Sonntag, 29. September 2013

Tipps vom 23.09. - 29.09.2013

 

BARBARELLA - Das süßeste und unbedarfteste, psychotronische und bizarr-ausgeschmückte Swinging-Euro-Sci-Fi-Pulp-Abenteuer, dass es wohl gibt. Ich würde BARBARELLA heiraten, wenn das ginge ♥ In den tiefen Weiten des knallbunten, verschrobenen Psychedelica-Universums muss es sie ja irgendwo geben. Hach...




TORE TANZT - (GESICHTET AUF DEM FILMFEST HAMBURG)

Ein höchst sympathischer und glaubensfester, junger 'Jesus-Freak' erlebt seine erbarmungslos-verstörende Passion im deutschen Schrebergarten.

Ähnlich wie Seidl's PARADIES-Triloge in die Kapitel 'Glaube', 'Liebe', 'Hoffnung' eingeteilt, entwickelt sich die Glaubensprobe anfangs noch wunderbar-leichtfüßig (sowieso großes Lob dafür, dass man vermieden hat, sich hier über Religion lächerlich zu machen), wird dann aber immer stetiger von der latenten Bedrohlichkeit unterwandert und kulminiert in einer psychischen & physischen Grausamkeit, die im deutschen Kino selten so eindringlich und gewissermaßen-apokalyptisch gelang.

Die Wege, die Regisseurin & Drehbuchautorin Katrin Gebbe dabei geht, sind zwar teilweise nicht ganz ungewohnt für Kenner des kontroversen Kinos, besitzen aber eine emotionale Schlagkraft, die besonders von dem äußerst authentischen Darstellerensemble und der naturalistischen Inszenierung getragen werden, einen immer tiefer in das moralisch abgrundtief finstere Fegefeuer des nihilistischen Menschseins hineinführen.

TORE TANZT bleibt dabei aber auch so schnörkellos-subtil und gleichzeitig nah am Menschen, dass die Greifbarkeit der Charaktere beim Zuschauer einschneidend-schockierend & bitter wirkt, bis hin zum eruptiv-entsetzlichen Finale.

Eine mächtige, herausfordernde Wucht - kein Wunder, dass er letztendlich als Oscar-Kandidat für den besten, ausländischen Film abgelehnt wurde: TORE TANZT ist mutig, extrem, unheilvoll, wahrhaftig und sowieso basierend auf einer wahren Begebenheit - schneidet sich behutsam und starr-vor-Fassungslosigkeit zur Wurzel der Dunkelheit hervor.




BLUE STEEL - Megan Turner (Jamie Lee Curtis) schlägt sich in Kathryn Bigelow's hochspannenden Crime-Thriller (nach einem Drehbuch von ihr selbst und Eric 'Cohen & Tate' Red) als frisch-gebackene und recht unsichere Polizistin durch das unbarmherzig-subversive Milieu New York's (dessen nächtliche Skyline Bigelow beinahe schweigsam von MAN OF STEEL-Kinematograph Amir Mokri abfliegen lässt, die kühle Distanz dieser Welt umso greifbarer macht), dass sich in der soziopathischen, diabolisch-charmanten Kälte des manischen Börsentiers Eugene Hunt (Ron Silver, R.I.P.) manifestiert, der seine Gewaltfantasien ausleben kann, als er bei ihrem ersten, recht missglückten (für sie konsequenzreichen) Einsatz gegen einen Räuber dessen Revolver an sich nimmt.

Im heftigen Regen treffen sich die Beiden wieder und werden sich einander sympathisch, während die bedrohliche Sphäre des Brad-Fiedel-Scores (den Bigelow sich von ihrem damaligen Ehemann Jim Cameron ausgeliehen hat) ihr Verhängis besiegelt, denn Hunt spielt ein teuflisch-mörderisches Spiel mit ihr...

Die Männerwelt ist ihr gegenüber sowieso nur gering vertrauensvoll, angefangen bei ihrem Bullen-hassenden Vater (der seine Frau prügelt) bis hin zu ihrem wütenden Chief. Allenfalls 'Der Kurgan' Clancy Brown als rauhbeiniger Detektiv Nick Mann (!) will ihr unter die Arme greifen und helfen, ihren Namen reinzuwaschen - denn Hunt kratzt auf den Salven des Revolvers eben ihren Namen ein, mit welchen er mehrere Menschen lustvoll erschießt, ähnlich wie in Friedkin's RAMPAGE zudem extatisch das Blut seiner Opfer über seinen Körper verschmiert.

Sein Wahn entfesselt sich in einer furchterregend-krassen (und schaurig-gemäßigt gespielten) 'Liebeserklärung' an Megan, durch welche sie ihn, der sich ihr nun als unberechenbare Bestie offenbart hat, als Verdächtigen festnehmen lässt - doch er kommt dank seinem feindselig-gewieften Anwalt (Richard Jenkins), ein weiterer Mann gegen Megan, wieder frei. Das wahre Grauen fängt aber jetzt erst an...

Recht intensive Schauermär, dieser astreine (im besten Sinne) Frauenthriller, der sich (vor allem zum infernalisch-entrücktem, in Zeitlupen aufgelöstem Finale hin) alptraumartig durch die psychischen, vergewaltigenden Tiefen des haltlos-gewaltvergifteten Amerikas kämpft, dass selbst in den verhauchten Tiefen des Abspanns noch sein unaufhaltbares Echo ausstrahlt. Eben weit mehr als eine bloße Emanzipations-Metapher - diese profunde, eindringliche Abrechnung mit der Angst.




