Sonntag, 8. März 2015

Tipps vom 02.03. - 08.03.2015



HARAKIRI - "[...] Mit entschieden beengender Set-Optik in die Gefangenschaft der Tradition und die Hypokrisie der Ehre. Beide dampfen schon im Vorspann in den ungreifbaren Nebel der Unterdrückung, der wie aus einem Urgestein des Leids heraus über die Jahrhunderte dünstet. Das folgende dramaturgische Prozedere im Hause des Iyi-Klans veräußerlicht dann den Schmerz vom Schwert, für das die Ehrenträger leben, sterben und in ehrfürchtiger Askese das Menschliche verdrängen, welches sie zugunsten des Ansehens opfern. [...]"


(Die komplette Kritik gibt es auf CEREALITY.NET zu lesen.)



ES WERDE STADT - Dokumentationen erklären sich meist von selbst; dieses Essay von Martin Farkas und Dominik Graf über die Geschichte des Grimme-Preises sowie über das deutsche Fernsehen an sich muss man aber auch nicht groß erklären, sondern schlicht erleben. Daher nutzt die Gelegenheit und wendet Euch diesem Link der ARD-Mediathek zu, auf dem der Film noch bis August zu sichten ist.




FOOTLOOSE - So, ich kenne jetzt zwar das Original nicht, kann mir nach der Sichtung dieses Remakes schon so ziemlich gut vorstellen, dass man die narrative Grundstruktur 1:1 übernommen sowie die Markenzeichen jeglichen 80's Eskapismus nochmals verbraten hat. Wäre aber gelogen, wenn ich nicht zugeben würde, dass die ganze Angelegenheit reichlich Spaß gemacht hat - so vergnügt und grell alles hier zwischen High-School-Teen-Drama, Honk-Humor, Jock-Arschlöchrigkeiten, Establishment-Plakativität und jugendlicher Rotzigkeit mit Tanzbein abläuft. Und weil der rhythmisch schneidende Regisseur Craig Brewer nach "Black Snake Moan" noch ein bisschen Erotik im Blut hatte, kommt das sommerliche Country-Suburb-Ambiente stilecht mit engen Jeans und flexiblen Hüften daher. Julianne Hough hottet da am Steilsten, Hormone zischen aus jeder Pore.


Und wenn diese ganze ungenierte Danceploitation (wo jede entsprechende Szene wirklich kathartisch im Drang zur Teen-Freiheit zählt) nicht schon reizvoll genug wäre, spielt ausgerechnet Miles Teller den schnippischen Buddy vom Hübschen-und-gewissenhaften-Held-mit-finsterer-Vergangenheit Ren McCormack (Kenny Wormald). Ein Subplot zwischen den Beiden ergibt sich sodann, da Teller nicht tanzen kann/will, woraufhin Ren ihm mit der Hilfe seiner kleinen Cousinen in einer MONTAGE ein paar Moves beibringt. Ansonsten ist Ren aber so ziemlich der rebellische Aussenseiter, in den sich die heißeste Flamme der Stadt verknallt, deren Daddy ausgerechnet Pastor und Aufrechterhalter des Tanzverbots ist - wenn's da mal nicht zu ideologischen und stürmischen Konflikten der Generationen kommt!


Wie gesagt, die besten Formeln (und offenbar auch Tracks) jenes Jahrzehnts des Originalfilms finden hier ihre stimmige Wiederentdeckung und pointieren mit freimütiger Naivität eine Rechtschaffenheit fürs triviale und doch so fundamentale Tanzen - eine Realität, wie sie nur im Genrefilm existieren kann. Wenn aber etwas handzahm wirkt, dann die allzu glatt laufende Versöhnung mit der christlichen Vorherrschaft - gibt zwar genügend Reibungspunkte bis zum Schluss hin, aus der Einigung lässt sich aber nicht allzu viel konsequente Wildheit erschließen. Immerhin kann man sich noch wehrhaft gegen die antagonistischen Spielverderber und Eifersüchtler von der Schule prügeln. Das wird im Finale aber schnell erledigt, um wieder zum Abfetzen in der Scheune zu kommen. Irgendwie also doch wieder ein entschiedenes Zeichen zur knalligen Ausgelassenheit, coole Schimpfwörter inklusive. CUT LOOSE!




DIE MAISINSEL - "[...] Die Konzentration auf einen Schauplatz zieht den Zuschauer schnell in ihren Bann und lädt ein zur räumlichen Erfassung und zum Nachempfinden der umweltlichen Wärme, ohne dass sich der Protagonist als filmisches Vehikel erklären muss. [...] Der alltägliche Wandel zwischen Arbeit, wortloser Hilfe und Ruhe reicht allein zur Empathie und zur reizvollen Vorstellung, in derartig friedfertiger Isolation zu wirken. Nach und nach legt der Film dann aber doch hintergründige Texturen frei, die aus der etablierten Wahrhaftigkeit der Atmosphäre eher ein festes Narrativ zurecht stricken. [...]"


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DER BABADOOK - Die schnippische Inszenierung und psychische Ebene in allen Ehren...aber so eine permanent (variiert erfüllte) Jumpscare-Stimmung nimmt mich echt derartig aus dem Film raus, dass ich mich nur schwer in die Furcht der Charaktere einleben konnte. Stattdessen musste ich stets um meine Erwartungshaltung zu den Genre-Formeln bangen, wann genau jetzt ein lautes Schreckgeräusch oder eine finstere Erscheinung aus dem Dunkeln kommt - dass jene Mittel eintreten, ist stets garantiert. Schon eine recht frustrierende Bedrängnis, die dabei entsteht; offenbar muss man noch eine zweite Sichtung investieren, um Jennifer Kents Zitaten-reiche Horror-Reinterpretation voll subtiler und weniger subtiler Andeutungen, audiovisueller Kniffe, darstellerischer Intensität, effektiver Schocklage und zynischen Humor womöglich wirklich schätzen und verknüpfen zu können. Beim Erstkontakt mit diesem Debütwerk lenkt einen die forcierte Schauer-Konstruktion aber doch zu sehr davon ab - schade drum. Dennoch ohnehin empfehlenswert für unempfindlichere Zuschauer des Genres. Eines Tages gehöre ich hoffentlich auch dazu^^




EVERY THING WILL BE FINE - "[...] So sucht (Wenders) eine visuelle Sinnlichkeit, die sich im bildlich unspektakulären Schicksalsdrama versteckt und verdichtet die Dimensionen recht konventioneller Schauplätze, um das Umfeld der Figuren als zusätzlichen Charakter zu vermitteln. Das scheint zumindest die Theorie der angewandten Methodik zu sein. Allerdings versperrt die Umsetzung jenes Potenzial mit einer Inkonsequenz, sich zwischen Handlung und Gefühl entscheiden zu können. [...]

 
Hätte er den Ballast der narrativen Verstrickungen auf ein Minimum reduziert und seine visuellen und emotionalen Gewichte wirklich aufs Einverleiben bestimmter Ortschaften und Stimmungen gerichtet, dann wäre hier eine echte Besonderheit entstanden. So wirkt das nicht unbedingt fehlerhafte, aber doch mittellose Drama wie Standardware der Gemütlichkeit inklusive nachträglicher Zusatzdimension.
[...]"

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CHAPPIE - "[...] Mit der Adoption des neugeborenen Cyborgs, der fortan „Chappie“ genannt wird, beginnt allerdings auch das eigentliche Herzstück des gleichnamigen Films. Der eigentliche Entwickler Deon wird nach Hause geschickt, während sich Ninja und Yo-Landi allmählich als Erzieher des lernfähigen Roboters erweisen. [...] Diese Herzlichkeit einer ungewöhnlichen Familie würde vollständig für einen Spielfilm ausreichen – mit einem stetig vermenschlichten Roboter im Fokus, der kontinuierlich mehr vom Leben, vom Hass, von der Armut und der dennoch bestehenden Sozialität im Untergrund lernt. Im audiovisuellen Wust der Standardisierung versemmelt Blomkamp jedoch die Konzentration aufs Wesentliche und drängt auf die Abarbeitung seiner selbst auferlegten Klischees [...]"



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DIE WOLKEN VON SILS MARIA - Oberflächlich eine Sinnkrise zur Ambition auf ausgestellt hohem Niveau, eben abstoßend bourgeois als Reflexion über künstlerische Frustration und Relevanz voll gestelzter Dialoge wirkend. Zwischen thematisch ähnlichen Filmen wie "Alles über Eva" und "Birdman" also nicht unbedingt die empathischste oder stürmischste Variante, audiovisuell eher im glatten Kunstgewerbe angeordnet und mit spekulativer Insider-Distanz ausgestattet. Am kindischsten wird's, sobald sich Regisseur Assayas anhand seiner Charaktere, Bilder und dazu geäußerten Philosophien ideologisch über Trivialkultur stellt und diese zudem mickrig zu emulieren/parodieren versucht.


Im Verlauf stellt sich immerhin allmählich heraus, dass der Film die Prätentiösität des dargestellten Ensembles subversiv ironisiert und visualisiert; schließlich dessen menschliche Unzugänglichkeit offen legt, weshalb der Film auch vom Konzept her eher emotional kalt lässt. Das äußert sich am Stärksten mit der Figur Kristen Stewarts, welche gegen das Schubladendenken argumentiert, vorbehaltlos unterstützt und somit Stück für Stück ebenso nötig für Juliette Binoches Charakter der Zeitgeist-fremden Veteranin wird; dennoch letzten Endes von dieser aufgrund egoistischer Verkennung verstoßen wird und folglich die Freundschaft beendet.


Ambivalent wird es da allerdings schon wieder im Epilog nach dem Bruch der potenziellen Einheit von E- und U-Kunst. Dort ist man abgeklärt über die Verhältnisse des modernen Schauspiels zwischen Anspruch und Sensationalismus als unausweichliche Faktoren, mit denen man nun mal leben muss; sodann findet sich ein stiller Pathos im nachgereichten Rollensieg der Veteranin gegenüber der als frecher dargestellten Jungschauspielerin. Eitelkeit erhält hier Bestätigung; der Film gibt dem im Vergleich zum Trivialkino nicht weniger systematischen Arthouse den Vorzug. Muss ja nicht die endgültige These sein, fühlt sich tendenziell aber schon recht selbstverliebt an. Eine schwierige Erfahrung, diese Wolken von Sils Maria.




A BLAST - AUSBRUCH - "[...] Das Problem ist, dass Regisseur Tzoumerkas im nationalen Selbsthass nur den Weg der Wut kennt und aus den Augen verliert, wie plump er das Zeitgeschehen würgt und in spekulativen Zusammenhang stellt. [...] Ein politisches Statement ohne Taktgefühl, zwar gnadenlos von Respekt, aber auch von Einsicht befreit; ein Punk-Film ohne die Glorie der Anarchie, dafür mit Vollgas in entschiedene Ermattung rasend; eine Selbstbefriedigung, bei der man nur zuschauen, nicht anfassen und fühlen darf. [...]"


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BACK IN THE GAME - Mir war das ganze Narrativ größtenteils wurscht, so unausgegoren dabei zwischen Versöhnung, Comeback, Love-Story, Vergangenheitsbewältigung, Altersschwäche, Schwäche leugnen, Bar-Fights und -Tänze sowie Baseball-Babble hin und hergependelt wird. Nicht unbedingt eine schlechte Mischung, aber dann doch nicht so aufregend in die glatten Americana verpackt, dass einem vor Unterhaltung der Leder vom Ball fetzt. Ist eben alles etwas witz- und doll harmlos, obwohl das Ensemble der Sportfilm-Klischees sowie forcierte Etablierungs-Dialoge anfangs für einige starke Lacher sorgen. Was taugen denn Computer und Statistiken (unvorteilhaft durch Matthew Lillard vertreten), wenn der menschliche Faktor eines greisen Scouts (Clint Eastwood als grimmiger, alter Mann, der seine Schwächen erst gen dritten Akt eingesteht) eh alles besser beurteilen kann?


Eben, so etwas MUSS einfach als Plot-Vehikel herhalten, um die Wiedervereinigung mit der entfremdeten Tochter zu probieren. Das ist ja auch alles ganz süß - man beachte allein die pathetische Katharsis, die sich im Finden des neuen Talents und der gleichzeitigen Versöhnung/Anerkennung der Tochter äußert -, wenn auch durchweg am kastanienfarbenen Standard lutschend. Doch dann gibt es nun mal diesen einen entscheidenden Vorteil, der einen entgegen ähnlicher Ergüsse jenes Genres durchweg bei Stange hält und das ist Amazing Amy Adams in der Rolle von Mickey, der drolligen Maus. Diese kann Billard spielen; gelingend Baseball-Talente beurteilen; Abhotten; ein hohes Tier in der Rechtsanwaltskanzlei, treu, schlagfertig, rotzig, eigenwillig, enttäuscht, streitlustig und schlicht knackig sein; usw. und sofort.


Da kann sie dem alten Clint ordentlich Paroli bieten und stiehlt ihm deshalb auch so ziemlich den Großteil der Storyline weg. Sein größter Sympathiepunkt erwirkte er hingegen dadurch, dass er genau dann eine Pizza im Film bestellte, als meine gerade frisch aus dem Ofen kam. Guter Mann. Auch nett vom Altmeister, dass er sich eine Szene mit Filius Scott Eastwood teilt. Stallone hätte nicht solange für sowas gebraucht, aber gut: trotz einiger Ähnlichkeiten im Konfliktaufbau zwischen Vater und distanziertem Kind ist dieser Film noch lange kein "Over the Top" - da fehlt es diesem Werk hier doch an naiver Coolness, bekräftigt es doch eher die ultimative Wohlfühl-Gicht zwischen den Generationen. Bereuen muss man sowas aber erst recht nicht, solange Frau Adams stets problemlos "Back in the heart" des Zuschauers landet.




THE BOY NEXT DOOR - "[...] Diese Type ist das Letzte und folglich ein Höhepunkt der Unterhaltung, so wie Regisseur Cohen auf jegliche Subtilität pfeift und seinen Darsteller Guzman in plakatives Overacting entlässt. Der Psychopath entwickelt in seiner Wut übermenschliche Kräfte und bedient sich bei seiner systematischen Bedrohung einem Schandmaul zum Niederknien, aus dem dumpfe Wortspiele mit dusseligster Verschmitztheit sprudeln. Sein Auftreten wird somit kontinuierlich lächerlicher, während Frau Lopez hauptsächlich mit Kurven und Schreien spielt und die Regieanweisungen von Cohen jegliches Gefühl für Klasse und Spannung vermissen lassen. [...]"


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GODZILLA - ATTACK ALL MONSTERS - Dafür, dass dieser Streifen so ein gemächliches Armutszeugnis für Pionier Ishirô Honda ist, funktioniert er als honkiger Kinderfilm mit einem sprechenden "Minilla" und ulkigen Tunnelblicken in die Fantasie eines Görs gar nicht mal so verkehrt - wenn's auch nur für Zuschauer bis 7 Jahre spannend sein dürfte. Und tricktechnisch muss man sowieso reichlich Recycling in Kauf nehmen; von der Schlussmoral, laut der man sich mit Prügel gegen die Probleme im Leben stellen sollte und mit Frechheit Freunde findet, ganz zu schweigen. Ein bisschen Anarchie geht aber klar, weshalb würde man hier sonst Godzilla und Co. als Vorbilder gegen Raudis, Besetzer, Gangster und andere Fieslinge evozieren? Naja, macht nicht wirklich viel Sinn. Ist auch eher etwas, was man nebenbei abspulen lässt; wo einen lediglich die Synchro ("Du hast gesagt, ich könnte auf Godzillas Rücken durch den Urwald reiten!"), die holprig "sprechenden" Monsterkostüme, andere drollige Effekte und sowieso die Fights bei Laune halten. Ansonsten hat man ein nettes, kleines und vollkommen entbehrliches Kinderabenteuer urbaner Coleur am Start, das bei gerade mal 69 Minuten Laufzeit noch weit nerviger hätte ausfallen können. Man soll aber nicht denken, dass man mit dem dort dargestellten, verharmlosten Zeitgeist allzu viel in Richtung Nostalgie-Bonus anfangen könnte. Ist eben reduzierte Schnellschussware.


Bonus-Zeugs:




NUR EINE STUNDE RUHE - "[...] Einmal Egoist sein – das darf man sich doch wohl noch erlauben. So cholerisch Michel sich seinem Hobby widmen möchte und folglich allen Mitmenschen vor den Kopf stößt, sollte es theoretisch eine stets zu belächelnde Distanz zum Zuschauer schaffen. Regisseur Patrice Leconte spielt aber nach perfider Methode und drängt gar auf eine Identifikation mit jenem Menschenfeind, der sich über alles und jeden, vor allem über die dummen Frauen und platzraubenden Ausländer-Familien beschwert („Wie in der Dritten Welt ist das hier!“). [...]"


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