der Entfaltung und Romantik erlaubt, wenn sich diese auch sichtlich in Mühen wägt. Unsere teuflischen Boys scheinen trotzdem weiterhin an den Reiz ihres öffentlichen Status zu glauben, was ein Fujito z.B. an der jungen Ärztetochter Mari Ikemoto (Megumi Saki) bestätigt sieht – ein Mädel wie der Rest des Films weg von Autoritäten, in blutjunger Naivität aber auch als Spielball verkappten Nihilismus eingeführt, der ihr anfangs im Durcheinander schon ein Hot-Dog klaut (starkes Intro übrigens – Pantyshots und Hände-Choreo inklusive) und im Verlauf noch soviel mehr. Die Opferrolle bleibt größtenteils jedoch außen vor, eher versucht sie noch mit Fujito, diesen als Berühmtheit an ihrer Seite vorzuführen, während kein Laden seine Platten führt, Idole nebenan dieser zumindest interessante Qualitäten nachsagen. Vor Mari nennt Fujito sowas arrogantes Gequatsche, bei den Kollegen eine Chance zum Weiterkommen – nicht die einzige Situation, in der die doppelte Zunge wirkt, obgleich damit trotz kalter Miene weniger Intrigen, denn die Deeskalation motiviert werden soll. Die Maßnahme zum Vorteil bleibt trotzdem mehrheitlich eine fürs Ego und verläuft vergleichsweise extrem ungeschmeidig, wenn Fujito Mari zum Sex überredet. Er manipuliert ihre jugendliche Neugier, so wie er dieser selbst dem adoleszenten Wunschtraum wegen nachjagt und ständig darin pendelt, wie er seinen Frust umsetzt bzw. aushält, bis er Mari damit in die Ecke drängt.


Der Film lässt dazu auch teilweise dieselben Kadrierungen, Bewegungen und Sätze sequenziell wiederholen, um die Schwere der Situation sowie ihre ausweglose Erfüllung an Verhaltensmustern darin zu illustrieren. Die Devils leben in Rhythmen, erliegen dem Faulungsprozess und suchen darin noch die wilde Power des Rock'n'Roll – oder zumindest das, was der industrielle Komplex drum herum übrig lässt. In einer klimatischen Aufnahmesession, wie alle Proben des Films von schleppender wie verschleppter Reibung, überlässt Regisseur Sone dem Raum hingegen noch eine Hoffnung im Talent, die Passion aus verstecktem Leiden, mit welcher der Fluchtgedanke im Angesicht aller Schwächen noch seine Harmonie findet. Das Finale überbietet dennoch die Bitterkeit eines „La La Lands“ (das hier ist immerhin die Oscar-Ausgabe!), so wie die „Red Vialation“ auch offener auf rohe Wunden schielt, dezentralisiert um die Ziellosigkeit fickt, Leere und soziale Massen auf eine Stille hin konterkariert, die selbst in der Zappelei verzweifelter Männlichkeit weder um richtige noch um lautstarke Töne weiß. Wohl deshalb sieht man manch trivialen Streit durch eine dämpfende Tonstudioscheibe, schwere Unfälle sowieso im Vakuum einer Rückblende, das sich nur per Musik vorm Zerfall schützen kann. Die Sinne des Zuschauers vervollständigen jedoch das gnadenlose Bild, das Regisseur Sone in derart zielgenauer Unaufgeregtheit skizziert – die Moral zieht trotz stilistischer Distanz, Erotik und elektrischer Furiosität im Fokus Bilanz und hemmt sich da ein Stück weit selbst als gerichtete Impression, wo sie im Gegenzug aber auch eine tolle Pointe ergibt. Wäre ja auch langweilig, wenn solch eine Eindeutigkeit, wie auch der Sex, nur eine Funktion reflektieren würde.

Sonntag, 19. Februar 2017

Tipps vom 13.02. - 19.02.2017


Bele Serlie,

in der heutigen Ausgabe kommen im Grunde Filme zur Besprechung, die alle am selben Tag gesichtet wurden - sogar schon Ende letzte Woche herum - und seitdem trotzdem in starker Erinnerung geblieben sind. Demnach war die Woche zwischendurch also eher auf andere Themengebiete ausgelagert? Tatsächlich. Meine Mutter war wieder mal zu Besuch und wenn es nicht in den Waschsalon, an den Milchkaffee und ans Essen ging, war auch mal ein Bummel durch die Straßen Hamburgs angesagt, der schließlich in die frischen Tapeten der Elbphilharmonie führte. Zunächst sei mal gesagt, dass es schon einer Treppe zum Himmel gleicht, wie lange man mit vielerlei Schaulustigen den ersten Gang zur 1. Etage vollbringt - in solch einem engen Tunnel, dass man klaustrophobisch werden muss. Oben angekommen, gibt der Rundgang ums Außengeländer aber einen tollen Ausblick auf Stadt und Hafen frei, dass man sich beinahe sogar die 5 € für 0,2 l Cola an der Bar danach leisten würde. Stattdessen ging das meiste Geld einen Tag später für den Besuch des „Aladdin“-Musicals an der Neuen Flora von dannen, was sich durchaus bezahlt machte, wenn man mal davon absieht, dass der Kern der Geschichte wie simplistisches Beiwerk wirkt, welches man den Hyper-Revuen des Genies aus der Wunderlampe (Enrico De Pieri) unterjubeln musste. Die ergaben ungefähr zur Mitte hin schon den Klimax an klassischer Musical-Extravaganz, wie man es meistens eher vom Hörensagen oder aus dem Kino kennt, dementsprechend konnte ich mir dauernd vorstellen, wie Kamera und Schnitt zur jeweiligen Performance ablaufen würden. Mitten drin bleibt's natürlich ein audiovisueller Schmaus und auf der Tearjerking-Skala dann am höchsten, wenn Aladdin (Richard-Salvador Wolff) in den Himmel blickt und hofft, seine Mutter stolz machen zu können. Mutti neben mir hatte mich nach der Nummer sofort befragt, ob ich mich darauf projiziert hätte. Japp. Spätestens ab der zweiten Hälfte ging da allerdings ein Stück weit die Luft aus, selbst wenn Jasmin (Myrthes Monteiro) als kecke Superfrau mit auf den Teppich kam – lag wohl auch daran, dass sie und Aladdin als Protagonisten wieder jeweils die Musical-Regel von drei Freunden pro Identifikationsfigur einhielten, diese mal die Laufzeit der Vorlage streckten, dann wieder überhasteten und mit kontemporären Jokes ausstatteten, welche mal mehr, mal weniger als Lacher hinhauten. Wär natürlich gelacht, wenn es nicht trotzdem ein Spektakel unter Abenden gewesen wäre und das Publikum spendierte äquivalent dazu Applaus, obwohl es mich im Nachhinein jetzt noch mehr reizt, die Bühnenfassung von „Mary Poppins“ zu erleben, was derzeitig aber nur außerhalb möglich ist. Apropos außerhalb, die Russen kommen, wie die Wochen-Statistik zum Publikum des Blogs zeigt:


