Heute ist mein 28. Geburtstag und obwohl ich keine 28 neuen Kritiken aufbieten kann, sind die folgenden hoffentlich noch genug, die ihr lesen und mich auf die Art feiern könnt ;)
LE BERCEAU DE CRISTAL - Lässt sich das überhaupt experimentell nennen, was Philippe Garrel hier in beinahe kompletter Personalunion versucht hat? Fürwahr, er bricht das für gewöhnlich narrative Konzept des Kinos und lädt zur Assoziation ein, doch im Grunde bildet er schlicht die Kunstform Mensch ab. Schnörkellos kommt die Schönheit in den Fokus, sobald Gesichter von Nico, Dominique Sanda, Anita Pallenberg und Co. beinahe wie in Stillleben eingefangen werden, trotzdem ihrem Eigensinn nachgehen und doch das Licht in der Dunkelheit bleiben. Garrel macht aus ihnen zudem keine kühle Aktionskunst ohne filmischen Ansporn – sein Schnitt kommt beileibe nicht ins Schleppen, insbesondere die Lichtführung vermittelt stets mysteriöse Stimmungen und die Musik von Ash Ra Tempel verstärkt zudem den ätherischen Rausch der Beobachtung. Nun ist die Beobachtung aber keine unbedingt voyeuristische, aber es hängt ganz vom Zuschauer ab, welch heimelige Atmosphäre er stattdessen empfindet. Wer dem Sinnlichen nicht abgeneigt ist, dürfte sich jedenfalls stimmig in die Geographie der Kulissen oder gar ins Zusammensein mit den uns dargestellten/uns darstellenden Wesen hinein fühlen.
Das fast vollständige Fehlen einer Dramaturgie suggeriert gleichsam das Eintauchen in eine fremdartige Welt, reizvoll in ihrer Unberechenbarkeit und Selbstverständlichkeit. Der Minimalismus dieser Methodik konzentriert geradezu mühelos mehrere Vorstellungskräfte simultan zusammen, obgleich der weitere Verlauf des Films mit seinen Bildern uriger Gemälde und Frauen im Morgentau-Wald weiterhin wenige Fragen beantworten wird, ehe Nico doch noch atemberaubend geisterhaft aus der privaten Poesie über die Sehnsucht zu einem entfremdeten Liebhaber erzählt. Zudem scheint es so, als ob dieser im Geiste, in Spiegeln und im Zwielicht, zugegen ist oder zumindest in der Wahrnehmung unserer „Protagonistin“ verharrt, wie auch weitere Gestalten hier auftauchen. Das gibt der Aura der Dunkelkammer eine durchaus melancholische Note, das Gefühl daran hat man als Zuschauer jedoch eher selbst zu entscheiden, während die unwirkliche Optik weiterhin im Nirwana treibt. Das ist natürlich auch mal erfrischend, dass einem nicht dauernd vorgekaut wird, anhand welcher Rollenmodellen und Inszenierungsfunktionen man mitfühlen soll.
Bei gerade mal einundsiebzig Minuten Laufzeit erschöpft sich das Konzept zum Ende hin zwar und hält auch einen Sch(l)uss bereit, der sich prätentiös interpretieren lässt, jedoch bietet die Gesamterfahrung ein emotionales Potenzial zwischen den Welten Realität und Leinwand, das sich als Unikat seiner Zeit an das Äquivalent eines Traumes heranwagt und dabei auch per Schlichtheit glänzen sowie abstrakt über die Macht der Liebe, des Menschen und seines Wesen erzählen kann. Less is more. Danach wird man sich durchaus die Frage stellen, wie sehr es das aktuelle Kino oder dessen Zuschauer verlernt hat, die Kunst außerhalb der „Story“ zu reflektieren.
