Libee Leesr,
haben sich die Ereignisse dieser Woche
in irgendeiner Weise von der letzten variiert? Ich lehne mich mal aus
dem Fenster und wage zu behaupten: Nun ja, ein bisschen schon. Wir
haben zwar noch immer penetrant autokratische Weicheier auf dem
Globus, die Todesursache von Kim Jong-uns Halbbruder ist weiterhin
ein leicht mysteriöses Rätsel, Deniz Yücel gerät in immer
tiefere Katakomben des türkischen Rechtssystems, ist vom Terroristen
nun zum „deutschen Agenten“ aufgestiegen, während in der
Timeline der US-Regierung ein Russe nach dem anderen aufkreuzt,
Hugendubel Verkaufsstände für Reichsbürger-Literatur aufbaut und
ich sicher bin, dass ein weiterer Batzen obergeiler Youtuber
schnurstracks zur Kontroverse aufläuft, ABER HEY!...Die Oscars
gab's...und stanken so hart wie noch nie vor Gleichförmigkeit und
absehbarer Verleihungspower bis eben zu diesem einen Moment zum
Schluss™, der vielleicht nicht ganz so
witzig, aber mindestens so surreal wie die Prämierung von
„Spotlight“
letztes Jahr war. Bis dahin beschränkten sich die Höhepunkte auf
eine übersteuerte Karikatur von Mel Gibson vor Ort und auf diese
Idee mit den Touristen, welche die Stars mal hautnah erleben
durften, bei beiden Parteien sodann jenes ungemütliche Gefühl eines
Zoo-Besuchs forcierter Bodenständigkeit zwischen den Klassen
entstand. Wer hat da wen vorgeführt? Ich weiß nicht, wer die wahren
Kannibalen sind – sind sie es oder sind wir es? Jedenfalls waren
wir diejenigen mit der Wodka-Mische, die wir bereits im Vorfeld zu
fünf Filmen angeschnitten hatten, von denen zwei sogar ganz gut
waren (mehr dazu später), während sich „Strike – Mädchen an
die Macht“ aus seiner harmlos plätschernden Teenie-Klamotte so
ziemlich in die Hanni-und-Nanni-Falle
faschistoiden Alles-muss-so-bleiben-wie-es-ist hinein
sentimentalisierte, „Ghoulies“ hingegen als okkultes
Ehedrama unterhalten konnte, das seine Höhepunkte mit abgefahrenen
Honkmeistern/Saufsprüchen aufplustern konnte und trotz schleppender
Nutzung seiner Titelmonster einiges an Albtraumkintopp in die Villa
zu weben wusste. Der schlimme Dritte im Bunde („Basic Instinct
2“) war aber schon der ideale Anlass, sich dem Alk hinzugeben
und so ging's gut gefüllt in die längste Nacht aller Nächte, die
für jeden Teilnehmer unter uns wahrscheinlich strafbar ausgefallen
wäre, hätte jemand eine Aufnahme mitlaufen lassen.
Ich glaub, es
wurde nur bei Jennifer Anistons Ankündigung, dass Bill Paxton
gestorben sei, etwas ernster, aber ansonsten: No respect und
dafür schlicht alles an starker Schnackpower, die gefühlt 1000
Trump-Witze übersprungen hatte. Ich mochte „Moonlight“ allerdings. Ansonsten war die Woche sogar
einigermaßen geschmeidig, wenn auch fast vollständig mit
verkorksten Filmen durchsetzt, die ihr Finale in einem
Til-Schweiger-Doppel fanden, innerhalb dessen die Auftritte jenes
Herren noch die sympathischste Note ergaben. Und je weniger Worte man
über „Einsamkeit und Sex und Mitleid“ (dem Film
wohlgemerkt, nicht meinem Lebensinhalt, höhö) und die noch immer weit angenehmeren, aber fürchterlich zur Ideologie versteiften „20th Century Women“ verliert, desto
besser. Trotzdem sei insofern noch gesagt: Ein Freund, ein guter
Freund, das ist das schönste, was es gibt auf der Welt - sowie das
einzige, was einem bei schlechten Streifen die Stimmung hält! Einer
dieser Freunde neben der Supertruppe an Menschen ist übrigens das
jüngst verlängerte Abo für die Bücherhalle! Oder der eine
Hamburger für unterwegs! Oder der Briefmarkenautomat der Deutschen
Post, die im Vergleich zum Hermes auch meine Adresse findet! Hey
Moment, die wollen ja alle nur mein Geld, scheiße, ist ja typisch...
Ach was soll's, immerhin hab ich dann noch den Computer, mit dem ich
immer meine Rechnungen schreiben kann – schöner Buddy! Und siehe
da, diese Woche habe ich mit dem Kumpel auch wieder was zum Schreiben
bzw. Lesen auf die Beine gestellt. Man, was haben wir uns nach der
tagelangen Ausnüchterung sodann noch über die Langeweile des
„Guardians
of the Galaxy 2“-Trailers ausgekotzt, der jenen zu
„Deadpool 2“
beinahe schon als liebenswerte Ulknudel dastehen lässt. Oder
darüber, dass http://godzilla-kommt.de/,
aber eben nur als „Event“ und in „ausgewählten
Kinos“, weil Splendid wieder mal ganz doll mutlos auf
ihre Ausgaben achten muss, wenn es solch eine obskure IP zu
vermarkten gilt. Naja, besser als nix – in diesem Sinne hoffe ich,
dass meine Ergüsse zu den folgenden vier Filmen denen wenigstens
gerecht werden und erkenntnisreiche Größenverhältnisse darlegen,
wie jeweils zwei Welten aufeinander treffen, welches Monster jetzt
das größte im Vergleich zum Menschen ist (Ratte vs. Kong vs.
