Um sich vor Augen zu führen, wie man
knapp innerhalb eines Tages den Querschnitt einer ganzen massiven
Nation feststellen kann, bedarf es eigentlich gar nicht mal so vieler
Mittel. Ok, bei der Wahl des Mediums ist dieser Blog hier schon
vorbelastet, von daher sollte es den hiesigen Leser nicht
überraschen, dass zum Film geblickt wird, ferner zur exemplarischen
Auswahl aus Zufall und Planung, wenn das US-amerikanische Kino seine
Aufwartung macht. Ohne den Begriff Mainstream aus der Hose
holen zu müssen, boten sich uns also dieses Mal die Vereinigten
Staaten in ihrem Facettenreichtum an, Wurzeln und Adern jener
Weltmacht direkt oder indirekt binnen scheinbar unverbundener Werke
kennenzulernen. Ein Filmtag unter Freunden schaffte insofern die
Plattform, anhand derer sich zu Anfang schon alles von seiner besten
Seite zeigte:
„Tage des Donners“ von Tony
Scott, zweifellos die Art Don-Simpson/Jerry-Bruckheimer-Produktion,
die spätestens ab den 90ern zum Markenzeichen des Leinwand-Bombasts
avancierte. Die Ära wurde sodann mit diesem Schmuckstück an
gewohnten Erfolgsformeln angegangen, da sich Tom Cruise nun aus der
„Top Gun“ heraus als NASCAR-Fahrer beweisen wollte
und dafür auch selbst an der Story des Bro-Epos Hand anlegte. Der
adaptierende Part wurde von „Chinatown“-Veteran Robert
Towne übernommen, doch der Umstand, dass offenbar viele Szenen erst
am Drehtag geschrieben wurden, scheint qualitativ doch etwas
auffällig durch, selbst obwohl sich Scott oftmals als Beobachter Amerikas via Sport bewähren konnte. Als ob man eine Audiodiskription für Blinde
angeschaltet hätte, machen sich vielerlei Dialoge daran, zu
erklären, was sich gerade abspielt, ganz gleich, ob im visuellen
Spektrum oder in dem, was manch Charakter - hauptsächlich Cruise als
Cole Trickle - tut. Es streckt die Laufzeit, insbesondere, wenn
Mentor Harry Hogge (Robert Duvall) dem hübschen UND schlauen Love
Interest Dr. Claire Lewicki (Nicole Kidman) manch burschenhafte
Handlung Coles anhand einer vor wenigen Minuten geschehenen Anekdote
erklären muss, doch mit dem ganzen Selbstbewusstsein in der
Reiteration dürfte sich eh ein regelrechter Cartoon
herauskristallisieren. Der Macho-Pathos ist eben drollig aufgegeilt
unterwegs und gemäß des Milieus eine White-Trash-Fantasie der
Coolness, in der die Mucker-Karren romantisiert, teilweise sogar
erotisiert werden und im Zusammenhang mit schlicht allem stehen,
weshalb Cole sie einfach fahren muss, obwohl er vom Getriebe
und weiterer Mechanik keinen blassen Schimmer hat. Bei Frauen geht er
nicht anders voran, doch Stück für Stück ist dem selbsternannten
Fachidioten in beiden Gebieten der Erfolg gesichert, bis Kidmans
Schenkel eben eine Rennstrecke für zwei Zuckerpackungen hergeben.
Ohne die Ziffer Zwei geht allerdings auch wenig in diesem Jungskino
der Abenteuer-Hormone, schließlich ist auch das Rennfahrer-Ambiente
eins aus Gewinnern und Verlieren, Champions und Rookies, die sich
gegenseitig an die Bande fahren, rivalisierend um Sponsoren hadern
und hinter den Kulissen erst recht nicht im Schwanzvergleich bremsen.
Rowdy Burns (Michael Rooker mit famosen
Rollennamen) erlaubt sich mit Cole selbst Duelle im Rollstuhl nach
dem Horrorcrash bis hin zum spontanen Rennen Richtung gemeinsames
Geschäftsmeeting, wenn's nun mal möglich ist. Im Grunde weiß er
aber den würdigen Gegner zu schätzen und irgendwann heißt es dann
auch einfach, dass sie beste Freunde seien, auf dass Cole auch den
Schlitten von Burns in die Ziellinie scheppern darf, Ehre sei mit
ihm. Der Kodex der Freundschaft hat sich vom Iceman auch hier rüber
gerettet, weshalb der eigentliche Antagonist Wheeler (Cary Elwes)
erst recht spät ins Feld zieht, doch ehe dem ist der Film auch
einfach zu ergiebig mit seiner Aufbauphase voll endloser
Etablierungen beschäftigt, welche die Jungs durch die Lande fetzen
lässt, um Vergangenheit und Zukunft an den Scott'schen Jalousien zu
träumen, während der rasante Sport im orangenen Gradient um die
Wette zischt. Extra-Soundeffekte zum Schwenk bringen schon ins
Training um die Pole Position Energie, Reifenwechsel mit
Experten-Gespür die lauteste Aufregung, Ratschläge über Funk die
Obi-Wan-Magie und Panoramas über die Felder von North Carolina den
Stolz einer eventuellen Rente. Das heißt, wenn es bis zum Schluss
klappt, schließlich sind Schädeltraumata nicht ausgeschlossen und
der dramatische Knackpunkt für eine Stockcar-Bande, welche die
maskuline Siegerstraße Daytona genauso begiert wie die wahre Liebe,
die am liebsten gar nicht zuschauen wollen würde, wie gefährlich
die Runden gedreht werden und Motor heißlaufen lassen. Das Risiko
wird aber einkalkuliert, schließlich, so Cole, hätte man mehr Angst
vor dem Nichts-Sein als vor einer Verletzung. Alles wie geschaffen
für einen Hans-Zimmer-Soundtrack, dessen Sound offenbar erst durch
solche Typen und ihre High-Concept-Pulp-Streifen zustande kam,
jetzt Gewohnheit pur ist und an dieser Stelle natürlich zum
unbedarften Mitsummen anregt, wo's beim thematisch ähnlichen, doch hoffnungslos überdramatisierten „Rush“ inzwischen nach verflachter Hektik klingt.