Ob wer schon gehackt hat oder ob manche Leser aus Moskau und Co. einfach verstärkt nach ihren Lieblingsfilmen klicken, lässt sich noch nicht so einfach herausfinden. Ich hatte zuvor schon Anfragen von Landsmännern aus der Region erhalten, wie ich auf manche Großwerke (insbesondere solche von Putin-Freund Nikita Michalkov) gekommen wäre, teilweise auch, ob ich diese bereitstellen könnte, während man mir vorschwärmte, wie ich dem Mainstream im Schreibstil ohnehin überlegen sei – ich weiß ja nich. Wenn ich Verknüpfungen zur ehemaligen Sowjetunion aufbauen sollte, sag ich Bescheid, bis dahin hat ein gewisser Mr. T Derartiges innerhalb dieser Woche ja wieder vehement abgestritten und im Rausch eigener Lügen als Fake News abgestempelt, während die Pressefreiheit ringsum erneut vermehrt ins Aus verbannt wurde. In der Türkei sperrt man Deniz Yücel des Terrorverdachts wegen ein, auf der Autokratie-Werbetour Yildirims sperrt man taz-Journalisten von Vornherein aus und wenn das nicht schon genug wäre, überschlägt sich die Fangemeinde PewDiePies auf Youtube mit der Missgunst zu etablierten Medien, weil die Normalisierung rassistischer Hetze/Todesdrohung als Meme unter unreflektierten 12-Jährigen so viel wichtiger sei als unabhängige Berichterstattung. Aus der Sicht war's wirklich eine schlimme Woche, selbst für Filmblogger-XY und sowieso, wenn sich die Zukunft immer weiter in diese Muster an Räudigkeiten steigert. Nun denn, solange das jedoch noch nicht der Fall ist, stapfen wir heute erneut in die Fußspuren bester Filmabende, denn dank der Programmierung von Siegfried Bendix kamen letzten Samstag ganze 7 Filme zusammen, von denen ich 6 nun in dickster Textform verarbeitet, mit Querverweisen, hoffentlich gelungenem Humor und thematischen Parallelen ausgestattet habe! Wie viele Witwen und Waisen, Verlorene und Außenseiter da zugegen sind, ebenso Rivalitäten gleicher Talente, dazu auch dieses Arsenal an Täuschungen und Vertraulichkeiten, von denen sowohl Ben Affleck als auch ein Auto profitieren. Unsere beliebten Filmmerkmale Hunde, Tanz, Bodyhorror und Laura Gemser sind gleichsam wieder zur Stelle, worauf warten wir also noch?




Vielleicht ist es in manchen Kreisen noch ein offenes Geheimnis, aber den Lesern dieses Blogs zuliebe gibt es mal eine klare Ansage: Ja, wir machen uns auch Schritt für Schritt mit der „Step Up“-Reihe vertraut – und sind bereits bei Teil Zwei, „Step Up to the Streets“, angekommen. Checkt es ab, Freunde, dieser Film ist ausgerechnet Jon M. Chus Regiedebüt, vielleicht nicht ganz so herzlich durchgeknallt wie seine „Jem and the Holograms“, aber zumindest schon gen Finale mit dem Regen am Tänzeln, wie es selbst seine „Unfassbaren 2“ nur ansatzweise so dynamisch hinbekamen. Bis dahin macht er sich allerdings mit einem Konsens an Tanzfilmdramaturgie vertraut, wie man diesen schon im Vornherein an seinen Topoi abzählen kann. Kein Grund zur Langeweile, aber so wie sich Protagonistin und Vollwaise Andie (Briana Evigan) von der Straße auf in die Maryland Schule der schönen Künste binnen Baltimore stürzt, ihre alte Dancecrew 401 vernachlässigt und zwangsläufig eine neue hinter Schulmauern wie -regeln gründet, um ein Duell/Klimax der Selbstbewährung zu evozieren, sucht man die Überraschungen eben im Honkfaktor zwischen den Zeilen. Da wären zum einen die platten Etablierungsphrasen von Stiefmama Sarah (Sonja Sohn) zur Stelle, welche zumindest den Patchwork-Family-Faktor von „Jem“ vorwegnehmen, gleichsam deren Trauma zu fehlenden Elternteilen (Andie kommt stets auf die austauschbaren Weisheiten ihrer Mom - „Sei du selbst“ und Co. - zurück) sowie den Drang, in schweren Zeiten zusammenzuhalten. Weil Andie jedoch null klar kommt, mit voll akrobatischen Pranks ihrer Crew den Alltagsmuff aufmischt und miese Noten einfährt, soll sie zur Tante nach Texas verschifft werden.


Aber oho oho, hier kommt Tyler (Channing Tatum) aus Teil Eins zum Cameo vorbei und lässt sie nach einem Battle unter DJ-Sand-Ansagen und Trampolinjumps raffen, dass sie ihren Horizont erweitern soll, wie es ihm eben letztes Mal ergangen ist: Auf der oben erwähnten MSA! Welche Rollentypen da wohl hausieren? Ok, nur für den Überblick: 1) Direktor Blake Collins (Will Kemp), der aus dem Kasten eine Elitebastion basteln will und daher wenig Gegenliebe für Andies urbanen Style aufbietet; 2) Dessen rebellischer Bruder Chase (Robert Hoffman), der sie beim Vortanzen in letzter Instanz durchboxt und mit der Laufzeit ihr neuer Beau wird; 3) Perfektionistin Sophie (Cassie Ventura), die Chase für sich gewinnen will; 4) Obernerd Moose (Adam G. Sevani), der den Apparat in- und auswendig kennt, trotz totaler Trottelmanier Talent zum Tanzen besitzt; 5) Ebenso versteckte Außenseiter mit markigen Spitznamen wie Smiles, Monster, Fly, Hair oder Cable. Soweit ist am Standard alles gesichert, das Konfliktpotenzial ohnehin im Flow der Erwartungen eingepegelt: Andies Ehemaliger, Tuck (Black Thomas), hat schnell die Faxen dicke von ihren Bildungsambitionen und legt sich mehrmals mit Chase an, was aber auch zur stärksten Szene des Films führt. In der Bude der 401 riecht es Tuck auf einmal zu sehr nach „Zwiebeln, Broccoli und Eierschweiß“, was manch einer für den Kaffee hält, aber nix da, die Prankster der Rivalentruppe waren zuhause und haben einen Fisch unter den Flurbalken versteckt! Ganz schön reingelegt! Mit ähnlich kindlicher Ader wird ohnehin in die multikulturelle Beschaffenheit unserer Sympathieträger hineingeschaut, also u.a. ab ins Barbecue, wo mehr Salsa getanzt als gegessen wird, ehe es Andie und Chase zum gemeinsamen Schmachten auf den Disney-Baumast verschlägt – die Motivationssprüche voller Sentiment wären auf jedem Tumblr der Hit.