BEGOTTEN - Dechiffrierte Signale aus der Zwischenwelt oder in der DNA-verankerte, urmenschliche Erinnerungen aus unserem Unterbewusstsein?


Genau lässt sich der Ursprung des Materials nicht feststellen. Wir besichtigen in BEGOTTEN entweder Found-Footage oder Sinnestranskripte aus der Chronik vom Ursprung der Menschheit/eines Menschen und dessen Vernichtung/Wiederauferstehung durch die grausam-diktatorische Natur.


 Eine lebensunfähige, humanoide Kreatur, hineingeboren in eine übernatürlich-primitive, rücksichtslos-schändende Kultur, unabhängig von leicht differenzierbaren Begriffen wie Himmel & Hölle, erlebt in deren hypnotischen Taumel zersetzender Körper- & Zeitdimensionen die unbarmherzige Zerstörung und das Recycling seines Daseins.


Ein verstörendes Zeugnis von mutierter Natur, Triebhaftigkeit und Tod - und möglicherweise der Kreation unserer Existenz. In unheilvollen, zerätzten Bilderwelten eingefangen, die uns für immer verfolgen werden...




MAGNUM 45 - Der kreative Struwwelpeter-Mörder geht in Mailand herum, tötet Frauen & Männer mit übergroßen Schraubenschlüsseln, aus dem Nebel kommenden Lastwagen und Gesichtsverbrennungen - lässt dabei Illustrationen vom Hoffmann-Kinderbuch am Tatort zurück. Die Panik in der Stadt kennt keine Grenzen: manche Leute, die den Fall im TV besprechen, werden sogar live per Kopfschuss abgeknallt - und trotzdem sehen wir im Vorbeifahren bei hellem Tageslicht einige Paare im Park wild herumverkehren!

Der spackig-rauchende Kommissar Lomenzo inkl. Husten- und Wutanfällen ermittelt zynisch-rabiat, ab und zu zusammen mit Tom Skerritt, in jenem brisanten Fall. Diskutiert auch zwangsläufig zur Beschaffung von Hinweisen mit Casino-Besitzer und Freizeit-Detektiv Eli Wallach um das Thema Datenschutz herum - fährt sodann aber auch zwischendurch zur Entspannung nach Hause, um mit seinem schwarzen Fuckbuddy-Fräulein rumzumachen oder detailverliebt Parmesan in seine Spaghetti zu mischen.

Seine erste Spur findet sich beim Verein "Freunde der Natur", wo mehr Zeichentrickpornos gesichtet und dekadent-perfide Parties gefeiert werden, als dass sich um Tiere gekümmert wird. Da treibt man auch mit manchen Damen fiese Späße, dass diese mit purer Absicht (und einigen bestimmten Hilfsmitteln) vor Schreck sterben! Schnell bietet sich dem Zuschauer ein sehr wahrscheinlicher Verdächtiger an, welcher der Struwwelpeter-Mörder sein könnte, der sich genau an diesen Vereinsmitgliedern für deren Schandtaten rächt: niemand geringeres als die neue Bumskumpanin Lomenzo's, Corinne Clery, deren Schwester Rosa Opfer der lustigen Spiele der Reichen wurde.

Doch so einfach lässt sich das mörderische Rätsel dann doch nicht entschlüsseln...eher toll an den Haaren herbeigezogen und beinahe gleichgültig, dennoch für Lomenzo erleichternd-abrupt!

Auch wenn die allgemein-bekannte Schlachtplatte und reichlich sich-selbstverständlich-entblätternde Frauen des italienischen Genre-Kinos in diesem Vertreter ebenso vorherrschen, bietet dieser zudem neben einigen surrealen Gesprächen (z.B. das dringlich-diabolische Aufeinandertreffen zwischen Wallach & John Steiner, welcher in einem Tigergehege gefangen, von Nebelwänden erdrückt und zum Selbstmord gezwungen wird) überraschend skurril-spaßige Szenen und Charaktere.

Diese arbeiten harmonisch-hässlich in Symbiose mit der extatisch-vulgären Knacki-Synchro in diesem keimig-ausschauenden Milano-Cheapo-Giallo/Poliziotteschi, wo Autohupengeräusche mit dem Keyboard nachgeäfft werden und die Bürger Mailands ein dusselig-anarchischer & offenbar ständig-besoffener Haufen sind.

Ein Räuden-Reißer unter herbstlich-nebulösen Wetterverhältnissen & klobigen Set-Ekligkeiten einer verschmierten Sparzelluloid-Kamera, sowie aufschreiend-plakativen Sex-&-Crime-Assigkeiten, welche in ein komplex-idiotisches Mordnetz unter provinzieller Orchestermalerei kulminieren. Klasse Vorstellung!




DER CHEF - Im permanent-kühlen Blaufilter gehalten, inszeniert Melville hier gewohnt meisterhaft-methodisch in seinem leider letzten Spielfilm Ermittlungen gegen eine ausgefuchste Heist-Bande um Richard Crenna ('First Blood'), die vom klavierklimpernd-Zigaretten-rauchenden, punktgenau-zielstrebigen und ebenso vorausplanenden Kommissar Alain Delon's verfolgt wird - welcher aber wiederum nicht merkt, dass der Ehemann seiner Geliebten (Catherine Deneuve) der Anführer der Gangster ist und sie sogar ab und an als deren Komplizin aushilft.