Solch ein Melodram des Testosterons
hätte aber noch lange nicht die Stoßkraft eines Todd Solondz, der 1
„Life During Wartime“ um 2009 untersuchte. Die Fortsetzung
seiner „Happiness“ im Rahmen einer vollständig neuen
Besetzung fürs selbstständige Standbein knöpft sich den
moralischen Zwiespalt in der George-W.-Bush-Ära vor, wie die Fassung
der Zufriedenheit im überhöhten Bewusstsein eventueller Gefahren
funktioniert und abstumpft. Die Angst vor dem Terror oder eher jene
vor der Rückkehr von Schuld und Identität in der familiären
Vergangenheit ist hier bewusst zum Déjà-Vu jener im Vorgänger
erkundeten Gefühlskälte stilisiert, die Heuchelei und
passiv-aggressive, in Komplimente wie Ratschläge verpackte Urteile
bereits im Brutkasten heranzüchtet. Familien geben eben innerhalb
ihrer selbst Werte an Generationen weiter, bei Solondz ergibt das ein
Bündel an Lügen der Gefälligkeit wegen: So tun, als ob der
pädophile Vater (Ciarán Hinds) tot wäre, zum Beispiel, schützt
den Jüngsten Timmy (Dylan Riley Snyder) vor Ehrlichkeit und
Wahrheit, für Freiheit und Demokratie, selbst wenn der angehende
Schwiegerpapa Harvey (Michael Lerner) Bush aufgrund dessen
Unterstützung für Israel gewählt hat. Was die Mutter Trish
(Allison Janney) nicht von ihrem neuen Beau und dessen Normalität
schwärmt, wie feucht sie durch eine einfache Berührung von ihm wird
und das auch dem Sohnemann aus halbem Versehen mitteilt, so klar
lässt sie dabei auch durchsickern, wie gerne sie aus dem
vergänglichen Spießer-Elend Familie und Mutterschaft entkommen
möchte. So ehrlich bleibt sie aber nur in der Ekstase des Egoismus,
in der Doppelmoral und dem Umgang mit den schwierigen Fragen eines
Kindes wird dieselbe Berührung sodann schon zum Missbrauchsfall,
erst recht, wenn vorher schon die Indoktrination besteht, ja nicht
schwul zu sein, während Timmy eben auch seine Bar Mitzvah Richtung
Erwachsensein vorbereitet. Der Druck lastet auf allen Schultern,
selbst wenn man von New Jersey runter nach Miami gezogen ist.
Besseres Wetter und die Sorgen sind vergessen, nicht wahr? Tja,
selbst die Dynamik unter den Schwestern Trish, Joy (Shirley
Henderson) und Helen (Ally Sheedy) beweist das Gegenteil, wenn Joy in
der Mitte offensichtlich die selbsterfüllende Prophezeiung des
Neurotikers für ihre Geschwister hergibt, in stiller Unvereinbarkeit
mit dem Verlust ihrer Beziehungen hadert und psychisch ebenso
zerbröselt.
Das kollektive Leiden im Werke
Solondz', das zieht sie an und doch ist eine gemeinsame Lösung
offenbar nur im Ende zu treffen (siehe auch Jessica Hausners „Amour
Fou“ zur weiteren satirischen Formulierung dieses Aspekts), so
wenig Hoffnung und Missgunst in einer Welt herrscht, in der sich
Helen zum Beispiel vom Großerfolg und Sex mit Keanu verrückt machen
lässt. Maßlosigkeit und Perspektive bringen hier ein giftiges
Missverständnis unter glühender Sonne, das mit der Oberfläche des
Sozialen für Verständnis ausgegeben wird, gleichsam muss Bill,
besagter just aus dem Knast entlassene Pedo-Dad, außen vor und in
der Linie bleiben, zwanghaft vom Menschsein abgekoppelt bleiben.