Tentakel vs. Großindustrie - LG an die Genossen der IG Metall, boi!) und in welchen Duellen man die
stärksten Mengen an Empathie, Schrecken und Tanzlaune findet.
Hauptsache, wir müssen nicht mehr soviel saufen.
Wie perfide Kino sein kann, lässt sich
u.a. auch daran messen, wie es Urängste erweckt, von denen man
bisher nicht wusste, dass man diese überhaupt hätte. Als
Selbstversuch für solch prägende Lebensmomente eignet sich der
Horrorfilm allgemein sowie im heutigen Fall die „Unheimliche
Begegnung“ mit einer Riesenratte am Besten dazu, die
Angreifbarkeit der eigenen Person zu reevaluieren. Basierend auf
einem Roman von Chauncey G. Parker III, probiert Regisseur George Pan
Cosmatos - vor der „City
Cobra“ hier mit dem New-York-Ungeziefer auf Tuchfühlung -
dabei im Grunde eine Variation der Effektivität eines „Weißen
Hais“ aus, wenn er das Eigenheim als unfreiwilliger Hort eines
Monstrums der Natur zum Beben bringt. Innerhalb der Entstehungszeit
im Zeichen der Reaganomics ist es eben nur bezeichnend, dass
die Mehrzahl an Gütern und gesicherten Familien- wie
Heimverhältnissen hier die emotionale Zielscheibe ergibt, während
der Horror des kapitalistischen Aufstiegs gleichsam in versteckten
Perspektiven auf seine Chance lauert, wenn sich Bart Hughes (Peter
Weller) zwischen beiden Stationen abrackert. Jener Joe Jedermann
seiner Ära bedient und konterkariert sodann die Ideale derer im
Multitasking der Bewältigung zur Sicherheit, sobald sich die
Symbolkraft der Ratte als Repräsentation der unterdrückten und hier
ohnehin ungesehenen Unterschicht Amerikas anmeldet, die
Invasion in die Elite anknabbert, aber erst recht dadurch angeheizt
wird, dass Bart aus Versehen ihre Kinder entsorgt. Den Konflikt
verfolgt man gewiss nicht ohne ambivalente Gefühle, bis dahin
füttert der Film ihn und den Zuschauer nämlich noch mit Eindrücken
zum Tier, welche so grell wie nur möglich als Propaganda voller
Schrecklichkeiten fungieren – wenn auch eher auf einer alltäglichen
Ebene, die mit ihren Großaufnahmen, ganz gleich zu welchem
Sachverhalt, jeden noch so tierlieben Zuschauer zum „Iiiih!“
anleiten würden.
Cosmatos blickt trotzdem zum potenziellen Steigerungsprozess eines Individuums in der Reflexion der Umstände und trifft sich da auch in Sachen Spannungsvermittlung auf Augenhöhe mit dem Zuschauer, wenn er die gefühlte Angst auch in einen Selbstzerstörungsmodus übergehen lässt, dessen Ursachen eher im amerikanischen System des kommerziellen Überbaus und der eigenen Anwendung dessen lauern, denn am Eindringen von außen oder dergleichen. Der Umgang mit dem Subtext ist dennoch die schwierigste Zeit, die man mit diesem Film haben wird – im Vergleich dazu bietet sich eine Geradlinigkeit der Bodenständigkeit an, in die man ganz einfach herein rutschen und sich umso effektiver erschrecken lassen kann. Ich meine, schau dir mal an, wie der Bart so lebt: Voll im Leben mit Sohnemann und Top-Ehefrau Shannon Tweed auf der Matte, gut situiert, fertig mit den Restaurationsarbeiten zum Haus in der Innenstadt und bereit für den großen Deal mit Aufstiegschancen innerhalb seiner Firma. Das läuft schon so gut, dass man auf Anhieb eine Satire draus leiten könnte, doch die Menschlichkeit in der Vermittlung der Verhältnisse hält solch einer schnellen Einschätzung stand, wenn man die Natürlichkeit empfängt, anhand derer sich Bart und Co. am Highlife sortieren, jede Konstruktion zu Motiven im Dialog mit Leichtigkeit umschiffen und im Verlauf auch dann nicht ihre Rotzigkeit verlieren, wenn die Tilgung des Problems ihre Mithelfer und Psychosen sucht. Frau und Kind gehen nämlich auf Reisen zu Opa und während Bart am Arbeitsplatz gegen die Konkurrenz malocht, beißt sich das in suggestiven Momentaufnahmen dargestellte Viech von kleinsten Kabeln bald zu Stromleitungen und allerlei herauf, bis die ordinären Fallen aus dem Baumarkt - auch auf Anraten des Klempner-Kumpels Clete (Louis Del Grande) - wie ein schlechter Witz erscheinen.
