Liebe Osterhasen,
ich hoffe, ihr hattet die Tage über eine angenehme Schonzeit via Eiersuche und Chillfaktor, ehe wir uns weiter damit beschäftigen müssen, welche Bomben und Raketen mütterlich einschlagen oder versagen. Weil medial vielerorts auch eher auf Automatiksteuerung geschaltet wurde, ist es hoffentlich eine nette Nachricht meinerseits für Euch, dass nach der letztwöchigen Junior-Ausgabe erneut ein etwas umfangreicherer Wind hier sein Wehen tätigt. Obgleich ich gesundheitlich etwas vom Rücken aus angeschlagen war (Hauptagitator meiner bereits erwähnten Handschmerzen übrigens) und mir mancherorts mehr Stress als nötig machte, ließen sich gute Mengen an Filmen wegschauen! Mittwoch hatte ich in dem Sinne wieder meine 12-Stunden/8-Filme-Initiative durchgezogen und Samstag gab es sogar einen goldigen Space-Abend mit Siegfried Bendix und Zelluloidraketen oben drauf (dazu eventuell mal mehr), von denen ich mich jetzt noch ausnüchtere. Puh, schade, dass ich in diesem Sinne nicht noch mehr davon berichten kann, was mir außerhalb der Medienlandschaft passiert ist - da war letzte Woche mehr los, allerdings auch nicht soviel an brancheninternen Nachrichten, die von Cannes über Star Wars mal wieder alle Extreme an Vorfreude abgreifen durften. Ich weiß nicht warum, aber bei aktuellen Filmen stehe ich im Augenblick etwas auf dem Schlauch, insbesondere, wenn sich zig Meinungen um eine Neuigkeit ballen und im Kanon unterzugehen drohen - hab ich jedenfalls so den Eindruck. Was soll's? Machen wir einfach noch weitere Erkundungen in den Wahnsinn der Vergangenheit und dessen schönen Gärten voll historischer Großwerke ringsum (inkl. zwei Generationen an Tschechowas!). Die bunten Klöten, äh, Eier, habe ich auch schon in den Korb gelegt, schaut mal rein:
Schon mal daran gedacht, „Die große Flatter“ zu machen? Der jugendliche Fluchtversuch aus den
Untiefen der BRD ergab schon beim gleichnamigen Dreiteiler von Marianne Lüdcke
die Sehnsucht schlechthin, doch die Sozialtristesse behielt auch dort
letztendlich stets die Oberhand. Als mittelschwer kathartische Ergänzung dazu
gab der WDR wiederum ein Jahr zuvor
schon „Die Abfahrer“ aus – eine
16mm-Tour binnen wie außerhalb des Ruhrgebiets, mit der Adolf Winkelmann ganz
dem Status seines Films als Debüt entsprechend den Startschuss zum Gesamtwerk
interner und externer Entfesselung erhielt. Auch wenn er den Konflikt des
Aufbegehrens gegen das Festgewachsene in „Super“
noch auf eine Endzeit polen würde, ist auch hier eher ein
struktureller/markttechnischer denn ein persönlicher Antagonismus zugange, wenn
unsere drei Arbeitslosen Atze (Detlev Quandt), Lutz (Ludger Schnieder) und
Sulli (Anastasios Avgeris) tagein tagaus im Hinterhof abgammeln, Ersatzteile
vom Schrottplatzhehler stibitzen, sich mit den jungen Kollegen vom Kohlenpott
kabbeln und kaum noch darauf warten müssen, dass
etwas passiert. Die innere Ruhe in der Handlungsunfähigkeit inmitten von
Dortmund ist eben eine Haltung der Ungewissheit aus geographischen sowie
psychologischen Druck, die man gerne auch vor der eigenen Mutti
verheimlicht/umso prägnanter durchscheinen lässt („Was interessiert sich der Fortschritt für meine Lehre?“) – die
Winkelmann aber auch keinen Anlass dazu gibt, seine naturalistische Leichtigkeit
zu durchbrechen (ging bei „Tschik“
gehörig daneben), welche ihren Alltagsrundumschlag mit der Varianz wiedererkennbarer
Provinzler füttert, die schiefen Lagen zum Handeln und Beurteilen als trockenes
Laissez-faire evaluiert, in die Kneipe zum Fußballanfeuern auf kleinster
Mattscheibe zusammenführt.
Dass sich unser Trio da nicht blicken lassen kann/will, ist dann schließlich unter Beihilfe der melancholischen Töne der Schmetterlinge (Methodik und Effektivität erinnern an „Das Brot des Bäckers“) der Auslöser fürs Einmal-um-den-Block-ne-Runde-drehen mit dem in der Einfahrt geparkten Möbeltransport-LKW, das genauso spontan an Fahrtrichtungen zunimmt wie die Jungs untereinander agieren. Winkelmann bleibt roh am Ball und dramaturgisch locker im Umgangston, doch extern steckt er den Zuschauer mit einem Traum der Befreiung an, der sich durch die Neonlichter der Nacht ins Unendliche wagt, Urlaubstramperin Svea (Beate Brockstedt) aufgabelt und weit weniger um ihre Gunst buhlen lässt, als dass sie gemeinsam eine Menge Unsinn unter Wurstschnitten oder Fichten verbreiten, alle mal den Sattelschlepper antesten (Svea gibt Gas!). Alles Teil der Arbeitsbeschaffungsmaßnahme, mit der (vermeintlich) ursprünglichen Route als Etappensieg im Auge und einer zu lockeren Handbremse in Gefahrenzonen eines „Lohn der Angst“ steuernd, wenn diese auch eher solche eines „Quo vadis?“ im Nachhinein darstellen, welches man sich zudem mit dem Stellenabbau gen Heimat teilt. Wird schon irgendwie, sagt man sich da, ob nun mit Arm-auf-Kissen am Fensterbrett, im REWE-Tratsch oder beim Feierabendbier im gelockerten Bangen um Möbel, die nach Lübeck umziehen sollen. Die Autobahnen sind ja seit jeher offen, „Die Abfahrer“ ergreifen lediglich die Initiative und man blickt mit ihnen zusammen voraus bzw. im Gespräch mit dem Rücken zur Fahrtrichtung auf dem Armaturenbrett, kecke Schnauze und die selbstverständliche Spannung des „Wir schaffen das, aber es eilt nicht“ mit inbegriffen - minus den Realitätsverlust daran, wohlgemerkt.