Gegen seine Verantwortung zu rebellieren, fällt ihm aber auch nicht
ein, so wie er die Schuld und die Scham verinnerlicht und nur hoffen
will, dass seine Kinder nicht wie er werden, während er sich durch
das Abstellgleis entmenschlichter „Monster“ (Charlotte
Rampling) ans Überleben hält - auch da hilft die Gemeinsamkeit im
Verlust nicht weiter, aber mal ehrlich: als ob Solondz sich jemals in
Lösungen bzw. behauptete Heilungen retten würde. Gleiches
gilt für die Fragestellungen vom Vergeben und Vergessen, wie haltbar
der Humanismus darin sein kann, wenn es individuelle Grenzen gibt,
wann den Taten eines Menschen solche Gnade widerfahren darf. Parallel
dazu gibt der Film binnen der Kargheit des mühsam aufrechterhaltenen
Konsens stets Auskunft über die Motivation seiner Charaktere und
straft keinen komplett in Gut und Böse ab, präsentiert eher die
Stufen an Entwicklung, wie weit fortgeschritten der Zynismus in der
Einzelperson angekommen ist oder wie sich das Gegenüber dadurch hat
verletzen lassen. Im Endeffekt sind aber nur die wenigsten unter
allen Parteien unschuldig, weshalb Solondz zwar ihre Verlorenheit
unnachgiebig nachempfindet, aber auch nicht darum verlegen ist, einen
Schnitt zum Nihilismus zu machen, die Garstigkeit entfernter
Situationen als Pointe zu suggerieren und deren Verhältnisse als
Vorstufe der Selbstzerstörung abzuzeichnen, was in der schlichten
Stichfestigkeit seiner Filmsprache an Härte nachwirkt sowie
tieftraurige Bekenntnisse im Miteinander festigt. Die überbordernde
Neigung zur Sadness verwirkt daran wohlgemerkt trotzdem nicht
ihr komödiantisches Potenzial, auch wenn das Lachen bekanntermaßen
gerne im Halsen stecken bleibt und daher nur wenig am Würgegriff des
gehemmten Miteinanders löst, welcher jedem bestimmten Zeitgeist
vorausgeht.
Man sieht, so einfach wie bei Simpson
und Bruckheimer läuft es eigentlich nicht, so auch im Bewusstsein
festgefahrener Geschlechterrollen und entmündigter Sexualität, wie
man jene Erkenntnisse sodann aus „China Blue bei Tag und Nacht“
ziehen kann. Regisseur Ken Russell besitzt dafür natürlich mehr
einen Blick von außen, so wie er als Brite seinem ebenso von der
Insel importierten Kollegen Tony Scott insofern entspricht, ein
unbefangeneres Konstrukt aus den Verhaltensweisen der Amerikaner zu
schöpfen - hier wohlgemerkt in eine Erfassung der Schlafzimmerliason
geformt, die ein jeder gerne eingehen möchte und doch nicht kriegt.
Der Griff zur Alternative ist dann aber auch der provokante Reiz, den
Russell seit jeher gerne ins Auge fasst, so wie er schamlos auf die
Verknüpfung von Befriedigung und Religion hinweist, wahre
Barmherzigkeit auf Erden feststellt, wenn 50-Dollar-Hure China Blue
(Kathleen Turner) in jede gewünschte Rolle ihrer Kunden schlüpfen
kann und der scheinbar geistliche Psychopath Shayne (Anthony Perkins)
an dieser Frevelei um Verführung und Verstümmelung der Sünde
buhlt. Sein schneidender Dildo Superman in der Tasche ist
schon der astreine Kontrast, wie sich Lust und Schmerz in den
verschiedensten Händen ergänzen, später wird Russell auch an einem
willigen Polizisten die Sodomie per Knüppel üben. Die Zwischenwelt
des bezahlten Ficks kennt ihre Macht, wird aber auch fürs Infame
bemächtigt, das Geben und Nehmen in der Nacht hat da auf jeden Fall
Leidenschaft in der Existenz, auch wenn Vergewaltigungen der
Kundenzufriedenheit durchgespielt werden, jedes Kinkerlitzchen
seine Bedürfnisse ausleben darf. In die Fenster leuchten dazu
„Suspiria“-Farben hinein, so rhythmisch wie der phallische
Stoß, doch gleichsam Signale des Domizils der China Blue, die sich
keck in die Herzen schmuggelt, so wie sie das Konservative in einer
Tour prellt, tagsüber nur bedingt als Designerin Joanna Crane
vorhanden ist, die sich in ihrem offiziellen, weißen
Schlösschen nicht ausgestellter unter die Gewohnheit mischen könnte.
Letztere tut sich ohnehin schwer damit, die eigene Maske aufrecht zu
erhalten, was sich in der langsamen, aber stetigen Einführung von
Bobby Grady (John Laughlin) bemerkbar macht, der den Reagonomics
entsprechend gute Berufungen darin findet, Sicherheitssysteme fürs
Eigenheim zu verkaufen sowie potenzielle Petzer für Großunternehmen
auszuspionieren. Im eigenen Haushalt ist jedoch der flaue Hahn am
Krähen: Stilecht zwei Kinder vorm Fernseher und kaum noch Geld für
Extrawürste in der Tasche, mangelt es ihm vor allem an Zuneigung, so
wie seine Gattin Amy (Annie Potts) die Ehe anpackt, in grundloser
Frustration nie eine Stimmung zum Glück erreicht und die Ambitionen
ihres Gatten daher unterbindet - allerdings auch unabsichtlich, so
verstockt Russell die Einöde einer ungefähren Zufriedenheit am
Nervenkostüm zerren lässt.