Jedes Bild und jedes Setting ist ein cineastischer Segen - behutsam, präzise und schnörkellos gestaltet, im einlullend-durchwehenden Rahmen des weihnachtlichen Frankreichs - sowohl provinziell, als auch urban. Lediglich die Miniaturaufnahmen von Expressbahnen und Helikoptern können der Qualität nicht standhalten, werden aber von der ansonsten hochwertigen Bild- und Tonvermengung mehr als ausreichend wettgemacht.

Die Figuren sind hier wiederum (vorallem in ihren minimalistischen Dialogen) nichts weiter als funktionelle, vom bloßen Instinkt gesteuerte Schachfiguren im geradezu naturgesetzlich-ablaufenden, obligatorischen Katz-&-Maus-Spiel zwischen dem Gesetz und dem Verbrechen. Eine oberflächliche Identifizierung mit jenen Charakteren wird für den Zuschauer dementsprechend nur spärlich suggeriert.

Doch die Spannung zwischen ihnen bleibt überdeutlich stark und erschafft recht dringliches und faszinierendes Prozedur-Kino vom Allerfeinsten, getragen von einer feinfühlig-plastischen Aufbereitung für die Ewigkeit - ein unterkühlt-raffiniertes Winterportrait von Rollen-forcierter Zwischenmenschlichkeit. Wo scheitern, gewinnen, sterben und leben in paraleel-gleitender, gleichgültiger 'Konkurrenz' zueinanderstehen.




JOE GEGEN DEN VULKAN - Da beginnt der Metropolis-artige, schwerfällige und unnötig-vertrackte Gang zur verätzten Operationsbesteck-&-Prothesen-Fabrik mit einem schlurfenden Schritt durch den Morast, in diesem Autorenfilm von John Patrick Shanley. Unser amerikanische Arbeiter-'held' Joe (Tom Hanks) wird erdrückt von der widerwärtigen Verranztheit des obskuren Komplexes, der im kotzgrünen, fluoreszierenden Licht die Haut sowie das Gemüt entfärbt, während der herrische Chef einen zur Sau macht.


Die Konsequenz: Unbehandelbare, tödliche Hirnwolken! Vor dem massiven-einfarbig-tristen Arztgebäude sucht Joe Trost bei einer Dogge und seinem Frauchen, während die Kamera immer weiter Abstand nimmt - unser Joe fühlt sich ganz klein in der Welt, zwängt sich in sein schwachbrüstiges Auto hinein. Ein Bild, dass man sonst nur in ERASERHEAD oder einem Wes-Anderson-Film sehen würde - solche werden uns hier noch öfter begegnen.


Zurück in der Fabrik kennt er kein Halten mehr, kloppt mit einer Armprothese den Schreibtisch seines Chefs zusammen, kündigt den Job mit seiner trotzigen Abgeklärtheit und spricht endlich mal alles aus, was er schon immer zu dieser 'Situation' sagen wollte.


Erhält aus diesem Urschrei heraus sogar ein Date mit seiner langjährigen Kollegin DeDe (Meg Ryan) im Angesicht der regenbogenfarbenen Skyline. Als er ihr aber beichtet, dass er sterben wird, ist ihr das zu viel und so verlässt sie sein Leben.


Doch aus dem Nichts tritt der exzentrische Milliardär Graynamore (Lloyd Bridges) in sein Leben, der ihm anbietet, als superwichtige Opfergabe in einen Vulkan zu springen, damit die Eingeborenen ihm ihre Mineralien verkaufen - Joe hat ja sowieso keine Zeit zum Leben mehr, da kann er doch einfach nochmal ein paar schöne Stunden verbringen, wie ein König leben und als Held sterben. Er willigt ohne Bedenken ein, zieht mit seinem neuen Chauffeur-Kumpel Marshall (Ossie Davis) durch die Stadt und stattet sich in den feinsten Läden der Ostküste vollkommen neu aus.


Bei seinem Flug zur Vulkaninsel macht er einen Zwischenhalt in L.A., wird von der aufgedrillt-suizidalen Tochter Graynamore's, Angela (ebenfalls Meg Ryan), abgeholt, spachtelt mit ihr in megalomanischen Restaurants herum und gibt ihrem oberflächlichen Charakter gutgemeinte Ratschläge, das Leben auszukosten, was sie perplex zurücklässt. Er merkt: mit ihr wird das auch nix, doch sie bringt ihn noch zum Boot zur Insel, wo ihre Halbschwester Patricia (nochmals Meg Ryan) schon auf ihn wartet, die sich von ihrem Vater schwer vernachlässigt fühlt.


Zusammen machen sie sich auf die turbulente Reise, wo beide versuchen herauszufinden, wo ihr Platz im Leben ist bzw. wo sie es hinführen wollen. Und natürlich verlieben sie sich im großen Sturm ineinander, wo ihr Boot auseinanderbricht und sie auf zusammengebundenen Koffern über die Weltmeere segeln müssen - werden letztendlich an Land angespült. Nun muss Joe sich dem Vulkan stellen, ersteigt ihn auf einem vertrackten Weg, welcher dem Gang zu seiner Fabrik nachempfunden ist. Patricia will ihn, diesen neuen und einzigen Halt im Leben, nicht loslassen, heiratet ihn vor dem Absprung sogar fix, doch er muss es tun, weil er sein Leben verschwendet hat - also springen sie zusammen rein. Doch dann...!