Mehr (auch im Schauspiel) an der Hands-on-Erfahrung mit dem ungebetenen Gast orientiert, bekräftigt sich Bart mehr und mehr darin, eigene Methoden zur schnellen Lösung anzuwenden, doch der Selfmade-Man-Trend der 80er ist hier natürlich nur die halbe Miete, wenn er auch seine autodidaktische Fachkenntnis zum Smalltalk in höheren Klassen an die Kollegen verteilt, als sei es eines jener vergänglichen Tagesthemen, bei denen man stets eine entschiedene Direktive von oben fordert - siehe den Selbstjustiz-Diskurs in „Ein Mann sieht rot“, nur dass Bart eben allesamt damit verstört und an seinen Geisteszustand zweifeln lässt. Sozial geht bei ihm so einiges schief, aber es war wohl auch vorher nicht so ganz intakt, wenn man sein Arbeits-/Privatverhältnis betrachtet, dass zu Kollegin Lorrie Wells (Jennifer Dale) besteht, von der Inszenierung auch so klein gehalten/verstreut wird, dass es umso stechender hervortritt und ihn entlarvt. Jene Widersprüchlichkeiten vermag der Film allerdings auch als Sympathiepunkt zu verkaufen, weil man wie Bart ungern in der Situation allein gelassen werden will und wie sich das anfühlt, bringt Cosmatos mit den härtesten Herzensstillstandszenarien zum Vorschein, die in der Geläufigkeit ihrer Umgebung schon jeden Jumpscare vorhersehen lassen, in der Ausführung aber keineswegs mindern. Will man nachts aufs Klo und macht den Deckel auf – Bäm, Riesenrattenkopf! Träumt man davon, dass die Familie wieder beisammen ist und per Torte den Geburtstag des Filius veranstaltet – *Schriek!*, das Monster schießt aus dem Kuchen! Dazu kommt, dass man bis zum Schluss nicht weiß, wie groß das Ding nun wirklich ist, ob es nur mit Barts Wahrnehmung korreliert oder sich von Nuklearängsten des Kalten Krieges abspeist, aber das es einem aus dem Nichts beim gewohnten Gang die Treppe runter in den Hacken beißen kann.
Solche Aktionen verbleiben meistens beim bloßen Ansatz der Darstellung, doch das Kopfkino ist wie gehabt die stärkste Waffe des Zuschauers gegen sich selbst – und das, obwohl man bei mehreren Angriffen im Vornherein schon das Tier erneut zu Gesicht bekommt. Bühne frei für kontinuierliche Eskalationen, die Bart in seiner Verzweiflung und selbstauferlegten Hausarrest zum groben Waffenmeister machen; einen primitiven Verteidiger, dem nicht mehr zu helfen ist, wenn er der Zerstörung seines Hab und Gut sogar noch Beihilfe leistet, im Pragmatismus der Obsession zur Jagd die eigene Hand in die zuschnappende Falle hält. Von wegen Angriff ist die beste Verteidigung, letztendlich wird der Elefant trotzdem beinahe schon zur Mücke gemacht, als sei das Problem im Handumdrehen kaschiert, obgleich die Spuren den wahren destruktiven Kraftakt offenlegen müssten, die Reaktion dazu aber vonseiten des Films ausgeblendet wird. In dem Schluss könnte er beinahe schon eine Leistung des Stolz implementieren, doch auch wenn der Zuschauer eine Katharsis von der Erfahrung davon genommen hat, ist der Prozess des unnachgiebigen Grauens dahin in aller Fülle erlebt und verinnerlicht worden. Jahre später noch werde ich davon berichten können, wie furchterregend diese „Unheimliche Begegnung“ war und es lässt sich nicht unter den Teppich kehren, obgleich der lakonische Charakter Wellers so enthemmend bei der Immersion mitgeholfen hatte, gerade da natürlich intensiver auf die gemeinsame Vergänglichkeit des Nervenkostüms zusteuerte. Ganz schön perfide Maßnahmen am Start, um auch noch Jahrzehnte später als greifbare Horrorerfahrung gelten zu können und die Paranoia der 80er dort hinein zu konzentrieren – rattenscharf und laut John Waters übrigens: „The best rat movie ever. Period. End of discussion.“!
Als Porträt aus dem Herzen der
Arbeiterklasse hat „Das Brot des Bäckers“ in hiesigen
Gefilden seit 1976 einen gewissen Status lebensnaher BRD-Tristesse
erreicht – das natürlich nicht ohne Grund, wenn man die basische,
doch nicht unbedingt per Ideologie verkopfte Kritik zur schleichenden
Gnadenlosigkeit der Großindustrie betrachtet (das übernehmen später
die Kids des Bäckers in meist inaktiver Theorie), die hier den
Kleinstadt-Bäckerbetrieb Baum in Franken erreicht. Innerhalb der
zwei Stunden Laufzeit in Kapiteln an Quartalen ist der Struggle
durch Regisseur und Ko-Autor Erwin Keusch aber eher in der
Verbundenheit des Einzelnen mit seinen Mitmenschen denn mit seiner
Arbeit definiert, erst recht, wenn er sich diese mit ersteren teilt.
Baum, das ist ein Familienvertrieb mehrerer Generationen, derzeitig
unter Meister Georg (Günter Lamprecht) angeleitet, von der Gattin
(Maria Lucca) an der Theke vertreten und manchmal von seinen Söhnen
Rudi (Gerhard Acktun) und Georg Jr. (Krystian Martinek) ausgeholfen,
aber auch vom Gesellen Kurt (Manfred Seipold) und Verkäuferin Gisela
(Silvia Reize) unterstützt. In dieses Ambiente, auf kleinem Fuße für die wenigen Mark von morgens bis abends in der Provinz am Machen,
verschlägt es den jungen Werner Wild (Bernd Tauber), der als naiver
Beau nochmal eine bescheidenere Natur verinnerlicht als z.B. ein
Wolfgang Fierek, aber schon beim Empfang einige spannende Blicke Giselas
erhält, wenn es allein um das Duzen und Siezen geht. Dieser
initiative Moment wird die mitunter stärkste Bindung im Film
ergeben, dafür muss sie sich aber auch nicht in spekulativer
Romantik auftakeln oder gar von einem allzu steifen Naturalismus aus
auf vage Signale hoffen – der Mittelweg dazu wird sodann die
Grundqualität des folgenden (gehemmten) Wachstums aller, den wir hauptsächlich,
aber nicht nur aus Werners Perspektive erleben.
