STORIES WE TELL - Da dieser Film von
2012 zwar schon seit geraumer Zeit im Ausland (auch fürs Heimkino)
erhältlich ist, hier aber erst nächstes Jahr im Kino läuft (!), versuche
ich mal nicht allzu viel zu spoilern. In dieser Dokumentation erleben
wir jedenfalls Sarah Polley's Versuch, ihre eigene Vergangenheit und
vorallem die ihrer Familie soweit zu rekonstruieren, dass ein möglichst
komplettes Bild der Ereignisse entsteht, die Vergangenheit unter jenen
Mitmenschen & Beteiligten in endgültigen Einklang gebracht wird und
um, in ihren eigenen Worten, das Wesen ihrer Mutter zum Leben
wiedererwecken zu lassen/ein Denkmal zu setzen, ihre Beweggründe hinter
ihren Handlungen zu verstehen, etc., etc.

Insgesamt hält sie sich dabei sogar mit allzu plakativen, emotionalen
Sentimentalanflügen angenehm zurück, erhebt jene im Film erzählten
Familienschicksale nicht in 'spezielle' Sphären, dürften sie doch
irgendwo in jeder Familie ebenso profan vorkommen. Viel spannender wirkt
dabei das übergreifende Konzept des Films, der nicht umsonst '
STORIES
WE TELL' heißt, eine gewisse Meditation über das Geschichtenerzählen und
des Erinnerns an Lebensgefährten, -Ereignissen und -Gefühlen versucht -
dabei die Notwendigkeit und 'Unmöglichkeit' narrativer Objektivität
aufbringt, auch ein gutes Stück die Formeln und Mittel klassischer
Erzählstrukturen und
*SPOILER* mitunter manipulativer
Dokumentationsvariationen
*SPOILER ENDE* erläutert. Ihr hättet mal mein
Gesicht sehen sollen, als so manches fast schon nebensächlich im Rahmen des dritten Akts
aufgedeckt wurde!
Entzaubert werden diese narrativen Hilfsmittel allerdings
keinesfalls, schließlich bleibt die Geschichte an sich eine wahre und
auch jene Gefühle der Befragten zur Geschichte kommen wahrhaftig zum
Vorschein (auch wenn Polley da doch noch in einer sentimentalen Montage
etwas affektiert auf die Tränendrüse drückt - wahrscheinlich aber auch,
um jene erzähltechnischen Werkzeuge nochmals greifbar zu vermitteln).
Von daher ein sehr interessanter Beitrag in diesem Genre, das meiner
Meinung nach immer irgendwo funktioniert, hier aber auch ein gutes Stück
aufgemischt wird (ähnlich
'THE GREATEST MOVIE EVER SOLD') und dabei auch
noch eine herzzereißend-ehrliche & höchst-persönliche (aber auch im
Endeffekt gezwungenermaßen subjektive) Lebensgeschichte lückenlos
nachvollziehbar macht, die uns deutlich macht, wie schön das Leben mit
all seinen Facetten und Irrwegen doch sein kann.
LUCIFER RISING - Wow! Welch ein vorzüglich-berauschender Trip durch
beschwörend-psychotronische, okkulte Bilderwelten unter unserer
weltlichen Oberfläche, zwischen den bröckelnden Wahrnehmungsspalten und
ausserirdischen Naturgewalten. Und dann auch mit so einem
abgespaced-krautigen Tonteppich aus elektronischen Phaser-Orgeln.
Hardcore-Mind-Bending, Liebe auf den ersten Blick ♥

COMPUTER CHESS - Das nenne ich doch
mal eine Ausnahmeerscheinung im Filmjahr 2013 - Regisseur Bujalski
erschließt für uns ein obskur-aberwitziges Dokument des unterschwelligen
Wahnsinns innerhalb eines Hardcore-Programmierer-Tournaments während
des Kalten Krieges. Im authentisch-primitiven TV-Kamera-Videolook (mit
ebenso schäbigen Videoeffekten amateurhafter Tage) umspielt er sein
gewitzt-ausgearbeitetes Nerd-Ensemble verhaltenster Natur in ein
konzentriert-verschachteltes Hotel, wo das soziale Gefüge auf
niedlich-ungemütliche Proben gestellt wird und auch ganz arg merkwürdige
Ungereimtheiten geschehen.

