Sonntag, 29. Dezember 2013

Tipps vom 23.12. - 29.12.2013



STORIES WE TELL - Da dieser Film von 2012 zwar schon seit geraumer Zeit im Ausland (auch fürs Heimkino) erhältlich ist, hier aber erst nächstes Jahr im Kino läuft (!), versuche ich mal nicht allzu viel zu spoilern. In dieser Dokumentation erleben wir jedenfalls Sarah Polley's Versuch, ihre eigene Vergangenheit und vorallem die ihrer Familie soweit zu rekonstruieren, dass ein möglichst komplettes Bild der Ereignisse entsteht, die Vergangenheit unter jenen Mitmenschen & Beteiligten in endgültigen Einklang gebracht wird und um, in ihren eigenen Worten, das Wesen ihrer Mutter zum Leben wiedererwecken zu lassen/ein Denkmal zu setzen, ihre Beweggründe hinter ihren Handlungen zu verstehen, etc., etc.

 
Insgesamt hält sie sich dabei sogar mit allzu plakativen, emotionalen Sentimentalanflügen angenehm zurück, erhebt jene im Film erzählten Familienschicksale nicht in 'spezielle' Sphären, dürften sie doch irgendwo in jeder Familie ebenso profan vorkommen. Viel spannender wirkt dabei das übergreifende Konzept des Films, der nicht umsonst 'STORIES WE TELL' heißt, eine gewisse Meditation über das Geschichtenerzählen und des Erinnerns an Lebensgefährten, -Ereignissen und -Gefühlen versucht - dabei die Notwendigkeit und 'Unmöglichkeit' narrativer Objektivität aufbringt, auch ein gutes Stück die Formeln und Mittel klassischer Erzählstrukturen und *SPOILER* mitunter manipulativer Dokumentationsvariationen *SPOILER ENDE* erläutert. Ihr hättet mal mein Gesicht sehen sollen, als so manches fast schon nebensächlich im Rahmen des dritten Akts aufgedeckt wurde!

 
Entzaubert werden diese narrativen Hilfsmittel allerdings keinesfalls, schließlich bleibt die Geschichte an sich eine wahre und auch jene Gefühle der Befragten zur Geschichte kommen wahrhaftig zum Vorschein (auch wenn Polley da doch noch in einer sentimentalen Montage etwas affektiert auf die Tränendrüse drückt - wahrscheinlich aber auch, um jene erzähltechnischen Werkzeuge nochmals greifbar zu vermitteln). Von daher ein sehr interessanter Beitrag in diesem Genre, das meiner Meinung nach immer irgendwo funktioniert, hier aber auch ein gutes Stück aufgemischt wird (ähnlich 'THE GREATEST MOVIE EVER SOLD') und dabei auch noch eine herzzereißend-ehrliche & höchst-persönliche (aber auch im Endeffekt gezwungenermaßen subjektive) Lebensgeschichte lückenlos nachvollziehbar macht, die uns deutlich macht, wie schön das Leben mit all seinen Facetten und Irrwegen doch sein kann.




LUCIFER RISING - Wow! Welch ein vorzüglich-berauschender Trip durch beschwörend-psychotronische, okkulte Bilderwelten unter unserer weltlichen Oberfläche, zwischen den bröckelnden Wahrnehmungsspalten und ausserirdischen Naturgewalten. Und dann auch mit so einem abgespaced-krautigen Tonteppich aus elektronischen Phaser-Orgeln. Hardcore-Mind-Bending, Liebe auf den ersten Blick ♥




COMPUTER CHESS - Das nenne ich doch mal eine Ausnahmeerscheinung im Filmjahr 2013 - Regisseur Bujalski erschließt für uns ein obskur-aberwitziges Dokument des unterschwelligen Wahnsinns innerhalb eines Hardcore-Programmierer-Tournaments während des Kalten Krieges. Im authentisch-primitiven TV-Kamera-Videolook (mit ebenso schäbigen Videoeffekten amateurhafter Tage) umspielt er sein gewitzt-ausgearbeitetes Nerd-Ensemble verhaltenster Natur in ein konzentriert-verschachteltes Hotel, wo das soziale Gefüge auf niedlich-ungemütliche Proben gestellt wird und auch ganz arg merkwürdige Ungereimtheiten geschehen.