Quirlig-herzliche und aussergewöhnlich-erzählte Dramödie mit traumhaftem Produktionsdesign und satirischer Grundwurzel, die natürlich nur schwer ihr Publikum finden konnte und offenbar optisch & thematisch den demnächst erscheinenden DAS ERSTAUNLICHE LEBEN DES WALTER MITTY vorwegnimmt - der Weg zur Selbstfindung und dem Genuss des Lebens, aus dem Arbeiter-Moloch in die farbenfrohe, süße Liebe. Altbekannte und dennoch schöne Fabel, eigensinnig und phantastisch gestaltet. Kaum bekannt, aber gerade deshalb noch lange nicht verachtens-, stattdessen recht sehenswert.




VALLEY GIRL - 'Let's fetz!'

Im spießigen Jugendkultur-Valley, wo die Mütter genauso frisch sind wie ihre schlagfertig-sprücheklopfenden Teenie-Töchter, Sushi noch eine Neuheit in der westlichen Welt war und der Soundtrack Pop-Kracher durchzimmert, die man 25 Jahre später in 'Ananas Express' wiederfand, ergreift die titelgebende Julie die Initiative und verknallt sich allen Widrigkeiten zum Trotz in den sick-heißen und liebenswerten Punker Nic Cage, der wie alle Figuren im Bann der herrlich-blödeligen 1:1-EIS-AM-STIEL-Synchro steht - führt sie in die spannend-energetische Welt des 'punkigen' Nachtlebens ein.

Ebenso wie in EIS AM STIEL ist hier auch der jugendlich-rebellische Drang nach Sex allgegenwärtig, nur dass hier die den-Jungs-ebenbürtig schlaksige und hormonreiche Damenseite im Fokus des Narrativs steht. Da VALLEY GIRL sowieso von einer Frau inszeniert wurde, entpuppt sich aber dann die ganz magische, süß-aufgebaute, echte Liebe als erstrebenswert-freischaufelnder, toll-romantischer Weg, der auch mit einer gigantischen Essensschlacht gegen alle fiesen Barrieren wie Konventionen, Eifersucht und Klassenunterschiede ankommt.

FOLLOW YOUR HEART!

Trotz verdientem R-Rating: Niedlich-freche und ulkig-unbedarfte New-Wave-Teenieromanze aus der Hochphase des versexten Youngster-Comedy-Genres der 80er Jahre, mit zur Abwechslung echt coolen Elternratschlägen - ein offenherzig-aufreizender Vorgänger von Filmen wie 'Mean Girls'




KEIN MORD VON DER STANGE - Da hat Crichton doch glatt nicht bloß Folman's THE CONGRESS mit dem angestrebten Perfektionismus des ewig-währenden Motion-Capture-Kommerzgebrauch vorweggenommen.

Zudem gestaltet er sein einstmals futuristisches, noch immer schön-satirisches und im Verlauf stets-einladenderes Schönheitswahn-&-Werbehypnose-Thriller-Abenteuer vom Morgengrauen der 80er (inkl. Illusions-Knarren) mit pulsierenden Synth-Leads und Vivaldi-Staccatos, die seine eindrucksvollen Techno-Impressionen, hitzigen Zeitlupen sowie stimmungsvollen Panorama-Shots zwischen De Palma & Argento unterlegen.

Ein recht treibender, pointiert-inszenierter und vorallem unterschätzter High-Concept-Suspenser.




DER VOLLTREFFER - Hihi, Cusack's Charakter schreibt seine Aufsätze in dieser lakonisch-abenteuerlichen und geschickt-Situationskomischen Coming-of-Age-Komödie von Rob 'Spinal Tap' & 'Princess Bride' Reiner genauso blumig-adjetivreich wie ich meine damaligen Aufsätze sowie die meisten meiner Rezensionen - nur dass ich Fett von Salami-Pizzen auf dem Keyboard verteile, statt Peperoni-Schmiere über's Papier zu streifen.

Noch schöner finde ich vorallem, wie sich DER VOLLTREFFER von einer formelhaften, Hughes-ähnlichen College-Sause in ein aberwitziges, Hughes-ähnliches Road-Movie quer durch die USA mit dusselig-liebenswerten Spießer-Typen (welchen aber schnell der Geduldsfaden platzt) und notgeilen/saufenden Hillbillies im Schlepptau wandelt.

Denn Cusack ist auf dem Weg nach Kalifornien, um eine neue heiße Flamme zu treffen, die ihm sein Kumpel Anthony Edwards versprochen hat. Als Sitznachbar fungiert aber die recht zugeknöpfte Daphne Zuniga, welche er schon auf dem College erobern wollte, dies aber nicht so fein gelang.

Die Beiden ergänzen sich super: Er der draufgängerisch-spaßliebende, schnippisch-unverantwortliche Chaoten-Boy, welcher lernen muss, erwachsen zu werden - Sie das verklemmt-vernünftige, dennoch hübsche Lischen, welches lernen muss, Spaß zu haben...und zu rülpsen ♥ Und wie's am Ende für die Beiden ausgeht, naja, das bedarf keiner ausufernden Vorstellungskraft.