Bei Joe D’Amato bin ich immerzu leicht hin- und
hergerissen, ob er sich nach Altherrenmanier am Schauwert des Obszönen aufgeilt
oder ob er den genuin sanften Höhenflug im Hedonismus aufsucht. Dass er
zwischen diesen Welten pendelt, macht allerdings seine schönsten Werte aus und
ich möchte meinen, dass „In der Gewalt der Zombies“ jenen glücklichen Zwiespalt
an der Spitze trifft. Wahlweise als Horror- oder Hardcore-Variante anschaubar,
machen sich die Inselriten so oder so gehörig nackig, dem Trend der damaligen
Untotenwelle um 1980 per Mash-Up nachzukommen (siehe auch „Zombies unter Kannibalen“ sowie D’Amatos „Nackt unter Kannibalen“). Genre-Exzesse sind meistens eben lieb
aufeinander und im Zentrum dessen weiß Seemann Larry (George Eastman) als
souveräner Genießer mit Pflichtbewusstsein zum Schunkeln und Abhärten zugleich
zu überzeugen. Als Alter Ego D’Amatos oder als fortgeschritten liberales Ideal
eines Leinwandabenteurers ist er sodann auch kaum an einer Herrenmenschenkonstellation
interessiert (bei dem Ambiente leider öfters der Fall); Frauengeschichten
seinerseits kommen auch erst verstärkt auf Wunsch der Damen zustande.
Der Mann kennt seine Grenzen, auch wenn er mal eine Verheiratete in seine Kajüte einlädt und ein andermal respektiert, dass eine kesse Biene des Geldes wegen jemand anderem versprochen ist – zumindest bis zu dem Punkt, an dem Fiona (Dirce Funari) Interesse und mehr zeigt. Unter der glühenden Urlaubssonne ist eben High-Life angesagt, doch die Moral zeigt Bedenken, sobald der Amerikaner John Wilson (Mark Shannon) mit Moneten angeben will, das sagenumwobene Eiland der Katzeninsel in ein Hotelreservat zu verwandeln und die verbliebenen Einwohner aus der Gegend zu kicken. Der Kerl ist dennoch kein Superarschloch und erst recht der Urheber für den Hauptanteil an Porno-Segmenten der Verwöhnung – aber so sehr man sich mit ihm auch in Hotelzimmer, Schaumduschen, Art-Deco-Bettzeugs und Vaginalsaft einkuschelt, macht der Film klar, dass es mit seiner Ankunft ringsum merkwürdig, ja sogar sehr merkwürdig wird (die Dialoge beherzigen oftmals derartige Wortwahl). Nicht, dass die Vermengung aus Horror und Sex enorm verdichtet vorangetrieben wird, dafür ist D’Amato schlicht zu lässig im Sleaze eingelebt – so begibt man sich also trotz abergläubischer Warnung recht locker verkumpelt auf die hohe See, selbst wenn sich passivaggressive Tendenzen der Begattungshingabe einschleichen. Warnung vor dem Ami, ne.
Gleichsam nett und frustriert geht man auch mit dem
letzten Großvater auf der Insel um, der die ungebetenen Gäste forthaben und
auch kein Geld annehmen will, was John genauso wenig annimmt wie die Abfuhr
durch dessen Enkelin Luna (Laura Gemser) – erst recht aufgrund des
Geheimnisses, warum sie auf keiner seiner Vermessungsfotos zu sehen ist und
sich für den Zuschauer ersichtlich dauernd in eine niedliche schwarze Katze
verwandelt. Man ahnt: Irgendwann kommen die Zombies aus ihren Gräbern hervor,
doch bis dahin darf es jeder mal mit jedem versuchen, wobei Larry natürlich am
besten abstaubt: Der bekommt einen Fetisch
zum Schutz und badet unter heißen Stößen mit Luna zusammen im blauen Mondlicht –
passend zu seinen dauernassen Jeans. Zuvor durfte er auch schon den Tanz einer
Korken verschlingenden Schönheit als Privatvorstellung erleben, anhand
derselben entschleunigten Hypnose wird er auch mit dem Ensemble an Untoten
konfrontiert. Dieses verteidigt Grund und Boden eher im Schleichtempo der „Rückkehr
der Zombies“, wird aber beinahe so ruppig wie bei Fulci zerteilt, ehe mit
fataler Fellatio gekontert wird. Am Ende wachen eh alle voller Sand in den
Hosen an derselben Strandbucht unter Palmen auf. Die Grenzen zwischen Realität
und Fantasie verschwimmen da aber am Schärfsten, bis dass der Wahnsinn die Enthemmung
fördert und selbst in der Klapse ein Happy-End hinterlässt, solange die
filmische Nutzung von Fleisch in jene Extreme schippern darf, welche D’Amato hier
als Lust- und Muntermacher für Kolportage-Freunde fetischisiert hat.