BASKET CASE 2 - Es ist doch so: Nach jedem Ausflug ins Werk Frank Henenlotters fühlt man sich wohler darin, anders, kaputt, gar pervers zu sein, eben von der Gesellschaft als Fehler bezeichnete Faktoren inne zu haben, die es sonst zu verstecken gilt, ein Stigma der Scham ausdrücken und ohnehin nicht dem Schönheitsideal entsprechen. Henenlotter stellt den Ausbruch aus jener Selbstgeißelung im zweiten Teil seiner Basket-Case-Saga zum einen mit einer Überspitzung dar, die anhand obskurer Kreaturen menschlicher Mutation krasse Eindrücke abgeben, welche zum anderen aber auch mit einem Menschenschlag konfrontiert werden, welcher per Selbstgefälligkeit des „Normalen“ von oben herab Widerwärtigkeit ausstrahlt. Mitten drin ist wieder mal Duane (Kevin Van Hentenryck), der mit seinem missgebildeten Bruder Belial von der ominösen Granny Ruth (Annie Ross) aufgelesen wird, nachdem die Ereignisse aus Teil eins ihnen Verurteilung und Sensationskultur auf den Hals hetzen. So geraten sie in eine Kommune an „Freaks“, die von Ruth im Sinne einer Heimleiterin oder Gruppentherapie ausschließlich innerhalb ihres Hauses gehalten wird. So bizarr und furchterregend die Auswüchse jener abseits der Gesellschaft hausenden Wesen wirken, so wenig kann sich selbst Außenseiter Duane mit ihnen identifizieren, weshalb er sich erneut nach einem normalen Leben außerhalb der Bruderbindung sehnt und dies in Ruths Enkelin Susan (Heather Rattray) zu finden glaubt. Wie es nun mal der menschlichen Natur anhaftet, fängt er damit ebenso an, vom Äußeren her zu urteilen - Henenlotters Inszenierung behandelt die Etablierung seiner Liebe sodann ziemlich spärlich, um Duanes Oberflächlichkeit in jener Hinsicht herauszustellen, obgleich er trotzdem der herzliche Naivling bleibt, dessen Leben ihm jedoch schräge Neurosen zukommen lässt.
Er handelt jedenfalls nicht mit ausbeuterischer Absicht, wie es die Gesellschaftsvertreter hierin halten. Ob nun Schmierenreporter oder Schaubudenbesitzer: Sie wollen Kapital aus dem Fehlerhaften des Menschen schlagen, umso militanter kommt Ruth sodann zum Schluss, notfalls auch mit Belials Mörderklaue gegen das Unrecht anzukämpfen. Duane ist sodann ebenso hin- und hergerissen, auch aus Liebe zum Bruder für seine Zwischengesellschaft einzustehen, woraus Henenlotter sodann einige aufregende Sequenzen zieht, welche effektiv jene Frage auf den Kopf stellen, in welchen Kreisen man die Ausnahme oder den Konsens bildet. Der Horror dieser Frage bleibt nicht aus, ebenso verstärkt Henenlotter per Lichtfärbung und Kamerawinkel das Außergewöhnliche seines Ensembles, geht sogar euphorisch und frei an dessen Beischlaf heran, was man sowohl als Ekelfaktor, aber auch als Enthemmung werten könnte. Letzteres macht eher Sinn, wenn man im Gegenzug Duanes unbeholfenen Umgang mit Susan beobachtet, der umso schwieriger wird, sobald sie doch noch ihren einzigen Makel vorführt. Die Konsequenzen, die er daraus zieht, sind aber auch Resultate der Ideologie Ruths, welche in der Positionierung der Identität genug an Zweifeln sowie eine Manie aus Duanes enttäuschter Sehnsucht schürt. Das daraus folgende offene Ende kommt sodann zu einer radikalen Pointe, die von der (zugegebenermaßen durchweg schon bewusst anorganischen) Dramaturgie her so früh noch nicht erwartet wurde. Sie ist damit aber auch Teil eines eigensinnig kritischen (im Vergleich zu Teil 3 noch dezenteren) Humors, der Henenlotters Werk seit jeher ausmacht und auch hier die Brücke zwischen Gesellschaftssatire, Bodyhorror, Perversion und Romantik schlägt, wie sie sich in aller Krassheit dennoch beachtlich menschlich greifen lässt.