Love is in the air, doch mit der 401 am Rande faschistoider Slackernasen sollte man es sich eben nicht verscherzen, weshalb Randale und Angriffe auf offener Street wie im Klassenzimmer geschehen – wer nicht von der Straße kommt, gehört da nicht hin, lautet hier das Äquivalent zu Rassismus/Ausgrenzung/Intoleranz, doch lassen sich die Stellvertreter des bunten Amerikas das gefallen? Nö - die Hoffnung heißt Andie, jeder verdient eine zweite Chance, bis die Altklugen auch mal von den verstaubten Regeln Abschied nehmen und sich was vom (spekulativen) hippen Lingo der neuen Generation abholen. Und sowieso: Noch mehr luv am Start, wer hätt's gedacht? Im Vergleich zum ersten Teil muss immerhin niemand sterben, um den Spannungsbogen nach Schema T wie Tanz abzuklären, was durchaus noch weniger zum Klammern an jedwede Emotionen taugt, doch an sauberem Kurzweil mangelt es genauso wenig wie an Choreographien vom anderen Stern, bei denen die Gegner-Crew wie immer die aufregenden Moves drauf haben, die Gewinner der Herzen dafür ein Gimmick, das sexy krumpt und ohnehin auf Underdog-Brettern erbaut ist, die bei jeder Verzweiflung eine prägnante Erklärung nach der anderen durcheinander quatschen. Alter, sogar Flo Ridas Low knallt sich mehrmals in die Gehörgänge (ein weiterer Vorteil gegenüber Teil Eins und seinem RnB-Überschuss). Das fetzt weg wie man's auch zig-mal via StreetDance erleben kann, aber was wäre die Welt nur für ein Step Down ohne solch garantierte Hyperlaune in den Beinen, bei denen die Naivität zur unbedingten Freundschaft sowie von allen Konventionen befreiten Tanzkünsten noch das höchste Gut innerhalb einer Spielfilmlänge ergeben kann?




Wie hoch stehen die Chancen, dass man sich eine gute Runde 90er-Jahre-Abenteuer ins Haus holt, wenn der junge Brad Pitt ein Teen-Sportler-Drama anführt, welches zwei Brüder aus der Unterschicht à la „Warrior“ zu Konkurrenten macht, so halbärschig wie nur möglich die latente Homosexualität darin versteckt und die Laufzeit mit derart Mengen an Räudigkeit binnen Los Angeles füllt, dass Pitt - späterer Produzent von „12 Years a Slave“ und „Moonlight“ - seinen Erstschlag gegen die White Power ausführen darf? In letzterem Punkt muss man natürlich etwas auf dem Teppich bleiben, da die Dimensionen gewisser „Rollerboys“ nimmer erreicht werden, aber ansonsten ist (Achtung, neuer Name in dieser Runde) Sandy Tungs Autorenfilm „Rivalen“ die Antwort auf just gestellte Frage und jene, ob man solch überchargierte Sozialmelodramatik inklusive Loaded-Weapon-Gitarren, synthetischen Panflöten und perfekt eskalierenden Wortgefechten noch als wahrhaftig empfinden kann. Mit Verlaub, der Zahn der Zeit ist hier nur die geringste Hürde für eine intensive Glaubwürdigkeit, dennoch zieht sich der Film einen Geschenkkorb an Energie an seine Brust, der sich von der ersten Sekunde an auf die Problemkinder des Zeitgeists einschießt, von Wechselwirkungen, Abhängigkeiten sowie der Selbstzerstörung binnen der Ambitionen zur Zukunft erzählt. Ausschlaggebend dafür ist Billy (Ricky Schroder), ein Kid aus dem Trailer Park, das anhand seines Drogen vertickenden Kumpels Louie (David Anthony Marshall, eine Art Kreuzung aus Seann William Scott und Fabio) auf die schiefe Bahn gerät und nach einem Jahr Jugendknast wieder Fuß fassen muss – nicht nur auf der High School, sondern auch in der eigenen Familie. Wie bei „Step Up 2“ ist ein Erziehungsberechtigter wieder fehl am Platze, also muss Mutter Rosemary (Carrie Snodgress) stets die Stimme der Vernunft ausstrahlen, obgleich die Hälfte ihres Dialogs aus „Wenn euer Vater jetzt hier wäre...“ besteht.


Der Hang zum Patriarchat zwingt sie zudem offenbar in mehrere kuriose Outfits, die teilweise nach einer Safari Ausschau zu halten scheinen (in diesem Film sind die Details am Rande, also auch bei Ausstattung, Schnitt und Klientel durchweg Hingucker), abseits dessen erleben wir das Spektrum der Sorge, sprich die Wut ums Versagen in sozialen Mustern, hauptsächlich aus den Augen des Bruders Joe (Pitt, nicht als Joe Black), welcher an seiner High School Spitzenleistungen im Sprinten absolviert, damit nach Stanford gehen will. Solche Impulse machen sich immer wieder für verlängerte Laufszenen warm, wie sie in der Menge musikalischer Motivation am ehesten mit „Rad“ mithalten können, im Vergleich aber weit weniger Zeit mit Mädchen verbringen wollen. Das Thema kommt im Verlauf immer wieder sporadisch zur Sprache, doch selbst ein Pitt mimt hier noch keinen Schürzenjäger, kommt bis ins Finale höchstens auf eine Einladung zum Date, während Billy im Off immerhin mal eine Heroinbraut vernaschen darf. Wer ist denn da jetzt der ganze Stolz bzw. der designierte Versager der Maloneys (so der Familienname übrigens)? Tja, der Status verschiebt sich kontinuierlich im Laufe der Resozialisierung Billys, der zwar immer mal wieder mit Louie auf Spritztour geht, nach einigen Schüben ins Aufraffen jedoch die Talente seines Bruders in sich selbst findet und sogar übertrifft. „Chariots of Fire“ hängt als Plakat schon im gemeinsamen Kinderzimmer, doch mit einer Freude zum über alle Erwartungen hinaus reichenden Gleichgewicht (Billy schwört sogar den Drogen ab, sobald er jene für Louie verkaufen soll) macht sich Joe wohl kaum Luft, wenn er sich von seinem jüngeren Ebenbild überrumpelt fühlt, bis er schließlich sich und seine Körperkünste vernachlässigt. Was der Film allerdings kaum vernachlässigt, ist die konstante Spannung von aufgedrehter Adoleszenz, die sich an die eigenen Limits pusht wie auch an jene subtiler Milieuzeichnung, so reißerisch sich Zufälle, Sensationen des Erfolgsdrangs und allen voran Versuchungen an das Duo heranmachen.