Aber auf dem Weg dorthin herrscht reichlich Jugend-Fun und süße, allerdings auch nie aufdringliche Herzlichkeit, dank dem 100%-ig stimmigen Timing Reiner's, den einfallsreichen Gags und der euphorisch-gewitzten Charakterzeichnung.




UP! - Russ 'Tinto Brass U.S.A.' Meyer's hyperkörperbetont-absurder Erotik-Ulk aus einem exploitativ-drallen Northern-California-Paraleeluniversum mit geheimen Nazi-Burgen, wo der Mord am arschgefickten Adolf augeklärt werden soll.

Zumindest zeitweise, denn erstmal wird die neu-angekommene Superbraut (und Undercover-Bullette) Margot Winchester in allen Stellungen durch die Botanik genagelt.

Durchgehend spritzig-schmerzfreie und dickbusige Wollustphantastereien durchziehen sowieso den kompletten Film, also vergesst die Story - die erklärt die kleiderfreie Kitten Natividad in Intervallen sowieso nochmal voll-verständlich.

Hier bringen Pre-Troma-Sex-Gags und Superbabes im comichaften Hillbilly-Zirkus die totale, freilebig-lockere Beglückung, frei nach dem Motto 'Trimm dich - Bumms mal wieder!'.

Aber wehe es wird geraped, dann zischen Axt und Kettensäge! Doch sobald das Problem abgeschafft ist: weiter im Programm!^^ Ein Heidenspaß, dieser UP! (nicht zu verwechseln mit dem Pixar-Film gleichen Namens), mit einigen hochamüsanten Offenbarungen über Shyamalan-Niveau.




SOME GIRLS - Ein sehr junger, sehnsuchtsvoller Patrick Dempsey fliegt seiner Jugendflamme Jennifer Connelly zu ihrer Familie ins verschneit-schummrige Québec hinterher - welche als recht skurriler Haufen in einem gigantisch-verzierten, stimmungsvoll-ausgeleuchteten Schloss wohnt, aber mit dem anstehenden Tod ihrer dementen Großmutter hadert, die immer mal wieder aus der Nervenheilanstalt ausreißt und Dempsey für ihren verstorbenen Liebhaber hält.

Allen voran die streng-konservative Mutter des Hauses bleibt misstrauisch gegenüber ihrem neuen Gast und tatsächlich ist der junge Mann so vorsichtig-nervös & unbeholfen-chaotisch, weil er eben so hart mit seiner großen Liebe rummachen möchte, dass er sich beständig als würdig beweisen will und dabei auch einige gute Taten vollbringt. Doch die gute Jenny hat zudem 2 mannstolle Schwestern, die ihm ganz schön den Kopf verdrehen und verführen wollen.

Zur Entspannung verbringen der kleine Casanova, die 3 Schwestern und ihre Oma ein Wochenende auf dem Lande, wo sich einige beinahe magische Wege in die Vergangenheit am Kaminfeuer eröffnen. Das Unvermeidliche kann man im Verlauf leider nicht verhindern, doch jeder von ihnen lernt recht bewegend zum Leben was dazu, erst recht sich umeinander zu kümmern - innerhalb des übergreifenden Themas des Films: AKZEPTANZ.

Das harmlose Teen-Urlaub-Abenteuer spielt seine potenziell-albernen Gags verhältnismäßig bescheiden aus, bemüht sich um einen realistischen und teils durchaus dramatischen Touch, welcher von der abgedämpften Winter-Stimmung und der ausgezeichneten Kameraarbeit Ueli 'The Hot Spot' Steiger's profitiert.

Was zwar nicht heißt, dass der Film ohne ulkige Situationskomik auskommen würde, in seiner geradezu feinfühlig-herzlichen Gestaltung jedoch eine verschämt-unschuldige Note annimmt. Besonders schön kann man als Zuschauer zudem auch die knisternde Sensualität der Schwestern eindringlich genießen, von daher gibt's dafür auch einen Extrapunkt.

Dass dieses vom Drehbuch her eigentlich ziemlich formelhafte Coming-of-Age-Stück doch so schick-eindringlich wirkt, liegt eindeutig an der geglückten Wahl des Drama-Regisseurs Michael Hoffman ('Gelobtes Land', 'Zeit der Sinnlichkeit') für diese Produktion. Da stört es auch nicht allzu sehr, dass ab und an der christliche Glauben befürwortet wird - in diesem R-Rated-Film mit einigen wohlgeformten, blanken Busen.

Doch echt sympathisch-sentimentaler Teen-Kitsch.




REQUIEM POUR UN VAMPIRE - Bin etwas zwiegespalten bei dieser Arbeit von Jean Rollin - zunächst lässt er seine 2 niedlichen Flüchtlinge durch's Land streifen, wo sie sich gewitzt und leichtfüßig Essen & ein Moped ergaunern, auch mal auf einem Friedhof übernachten wollen und sich schlussendlich (trotz unheilvoller Fledermäuse im umliegenden Wald) in einem verlassenen Schloss einkuscheln.

Doch dann schauen sie sich näher um und entdecken das Geheimnis dieser gothischen Gegend: Vampire! Jene nehmen sie gefangen, schleppen sie zurück zum Friedhof in einen dunkelroten Keller, wo andere Frauen bereits in Ketten hängen und sodann von den männlichen Vampirschergen bissfest vergewaltigt werden. Sodann stehen unsere Protagonisten unter dem Bann des Bösen und müssen dafür Opfer zum Blutaussaugen anlocken.

Besonders in diesen an-sich-schon stimmungsvollen Szenario wird deutlich, wie Rollin hier zum Zwecke der Genrehaftigkeit Kompromisse einging, lässt er die Vergewaltigungsszenen hier doch überlang ausspielen und droht dem Zuschauer zudem, dass der Film ab hier nicht mehr so leichtfüßig agieren kann, denn die 2 Mädels sind nun gefangen - schade :(

Ich meine, seine Entscheidung, in jene Richtung vorzugehen, ist ja nun nicht unbedingt unstimmig dargestellt und ich kann mich damit abfinden, dass nicht jeder von Rollin's Filmen traumhaft fließend und luftig wie z.B. LIPS OF BLOOD sein kann - aber leider wirkt der REQUIEM dann auch nicht mehr so liebenswert, wie ich es mir erhofft hätte.

Immerhin lässt er den Mädels den Versuch zu fliehen, aus der finsteren Nacht und dem ebenso hilflosen Morgengrauen. Und schließlich muss auch der Obervampir, der letzte seiner Art, einsehen, dass alle Mühe vergebens ist - er lässt sie ziehen und macht seinen Gruselkeller für immer dicht, bleibt im Dunkel des Verderbens zurück. Hier macht der Titel des Films zum Schluss hin am meisten Sinn, fühlt sich aber wie ein Teil eines anderen Films an, dessen nachvollziehbarer Aufbau hier für die leichtlebige Odyssee zweier Mädchen Platz machen musste.

Nun denn, REQUIEM POUR UN VAMPIRE besitzt dennoch in seinen besten Momenten eindringliche Szenarien, einen sphärisch-krautrockigen Soundtrack mit Orgel & Klavier, sowie Rollin's ausgespieltes Lieblingsmotiv, die zarten gejagten Zwillinge, im Fokus des Narrativs und zudem für Genrefans eine Menge Sex und Vampirbisse. Und die Beleuchtung ist mal wieder sowieso ein Schmankerl sondersgleichen, suggeriert sie doch gewohnt übernatürliche Dimensionen der Nacht.

Es hätte allerdings doch noch viel schöner werden können - sei's drum, meine Fantasie wird sich da jetzt erstmal eine alternative Route für die 2 Lieblichen erträumen, dazu regt Rollin dann doch gut genug an. Und in anderen seiner Filme erfüllt er sich seine und meine Fantasien umso ausgelassener, Gott-sei-dank :)




WAS FÜR EIN GENIE - In Martha Coolidge's schwungvoll-harmlosen Nachfolgewerk zu ihrem 'VALLEY GIRL' (welches hier in einem Cameo ebenso mitspielt) sammelt sich William Atherton X-MEN-mäßig die schlausten Schüler des Landes in seine Schule für besonders Schlaue zusammen, welche ihre skurrilen, wissenschaftlichen Fähigkeiten (mal abgesehen von einigen neidisch-mobbenden Handlangern, wie....urgh, Kent) jugendlich-kollegial zusammenlegen, ausbauen, aber unwissenderweise für ein geheimes Laserwaffenprojekt einsetzen.

Der unbeholfen-schüchterne Neuankömmling Mitch (Gabriel Jarret) freundet sich mit dem schlagfertig-coolen Slacker-Genie Chris (Val Kilmer) an, der seinen Hirnschmalz auch öfters mal für tolle Streiche und abgefahrene Parties mit Bikinigirls nutzt, was dem Atherton Anlass gibt, die beiden von den nach-außen-hin-harmlosen Laserexperimenten abzuziehen - doch das lassen sie sich nicht so einfach gefallen und büffeln so hart es geht (mehr noch als Homer in seiner nachgeholten College-Zeit) - erschaffen den ultimativen Laser!

Als sie mitkriegen, wozu ihre Erfindung gebraucht werden soll, vereinen sie sich mit dem hyperaktiv-quirligen Love-Interest-Mädel Jordan (Michelle Meyrink), Lazlo (Jon Gries), dem zurückgezogenen Supergenie aus den 70ern und all den anderen guten Kids, um das Schlimmste zu verhindern - erleben auf der geheimen Militärbasis, wo die Waffe aufbewahrt wird, einen kleinen Mission-Impossible-Klimax. *SPOILER* Am Ende haben sie die tödliche Laser-Waffe so umprogrammiert, dass sie lediglich massive Popcorn-Mengen aufwärmen kann - ein euphorisch-freches Synonym dafür, was der Film an den Kinokassen ebenso erreichen wollte und wohl auch schaffte. *SPOILER ENDE*

Frenetisch-poppige Synth-Sequencer & potenzielle 80's-Discohits (inkl. 'Tears for Fears') treiben das schmissig-geschriebene, sympathische Jugendabenteuer voran, welches in der leichtfüßigen Kurzweiligkeit seines Verschwörungs-Sci-Fi-Thriller-&-College-Klamauk-Mix einen durchgehend-frischen und auch zeitweise mini-spannenden Unterhaltungsfaktor vorweisen kann. Das gefällt!




METALSTORM - DIE VERNICHTUNG DES JARED-SYN - Der titelgebende METALSTORM kommt zwar im Film selber nicht vor, wird aber seiner reißerischen Natur mehr als gerecht.

Minimalistisch ausgestattet und spartanisch erzählt, versuchte sich Charles Band in den 80ern an diesem 3D-Eventfilm, der sich hauptsächlich auf seine In-Your-Face-Effekte konzentriert und die Charakterzeichnung ganz flach auf dem vertrockneten Boden hält. Mit seinen nicht mal 80 Minuten Laufzeit sollte hier ein ganz fixes, Attraktions-ähnliches Erlebnis geboten werden, welches sich in möglichst hübscher Verpackung durch gute 3D-Kameraarbeit und abenteuerlichem Orchester-Score von Actionszene zu Actionszene hangelt.

Das gelingt grundsätzlich schon mal einigermaßen. Was aber schnell auffällt, sind die ironiefreien Figuren, die nur stichwortartige Dialoge austauschen, sowie die Kulissen, welche auf austauschbaren Baugruben in der kalifornischen Wüste spärlich aufgebaut wurden. Sie sollen den semi-budgierten Budenzauber Band's schnörkellos vorantreiben und bedienen höchstens archetypische Funktionen.
Es erinnert einen daran, wie man als Kind selbst im Sandkasten oder auf dem heimatlichen Hof herumgetobt und Weltraumabenteuer nachgeäfft hat. Und so versucht sich auch METALSTORM daran, den Geist von STAR WARS und sogar einigen Western einzufangen - was durch die geringen (auch narrativen) Mittel zwar unmöglich ist, aber bei deren Amateurhaftigkeit geradezu sympathisch bzw. bemitleidenswert erscheint.

Interessant wird es, sobald METALSTORM mit seinem 3D-Wahn einige impressionistische Wege geht - wenn in (für einen Sci-Fi-Actionfilm) viel zu langen Einstellungen die Sandschluchten Kaliforniens abgeflogen werden, den telepathisch-monologisierenden Bösewichten Zeitlupen spendiert werden (erst recht, wenn ihnen extatisch die Arme abgerissen werden) und der Obermotz Jared-Syn seine Feinde in eine interdimensionale Zwischenwelt entführt & dort mit Lebenskristallen ihrer Seele entledigt - entwickelt der Film ab und an eine hypnotisch-verlorene Wirkung, die viel mehr die bittere Dekonstruktion, sprich 'Vernichtung' (siehe Untertitel des Films) und Leere eines derartigen Genrefilms und seiner Charaktere suggeriert, welcher hier sowieso bloß von den essenziellen Zutaten nähren kann.

Man kann es so interpretieren, man kann METALSTORM aber auch für den oberflächlichen, schnell zusammengefrickelten Space-Actioner halten, den er von außen her anbietet. Er bedient sowohl (ohne großartige Emotionalität) die Eskapismusgelüste des Zuschauers, legt aber auch (bewusst oder unbewusst) die Wurzel seines Filmgenres frei, um die Obligation der entgeisterten Schachfiguren in all ihrer widerstandslosen Geradlinigkeit aufzuzeigen und durch leergefegte Räume & Dimensionen wandeln zu lassen.

Gibt's auf deutsch nur auf Video, in den USA ist aber auch eine DVD vom Film erhältlich, jedoch ist diese lediglich in Vollbild gepresst, wo er doch ursprünglich so schön in 2,35:1 verfilmt wurde. Keine einzige Heimkino-Ausgabe bietet jedenfalls eine 3D-Fassung an, was METALSTORM's Daseinsberechtigung (für welche man sich auch immer entscheidet) umso transparenter erscheinen lässt.




SIXTEEN CANDLES - DAS DARF MAN NUR ALS ERWACHSENER - Ich dachte zum Anfang, dass ich den Film hassen würde, weil Ringwald nicht fähig ist, einfach auszusprechen, dass sie Geburtstag hat bzw. wie sehr sie ihren Schwarm, welcher ebenfalls an ihr interessiert ist, liebt.

Aber sobald die forcierteste Missverständnis-Situationskomik endlich ihr Ende nimmt, einfach gewitzt-gefeiert, ausgelassen-geliebt wird und jeder seinen sehnlichsten Wunsch erfüllt bekommt, mochte ich die SIXTEEN CANDLES dann doch einigermaßen.

John Hughes' pointierte Gestaltung funktioniert abgesehen davon auch durchweg und bringt stetige Kurzweiligkeit für das ungenierte Teen-Publikum.

Und sowieso: Lass dich drücken, Molly ;)




NEW YORK COP - Regisseur & Hauptdarsteller Tôru Murakawa schlägt sich in dieser japanisch-US-amerikanischen Ko-Produktion als Karate-As & Undercover-Rookie Toshi durch die plakativ-gestaltete und rassistische Unterwelt New York City's.

Trifft bei seinen ruppig-feindseligen Investigationen auf wenigstens eine zauberhaft-soziale Seele: die mit spanischem Akzent spielende Mira Sorvino als Maria, welche zudem Schwester des Bandenbosses Hawk (Chad McQueen) ist. Toshi etabliert sich bei ihm als kollegial-knallharter Geldeintreiber - was dessem Hispanic-Sidekick Tito nicht in den Kragen passt, weshalb dieser Toshi beschatten lässt.

