Sonntag, 17. November 2013

Tipps vom 11.11. - 17.11.2013



SOLANGE EIN HERZ SCHLÄGT - Ein wahres Wunderwerk des dramatischen Films, vom Aufstieg und Fall der von der skrupellosen Männerwelt zerschundenen und dennoch hoffnungsvollen, angehenden Karrierefrau Mildred Pierce, die alles nur für ihre Tochter tat, welche aber zu verwöhnt und selbstherrlich nach außen tritt, um die Qualen ihrer Mutter anerkennen zu können - mit einem derartig liebevoll gezeichneten Figurengefüge und formal exzellenter Gestaltung zwischen humanistischer Leichtlebigkeit und tiefeinschneidend-bitterer Agonie, dass die emotionale Fesselung an das perfide Geschehen im stets zwielichtigen Schwarz-Weiß vollends gelingt. Klassiker!




OPFER EINER GROSSEN LIEBE - Auf charmanteste und freudigste Art verharmlosend davon ablenken/leugnen, was einem im Innern langsam auffrisst; das Leben auskosten bis zum letzten, sehnsuchtsvollen Atemzug; die Zeit, die einem noch bleibt schätzen lernen und seinen Mitmenschen trotz deren Wissen der fatalen Krankheit die Angst nehmen, wie sie es für einen selbst schon vorher getan haben - und sodann würdevoll-elegisch und endgültig selbstbewusst ins alles verschlingende Dunkel hineintreten. Bette Davis, ya killin' me, mit diesem höchst effektiven, humanistischen und einfühlsamen Tearjerker-Drama von Edmund Goulding, das erst recht im Angesicht ihrer magnetisch-gigantischen Augen & Darstellerkunst so viel stärker und bitterer wirkt. Meisterliches Melodram aus der goldenen Zeit Hollywoods.




GREAT BALLS OF FIRE - Weniger eine tief-eindringliche, nüchtern-biographische Abhandlung des Lebens vom 'wilden Vieh' Jerry Lee, sondern im Grunde ein kurzweiliger, fröhlicher und anarchischer Querschnitt durch die Geschichte des Rock 'n' Rolls.

Angefangen bei der rhythmischen Verführung durch die schwarze Jazz-&-Blues-Musik entscheidet sich Jerry Lee für sein Schicksal des freilebigen, knalligen Rockertums, welchem er sich mit Goldlocke, Klaviervirtuosität und der bedingungslosen, skandalösen Liebe zu seiner 13-jährigen Cousine Myra verpflichtet - die Kassen klingen und Mädchenherzen höher schlagen lässt, sein Umfeld in ein wild-tänzelndes 50's Bonbonland, direkt aus einem Musical, verwandelt.

Und so entwickelt sich auch der Rest des Geschehens, quasi die gesellschaftliche Schmähung des Rock 'n' Rolls und Jerry Lee's abflauende Popularität, auch bei seiner Frau, weniger bierernst, als eher aufgedreht-destruktiv - 'he goes out in style' und erlebt schließlich die Wiederauferstehung, welche ihm sein christlicher Cousin Jimmy in der Kirche reuevoll einbläuen wollte, er sich dies aber so nicht gefallen ließ und an seiner persönlichen Passion/Vision, frei jeder Grenzen, festhielt.

'Rock 'n' Roll is here to stay' und die 'Great balls of fire' schießen immer noch um sich - astreiner, wilder Bubblegum-Pomp.


 

CASTLE OF BLOOD - Ich kannte schon von Vornherein das Remake zu diesem Film, 'DRACULA IM SCHLOSS DES SCHRECKENS', ebenfalls von Antonio Margheriti. Nun kam ich also in den stimmungsvollen Genuss des Schwarzweiß-Originals, welches in seiner Grundessenz natürlich dieselbe Spukgeschichte wie sein farbiges Remake erzählt, ähnlich 'EIN HERZ UND EINE SEELE'.

Jedoch behelfen sich die jeweiligen Filme einer grundverschiedenen Gestaltung: war das Remake in seiner keimig-greifbaren 2,35:1-Psychotronik ein schauerlich-schöner Trip in den nächtlichen Wahnsinn, so gelingt dies 'LA DANZA MACABRA' mit einer weit bodenständigeren, geradlinig-gemäßigteren, ergo klaustrophobischeren Inszenierung, welche innerhalb der gothisch-verlebten Mauern nur minimalistisches Kerzenlicht zur Orientierung zulässt und umso mystischer in seinen endlos weiten Gängen wirkt, sobald die verlorenen-blutgeilen Geister der Jahrhunderte aus den Schatten heraus auftauchen.

Und dennoch umschwebt dem Geschehen eine sehnsuchtsvolle, romantisch-melancholische Aura, die sich durch das triste, in bitterer Vergangenheit schwelgende Leben nach dem Tode als Schlossgeist ausdrückt, in welchem die interdimensionalen, humanoiden Wesen ihren eigenen Tod jedes Jahr aufs Neue vor ihren ektoplasmischen Augen nochmals erleben müssen. Am Härtesten trifft es dabei die unschuldigste Schönheit der üblen Geschichte, Elisabeth, in deren Schicksal sich unser neuer Gast Alan Foster, aufgrund einer Wette mit Edgar Allan Poe um eine Nacht im Spukschloss, hineinverirrt.

Nichts gegen Michèle Mercier (die Elisabeth im Remake spielte), aber der größte Pluspunkt für diese Urfassung hier geht an die bezaubernde Barbara Steele, die mit ihren betörenden Kulleraugen so ziemlich jeden in den Bann zieht, was man auch als Zuschauer vollkommen nachvollziehen kann (gilt wiederum ebenso für 'EIN HERZ UND EINE SEELE': Elisabeth (!) Wiedemann > Helga Feddersen). Dies funktioniert hier sowieso noch weit besser, da der ihr verfallene Alan, im Vergleich zum Remake, in dieser Version weit weniger akzentuiert bzw. als aktiv handelnder Charakter nur aufs Wesentliche herausgearbeitet wurde. Hier bleibt er eher der einflußfreie Beobachter, in den wir unser Bewusstsein leichter hineinadaptieren können.

Im Endeffekt sind natürlich beide Versionen sehenswert, auf ihre jeweils dem Entstehungszeitraum entlehnte Weise, und ich möchte keine von ihnen missen - es reicht schon, wenn man sie jeweils Nachts sichtet, da gehen beide kongenial auf. Liebhaber des klassischen, atmosphärischen Haunted-Castle-Grusels, mit einer Affinität für surreale Bewusstseinsebenen, dürften hier auf jeden Fall die purere Variante erleben, da das 70er Remake doch etwas reißerischer und poppiger daherkommt. Dennoch möchte ich Margheriti mein Dank aussprechen, dass er denselben Stoff zweimal besuchte - denn er wusste: der Funke zündet mehrmals. ♥ 




LADY TERMINATOR - Wie man es bereits vom Veleihtitel dieses Films erwartet, wird eine Menge aus James Cameron's Cyborg-Actionreihe in LADY TERMINATOR 'hommagiert' - nimmt die erste Sarah-Connor-Hatz von 1984 als narrative Grundlage und rekreiert deren Schlüsselszenen auf plakativ-überzeichnete Weise. Die Ausgangslage für den paranoiden Terror der unzerstörbaren Eigenmacht wurde hier aber nicht in der Roboter-Dystopie angesiedelt, sondern in der indonesischen Sagenwelt, genauer gesagt der Legende der Südseekönigin, welche fortwährend beim Geschlechtsverkehr Männer ihrer Lebenskraft beraubt und eines Tages von einem flinken, weißen Hühnen ausgetrickst wird, dem sie daraufhin verspricht, seine Nachfahren in Zukunft heimzusuchen.

100 Jahre später fährt ihr Geist auf EVIL-DEAD-artige Vaginal-Lurch-Methode in den Körper einer unbedarften Tourist-Wissenschaftlerin Tania, welche sich daraufhin in eine unzerstörbare, stoisch-fatale Verführungs- & Tötungsmaschine verwandelt, die sich nun auf die Suche nach den durchweg asiatischen Nachfahren ihres Bezwingers macht. Zu finden sind diese in einer nicht näher definierten, indonesischen Stadt, welche jedoch in den Luftaufnahmen komischerweise sehr an New York City 'erinnert'. Dort gibt es dann nicht nur Strände mit notgeilen Punkern, sondern auch einige dödelig-bromantische Polizisten, unter ihnen zudem einige muskelbepackte Weissbrote mit Surfer-Dude-Attitüde und Namen wie 'Snake'. Die komplett überbordernd-naive und übertrieben-planlose Amerikanisierung des Settings spiegelt sich dann natürlich auch in Mode, Musik und Frisuren wieder, welche so wüst ins Auge knallen, dass man einen Neon-Zuckerschock erleidet - erst recht dank der prollig-schlockigen, englischen Synchro.

In diesem Szenario ballert sich die erotische Terminatrix, die man am besten als 'Antje Traue mit Dauerwelle' bezeichnen kann, durch bunte Damentoiletten, Einkaufszentren, Nachtclubs (welche allesamt von den Figuren als 'Pubs' bezeichnet werden) und Polizeistationen, verbreitet dabei explosive und rücksichtslose Zerstörung, welche man durchaus als Manifestation der Angst vor der Emanzipation sehen könnte (weil sie den Kerlen auch fast immer auf die Schwänze ballert) - aber wir gucken hier ja ein monetär-getriebenes, hingerotztes Terminator-Ripoff, also ruhig Blut. Sowieso bekommt man hier ja eigentlich eine ausserordentliche Powerfrau geboten, die nicht nur eine starke Präsenz hat und unzerstörbar ist, sondern auch die dusselig-hormongetriebenen Herren des Landes mit Leichtigkeit ins Bett kriegt, nur um diese mit einer messerscharfen Vaginalkraft blutigst zu entmannen. Wie das genau bei ihr da unten nun funktioniert, weiß ich jetzt auch nicht, hatte irgendwas mit Aalen zu tun.

Jedenfalls hetzt sie ihr zum-Töten-ausgewähltes Paar Max und Erica per Autoverfolgungsjagd zu einem Flugplatz, wo sich aber bereits eine bleihaltige Crew um den großmäuligen Stirnbandknaben Snake versammelt hat, die ihr endgültig den Garaus machen will, inkl. Helikopter und Raketenwerfer. Dieser Showdown nimmt eine derartig aberwitzige und hysterische Wandlung durch, dass der Film auf einmal aufhört, ein klobiger Terminator-Ripoff mit einer guten Menge schwarzer Magie zu sein, nun vollends zu einem wahren Knallbonbon des exploitativ-comichaften Wahnsinns mutiert. In jenen Momenten hatte LADY TERMINATOR auch vollends mein Herz erobert und anstatt noch weiter auszuführen, inwiefern die filmische Gestaltung 'überzeugt', möchte ich euch liebe Leser einfach auf einen offenbarenden Video-Link verweisen, der eindeutig für sich selbst und für diesen Film spricht, den Trailer:


Lady Terminator

Viel Spaß beim Entdecken :)




DAS RATTENNEST - Der Originaltitel 'UNA DONNA PER 7 BASTARDI' offenbart schon ein gewisses Figurengefüge, welches allzu sehr an das 'Schneewittchen'-Märchen der Gebrüder Grimm erinnert. Das Märchenhafte wurde aber schön Euro-Sleaze-chirurgisch entfernt und in der entzauberten Jetztzeit weitergedacht.

So verschlägt es unseren trotzigen Darstellerklumpen Richard Harrison (diesmal mit Krücke) in ein altes, verkommenes Goldsucherdorf, in welchem die letzten räudigen Kerle mit ihren obskuren Mützen, seit jeher auf der Flucht vor dem Gesetz, ihr versifftes Dasein fristen - in der Bar den ganzen Tag J&B saufen und der einzigen Frau Dagmar Lassander gierig hinterherstarren, die scheinbar sowieso mit jedem ins Bett geht, ausser mit ihrem Ehemann.

So will sie dann auch den Neuankömmling verführen, doch der hat was ganz anderes im Sinn. Wie sich nämlich herausstellt, haben die 2 größten Arschgeigen im Dorf eine Truhe Gold versteckt, für die sie schon einen Kumpel umgebracht haben. Aus Mißtrauen und kaltschnäuziger Gier fangen langsam blutige Machtspiele unter den Dörflern an und so entfesselt sich eine dreckige, zynische Jagd nach das Gold - vollends zur Strecke gebracht durch Harrison, der ja *SPOILER* gekommen ist, um seinen Bruder zu rächen und schlussendlich mit der gelangweilten Ehefrau in den unsichtbaren 'Sonnenaufgang' (?) rauszufahren. Klingt ein bisschen nach 'EIN FREMDER OHNE NAMEN', nicht wahr? *SPOILER ENDE*


Und nicht nur diese Entwicklung fühlt sich wie ein waschechter Western an, auch die Kullisse und der (unverhältnismäßig gute) Micalizzi-Soundtrack erinnern an das beliebte Italogenre, nur dass hier alles ein ganzes Stück verlebter und spartanischer erscheint. Sowieso kann man sich fragen, ob nicht einfach nur zu wenig Geld in der Kasse für einen normalen Western war, die Darsteller nur für eine Handvoll Tage schlicht in ihrer normalen Arbeitergarderobe antanzen sollten. Davon zeugen zudem sowohl die äußerst schludrig-unbeholfene Inszenierung, als auch der verkeimte, brachial-ausgeleuchtete Filmlook, das karge Setting und die recht ungeschickten Kampf- & Effektszenen.

Aber irgendwie passt das alles zum nihilistischen, abgefuckten Grundton der Story, wo die schmierigen Assi-Typen sich fortwährend ekligste Beleidigungen an den Kopf werfen und die einzige, ebenfalls frech-speiende Frau im Dorf ihre Zeit nur damit verbringen kann, sich die Kerle ins Bett zu angeln, mit ungeschöntester Gespreizte-Beine-&-Kein-BH-Gestik, während der 'Held' der Geschichte meistens kaum in der Lage ist, irgendwas Bedeutsames zu veranstalten und stattdessen döselig durch den umliegenden Waldbusch humpelt - wo auch mal plump und ohne jede Fantasie Leute aufgehängt werden.

Ein vollends griesgrämiger und hingerotzter, verschlissener Zeitvertreib von Film - aufgegangen in ekstatischer Verräudung und gewaltbereiter, feindseliger Langeweile. Für so einen schäbigen Reißer aus den Tiefen des europäischen Kinos geht nur eine stilechte Sichtung auf VHS, wie es sich gehört: Schön hässlich

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