Im Gegenzug fliegen die Deklarationen zum immerzu anstehenden Schaffen permanent um die eigene Achse und versprechen ihrer Mom den vollsten Stolz, obwohl diese ihrer Meinung nach mal mit der Vergötterung des verstorbenen Gatten aufhören sollte, keiner der Söhne hingegen aufhören kann, Adjektive des Jugendslangs abzupfeffern, als läsen sie Witte's wöchentliche Tipps. Ferner battlen sie sich in Beschuldigungen und verhaltenen Krämpfen des Selbstmitleids, doch diese Kids kommen binnen jener mit der „Perfect High“ verwandten Moralisierung trotzdem auf gemeinsame Nenner wie „Keine Macht den Drogen“, bei denen Schulraudis erst recht dumm aus der Wäsche gucken – wenn sie mal nicht die Egoperspektive Billys in den Asphalt bugsieren. An inszenatorischen Einfällen wie jenen schenkt der Film zwar nur wenig ein, stattdessen weiß man aber – egal, ob jetzt wieder ein Auto vorgefahren kommt, Billy und Joe ein einziges Mal von den Beinen der Frauen sprechen (ein Tête-à-Tête fängt da mit dem Knie an) oder sich in der Einfahrt zanken, wer wen jetzt aus Mitleid hat gewinnen lassen: Irgendwas passiert immer und es wird krachen, ob nun im Clinch mit Autoritäten (zuhauf fette Weißbrotbosse), mit der Einhaltung der Trainingseinheiten, mit fehlenden Betten und Albträumen vom Knast (Billy schläft ausschließlich mit Nunchakus am Mann), mit dem Schweiß auf freien Oberkörpern, mit Joints und Dealern, mit dem NES-Spiel „Knock-Out!“, mit der Bewältigung der Vergangenheit, letztendlich auch mit der Verrohung der urbanen Gesellschaft. Ginge natürlich auch weit weniger spekulativ oder vielleicht sogar auf die konsequenteren Pfade einer „American History X“ zu, doch ehe man sich versieht, landet die Saga von Siegern, die dem Druck nicht standhalten, immer siegen zu müssen, auf einer Zielgeraden ins neue Leben, oftmals natürlich auch ins Zwerchfell filmtauglicher Dramaturgie, aber trotz mancher Redundanz irgendwie nie ins Aus mangelnder Aufmerksamkeit vonseiten des Zuschauers.




Lieber Gott, mach ihn krumm, dass ich aus dem Ferat kumm! Das Chrom des Karrens jener Marke hat nämlich diese eine Macke, welche Schluck um Schluck am Gaspedal entlang den Lebenssaft jedes Rasers aus den Gliedern saugt. „Der Autovampir“ ist folglich der Titel zum Film zum Auto und da wird die übernatürliche Funktion allerseits echter als echt wahrgenommen, auf deren Spurensuche andere Genrevertreter normalerweise ab der kollektiven Skepsis anfangen würden, der Zuschauer aber eben immer von Vornherein um die Existenz des Monstrums, eben dem Grund aller Obsession ins Übernatürliche hinein weiß. Juraj Herz, der „Die Schöne und das Ungeheuer“ schon zur Wirklichkeit musterte, füttert jenes Selbstverständnis nun mit einer Steilvorlage an Suggestionen und Vermutungen zum Blutsauger unter der Motorhaube, dass sich die Charaktere erst recht jener Tatsache bewusst werden. Kommt der Vorspann um die Ecke gefahren, sind die morbiden Malereien wie beim eben verlinkten Märchen zur Stelle, aufs Unterschwellige am Rennsport hinzuweisen: Die Gewalt der Maschinen, der Sexappeal als Beifahrer, der Tod am flammenden Beton. Zu jenen Risiken und Verlockungen ruft der Film sodann den Apotheker, genauer gesagt die Ambulanz inklusive Dr. Marek (Jirí Menzel) und seiner Assistenzärztin Mima (Dagmar Havlová) – so wie letztere noch an ihrer ehemaligen Pole Position als Rennfahrerin hängt, gibt der Film entsprechend Gas, den Alltag zu entrücken, sobald ein pechschwarzer Schlitten wie von Geisterhand vorfährt und es anhand seiner provokanten Manöver scheinbar auf sie abgesehen hat. Die Adresse, zu welcher der Notruf gelotst wurde, existiert dann auch nicht, dafür nun eine Fahrerin im verfolgenden Vehikel, Luisa Tomásová (Jana Brezková), mit merkwürdiger Verletzung am Fuß. Kaum kurzfristig verarztet, liegt dasselbe Auto in stabiler Unfallslage und Frau Tomásová im Leichenwagen - ganz geheuer ist die Sache nicht, wie Marek diese sodann noch an einem Gros an Abweisungen, Vertuschungsversuchen und passiven Passanten ringsum feststellt. 


Die Bestätigung dafür erhält der Zuschauer bereits in einer Television-Manipulation der Firma (Nos)Ferat(u), stilecht zwischen Rot, Schwarz und nackten Hauttönen auf internationale Machenschaften eingeschworen, mit Madame Ferat (Zdenka Procházková), Anzugträgern und Gespielinnen im Image subversiven Horrors abgeklärt, dass man zu gern das Schlimmste vom neuen Modell des „Interceptor“-Cousins erwartet. Marek kann trotz lakonischer Statur und Hornbrille auch nicht stillhalten, bangt um das Fieber Mimas zur Rückkehr in den rasenden Ledersitz, macht sich zeitgleich auch auf die Suche nach der Leiche Luisas und sieht sich stattdessen nur äußerst merkwürdigen Zufällen des Fehlens eben jener ausgesetzt, bis ihm der kauzige Kollege Dr. Kaplan (Jan Schmid, Urheber fast aller Jumpscares) jene Theorie als bare Münze einredet, welche die Karosserie als Hämoglobin-Vertilger vermutet. Schließlich - und sowieso ganz nüchtern gesagt - sitzt er ja auch schon seit einigen Jahren an der Beweisführung dran, billigeren Treibstoff gäbe es aktuell ohnehin nicht auf dem Markt und wenn man erst mal die Vorführung von alten Vampirfilmen hinter sich hat (tolle Aufnahmen, von denen man sich einen ganzen Film wünscht), sollten keine Zweifel dazu mehr bestehen. Regisseur Herz kommt zur nächtlichen Stunde erst recht ins Schwärmen gen Paranoia, blubbert mit der Tonspur an mysteriösen Gemäuern und Gestalten vorbei, die sich am Ballungsgebiet der Geheimnisse ergötzen/schleichen, ehe Marek Kraft seines Amtes in die Gruft Luisas eindringt und atmosphärischen Grusel en masse heraufbeschwört, doch dann....! Ja, wo kommen wir denn hin, wenn wir dem US-Fanzine „Monster!“ ähnlich einfach jeden Handlungswendepunkt abschreiben? Wichtig ist doch, dass die Perspektive Mareks immer wieder mit Doppeldeutungen beruhigt werden soll, (Selbst-)Zweifel aber stets bleiben, die Realität auch von der narrativen Trennung her unterwandern, bis sich der gute Doktor nicht nur in den erotischen Reiz des Unbekannten verliert, sondern auch mit der Gefahr des Kommerz auf Tuchfühlung geht, gar „Videodrome“ in vielerlei Hinsicht vorwegnimmt. 


Ferner noch wird er von Ferat selbst angeheuert, eine Untersuchung zu deren Unternehmungen anzuleiten – nach außen spielt die Firma ja so oder so was vor, doch zu welchem Grad? Und was hat der Wendepunkt im Liebesleben aller Rennfahrerinnen, Kriz (Petr Cepek), unter seinem Helm an Motiven gelagert? Legen allesamt falsche Spuren, ist Gevatter Tod mit Absicht auf Rädern unterwegs? Sind das Löcher im Hals oder schon ein neuer Auspuff? Vorhin meinte ich ja noch, dass man als erfahrener Zuschauer die provisorische Antwort auf all das schon in petto hätte, doch das Blatt wendet sich mit jedem neuen Weg, welcher auch noch dadurch verkompliziert wird, dass sich die Dialoge zeitweise in eine Sammelstelle an Theorien vertiefen, die (reelle) Skoda-Rallye vor Ort als Anlass ausgenutzt wird, ellenlange Fahrtszenen zu reihen, in denen im Grunde genommen nichts passiert (wahrscheinlich am interessantesten für Vintage-Autonerds), so genau man mit Marek auch hinzuschauen versucht. Irgendwas muss ja sein, wenn sein Wagen schon zwischen zwei Lastern eingequetscht wird und niemand in Sichtweite zu helfen versucht, oder? Tja, die Antwort liegt wie so oft im Auge des Betrachters und die Stellung kann ich in diesem Fall durchaus empfehlen, wenn auch mit dem Wermutstropfen, dass so ungefähr ab der zweiten Hälfte mit weniger PS an geschickten wie makabren Eindrücken zu rechnen ist, Theorie verstärkt die Praxis (auch jene manifestierten Kopfkinos) übernimmt und einige Dringlichkeiten auf der Strecke bleiben, wenn sich das Hängenlassen Mareks als Gerade herauskristallisiert – trotz unverhofftem Schlach' bei die Weibaz. Die Genre-Subversion im Lokalkolorit jedenfalls, teilweise auf hypnotische Überhöhungen an Zwischenwelten, Verschwörungen, Sinnlichkeiten, Öl wie Blut geeicht und als Kapitalsatire auf den Betrug des eigenen Gedankens gekommen, macht Film als Intrige zum Renner voll kurioser Kurven und Illusionen, die in ihrer Menge nur stückweise auf Bodenhaftung setzen wollen.



Ein-Satz-Kritiken für zwischendurch!

„Nude on the Moon“ - Mein Einstieg in die Welt Doris Wishmans verzauberte mich bereits mit seinem „Moon Doll“-Crooner zur Space-Malerei des Vorspanns, ehe das selbstfinanzierte (und sehr niedliche) Astronautenduo aus Miami, Jeff und Professor Nichols, den Traum vom ersten Flug zum Mond (Erscheinungsdatum 1961) à la Méliès umsetzt, zuhause zwar die Sehnsucht der Assistentin Cathy übersieht, ihr Double jedoch auf dem Mond wiederfindet, in die sich Jeff trotz Schwur zum ewigen Junggesellendasein verliebt, während des Erdballs Nachbar einer Nudistenkolonie in Florida gleicht und wie alles am Film im Lounge-Tempo fern jeglicher echter Wissenschaft wie Physik (außer jener des Damenensembles) erkundet wird, was trotz mittelschwerer Ereignislosigkeit und Archivmaterial-Nutzung wie eine Frischzellenkur nachwirkt.

„Results“ - Andrew Bujalskis Nachfolgewerk zu „Computer Chess“, sprich gedämpfte Rom-Com eines Beziehungsdreiecks zwischen Körperperfektionisten Guy Pearce, Cobie Smulders und Multimillionär-Schlaffi Kevin Corrigan lässt sich nur bedingt als Missing Link zwischen Mumblecore und Mainstream durchsetzen, so schwer es dieser an Verdichtung mangelt, einige geschickte Offenbarungen des Selbstmitleids dennoch bestehen bleiben, sich mit dem vergänglichen Konzept der Männlichkeit sowie seiner Motivationsphrasen und dem genuinen Glauben daran koppeln, welche im Dialog auf relativ enthemmten Umgangston setzen, Ideale zwischenmenschlicher Personal Trainers unterwandern und abgleichen, allen voran Frau Smulders in Topform und Corrigan als Goldräuden herauskristallisieren, aber beizeiten auch trivial auf der Stelle laufen lassen.

„Hollywood-Monster“ - Klar, am Frühwerk Roland Emmerichs erkennt man berstende Ambitionen hin zur Genre-Liebeserklärung, zur Sehnsucht des Filmemachens unter Kids sowie zur bunten Bromance mitten im Strudel zusammenfantasierter L.A.- und Business-Naivitäten, in denen die Probe zum Spezialeffekt ihre Puppen tanzen lässt, doch wenn man dafür mit einem Zwei-Stunden-Schlamm Vorlieb nehmen muss, der seine marginalen Sets und Spannungsbögen zur Belanglosigkeit streckt, allenfalls noch Höhepunkte im Zeitgeist der Spruchdichte, Frechdachsattitüde sowie in genau einer Montage der „Imagination“ findet, während Love Interest Laurie spontan AfD-reife Anti-Asien-Sprüche ausstößt und der dritte Akt in seiner Redundanz jedes Tempo vermissen lässt, kann man nur wie Honk-Hero Warren schlussfolgern: „Was ein schlapper Geist“.

So, jetzt geht's weiter im Text!




Holla, gibt ja mal echt nicht viele Filme, die Didos „Here with me“ verwenden. Ich war bislang durchaus der Meinung, Xavier Dolan hätte den Titel am Ende seiner „Mommy“ nutzen können, damit das Ganze nicht zu anachronistisch rüber kommt, aber was soll's, inzwischen ließ sich eine Kinoleistung finden, die jenen Track für eine Montage einzusetzen wusste, welche als Quasi-Musikvideo nicht derart stilistisch auf sich aufmerksam machen muss, wie es beim Herrn Dolan manchmal doch der Fall ist. Ganz gleich, ob jener Hammer der Pop-Tristesse auf eurer All-Time-Playlist steht: „Bounce – Eine Chance für die Liebe“ baut daraus eine Sequenz schlichten Zusammenseins und kleiner Helfer, die in kurzer Zeit alles über ihr zentrales Paar zu erzählen vermag, eben wie zaghaft sich Buddy Amaral (Ben Affleck, mit auf den Leib geschriebenem Rollennamen) auf eine Beziehung zubewegt, die er seinem Schuldgefühl wegen auf Sparflamme halten muss, trotzdem machtlos ist gegenüber der Einsamkeit Abby Janellos (Gwyneth Paltrow), deren Trauer nach dem Tod des Ehegatten nichts an ihrem zwischenmenschlichen Engagement geändert hat – bei einer langen Schlange vor dem Klo bleibt sie mit Schulterzucken hinten dran, kurz darauf übernimmt sie einen Fetzen Papier vom Schuh einer anderen Frau. Sie ist zu gut, um wahr zu sein; dementsprechend bringt der Bilderfluss im Baseballstadion - inklusive der Töne von Frau Armstrong - einen effektiven Ansatz zum Tränenfluss, wenn jene ungenierte Unschuld im Wendekreis des Verlorenen mit der Spät-90er-Hymne für Duckmäuser korreliert, kurz darauf die Romantik des Nasereibens anspricht.


Der nahegehendste Höhepunkt in (noch ein Neuer:) Don Roos' Tearjerker-Streifen kann insgesamt natürlich nur bedingt davon ablenken, mit welch absehbarer Konstruktion er aufs Taschentuch der Wiedergutmachung schielt, sich zwar einige Ebenen mehr an Vorarbeit in Sachen Glaubwürdigkeit einräumt, aber dennoch anhand drübberster Phrasen jedweden Neuanfang sentimentalisiert – derart vordergründig, wie es sich selbst „Step Up 2“ und „Rivalen“ nicht trauten. Alles beginnt mit einem Prä-9/11-Flughafen, der im Nachhinein dennoch an Anti-Terror-Maßnahmen aufgestockt schien (wegen 1993?), ehe besagter Buddy, hohes junges Tier einer Werbeagentur, einem gewissen Greg Janello (Tony Goldwyn) an der Airport-Bar begegnet. Jenem Theaterschreiberling fehlt noch der rechte Dreh zum Erfolg, während Buddy in Kürze die flüchtige Bekanntschaft Mimi (Natasha Henstridge) auf die Matte legen wird. Jenem Jet-Set ist der Menschenfreund im Innern aber noch nicht abhanden gekommen, deshalb gibt’s Trost und Drinks auf schlechte Kritiken bis hin zum Tickettausch, damit der gute Greg rechtzeitig zuhause und Buddy dafür länger im Bett mit Mimi sein kann. Bei der Ausgangslage ist klar, dass das Schicksal zuschlagen wird und ein Film beginnen kann – bis hierhin ließ das Tempo noch einiges an Prägnanz mäandern. So kommt der Flugzeugabsturz ins Spiel, den eine verzweifelte Abby am Telefon erfährt sowie im Glauben verharrt, dass ihr Mann bloß nicht die Maschine genommen haben dürfte. Die Gewissheit dazu ist genauso unvermeidlich wie sie aufgedunsen vermittelt wird, allerdings bleiben die schärfsten Abstiege zum Leidensporno noch außen vor, wohingegen Buddys Weg in die Gewissenskrise auf dem Sichtungsplan steht.


Seine Agentur übernimmt nämlich eine Kampagne zur Imagewahrung der verantwortlichen Fluglinie und drückt so stark auf die emotionalen Knöpfe, dass sie den Film an sich parallelisieren, aber auch einen Preis einheimsen, bei dessen Verleihung Buddy vollalkoholisiert das Mikropult betritt. Seine Anklage an den Zynismus der ganzen Angelegenheit ergibt aber eher eine blendende Pointe des Schockhumors, als dass die seelische Gefangenschaft seiner selbst durchscheint, was auch von der Nüchternheit der Bilder abhängt, gepaart mit einigen stumpfen Stereotypen nebenan und der sowieso unabdingbaren Eskalation. Dasselbe Problem war auch vorhin beim Pitt-Film schon das hemmende Manko, trotzdem dämpft sich das Geschehen wieder etwas aus, sobald Buddy auf dem Weg der Rehabilitation eine gute Tat für die Witwe vollbringen will, ohne diese an vergangene Vorfälle erinnern oder gar etwas einfordern zu wollen. Er hängt den Plan allerdings auch verstärkt vom Zufälligkeitsfaktor ab, wie plötzlich als Fremder in ihr Leben reinzuplatzen, was eben in den seltensten Fällen gut geht und jüngst erst bei „Passengers“ für ein totales Dilemma dem Film gegenüber gesorgt hat. Als Konter findet Regisseur und Autor Roos dann doch des Öfteren die Bindung im Nebenan der umklammernden Ambivalenz, auch Höhen des Abwegigen, wenn irre Begegnungen via Hund entstehen, die Lage zu den jeweiligen Jobs eine Win-Win-Situation startet, auf die gute Freunde eben anstoßen können. Oder wird noch mehr draus? Buddy will es eigentlich nicht drauf anlegen, so wie Abby der Vergangenheit hinterher traut (eine Vergötterung à la „Rivalen“ wird ebenso angesprochen), doch Dido weiß Bescheid vom anbahnenden Liebesglück mit der Haltbarkeit bis zum Einschenken reinen Weins, das nur zeitweilig seine ungelenken Entsagungen übt.


Der Neue zieht fast ein, die Kids gewöhnen sich allmählich an ihn, noch wartet er den richtigen Zeitpunkt zum Geständnis ab, doch einerseits kommt letzteres vorzeitig und andererseits zum Hyper-Finale hin im Gerichtssaal zustande – größtenteils erwartete Stationen, die Roos jedoch wie Moses den Nil in Türme spaltet sowie das Gewicht seiner Worte zu Geboten des Kitsch meißelt. Man bemerke allein die krasse Manipulation, mit der Buddys Abschied von den Kids abgehalten wird, als sei Abby Mrs. H aus „Nymph()maniac“, Sad Affleck allerdings so hart am Heulen wie Uma Thurmans Rolle dort – man kennt sich halt aus „Paycheck“-Zeiten. Genug der Querverweise, obgleich der Film ja durchaus seinem Titel gemäß leichtsinnig durch zig Stimmungen bounct, gegenüber dem Assistenten Seth mal zwei schlecht gealterte #NoHomo-Sprüche rauslässt und diesem am Ende doch höhere Positionen binnen der Firma verschafft, ewig lange Grundstücksverhandlungen zur Kompetenzfeststellung Abbys durchführt und natürlich dann am Glücklichsten ist, wenn sie auch glücklich ist, die Umstände dazu auch manch moralischen Quantensprung weg vom blanken Stalking durchackern müssen. Ist das nicht drollig oder doch ein bisschen durch den Wind (besser das, als vom Winde verweht), wenn sich die Genre-Konventionen auf peinlichst genaue Pflichten stürzen, gleichsam dem Bekenntnis zum Klischee ausweichen, es aber in entscheidenden Momenten umso fieser ballen, um ein Happy-End zu gewährleisten? „Here with me“ reicht nicht ganz als Antwort darauf, zumindest aber noch als gelungenstes Denkmal dieser Querbeetversuchung ins Herz, die ihre Empathie zur Tränendrüse nie so ganz aussprechen mag.




Hey, warum war Joe D'Amato aka Aristide Massaccesi bislang eigentlich noch kein Thema auf diesem Blog? Hmm, gute Frage – da gibt es ja so einige Haltestellen der Vergangenheit meinerseits, die mit ihm zu tun hatten, von zahlreichen VOX-Sendungen Samstag nachts bis hin zum ersten Bloodsuckerz-Download von „Man-Eater“ bei Ersteinzug des Internets in der DDR und darüber hinaus. Das Interesse an jener Person scheint im Augenblick aber wieder enorm aufzuflammen, wenn man das Kanon an Lob aus den letzten Jahren an Hofbauer-Kongressen vernimmt, welches neuerdings auch „Nackte Eva“ zuteil wurde. Unvermeidlich also, dass der Trip nach Hongkong ebenso hier an Land gehen musste und seine biblischen Schlangenspiele als Attraktion vorführen durfte. Der Schirmherr für jenes Getier ist niemand Geringeres als Judas selbst, gespielt von Jack Palance als - man kann schon sagen - asexueller Freund aller Gattungen, welche er sodann als Kumpanen in seiner Villa an der Spitze aller Klassen hält. Deren Aufenthalt ist mit vielerlei Vorteilen versehen, solange der Respekt des Gönners und Sammlers in der Membran vorhanden bleibt – im Gegenzug verlangt er ausschließlich Präsenz, besser gesagt jene der Treue, doch wie lässt sich das auf Menschen übertragen, wenn die junge Eva (Laura Gemser) sein Angebot zum Einzug in diesen Garten Eden freiwillig annimmt? Trotz ihrer fabelhaften schwarzen Haut umschifft der Film allzu deutliche Anspielungen auf die Sklaverei, versucht sich allerdings durchweg an den Grenzen des Vertrauens, wenn sich die Lust nach außen omnipräsent um den Globus schlängeln will. Audiovisuell ergänzen sich der Kameramann im Massaccesi, die repetetiv rhythmisierenden Hymnen von Piero Umiliani sowie der Schnitt Bruno Matteis zum Hineinträumen in Tänze, grelle Leinwände und stille Berührungen aller Körperregionen, dass man gerne die Zeit vergisst wie auch die meisten Neigungen zum potenziell intrusiven Sleazefaktor.


