Sonntag, 28. August 2016

Tipps vom 22.08. - 28.08.2016



MORITZ, LIEBER MORITZ - Nach dem Ausbruch aus Wilhelmsburg schaut Hark Bohm zum Verharren binnen der Elbchaussee, inwiefern sein titelgebender Protagonist jugendlicher Jahre (Michael Kebschull) mehreren Fronten auf einmal gegenüber steht. Die Flucht scheint gar nicht so ein leichtes Unterfangen à la Vorgänger „Nordsee ist Mordsee“, das liegt mitunter an der vornehmen Behütung des Ambientes und (zunächst) der Angst, diese zu verlieren - sei es nun in der Arbeitslosigkeit des Vaters (Walter Klosterfelde), der beinahe teilnahmslos von der Pfändung seines Besitzes wegschaut oder in der schwindenden Lebenskraft der Großmutter (Grete Mosheim), von welcher jeder außer Moritz wohl inzwischen weggeschaut hat. Sie wünscht sich von ihm den selbstgewählten Tod, so wie die Lebenden beinahe durchweg keinen Rat für sich selbst und andere zu finden scheinen. Moritz' Mutter (Kyra Mladeck) versucht, Fürsorge durch Aufforderungen zu evozieren und sobald es um die Schule geht, ist jede Hemmung nur die alleinige Verantwortung und Lernwilligkeit des Schülers, für die man ebenso einfach hart arbeiten muss. Der Mathelehrer dort aber spinnt die Spirale an Unvereinbarkeiten noch weiter, wenn stumpfes Aufgabenlösen ohne Zwischenrufe oder verständnisvolle Motivation gelingen soll. Bezeichnenderweise hegt Moritz mehr die Freundschaft zu einer Ratte im Müll am Hauskeller als zur frei auf dem Hof laufenden Katze.


An diesem Leben wird sich wohl hauptsächlich abgearbeitet, doch auch, wenn Bohm diese Eindrücke filmgerecht ballt und über die Perspektive des Jugendlichen zum Alltag des Disfunktionalen zeichnet, ist die Tristesse nicht sein Gebieter. Viel mehr findet er darin einen Wiedererkennungswert, der die Schwierigkeiten des Heranwachsens von der Klasse löst und sich zudem zu einer Aggressivität formiert, die nochmals in vielerlei Richtungen ausschlagen kann, wohlgemerkt nicht bloß in Gewalt. Die hebt sich Moritz hauptsächlich für Tagträume auf, die in ihrer grellen Explizität nicht gerade der Romantisierung des Charakters helfen, aber einige Funktionen zugleich erfüllen: Sie weisen auf das Potenzial der Wut hin, schockieren und erfüllen zugleich die Erwartungen der Zuschauer gleich welchen Alters, fügen sich in die bewusste Stilisierung des Films zur Darstellung von Figur wie Zeitgeist ein. Ein reines Ventil ohne reflexiven Kommentar werden sie gewiss nicht. Interessanterweise scheinen gerade diese nachträglich zensiert zu sein, während die realen Vorkommnisse, ob nun mit oder ohne Moritz' Einfluss, in ihrer unmittelbaren Sprachlosigkeit uneingeschränkt ins Mark gehen. Einige Anflüge externer Melodramatik lässt Bohm in seiner alles andere als festgefahrenen Formalität nicht aus, genauso wenig verzichtet er auf Stationen der Leichtigkeit, so wie Moritz die Kuckuckskleber zum Narren hält, mit dem Saxophon jamt und in aller Kindlichkeit auch den Tolpatsch gibt, der sich manch Peinlichkeit nur schwer aus dem Gesicht wischen kann, ehe er sich jene Malheure wie ein Indianer durch die Visage streift.