Selbst in der Abwägung aller vom Manne
vermuteten Faktoren (Menstruation, Atomkrieg, etc.) schlussfolgert er
eher die Verständnislosigkeit zwischen gebundenen Partnern. Sobald
Amy und Bobby dies einsehen, ist es dann auch zu spät und die
Stilistik auch gnadenlos nüchtern im klärenden Gespräch vertieft,
woran Russell sich aber nicht auf ewig einschießt und eher der
Thematik gemäß Impulse bevorzugt. Die Normalo-Ehe kriegt da schon
früh ein Musikvideo geliefert, das nach wenigen Sekunden die
Leinwand beherrscht und wortwörtlich bis auf die Knochen vom
gegenseitigen Eindreschen binnen des Eheglücks erzählt,
rotzige Sangeskunst zum Rick-Wakeman-Synth-Opus inklusive. Russell
beißt gerne zu bei Beziehungsmodellen, aber ausschließlich als
Zyniker mag er nicht agieren, wenn er sich an Bobby heftet und in der
Begegnung mit China Blue einen Halt findet, der ohne die Lasten der
Vergangenheit mit neuen Erfahrungen beginnen mag und doch eher wie
ein „Pfadfinder“ mit diesen umgeht. Es wird reichlich
ordinär geschnauzt, Assi-Zaubershows à la Atze Schröder beim BBQ
vorgeführt, doch die Zärtlichkeit schwingt im verruchten Saxophon
eben auch mit, mal melancholisch unterfüttert, mal in der
Fleischeslaune von alt-japanischen wie absurden Aktzeichnungen
gegengeschnitten oder ab und an auch dem versteckten Guckloch sei
dank vom frommen Wichser begafft. Das Heiligtum irdischer Wesen lockt
nun mal vielerlei an, umso erbitterter fallen die Konfrontationen
aus, die hysterisch um die Seele kämpfen, gemeinsames Glück
forcieren wollen oder die Aktien abgleichen, wie dringend sich die
Gesellschaft nach ihrem Bodensatz, den ursprünglichen
Instinkten sehnt und diese zum höchsten Gut/größten Übel erklärt.
Sexsucht, Frigidität, Fanatismus: Jeder kann auf seine Kosten
kommen, so wie der Körper als Instrument des Willens auch über die
Normen hinaus gehen kann, hier die Befriedigung im Geiste zu
befähigen oder zu extremisieren imstande ist. Dementsprechend
haltlos pendelt sich der Film auch zwischen den erogenen Zonen der
Individuen aus, hält die Ungewissheiten dazwischen bis zum Schluss
an, streitet sie ab und klatscht dennoch gegen Ziegelstein, Marmor
sowie Blutlachen, sind ja eben dem Originaltitel gemäß „Crimes
of Passion“ - demnach hat die Bestrafung des Natürlichen hier
die kritische Spannung inne, bleibt insofern auch Jahrzehnte nach
1984 ein intensives Vergnügen der Triebhaftigkeit in all ihren
Facetten. Das ist eben auch Amerika.
Einen etwas biedereren Blick auf die
80er erlaubt sich hingegen ein Nachzügler aus den späten 90ern,
Risa Bramon Garcias „Eine Nacht in New York“. Unter dem
MTV-Films-Banner produziert sowie von einem ansehnlichen
Ensemble an DarstellerInnen besucht, das u.a. Ben und Casey Affleck,
Paul Rudd, Christina Ricci, Courtney Love, Dave Chappelle sowie Jay
Mohr und Kate Hudson beherbergt, entpuppt sich der reichlich
Interpretationsraum anbietende Titel leider als einer dieser
unsäglichen Silvesterfilme. Gemeint sind jene, in denen mehrere
Episoden ein Netz an Figuren ergeben, das sich schlussendlich zum
Happy End der Liebe vereinigen wird, ehedem dieses aber
Beziehungsstress und andere Querelen zu überstehen hat. Die
Darbietung des urtümlichen Konflikts gegen die Einsamkeit fixiert
sich größtenteils darauf, den Abend über hoffentlich auf eine
angeblich starke Party zu gelangen, an deren Ende schon neurotisch um
das mangelnde Gästeerscheinen gemausert wird, während sich allesamt
mit ihren Begleitungen rumstreiten, mit wem und warum man Schluss
gemacht hat, wer (wenn überhaupt) als nächstes im Herzen landen
könnte. Die Varianz dieser Fragen ist über die verschiedenen
Szenarien binnen New York City nur bedingt gegeben, zumindest einigen
sie sich oft auf das Nieten-Exemplar „Mann“, sprich
schlappen Nudeln, Mehrfach-Fremdgängern, Sexisten und uncoolen
Langweilern. Manch zärtlicher Punker, liebenswerter Chaot oder
verkappter Romantiker versteckt sich natürlich auch in jenem
Geschlecht und im weiblichen Gegenüber finden sich ebenso militante
Feministen, naive Tolpatsche (Jungfrauen), Enthaltsamkeits-Sünder
sowie Angsthasen, wenn man mal die Balance des Ganzen loben möchte.
Alles wohlgemerkt no homo und schnurstracks in die brave
Monogamie steuernd, wie ein Film aus solch sicherer Distanz eben
nicht über die Oberfläche hinaus auf die Belange der Figuren
zusteuert, in der Gefälligkeit auf hippen Jugendstil Richtung Kevin
Smith schielt und einen bekannten Zeitgeist-Song nach den anderen
reiht - schließlich muss MTV ja irgendwie seine Muskeln
spielen lassen, Elvis-Costello-Cameo inklusive.