Das Unternehmen aus jugendlicher und erwachsener Zukunftsunsicherheit im täglichen Arbeitsablauf weiß sich anfangs noch am Verständnis zur Materie berufsbedingter Fähigkeiten vom Stand begrenzter Wege danach abzulenken, genauso die Entladung im Landeskreisfußball oder dem wöchentlichen Kinobesuch zu finden, doch die Bitterkeit jeder Nachspielzeit hängt stets über den Köpfen bzw. in den verlegenen Tapetenmustern. Manchmal ist sie aber eben auch bittersüß, wenn die Gegenwart ihre Aussichten an der Ambition des Handwerks noch soweit es geht lebendig werden lässt, dazu auch der Soundtrack von Condor mit melancholischem Krautrock auf ländliche Entspanntheit wie Verkrampfung hinweist, während die Jugend Stück für Stück auf ihre Zeit zusammen aufmerksam wird, dem Motto Work Hard, Play Hard aber nur bedingt nachkommen kann. Dieses Wechselbad aus Mach dir Hoffnungen und Mach dir keine geht dann auch mit dem Lauf der Zeit einher, der dem Film episodischen Charakter verleiht und darin ebenso von einer Optik bestärkt wird, die Das Kleine Fernsehspiel auf 35mm hievt und da natürlich trotzdem ins Herz stechen kann, wenn das Finden, die Trennung, die Wünsche von innen sowie das Kontinuum des Marktes von außen in behutsamer Schlichtheit aufs Charakterkino einwirken. Sicherlich sind solche Stimmungen als omnipräsente Plot-Faktoren zugegen, aber auch stets eine Frage des Umgangs und Abwägens untereinander, nicht nur in eskalierender Ausformulierung und auch nicht nur in der Entmündigung des Menschen vor dem Konzept umgesetzt, eben zusehends mit der Bewegung im Freien und der Begegnung im Feststecken auf die Entwicklungen des Daseins reagierend.
Wie man da auch eine Beziehung anhand starker, weil stummer Blicke verstehen kann, ohnehin deren Enttäuschungen und Treffpunkt der Sehnsucht, zeigt z.B. die On/Off-Liebelei zwischen Werner und Margot (Anita Lochner): Mal voll von den Pflichten emanzipiert nackt auf Wiesen gelegen, mal ganz urtümlich auf Geheiß der Eltern oder besserer Chancen im luftleeren Raum der Unvereinbarkeit gefangen, wird eine Zugfahrt irgendwann zum zufälligen Wiedersehen, welches einer von beiden allerdings verpennt. Züge als Schicksalsboten sind kein neuer Topos in der Kinogeschichte, hier auf jeden Fall ebenso eine Klammer schöner Traurigkeit, wie man diese eben am Wesen aller feststellen kann. Werner könnte sein Glück im Grunde auch bei Gisela finden, doch diese Nähe, diese schon zuvor bestehende Verletzlichkeit beider am Arbeitsplatz will der stille Junge nicht - die letztendliche Überwindung währt dann auch nur als temporäres Ventil, auf das keiner so recht bauen kann, Gisela später auch den Selbstmord deswegen versucht. Interessant auch zu beobachten, wie beide das Leben danach angehen. Solch ein vergänglicher Hang zur Zweisamkeit ist ebenso in jeder Partnerschaft vorzufinden, die Georg als Unternehmer abhängig macht bzw. an der er den Erfolg abhängig macht, erst recht, sobald der maschinelle Betrieb die Ein-Mann-Einheit fördert, alles einfacher wirkt, aber zwangsläufig den finanziellen Ruin des Eigenbrötlers kleiner Ressourcen herbeizuführen droht. Viele können es nicht aushalten, diesen Frust mit ihm zu teilen, aber auch nicht, ihn damit allein zu lassen. Solch eine Haltung zur Solidarität mit derart einfacher Vermittlung zu verinnerlichen, kommt eben auch von der dargestellten Machtlosigkeit gegenüber Veränderungen, dass alle ständig auf der Suche nach dem nächsten Platz teilnehmen müssen und meistens nur aufs Beste vertrauen können; dabei nicht am Fortschritt oder gar einem Antagonismus zum Geldgeber verzweifeln, als am Lernen sowie an der Menge der Mittel, was sich eben auch an der Erreichbarkeit emotionaler Werte widerspiegelt.
Nicht gerade zufällig wendet der Film sodann Schwarzblenden, mal mehr und mal weniger ersichtliche Abstrahierungen in seiner Chronik an, welche den Wandel von Lebensumständen mehr im Nachhinein nachvollziehen lassen, als dass sie es einem nochmal aufsagen müssen. Zum Ende hin koppelt sich die Methodik ab und an etwas stärker vom dramaturgischen Hinweis zum Mitleid ab, das Pro und Kontra jeweiliger Auf- und Abstiege bleibt dennoch zentral bestehen, gehen wie warme Semmel weg oder verhärten sich bereit für die Tonne – keine zwei Karrieren können/wollen ohne das Miteinander verlaufen, das verstand selbst solch eine kalte Objektive wie Ayn Rand in all ihren Widersprüchen. Ich bin natürlich nicht unbedingt der ideelle Ansprechpartner für die Strukturen der Marktwirtschaft, zumindest aber wie jeder andere auch vom Geld abhängig, was gleichfalls die Empathie zum „Brot des Bäckers“ fördert, diese aber - wie Georg mit seiner Ware - eben nicht bloß von alleine stemmt. Die Liebe zum Menschen ist dafür wie eh und je auf zwei Beinen unterwegs, klatscht sich Mehl in die Finger und Torten ins Gesicht, streitet mit denselben Zutaten, bis der Schaukasten im Supermarkt bricht, Lamprecht wie gehabt ausrastet und gleichsam keine überzogene Show daran probiert. Erwin Keusch merkt man (zudem basierend auf seinen eigenen Erfahrungen) den Abgeklärten und den Menschenkenner zugleich an, weshalb jede Sequenz Wahres sowie Ideelles in sich vereint, Mechanismen auf den Zufall hin stilisieren kann, weil die Stilistik eben auch nicht an einer Einmischung interessiert ist, eher an den Wegen und Konfrontationen des Gewissens seines Ensembles. Angebot und Nachfrage, verstehste?