SPOTLIGHT - Was zunächst die größte Schwäche am „Spotlight“ sein könnte, wird im Verlauf die einzig angemessene Lösung: Thomas McCarthys Inszenierung nähert sich seinem Sujet mit schlichtem Gestus, einer trockenen, doch respektvoll beobachtenden Kamera sowie einem nicht gerade erheblichen Score Howard Shores. Der Hang zum Affekt lässt er abgesehen von einigen Momenten zum Ende hin ebenso vollständig aus, hauptsächlich ist seine Darstellung investigativen Journalismus' eben eine der Fakten und Wahrheiten, besitzt beinahe dokumentarischen Charakter, lässt aber nie daran zweifeln, dass hier Menschen am Werk sind, die ihr ganzes Herzblut, sprich ihre Expertise an den Tag legen sowie von Berufsethos und Menschenkenntnis her Empathie entgegenbringen können. Was sie erfahren, ist an sich schon schlimm genug, als dass das Entsetzen dazu reinforciert, überhaupt ausgesprochen oder ein Monster an den Pranger gestellt werden muss. Demut zeigt sich nun mal per Bescheidenheit und McCarthy weiß in gezielten Momenten ohnehin, dass die konkrete Nacherzählung eines Grauens mitunter stärker wirken kann als eine eventuell spekulative Stilisierung des Prozesses. Jedenfalls hält es unsere Recken nicht darin auf, an den Kern der Sache gelangen zu wollen, ein System aus Missbrauch und Vertuschung von höchstem Rang zu offenbaren, das als offenes Geheimnis alle Türen verschließen lässt und alleine nüchtern betrachtet ein gesundes Maß an Spannung und Entrüstung hervorruft. Gleichsam sind stets kühle Köpfe erfordert; nichts wird vorschnell veröffentlicht, solange es nicht gänzlich spruchreif oder in allen Belangen sorgfältig recherchiert ist, damit der erhoffte Einschlag auch wirklich was bewirkt.
Die Menge an berufsbedingten und legislativen Schikanen, die sie dabei entwirren müssen, scheint mindestens so komplex wie das von ihnen beleuchtete Netz katholischer Missbrauchsfälle an sich, womit McCarthy durchaus ein effektives Gleichnis zur Nachvollziehbarkeit bildet. Das Ensemble vom Boston Globe ist dabei nur bedingt im Privatleben zu beobachten, die Charaktereigenschaften im Umgang mit Umwelt und Mitmenschen sind aber durchweg scharf zu beobachten und werden im Spiel verdammt echt vermittelt. Nicht eben ausschließlich das brisante Thema ist hinsichtlich der Existenz des Films relevant, sondern auch die Darstellung jener Unmittelbarkeit menschlichen Einsatzes und dessen Verlangen nach der Unmittelbarkeit zur Wahrheit, das sich stark gedulden muss und dadurch dennoch umso kraftvoller wird - eben so wie es der Großteil der Meinungsbildung ja scheinbar kaum noch handhaben mag. Der Film illustriert aber auch an seinen engagiertesten Figuren Fehlentscheidungen vergangener Perspektiven, aus denen sich im Nachhinein lernen, Schuld eingestehen und vergeben lässt. Zum einen wird der katholische Grundgedanke (der Charaktere) damit trotz aller Offenbarungen weiterhin aufrechterhalten und nicht zynisch verpönt; zum anderen zeigt sich darin die Notwendigkeit, die Erinnerung an ein Unrecht nicht im Lauf der Zeit versiegen zu lassen, wenn dieses nicht beglichen wurde. Umso wichtiger ist eben solch ein Film, welcher der rücksichtsvollen und gleichsam kompromisslosen Methodik der Sorgfalt den Vorrang überlässt und mit Feingefühl ans Gerechte im Menschen herantritt.
DOG LADY - "[...] Das emotionale Bestehen außerhalb einer geregelten Zivilisation gelingt hingegen ausschließlich durch die unbedingte Zuneigung der Hunde, die sich in jedes Bild drängeln und Schmatzer geben, was von ihr mit liebevoller Pflege und Verständnis quittiert wird. Dadurch entsteht ein hoher Unterhaltungsfaktor, der vom Film in behutsamer Beobachtung fokussiert wird. Ansonsten hält er sich sowieso durchweg am Tempo des Understatements, kommt schlicht und konkret zum Wesentlichen, ohne noch per nachgereichter Erklärung mit Absichten, Deutungen oder gar Urteilen um sich zu werfen, die man mitunter in der bloßen Betrachtung erfährt. [...] „Dog Lady“ verbringt hingegen die Zeit mit Impressionen eines Alltags im Abseits und bleibt dennoch kurzweilig darin, wie es sich nun regeln lässt. [...]"
(Die komplette Kritik gibt es auf CEREALITY.NET zu lesen.)
THE REVENANT - DER RÜCKKEHRER - "[...] Die Detailverliebtheit der Ausstattung, die bärtig-abgehalfterte Präsenz kampferprobter Recken, die spürbar eingefangene Kälte der Umwelt, die Hitze und der Rauch der Flammen, der Dampf der Schlacht in Erde und Fleisch: So ausgiebig um Echtheit bemüht, gibt sich das aktuelle Mainstreamkino selten. [...] Insbesondere die schauspielerische Komponente im Falle DiCaprios grenzt an Wahnsinn und kennt keine Hemmungen gegenüber einem Ambiente, das in seiner Kälte gewalt(tät)ig erdrückt. Ihre Funktionen sind aber auch Teil einer All-or-nothing-Mentalität, die dem Großprojekt anfällt: Der filmtechnische Aufwand allein scheint die Existenz zu definieren, jenseits des Gezeigten lässt sich jedoch nur wenig Substanzielles herausziehen. [...]"
(Die komplette Kritik gibt es auf CEREALITY.NET zu lesen.)
THE GIFT - DIE DUNKLE GABE - Im Nachhinein ist es schon einigermaßen schade, wie gewöhnlich nach Genre-Maß die Auflösung des hier Stattfindenden vollzogen wird. Sofort ist man geneigt, die Erfahrung runterzuwerten und bereits das zuvor bemühte Gerichtsdrama als Anlass zu nehmen, dem Film Langeweile zu attestieren. "Die dunkle Gabe" kommt gewiss auf triviale Pfade, wenn es um seine Abwicklung geht - Stärken hat Sam Raimis Film aber insofern noch genug, dass man gerne von Anfang an dabei ist. Mal ab von den effektiven Schocks, die er mit respektvollen Abständen setzen kann - ehe er zum Finale hin ein Stück zu eintrichternd zurande geht -, überzeugt die geerdete Herangehensweise an Handlung und Figurenspektrum, welche aus dem Funktionellen aufrichtigen Charakter schlägt. Der Aufbau dessen lässt sich entsprechend Zeit und gibt sich nicht gerade mit einsilbigen Definitionen zufrieden. Die Ambivalenz aller kommt am Ehesten aus der Suche nach Hilfe, Verständnis und Freundschaft zusammen - ein Kompass fürs Innere sowie für die Zukunft wird erfordert, solange die Umwelt um Hellseherin Annie (Cate Blanchett) mit Einschüchterung, Gewalt, Missbrauch und Untreue konfrontiert wird, aber aus Angst versteckt.
Annie nimmt anhand ihrer Visionen intensiver Teil an jener Angst, als ihr wirklich lieb ist - sie spricht sie wenigstens aus, allerdings auch in durchweg empathischer Bescheidenheit. Raimi sowie Drehbuchautoren Billy Bob Thornton und Tom Epperson liegt es ebenso nicht daran, den Stellenwert hellseherischer Medien in esoterischer Prätension zu überakzentuieren oder spekulativ zu trivialisieren. Stattdessen ist ihre Protagonistin hauptsächlich ein Mensch mit Privatleben - angreifbar in Lasten, Balanceakten zwischen Familie, Verantwortung und natürlich auch der Angst. Sie ist beruflich zwischen den Welten, versorgt alleinerziehend und haust leicht unter Mittelstand. Nun kann man vermuten, dass der Film damit Schwächen weiblicher Selbstständigkeit suggerieren könnte - im Gegenzug jedoch ist insbesondere das männliche Charakterspektrum eins voller Zweifel, Hass und Unverständnis (gegenüber sich selbst). Gerade der netteste kann seine eigene Haut abstreifen sehen, Tiefen heraufbefördern, sich an der Schuld seiner selbst oder anderer erwürgen sowie in seiner Aussage der Wahrheit ein Scheusal offenbaren.
Aber egal welches Geschlecht ins Auge gefasst wird: Annie versucht die gewünschte Dienstleistung, kann sich gleichsam selbst verteidigen, muss andererseits aber auch schweren Herzens anderen entsagen, wenn es ihrer Verfassung geschuldet selbst zuviel wird. Jene Charakterdimensionen rufen sich gerne öfters, aber nicht forciert ins Bewusstsein der Filmerfahrung. Allmählich steigern sich aber auch austauschbare, gar reißerische Elemente, sobald die Fundierung an einen Whodunit-Fall gekoppelt wird, der mit dem Ratefimmel des Zuschauers rechnet, obwohl die Optionen keine allzu außergewöhnliche Lösung versprechen. Mag den meisten Zuschauern egal sein, im Überangebot an ähnlichem Prozedere muss man aber schon mehr als einmal ein Auge zudrücken, obwohl Raimi noch angemessen vor einer Konklusion steht, die beinahe ins Hanebüchene fällt. Der vielversprechenden Konstruktion des Narrativs nach ist das schon enttäuschend, aber auch nur, weil dieser vorher in aller Ruhe mitreißen konnte - wohl auch, weil er seinen Schockfaktor beileibe nicht überstrapaziert und in seiner Atmosphäre auch nicht nur eine Richtung kennt, solange Charaktere diese bestimmen.
SHOPPING - Kein noch so geliebter Regisseur ist unfehlbar, selbst ein Jim Wynorski ist nicht vor durchwachsenen Werken gewappnet. Dabei hält seine "Chopping Mall" zur ersten Hälfte hin noch einige Zutaten bereit, mit denen sich ein schönes Eskapismus-Stelldichein aus Konsumgesellschaftssatire und Genre-Irrwitz bilden könnte. Insbesondere die Auftritte von Paul Bartel und Mary Woronov signalisieren im Intro schon eine gehässige Klasse, die sich äußerst beglückend mit Wynorskis Hang zum Slapstick vereint, den er sodann mit einem Querschnitt der amerikanischen Mall-Kultur konfrontiert: Kellnerinnen, Fettsäcke, Nerds, unterbezahlt frustrierte Reinigungskräfte (Dick Miller), notgeile Buben und Bienen sowie das designierte Final Girl, die sich fortan alle mit den Kreationen einer Corporate Identity herumschlagen müssen. Damals waren jene ausschlaggebenden Roboter Synonyme für eine eventuell außer Kontrolle geratende Technokratie (siehe auch "Terminator"), heute würden sich Parallelen zur militarisierten Polizeigewalt aufspannen, wenn man bedenkt, wie brachial die Maschinen hier "zur Sicherheit" ausgestattet sind. Die Gefahr künstlicher Intelligenz ist jedoch nicht weit genug durchdacht, da die Killbots nur zu solchen werden, weil ein böser Blitz (?) einschlägt.
Die mörderischen Gimmicks, die sie daraufhin benutzen, sind nicht mal halb so gewitzt wie das Sprüchelager Wynorskis für seine nach Slasher-Regeln dezimierte Jugend-Truppe, die sich nach dem (visuell gut bestückten und doch unschuldig pubertär dargestellten) Beischlaf im nachtaktiven Einkaufszentrum gegen das Trio an Metzelmechs behaupten muss. Jener Überlebenskampf nimmt sich derartig ernst, dass jeder zuvor etablierte Spaß im Keim erstickt und dank gemäßigten Budgets ohnehin teils unbeholfene Action aufbietet. Für mehr Energie hätte sich das Drehbuch aber bereits jenseits der Ausgangslage anstrengen müssen, vielleicht clevere Eskalationen ausdenken oder Rat bei Bartel und Woronov einholen können. Es ist schließlich kein ineffektives Unding, gepflegt beobachteten Society-Witz ins Genre-Prozedere einzuarbeiten, wie z.B. "Chucky 2" oder andere Werke des Herrn Wynorski beweisen. Dieser Film hingegen lässt sein Potenzial stetig abbauen und weiß dabei am wenigsten mit seinen Charakteren anzufangen, obgleich im Finale zumindest eine stärkere Frau aus dem Ganzen hervorkommt - wenn auch nur als Nachhall Sarah Connors. Irgendwo insgesamt eine mittelschwere Enttäuschung und doch recht harmlose Genre-Kost mit zumindest einigen großartigen Momenten zum Durchkichern. Auf jeden Fall kein "Dawn of the Dead".
WILDE HUNDE - RABID DOGS - "[...] Es dürfte daher spannend werden, auch weil die Entführer gewisse Ambivalenzen mit sich tragen und im Rückblick Opfer einer skizzenhaften Manipulation statt Herr ihres eigenen Handels sind. Man könnte genauso sagen, die Gesellschaft ist Schuld – ähnlich simpel lässt sich die tiefere Ebene des Films erklären, die auch auf plumpere Symboliken, wie Radioheads „Creep“ („The Gambler“ lässt grüßen), setzt. Regisseur Hannezo, der hier sein Debüt abliefert, kommt mit inszenatorischem Geschick gut darüber hinweg, wie wenig das Drehbuch zu erzählen hat, und suggeriert in der Darstellerführung mehr, als das größtenteils gängige Entführungsprozedere nach Jahrzehnten Filmgeschichte überhaupt Neues aufbieten könnte. [...]"
(Die komplette Kritik gibt es auf CEREALITY.NET zu lesen.)
REMEMBER - "[...] Stellt [...] plump, aber nicht uninteressant Fragen über das wahre Ich, Schuld und Rache, Verhältnisse zwischen Opfern und Tätern, und wie sich die Gegenwart ein Abbild der Vergangenheit bildet. Nicht, dass Egoyan diese Aspekte subtil oder einprägsam auflösen könnte – doch er nimmt seine Inszenierung zumindest so einfach, wie es das Drehbuch von Benjamin August hergibt. Damit ist auch eine stets künstliche Aufregung verbunden, die der innewohnenden Taktlosigkeit des Ganzen hilft und dessen Trivialität herausstellt. Aber das ist immer noch besser als ein trockener Teufelsknochen oder die umständlich zerwürfelte Eintönigkeit einer spurlos Verschwundenen, die Egoyan zuvor versuchte. [...]"
(Die komplette Kritik gibt es auf CEREALITY.NET zu lesen.)
Bonus-Zeugs:
SCHNEIDER VS. BAX - "[...] Nun ist die Inszenierung von minimalistischen Actionszenen noch souverän und die Erfassung einzelner Abläufe in ihrer formalen Strenge so kohärent wie glatt gelungen – allerdings bleibt es bei einem blassen Vergnügen, das in seinem Menschenbild nur schwer zur Identifikation beiträgt. Bax’ Tochter Francisca hat Depressionen? Einfach einen Gag draus machen, ob sie Müsli statt Drogen haben möchte. Nimmt Bax (van Warmerdam selbst) jene Drogen? Kann man doch einen unausgegorenen Gag mit Halluzinationen bringen. Ist Bax’ Vater geil auf junge Mädchen und legt sogar bei seiner Enkelin Hand an? Dann kann man ihn auch nach zwei Szenen brutal durch sie abstechen lassen [...] Immerhin wird in solchen Momenten deutlich, welch kaputte Familienkiste bei diesem ansonsten belanglosen Exkurs ins Vermutet-Abgefuckte injiziert wird. [...] Fernab dessen bleibt der Film Träger eines plumpen Zynismus [...]"
(Die komplette Kritik gibt es auf CEREALITY.NET zu lesen.)
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