Der Strom an Mucke kann jedoch nur
schwer darüber hinwegtäuschen, wie austauschbar jede der ineinander
verwobenen Episoden auf denselben Sachverhalten hockt, beliebigste
Streitigkeiten und Problembekundungen in (laut Originaltitel) 200
Zigaretten wegqualmt und die Laufzeit auch derartig streckt, dass im
Mangel an Wesentlichkeiten sogar wesentliche Unterhaltungsmerkmale
verschütt gehen. Vom Zeitkolorit hat man nur ein plakatives Abbild
ohne wirklich genutzten gesellschaftlichen oder politischen Bezug
(wahrscheinlich der universellen Nachvollziehbarkeit wegen), die
Honk-Power Ben Afflecks bleibt in Mini-Momenten hinterm Tresen und
die so dringlichst herbeigesehnte Party wird natürlich
ausgeklammert, um daraufhin festzustellen, dass die ultimativen
Paarungen nach dem Zufallsprinzip verlaufen sind, was die vorherige
Etablierungsstrecke des Films im Nachhinein nochmals umso belangloser
als zuvor erscheinen lässt. Nicht, dass in der vorherrschenden
Harmlosigkeit überhaupt große Hoffnungen aufkommen würden,
schließlich ist der hohle Durchzug für zwischendurch auch mal
nötig, solange er mit seichtem Kurzweil um triviale Spritzer an
Eifer- wie Sehnsucht kreist, auf die Selbstfindung per Liebe hofft
und wenigstens den Versuch, an Spaß zu gelangen, unternimmt.
Entbehrlich, aber auch keine technische Beleidigung, da ist man in
Inszenierung sowie Schauspiel nett aufeinander und insgesamt so
anarchisch wie eine Hüpfburg. Eine Handvoll tollen Slang und
blödelige Aktionen bleiben da gewiss auch nicht aus, doch es bleibt
hauptsächlich bei Nettigkeiten und angezogenen Bettgeschichten
gängigster Art, weshalb diese Parade an Abziehbildern und Idealen
nicht allzu lange im Denkapparat die Runde machen wird, auch wenn der
Film eine exemplarische Deutung dahin ergibt, wie stark die 80er in
der Popkultur seitdem romantisiert wurden. Nostalgie muss deswegen
natürlich kein Schimpfwort sein, doch in Sachen reeller Härte
dürfte Amerika doch nur schwer an sich selbst vorbeikommen.
Ganz extrem an jener emotionalen
Schraube sitzt z.B. „Ausbruch zur Hölle“, indiziert und
ehemaliger Video Nastie, welcher die bittere
Allgegenwärtigkeit des Rassismus in der Geschichte und Gegenwart der
USA für einen Rape-&-Revenge-Exploitationfilm nutzt, an
dem das Wort Streitbarkeit Überstunden machen dürfte. Darin
flüchten drei Gefangene - der weiße Mörder Jessie Lee Kane
(William Sanderson), sein hispanischer Mitinsasse Chino (Daniel
Faraldo) sowie der chinesische Soziopath Ling (Peter Yoshida) - mit
blutiger Spur durch die Lande, stechen Tankstellenhüter und
Spirituosenhändler ab, haben sodann auch keine Skrupel, einen
Revolver an den Kopf eines Babys zu halten - abzudrücken sowieso,
aber da erlaubt man sich einen Spaß, weil eh keine Kugeln mehr im
Magazin sind. Der Reißer begibt sich sodann ebenso ohne Skrupel in
die Urängste einer zivilisierten Gesellschaft, parallelisiert den
Schrecken sodann nicht ohne Grund mit dem geregelten Wohlstand der
Familie Turner, die sich als Pastorenfamilie mit afroamerikanischen
Wurzeln bereits einen gewissen Status aufgebaut hat; Frieden,
schlagkräftige Oma und die Frische der Jugend unterm Dach vereint
und auch bodenständig an der Vergebung für ehemalige Traumata übt,
selbst gegenüber der weißen Ex ihres Sohnes, welcher beim
gemeinsamen Autounfall ums Leben kam. Vor der Einladung zum Essen
kriegt jenes Mädel Karen (Bonnie Martin) auch einen romantischen
Flashback spendiert, doch ihre Involvierung im Film hält nur
von kurzer Dauer, so wie er auch gnadenlos zum nächsten Mord rüber
schielt, der die flüchtige Bande alsbald ins Haus der Turners führt.