 
*SPOILER-ALARM* Wie ein Programmierfehler im digitalen System tauchen dann nämlich in manchen Räumen zahlreiche Katzen und andere Glitches auf, während unsere Charaktere wie Schachfiguren übers Spielfeld der Etagen manövriert und manipuliert werden. Schließlich wird manchen Teilnehmern dieses Wettbewerbs klar, dass die Maschinen wohl langsam eigensinnig werden und sich darum auch allmählich das Pentagon in diese unschuldige Runde von Technik-Meistern einschleust. So wie's nämlich aussieht, ist jene Technik schon ein ganzes Stück weiter als bodenständiges Schachspielen. *SPOILER-ALARM AUS*

 
Die schon etwas gruselige Ader, die sich zum Ende hin ausarbeitet, wird im Vornherein recht clever subtil aufgebaut, während sich im Vordergrund die nervöse Zusammengerissenheit der Geek-Kultur mit ulkiger Bescheidenheit auf technische Details beruft, sobald sie mit allzu menschlichen Anwandlungen und Problemen arbeiten muss - allerdings auch keinesfalls so plakativ wie z.B. bei 'RACHE DER EIERKÖPFE', da bleibt 'COMPUTER CHESS' durchgehend naturalistisch-nüchtern, gönnt sich aber auch immer zur rechten Zeit eine gute Dosis herausspringend-uriger Wirrheit im logischen Prozess.

Ein echt geschicktes Weirdo-Schmankerl, welches trotz augenscheinlich-biederer Ausgangslage (in streng-blassem Schwarz und Weiß wohlgemerkt, das allerdings zum bindenden Komplex des Films 100%-ig passt) eine sympathisch-voyeuristische Laune entwickelt und sich gemütlich-zurückhaltend in wahnwitzig-perplexer Technokratie verliert. Und alles an einem Wochenende irgendwo in der kleinbürgerlich-amerikanischen Pampa - was ein Abenteuer!




KILLING SEASON - Ich habe nicht allzu viel von diesem DTV-Produkt erwartet - ehrlich gesagt sogar das Schlimmste, nachdem was einem der erste Sales-Trailer und Mark Steven Johnson ('Daredevil', 'Ghost Rider') im Regiestuhl so 'versprachen': Ganz biederer und farbloser Survival-Forest-Actioner mit Balkangrütze. Zu einem gewissen Teil finden sich jene Elemente sodann im fertigen Produkt wieder, allerdings gelingt KILLING SEASON zu meiner Überraschung eine angenehme Stilsicherheit, welche den rachsüchtigen Konflikt zweier Kriegsgebeutelter als kerniges, philosophisches Katz- & Maus-Spiel versucht - dabei in der Extreme der menschlichen Jagd auf Schuldeinsicht drängt, sogar mit brutalster, graphischer Folter.

Doch ich sehe diese Folter im Film, sowie das gesamte Eindringen von John Travolta's Emir - dem heimsuchenden Geist aus dem Krieg - als Ringen des Gewissens vom in den Wald zurückgezogenen Veteranen Benjamin Ford (Robert De Niro), der sich aufgrund der Schatten seiner Vergangenheit nicht in die Öffentlichkeit traut, aber auch nichts im eigenen Geiste dazu unternehmen will, diese Vergangenheit zu reflektieren und sich schlussendlich aus ihr zu befreien, nach neuen Momenten des Lebens zu streben.

 
Am gemütlichen Kaminfeuer in der Hütte, wo Benjamin noch abgeklärt-ziellos und 'zufrieden' haust (dabei sogar zögerlich die Taufe seines Enkels absagt und immer wieder betont, dass er viel zu erledigen hat, wo er aber doch hauptsächlich nur für sich selbst kocht und alte Johnny Cash-Platten rauf und runter hört), versucht Emir diese Einsicht seinerseits noch mit geschmeidigen Anstößen von Jägermeister herbeizuführen, scheitert dabei jedoch an Benjamins abweisende Vergangenheitsverklärung.

 
So muss er nun in der 2. Phase als unaufhaltsamer Gewissensbiss alptraumhaft zuschlagen und wohl oder übel an schmerzhaften Nerven ziehen, u.a. an Schrappnell aus dem Krieg im Knie, das sich Benjamin nicht rausoperieren lassen will, da es ja eh nichts bringen würde (obwohl er deshalb quasi freiwillig jede Menge Aspirin schlucken muss). Aber genau das BRAUCHT Benjamin für sein Seelenheil, zudem zeigt Emir ihm danach mit seiner 'latenten' Bedrohung an dessen verbliebene Familie auch, dass es für ihn noch immer etwas gibt, wofür es sich zu leben und zu kämpfen lohnt. Ein klarer Reminder vom innewohnenden Überlebenswillen des eigenen Geistes in den Gedankengängen Benjamins.

 
Wie sonst kann man sich erklären, dass sich beide Jäger sodann stets wie Ying und Yang vervollständigen, austricksen, quasi schlagfertig Gegenargumente zum Abwägen eines Gedankens bereithalten und sich schlussendlich in einer mysteriösen, ausgebrannten Kirche, mitten in den dunklen Wäldern, wiederfinden? Dort, wo Emir Benjamin nicht nur das Knie aufschlitzt (was er deutlich als Hilfe benennt) und dieser daraus endlich das Schrappnell zieht, um sich zu verteidigen, sondern wo schließlich auch die Sünden gebeichtet werden und zur ultimativen Vergebung beider Seiten füreinander in den himmlischen Bergen darüber ansetzen.


Natürlich bedient Regisseur Johnson dabei alteingesessene Genre-Tropes, gemahnt mit ruppigen Survival-Techniken und krautigen Männerheilmethoden sagenhafter Naturesoterik an martialistisches Heldenkino alà RAMBO und versetzt dieses in eine schroffe Welt der Altherren-Gemütlichkeit & -weisheit schwafelhaftester Gentlemen-Dialoge. Seine Gestaltungskünste erweisen sich dabei wohlweislich inspirierter als bei früheren Arbeiten und deuten durchaus darauf hin, dass KILLING SEASON anfangs tatsächlich für die große Leinwand gedacht war.

Mit der Glaubwürdigkeit nimmt er es leider nicht allzu genau (allein Travolta mit dieser Gesichtsbehaarung, weia) und verhaspelt sich bei so einigen Szenenübergängen, kann leider auch nicht immer Drive und Spannung aufrecht erhalten - da wird er dann ab und an unfreiwillig komisch und lässt auch manche Bilder und Erklärungen einfach zu lange stehen (z.B. die letzten 2 Szenen vor dem Abspann waren meiner Meinung nach komplett unnötig).

Und dennoch, obwohl er auch teils absolut schockierende und abstoßende Widerlichkeiten für den gequälten Benjamin zu Tage fördert, ergibt er sich schlussendlich nicht der blutrünstigen, exploitativen Rache, welche die Packung verspricht - setzt auf einen bitteren und dennoch befreienden Schlusspunkt der Offenheit & Einsicht auf komplett archaischem Gestein, mit 2 Männern und einer Winchester im lauen Morgengrauen. Hier findet die Gewalt ihr Ende und die beiden kämpfenden Seiten von Benjamins Gewissen endlich ihren lang ersehnten Frieden.

Das hat schon eine gewisse Größe, wie aus einem klassischen Western, wird sogar noch vom fantastischen Score von Christopher Young unterstrichen. Da mag KILLING SEASON in seiner nicht immer formvollendeten Erscheinung und Umsetzung insgesamt verhältnismäßig zwar immer noch recht klein aussehen und hilferingend um Anerkennung buhlen, doch in diesem Fall denkt das Herz mit und regelt die Hebel am wichtigsten Pult - war am Ende doch tatsächlich eine nette Überraschung.




EIN SATANSBRATEN KOMMT SELTEN ALLEIN - Unverhofft erlebt man im Jahr 2013, wo der Großteil aller Komödien in unterirdisch-verschnarchter und spießig-vulgärer Langeweile versauert, gerade zum Schluss hin den wohl witzigsten Film ähnlicher Coleur im TV - und er ist auch noch von 1991, sowie die geradezu hingeschluderte Fortsetzung eines frech-hohlen Blödelwerkes (soweit ich mich an den ersten Teil erinnere).

 
Bitte nicht falsch verstehen: Ich möchte 'EIN SATANSBRATEN KOMMT SELTEN ALLEIN' nicht unbedingt als Offenbarung ausweisen, dafür hält sich sein Niveau doch ausgesprochen 'klein', auch dank seinem uninspirierten Auftragsregisseur Brian Levant ('Flintstones', 'Beethoven') am zweckmäßig-gelenkten Steuer. Doch herrje, welch eine brachial-ulkige Gagmenge hier an den Tag gelegt wird - innerhalb einer rudimentären und geradezu bewegungslosen Handlung, die einigermaßen stimmig Sketch an Sketch aneinanderreihen soll.

Dabei wird eine übersteuert-groteske Version des poppigen 80s/90s-Amerikas dargestellt, wo jene Perfidität hinter dessen kapitalistischen Dream persifliert und in seiner aufgetragenen Spießigkeit vom titelgebenden, deftig Streiche-spielenden Kotzbrocken von Lausbube, Junior, unterwandert wird - in stetiger Worst-Case-Szenario-Reihenfolge, wo kein ultraplatter, profaner Spaß ausgelassen, stattdessen enthusiastisch zelebriert wird.


Zwei bezeichnende Beispiele dazu - Erstens: Junior begegnet den gruseligen Zwillingen von nebenan, wie sie mit einem selbstgemachten Limonadenstand Geld machen wollen, während ihr typisch-amerikanischer, lauter und fetter Vater im Garten arbeitet. Allerdings ist der Krug Limonade leer - Junior heckt sodann (weil er die Familie nicht leiden kann) einen gewieften Plan aus, bietet seine Hilfe an, den Krug 'nachzufüllen'. Es kommt, wie es bei solchen Frechdachsen kommt: er pisst das Ding halbvoll (in Echtzeit) und stellt es verschmitzt ab. UND NATÜRLICH kommt sodann der Daddy vorbei und nimmt sich, wie er lautstark ankündigt, einen beherzten Schluck davon! Gut schmeckt es ihm auch - YES!


Zweites, surrealeres Beispiel: Junior will seine neue, amtierende Mutter, die männerfressende Vamp-Lady Lawanda Dumore, aus dem Haus austreiben. Also hypnotisiert er den Hund seines Opas, sie zu attackieren. Der jedoch bleibt wie versteinert stehen. Schließlich kommen irgendwann 2 schwule Hundefänger vorbei und kennen nur einen Ausweg, die Töle wiederzubeleben: In ihrem Van haben sie eine werbeträchtig aufgestellte und von US-Flaggen-Farben umringte Dosenformation des Hundefutters 'CHOW DOWN', wodurch er wiederbelebt wird, sich sofort schmatzend ans Essen macht und nach einem kurzen Gegenschnitt einen turmhohen Scheisshaufen hinlegt. Solch dreist-plattes Nonsens-Blödeln wird von mir natürlich mit hysterischem Gelächter belohnt.

 
Leider muss auch allgemeines-Publikum-gerecht ein Stück Familiensentimentalität durchgearbeitet werden, doch das hält sich für den Großteil des Geschehens (Narrativ möchte ich das nicht nennen) angenehm zurück, lediglich zum Ende schmälert dies ein bisschen das schlagkräftig-honkige Vergnügen. Doch das nimmt man gerne in Kauf, wenn man dafür im Restzeitraum eine herrlich-plakative, klischeeverschleißend-durchgeknallte Realfassung eines schnoddrig-spaßigen Cartoons erhält. Hat mich doch saumäßig gut unterhalten, auch wenn der zugegebenermaßen saublöd und recht billig rüberkommt. Passt schon.




EINER GEGEN DAS IMPERIUM - Der kleine, gewitzt-unbeschwerte Bruder von Zulawski's 'DER SILBERNE PLANET'. Was haben die Beiden so gemeinsam, fragt ihr euch? Nun, halten wir uns passend zum Film stilgerecht simpel: der Jesus-artige Auserwählte, der sich aus der steinzeitlichen, verwüstet-bergigen Postapokalypse zum futuristischen Anführer der Menschheit erhebt; im Kampf mit den eruptiven, mystisch-grotesken Gefahren der Planeten-Natur; wird stets von einer greifbar nahen Steadycam verfolgt und wirkt in seinem Narrativ ausgesprochen fragmentarisch.


Schließlich wurde die internationale Kinofassung dieses Films nur einigermaßen schlüssig (gegen Ende hin wird's recht kritisch unnachvollziehbar) aus einer italienisch-tükischen Miniserie zusammengeschnitten. Heimvorteil für YOR (neben den bei ihm nicht vorhandenen, endlosen Bedeutungsschwafeleleien seines 'großen Bruders'): er darf mit vielen hübschen und leicht bekleideten Barbarendamen und Prophetenblondinen anbandeln - kein Wunder also, dass er immer so veschmitzt in die Kamera blickt, nachdem er als blonder Hühne eindrucksvoll Pappdinos und Plastikandroiden verdroschen hat. Ganz süßes Sci-Fi-Fantasy-Trash-Biest, inkl. klobigster Miniaturfiguren und - kulissen. Mein Tipp: Alkohol bereithalten.




SUPERMAN RETURNS - Nun denn, nachdem ich mich ja dieses Jahr ausgiebig mit MAN OF STEEL und infolgedessen auch mal mehr mit Superman beschäftigt habe, kam ich nicht umhin, auch den letzten, vorherigen cineastischen Ausflug des Jesus-artigen Tausendsassas, SUPERMAN RETURNS, nochmals zu sichten - obwohl mir meine erste Begegnung mit jenem Werk noch allzu negativ im Kopf umherschwebte.

 
Das größte Problem damals für mich war, wie wenig mich das Geschehen packte - sogar soweit, dass ich am Ende nicht mal mehr wusste, was überhaupt passiert war. Und ehrlich gesagt, kann ich mir nicht mal allzu böse sein. Der Spannungsbogen mäandert allzu lauwarm vor sich her, die Figur des Supermans erscheint höchst glatt & fehlerfrei-perfekt und wenn man nicht allzu viel Einsicht in die früheren Teile mit Christopher Reeve im Vornherein hätte, wüsste man gar nicht, was mit den meisten Charakteren überhaupt abgeht - da vergisst Regisseur Singer einen guten Teil nachvollziehbarer Charaktereigenschaften zugunsten der Bedienung ikonischer Franchise-Merkmale/Gefühle (allein, dass Lois noch immer nicht erkennt, dass sich hinter Clark's Brille der Mann aus Stahl verbirgt).


Diese Anbiederung ans Nostalgische wäre vielleicht nicht ganz so schlimm befremdlich (schließlich sind Donners Filme um SUPERMAN anerkannte, weltbekannte Genreklassiker), wenn der Film nicht dann noch seinen bemühten Fan-Service in beliebiges, kotzübles Standard-Teal & Orange hüllen und jene unbeschwerten Figuren aus 'derselben Kontinuität' in eine existenzialistisch-melancholische Charakterstudie einbetten würde, die sich nicht mal wirklich mit der Person des Superman, sondern der Idee eines Superman beschäftigt (Nachfolger Snyder hat bei seinem Neustart immerhin sofort festgelegt, wie die ganze, dramatische Sache in seiner Vision funktioniert). Da nützt auch die Euphorie des originalen John Williams-Theme nichts, wenn jenes Gefühl von Singer in seinem Film kaum gedeckt wird.


Und dennoch kann ich vollkommen verstehen, warum diese Geschichte im Endeffekt so verfilmt wurde: auf dem Blatt nämlich klingt die Geschichte - um die selige Selbstaufgabe des Supermans, das Wohl & Glück der Menschheit & seiner Mitmenschen über sein Eigenes zu stellen und als Gutes-inspirierendes Wesen zu handeln - wie der perfekte Abschluss des Superman-Mythos. Wie herzzerreißend-schön es dann doch sein müsste, jene Kumpanen aus vergangenen Jahrzehnten nochmal so gut es geht wieder zu versammeln/rekreieren, um ihnen einen wohlverdienten, passenden Ausklang zu gewährleisten, alà Alan Moore's 'Whatever happened to the man of tomorrow?'.

 
Diese Herzensangelegenheit Singer's kommt nun endlich auch bei mir an und erschafft trotz vieler spürbarer Längen und nicht allzu aufgeregter Gestaltung (mit in ihrer Gemächlichkeit fernab von Drive & Spannung vorhandenen, potenziellen Action- & Dramahöhepunkten sowie eintönigem Produktionsdesign) ein einigermaßen wohliges, trübselig-elegisches Gefühl. Die besten Sequenzen erscheinen in diesem Fall das innige Gespräch zwischen Lois und Superman im ersten Flug seit Jahren, nachdem er sie und die Welt verlassen hatte und insofern erst recht das letzte Drittel des Films, wo er sich schließlich (wieder mal aufgrund eines dämlich-belanglosen Lex-Luthor-Plans) für die Welt opfert und Lois, die jahrelang seine Nötigkeit für eben jene Welt infragestellte, endlich einsieht warum die Menschheit IHN braucht, der nun endgültig nach seinem größten, letzten Opfer im Sterben liegt. Echt heavy und recht traurig.

 
Natürlich wird SUPERMAN RETURNS durch diesen sentimentalen Homerun seiner Story nicht von mir sofort heilig gesprochen oder gar perfekt. Aber das kommt nun mal davon, wenn Superman an sich schon perfekt ist und man seiner Perfektion (auch in Filmform) nachstreben möchte - das ist nur menschlich. Allerdings sollte man bei so einer Hardcore-Ehrerbietung einer Eskapismus-Ikone auch nicht vergessen, mal einen ehrgeizigen Nukleus inspirierter Energie und Verspieltheit an den Tag zu legen, so wie es die Vorgänger auch auf ihre Art machten. Von daher: GoGo, Zack 'ich feier den morbiden Bombast mit inniger Hitze ab' Snyder - spiel so wild mit dem DC Universum rum, wie es dir gefällt. Und hol dir ja den emotionalen Core aus deiner eigenen Vision ab - dennoch: netter Versuch, Singer, dein Herz saß auch am rechten Fleck.




GHETTO X-MAS - Vor geraumer Zeit hatte ich mal über den Amateurfilm 'THINGS' aus Kanada berichtet, der als Horrorfilm unter seinen produktionstechnischen Umständen alles in den Sand setzen konnte, was Menschen (un)möglich war. Jetzt habe ich einen weiteren Kandidaten eben jener Coleur entdeckt, der sich mindestens genauso unfassbar in totales Talentfreiheits-Chaos verliert:

GHETTO-X-MAS aka XMAS GHETTO LOVE, wie er auf verschiedenen, deutschen DVD-Covern benannt wird, lockt mit Vergleichen zu 'FRIDAY' und 'AMERICAN PIE' - in gewisser Weise bedient er irgendwo ganz bemüht deren Genre-Charakteristika, aber wo ein gewisses Maß an Ambition zur Unterhaltung angedacht war, verbreitet sich filmtechnisches Unvermögen erster Güte, auf dass Narrativ und Stil in alle Himmelsrichtungen auseinandergerissen werden.

  
Von dem, was uns im Endeffekt geboten wird, können wir immerhin reichlich unfreiwilligen Humor entnehmen (denn jener freiwillige im Film geht ausnahmslos baden), wobei zahlreiche Zutaten die Misere besonders hässlich über den Bildschirm einschmieren: furchtbar planlose Kameraführungen und schludriges Schnittgemenge auf billigem Videomaterial (inkl. fehlerhaftem Credit-Block im Vorspann - wo u.a. nur 'Story by' steht, bevor es zum nächsten Credit geht), pickelige Laiendarsteller als ulkig-urbane Love-Tölpel, strapazierend loopige Musik-'Tracks' und zur Krönung eine durchgehend verschissene Synchro aus dem untersten No-Name-Bereich, mit hochgradig asynchronen, irrealen Soundeffekten aus der Konservendose und einer offenbar unbeaufsichtigten Tonabmischung, bei der die Stimmen immer wieder zwischen 'kaum vernehmbar' und 'übertrieben verzerrt' pendeln.

 
Diese totale Katastrophe muss man einfach als fast schon fantastisches Gesamtkonzept sehen, wandelt sich der doch recht simple und schnarched-vorangetriebene Plot - über einen jungen Schwarzen, der mit einer heißen Braut anbandeln will, dabei aber noch babysitten und sich mit seinen kiffenden Kumpanen herumplagen muss - ungefähr ab der Mitte durch eine exzessiv ausgewalzte Tanzsequenz im hypnotisch-stumpfen Techno-Takt zum verwirrenden Nonsens-Trip im nächtlichen Inferno eines einzelnen Hauses in Compton, wo keine Szene nach der anderen überhaupt eine Art von verständlicher Kohärenz, audiovisueller Inhaltsvermittlung oder innerer Logik versucht. Der Film gibt sich vollends selbst auf, lässt startbereite Autos in einer Szene auf ihren Einsatz wartend stehen und gibt 2 Minuten später den Befehl, sich endlich für 3, 4 Meter in Gang zu setzen und ein paar totale Hoschi-Gangster wie New Kids rumbölken zu lassen, bevor sie in der nächsten Sequenz auf einmal komplett verschwunden sind. Ein waschechter 'Ghetto'-David-Lynch?

  
Ich will hier aber wieder mal nicht zuviel verraten. Falls jemand tatsächlich zum zweifelhaften Glück kommt, diesen Film in deutscher Fassung zu erwerben, wird er sowieso schon von der ersten, horriblen Minute an am Sitz gefesselt sein - durchweg mit einem Kinnlade-auskugelnden Staunen des Entsetzens. Ich sage nur soviel: wenn nach einigen infantilen Versuchen der zugedröhnten Homies bei ihren kotzenden, bisexuellen Begleiterinnen Beischlaf-technisch zu punkten, urplötzlich die Erzählung von der blutig-detaillierten Fehlgeburt einer dieser Damen als hysterischer Gag inszeniert wird - tja, dann ist das Fest der Liebe im 'Ghetto' komplett ins perplex-minderwertige Fegefeuer abgesunken. Ein absoluter Härtefall und eine hammerharte Entdeckung im cineastischen Morast - unmöglich, dass diese 'Komödie' es tatsächlich offenbar gerade noch so geschafft hat, als echter Film gesehen zu werden. Diese Erfahrung hat es in sich (allerdings nur auf der dt. Tonspur, habe die originale vor kurzem nochmal gesichtet und die klingt einigermaßen kompetent und dynamischer)!

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