Wow, was für ein hinreißender Titel, „Blood Mania“! Ich sträube mich ein
bisschen davor, die deutsche Verleihtaufe „Porno
Mania“ zu verwenden, da sie falsche Erwartungen schüren dürfte, aber im
Grunde trifft das auch auf das originale Pendant zu, so lange man auf die
Hysterie im Blutrausch warten darf. Der Film von Robert Vincent O’Neill („Angel“)
ist aber auch per Selbstdefinition weniger einer, in dem viel passiert, wo es
zudem nicht zu straff wiegt, wie alles daran vor sich geht. Er ist hingegen ein
Kapitel US-amerikanischer Sexploitation,
das sich mit innerfamiliären Intrigen ausstattet, aus denen sich „Dallas“ bzw. „Denver-Klan“-Episoden bilden ließen. Gerade dieses infame Melodram
binnen höherer Gesellschaft und niederträchtiger Skrupel hält die 80 Minuten
Laufzeit aber wacker zusammen – und die Genre-Zutaten dazwischen lassen so froh
und angeregt aufglucksen, dass es nicht bloß auf die weiblichen Schauwerte
zurückfällt. Ach, wen will ich auf den Arm nehmen? Von Anfang an gibt’s Brüste und durchsichtige
Babydolls in die Linse, aber immerhin in einer dieser von klaustrophober
Finsternis benebelten Umnachtungen, wie sie anno 1970 gang und gäbe waren, hier eine
Verfolgungsfantasie inne haben, die sich der schwerreiche Ridgeley Waterman (Eric
Allison) zusammenträumt, während er seines schwachen Herzens wegen ans Bett
gebunden ist.
Der Frust und seine psychischen Ventile sind derart klischeearistokratisch, dass sie auf den Zynismus von Tochter Victoria (Maria de Aragon) abfärben und vorwegnehmen, dass ein kollektives Trauma an Missgunst, Männerhass und Gier in der Sippe schlummert – was allerdings nicht exklusiv an ihnen verbleibt. So gerät Waterman-Kollege Dr. Craig Cooper (Peter Carpenter – das Missing-Link zwischen Tony Curtis und Ryan Gosling) als verdeckter Liebhaber Victorias in die Bredouille, zum Abbezahlen seiner Schulden bei einem alten Freund Moneten heranschaffen zu müssen, welche die Dame des Hauses ihm verspricht, wenn er bei der Beschaffung der hochdotierten Erbschaft mithilft. Oy, das klingt gerissen, doch er hat kaum eine andere Wahl – und das, obwohl seine treu ergebene, rothaarige und vollbusige Schönheit Cheryl (Reagan Wilson) zuhause auf ihn wartet, ihn zu Beginn schon per Schaumbad aus der Morgenmuffeligkeit erweckt und eine von vier sehr vergnügten Frauen in diesem Reißer ohne großartige Mengen an Reißertum darstellt. An zweiter Stelle stellt sich Krankenschwester Turner (Leslie Simms) vor, die selbst ihr Pleitekonto (auch bei den Männern) mit Humor nimmt und nur die besten Absichten in der Villa vorlebt; ab der zweiten Hälfte gesellen sich noch die alles durchschauende Kate (Jacqueline Dayla) und Unschuldsengel Gail Waterman (Vicki Peters) dazu, wobei letztere als Schwester Victorias flugs zur Konkurrenz wird.
Das rührt daher, dass Craig der femme fatale nach einem psychedelischen Techtelmechtel einige Aufputschmittel überlässt, die sie unter des verhassten Vaters Nase hält. Mit dem folgenden Exitus fühlt sich Craig jedoch umso mehr in der Schlinge, dass er allmählich mehr Gefallen an Gail findet, mit der er einige wirklich schöne Stunden am Strand (inkl. Dogge) verbringt. Bis dahin füttern jedoch vielerlei widersprüchliche Eindrücke die Ambivalenz zu solchen Szenen. Man bedenke allein, wie sich Cheryl für ihren Beau aufopfert, sich dessen Erpresser hingibt, dass keine Schulden mehr über bleiben. Oder dass er überhaupt erpresst wird, da er einst illegal bei Abtreibungen mitgeholfen hatte und nun seine Lizenz verlieren könnte – spielt dieser Film im Jahre 2017? Victoria kann man ebenso nur bedingt böse sein, so tolle Jenseitsgemälder sie gestalten kann und sich mit einem erzgrantigen Papa abmühen muss, der im Blitz der Erinnerungen seiner Töchter wohl noch mehr Unheil auf dem Kerbholz hatte (O’Neill hält das aber vage genug – es bleibt spannend!). Das alles führt schließlich zu tödlichen Impulsen, die sich jedoch so pointiert auf den Wahnsinn konzentrieren, dass sie die Wartezeit deutlich Wert waren – erst recht, da jene Überbrückungsphase sinnliche Kontraste vergänglichen Bürgertums lieferte, die in ihren konkreten Launen ein Schauspiel voller Spaß am Ekel und Legeren in den Marmor meißelte.