Ein-Satz-Kritiken für zwischendurch!
„Schlagerpiraten“ - Der Einstieg in
die Materie Jayne Mansfield gelingt allen voran anhand der
Präsenz besagter Dame als kecke Lebefrau, die auf dem Schwung zur
wahren Liebe hin die Klammerei ihres Gangster-Beaus austrickst, wenn
dieser sie am Showbiz herunterzujagen gedenkt, während dessen
Sexbombe allen Herren der Schöpfung die Milch überlaufen und
Promoter Tom Ewell seine geisterhaften Visionen der Verflossenen
vergessen lässt, doch nach einer guten Handvoll Wortspiele,
Rock'n'Roll-Einlagen, Strandausflüge, Mafia-Banden, unverhofften
Karrierehöheflügen mit Sirenengeheule und Knastgejaule obsiegt der
Hausfrauen-Zeitgeist binnen des Technicolor-Cinemascopes, von dem man
sich gerne noch einige energetischere Impulse mehr gewünscht hätte.
„Wild for the Night“ - Vom Einstieg
an merkt man diesem wilden Tanzfilmthriller von Benny Boom (!) an,
dass er sich explizit am Stile NWRs und Gaspar Noés bedient hat, was
dem Prozedere der Rache auf den Straßen und Clubs von L.A. einige
herzlich offensichtliche Ambitionen aufs Auge der Sinnlichkeit
markiert, dazu Noir-Voiceover aus der Oneliner-Mottenkiste inkl.
reichlich F.L.E.R. (Freiheit, Liebe, Einigkeit und Respekt)
bastelt, einen hyperblassen James Maslow als Fixpunkt anstellt und sogar
einen waschechten Performer an ihm stilisiert, bis ihn die Irrlichter
an Ecstasy-Montagen und 3D-Überblenden sowohl in ein
„Flashdance“-Äquivalent
als auch in Undercover-Ballereien schleusen, deren Höhepunkt eine
mittelschwere Unglaublichkeit ergibt und trotz derirativer Form für
teils geballte Gänsehaut sorgt.
„Texas Chainsaw Massacre: Die
Rückkehr“ - Kim Henkel versucht sich auf den Spuren des Originals
zurück in die Gefilde genuinen Terrorkinos zu begeben, doch abseits
des redundanten Staffellaufs durch ikonische Stationen des
1974-Alptraums trägt die Generation-X-Anpassung nur wenig markante
Früchte, ehe Matthew McConaughey als Redneck-Killer mit Robo-Bein
und Transgender-Leatherface im Meryl-Streep-Look mehrere
Vollausraster hintereinander ballen und ungeklärten Erscheinungen
eines Geheimbunds Zugang in die Kettensägen-Mythologie gewähren, um
eine junge Renée Zellweger zu drangsalieren, den Zuschauer ebenso
ein bisschen zappeln zu lassen, ansonsten jedoch unentschlossen
zwischen flacher Hinterwäldler-/High-School-Paarungskomik und
ebenbürtig ineffektiven Spannungsmomenten pendeln.
„Las Vegas Bloodbath“ - Ein
normaler Business-Heini rastet vollkommen aus, sobald er seine Frau
beim Beischlaf mit einem Cop erwischt und per Plastikrevolver
erschießt, ihren Schädel sodann auf Spritztour nimmt, da er
allen Frauen der Welt die Rache schwört und diese via
VHS-Amateurschiene ins Nirwana jagt, was der Film als sadistische
Fantasie ohne Strafe inszeniert, passend dazu Schlammcatchen und
sexualisierte Gewalt in die 70 Minuten Laufzeit schleppt, wenn er
auch absurde Spitzen darin findet, Damen der Nacht am helllichtem
Tage auf einem Parkplatz auszugliedern, 20 Minuten lang an einem
Mädelsabend inkl. Brettspiel teilzunehmen, Babies an die Wand zu
werfen oder einen Zeugen Jehovas mit zugeknallter Tür zu enthaupten.
„Basic Instinct 2: Neues Spiel für
Catherine Tramell“ - Mehr noch als „Star Wars: Episode II“
daran interessiert, Leute auf die Couch zu platzieren und reden zu
lassen, mäandert sich Michael Caton-Jones' (weniger als) 08/15-Nachfolger des Paul Verhoeven Erstlings durch psychologische Plattitüden, Expositions-Faulheiten und Dialoge
vorbereitet schlagfertiger Doppeldeutigkeiten, um den
charismabefreiten David Morrissey wiederum fragen und daran zweifeln
zu lassen, ob Sharon Stone erotisch mordet, ihn verführt und als
Buchvorlage verwendet, bis die Blässe der Ereignislosigkeit in
beinahe bumsfidele Wendungen zur Honk-Kolportage umgeleitet wird.