Der (dem Jugendpublikum gemäß offene) Blick durchs Schlüsselloch bei der mehr als kecken Tante (Elvira Thom) offenbart ohnehin den Frühreifen mit Hang zu weiterhin kindischen Streichen, sodann verguckt er sich aber noch in Mitschülerin Barbara (Kerstin Wehlmann), bei deren Anblick er schon mal sein Fahrrad über die Motorhaube einer Edelkarosse brettern lässt, gleichsam ungeschönt eingefangen, wie sich die Sehnsucht auch ihren Weg durch mehrere authentische Milieus bahnt und manch Demütigung für die Liebe hinnimmt. Das schöne ist, Barbara wird kein Sadist, trotzdem keine leichte Nummer bar jeder Persönlichkeit, was sich in vielerlei Jugendfilmen eben abspielen könnte, wenn einer gegen die ganze Welt zu hadern hat und von grundlos fiesen Strukturen zugemauert wird. Ein Stück weit könnte man jene Dramaturgie auch diesem Werk vorwerfen, doch Bohm versteht es, der Vergänglichkeit oder Ambivalenz jener Konflikte mit einem Gespür zum Realismus zu begegnen, bei dem Impuls vor Kalkül steht. Am ehesten belegt wird dies in Moritz' Begegnung mit einer Kneipenrockband, deren gleichaltrige Typen (u.a. Uwe Bohm und Dschingis Bowakow) schnauzen sowie sich begeistern lassen können, was er trotz seines schüchternen Wesens alles drauf hat - gefolgt von Sequenzen, in denen die Emotionen von Rock zu Schock zum Perfiden und wieder zum Spaß zurück überschwappen können, in denen nicht bloß der Umgangston stets gut kernig bleibt.


Schließlich geschieht auch anhand dessen eine allmähliche Übernahme von Macht und Brutalität hinein zur kleinen Rebellion, in der das Bewusstsein zu Leben/Tod bittersüße Wellen schlägt, somit nimmer von einer wahren Katharsis geredet werden kann, wenn die familiäre Einheit unter sich selbst leidet, ein Tauziehen aus Liebe und Hass in beiderseitig verlorenen Parteien gipfelt. Den Seelen brennt es sodann spürbar unter der Fußsohle, so wie sie mehr oder weniger die Haltung zu wahren versuchen und auch von der Dynamik der Kamera her so eingefangen werden, die gleichsam Zwang und Schönheit des Lokalkolorits abzuwägen versteht, ehe die Grässlichkeit des nüchternen Zufalls unverhofft zutage tritt. Es bleibt ein Kampf für das Bestehen des Individuums, doch Bohm endet durchaus nicht auf der Note der Hoffnungslosigkeit, eher im Verständnis für eine Dampframme gen Zukunft, welche sich die limitierten Mittel der Jugend aneignen muss und schließlich doch unter Freunden zur Perspektive aufblüht. Man blutet und küsst, rockt und würgt, lebt und stirbt, ob nun in der Villa oder in der Kneipe. Ob das nun mehr Leben oder Film ist, steht nicht wirklich zur Debatte, wenn man sich die Energie des Ganzen vor Augen führt: Was da unter solchen Bedingungen nicht alles abgehen und im allumfassenden Bild auch die krassesten Schläge nach oben wie unten herauskristallisieren kann, ohne die zentrale Empathie zu verraten oder sich vollends von dieser beschwichtigen zu lassen - noch immer eine starke Erfahrung!




SAYA ZAMURAI - Bei Hitoshi Matsumotos existenzialistischen Komödien wäre es generell ein leichtes, den Inhalt seinem Entstehungsland gemäß auf Absurdität hin abzuhaken und kulturelle Bezüge in gegebener Außenseiter-Position zu relativieren, so wie allgemein (sprich: meist außerhalb von Kritikerkreisen) mit der Exotik des asiatischen Kinos und dessen Werten umgegangen wird. Im Falle dieses Films würde solch eine Distanz trotz länderspezifischer Eigenständigkeit und kuriosen Ideen aber nur äußerst schwer fallen, so universell er wiederum an großen gemeinsamen Punkten anzuknüpfen versteht, ohne an eine Anbiederung mangelnder Wahrhaftigkeit zu geraten. Wohlgemerkt ist die historische Komödie in ihren Idealen auf Philosophien buddhistischer Natur sowie nationalen Selbstverständlichkeiten gegründet, die daraus Reflexion und Spannung im Ensemble erzeugen. Regisseur und Autor Matsumoto entwirft also zu Beginn eine Farce der Moral, die via Demut und Ehrgefühl zwar ein kafkaeskes Leiden startet, anhand dessen aber nicht die Endstation Nihilismus schlussgefolgert wird, sondern ein Hang zu Einigkeit und Hoffnung. Der Pfad dorthin besitzt Eigenarten und Überdrehtes, übt sich jedoch nicht in forcierter Sperrigkeit, selbst wenn anfangs spezifische Topoi des Samurai-Genres gebrochen werden, sobald der schwertlose Hasenfuß Kanjuro (Takaaki Nomi) scheu durch die Lande zieht und nach dem Tod der Ehefrau von Tochter Tae (Sea Kumada) begleitet wird, die ihm noch am ehesten Vorwürfe macht, wie sich ein Vertreter seiner Berufung zu verhalten hat.