Die Home Invasion ist angesagt, selbst für den kleinen Floyd
(Reggie Rock Bythewood), der zuvor noch - wie eine entfernte Szene
aus „Stranger Things“ - nach dem Kampieren im herbstlichen
Walde Blutsbruderschaft mit Nachbarsjunge Joey (David Dewolow)
schloss, nun aber zusammen mit dem Rest der Familie auf die Couch
verwiesen wird. Kane kennt mit der Knarre im Anschlag und einem Seil
als Gürtel keine Gnade mehr und hält seine verängstigten Opfer in
Schacht, indem er ihnen einen rassistischen Kommentar nach dem
anderen an den Kopf wirft - derartig auf Demütigung aus, dass es
beachtlich scheint, wie diplomatisch Familienoberhaupt Ted (Robert
Judd) der Sicherheit seiner Lieben wegen dem noch begegnen kann,
obgleich die Situationen des Films den Schmerz immens ballen. Der
Fokus lässt auch kaum locker vom Kammerstück des weißen Terrors,
beleidigt in einer Tour mit fiesem Grinsen, rumgeworfenen Essen,
Befehlen und Schimpfwörtern aus der Sklavenzeit, während die
Klingen gewetzt werden und seine Mitstreiter in der Tortur
dementsprechend hämisch mitwirken, selbst wenn Kane sie nicht
weniger als ihre Stereotypen anspricht. Wer von außen an diesen
überhöht konstruierten Konfliktherd herantritt, hat als
potenzieller Zeuge sowieso ausgespielt und auch da schaut der Film
offen in die Ausmaße der Grässlichkeit, längst über der Grenze
des guten Geschmacks und auf die Empörung des Zuschauers setzend,
der einige Unmengen nackter Haut und eingeschlagener Kindergesichter
zum problematisch ausgetragenen Diskurs dazu geliefert bekommt - „The
Purge“ lässt grüßen, nur dass die Provokation hier auch eine
echte ist.
Auf der anderen Seite versammelt sich
zudem der Ära gemäß wie unverzichtbar eine Polizei, die sich
straffere Gesetze und direktere Zugriffe wünscht, deshalb auch meist
nur viel zu spät am Tatort ankommt und mit stetiger Eskalation jene
Katharsis aufbauscht, die nach der mehrfachen Vergewaltigung von
Turner-Tochter Corrie (Yvonne Ross) reaktionär auf Bibel und
primitive Urinstinkte pocht: An Eye for an Eye. In ihrer
Chance verlieren die Turners alle Hemmungen, wehren sich mit Worten
und Bluttaten bar jeder christlicher Nächstenliebe und geben sich
der Polizei sogar noch weiterhin als Geiseln aus, damit sie noch mehr
Zeit zum Rache üben schinden - soviel zum bereits in „Life
During Wartime“ aufgegriffenen Thema Vergebung. Robert A.
Endelsons Film bietet schon eine enorme Perfidie auf, mit welcher er
das Gerechtigkeitsgefühl des Zuschauers auf die Probe stellt, anhand
von Hauptfiesling Kane eine auch im Spiel brutalisierte
Kaltschnäuzigkeit zum permanenten Angriff ansetzt und der Unschuld
eine Galaxie an Gründen gibt, ihre Menschlichkeit zu vergessen,
dafür sogar vom Gesetz unterstützt wird, während die Wurzel des
Hasses am geringsten angepackt wird: Unsichere Männlichkeit und
Penisneid sowie die Wut über eine Mutter, die einst mit einem
Schwarzen durchgebrannt ist - Ende. Die Verachtung gegenüber dem
familiären Idyll sowie die Frustration fehlender Liebe mögen daraus
eine Rolle im Hang zur Bösartigkeit bilden, doch sie bleiben vom
Film so unberührt, wie er zur Lösung ebenso schlicht Gewalt mit
Gegengewalt quittieren lässt. Im Fahrwasser von „Ein Mann sieht
rot“ und Co. ist nichts anderes zu erwarten, allzu
stellvertretend präsentiert sich daran allerdings die amerikanische
Mentalität zur Gewalt, in deren Wechselwirkung keiner die moralische
Oberhand behalten kann, zum Schutz der Werte ultimativ jedes Mittel
recht ist, wenn im Land der unbegrenzten Möglichkeiten jedes Ego das
Sagen über alle haben kann. Im Hinblick auf die Jahrhunderte lange
Ausbeutung der schwarzen Bevölkerung ist das hier aufgekochte
Payback natürlich auch mehr symbolisch zu betrachten, in etwa
so nachgeholt wie „Django Unchained“, ein typischer Topos
der Blaxploitation und mit Distanz vielleicht auch einfacher
zu reflektieren. „Fight For Your Life“ (so der
Originaltitel) hat in seinem arg zentralen Spannungsfeld jedoch rein
gar nichts an Aktualität verloren, greift realistisches Terrain auf
und geifert geradezu nach den innewohnenden Schauwerten im Leiden,
dass man schon eine filmgewordene Ekstase des Zynismus erlebt, wie
sich selbst italienische Poliziotteschi jener Zeit selten so nah an
die Zerbrechlichkeit der gesellschaftlichen Fassung ran trauten -
jenseits von gut und böse, mehr als fragwürdig.
Letztendlich schloss sich der Kreis
aber dann noch anhand von Andrew Bergmans „Striptease“,
einem Projekt, wie es nur in den 90ern fruchten konnte, als Zeichen
seiner Zeit zu einem Kuriosum avancierte, das sich reichlich
Einflüssen des Mainstream-Kinos auf einmal bewusst war. Im Zuge
einer Reihe erotischer Thriller, die wohl schon ein Jahrzehnt zuvor
durch Adrian Lyne gepusht und mit Konsorten wie „Basic
Instinct“, „Ein unmoralisches Angebot“, „Color
of Night“ bis hin zu „Showgirls“
fortgesetzt wurde, verschlug es Demi Moore auch mal in eine prekäre
Situation via „Enthüllung“, eine Bestsellerverfilmung
nach Michael Crichton, in welcher der Skandal wie gehabt schon
vorprogrammiert war - und in Amerika läuft selten etwas so sicher
wie ein Skandal, erst recht im Zirkel an erotischen Abenteuern, in
welchen sich manch Hausfrau gerne hinein leben würde und auf der
anderen Seite puritanisches Entsetzen als rhetorische Gegenkraft
fungiert. Mit der Einfuhr des Kabelfernsehens - sprich HBO,
Showtime und Co. - brauchte das Kino (eigentlich noch immer)
allerdings ebenso ein Gegenprogramm erweiterter Schauwerte und so kam
es dann auch, dass besagter Bergman-Streifen eine strippende Frau
Moore als Marketing-Aushängeschild nutzen konnte, wohlgemerkt zu
einem Aufpreis von 12,5 Millionen Dollar Gage - durchaus mehr als die
„2 Millionen Dollar Trinkgeld“ aus Bergmans vorherigen
Film. Obwohl der Film aber pflichtbewusst die Schauwerte des
Fleisches aufbietet und dafür auch andere Damen nackt an der Stange
tanzen lässt, ist das Prozedere allerdings nur bedingt die typische
Tour, zwar auch nach einem Erfolgsroman modelliert, doch
kontinuierlich auf eine Verballhornung des Genres zusteuernd. Umso
besser fügt sich später noch Armand Assante ein, der - als nur in
wenigen Szenen nicht Zigarren rauchender Detective - bereits
in Carl Reiners Parodie „Crazy Instinct“ jenen Weg
einschlug. Um der Weisung aber auf die Schliche zu kommen, lässt
sich der Film im Vornherein noch eine gute Menge Zeit, obgleich sein
Figurenkreis an Plakativität um die Wette trivialisiert, bald aber
einen Haufen unvergleichbarer Merkmale aufführt. Kostproben
gefällig? Ex-FBI-Agentin Erin Grant (Moore) verdient sich eben
einige Kröten im Nackedei-Betrieb, um für das Sorgerecht ihrer
Tochter (Rumer Willis, Moores Real-Life-Tochter) zu kämpfen,
während der Vater Darrell (Robert Patrick) als Rollstuhl-klauender
Oberräude einen noch schlechteren Umgang fürs Kind ergibt, die
Männerwelt aber durchaus weit korrupter an den Start geht, wenn
Kongressabgeordneter David Dilbeck (Burt Reynolds) seine
Hoschi-Aktionen im Stripclub mit mörderischer Urigkeit vertuschen
lassen will und nur noch Security-Berg Shad (Ving Rhames) den einzig
ordentlichen Schwanzbesitzer darzustellen scheint. Letzterer hat
wohlgemerkt auch ein kleines Äffchen auf der Schulter und wird
stinksauer, wenn die „Free Willy“-VHS noch immer
ausgeliehen ist; gleichsam plant er, eine Jogurt-Firma zu verklagen,
indem er einen dicken Käfer in einen Becher pflanzt.
Damit hören die obskuren Eigenarten im
Charakterkreis aber nicht auf, so sehr Robert Patrick den
Redneck-Bastard deluxe raushängen lässt und Reynolds mit strahlend
weißen Haaren, Zähnen und Horrorteint chargiert, als träume er von
Donald Trump und Rip Taylor zugleich. Mitten drin wiegt das Anliegen
Erin Grants als ernstgemeinte Sorge einer Mutter zwar angemessen in
der Luft, so wie sie noch per White-Trash-Methodik aus dem
Trailer Park zu entkommen versucht, doch es wird immer mehr zu
einer Art dramaturgischer Nulllinie, um die sich alle anderen
Eindrücke weit präsenter ballen - von nerdigen Verehrern bis hin zu
politischen Verschwörungen, wortwörtlichen Einschleimern in der
Wählergunst unterschiedlichster Gruppen, zynischen Anwälten,
trotteligen Handlangern sowie eine Vorliebe für die Musik von Annie
Lennox. Frau Moore darf sich dank letzterem in einigen Sequenzen
recht schön austoben, doch das Netz an Intrigen, polizeilicher
Ermittlungen und Erpressungen im Einfluss oben genannter Faktoren
buhlt ausgesprochen obskur ums Interesse der zwei Stunden Laufzeit.
Wohl aber ist man als Zuschauer größtenteils der Verwunderung
verfallen, als einer Kanonade an Lachsalven, so holprig sich die
Topoi um die eigene Achse drehen und selbst lächerlich machen,
Spannung mehr oder weniger bewusst im Absurden dahin plätschern
lassen und in der dennoch befolgten Dramaturgie Längen erschaffen.