„Unsere Zeit ist jetzt“/„Honig im
Kopf“ - Dieses permanent sonnendurchflutete
Til-Schweiger-Doppelpaket kostete einiges an Überwindung, doch die
Formelhaftigkeit des Ganzen leitet eher weniger zum puren Entsetzen
an, als dass die haltlos spekulativen Verkitschungen von Alzheimer
wie Asperger sowieso schon jedem Realitätsverständnis entgehen, für
ein stumpfes Wechselbad aus Komik und Tragik angewendet
werden, dass man bei der Melange an Talent- wie Taktlosigkeit in
Schnitt, Kamera, Schauspiel und Plätschermucke ohnehin keinen Bezug
in Richtung Filmcharakter aufbauen kann, wobei die Cro-Variante
ihre Dreifaltigkeit Vergangenheit/Gegenwart/Zukunft noch stringenter
und inspirierter als verkappten Kinderquatsch der
Universalität trivialisiert, während das Didi-Abenteuer gen
Venedig denselben Gag tausendmal wiederholt, Emma Schweiger zurecht ins Gesicht furzen lässt und sowieso
durchweg menschenverachtende Oberflächlichkeiten en masse mit
dem Stakkato-Tempo von zig reaction shots des Grinsens
stapelt.
So, jetzt geht's weiter im Text!
KONG: SKULL ISLAND - "[...] Als hätte David Ayer beim Kong-Kintopp von Toho angeheuert [...] Da gibt es erneut den ungelenken Etablierungssprint eines Figurenensembles, welches hauptsächlich Funktion und Wortwitz bereitstellt; dazu eine Erfassung handlungsspezifischer Umstände in willkürlichen Schauplatzwechseln und Soundtrackfetzen [...], welche im Eiltempo kanonische wie emotionale Oberflächlichkeiten ihrer Ära, rudimentär das Prinzip einer Szene bedienen. [...] (So) mangelt es dem Film eben auch an Stringenz, seine Themen Mensch gegen Krieg, Mensch gegen Monster, Monster gegen Monster, ebenso die vage Heimats- und Familiensehnsucht [...] zur Involvierung des Zuschauers anzuwenden. [...] Egal wie viele Pfade sich öffnen: Alle bleiben im Konsens gefangen, dass es geradezu erstaunlich ist, wie erheblich sich der Film darin verkalkuliert, Leitmotive oder charakterliche Entwicklungen zum Mitfühlen errichten zu können, ansonsten zielgenau in die Schauwerte des Fan-Service überinszeniert. Man kann's auch beim Namen nennen und „Skull Island“ ein Konzept der Überkompensation attestieren. [...] In der Menge ist einem das beinahe schon sympathisch [...]"
(Die komplette Kritik gibt es bei den DREI MUSCHELN zu lesen.)
So, jetzt geht's weiter im Text!
Je länger man sich auf die Suche nach
ungenierten Musicals macht, desto wahrscheinlicher kommt man
irgendwann bei den intergalaktischen Musikanten der „Rock
Aliens“ vorbei. James Fargos Verknüpfung comichafter
60s-Retroromantik und 80er-Rafal-Zielinski-Slapstick bringt den Hang
zur Synthese dann auch thematisch auf Vordermann, wenn erneut die
Liebe zwischen verschiedenen Welten zum Abhotten aufruft, dem
Gefühlsausdruck seine flotten Noten aus den Hüften sowie dem
Charakterspektrum einen höchst rudimentären Spannungsbogen zu
überlassen. Die Kombi bleibt da aber nicht nur an stumpfen
Stereotypen haften, umringt sich stattdessen mit einem Großaufgebot
an Ideen und Sight-Gags vom Formate der
Zucker-Abraham-Zucker-Schule, während der Mix an meist von Jack
White produzierten Tophits seine Lücken insofern schließt, dass
diese vor zeitgenössischen Honk-Anmachsprüchen und überspitzten
Jugendrivalitäten nur so strotzen - „Heute
hau'n wir auf die Pauke!“ meets John Waters, so der
Gesamteindruck. Gehen wir aber ein bisschen weiter ins Detail (denn
da probiert der Film ohnehin vielerlei pointierten Schabernack): Nach
der ersten Popcorn-Dynamisierung von Referenzen an „Star
Wars“ und „Alien“ holt Roboter 1359 unter einem
Feuerwerk an Sprüchen (allem Anschein nach der Marke Arne Elsholtz)
die Crew - gespielt von der Band Rhema und Tom Nolan als
Anführer ABCD - aus dem Kühlschrank, welche durch die Auftauröhre
wieder lebensgroß sowie für Spielautomaten- und Keyboardeskapaden
im Devo-Outfit motiviert werden.