*SPOILER-ALARM* Wie ein Programmierfehler im digitalen System tauchen
dann nämlich in manchen Räumen zahlreiche Katzen und andere Glitches
auf, während unsere Charaktere wie Schachfiguren übers Spielfeld der
Etagen manövriert und manipuliert werden. Schließlich wird manchen
Teilnehmern dieses Wettbewerbs klar, dass die Maschinen wohl langsam
eigensinnig werden und sich darum auch allmählich das Pentagon in diese
unschuldige Runde von Technik-Meistern einschleust. So wie's nämlich
aussieht, ist jene Technik schon ein ganzes Stück weiter als
bodenständiges Schachspielen.
*SPOILER-ALARM AUS*
Die schon etwas gruselige Ader, die sich zum Ende hin ausarbeitet,
wird im Vornherein recht clever subtil aufgebaut, während sich im
Vordergrund die nervöse Zusammengerissenheit der Geek-Kultur mit ulkiger
Bescheidenheit auf technische Details beruft, sobald sie mit allzu
menschlichen Anwandlungen und Problemen arbeiten muss - allerdings auch
keinesfalls so plakativ wie z.B. bei '
RACHE DER EIERKÖPFE', da bleibt
'
COMPUTER CHESS' durchgehend naturalistisch-nüchtern, gönnt sich aber
auch immer zur rechten Zeit eine gute Dosis herausspringend-uriger
Wirrheit im logischen Prozess.
Ein echt geschicktes Weirdo-Schmankerl, welches trotz
augenscheinlich-biederer Ausgangslage (in streng-blassem Schwarz und
Weiß wohlgemerkt, das allerdings zum bindenden Komplex des Films 100%-ig
passt) eine sympathisch-voyeuristische Laune entwickelt und sich
gemütlich-zurückhaltend in wahnwitzig-perplexer Technokratie verliert.
Und alles an einem Wochenende irgendwo in der
kleinbürgerlich-amerikanischen Pampa - was ein Abenteuer!
KILLING SEASON - Ich habe nicht allzu
viel von diesem DTV-Produkt erwartet - ehrlich gesagt sogar das
Schlimmste, nachdem was einem der erste Sales-Trailer und Mark Steven
Johnson ('
Daredevil', '
Ghost Rider') im Regiestuhl so 'versprachen':
Ganz biederer und farbloser Survival-Forest-Actioner mit Balkangrütze.
Zu einem gewissen Teil finden sich jene Elemente sodann im fertigen
Produkt wieder, allerdings gelingt
KILLING SEASON zu meiner Überraschung
eine angenehme Stilsicherheit, welche den rachsüchtigen Konflikt zweier
Kriegsgebeutelter als kerniges, philosophisches Katz- & Maus-Spiel
versucht - dabei in der Extreme der menschlichen Jagd auf Schuldeinsicht
drängt, sogar mit brutalster, graphischer Folter.
Doch ich sehe diese Folter im Film, sowie das gesamte Eindringen von
John Travolta's Emir - dem heimsuchenden Geist aus dem Krieg - als
Ringen des Gewissens vom in den Wald zurückgezogenen Veteranen Benjamin
Ford (Robert De Niro), der sich aufgrund der Schatten seiner
Vergangenheit nicht in die Öffentlichkeit traut, aber auch nichts im
eigenen Geiste dazu unternehmen will, diese Vergangenheit zu
reflektieren und sich schlussendlich aus ihr zu befreien, nach neuen
Momenten des Lebens zu streben.
Am gemütlichen Kaminfeuer in der Hütte, wo Benjamin noch
abgeklärt-ziellos und 'zufrieden' haust (dabei sogar zögerlich die Taufe
seines Enkels absagt und immer wieder betont, dass er viel zu erledigen
hat, wo er aber doch hauptsächlich nur für sich selbst kocht und alte
Johnny Cash-Platten rauf und runter hört), versucht Emir diese Einsicht
seinerseits noch mit geschmeidigen Anstößen von Jägermeister
herbeizuführen, scheitert dabei jedoch an Benjamins abweisende
Vergangenheitsverklärung.
So muss er nun in der 2. Phase als unaufhaltsamer Gewissensbiss
alptraumhaft zuschlagen und wohl oder übel an schmerzhaften Nerven
ziehen, u.a. an Schrappnell aus dem Krieg im Knie, das sich Benjamin
nicht rausoperieren lassen will, da es ja eh nichts bringen würde
(obwohl er deshalb quasi freiwillig jede Menge Aspirin schlucken muss).
Aber genau das
BRAUCHT Benjamin für sein Seelenheil, zudem zeigt Emir
ihm danach mit seiner 'latenten' Bedrohung an dessen verbliebene Familie
auch, dass es für ihn noch immer etwas gibt, wofür es sich zu leben und
zu kämpfen lohnt. Ein klarer Reminder vom innewohnenden
Überlebenswillen des eigenen Geistes in den Gedankengängen Benjamins.
Wie sonst kann man sich erklären, dass sich beide Jäger sodann stets
wie Ying und Yang vervollständigen, austricksen, quasi schlagfertig
Gegenargumente zum Abwägen eines Gedankens bereithalten und sich
schlussendlich in einer mysteriösen, ausgebrannten Kirche, mitten in den
dunklen Wäldern, wiederfinden? Dort, wo Emir Benjamin nicht nur das
Knie aufschlitzt (was er deutlich als Hilfe benennt) und dieser daraus
endlich das Schrappnell zieht, um sich zu verteidigen, sondern wo
schließlich auch die Sünden gebeichtet werden und zur ultimativen
Vergebung beider Seiten füreinander in den himmlischen Bergen darüber
ansetzen.
Natürlich bedient Regisseur Johnson dabei alteingesessene
Genre-Tropes, gemahnt mit ruppigen Survival-Techniken und krautigen
Männerheilmethoden sagenhafter Naturesoterik an martialistisches
Heldenkino alà
RAMBO und versetzt dieses in eine schroffe Welt der
Altherren-Gemütlichkeit & -weisheit schwafelhaftester
Gentlemen-Dialoge. Seine Gestaltungskünste erweisen sich dabei
wohlweislich inspirierter als bei früheren Arbeiten und deuten durchaus
darauf hin, dass
KILLING SEASON anfangs tatsächlich für die große
Leinwand gedacht war.
Mit der Glaubwürdigkeit nimmt er es leider nicht allzu genau (allein
Travolta mit dieser Gesichtsbehaarung, weia) und verhaspelt sich bei so
einigen Szenenübergängen, kann leider auch nicht immer Drive und
Spannung aufrecht erhalten - da wird er dann ab und an unfreiwillig
komisch und lässt auch manche Bilder und Erklärungen einfach zu lange
stehen (z.B. die letzten 2 Szenen vor dem Abspann waren meiner Meinung
nach komplett unnötig).
Und dennoch, obwohl er auch teils absolut schockierende und
abstoßende Widerlichkeiten für den gequälten Benjamin zu Tage fördert,
ergibt er sich schlussendlich nicht der blutrünstigen, exploitativen
Rache, welche die Packung verspricht - setzt auf einen bitteren und
dennoch befreienden Schlusspunkt der Offenheit & Einsicht auf
komplett archaischem Gestein, mit 2 Männern und einer Winchester im
lauen Morgengrauen. Hier findet die Gewalt ihr Ende und die beiden
kämpfenden Seiten von Benjamins Gewissen endlich ihren lang ersehnten
Frieden.
Das hat schon eine gewisse Größe, wie aus einem klassischen Western,
wird sogar noch vom fantastischen Score von Christopher Young
unterstrichen. Da mag
KILLING SEASON in seiner nicht immer
formvollendeten Erscheinung und Umsetzung insgesamt verhältnismäßig zwar
immer noch recht klein aussehen und hilferingend um Anerkennung buhlen,
doch in diesem Fall denkt das Herz mit und regelt die Hebel am
wichtigsten Pult - war am Ende doch tatsächlich eine nette Überraschung.
EIN SATANSBRATEN KOMMT SELTEN ALLEIN - Unverhofft erlebt man
im Jahr 2013, wo der Großteil aller Komödien in
unterirdisch-verschnarchter und spießig-vulgärer Langeweile versauert,
gerade zum Schluss hin den wohl witzigsten Film ähnlicher Coleur im TV -
und er ist auch noch von 1991, sowie die geradezu hingeschluderte
Fortsetzung eines frech-hohlen Blödelwerkes (soweit ich mich an den
ersten Teil erinnere).

Bitte nicht falsch verstehen: Ich möchte '
EIN SATANSBRATEN KOMMT
SELTEN ALLEIN' nicht unbedingt als Offenbarung ausweisen, dafür hält
sich sein Niveau doch ausgesprochen 'klein', auch dank seinem
uninspirierten Auftragsregisseur Brian Levant ('
Flintstones',
'
Beethoven') am zweckmäßig-gelenkten Steuer. Doch herrje, welch eine
brachial-ulkige Gagmenge hier an den Tag gelegt wird - innerhalb einer
rudimentären und geradezu bewegungslosen Handlung, die einigermaßen
stimmig Sketch an Sketch aneinanderreihen soll.
Dabei wird eine übersteuert-groteske Version des poppigen
80s/90s-Amerikas dargestellt, wo jene Perfidität hinter dessen
kapitalistischen Dream persifliert und in seiner aufgetragenen
Spießigkeit vom titelgebenden, deftig Streiche-spielenden Kotzbrocken
von Lausbube, Junior, unterwandert wird - in stetiger
Worst-Case-Szenario-Reihenfolge, wo kein ultraplatter, profaner Spaß
ausgelassen, stattdessen enthusiastisch zelebriert wird.
Zwei bezeichnende Beispiele dazu - Erstens: Junior begegnet den
gruseligen Zwillingen von nebenan, wie sie mit einem selbstgemachten
Limonadenstand Geld machen wollen, während ihr typisch-amerikanischer,
lauter und fetter Vater im Garten arbeitet. Allerdings ist der Krug
Limonade leer - Junior heckt sodann (weil er die Familie nicht leiden
kann) einen gewieften Plan aus, bietet seine Hilfe an, den Krug
'nachzufüllen'. Es kommt, wie es bei solchen Frechdachsen kommt: er
pisst das Ding halbvoll (in Echtzeit) und stellt es verschmitzt ab.
UND
NATÜRLICH kommt sodann der Daddy vorbei und nimmt sich, wie er lautstark
ankündigt, einen beherzten Schluck davon! Gut schmeckt es ihm auch -
YES!
Zweites, surrealeres Beispiel: Junior will seine neue, amtierende
Mutter, die männerfressende Vamp-Lady Lawanda Dumore, aus dem Haus
austreiben. Also hypnotisiert er den Hund seines Opas, sie zu
attackieren. Der jedoch bleibt wie versteinert stehen. Schließlich
kommen irgendwann 2 schwule Hundefänger vorbei und kennen nur einen
Ausweg, die Töle wiederzubeleben: In ihrem Van haben sie eine
werbeträchtig aufgestellte und von US-Flaggen-Farben umringte
Dosenformation des Hundefutters '
CHOW DOWN', wodurch er wiederbelebt
wird, sich sofort schmatzend ans Essen macht und nach einem kurzen
Gegenschnitt einen turmhohen Scheisshaufen hinlegt. Solch dreist-plattes
Nonsens-Blödeln wird von mir natürlich mit hysterischem Gelächter
belohnt.
Leider muss auch allgemeines-Publikum-gerecht ein Stück
Familiensentimentalität durchgearbeitet werden, doch das hält sich für
den Großteil des Geschehens (Narrativ möchte ich das nicht nennen)
angenehm zurück, lediglich zum Ende schmälert dies ein bisschen das
schlagkräftig-honkige Vergnügen. Doch das nimmt man gerne in Kauf, wenn
man dafür im Restzeitraum eine herrlich-plakative,
klischeeverschleißend-durchgeknallte Realfassung eines
schnoddrig-spaßigen Cartoons erhält. Hat mich doch saumäßig gut
unterhalten, auch wenn der zugegebenermaßen saublöd und recht billig
rüberkommt. Passt schon.
EINER GEGEN DAS IMPERIUM - Der kleine,
gewitzt-unbeschwerte Bruder von Zulawski's '
DER SILBERNE PLANET'. Was
haben die Beiden so gemeinsam, fragt ihr euch? Nun, halten wir uns
passend zum Film stilgerecht simpel: der Jesus-artige Auserwählte, der
sich aus der steinzeitlichen, verwüstet-bergigen Postapokalypse zum
futuristischen Anführer der Menschheit erhebt; im Kampf mit den
eruptiven, mystisch-grotesken Gefahren der Planeten-Natur; wird stets
von einer greifbar nahen Steadycam verfolgt und wirkt in seinem Narrativ
ausgesprochen fragmentarisch.




Schließlich wurde die internationale Kinofassung dieses Films nur
einigermaßen schlüssig (gegen Ende hin wird's recht kritisch
unnachvollziehbar) aus einer italienisch-tükischen Miniserie
zusammengeschnitten. Heimvorteil für
YOR (neben den bei ihm nicht
vorhandenen, endlosen Bedeutungsschwafeleleien seines 'großen Bruders'):
er darf mit vielen hübschen und leicht bekleideten Barbarendamen und
Prophetenblondinen anbandeln - kein Wunder also, dass er immer so
veschmitzt in die Kamera blickt, nachdem er als blonder Hühne
eindrucksvoll Pappdinos und Plastikandroiden verdroschen hat. Ganz süßes
Sci-Fi-Fantasy-Trash-Biest, inkl. klobigster Miniaturfiguren und -
kulissen. Mein Tipp: Alkohol bereithalten.
SUPERMAN RETURNS - Nun denn, nachdem
ich mich ja dieses Jahr ausgiebig mit
MAN OF STEEL und infolgedessen
auch mal mehr mit Superman beschäftigt habe, kam ich nicht umhin, auch
den letzten, vorherigen cineastischen Ausflug des Jesus-artigen
Tausendsassas,
SUPERMAN RETURNS, nochmals zu sichten - obwohl mir meine
erste Begegnung mit jenem Werk noch allzu negativ im Kopf umherschwebte.

Das größte Problem damals für mich war, wie wenig mich das Geschehen
packte - sogar soweit, dass ich am Ende nicht mal mehr wusste, was
überhaupt passiert war. Und ehrlich gesagt, kann ich mir nicht mal allzu
böse sein. Der Spannungsbogen mäandert allzu lauwarm vor sich her, die
Figur des Supermans erscheint höchst glatt & fehlerfrei-perfekt und
wenn man nicht allzu viel Einsicht in die früheren Teile mit Christopher
Reeve im Vornherein hätte, wüsste man gar nicht, was mit den meisten
Charakteren überhaupt abgeht - da vergisst Regisseur Singer einen guten
Teil nachvollziehbarer Charaktereigenschaften zugunsten der Bedienung
ikonischer Franchise-Merkmale/Gefühle (allein, dass Lois noch immer
nicht erkennt, dass sich hinter Clark's Brille der Mann aus Stahl
verbirgt).
Diese Anbiederung ans Nostalgische wäre vielleicht nicht ganz so
schlimm befremdlich (schließlich sind Donners Filme um
SUPERMAN
anerkannte, weltbekannte Genreklassiker), wenn der Film nicht dann noch
seinen bemühten Fan-Service in beliebiges, kotzübles Standard-Teal &
Orange hüllen und jene unbeschwerten Figuren aus 'derselben
Kontinuität' in eine existenzialistisch-melancholische Charakterstudie
einbetten würde, die sich nicht mal wirklich mit der Person des
Superman, sondern der Idee eines Superman beschäftigt (Nachfolger Snyder
hat bei seinem Neustart immerhin sofort festgelegt, wie die ganze,
dramatische Sache in seiner Vision funktioniert). Da nützt auch die
Euphorie des originalen John Williams-Theme nichts, wenn jenes Gefühl
von Singer in seinem Film kaum gedeckt wird.

Und dennoch kann ich vollkommen verstehen, warum diese Geschichte im
Endeffekt so verfilmt wurde: auf dem Blatt nämlich klingt die Geschichte
- um die selige Selbstaufgabe des Supermans, das Wohl & Glück der
Menschheit & seiner Mitmenschen über sein Eigenes zu stellen und als
Gutes-inspirierendes Wesen zu handeln - wie der perfekte Abschluss des
Superman-Mythos. Wie herzzerreißend-schön es dann doch sein müsste, jene
Kumpanen aus vergangenen Jahrzehnten nochmal so gut es geht wieder zu
versammeln/rekreieren, um ihnen einen wohlverdienten, passenden Ausklang
zu gewährleisten, alà Alan Moore's '
Whatever happened to the man of
tomorrow?'.
Diese Herzensangelegenheit Singer's kommt nun endlich auch bei mir an
und erschafft trotz vieler spürbarer Längen und nicht allzu aufgeregter
Gestaltung (mit in ihrer Gemächlichkeit fernab von Drive & Spannung
vorhandenen, potenziellen Action- & Dramahöhepunkten sowie
eintönigem Produktionsdesign) ein einigermaßen wohliges,
trübselig-elegisches Gefühl. Die besten Sequenzen erscheinen in diesem
Fall das innige Gespräch zwischen Lois und Superman im ersten Flug seit
Jahren, nachdem er sie und die Welt verlassen hatte und insofern erst
recht das letzte Drittel des Films, wo er sich schließlich (wieder mal
aufgrund eines dämlich-belanglosen Lex-Luthor-Plans) für die Welt opfert
und Lois, die jahrelang seine Nötigkeit für eben jene Welt
infragestellte, endlich einsieht warum die Menschheit IHN braucht, der
nun endgültig nach seinem größten, letzten Opfer im Sterben liegt. Echt
heavy und recht traurig.
Natürlich wird
SUPERMAN RETURNS durch diesen sentimentalen Homerun
seiner Story nicht von mir sofort heilig gesprochen oder gar perfekt.
Aber das kommt nun mal davon, wenn Superman an sich schon perfekt ist
und man seiner Perfektion (auch in Filmform) nachstreben möchte - das
ist nur menschlich. Allerdings sollte man bei so einer
Hardcore-Ehrerbietung einer Eskapismus-Ikone auch nicht vergessen, mal
einen ehrgeizigen Nukleus inspirierter Energie und Verspieltheit an den
Tag zu legen, so wie es die Vorgänger auch auf ihre Art machten. Von
daher: GoGo, Zack '
ich feier den morbiden Bombast mit inniger Hitze ab'
Snyder - spiel so wild mit dem DC Universum rum, wie es dir gefällt. Und
hol dir ja den emotionalen Core aus deiner eigenen Vision ab - dennoch:
netter Versuch, Singer, dein Herz saß auch am rechten Fleck.
GHETTO X-MAS - Vor geraumer Zeit
hatte ich mal über den Amateurfilm '
THINGS' aus Kanada berichtet, der
als Horrorfilm unter seinen produktionstechnischen Umständen alles in
den Sand setzen konnte, was Menschen (un)möglich war. Jetzt habe ich
einen weiteren Kandidaten eben jener Coleur entdeckt, der sich
mindestens genauso unfassbar in totales Talentfreiheits-Chaos verliert:
GHETTO-X-MAS aka
XMAS GHETTO LOVE, wie er auf verschiedenen, deutschen DVD-Covern
benannt wird, lockt mit Vergleichen zu '
FRIDAY' und '
AMERICAN PIE' - in
gewisser Weise bedient er irgendwo ganz bemüht deren
Genre-Charakteristika, aber wo ein gewisses Maß an Ambition zur
Unterhaltung angedacht war, verbreitet sich filmtechnisches Unvermögen
erster Güte, auf dass Narrativ und Stil in alle Himmelsrichtungen
auseinandergerissen werden.

Von dem, was uns im Endeffekt geboten wird, können wir immerhin
reichlich unfreiwilligen Humor entnehmen (denn jener freiwillige im Film
geht ausnahmslos baden), wobei zahlreiche Zutaten die Misere besonders
hässlich über den Bildschirm einschmieren: furchtbar planlose
Kameraführungen und schludriges Schnittgemenge auf billigem
Videomaterial (inkl. fehlerhaftem Credit-Block im Vorspann - wo u.a. nur
'
Story by' steht, bevor es zum nächsten Credit geht), pickelige
Laiendarsteller als ulkig-urbane Love-Tölpel, strapazierend loopige
Musik-'Tracks' und zur Krönung eine durchgehend verschissene Synchro aus
dem untersten No-Name-Bereich, mit hochgradig asynchronen, irrealen
Soundeffekten aus der Konservendose und einer offenbar unbeaufsichtigten
Tonabmischung, bei der die Stimmen immer wieder zwischen 'kaum
vernehmbar' und 'übertrieben verzerrt' pendeln.

Diese totale Katastrophe muss man einfach als fast schon
fantastisches Gesamtkonzept sehen, wandelt sich der doch recht simple
und schnarched-vorangetriebene Plot - über einen jungen Schwarzen, der
mit einer heißen Braut anbandeln will, dabei aber noch babysitten und
sich mit seinen kiffenden Kumpanen herumplagen muss - ungefähr ab der
Mitte durch eine exzessiv ausgewalzte Tanzsequenz im hypnotisch-stumpfen
Techno-Takt zum verwirrenden Nonsens-Trip im nächtlichen Inferno eines
einzelnen Hauses in Compton, wo keine Szene nach der anderen überhaupt
eine Art von verständlicher Kohärenz, audiovisueller Inhaltsvermittlung
oder innerer Logik versucht. Der Film gibt sich vollends selbst auf,
lässt startbereite Autos in einer Szene auf ihren Einsatz wartend stehen
und gibt 2 Minuten später den Befehl, sich endlich für 3, 4 Meter in
Gang zu setzen und ein paar totale Hoschi-Gangster wie New Kids
rumbölken zu lassen, bevor sie in der nächsten Sequenz auf einmal
komplett verschwunden sind. Ein waschechter 'Ghetto'-David-Lynch?


Ich will hier aber wieder mal nicht zuviel verraten. Falls jemand
tatsächlich zum zweifelhaften Glück kommt, diesen Film in deutscher
Fassung zu erwerben, wird er sowieso schon von der ersten, horriblen
Minute an am Sitz gefesselt sein - durchweg mit einem
Kinnlade-auskugelnden Staunen des Entsetzens. Ich sage nur soviel: wenn
nach einigen infantilen Versuchen der zugedröhnten Homies bei ihren
kotzenden, bisexuellen Begleiterinnen Beischlaf-technisch zu punkten,
urplötzlich die Erzählung von der blutig-detaillierten Fehlgeburt einer
dieser Damen als hysterischer Gag inszeniert wird - tja, dann ist das
Fest der Liebe im 'Ghetto' komplett ins perplex-minderwertige Fegefeuer
abgesunken. Ein absoluter Härtefall und eine hammerharte Entdeckung im
cineastischen Morast - unmöglich, dass diese 'Komödie' es tatsächlich
offenbar gerade noch so geschafft hat, als echter Film gesehen zu
werden. Diese Erfahrung hat es in sich (allerdings nur auf der dt. Tonspur, habe die originale vor kurzem nochmal gesichtet und die klingt einigermaßen kompetent und dynamischer)!