Die Wonne zum Pulp bleibt jedoch ungebrochen, emotional
hochstilisiert und dennoch sogar in Milieu-Zeichnungen ohne Zynismus
unterwegs, selbst bei Antagonisten gerne auf Blickfang eingestellt,
so wie das Verruchte nimmer an Liebe und Freundschaft zweifelt,
selbst die Korrupten einer Leidenschaft nachgehen und in ihrer
Fehlerhaftigkeit ein Treffen auf Augenhöhe ermöglichen, selbst wenn
die Satire auf sie ansetzt. Satire muss man in diesem Fall aber so
verstehen, als ob sie mit Buntstiften an die Wand gekritzelt wird, so
daneben manche Pointe sitzt, vor allem im Finale für eine Auflösung
à la Scooby-Doo sorgt, in welcher jeder gedankliche Fortschritt auch
dank der Montage übertrieben stockt und genauso formuliert wird,
während einstige Gefahren sturzbesoffen sind oder ums Verrecken
nicht vom Flirten lassen können. Kann man dumm nennen, doch der
darin ausgestellte Mangel an Anpassung birgt natürlich viel
Sympathisches, so selbstverständlich dieses Stück Hollywood von der
Plattform an Erwartungen aus ins verrückte Herz der unteren
Mittelschicht springt sowie in nationalen Strukturen verrückt
spielt, als sei es das unbedarfteste Vergnügen in der stets
nachgejagten Freiheit des american dreams.
Ganz aufgeklärt wird einen dieser Film
nicht hinterlassen, selbst im Zusammenschluss mit den sechs zuvor
gesichteten Verwandten des Mediums, doch fürs Verständnis, wie die
USA sich selbst sehen, sehen möchten oder auch nicht, ist jeder von
ihnen für sich irgendwie die Reise wert. Wie Menschen zu ihren
Ängsten, zu ihrer Leidenschaft, zu Güte und Hass, politischen
Kacknasen, irdischen Heiligen sowie allem dazwischen stehen, bietet
nun mal ein gigantisches Spektrum, aus dem sich stets aufs Neue
Geschichten schöpfen lassen, verkünstelt und wahrhaftig zugleich
eine Reflexion angestrebt werden kann, welche in dieser Aufnahmekunst
selbst über mehrere Generationen hinweg ewig währen darf - ganz
gleich, ob sich das wahre Leben daran bereichern lässt oder nicht;
kann man eh nie relativieren. Dieser Querschnitt vom amerikanischen
Kino macht zudem deutlich, dass er an Überraschungsarmut gewiss
nicht leidet und die oft besungenen, unbegrenzten Möglichkeiten
gerne ausnutzt - so sei nach dieser Berichterstattung vom thematisch
äußerst stringenden Filmtag noch auf ein aktuelles Beispiel des
US-Kintopps verweisen, das wie folgt von Zuständen, Fantasien und
(Alb-)Träumen seiner Bevölkerung erzählt:
NERVE - "[...] Henry Joost und Ariel Schulman vermeiden den Widerspruch genutzter Technik und der unbedingten Dämonisierung dieser („Unfriend“), indem sie die Verantwortung des Users in den Vordergrund stellen, zwischen den Fronten vermitteln und Stück für Stück unterschiedlichste Genres anwenden. [...] Der Geltungsdrang, auf Platz eins zu landen, überführt hier manch Schwäche des Einzelnen, bringt aber eine visuelle Nähe auf dem Pfad zur knallbunten Ungewissheit, als hätte „Neon Demon“ zugeschlagen, obgleich sich die Spannung aus David Finchers „The Game“ zieht. Der Witz ist, dass „Nerve“ beide Filme jedoch in Ungezwungenheit und Freundschaft überbietet. Er stellt stimmige Charakterwerte über den Deutungstrieb, hat zwar die Realität der Smartphone-Vernetzung auf dem Kieker, ist sich aber nicht verlegen, das Freimütige und Romantische der menschlichen Begegnung zu fokussieren. Einzelne trivialere Motivationen können nicht darüber hinwegtäuschen, wie einladend sich jene Balance steigert und ulkige Eigenarten und Milieus kennenlernen lässt, in denen die Ethik auf den Prüfstand gerät und einen Kompromiss durch coole Hacker-Nerds und Mad-Max-Bros findet. [...]"
(Die komplette Kritik gibt es auf CEREALITY.NET zu lesen.)
NERVE - "[...] Henry Joost und Ariel Schulman vermeiden den Widerspruch genutzter Technik und der unbedingten Dämonisierung dieser („Unfriend“), indem sie die Verantwortung des Users in den Vordergrund stellen, zwischen den Fronten vermitteln und Stück für Stück unterschiedlichste Genres anwenden. [...] Der Geltungsdrang, auf Platz eins zu landen, überführt hier manch Schwäche des Einzelnen, bringt aber eine visuelle Nähe auf dem Pfad zur knallbunten Ungewissheit, als hätte „Neon Demon“ zugeschlagen, obgleich sich die Spannung aus David Finchers „The Game“ zieht. Der Witz ist, dass „Nerve“ beide Filme jedoch in Ungezwungenheit und Freundschaft überbietet. Er stellt stimmige Charakterwerte über den Deutungstrieb, hat zwar die Realität der Smartphone-Vernetzung auf dem Kieker, ist sich aber nicht verlegen, das Freimütige und Romantische der menschlichen Begegnung zu fokussieren. Einzelne trivialere Motivationen können nicht darüber hinwegtäuschen, wie einladend sich jene Balance steigert und ulkige Eigenarten und Milieus kennenlernen lässt, in denen die Ethik auf den Prüfstand gerät und einen Kompromiss durch coole Hacker-Nerds und Mad-Max-Bros findet. [...]"
(Die komplette Kritik gibt es auf CEREALITY.NET zu lesen.)
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