Diese sind jedoch ebenso auf extraterrestrische Erkundungstour aus und wenden dabei einen Forschungsdrang in Star-Trek-Manier an, um die verschiedensten Planeten zu erkunden, Frohsinn und futuristische Musik an den Mann zu bringen. Als erfahrener Zuschauer weiß man eigentlich sofort: Volle Kraft voraus zur Erde, doch dank ernüchternder Testvorführungen geht es zuerst ins Musikvideo zu „When the Rain Begins to Fall“ (written and composed by Peggy March, btw), eine Art Endzeit-Variante von Romeo und Julia, in der Jermaine Jackson mit Pia Zadora anbandelt. Jenes Intro parallelisiert trotz seines Patchwork-Faktors dann auch den kommenden Konflikt zwischen den Aliens mit den Alphabet-Namen und der vorherrschenden Rockabilly-Truppe im angeblich verschlafenen Ami-Nest Speelburgh (höhö!). Der gefürchtet angehimmelte Obermacker jener Spielwiese, Frankie (Craig Sheffer, „Cabal – Die Brut der Nacht“), - nach dessen Anweisung manche Teens ihren Kopf wortwörtlich in den Sand stecken -, versaut es sich nämlich mit seiner Lady Dee Dee (Zadora), da er ihr niemals das Mitsingen in seiner Band erlauben will so wie er überhaupt die gesamte Musikalität der Stadt unter Kontrolle hat, weitaus mehr als Sheriff Ruth Gordon das Gesetz in die Hände zu nehmen vermag. Als jedoch ABCD und Co. im Flug per Bill-und-Ted-Telefonzelle die ohnehin schon spontan und ständig in Choreographien ausbrechende Gegend erkunden, fangen nicht nur deren Schaltkreise, sondern spätestens auch die des Zuschauers zu glühen an.
Wenn von der Liebe gesprochen wird, stimmt bereits die ganze Damentoilette in eine Hymne mit Spiegelkabinett ein; mit minimalem Abstand gehen die Ledernacken - Jimmy and the Mustangs - sodann ans Eingemachte, ihre Damenbekanntschaften binnen Diners (unter dem Firmennamen „Local Teenage Hangout“) und Drive-Ins mit Stopptricks im Friseursessel auf den Sexappeal im Haargel à la „The Loveless“ einzustellen. Später wird Frankie sogar eine Wildkatze als Krafttier aus der Metapher heraus auf Schulfluren und Gebirgswiesn parallel wandern lassen, sobald er die „Nature of the Beast“ besingt. Bei der Reihung an audiovisueller Fantasie dürfen die richtigen Verrückten dann auch nicht fehlen, sobald Michael Berryman und Kollege grundlos aus der Klapse ausbrechen, sich im NRA-Shop um die Ecke alles ohne Nachfrage auf die Rechnung schreiben lassen können (willkommen im Jahre 2017) und die hiesige Schule nach Slasher-Manier zu terrorisieren gedenken, wobei unser Mann vom „Hügel der blutigen Augen“ eine kleine feine Beziehung mit Dee Dees Freundin Diane (Alison La Placa) und ihrem Vogelnest von Frisur startet – im Grunde noch so der gewöhnlichste Subplot im Film, welcher aber auch da in punkto eskapistischer Impulse seine Muskeln zu spielen weiß. Rund herum gibt es noch den vom Giftmüll verseuchten See vor Ort zu bewundern, aus dem eine Riesenkrake ihre B-Movie-Sci-Fi-Tentakel voller Blubberblasen mutwillig zu strecken pflegt, während im Zentrum der Eindrücke ein Bandwettbewerb zwischen den Aliens und den Rockern angeleiert wird, um Dee Dees Herz zu erobern.
Die überaus generische Nummer „Let's dance tonight“ wird da im Duell der Stile aufs Universellste variiert, doch Dee Dee verschlägt es so oder so aufs Ufo, wo die traumtänzerischen Fantasien im Pärchensternenflug das „La La Land“ (seit VÖ der Kritik in wahrscheinlich jeder Ausgabe des Blogs erwähnt) vorwegnehmen, genauso dessen Unvereinbarkeit der individuellen Ansprüche, wenn auf ABCDs Heimatplaneten jede Emotion abgetötet werden soll. Können Erdlinge damit klar kommen? Oder wird sich Frankie im Gegenzug zur Toleranz der Wünsche seiner besseren Hälfte bessern, der Gewalt abschwören und genauso platt vor Freude sein, wie die Aliens manche Dampfwalzopfer und vor Liebe geschrottenen Roboterschädel jenen Zustand im Zeitraffer wieder aufpumpen müssen? Das Finale gibt die Antwort, wenn auch anhand einer vagen und verrückten Schnittorgie im Videolook, die nicht von dieser Welt ist und jede Kohärenz so schnell auflöst, wie man ihr schon im Strom des Spaßes als ausstattungsstarke Odyssee für die Synapsen begegnet ist. Luftig, lustig, tralalaklamauka heißt die Grundstimmung, bei dem Esprit einer Galerie an Neon-Graffiti, Pop-Art-Frisen, Provinzkulissen und No-Budget-Effekten geht die ultradrollige Verstrahlung jener Ära und derer Genre-Kuriositäten garantiert über Zeit und Raum hinaus.
Diese sind jedoch ebenso auf extraterrestrische Erkundungstour aus und wenden dabei einen Forschungsdrang in Star-Trek-Manier an, um die verschiedensten Planeten zu erkunden, Frohsinn und futuristische Musik an den Mann zu bringen. Als erfahrener Zuschauer weiß man eigentlich sofort: Volle Kraft voraus zur Erde, doch dank ernüchternder Testvorführungen geht es zuerst ins Musikvideo zu „When the Rain Begins to Fall“ (written and composed by Peggy March, btw), eine Art Endzeit-Variante von Romeo und Julia, in der Jermaine Jackson mit Pia Zadora anbandelt. Jenes Intro parallelisiert trotz seines Patchwork-Faktors dann auch den kommenden Konflikt zwischen den Aliens mit den Alphabet-Namen und der vorherrschenden Rockabilly-Truppe im angeblich verschlafenen Ami-Nest Speelburgh (höhö!). Der gefürchtet angehimmelte Obermacker jener Spielwiese, Frankie (Craig Sheffer, „Cabal – Die Brut der Nacht“), - nach dessen Anweisung manche Teens ihren Kopf wortwörtlich in den Sand stecken -, versaut es sich nämlich mit seiner Lady Dee Dee (Zadora), da er ihr niemals das Mitsingen in seiner Band erlauben will so wie er überhaupt die gesamte Musikalität der Stadt unter Kontrolle hat, weitaus mehr als Sheriff Ruth Gordon das Gesetz in die Hände zu nehmen vermag. Als jedoch ABCD und Co. im Flug per Bill-und-Ted-Telefonzelle die ohnehin schon spontan und ständig in Choreographien ausbrechende Gegend erkunden, fangen nicht nur deren Schaltkreise, sondern spätestens auch die des Zuschauers zu glühen an.
