Bevor es mit den Tipps losgeht, erstmal ein bisschen Eigenwerbung - von der ihr jedoch am meisten profitiert! CEREALITY hat's nämlich wieder mal geschafft: Beim spannenden Oscar-Tippspiel gibt es 5 geile Pakete Eurer Wahl zu gewinnen, welche mit Hardcore-Preisen des cineastischen Glücks winken. Kann man dazu nein sagen? Natürlich nicht! Also, wer gewinnen will (Trostpreise gibt's auch), der gibt sich selbst einfach eine Chance, tippt richtig (oder auch nicht, je nachdem) und wird sehen, was er davon hat. Wir zählen auf Eure Wahlzettel ;)
Auf geht's unter folgender Adresse, in welcher Ihr anhand eines extra praktischen Formulars Eure Tipps abgeben könnt - viel Spaß und Glück beim Tippen:
http://bit.ly/oscar-tippspiel
So, weiter im Text:
WILLKOMMEN IM TOLLHAUS - "[...] Man mag es an den Beschreibungen ihrer Situation nicht glauben, doch darin lässt sich eine Menge Humor finden. Todd Solondz schafft aus der Ermattung seiner Protagonistin gegenüber dem Druck von außerhalb Pointen des Zynismus, weil auch sie zunehmend zynischer wird – sowohl spürbar als auch im Vokabular; der Soundtrack veräußerlicht dazu auch immer wieder mal ein ruppiges Gitarrenriff. Der Kampf gegen die Hypokrisie des Elternhauses und dessen psychologischer Blindheit ist nur die Spitze des Eisbergs, welche zum Mitfiebern und -lachen einlädt. Doch allein der existenzialistische Horror der Adoleszenz ist Grund genug, die Sympathie in der Haltung Dawns zu finden, so unbeholfen sie auch agieren mag. [...]"
(Die komplette Kritik gibt es auf CEREALITY.NET zu lesen.)
NIGHT MOVES - Irgendwann sagt man sich: ich bleibe jetzt hier. Kelly Reichardt hypnotisiert den Zuschauer in einen filmischen Realismus hinein, der in seiner Erzählweise noch wichtiger wirkt als das Dargestellte an sich - die Gefühle der Situationen werden dadurch aber erst recht greifbar und nehmen anhand ihrer Atmosphäre vollständig ein. Zunächst geht der Film wie seine Charaktere, die Aktivisten, methodisch und selbstsicher, sprich kalt vor; die Bildsprache vermittelt dabei stille Verbundenheit und Ausnutzung der Umwelt, während im Natürlichen der Umsturz geplant wird. Es brodelt lediglich im Innern, doch jenes Schweigen wird bald zum Würgegriff ansetzen. Die Furcht des illegalen Wagnis klettert am Nacken rauf, als wäre ein kalter Schock im Anmarsch; der Film überrumpelt einen da regelrecht, obwohl man sich vorher in beobachtender Sicherheit glaubte. Der kognitive Überblick mündet daher flugs ins Intime, je stärker sich die Schuld auftürmt; dennoch verleugnet und eingedämmt werden muss.
Die Eskalation folgt demnach ebenso im Intimen; zudem wird die Flucht ironischerweise in jener urbanen Zivilisation vollzogen, welche man mit anonymen Idealen belehren wollte. Die Ideologie von Reichardts weitgehend undramaturgischer Film bleibt jedoch ambivalent, weil Charakter-motiviert, aber auch von einer realistischen Unvermeidlichkeit ausgehend. Gleichsam wird die konkrete Geradlinigkeit des Ganzen doch noch von musikalischen Sphären begleitet, die filmischeren Druck machen; dabei zumindest an einem Charakter hängen bleiben. Oder sind sie doch ebenso Ausdruck unseres mentalen Innenlebens, so wie wir Reichardt und ihren Charakteren bedingungslos gefolgt sind? Es geht halt so einiges, wenn man sich vom Vornherein im Schweigen einfinden muss und die Eindrücke dort in der Isolation aufstauen lässt. Eine Reaktion wird so oder so kommen; wie weit man geht, ist entscheidend - und das birgt als filmische Erfahrung auf jeden Fall ein spannendes Erlebnis.
LEVIATHAN - So ein mythisches Seeungeheuer, das der Titel von Andrei Zvyagintsevs Film suggeriert, ist erwartbar schwer zu bändigen - wenn's auch in diesem Kontext bloß noch zum Skelett dahinvegetiert. Daher braucht man schon anfangs eine Konzentration und Geduld, welche die härtesten unter uns Kinogängern beanspruchen dürfte. Die Hoffnung und die Neugierde sollte man aber dennoch nicht aufgeben, denn hinter den korrupten und emotionalen Wodka-Wogen des sozialen Elends steckt eine lohnende Parabel zur Unverhältnismäßigkeit der Gerechtigkeit im modernen Russland. Zvyagintsev pocht aber nicht mit dem Schlaghammer auf diese Wurzel, sondern legt sie in mehreren kleinen Ebenen anhand einer eigentlich nicht allzu spektakulären Tragödie frei. Betroffenheitsromantik für den allgemeinen Bürger liegt ihm da aber ebenso fern, auch weil er keinen direkten Schuldigen als Zielscheibe dafür auserwählt, die einzelnen Einflussmomente ambivalent und unabhängig-voneinander-einwirkend webt.
Melodramatische Anbiederung wird da ebenso ausgeklammert, wie gleichsam Familie, Politik und Justiz scheinbar unabsichtlich, doch unweigerlich zum blanken Nihilismus voranschreiten. Da mag die orthodoxe Religion mit ihren Werten noch präsent sein, doch kann sie den Zerfall der Umgebung nicht aufhalten; nur gewisse Vertreter ihrerseits können ihn überhaupt erkennen. Regisseur Zvyagintsev teilt in seinen ökonomischen Bildern dennoch mit, dass zumindest jemand alles beobachtet, die Wahrheit kennt; diese manchmal aber auch nicht vollständig teilt, Freiraum für den Zuschauer lässt. Es geht nun mal nicht um Vorwürfe, sondern um Reflexion; Deutung und Einsicht; Schuld und Vergebung. Und ab dort ist noch nicht Schluss, denn in der ganzen unaufgeregten Aufregung findet sich jeder Zuschauer irgendwann plötzlich wieder. Da muss man sich zwar mehr öffnen, als sich der eher allmählich einfangende Film zu öffnen gedenkt; doch selbst so ein Leviathan kennt Empathie, wenn man ihm in die Augen schaut.
MÜLHEIM - TEXAS: HELGE SCHNEIDER HIER UND DORT - "[...] Schneider kann seinen Ansatz zum künstlerischen Handwerk nicht offenbaren, wie man das Innenleben eines Menschen an sich nie komplett ergründen kann. Jenes Zugeständnis, das sowohl Hauptcharakter Helge als auch der Film macht, schafft jedoch gerade darin eine humane Greifbarkeit. Die Freiheit zu haben, dass zu machen, worauf man Bock hat; sich nicht erklären zu müssen: Das ist eben ein unentbehrliches Gut. Wie sich dieses Gut verselbstständigt, hängt vollkommen vom Individuum ab. In Schneiders Fall reicht es für einen beschwingten und entspannten Rückblick auf ein Arsenal des erlesenen Blödelns und Schaffens. [...]"
(Die komplette Kritik gibt es auf CEREALITY.NET zu lesen.)
RAD - Wer "DIE BMX-BANDE" verschlungen hat, kommt an diesem amerikanischen Pendant von Stunt-Guru Hal Needham nicht vorbei. Der jugendliche Eskapismus und Slang findet hier im suburbanen Americana frische Betätigung und Bestätigung; allen voran der flotte Cru und seine Gang lassen es mit Tricks und Herzenslust so richtig krachen. Sie tragen Zeitungen aus, spielen mit der örtlichen Polizei herum und wenn man mal vom Sattel muss, kommt Mom um die Ecke, dass man sich ja fürs College bewerben soll. Gerade dann aber veranstaltet Multimillionär Duke Best das größte nationale BMX-Turnier in jener Kleinstadt und neben all den Profis kann sich ein örtlicher Haudegen für das Rennen qualifizieren. Wer sich dazu wohl berufen fühlt?
Needhams Film steuert mit Karacho in die Naivität, doch ebenso ins Vergnügen. Coole Plattitüden auf beiden Seiten träumen dort den American Dream; Best's Zugpferd Bart Taylor stolziert da noch mit fescher Sonnenbrille rum, doch Love-Interest-Mädel Christian (kein Witz!) setzt ihren Blick entschieden auf den einheimischen Sympathen voller Sehnsucht, Verschmitztheit und Ambition an. Da gibt's einen hypnotischen BMX-Boogie oben drauf, welcher von der erlesenen Soundtrack-Auswahl (der hauptsächliche Grund für die Nicht-Existenz von "RAD" auf DVD und Blu-Ray) das größte Potenzial an purem Filmglück rausholt - Needhams Zeitlupen-Exzess inklusive. Jene audiovisuelle Gefühlsveräußerung im gemeinsamen Wirken besitzt schon eine beinahe Michael-Mann'sche Aura, sowieso versteht der Regisseur hier die kurzweilige Verquickung von spannender Sport-Montage und gemütlichem Provinzleben, unter das sich nun ein bisschen geräderte Aufregung mischt.
Doch für Liebesbeweise anhand von "Ass-Sliding" ist ebenso gesorgt wie auch toll-plakative Dialoge semi-fähiger Darsteller und zuguterletzt die Euphorie für freie Marktwirtschaft (eingebettet von reichlich Product Placement natürlich). Helden lassen sich nun mal nicht kaufen, es sei denn, sie stehen mit ihren Mitmenschen dahinter und melden das handgemachte Gewerbe gegen die bösen Bosse und ihre wieseligen Handlanger an. Ein echt süßer Spaß, das Ganze; zum Ende hin möglicherweise etwas gestreckt und in der finalen Einstellung lediglich auf eine Totale zurückgreifend (für ordentliche Coverage waren wohl Zeit und Geld etwas knapp geworden) - dennoch ein 80's-Power-Spektakel mit romantisierter Selbstverständlichkeit, das zum Mitfeiern einlädt und aus Zeitkolorit-bedingter Distanz entsprechend genossen werden kann.
DIE EISKÖNIGIN - VÖLLIG UNVERFROREN - Ja, auch ich habe endlich FROZEN gesehen und fand ihn schick-kurzweilig. Wenn ich einen Makel herausheben muss, dann, dass der Plot zu glatt (no pun intended) in seiner Formelhaftigkeit vorangeht - da geht deutlich mehr, Disney; schon wieder der "true love's kiss" (in diesem Fall letzten Endes nur "true love" unter Schwestern, immerhin ein bisschen getwistet)? Auch spricht er etwas doll offensichtlich alles aus, was thematisch relevant ist - der gute Olaf romantisiert in dem Fall am meisten herum, ansonsten würden die Songs ja als Gefühlsäußerungen vollkommen ausreichen. Da ist der Film eben einfach gehalten, ohnehin eher ein Werk für die Kleinen; inhaltlich stellt er aber nix Verkehrtes dar und hinsichtlich der Emotionalität wird's sowieso recht effektiv (zwar anfangs mehr, bevor die ganzen Comic Reliefs antanzen, aber dennoch: starkes Finale!). Ich hab's nicht bereut, wenn ich auch eher die Souveränität des Films schätze, als wirklich begeistert zu sein.
SHAUN DAS SCHAF - DER FILM - Eben für die kleine Zielgruppe zugeschnittenes und sorgfältig-detailverliebtes Animations-Abenteuer, das zwar einen standardisierten Narrativ zur Serien-Adaption bemüht, unter den gegebenen Umständen dennoch kurzweilige Drolligkeit aufbrezelt. Das hauptsächliche Witz-Potential scheint da anfangs wirklich nur auf kleinkindliche Naivität abzuzielen; sobald man sich aber so ziemlich in jene Mentalität eingegroovet hat, treffen die Pointen umso süßer und das energetische Prozedere zum Ende hin sowieso. Für das komplette Gelingen der Sause lässt sich aber ein Publikum empfehlen, das jungen Herzens und mitteilungsbedürftig ist. Bei solch einem Film, der geradezu die Interaktivität fördert, indem er vollkommen auf Mono- und Dialoge verzichtet, ist sowas auch mal ganz angebracht; zumindest für flotte 85 Minuten. Ganz angenehm, wie wirksam die Reduktion aufs Wesentliche hier den Kinospaß entfacht - eine überraschend reizvolle Empfehlung.
BOOGALOO AND GRAHAM - "[...] Jenes potenzielle Herausreißen aus heimatlichen Gefilden ist ein klarer Verweis auf die allgemeinen Ängste der damaligen Ära. Der familieninterne Terror, der damit einhergeht, droht wahrhaftig mit dem Tod der Hühner, wie auch IRA-Bomben und das allgegenwärtige Militär Nordirland in Atem hielten. Lennox’ Film strebt allerdings nicht vornehmlich den Besitzanspruch einer nationalen Identität, sondern einen von der Angst befreiten Frieden des gemeinsamen Zusammenlebens an. [...]"
(Die komplette Kritik gibt es auf CEREALITY.NET zu lesen.)
Bonus-Zeugs:
EINE NEUE FREUNDIN - "[...] Regisseur Ozon einigt sich nur halbwegs mit dem wenig ergiebigen Drehbuch, das mit dünnem Handlungskonstrukt in Richtung Melodram gefällige Feelgood-Passagen und Erklärungsphrasen auftischt und schlussendlich einen klobigen dritten Akt mit Koma-Magie absolviert. Am Reizvollsten, wenn auch nicht unbedingt Nachvollziehbarsten, beobachtet der Film jedoch das Innenleben von Claire. Anhand ihrer Verbindung und Liebe zur verstorbenen Laura entwickelt diese eine Affinität für den männlich-femininen Ersatz ihrer Freundin; wirft sich dadurch aber ebenso in eine sexuelle Verwirrung, welche Visionen und Handlungen der Furcht hervorruft. Ozon baut darauf mentale Spannung und sexual-psychologische Komplexität, schafft aber oftmals wieder Platz für die Romantisierung der forcierten Lebenshilfe für den Transvestiten. [...]"
(Die komplette Kritik gibt es auf CEREALITY.NET zu lesen.)
JUPITER ASCENDING - "[...] Viel Lärm, doch nix dahinter: Während die Wachowskis ihr Spektakel anhand von urigen Kostümen und Produktionsdesigns definieren, verkommt ihr buntes Ensemble ironischerweise zu undefinierten Einsilbigkeiten. Die Dekoration mit Rollenmodellen mag in den Details neue Kleider tragen, doch deckt sie kaum die an den Fingern abzählbare Klischee-Sammlung derartig ab, als dass womöglich noch ein gewisser Charme erblüht. Da kann man sich nur in unfreiwilliges Blödeln hineinretten, wenn die Unterhaltung gen Schnarchphase driftet, Overacting und Overkill jedoch besonders unbeholfen Hand in Hand gehen. [...]"
(Die komplette Kritik gibt es auf CEREALITY.NET zu lesen.)
ZU ENDE IST ALLES ERST AM SCHLUSS - "[...] Ohnehin klappt letzten Endes doch noch alles irgendwie, wenn alle nur genau das machen, was man von ihnen anhand der zuvor etablierten Phrasen und Situationen erwartet. Nicht umsonst präsentiert sich da der Kernsatz des Films vom Tankwart aus, welcher besagt, dass man sich für das Gelingen der Gegenwart auch mal auf die Vergangenheit zurückbesinnen soll. Fortschritt ist Rückschritt, denken sich da die greisen Nostalgiker im Publikum. [...]"
(Die komplette Kritik gibt es auf CEREALITY.NET zu lesen.)
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