Nachdem er jedoch einer Pflichtverletzung seinerseits zufolge von Regierungstruppen gefasst wird und seine energisch-skurrilen Herausforderer somit in eine kleine Sinnkrise verfallen lässt, wird ihm vor dem Harakiri noch die Chance geboten, innerhalb von 30 Tagen die Begnadigung zu erlangen, falls er den Sohn des Fürsten zum Lachen bringen kann. Jenes Unterfangen ist beinahe ein Ding der Unmöglichkeit, denn wie sich u.a. herausstellt, kann man es wie eh und je nicht jedem recht machen, was Humor und Unterhaltung angeht. Der Kampf des Individuums gegen den Druck des Ganzen zeigt sich da exemplarisch, wenn die Ergebnisse der harten Arbeit mit lustlosen Minen quittiert werden, stets mit primitiven Mitteln vorliebnehmen müssen und in ihren Umständen schon Gedankengänge voraussetzen, die nur schwer dahinterkommen, was Humor wirklich ist. Eine objektive Wurzel scheint es nicht zu geben, daher legt Matsumoto sie eben auf mehreren Ebenen in einer Subjektivität nahe, bei der man als Zuschauer schon die Motivationen und Umstände als tolles Schauspiel mitkriegt, wie auch die Kommentare der alsbald mithelfenden Wachmänner die Unmöglichkeit der Einschätzung schöpfen, wenn auf jede Idee pro Tag kein Lacher ihrerseits, aber eine behauptete Wirksamkeit festzustellen ist. Zudem sind ihre Vermutungen in einen Ernst gekleidet, wie es der alltägliche Umgang voraussetzt und gleichsam verurteilt, wie es auch die Tochter vom Vater zu trennen droht, obgleich dieser stets ehrfürchtig in der Haltung der Demut verbleibt.


Andere würden so einen Märtyrer im jeweiligen Medium durch eine endlose Passion schicken, Matsumoto motiviert seine Figuren aber allmählich zur Gnade, anhand derer sich sodann auch die Ambitionen der Witze erhöhen lassen. Je näher das Datum der Entscheidung rückt, desto gewichtiger nimmt die Inszenierung sie auch wahr, obwohl die Schlichtheit in Kamera und Schnitt stets gegeben bleibt, gewiss aber nicht die Tür für aufrichtige Sentimentalitäten geschlossen hält. Jene Aufrichtigkeit im Gefühl basiert eben nicht auf Behauptungen und aufgesetzte Projektionen, sondern schon auf der stillen Haltung des untypischen Samurais, der in seinem verzweifelten Engagement zur Unterhaltung für Grundsympathien sorgt, eine natürliche Identifizierung des Ganzen zu ihm erwirkt. Das Leiden des Entertainers ist dabei ein gutes Stück von potentieller Selbstbeweihräucherung entfernt, wie man sie bei der Karriere des eher in der TV-Comedy (siehe „Gaki no Tsukai“) etablierten Matsumoto vermuten könnte. So liegt das zum einen in der Vermeidung eines vorbestimmten Antagonismus, wenn im Verlauf deutlich wird, wie sich die Schicksale von Samurai und Fürstensohn gleichen sowie einer sorgsamen Heilung durch Liebe und Frieden bedürfen. Zum anderen erreicht der Film dies in der Besetzung von Hauptdarsteller Nomi, der als totaler Laie so durch die Produktion geführt wurde, dass er größtenteils gar nicht von seiner Mitwirkung an einem Spielfilm wusste, daher seine Persönlichkeit und seinen Willen allein offenzulegen scheint.


Eine delikate Methodik wie auch die letzten Minuten des Films, in denen die Codierungen von Zeitgeist, Selbstbewusstsein und Erbe unter Tränen noch auf einen immerwährenden Kreislauf hinweisen, zugleich desillusionieren wie romantisieren, wenn man auch auf die emotionale Reise zurückblickt, die in ihren Kontrasten dennoch eine kohärente Einheit ergibt. Matsumoto destilliert jedenfalls keinen Schmalz aus seiner kuriosen Fabel, eher lässt sich der Menschenfreund an ihm feststellen, der sich dem inneren Konflikt bewusst ist, wann man alles gegeben hat und doch nie alle Erwartungen in Person und Image zufriedenstellen kann, selbst wenn man kurz davor ist und die Natur sogar mitzuhelfen scheint, bis sie es eben nicht mehr tut. Der Mensch ist nicht zu allem fähig, doch er kann es schaffen, zumindest für sich selbst und alle anderen einmal am großen Windrad mit zu pusten, auch wenn er der irdischen Regelmäßigkeit wegen entsagen muss oder selbstgewählt Konsequenzen zieht. Die Bewunderung aller kommt ihm entgegen - auch wenn es kitschig klingen mag und von Matsumoto der Subtilität halber gewiss nicht geheimgehalten (aber auch nicht billig ausformuliert) wird. Die Selbstsicherheit dieser Art Pathos ist jedenfalls keine Selbstverständlichkeit und so willkommen ehrlich gestaltet, wie man es sich auch außerhalb des japanischen Kinos öfter vorstellen möchte, so oder so versteht.




MIKE AND DAVE NEED WEDDING DATES - "[...] Es stellt sich im Verlauf nämlich heraus, dass Jake Szymanskis Film eher eine Parodie auf jene standardisierten Spießer-Bromances ergibt [...] Die Überakzentuierung altbackener Motive durch Grimassen, Hashtags und Klamauk, die selbst in vermeintlich ernsten Szenen jede Echtheit aufs Bestialischste eliminieren, bringt allerdings den subversiven Reiz des Films hervor. [...] Sobald es nach Hawaii geht, fängt das Spektakel aber erst richtig an: Jede touristische Attraktion bietet sich zur Situationskomik an – und die Männer- und Frauenteams scheinen sogar darum zu buhlen, welches Szenario man als erstes aufmischt. [...] Die größte Ehrlichkeit besteht insofern, dass Szymanskis Film durchweg auf Komik aus ist und Anflüge von Sentimentalität aus dem Ruder laufen lässt, ehe sich die Formel dementsprechend blöder als blöd vollendet [...]"


(Die komplette Kritik gibt es auf CEREALITY.NET zu lesen.)




STAR KID - Nichts kann einen wirklich darauf vorbereiten, was Manny Coto als Regisseur und Autor aus jener Prämisse macht, die als Kinderfilm konzipiert so manchen Aberwitz einschlägt. Auf einem dramaturgischen Gerüst der Standard-Sorte entwirft er eine Machtfantasie, die sich einer Traumphase gemäß zu 90 Prozent in der Nacht abspielt, den kleinen Jungen mit Comic-Faible und mangelndem Rückgrat so phantastisch ausstattet, dass es schon gruselig wird. Spencer (Joseph Mazzello aus „Jurassic Park“) ist insofern als besagter Junior-Nerd unterwegs, der anfangs auf dem Schulhof schon wie selbstverständlich die Dresche von Raudi Manfred (Joey Simmrin) erwartet, aber noch von Lehrerin Ms. Holloway (Corinne Bohrer aus „Police Academy 4“) gerettet wird. Die macht ihm auch anhand von Taranteln Mut, die Furcht mit Mut zu überwinden, auch was Mädels angeht, doch die High-School-Hemmungen bleiben, wie auch der Haussegen etwas schief hängt, wenn der Vater der Karriere wegen kaum Zeit hat, die ältere Schwester mit ihren Dates rumnervt und die Mutter zudem schon seit einigen Jahren verstorben ist, als sei man im Disney-Territorium gelandet. Die narrativen Signale sind eben besonders breit angekündigt und von der Inszenierung her dementsprechend grell aufbereitet, so wie man Optik und Schauspiel aus dem 90er-Mainstream kennt.


Rückblickend enthält jener Zeitgeist aber durchaus Pepp und technische Sorgfalt, selbst in der Aufbereitung der Kiddie-Sci-Fi, die noch mit reichlich handgemachten Effekten vorliebnahm. Wenn man nicht schon vom Arsenal an Slang, Honk-Gags und Situationskomiken mit chargierender Synchro eingenommen wird, schafft es also vielleicht das Abenteuer aus weit entfernten Galaxien, das sich im Farben- und Soundspektakel auf mehrere Variationen des Creature Designs stürzt, woraus sich eine Kreation am stärksten herauskristallisiert: Der Cyborsuit, ein semi-lebendiger Bio-Alien-Robocop-Anzug, dessen Funktionalität so locker definiert ist wie er zudem magischen Reiz und Brechreiz zugleich verinnerlicht. Auf einem Schrottplatz gefunden, der genauso gut Freddy Kruegers vorzeitige Ruhestätte sein könnte, wird Spencer also zur potenziellen Rettung des Universums aufgefordert, in den Rücken des Suits zu steigen, worauf er sich auch einlässt, so wie sein Leben „nicht schon genug vermasselt sein könnte – was hat der nur für 1 Life? Ein bisschen Iron Man und Body Horror kommt ihm in der Kennenlernphase jedoch entgegen, als das Gerät sich mit seinen Synapsen verknüpft, beiderseitig erst geübt werden muss, wie man sich zusammen selbst bewegen kann - Kommunikation und Zielerfassung mit inbegriffen („T2“ lässt grüßen).


Die alles andere als aufwandsfreie Darstellung der Kräfte des Cyborsuits lässt aber alsbald wissen, dass Spencer anhand dessen seinem Peiniger Manfred zunächst mal einen mächtigen Schrecken einjagen will und daraufhin seinem austauschbaren Schwarm Michelle Eberhardt (sie mag zufällig dieselbe Comic-Figur wie er) auf den Rummel hinterherläuft. Der Creep-Faktor daran wird erst recht nicht niedriger angesetzt, wenn über Missverständnisse ein Reigen an Zerstörung folgt und besagtes Mädel beinahe draufgeht, während die Alien-Technologie durch die Kleinstadt fegt. Zwischendurch will die Erzählformel mit einer Portion Rührseligkeit, dem berühmten Herz im alles wörtlich nehmenden Blecheimer, zur Empathie auflockern, doch das Chaos nimmt gewiss kein Ende, so wie der Film fast jedes Szenario ausübt, das man sich aus der Kombi von Alltag und verrücktem High-Tech vorstellen kann. „Was kann schon schiefgehen?“ wird also mit Bombast-Pointen der Dusseligkeit quittiert und wie ein Kevin grimassiert sich Spencer einen dazu ab, während er sich zu allem Übel noch vom Hunger zum Harndrang hangelt. Schließlich gerät er in dem Suit auch zum Haus seiner Lehrerin Holloway und erschafft eine Situation, die objektiv gesehen Psycho-Terror pur ist und dennoch im Blick jugendlicher Unschuld ein Stück weit vom Kino-Tagtraum schwärmt. Nachdem der furchterregende Suit sie nämlich wie ein Einbrecher in die Mangel nimmt, versucht Spencer sie zu beruhigen, woraufhin sie schon recht beeindruckt ist von dem irren Teil, das jedoch kein allzu leicht findendes Ventil zum Urinieren besitzt, weshalb sie ihm aushelfen muss.


Wie viele Ebenen an psychologischen Komplexen da zusammenkommen, möchte man sich gar nicht ausmalen, schließlich kommt auch nach knapp einer Stunde noch ein Bösewicht ins Spiel, der nicht minder furchterregend dreinschaut und den Cyborsuit, Spencers neuen (aber gemäß dem Zeitfenster als solchen nur bedingt etablierten) Freund, für Kriege im All missbrauchen will. Das will er sich nicht bieten lassen, obgleich Daddy und Co. ihm nicht glauben, er sich dann aber überraschenderweise auf die Hilfe von Manfred verlassen kann, mit dem er teilweise auch ohne Suit die Welt zu retten imstande ist. Differenzen aushebeln, Freundschaft finden, Selbstbewusstsein erlangen, ein bisschen „E.T.“ hier, ein bisschen „Terminator“ und „Alien“ da - so findet das „Star Kid“ seinen erwarteten Abschluss in einer Geschichte, die in ihrer Ausbreitung des High-Concepts nur bedingt eine war und dennoch vor Aufregung strotzte, ein Kintopp-Abenteuer an Superhelden-Topoi sowie wahr gewordenem Eskapismus durch die Ängste und Doppeldeutigkeiten einer pechschwarzen Nacht schickte, in der keine Hoschi-Aktion unversucht blieb. Was für ein Heidenspaß - und dennoch voll mit außerirdischen Ekel, der vielen Kids einen Schrecken bereiten sowie ihre Wunschträume erfüllen dürfte. Alles hat seinen Preis, auch die Todesgefahr vor dem Happy-End, dementsprechend leicht verdaulich, wie der Film sich selbst zu wissen glaubt, ist er eben nicht, aber zweifellos ein Kuriosum durch und durch. Eben die Art von Kinderstreifen, in der man als Erwachsener an Verstörung und Blödsinn verglüht.

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