Wenn von der Liebe gesprochen wird, stimmt bereits die ganze Damentoilette in eine Hymne mit Spiegelkabinett ein; mit minimalem Abstand gehen die Ledernacken - Jimmy and the Mustangs - sodann ans Eingemachte, ihre Damenbekanntschaften binnen Diners (unter dem Firmennamen „Local Teenage Hangout“) und Drive-Ins mit Stopptricks im Friseursessel auf den Sexappeal im Haargel à la „The Loveless“ einzustellen. Später wird Frankie sogar eine Wildkatze als Krafttier aus der Metapher heraus auf Schulfluren und Gebirgswiesn parallel wandern lassen, sobald er die „Nature of the Beast“ besingt. Bei der Reihung an audiovisueller Fantasie dürfen die richtigen Verrückten dann auch nicht fehlen, sobald Michael Berryman und Kollege grundlos aus der Klapse ausbrechen, sich im NRA-Shop um die Ecke alles ohne Nachfrage auf die Rechnung schreiben lassen können (willkommen im Jahre 2017) und die hiesige Schule nach Slasher-Manier zu terrorisieren gedenken, wobei unser Mann vom „Hügel der blutigen Augen“ eine kleine feine Beziehung mit Dee Dees Freundin Diane (Alison La Placa) und ihrem Vogelnest von Frisur startet – im Grunde noch so der gewöhnlichste Subplot im Film, welcher aber auch da in punkto eskapistischer Impulse seine Muskeln zu spielen weiß. Rund herum gibt es noch den vom Giftmüll verseuchten See vor Ort zu bewundern, aus dem eine Riesenkrake ihre B-Movie-Sci-Fi-Tentakel voller Blubberblasen mutwillig zu strecken pflegt, während im Zentrum der Eindrücke ein Bandwettbewerb zwischen den Aliens und den Rockern angeleiert wird, um Dee Dees Herz zu erobern.
Die überaus generische Nummer „Let's dance tonight“ wird da im Duell der Stile aufs Universellste variiert, doch Dee Dee verschlägt es so oder so aufs Ufo, wo die traumtänzerischen Fantasien im Pärchensternenflug das „La La Land“ (seit VÖ der Kritik in wahrscheinlich jeder Ausgabe des Blogs erwähnt) vorwegnehmen, genauso dessen Unvereinbarkeit der individuellen Ansprüche, wenn auf ABCDs Heimatplaneten jede Emotion abgetötet werden soll. Können Erdlinge damit klar kommen? Oder wird sich Frankie im Gegenzug zur Toleranz der Wünsche seiner besseren Hälfte bessern, der Gewalt abschwören und genauso platt vor Freude sein, wie die Aliens manche Dampfwalzopfer und vor Liebe geschrottenen Roboterschädel jenen Zustand im Zeitraffer wieder aufpumpen müssen? Das Finale gibt die Antwort, wenn auch anhand einer vagen und verrückten Schnittorgie im Videolook, die nicht von dieser Welt ist und jede Kohärenz so schnell auflöst, wie man ihr schon im Strom des Spaßes als ausstattungsstarke Odyssee für die Synapsen begegnet ist. Luftig, lustig, tralalaklamauka heißt die Grundstimmung, bei dem Esprit einer Galerie an Neon-Graffiti, Pop-Art-Frisen, Provinzkulissen und No-Budget-Effekten geht die ultradrollige Verstrahlung jener Ära und derer Genre-Kuriositäten garantiert über Zeit und Raum hinaus.
KONG: SKULL ISLAND - "[...] Als hätte David Ayer beim Kong-Kintopp von Toho angeheuert [...] Da gibt es erneut den ungelenken Etablierungssprint eines Figurenensembles, welches hauptsächlich Funktion und Wortwitz bereitstellt; dazu eine Erfassung handlungsspezifischer Umstände in willkürlichen Schauplatzwechseln und Soundtrackfetzen [...], welche im Eiltempo kanonische wie emotionale Oberflächlichkeiten ihrer Ära, rudimentär das Prinzip einer Szene bedienen. [...] (So) mangelt es dem Film eben auch an Stringenz, seine Themen Mensch gegen Krieg, Mensch gegen Monster, Monster gegen Monster, ebenso die vage Heimats- und Familiensehnsucht [...] zur Involvierung des Zuschauers anzuwenden. [...] Egal wie viele Pfade sich öffnen: Alle bleiben im Konsens gefangen, dass es geradezu erstaunlich ist, wie erheblich sich der Film darin verkalkuliert, Leitmotive oder charakterliche Entwicklungen zum Mitfühlen errichten zu können, ansonsten zielgenau in die Schauwerte des Fan-Service überinszeniert. Man kann's auch beim Namen nennen und „Skull Island“ ein Konzept der Überkompensation attestieren. [...] In der Menge ist einem das beinahe schon sympathisch [...]"
(Die komplette Kritik gibt es bei den DREI MUSCHELN zu lesen.)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen