Sonntag, 18. September 2016

Tipps vom 12.09. - 18.09.2016 (Mehrmals-John-Edition)

Herrje, ab und an kommt es mir immer etwas brenzlig vor, den Blog hier angemessen zu füllen. Einmal die Woche etwas anbieten zu können, ist ja eben auch keine Selbstverständlichkeit und dennoch geht die 192. Ausgabe an den Start, in der ich zudem Filme bespreche, die ich neben all dem regulären Kram noch als Empfehlungen vorgestellt wissen will. Schließlich ist demnächst das Filmfest Hamburg angesagt, die ersten Pressevorführungen dafür wurden schon besucht, die projizierten Werke dazu besprochen und weil mein Arbeitseifer aufgeweckt genug war, gab es die Woche über zudem einen Artikel meinerseits zur Pressekonferenz des FFHH 2016 via Cereality. Da bleibt zum Wochenende natürlich die Frage: Ist die Luft nach jenen Arbeitsstunden wieder raus? Riecht es nach Verzweiflung, wenn man auf den letzten Drücker versucht, zumindest einen Kurzbericht aus jenem Arsenal an Filmen zu bergen? Alles Fragen, denen ich mich diesen Samstag wiederum stellen musste, mit Energy-Dose und heißen Temperaturen von draußen am Start. Wie ist die Geschichte von der Chronologie her ausgegangen und wie viele Johns sind mir dabei begegnet? Nun:




Nachdem so ziemlich alles an Bonusmaterial zum „Perser und die Schwedin“ gesichtet wurde - inklusive der schön abrundenden Originalfassung jenes holprigen Studentenfilms über Exzesse, Verantwortung und dem Erstickungstod im Zeichen der Normalität - war mir nebenbei ein erster Schnupperkurs zum Werk von John Stockwell reizvoll geworden. Quasi als Vorbereitung zu „Kickboxer: Die Vergeltung“ gedacht sowie aufgrund der Empfehlung einiger Kollegen angesetzt, sollte „Dark Tide“ exemplarisch die Qualitäten jenes filmischen Wellenreiters vorweisen, dem bisher scheinbar nur eine kleine Gruppe an Fans verfallen ist. Dabei zeichnet sich sein Film schon so ziemlich als Gegenthese dazu aus, wie der geläufige Hai-Horror auf hoher See sonst inszeniert wird: Beinahe vollständig entschleunigt und genussvoll Sonne und Meer der Küsten Südafrikas visualisierend, wird sich hier zudem weit mehr auf Charaktere konzentriert, als dass die reißerischen Faktoren des Überlebens binnen unbarmherziger Natur verdichtet werden. An Nervenkitzel wird gewiss nicht gespart, wenn Halle Berry und Kollegen aus sicheren Käfigen abgekoppelt Seite an Seite mit Haien schwimmen, an das Vertrauen glauben und doch mit dem Unberechenbaren vorlieb nehmen müssen. Das Blut fließt, an Rache wird jedoch nicht gedacht, so wie die Ereignisse mit der Schuld menschlichen Versagens und abgeklärter Bescheidenheit beantwortet werden, in denen der Film einen extensiven Diskurs an Beziehungen offenlegt. Der Vergangenheit (sowie Ex Olivier Martinez) erneut zu begegnen, bedarf im brennenden Ambiente keiner weiteren Hitze, Mulmigkeit weiß das Prozedere dennoch in voller Länge zu vermitteln, sobald auf Geheiß eines Multimillionärs das Schwimmen mit Haien reinitiiert werden soll.


Die erwartbare Dramaturgie daran lässt sich jedoch nicht auf schnelle wie schlappe Thrills ein, stattdessen entwickelt sich die Spannung auf dem Boot aus dem individuellen Bezug zur Natur sowie untereinander. Die Relativität des Muts, das Abwägen von Respekt und Vertrauen in der Grenzerfahrung zwischen Mensch und Tier: Das nimmt hauptsächlich Platz innerhalb der zwei Stunden an Laufzeit, welche sich zudem aufs Behutsamste bemühen, Atmosphäre zu verselbstständigen und deren Schönheit zu repräsentieren. Umso echter kommen die Begegnungen mit den Raubtieren der Meere an, gleichsam fallen auch die Erwartungen an Stereotypen ab, welche sich zunächst als Bezwinger der Verhältnisse stilisieren wollen, antagonistisch auftreten, schließlich aber trotzdem den Menschen an sich zum Vorschein bringen. Stockwells Balance an Zen und Selbstreflexion gemahnt an die Wahrheit im Genre, auch in der Gegenwart technischer Unaufgeregtheit nicht einfach bloß einen Überschuss an Natur-Footage anzubieten, wenn er durchweg auf die Konsequenz des Finales hinweist. Wenn die Sonne nämlich verschwindet, das offene Meer in tiefen Wellen gleichsam die Orientierungslosigkeit zu fördern imstande ist, lässt er seine Charaktere sich ebenso im Chaos verlieren, auf dass die Angst sie verschlingt - bis dahin allerdings auch in bewusster Abgeklärtheit mit sich selbst, so wie die Entwicklungen einzelner Parteien hier ihren Klimax bittersüßer Menschlichkeit finden oder dennoch ums Adrenalin des Sich-Selbst-Verlierens fiebern. Eine klare Sicht der Dramaturgie bleibt also hell erleuchtet in der Dunkelheit, da ergeben sich aber auch nur einzelne Faktoren innerhalb zwangloser Natürlichkeiten, die Stockwell als Hommage an die Wellen dieser Welt in seinen Filmen umzusetzen versteht. Zumindest gehe ich davon aus, dass sich das als seine Handschrift binnen weiterer Werke durchzieht, da gibt’s offenbar noch einiges an Nachholbedarf.




Nachgeholt wurde diese Woche allerdings noch John Carneys mancherorts gefeierte Neuling „Sing Street“, ein Jugendfilm auf irischem Terrain, der den sozialen Ausbruch via cooler Mucke empathisiert. In solchen Fällen ist die Bandbreite an Klischees natürlich von Vornherein zur garantierten Erfüllung abgedeckt und Carney macht sich sodann auch keine Mühe, diese umzustülpen, wenn sein Protagonist Conor (Ferdia Walsh-Peelo) anhand dessen eben die Romantik des Genres bestätigt bekommen soll. Deshalb sind die Umstände drum herum auch schnell erzählt: 80er Jahre, disfunktionale Familienverhältnisse, frustrierende katholische Schule inklusive restriktivem Direx und Schlägertypen, Leben in Dublin ohne Zukunft, die Zukunft in London nur mit Abstand von der Küste aus zu erahnen. Genauso simplifiziert stellen sich wiederum die Sehnsüchte zur Verfügung: Urige Freundschaften mit Außenseitern als Bandkollegen, der altkluge Bruder mit filmtauglicher Musik-Kompetenz und Kalenderspruch-Philosophie in petto, das idealisierte Mädel von gegenüber voller Geheimnisse und unnahbarer Schönheit. Das Feel-Good-Märchen schreibt sich quasi von selbst, Carney bettet das gleichsam in eine glatte Optik ein, in der das Risiko meistens nur soweit reicht, wie oft das Wort „Schwuchtel“ einschlägt („Ausbruch zur Hölle“ lässt grüßen), wenn einem mal nicht eine geklatscht wird oder Befehle erteilt werden (alles wohlgemerkt auf Einzelmomente reduziert, wenigstens komplett an der Überstrapazierung vorbei). Ansonsten aber wird der Zeitgeist zur Plattform eines Milieu-Lebens genutzt, in dem die Künstlichkeit der Videoclips zelebriert und scheinbar auch sehr leicht von selbst umgesetzt werden kann, so wie Conor seiner fixen Zuneigung zum angehenden Model Raphina (Lucy Boynton) zuliebe eine spontane Band-Existenz einläutet, in der das Auffinden der Kompetenzen relativ wenige Hürden erfährt. Selbst das Einstudieren musikalischer Fähigkeiten von amateurhaftem Gecovere zu durchproduziertem Powerpop scheint wie von Zauberhand zu gelingen. Carney beweist sich im Verlauf ohnehin weniger als stimmiger Erzähler von Freundschaften, wahrer Liebe und Motivationen, als dass er die Präsenz der Musik als Antrieb versteht, anhand derer Conors Heldensage unterstützt werden soll und weitere Feinheiten an Persönlichkeiten der Fantasie überlassen bleiben.


Solch ein zentralisierter Ansatz hat allerdings auch zur Folge, dass abseits der Erfüllung von Idealen, Naivitäten und Wunschträumen nicht wirklich viel an Interesse übrig bleibt, erst recht, wenn jene Ambitionen so ziemlich ausnahmslos abgespult werden und ihren Höhepunkt bereits frühzeitig erhalten, wenn die Comic-Variante eines High-School-Abschlusstanzes vom Happy-End aller träumt. Alles danach arbeitet Carney beinahe wie einen Epilog ab, inwiefern die Liebe triumphiert, falsche Hoffnungen im Off ausgehebelt werden, Selbstbewusstsein und Vergebung daraufhin die Bühne einnehmen, während ohne große Nachfrage - immerhin gemeinsam entschieden und bevorteilend - zu neuen Ufern angesetzt wird. Bis zum unbedingten Gelingen kann der Film wohlgemerkt trotzdem einige Impulse vorweisen, die wahrhaftig nachklingen und ungebändigt dem „Was-wäre-wenn?“ nachgehen, doch an platter Konstruktion in Dialog und Plot mangelt es ihm dennoch nicht, was sich auch an der Qualität der eingesetzten Musik widerspiegelt: Manche lizenzierten Tracks sind selbst als Allgemeinplätze schon enorm abgenutzt, andere treffen das Lebensgefühl wie die Mitte einer Dartscheibe, weshalb die Grundlage für eigene Stücke hier auch zeitweise die Essenz des Pops nutzt und schmissig machen kann, andererseits jedoch auch austauschbare Balladen von den Komplikationen der Liebe singen lässt. Die haben dann solch eine blasse Universalität inne, dass sich die Persönlichkeit darin nur schwer fassen lässt, was eben auch mit der skizzenhaften Figurenzeichnung des Films einhergeht, welche statt wahrer Nähe eben mehr für geschmeidigen Kurzweil sorgen will. Da hängt es natürlich individuell von einem selbst ab, welche Ansprüche man ans eskapistische Kino stellt, als Vertreter des Genres gibt Carneys Film jedenfalls am ehesten eine Konsistenz des Gelingens durch, wie sie zwischen Gefälligkeit und Unbekümmertheit pendelnd durchaus Sympathien einfängt, aber irgendwie auch nur die Oberfläche einer Immersion anbietet.




Wie es wilder geht, beweist wiederum ein Rückblick auf Joel Silbergs Filmographie, der sich mit „Fire Game“ sogar mal an einem Actionfilm probierte und dennoch auch dort alles andere als den erwarteten Standard zu erfüllen pflegte. Womöglich ist das Drehbuch von Stirling Silliphant dabei schon nicht auf sorgfältiger Kohärenz gegründet, doch Silbergs Realitätsverständnis sorgt anhand dessen umso mehr für eine Kanonade der Verwunderung, wenn es um die Ermittlungen von Cop-Frau Checkers Goldberg (Tiana Alexandra) und ihrem Partner Waldo (David Dukes) geht. Beinahe jede Szene besitzt eine Eigendynamik aus Holprigkeit und sich kontinuierlich überbietenden Gesten, in denen Topoi gängigster Art vertreten und doch außen vor gelassen werden, so eigenartig Silbergs Perspektive eher an Checkers Rollenspielen interessiert scheint. Als handfeste Politesse binnen Undercover-Drogendeals und Verfolgungsjagden bringt sie schon kecken Sarkasmus und schlagfertige Fäuste mit, den Großteil des Films über aber probiert sie in der Verkleidung der Karate-Tango(?)-Tänzerin Cinderella Poo, die Machenschaften des mysteriösen Jason Hannibal (Rod Steiger) zu infiltrieren. Jene bizarren Ebenen an charakterlicher Identifikation sind sodann die Spitze des Eisbergs in einem Film, der sich in seiner Tour von San Francisco nach Argentinien nur ungern auf eine Prämisse allein einlassen kann, weshalb sich Schießereien und Mord den Platz sodann mit (typisch Silberg'schen) Tanzeinlagen, Brustschmerzen und der fingierten Naivität der Cinderella Poo teilen müssen. Kernige Handlanger stapfen dann auch eher ziellos statt furchteinflößend durch pappige Kulissen, während Waldo voller Zigarren und flott überchargierten Sprüchen einen Buddy-Faktor mit dem einheimischen Chefbullen versucht, wenn er mal nicht bei Checkers zum passiven Flirten ansetzt - übrigens auch im Rollenspiel als angetrunkener Tourist, anhand dessen er weitere Informationen von ihr aufgreift; da beweist der Film am ehesten Konsistenz. Ansonsten übt sich das Geschehen in mehr oder weniger unfreiwilliger Unberechenbarkeit, wie Silberg seine Inszenierung auch auf die spontanen Ausbrüche von Widersacher Hannibal lenkt, dessen Chaffeur Ike (John Hancock) Checkers wiedererkennt und bis in eine Schießerei auf einem Hoteldach verfolgt, obgleich seine Besetzung und sein Tempo ungelenke Szenarien in groben Mengen anbieten. Szenenübergänge geschehen gleichsam impulsiv, manchmal geläufige Aufbauphasen übereilend, an anderen Stellen Belanglosigkeiten oder die undefinierbare Redseligkeit von Checkers/Cinderella mit dem Rest des Ensembles fokussierend. 


Wenn der Gesprächsstoff aber natürlich von spekulativer Kolportage zeugt und manch honkigen Wortspiel-Witz ins Feld führt, bleibt die Irritation des Zuschauers durchweg bestehen. Klar gibt der Konsens an Schusswechseln und Martial Arts noch eine gewisse Erdung, so ungeschliffen sie auch inszeniert sein mögen, doch man fliegt so oder so völlig aus den Wolken, wenn hier die Offenbarung zur Methodik des Heroinhandels stattfindet. Jene Szene im Fitnessraum, in der Checkers und Waldo die Hintergründe aufdecken und sich sogar die Liebe zueinander eingestehen, ist zweifellos der Gipfel an Absurdität, mit welcher Silberg selbst Kollege Sam Firstenberg zu überbieten imstande ist. Was da an überspitzter Dramatik, Mimik, Gestik und Wortwahl zusammenkommt, sollte jedenfalls in die Filmgeschichte eingehen, der darauf folgende Showdown bietet hingegen eher einen Standard unter „Phantom-Kommando“-Niveau, bei dem talentfreie Statistenvisagen kollektiv abgeballert über die Balustrade fallen oder von Checkers' mittelflotten Moves umgekickt werden. Spaß macht das durchaus, erst recht, da die Implikationen vorheriger Szenen und Heroinhandelfantasien hier als Spannungsmittel jongliert werden, während Jason Hannibal seine Motivation zum Bösen in gerade mal einem Satz erklären darf. Dem geht durchaus ein disfunktionales Verhältnis zu Frauen voraus, wie der Film das weibliche Geschlecht ohnehin oftmals in die Nähe der Gefahr bringt und anhand dessen Verletzlichkeit Schreckensszenarien suggeriert, doch Checkers steuert mit ihrer Unbedarftheit eigentlich so dermaßen dagegen, dass eher eine Enthemmung der Rollenmodelle stattfindet, je weniger Bedeutung sie ihnen zumisst und doch ganz Frau bleibt, insbesondere in Waldos Augen. Der Mann mit dem Hundenamen gibt größtenteils allerdings eine Witzfigur ab, demontiert potenzielle Coolness mit Anti-Onelinern und flirtet so flach, dass Checkers diesen Trottel einfach nur lieben kann. Aber das war irgendwie von Vornherein schon klar, so wie ihr gemeinsames Abenteuer beinahe beiläufigen Charakter besaß und eher einen erheblichen Fokus auf die figurbezogenen Eigenarten legte, so kurios sie auch im sowie abseits des Genres auftraten. Merkwürdig...sehr merkwürdig!




Entschiedener auf den Wahnsinn zusteuernd, ging sodann Tsui Hark mit „Knock Off“ in Position. Als eine seiner zwei Arbeiten mit Jean-Claude Van Damme würden die meisten in Hörweite solcher Umstände ein geradliniges Action-Vehikel erwarten, doch da würde man die auktoriale Stimme des Regisseurs unterschätzen, dem hier zwar ein grundsätzlich standardisiertes Drehbuch von Steven E. de Souza zugrunde liegt, in der Umsetzung jedoch externe wie interne Energien zum Kaleidoskop aufblühen. Im Hongkong jener Ära ging eben mehr in der Hinsicht, wie maßlos Ressourcen gegenüber manch braver Formalität US-amerikanischer Böller genutzt werden konnten - und das, obwohl der Film in der Phase eines nationalen Übergangs stattfand, sprich jenen, der Hongkongs Status als britisches Kolonialhoheitsgebiet hin zur Rückkopplung ans Festlandchina führte. Genau die Wende fungiert sodann auch als Hintergrund für ein turbulentes Abenteuer, in dem zwei fuchsflinke Jeansfabrikanten, Marcus Ray (Van Damme) und Tommy Hendricks (Rob Schneider), in ein Komplott aus Raubkopien, Nanobomben, Russenmafia und dem CIA hineingezogen werden. Das Tempo dieser Maßnahme könnte manch Gewohnheitszuschauer von Anfang an gänzlich überfordern, so wie Regisseur Hark keine Grenzen kennt, um die Dynamik allen Lebens sowie aller Zerstörung per Kamera greifbar zu intensivieren. Je nach Laune durch Datensätze, Gewehrrohre und Schuhe fahrend, mehrere Schichten an Realität durchstoßend und auch mal den Blick vom Gefühl her verzerrend/anhaltend/überblendend, macht die visuelle Komponente Überstunden, wenn globale Autoritäten auf globales Verbrechen treffen, in der Eskalation schier unmögliche Schauwerte mit filmischer Rücksichtslosigkeit wahr werden lassen. Selbst eine „Fury Road“ greift eher auf den Computer zurück, als dass sie diese wahrhaftige Haltlosigkeit eingehen würde, in welcher Boote mit Kameras an Bord in die Jagdgründe geschickt und Menschen durch die Gegend geschleudert sowie mit Aalen gepeitscht werden. Stuntmen scheinen dementsprechend durchweg so nah am fatalen Risiko, dass Buster Keaton vor Schreck aus dem Grab springen würde, passend dazu steigt zur Show an Explosionen stets grünes Feuer auf, als wenn man noch nicht genug bang for your buck erhalten würde.


So spielt gleichsam auch unser Duo an Protagonisten auf, das sich wohl bewusst mit der Unter-/Zwischenwelt an Fälschungen einlässt, neben der industriellen Trittbrettfahrer-Frechheit aber auch an Rikscharennen teilnimmt, in denen Straßen, Passanten, Vehikel sowie alles andere vor Ort beim ungesicherten Bombast mitmischt. Die aktive Beteiligung steht den Darstellern ohnehin ins Gesicht geschrieben, wobei Van Damme so formvollendet wie möglich den modernen Belmondo abgeben darf: Drolliges Grinsen, einige trottelige Aktionen in petto und doch in Top-Form, akrobatisch und saustark für jede Leinwandgefahr zu haben, darstellerisch mindestens so aufgedreht wie sein Regisseur. Hark kann schlicht nicht stillhalten, kommt aber weder an den Punkt der Einfallslosigkeit noch an der Erschöpfung im beständigen Überschall an. Seine Motivation zum visuellen Orgasmus basiert eben durchweg auf dem Drive der Handlung, holt sich daraus sogar cartoonhafte Pointen ab, die sich genauso spontan durchballern wie einige Momente direkter 90er-Jahre-Gewalt oder zeitgenössischer CGI-Effekte. Letztere waren damals schon veraltet, der Plot ohnehin eher die simplistische Plattform für enorm durchchoreographierte Szenarien, die mehrere Menschenmassen gegen unsere Helden mit nimmerweißer Weste antreten sowie mit Messern wetzen lassen, auf dass Stahlketten und Durian zur Verteidigung geschwungen werden. Für Kurzweil wird auch dann gesorgt, wenn Hark im Fieber eines Parkplatz-Shootouts zur Überschneidung an Wahrnehmungen ansetzt und Autos auf Marktplätze fliegen lässt, während in der Addition durch V-Jeans-Vorstandsvorsitzende/Geheimagentin Karen Lee (Lela Rochon) weitere Verwirrspiele (= falsche Identitäten zum Thema Fälschung) und sexy Missverständnisse zutage treten, in denen sie stets mit kampftechnischer Oberhand herauszustechen weiß. All dies und noch viel mehr in jenem Bazar an Unglaublichkeiten führt das Hirn wohl wahr auf Reisen, den Film an sich dann noch zu einem grandiosen Finale, das wie gehabt alles aus seinem Lokalkolorit herausholt, um ungewohnt kinetische Spektakel im Kampf gegen doppelbödiges Verbrechen zu schöpfen. Physik wird da locker genommen, die Hingabe zur Action aber mit energischem Ernst zum Ultimatum geführt, bis jede Kinnlade via Sparks-Soundtrack herunterhängt und die Erwartungen vor jedem Twist kapitulieren. Wieder ein Film, den man so noch nie gesehen hat.




Inszenatorisch gesehen kann man allerdings ebenso feststellen, dass Tsui Hark und John Waters Brüder im Geiste sein müssten. Kompromisslos der freien Frechheit zugetan, ist des Zweitgenannten bisher letztes Werk, „A Dirty Shame“, aber natürlich eher eine der größten Feierlichkeiten jüngster Zeit, was ausgelebte Sexualität angeht. Um keine Perversion zu schade, die in ihrer Grundform das jeweilige Individuum bestätigt, niemanden gegen seinen Willen missbraucht, aber stattdessen offensiv gegen das Spießertum der Neutren besteht, versammelt sich in weniger als 90 Minuten Laufzeit ein Panoptikum der Lust, das sich gefühlt gerade mal einen Moment an Pause erlaubt. Es gilt, Amerika aufzumischen, the land of the free als solches zu bestätigen und da setzt der Film wohlweislich wie gehabt in den Suburbs von Baltimore an, in denen manche zwar peinlichst brav von der Vielfältigkeit schwärmen, die Begegnung damit aber fürchten. So zeigt sie sich anhand derer Bewohner als aufreizende Provokation, drastisch überspitzt und bewusst Richtung Cartoon gelenkt (u.a. der zeitnahe Vergleich mit den „Tiny Toon Abenteuern“ brachte mir die Erkenntnis), wenn Supermarktangestellte Sylvia Stickles (Tracey Ullman) zu entsprechender Musik ihre Nachbarschaft abfährt, in der sich die zugeknöpfte Mutter einer gigantobusigen Stripperin (Selma Blair) nur überreizt einfinden kann. Der Habitus geht da schon drübber die Barrikaden, doch als Sylvia nach einer Autopanne der Schlag auf den Hinterkopf trifft, entfesselt sich wie vom Schicksal bestimmt das sexuelle Feuer, sofort in Empfang genommen vom Sex Saint Ray-Ray (Johnny Knoxville), der sie zur potenziellen Erschaffung eines neuen Geschlechtakts aufzunehmen gedenkt. Vorerst aber schafft sie es, wenn auch im Zeichen dringlichster Geilheit, zur Arbeitsstelle im von Mama Big Ethel (Suzanne Shepherd) geführten Supermarkt, deren puritanische Ängste mit jedem einkehrenden Kunden weiter geschürt werden. Der Angriff auf den empörten Anstand ist sodann gleichzusetzen mit dem Angriff auf die Lachmuskeln, so obskur sich manche Wünsche äußern und ebenbürtige Knalleffekte der Kleinbürgerlichkeit abfangen. Diese plädieren mit radikalen Transparenten und Slogans allmählich auf den Affekt einer Gegenbewegung nach dem Format besorgter Bürger, doch Sylvia zieht schon unbedarft von dannen, um sich von ihrem da schon überforderten Beau Vaughn (Chris Isaak) ablecken zu lassen, wovon sie wohlgemerkt nicht genug kriegt, zeitgleich aber das disfunktionale Verhältnis zur Tochter wieder richten kann, jetzt, da sie Sinn und Schönheit der Triebe versteht.


Pro-Sex, das geht gewiss zu Herzen, doch in erster Linie auch brünstig zur Hose, so wie Sylvia in permanent orgiastischer Fassung von gut und gerne jedem bedient werden möchte, tolldreist besessen sodann bei Ray-Ray vorstellig wird, der eine Vielzahl an Fetisch-Verknallten um sich versammelt hat, die ebenso erst durch einen Schlag auf den Kopf zu ihren Eigenarten gefunden haben. Der absurden Aktivierung wird jedem Mitglied eine Rückblende zur Seite gestellt, so liebenswert wie die Gruppenzugehörigkeit ohnehin an himmlische Ambitionen denkt. Gehirnerschütterung als Taufe, bei Sylvia kann das in der Wiederholung aber noch einen rückwirkenden Effekt haben. So entwickelt sich also ein Tauziehen um ihre moralische Beschaffenheit, in die sich Big Ethel mit giftigem Widerstand hineinmischt, auch Stripper-Tochter Caprice via Fluoxetin der Züchtigkeit wegen gefügig machen will. Doch der überaus direkte Krieg gegen Selbsterfüllung und Toleranz (in der Ära des Patriot Act gar nicht mal so weit ab) ist eben nur zu vergänglich im Aufbegehren der Menschlichkeit, die hier anhand ihrer Fickrigkeit sogar von phallischen wie vaginalisierten Formen der Natur bestätigt wird (tolle surreale Manie) und sogar (wieder à la Tsui Hark) computeranimierten Eichhörnchen den Dachboden wegrammeln lässt. Das wunderbare Chaos des Sex rast also als Pandemie des Glücks durch die Nacht, in welcher Spießbürger ihren Albtraum erleben, der Zuschauer hingegen einen Überschwang der Enthemmung, welcher das Bekenntnis zum Eigenen sowie die abzuschaffende Abscheu des Konservativen so genau auf den Punkt bringt, dass sich der Film allzu gerne darin verliert. Klar schlägt er da über die Stränge, walzt sich aus und reiht eine Hysterie an die nächste, doch genau so muss das sein, wenn man den Sex leben lassen will, wo das Übermaß mehr als nur zulässig ist und nicht aus Angst versteckt werden sollte, egal worauf genau man nun steht. Die letztendliche absurde Transformation der Lust hat hier sogar was von Cronenberg, bricht sogar zu kosmischer Wichse auf - mein Gott, zu was für Großtaten kann der Mensch nur fähig sein, wenn man ihn nur lässt!




Eine doch ganz andere Variante dieses Credos erfährt man in Antonio Margheritis „Asphalt-Kannibalen“, ein weiterer Film, der - wie mehrmals im „Spektakel USA!“ von letzter Woche - aus der Außenseiterperspektive zur Zustandserfassung Amerikas ansetzt und die posttraumatischen Auswirkungen binnen der Heimkehrer des Vietnamkrieges in eine bizarre Granate der Exploitation verwandelt. In Italien frecherweise bereits als Quasi-Fortsetzung von „Apocalypse Now“ vermarktet, begibt sich Genre-Handwerker Margheriti anfangs noch auf ihn bekanntes Terrain, wenn er Gefechte im fingierten Dschungel mit Flammenwerfer und Co. aufbrezelt, Stock-Footage und Vietcong niederballert, bis die ersten Frauen in Flammen stehen und Captain Norman Hopper (John Saxon) seine Kameraden Charles Bukowski (Giovanni Lombardo Radice mit dem unglaublichsten Rollennamen der Woche) und Tom Thompson (Tony King) als verwahrloste Menschenfleischfresser im Bambuskäfig wiederfindet. Die Splatter-Welle des europäischen Kinos jener Zeit streckt ihre Einflüsse also zu einem Hybrid aus, der sich sodann in den Stadtlandschaften des zeitgenössischen Amerikas fortsetzt. Vorerst aber probiert Hopper, einer der unabhängig vom Entstehungsland merkwürdigsten Antihelden überhaupt, die gesellschaftliche Fassung zu wahren, obgleich er von den Erinnerungen an Vietnam heimgesucht wird. In seiner Gemeinde jedenfalls gilt er als aufrichtiger Top-Typ, der dem Nachbarsjungen die Bedienung von Modellflugzeugen beibringt sowie dessen älterer Schwester Mary (Cinzia De Carolis) auch mal bei Küchenutensilien aushilft, während sich seine Frau Jane (Elizabeth Turner) als Moderatorin der „Goldenen Plattenshow“ verdient macht. Insgeheim aber versucht Mary ihn zu verführen und ob er darauf eingeht, ist eher von ambivalenter Natur gezeichnet, so wie manch Impuls unterdrückt und ein anderer kurz darauf initiiert scheint. Ungefähr zur selben Zeit kommt Bukowski nach jahrelanger Therapie wieder frei und bald in Begegnung mit neuen Formen und Gewöhnlichkeiten der Gewalt, wie sie sich nur Italiener um 1980 noch so zusammen spekulieren konnten: Mädchen drangsalierende Motorradrocker wie direkt aus „Zombie“ (die Optik des Films orientiert sich ebenso daran), zynisches Spruchwerk links und rechts, zu allem Übel auch die Leinwand, auf welcher der Krieg als Kinospektakel dargestellt (Ironie!), für einzelne Paare zum Fummelpalast umfunktioniert wird.


Die psychische Kolportage lässt Charlie natürlich rot sehen und versetzt ihn zum bissfesten Amoklauf, bei dem er sich in einem Supermarkt verbarrikadiert - wiederum ein von Romero übernommener Punkt, an dem sich Rocker, Veteranen und Polizei zum blutigen Feuergefecht treffen. „Hundstage“ lässt sich ebenso wiederfinden, inwiefern die Belagerung der Autoritäten sodann einen längeren Teil der Laufzeit einnimmt, ehe Hopper zum Verhandeln hinzugezogen wird. Während Polizeichef Captain McCoy (Wallace Wilkinson) vom Berufsalltag her nur dehumanisierend über die Ereignisse schnauzen und somit stellvertretend die Verrohung der Gesellschaft (!) beweisen kann, geht allmählich ein Wandel in Hopper vor, beinahe zur selben Zeit die Offenbarung, dass der Biss des Kannibalen ansteckend zu sein scheint. Zurück in der Psychatrie also, bekommen Charlie und Tom also unverhofft Hilfe von infizierten Ärzten und Hopper, die im Grunde süchtig nach Fleisch Zombies entsprechen, dennoch auf der Flucht sind, kohärent denken, reden und handeln, aber wie verschworen auch abseits ihrer früheren Persönlichkeit füreinander zum Verderben ansetzen. Diese ungewöhnliche Variante der Empathie treibt den Film also bis zum Finale voran, schmückt ihn mit funkigen Sounds zu Kreissägen abtrennenden Gliedmaßen und geizt ohnehin auf beiderlei Seiten der Konfrontation zwischen Psycho-Kannibalen und Polizei nicht mit expliziten Details. So nihilistisch der Kampf in die Vollen geht, hat der Film dafür keine Identifikation über, höchstens objektives Reißertum, dass er am ehesten in der Sorge von Ehefrau Jane konterkariert, die in einzelnen Szenen zwischendurch auch bei den Nachbarskindern vorbeischaut, zuhause aber letztendlich auf einen verrückt gewordenen Gatten wartet, der sich im Trieb wieder in seine Uniform geschmissen hat. Das Trauma weiß aber weiterhin noch um sich selbst und so endet das Finale weniger in einem Showdown der Schauwerte, als im Keller, sprich in den Wurzeln einer sich stets sicher wähnenden Gesellschaft, die ihre Probleme aber nur schwer unter den Teppich kehren kann. Die letzte Geste unter Eheleuten hat dementsprechend was von fatalistischer Vergebung, die abgeklärten Worte des Captains nochmal den Beigeschmack indifferenten Vergessens, obgleich der Nachwuchs schon die nächste Phase vorbereitet. Der gesamte, von Margheriti mitverfasste Kommentar auf die Post-Vietnam-Generation mag da im Endeffekt also vielleicht etwas abstruse Fantasien bedienen und das Genre-Blut aus vielerlei Quellen fließen lassen, doch gänzlich weit hergeholt kann man diesen charakterlich ungewohnten Pfad nicht bezeichnen, selbst wenn er in „Deathdream“ stringender und mit weit weniger durchgeballerten Mägen aufgezogen wurde.




Das war diese Woche natürlich auch nicht das letzte Wort hinsichtlich dazu, wie unergründlich der Mensch mehr oder weniger zu seinem Ziel kommt, denn neben einigen weiteren nachgeholten Stephen-King-Verfilmungen („Langoliers“, „Manchmal kommen sie wieder“, „Dreamcatcher“, „Tommyknockers“) hatte sich noch eine Perspektive angeboten, die 1974 via Ron Ormond und Hardliner-Prediger Estus W. Pirkle in die titelgebende „The Burning Hell“ schaute, was übrigens nicht deren einziges Projekt in der Sparte war. Auch wenn die Veröffentlichungspolitik dieses Blogs stets auf Sonntag schielt, ist jenes Wort zum Sonntag im Film nochmal eine extremere Angelegenheit: Innerhalb von nicht mal einer Stunde Laufzeit versucht Pirkle als er selbst, dass der Zuschauer in seinen verfilmten Gottesdienst mit einstimmt und die Rettung der Seele fleht, um der Hölle zu entgehen. Gemessen am Budget des Films müsste man dafür eher sehr leichtgläubiger Natur sein, was sich schon an den Rekreationen biblischer Gleichnisse erkennen lässt, die in mittelamerikanischer Wüste falsche Bärte und breiteste Akzente aufbieten. Wie Alfred Edel einst in der „Hau-Schau“ schon sagte: „Mit 250 Mark kann man die Bibel nicht verfilmen!“ Doch „The Burning Hell“ hat es in Ansätzen trotzdem versucht, ehe Pirkle aber in der Gegenwart von der rücksichtsloser Bestrafung der Sünder erzählt, welche er sodann an einem Beispiel an Rockern (nicht die aus „Asphalt-Kannibalen“) festmacht, die ihn vor dem Gottesdienst noch sofort mit Fragen über Jesus besuchten, aber ihren Meinungen zum Nachleben wegen von ihm wie Dreck behandelt wurden, da ja nur seine Variante recht hätte. Kurz darauf verunglückt einer der Beiden beim Motorradunfall und als Zeichen der Pietät zeigt der Film seinen abgetrennten sowie eine Blutspur hinterlassenden Kopf zumindest noch im Helm. Verzweifelt kommt der junge Mann also in die Kirche voller unwohl ausschauender Provinzvisagen, deren Perücken und geistlose Augen nicht mal John Waters so gruselig ausschauen lassen könnte. Dementsprechend krass gibt Pastor Pirkle ihm dann auch zu verstehen, dass sein Verlust jetzt zwar respektiert werden solle, der verstorbene Freund im Augenblick sowie für die nächste Ewigkeit jedoch zweifellos abermillionen Höllenqualen durchleben wird.


Um sicherzugehen, dass der Zuschauer eine Ahnung von jenem theoretischen Schmerz hat, rechnet er im reiterierenden Detail die Zeitspanne an Jahren mit einer ganzen Reihe an Nullen auf, während dieselbe Anzahl auf Würmer umgemünzt werden kann, die den Körper Stück für Stück in der Hölle auffressen werden. Regisseur Ormond illustriert dies mit Maden in Gesichtern, die zudem blutgetränkt zwischen Finsternis und Flammen sitzen, qualvoll ins Nichts blicken, vor Schmerzen schreien oder in jedem Neuankömmling Johannes den Täufer (auf englisch John the Baptist, ist ja schließlich die Mehrmals-John-Edition) sehen zu glauben - alles sehr lose und fantasievolle Bestrafungen. Ein paar Mal ist der Teufel (in diesem Fall eine Erfindung Gottes) ebenso zugegen und parallel zur Mentalität des Films trotz billigen Make-Ups eine gruselige Erscheinung. Einige Ausflüchte gen Himmel werden ebenso noch visualisiert und einige Beispiele mangelnder Zwischenmenschlichkeit wie das von Lazarus und dem Reichen motivieren den Zugang zur Hölle auch mehr via asozialer Zeitgenossen, die sich trotz ihrer Mittel nur selbst genügen und andere sterben lassen. Dennoch ist Pirkles Ansatz ironischerweise mehr aus Angstmache und Erpressung zur Überzeugung geneigt, so radikal er vom Zuschauer den Glauben verlangt, gleichzeitig aber auch den reellen Rahmen seiner Predigt unterwandert, indem er seine On-Screen-Jünger auf Clips von anderen Pastoren und dramatisierten Szenen verweist, als spreche er mit dem Kino-Publikum. Es ist so irritierend, wie es einen Ungläubigen schier langweilt, selbst waschechten Christen einige Nummern zu blöd sein dürfte, so hart die Indoktrination hier schlicht keinen Sinn mehr zum Weiterleben geben kann. Entweder man lebt solange furchtsam unter der Fuchtel Pirkles, bis man stirbt und in den Himmel kommt oder man leistet sich einen Frevel (laut Intro zählt wohl auch nur der Gedanke) und landet direkt in der Hölle, wo ein ganzes Star-Aufgebot an Verdammten tagtäglich zur Verfügung im Fegefeuer steht. Da Gott laut diesem durch und durch beharrlichen Film zudem beide Optionen erschaffen hat und die zusätzliche Erschaffung des Menschen damit wie ein grausames, selbstgefälliges Experiment wirken lässt, möchte man glatt diskutieren, ob Religion nicht doch perverser sei als jede hier im Blog erwähnte „Dirty Shame“. „Will you come?“, fragt Pirkle am Ende des Films im wiederholenden Mantra - da kann die Antwort ja nur „Let's go sexing!“ heißen.

Aber lassen wir vorzeitig erstmal ab von solch theologischen Exkursen, schließlich bietet uns das letzte, extern besprochene Beispiel aktueller Filmwelt die Hölle auf Erden schlechthin an, auch wenn ich nicht unbedingt mit den ganzen Lobeshymnen eingehe, die er der breiten Meinung nach erhält. In diesem Sinne, meine lieben Leser, wollen wir also unsere Woche an möglichst vielen, weiteren Empfehlungen preisen, weshalb die abschließende Opfergabe eben Hoffnung machen soll, auf das, was noch in Zukunft kommen möge: Texte über Texte, Bilder über Bilder, Filmhimmel und Filmhölle wie gewohnt an Ort und Stelle!




DON'T BREATHE - "[...] Dabei ist die Prämisse ein ideeller Nährboden für Nervenkitzel, denn sie ist so ziemlich dieselbe wie jene aus Wes Cravens „Das Haus der Vergessenen“ [...] Gleichzeitig aber verliert der Film an Kraft, wenn er auf seiner konzentrierten Ausgangslage sicke Ideen stapelt und diese in reißerische Impulse münden lässt, die zudem von der repetitiven Neigung zur Zeitlupe unterstrichen werden. [...] Es mag an der Entmystifizierung des Blinden liegen, der bald kaum noch mit Motiven geizt und humanisiert wird, obgleich seine unaufhaltbare Killer-Statur mit scheinbarer Teleportationsfähigkeit ein Fall für den gängigen Slasher hergibt. Logikfetischisten, die im Horror-Genre besonders aufpassen, dürften an solchen Ausfällen ihre helle Freude haben. [...] Nicht, dass die Konklusion viele Überraschungen ballen würde, doch die Kurzweil lässt in puncto Kohärenz und Stil durchaus die Muskeln spielen, während der Kontext zunehmend auf das Duell zwischen Arm und Arm hinweist [...] Ob jedoch emotional irgendetwas davon mitgenommen werden kann, darf bezweifelt werden."


(Die komplette Kritik gibt es auf CEREALITY.NET zu lesen.)

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