In jenen Vierteln ist die käufliche Liebe natürlich ein Thema, ohnehin dieses Auge fürs exotische Flair (und D'Amatos Topos schaumiger Duschszenen), doch Evas Reise aus der Unschuld in die Freiheit bis hin zum Verrat und Verderben der erstgenannten Anlaufstelle ist kein bloßer Sextourismus. Dafür interessieren sie Männer schon zu wenig, umso eher vertraut sie sich Judas an, welcher ihr Wesen bewundert anstatt es verbrauchen zu wollen. So sehr der Film ihn als Connaisseur der Natürlichkeit auch zum Drängen auf Exklusivität biegen könnte (wäre der Entstehungszeit nicht unbekannt), setzt sich diese Sehnsucht im Verlauf mehr und mehr auf seinen Bruder Jules (Gabriele Tinti, Ehemann von Gemser) um, der von seinem Status als gefügiger Planer ins Machtspiel mit dem Gift überläuft. Die mörderische Ader seinerseits lässt vielerlei intakte Schönheit in Sekundenschnelle absterben - ironischerweise anhand der zierlichen, doch tödlichen Grünen Mamba -, doch ausgerechnet D'Amato widersteht da allzu exzessiver Gewaltdarstellung. Stattdessen sehen wir, wie Eva ein Geschwisterpaar zur Berührung ihres Körpers einlädt, so wie sie sich ohnehin an die Frauen herantastet, die ihr gefallen, bis sie schließlich Gerri (Michele Starck) kennenlernt. Da funkt es dann gewaltig, denn nach dem ersten Besuch in einem Stripteaselokal begleitet sie der Film als stiller Genießer bei ihren Wanderschaften durch das zeitgenössische Hongkong, bis hin zur Hafenrundfahrt und ohne große Nachfragen zur tragischen Vergangenheit beider Seiten. Solch friedfertiges Schwelgen ließe sich mit Eric Rohmer vergleichen, eher weniger allerdings das Häuten und Braten einer Schlange in Echtzeit, welches D'Amato hier auf einschlägigen Märkten mitgenommen hat. Eine Maus wird daraufhin ebenso an die Tierchen bei Judas zuhause verfüttert, aber weil das Eva und Gerri schon beinahe wie Kinder binnen der sturmfreien Bude in die Wege leiten (eigentlich wie Judas selbst), während Jules hinter dem Türspalt auf sie lauert, ist da mehr die Vorahnung zum Einschnitt gen Schrecken zugange, als der Schockfaktor des Tiersnuffs.


D'Amato geht sodann auch weiterhin eher sanft mit der Gewalt um, wendet sie als Zeichen einer nüchternen Vergänglichkeit an, das sein verlorenes Gegenüber noch stärker, weil stummer trifft, als es jede Überinszenierung des Sterbens in-your-face hinkriegen würde – Beispiele dazu aus D'Amatos eigener Filmographie gibt es genug. Was für ein Finale er daraus allerdings anschleichen lässt, wenn Eva aus der Freiheit der Versuchung sowie der Versuchung der Freiheit gegenüber Jules einen Racheplan sondergleichen schmiedet, muss man gesehen haben – selbst wenn das meiste davon Kopfkino brachialster Deutlichkeit/Unfassbarkeit/Verballerung darstellt. Judas hat irgendwo auch Mitschuld daran, so abgeklärt er die Nachricht der Tat zugleich empfängt und den Versuch einer Liebe zum Menschen wie zur Schlange gescheitert sieht, das Konzept ohnehin schon eher als Anlass zum Kontakt anwenden musste, wie er es sich sonst nie trauen wollte. Allesamt lernen im Folgenden jedenfalls vom Verhängnis jedweder Machtverhältnisse, die sie parallel als Liaison mit der Gefahr in Kauf nehmen (siehe Evas betörende Schlangentänze), auch wenn die irdischen Konsequenzen dazu wie gehabt gnadenlos zerstören, selbst wenn man sie im Zugriff des Reichtums unter den Teppich kehren, aber nimmer vergessen kann. Ein dolles Ding ist allerdings, wie mühelos D'Amato jenen moralischen Diskurs in ein Werk infusiert, das von außen genauso gut auf Schnellschuss gebürstet sein könnte, Hauttöne und (hauptsächliche weibliche) Genitalien im Dauerlauf aneinander reiben lässt, indes ziemlich essenziell vom Wunschdenken seiner Figuren und der Entfaltung dessen berichtet, wenn man denn mit der Selbstverliebtheit zum erotischen Aufdröseln ferner Länder in der Mise en Scène fern substanziellen Budgets konform gehen kann. Pah, das kann doch jeder! Aber solch eine Hingabe zur Körperlichkeit vielleicht nicht immer vom Formate eines D'Amatos – wenn er denn in seinem Gesamtwerk eine Konsistenz dazu aufstellen konnte, muss ich selber noch nachprüfen, auch wenn mir seine Frauen, selbst deren wie maßgeschneiderte Schambehaarungen seit jeher zusagten.




Freunde, zum Schluss ist es mal wieder unsere Pflicht, die US-amerikanische Politik in die Mangel zu nehmen oder zumindest eine Fantasie-Variante dessen als Irrsinn zu beklatschen, wenn ein Hundefilm für die ganze Familie den Patriotismus ins Absurde apportiert. Stilecht von „First American Cinema“ (!) produziert, setzt sich insofern der „First Dog – Zurück nach Hause“ in Bewegung, um die Vielfalt der Nation im turbulenten Roadtrip aufzuzeichnen bzw. dem mickrigen Production Value wegen mit Klischee-Kanonaden in Hülle und Fülle auszustatten. Kurzweilig stürzt sich Autorenfilmer Bryan Michael Stoller also durch mehrere Haltestellen des american dream, ehe er überhaupt das Filmemachen an sich vollends zu beherrschen scheint, so inkohärent er seine Szenarien abhetzt, zwangsläufig für kuriose Überraschungen sorgt, die in der entrückten Billig-Synchro zudem ihre Krönung erhalten - „Quigley“ lässt grüßen! Als Produktion von 2010 ist das Narrativ innen drin dann auch eins, welches einige Jahrzehnte vor Obama hängengeblieben ist, die Core Values sodann auf einen zeitlosen Präsidenten wie Eric Roberts (wen sonst?) abdrückt, der das Wohl der Vereinigten Staaten wie viele seiner Vorgänger auf dem seiner Haustiere stützt. Stockkonservativ wie der Film ist, fällt der Vergleich mit der gegenwärtigen Administration also umso leichter, weil man damit erst recht seinen Spaß haben kann. So gibt es nach den synthetischen Flötentönen (welcome back) des „Glory Glory Halleluja“ einen Oval Office zu bewundern, der zig Fotos des First Dogs Teddy (Little Bear, ehemaliges Eigentum von Nancy Reagan!) sowie auch gleich ein Steve-Bannon-Double sondergleichen anhand eines gewissen Mr. Brentwood (Corbin Timbrook) beherbergt, welcher den Präsidenten Robert Woodruff (Roberts) zur Eröffnung einer neuen Schule anleitet. 


Okay, das Bildungswesen und der Umweltschutz sind in seiner Rede wichtige Eckpfeiler, also gibt’s schon mal Pluspunkte für den Fantasy-Prez, wohl deshalb wird an selbiger Veranstaltung auch ein Attentat auf ihn versucht, bei dem ausgerechnet Teddy alleine zurückbleibt. Der Umstand währt allerdings nicht allzu lange, denn wie der Zufall so will, ist Vollwaise (die Charaktereigenschaft werden wir heute nicht mehr los) Danny Milbright (John-Paul Howard) zur Stelle, ihn nach einer verrückten Tour durch vielerlei Tierhandlungen und Hundefuttertrucks aufzunehmen, weil dieser selbst im Waisenhaus keine Freunde zu finden imstande ist, awww! In einem Schnelldurchlauf an Freundschaftsmontagen und Grundschuleskapaden, emotionalisiert durch Country-Konsens von Dolly Parton und Co., erschafft das Prozedere zwar noch lange keinen genuinen Filmcharakter, aber zumindest die Vorstufe zur Glanzstunde verstrahlter Inszenierungseigenarten, in denen der Queensland Heeler mit der kalten Schnauze zudem manch Von-Trier'sche Beleuchtung aufs Gesicht permanenter Traurigkeit gesetzt bekommt. Passend dazu verstärkt sich der naive Drolligkeitsfaktor binnen plattester Formelhaftigkeit mit der Hausleiterin guten Herzens, Mrs. Angell (Ex-Bond-Girl Priscilla Barnes, irgendwie der Maloney-Mutti ähnlich), die mit Danny auch nicht so recht hin weiß, weil ihn auch echt keiner haben will – die Dialoge dazu sind in ihrer Stumpfheit Gold wert, genauso wie Danny sowieso einem Dickens-Roman entkommen zu sein scheint. Bald jedoch büxt der Junge aus, weil er per Hundemarke und Telefonnummer (welche auf hiesigen Displays als „The White House“ geführt wird) den wahren Besitzer Teddys ermittelt und nun eine Tour quer durchs Land auf sich nimmt, die ihm einem Pee-Wee Herman gleich mit reichlich freundlichen bis ausbeuterischen Gestalten bekannt macht. 


Da gäbe es die total verballerten College-Teens, die im Rausch (?) nur bedingt auf die Greenscreen-Straße vor sich aufpassen und mit demselben irrealen Ausblick einen Unfall bauen, dann die Paula Nelson Band mit einem Faible für Speck und Eier sowie der spontanen Vernachlässigung Dannys und zu guter Letzt das Antagonistenpärchen Henderson (Tim Peyton) und Vicky-Ann (Paula Devicq), welches als Knarrenliebhaber sowie gieriges Redneck-Lügenpaket noch die kritischste Abgrenzung des Films von rechts-außen weg ergibt. Der absolute Hit ist jedoch der einzige Afroamerikaner binnen der ganzen Angelegenheit, Truck-Fahrer mit blauer Latzhose Big Mike (Tommy Tiny Lister), wie Danny ebenfalls Vollwaise, leidenschaftlicher Burger-Gourmand, saustark, clever und schlagfertig als Herzensstück der Minderheiten, Beschützer der Hilflosen unterwegs. Dass die Rolle wie aus den frühen 50ern stammt und sich auf vorsichtigste Art für Toleranz einsetzt, ist natürlich genauso hemdsärmelig wie der Film ohnehin jeden Bezug zum Rassismus peinlichst genau vermeidet (die First Lady unterrichtet Danny später auch, dass Abe Lincoln allen voran für seine Ehrlichkeit bekannt war and that's it). Das Abenteuer mit ihm auf dem Highway inklusive Lagerfeuer, Umarmungen und Fluchten vor Men in Black bringt allerdings noch die innigsten Sympathiepunkte zum Vorschein, welche man dieser Vision Amerikas abringen könnte, während sich die Situationen ringsum ohnehin zu einem Tohuwabohu entrücktester Realitätsverständnisse kuddelmuddeln, die einen geradezu zur Aufgabe des Hirns zwingen, wenn denn nicht der Kontrast der eigenen Filmkompetenz für eine durchweg fesselnde Begegnung/Grinseerschütterungsserie mit jenem Stoff sorgen würde.


Wie Danny z.B. ins Jugendgefängnis rein-/rauskommt, wie Big Mike immer zur rechten Stelle auftaucht, wie jeder überhaupt vom anderen erfährt sowie vom Präsident bar jeder Bürokratie, dafür voll idealisierter Warmherzigkeit eingeladen wird: Da stecken durchweg narrative Kombinationen dahinter, die mal höchst umständlich, mal komplett willkürlich, auf jeden Fall einzigartig und für sich selbstverständlich ablaufen, dabei an der inneren Fassung des Zuschauers rütteln. Ja, mit Lachanfällen ist zu rechnen und das schönste daran ist, dass man Stoller, dem Hansdampf in allen Gassen hinter den Kulissen, wahrlich keine Längen oder Fehlgriffe im Unterhaltungsfaktor vorwerfen kann, so glücklich sich seine technische Talentfreiheit mit dem Überangebot an Ideen und Schauwerten trifft, dass selbst die politische Blauäugigkeit ein Kuriosum an Humor ergibt – insbesondere, wenn Teddy von Dienstwegen her Sonnenbrillen trägt, pathetisch an den à la Home-Video eingefangenen Denkmälern und Statuen Washington D.C.'s hockt, ohne den Jingoismus eines „Max“ suggerieren zu müssen. Vieles daran ist heiter, harmlos und bewusst dusselig als Standardfanfare voller durchsichtiger Situationskomiken aufgezogen, gleichermaßen auch mit Sentimentalitäten der Freundschaft durchsetzt, die teilweise sogar „Bounce“ an Effektivität überbieten. Die gutgemeinte Wundertüte für Kids ist aber dennoch eher mit einer Konzentration an Tollwut im Sinne der Was-geht-ab?-Skala infusiert, wie man es innerhalb einer Textform wie dieser nur ansatzweise vermitteln kann. Gottseidank sind die Scheiben zum Streifen spottbillig zu haben, also nichts wie ab und durch ins Wunderland hyperkonfuser Hundefilmtopoi!