Ein-Satz-Kritiken für zwischendurch:
„Sasori - Scorpion“ - Ich habe mich davor gesträubt, eine weitere Lobeshymne zu diesem allseits bekannten Knastreißer beizutragen, obgleich ich Shun'ya Itô schon bei seinem „Curse of the Dog“ schwer zu schätzen wusste, der hier ebenso reichlich Expressionismus in das Milieu gebeutelter Weiblichkeit und Vertrauensvergänglichkeit infusiert, audiovisuell hypergeschickte Überraschungen anhand eines nihilistischen Infernos an Sadismus und Überschwang zum Hochgenuss der Rachekunst Meiko Kajis verdichtet, das Leiden und die Korruption an der Landesflagge gleich mitsymbolisiert, aber eben auch schon so bekannt ist, dass ich mir die größeren Brocken an Kritik eventuell eher für die Fortsetzungen aufheben möchte, welche ich natürlich kaum erwarten kann.
„Macabro - Die Küsse der Jane Baxter“ - Wer die letzten Jahre zufälligerweise nicht von Lamberto Bava und einigen hiesigen Retrospektiven zu seinem Werk gehört hat (schaut einfach mal auf die Ausgabe, die letztes Jahr am 17.04. rauskam - doller Zufall, wa?), muss ich in dem Fall leider auch um Verständnis bitten, wenn ich auch hier nicht die Absicht habe, auf den fahrenden Zug ausführlicher Reiteration über dessen Qualitäten aufzuspringen, zu alledem nicht die Besonderheit in der Handhabe dieses psychologischen Thrillers verraten möchte, mit welcher so viel Ambivalenz und Charaktertiefe gefördert wird, dass der makabre Sleaze-Faktor von naturalistischer Sehnsucht zeugt, wenn Blindheit und Verzweiflung binnen der Straßen wie Villen New Orleans in eine Schicksalschronik eskalierender Heimlichkeiten münden.
„Zûmu appu: bôkô genba“ aka „Zoom Up: Rape Site“ - Die Reihe hatte ich schon einige Male hier in die Höchstklasse an Besprechungen gepusht und obwohl jenes Segment aus der Nikkatsu-Schmiede noch immer einen tollen bizarren Voyeurismus an den brachialsten Untaten der von den eigenen Geschlechterrollen und Fantasien frustrierten Gesellschaft Japans festmacht, gehen die Qualitäten etwas plumper von dannen/auf die Schauwerte zu, welche Mord und Sex innerhalb ihres Charakterspektrums als Ansteckungsgefahr psychologisieren, sich in der Autopsie der Perversion jedoch schneller als gewünscht auserzählen, bei knapp über einer Stunde Laufzeit aber noch die schärfste wie widerwärtigste Form der Pinku-Eiga-Sozialkritik schlechthin markieren.
„Jack Reacher: Kein Weg zurück“ - Von den Grundzügen her müssten dieselben zielsicher analytischen Qualitäten des Ex-Militärs Reacher (Tom Cruise) hier noch aus Teil 1 vorhanden sein und kräftig über alle Regierungs- wie Staatsgewalten hinweg zuschlagen können, ohnehin eine tolle ebenbürtige Partnerin in Cobie Smulders (auf obigen Banner wie bei meinem Beitrag zu „Results“ mit Mütze abgebildet) inne haben, doch was Edward Zwick als Regisseur und Ko-Autor dann allerdings etwas doll abhanden geht, ist einerseits die Stringenz der Titelfigur in Relation zum hiesigen Verschwörungsplot nach Schema F (inklusive Bösewicht-Blassbacke deluxe) und andererseits die emotionale Bindung in Gestalt der angeblichen Tochter Reachers, deren Involvierung auf solch forcierte Signale des Älterwerdens setzt, dass es beinahe schon einen provisorischen Charakter im Sinne von 'Das ist der letzte Teil, lassen wir's gemächlich ausklingen, wir lernen jetzt, eine Familie zu sein' besitzt.
„The Light Between Oceans“ - Zugegebenermaßen lasse ich mich gerne von der Ära unabhängig in Melodramen zur See hineinziehen, die ihre Schicksalswendungen so offen austragen, dass man einen Höhenkoller der Gefühlsduselei erleiden müsste, doch Derek Cianfrances Variante des Kontinuums Trauma-Unzugänglichkeit-Hoffnung-Geheimnis-Pseudoglück-Schuld-Gewissen-Offenbarung-Trauma-Patchworkfamilie (der letzte Punkt ist speziell sein Ding, schon klar) macht sich oftmals mit solch beliebigen bis theatralischen Phrasen und Stilisierungen Luft, dass man ihm auch angesichts der effektiveren zweiten Hälfte eine Ungeniertheit zum Kitsch à la Nicholas Sparks wünschen möchte, während per Alexandre Desplats Geklimper und verkrampften Dringlichkeiten zum Qualitätskino hin durch die Bank weg jedoch ein Lebenswerk suggeriert werden soll, dem zum Atmen schon von Vornherein jede Geduld fehlt.
So, jetzt geht's weiter im Text!
Ins nächste feindselige Interieur geht es sodann „Hinter Klostermauern“, ein Film, der
zig Flaschen an Essig geschluckt zu haben scheint, ohne dass man als Zuschauer
einen Brechreiz daran empfinden müsste – und das obwohl er von Harald Reinl
stammt! Ich möchte nicht unnötig streng gegen den Mann wettern, doch bisher
schien mir sein Beuteschema an Stoffen eher nach Staubmenge und Auftragsentgelt
ausgerichtet, als dass distinktives Verlangen aufkommen könnte, dass über die
Toleranz für seine „Winnetou“-Stoffe
hinausgeht. Vielleicht hab ich ihn auch in einen Topf mit Wolfgang Liebeneiner
geworfen, aber gemessen an diesem Frühwerk werde ich meine Haltung natürlich
überdenken, selbst wenn man merkt, auf welche moralischen Themengebiete er in
Zukunft zurückgreifen würde (siehe „…und
die Bibel hat doch recht“). Ehedem jedoch der Fall ist, wird man von der
groben Kelle des jüngst aus dem Knast entlassenen Thomas Holinka (Philip Dorn
alias Frits van Dongen) überwältigt, vielmehr aber noch von der pechschwarzen Ungnade
der Nachkriegszeit, die reichlich Eskalationen bietet wo alles andere kaum noch
gedeiht – keine Jobs, keine Behausungen, keine Zwischenmenschlichkeit; dafür
Alk, gezinkte Karten, falsche Freunde und Familienleben ohne feste Zukunft. Was
man sich da um die Ohren schnauzt und fetzt gewinnt zudem an Deftigkeit, wie
erdrückend Optik und Ton kooperieren, Ödland am Tiefpunkt zu extremisieren, was
vielleicht auch deshalb so schauerlich scheint, da allesamt nachsynchronisiert
sind - besonders an der Statur Holinkas gilt es sich zu messen, der einen stets
wie „Tarantula“ auf dem Kieker hat.
Wie gefährlich der Typ doch wirkt, obgleich der angefahrene Hund in ihm um die Straßen und Kneipen kreuzt, nichts für Freundin Kathrin (Katharina Mayberg) und den gemeinsamen Sohn Peter (Peter Fischer) tun kann, als sich Schulden bei Kumpel Joschi Panek (Harald Holberg) anzusaufen. Die umherirrende Räude findet allerdings doch noch unter Einsatz von Faust und Scherben einen Unterschlupf jenseits der Behörden im verlassenen Kloster, lädt sich seine Liebsten gleich mit ein und lässt wundern, wie man in solch Gemäuern direkt aus „Das Schöne und das Ungeheuer“ nur wohnen wollen würde. Kein Geschmack, wohl eher aber keine Wahl in der desaströsen Stimmung – aber pass mal auf, sobald die Nonnen unter Oberpriorin Olga Tschechowa in ihr Hab und Gut zurückgeführt werden sollen: Da will die Staatsgewalt Besetzer Holinka mit allen Mitteln rausreißen, doch die Geistlichkeit bringt eine Wende ins Geschehen, so wie der Film auch nicht die politischen Anspielungen darin verhehlt, den Wiederaufbau per CDU gegen die (explizit erwähnte) KPD und Sozialschmarotzertum auszuspielen. Genauso konservativ lässt sich der kommende Handlungsverlauf begreifen, da Holinka bleiben darf und eine Anpassung zur charakterlichen Besserung erfährt, allerdings fährt er bis dahin durchweg einen solchen Konfrontationskurs, dass es eine helle Freude ist, mitanzusehen, wie angsteinflößend sich unbedingte Barmherzigkeit und Faustrecht auf den heiligen Fluren gegenüberstehen.
Bei den Bemühungen trifft man sich insofern eher unfreiwillig, wenn der kleine Peter z.B. in die Küche läuft und fortan immer ein kleines Stück Kuchen abkriegt, was ihm der Paps sofort verbietet, da er aus Stolz und Nihilismus keinerlei Hilfe und Bekehrung von den Pinguinen annehmen will – doch sobald es darum geht, was man alles im Krieg gesehen und was Gott zugelassen hat, ist der Abstand zwischen den Welten gar nicht mehr so weit. Das heißt, wenn man übersehen kann, wie brünstig das monochrome Gift die Führung in den Abgrund strafft, wie unwirklich die Elemente darin aufflackern und ihre Symboliken an den wolkenschweren Horizont zimmern, wie restriktiv das menschliche Wesen unter jener Kutte das Sprechen in eremythischer Verschwörung lernt, eben auch wie die Unterwelt via Joschi einem Tumor ähnlich im Gewissen anwächst. Da sind die bloßen Hausbesuche bald wieder Suffekstasen, die sich die Pfoten aufschlitzen und jeden Pfennig abschwatzen lassen, während der Lernprozess bei den Holinkas kontinuierlich unter Proto-Winnetou-Tönen ankommt und doch keinen Schwung an Spannung verliert, wenn die kirchliche Oberleitung am Zweck des rehabilitierenden Gärtners in Thomas zweifelt und Joschi (wahrscheinlich auch aus Neid) die Begleichung herbei manipuliert. Wie kann das nur ausgehen, wie wird Kathrin die zweite Schwangerschaft überstehen, wie finster wird die sakrale Moral und ihr Gesellschaftsbild in Erinnerung bleiben und wie toll wird man diesen Horror an verschleppter Wiedergeburt empfehlen können? Alle Antworten führen zu Höchststufen, soviel sei gesagt.
So, jetzt lassen wir die frommen Brüder und
Schwestern mal dort, wo sie sind und widmen uns im Folgenden den „Sisters in Leather“ sowie ihren heißen
Öfen. Zoltan G. Spencers Nachfolgewerk zu „The
Satanist“ mausert sich erneut zum Nudie-Cutie
promiskuitiver Beischlafsdrolligkeiten inmitten abwegiger Milieus und
stockspießiger Mittelklasse-Erzähler, wobei letztere erneut für keinen Moment
ihres Handelns unterschlagen können, wie dürftig sie ihre Hemmschwellen
einhalten. Opportunismus und Voyeurismus schlagen also erneut zu, wenn sich
Mustergatte Joe (der passgenau unsichere Tony-Lo-Bianco-Imitator Dick Osmun)
auf einen Quickie mit Dolly (Karen Thomas) im Cabriolet einlässt, dafür auf
eine Kiesgrube fährt und beim Auspacken feststellen muss, dass die
feministisch-lesbisch-teilweise-bisexuelle Bikergang unter Herrschaft von Butch
(Bambi Allen) Fotos von seiner Tat geschossen hat und ihn damit erpresst. Man
liegt richtig, wenn man Dolly als Teil des Plans vermutet, umso weniger ist Joe
im Folgenden nicht in der Stimmung, sich mit seiner Frau Mary (Kathy Williams) aufs
Zwerchfell zu legen. Kerl, die gute Dame ist dauernd im Negligé zuhause, hübsch
und willig auf der Matte, wie es beim Eheduo im „Satanist“ schon zuging, doch bei der selbst eingebrockten Suppe
Joes ist ihre Ansage nur recht: Entsage der Liebe deiner Frau und du brauchst
kein Mitgefühl von ihr zu erwarten.
Das gilt vor allem dann, wenn er sich per Voiceover zu erklären versucht, dass er beim Wiedersehen mit Dolly zur Geldabnahme erst wieder heiße Eisen schmieden wollte. Gut für ihn, dass sie ja auch angeturnt ist, doch beim nächsten unvermeidlichen coitus interruptus gerät die Sache für ihn eben noch ärger aus dem Ruder. Ärger wird es für den Zuschauer allerdings kaum, schließlich überzeugen die Schwestern seine Frau davon, was für ein Betrüger er doch sei und laden sie zu einem Picknick unter der Sonne L.A.‘s ein, bei dem die Hüllen so schnell fallen, wie man auch gemeinsam den Körperkult per Fotosession, Sonnenöl und kreisrunden Motorradspuren im Sand feiert. In solchen Szenarien weiß Spencer Kamera und Jazz wie gehabt zu baden, wie es kaum entspannter mit der Schönheit der Weiblichkeit und der Freiheit des Zeitgeists zugehen könnte – insgesamt verdichtet er den Plot aber um viele Ebenen mehr als in seinem letzten Werk an (auf die Bescheidenheit des Seins konzentrierten) Ausschweifungen, da Joe nach Hilfe sucht und prompt einigen Biker-Herren mit demselben Blitzemblem wie dem der Asphaltmädels in die pappigste Bar aller Zeiten folgt. In jener gemütlichen Ausstaffierung eines Containers braucht er zunächst noch Ewigkeiten, um den Wiedererkennungswert an jenen Herren zu überprüfen bzw. um mit anzusehen, wie sich allesamt von einer Stripperin aus verwandtem Milieu (Pat Barrington) den Kopf verdrehen lassen.
Daraufhin unterbreitet er dem Anführer Mike (Larry
Martinelli) das Angebot, Mary aus den Klauen der Schwesternschaft zu befreien,
wobei er hauptsächlich darauf setzt, dass sich der Biker wie er im männlichen
Stolz verletzt fühlt, da sie sich dasselbe Logo teilen. Klingt auch so, als ob
die Jungs auf Krawall scharf sind, aber natürlich versteht Joe deren Welt
genauso wenig, wie käsig er auch die letztendliche Lösung zwischen den Parteien
einschätzt. In der Hinsicht offenbart sich auch, wie verbohrt Mary mit dem
Wandel zwischen gegebenen und neuen Verhältnissen umgeht, dass sie es vor allem
vor ihrem Mann nicht zugeben kann, wie erregt sie das Liebkosen im
Initiationsritus unter Frauen genossen hat. Stattdessen verlässt sie zusammen
mit Retter Joe flugs die Wohnung,
während sich die Biker-Truppen untereinander spielerisch necken und auf Tuchfühlung
gehen – natürlich in solch einer Laufzeit, die sich unter Rockabilly-Bässen vollends den sinnlichen
Nebensächlichkeiten hingibt, auch wenn Butch mehrmals das Leder des lachenden
Mike anzuschlitzen versucht. Ich kann gar nicht mal sagen, ob es überhaupt
derart viele versöhnliche Biker-Streifen wie diesen gibt oder auch solche, die
so wenig auf eine Dämonisierung jener Mannen/Damen setzen, während sich das
Spießertum innerhalb seiner eigenen Perspektive als verklemmte Witzfiguren vorführt.
Zoltan weiß, wie man mich glücklich stimmt und mit welcher üppigen
Menschlichkeit man knapp über eine Stunde Laufzeit verbringen kann, dass es wie
ein sonnenreifer Nachmittagsausflug besonders lange in Erinnerung bleibt.
Vadim Glowna hängt sich wie eine Klette an Hamburg
und fördert anhand seiner „Desperado
City“ darin wahrhaftigere Einblicke heraus, als man es über Jahrzehnte
hinweg von Romantisierungen und Verhärtungen des Kiez via St. Pauli und Co. zu
kennen glaubte. Das Regie- und Autorendebüt des gestandenen Darstellers (siehe
u.a. „Ediths
Tagebuch“, den Mann hatte ich schon mehrmals im Blog) schaffte es sogar bis
nach Cannes, doch warum über Erfolge reden bei einem Film, der die
Fluchtmaßnahmen aus dem permanenten Niedergang zwar über seine Charakteren
leicht verträumt ausdenken lässt, die Wirklichkeit fragmentarischer Baustellen
in der Persönlichkeitsfeststellung jedoch omnipräsent verdichtet? Die
Blues-Balladen von Stanley Walden, als er selbst ebenso in der Kneipe Cotton Club hier anzutreffen, sind da
noch die zugänglichsten Brücken zu einem Figurenfeld an scheiternden Existenzen,
die bittersüß um ihre Entwurzelung
hoffen, sich gegenseitig mit Druck, Erwartungen und Ängsten um nächtliche
Schluchten jagen. Da brennt die Luft vor Kühle, für einen Alptraum ist das
alles schon zu echt. Deswegen ergeben sich auch mehrere Lager und verkreuzte
Verhältnisse, Fürsorge und Gefahr bereits in der Frage, wer einem als Fahrer im
Taxi sitzt. Hilke (Vera Tschechowa) hat dieses Mal, am ersten Tag von der externen Erzählung des Films her, Glück, denn
vor ihr sitzt Skoda (Siemen Rühaak), ein junger Kerl, der immer weit ab und
zugleich sehr intensiv von seinem aktuellen Dasein nährt.
Später erfährt man zudem, dass er Bankierssohn ist
und da von Natur aus quasi die Faxen dicke hat, doch solche Werte entschlüsselt
der Film eher beiläufig als dass er auf den dramaturgischen Effekt eingestellt
wäre. Mit der Spontanität erleben wir und er allerdings auch die Furcht Hilkes,
die aus ihrem Nachtclubjob auszusteigen droht, da die Taxigewerkschaft vor Ort
scheinbar aus sehr vage gehaltenen Gründen brutalen Zorres macht und sie in
permanente Panik/Konfrontation versetzt. Das Warum ist eben auch nicht so wichtig, solange das daraus
geschlossene Sein die Folgen dessen zeigt,
genauso lacht Hilke aber auch darüber, wenn Skoda zum Spaß ein Pärchen auf dem
Bürgersteig einkreist. Solche Situationen wirken alles andere als filmtypisch,
an der Dynamik an Ambivalenz zieht sich das Prozedere dann auch mehrmals auf,
ohne mit der Wimper zu zucken. Schlag auf Schlag geht man dann auch Friseusenazubi
Liane (Beate Finkh) auf den Grund, die mit den geistlosen Anforderungen der
Arbeit genauso wenig anfangen kann wie mit dem Stresslevel der Frau Mutter, die
ihren wackeligen Boden an limitierten Ressourcen anhand der Kontaktaufnahme zum
Exmann kaschieren will. Das Ehemalige zu reintegrieren, ist bei allen hiesigen
Wunden meist vergebene Mühe, auch bei Skodas Chefin Eva (Karin Baal), die ihn
bei sich hausen lässt und in der Entblößung versteckter Hoffnungen eine
verheerende Eifersucht aufspielt, sobald er dort Liane im Bett hat.
Den wird das deutsche Kino wohl nicht mehr so schnell los, den Alles-ist-verbunden-Faktor, doch Glowna weiß die Zufälligkeiten an Begegnungen in solch einer Stadt nicht noch extra zu kommentieren oder zu stilisieren. Skoda z.B. denkt ja eh schon weiter als alle anderen, zieht die Leute mit seinen Leinwandreminiszenzen und Träumen Richtung Amerika an, nimmt sich solange, was er braucht, bis es in der inzestuös konspirativen (heißt eben auch dem Zuschauer verheimlichenden) Vernetzung an Bekanntschaften wie Vermutungen (unschuldigerweise) seinetwegen heftig kriselt – die Herausforderung nimmt er gerne an! Es wird kriminell, es kommen aber auch Kindersärge in den Treppenflur, an denen Onkel Paul (Glowna selbst) vorbeigeht, um einen unverhofften Blowjob abzuholen – später raubt Joe eine Bank aus, bucht Tickets für den Abflug und legt Leichen seine eigenen Geldscheine in die Hand, wenn da ein gewisses Schuldgefühl besteht – andere kriegen wiederum Rasiermesserstriche im Gesicht ab, homoerotische Begegnungen im Aerobictanzclub, Liane hingegen Touren über den Hafen durch den Tunnel hinauf aufs Dach, ohne jemals irgendwo anzukommen. Von wegen leicht durchschaubar, diese Filmerfahrung, insgesamt aber auch so einfühlsam im Sozialunmut unterwegs, wie es im „Kiez – Aufstieg und Fall eines Luden“ noch einem (tollen) Cartoon ähnlich sah, hier beim Aufheben der Glassplitter die Finger zerschneidet und äußerst wilde Pflaster dafür findet, wenn die Staatsgewalt der Enttäuschung/Verzweiflung immer wieder auf die schwungvolle Verarbeitung via Stanley Walden trifft. Ein schnörkelloses Sittenbild mit Rotzjargon aus allen Ecken, nur für echte Desperados!
Passen die Kinderschuhe noch? Die sollte man nämlich
in seinem Inventar parat haben, wenn „Gang
Wars“ alias „Devil’s Express“ auf
dem Sichtungsplan steht. Dabei sind alle Versatzstücke in dieser Genre-Mixtur
schwarz auf weiß zunächst mal Erwachsenenkram, wie man ihn sich in aller Jugend
nur allzu idealistisch vorstellen kann: Ein urbanes Blaxploitation-Vehikel, das sich um eine Parade an Martial Arts und
fernöstlichen Mythen tummelt, bis ein Monster in den U-Bahn-Schächten NYCs
aufkreuzt. Der Herausforderer gegen jene Kreatur ist zudem niemand Geringeres
als Warhawk Tansenia – ein Name, der jede Hintergrundrecherche zur Person
völlig ergebnislos und überflüssig macht, insbesondere, wenn man seine Leistung
zu Gesicht bekommt, wie er dem Unheil Einhalt gebietet, vorher sowieso jedes
Viertel mit seiner schlagkräftigen Posse aufräumt. Ehedem geht es jedoch 200
Jahre vor Christus zurück in die Zeit gen China (= ein Park in Brooklyn), wo
eine Samurai-Variante und seine Mönche eine geheimnisvolle Schachtel in eine
Höhle verbannen, dass sie nie jemand finden würde – weshalb sie sich allesamt
auch die Köpfe absäbeln. Kann dieser blutige Frieden jedoch erhalten bleiben?
1976 jedenfalls sind Luke (oben genannter Warhawk) und sein Straßenbruder (Achtung:)
Rodan (Wilfredo Roldan) drauf und dran, von Harlem nach Hongkong zu reisen, um
die totale Erleuchtung zu erlangen – d.h. vor allem Sifu Luke, Rodan fungiert
eher als Anhängsel.
Sei’s drum, der Film verbringt ausgiebig viel Zeit damit, zu demonstrieren, wie sich ihre (etwas steifen) Kampfkünste bewähren; auch wie forciert ihnen die jeweiligen Black-Panther-Ansagen zu Körper und Geist, brothas und the man über die Lippen gehen – also nichts, was sonderlich an Unterhaltung mangelt, selbst wenn der Film seine produktionstechnisch limitierte Reiselust auf gewisse Längen der Offenbarung einstellen muss. Wenn es aber rund geht, dann gleich doppelt, denn Rodan findet nicht nur besagte Schachtel inklusive anreizenden Talisman in der Höhle, er schafft es beinahe aus Versehen auch, dass Luke in seiner wichtigen Meditation von einer Cobra gebissen wird! Aber wir reden hier eben von Luke, klar soweit? Es geht leicht verärgert zurück in die Staaten, doch das Böse aus Übersee folgt hinterher und übt die Gedankenkontrolle an einem unbedarften Chinesen, der fortan mit blinden (?) Monsterglubschern in die U-Bahn-Tunnel der Stadt stakst. Selbst solche am helllichten Tage inmitten der City gedrehten Szenen besitzen ein meditatives Tempo (und interessante Reaktionen/Kopfkino von ringsum), lassen an Faszination jedenfalls nicht locker, so wie man auch erst dann ungefähr per Montage mitkriegt, welchen Stellenwert Luke in seiner Nachbarschaft einnimmt - ergo mit welcher Lady er eine Wohnung teilt, mit welchen Kids er Baseball spielt und in welcher Kneipe man sich so kennt. Die wortlose Erzählung daran ist so basisch wie exemplarisch, dass der Film umso kuriosere Ausmaße unternimmt, um jede weitere Erwartung im Vornherein wegzuspülen - gerne auch mit einer dement nörgelnden Oma im Wagon.
So erlebt man wie folgt parallel die per Talisman verstärkten Rivalitäten zwischen Rodan und den asiatischen Gangs vor Ort um Preis wie Menge an Drogen, während das Ungeheuer im Untergrund aus seinem menschlichen Wirt platzt und Szene um Szene neue Opfer vom innerstädtischen Querschnitt her anlockt, Bulle Cris (Larry Fleischman) indes die Ermittlungen dazu aufnehmen sowie die Theorien über mutierte Kanalisationsamphibien (Vorschau auf die Turtles?) seines neuen Partners Sam (Stephen DeFazio) herunterspielen muss, sobald die Presse zuhört. Reichen knappe 80 Minuten an Laufzeit aus, um diese Eindrücke unter einen Hut zu kriegen? Regisseur und Ko-Autor Barry Rosen findet einen Weg, der sich nicht nur mit Verfolgungsjagden, deftigen Verhören und übertrieben blutigen Straßenkämpfen über Wasser hält, ehe das heiß erwartete Creature-Kostüm überhaupt mit der Kamera angerissen werden muss. Vieles hängt auch von dieser ureigenen grundsympathischen Unbeholfenheit in der Interaktion der Beteiligten ab, die sich wiederum nicht mit Scham bekleckert, stattdessen bedingungslos allen wunderbar absurden Impulsen im Topoi-Team-Up folgt, die Szenerien durcheinander würfelt und ankaut, bis schließlich die Frage erfüllt wird, wie „C.H.U.D.“ wohl ausgefallen wäre, wenn man eine menschliche Großtat wie Warhawk Tansania auf jenen Horror losgelassen hätte. Ich sag nur so viel: Man sitzt fassungslos da, in welches Delirium sich der Herr begibt, wie er vorher auch an die Mittel dazu kommt, alle Spezialeffekte innerhalb jener Entwicklungen ausfallen, die Ambivalenz zu toten und lebendigen Freunden seinerseits und die drollige Nachvollziehbarkeit des Grundguten dazu ausfällt… Es ist alles nur selbstverständlich für einen Film, der seine Schlusspointe mit einer durch Sam erkannten Zufallszitation von Cole Porter unterstreicht.
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