Toshi wird's schon schnell zu heiß und so besorgt er sich mithilfe einiger ebenfalls Undercover-ermittelnder Kollegen eine Knarre zum Schutz, während auch das FBI jeden Schritt der Gangster genauestens beobachtet und mit Waffengewalt jähzornig (ohne Rücksicht auf andere Verbrechensbekämpfungs-Divisionen) auflauert.

Dabei kommt es desöfteren zu brutalen, chaotischen Shootouts aller Parteien im solide-ausgeleuchteten 90er-Hexenkessel dieses naiven Thrillers, welcher auf mittelmäßigem Budget allgemeinverständlichen US-Actionstandarts hinterhereifert - dennoch die ambitionierte Stimme eines aufopfernden Immigranten nach Anerkennung und Integration widerspiegelt (bezeichnenderweise basiert der Film auf den offenbar-wahren Fall des US-japanischen Undercover-Polizisten Jiro Ueno) - Werte wie Zusammenhalt, Loyalität, Verantwortung und Harmonie in diesem zerrütteten Milieu vermitteln will.

Ähnlich wie John Woo's im selben Jahr entstandenen US-Debüt HARTE ZIELE versucht die japanische Mentalität hier ihre Sicht auf das problembelastete Amerika zu adaptieren und zu reflektieren - in diesem Fall den Sinn hinter der Gang-Mentalität zu erklären, anhand von Mustern bekannter Yakuza-Rangordnungen, welche hier zudem durch einen rücksichtslosen Killer-Anarchismus von Gesetz und Mafia unterwandert werden.

Und wenn Toshi seine Kollegen, egal von welchem Lager, verliert und er diese in ihren letzten Atemzügen in seinen Armen hält, durchschwebt ihm eine schweigsame Wehmütigkeit, übergibt ihre Seelen dann segenreich der barmherzigen Natur und geht daraufhin zielstrebig-pflichtbewusst wie ein Samurai auf seinen ehrenvollen Rachefeldzug. Aus Scham und Schuld verlässt er zum Schluss auch wortlos die ihn liebende Maria (*SPOILER* weil ihr Bruder wegen ihm erschossen wurde *SPOILER ENDE*), geht weiter seinen einsamen, pflichtbewussten Weg, diese Stadt zu einem sichereren Ort zu machen.

Ein ziemlich bitteres Ende, welches dieser B-Actioner findet - aber vollständig nachvollziehbar, für den Weg dieses japanischen Polizisten, der kein Held sein, bloß seinem Zuhause Halt bringen wollte, welchen er gezwungenermaßen mit Gewalt durchsetzen musste. Diese Ebene trifft mich dann doch stärker als die kostengünstige Gestaltung des potenziellen Videotheken-Ballerwerks, welches sich NEW YORK COP nach außen hin gibt. Ich kann es aber anderen Zuschauern nicht verübeln, wenn sie darüber nicht hinwegsehen können, eine Chance hat dieser Film meiner Meinung nach dennoch verdient.




DER GROSSE JAPANER - DAINIPPONJIN - Gemütlich-trockene und ironiefrei-objektive Straight-faced-Mockumentary über das aussergewöhnlichste Subjekt: ein bescheidener und dennoch recht angefeindeter Bürger Japan's, der zu Wolkenkratzer-Größe aufgepowered werden kann, um gegen obskure Riesenmonster zu kämpfen.

Die Kämpfe an sich sind dann wieder höchst filmisch-stilisiert inszeniert, werden sie doch zur Primetime im nationalen TV ausgestrahlt, wo man auch Product Placement am GROSSEN JAPANER versucht, der aber unbeabsichtigt immer mehr Skandale bei der kritischen Bevölkerung hervorruft.

Ein gewitzt-satirischer Twist auf das beliebte Kaiju-Genre, mit 108 Minuten leider dann doch zu langatmig, aber allein für die grossartige Super-Justice-Familie sehenswert :)




NIGHT TRAIN MURDERS - Ohne falsche Bescheidenheit kann ich behaupten: sowas hab ich in den Zügen der DB noch nicht erlebt. Dann wiederum war ich noch nie in 'nem Nachtzug unterwegs, von daher kann ja was-weiß-ich alles dort abgehen, da bin ich nicht auf dem Laufenden.

Was ich jedoch bei Tagesfahrten mitkriege: heutzutage sind alle höchstens nur noch besoffen oder führen wirre Selbstgespräche. Junge Menschen spielen auch sowieso lieber mit ihrem 3DS oder lesen Kindle, als lustvoll-grausam zu vergewaltigen - und geraucht wird auch nur noch auf bestimmten Gleisabschnitten, nicht auf den Zugfluren, wenn Kinder daneben stehen.

Ungemütlich ist es zwar auch manchmal, aber nicht sooooo total-Terror wie es in den 70ern war - jedenfalls wie Aldo Lado diese in seiner 'Last House on the Left'-Variante darstellt, welche zudem quasi 1:1 die Gewaltdiskussion in geselliger Runde aus 'Ein Mann sieht rot' rekreiert und *SPOILER* letztendlich denselben selbstjustizhaften Umkehrschluss tieftragisch in die Tat umsetzt. *SPOILER ENDE*

Der ultimativ-fiese Sleaze-Horror verfehlt hier übrigens nicht seine Wirkung, kam aber so unfassbar-scheußlich und unaushaltbar-assig, mit seinen von-Natur-aus-bestialischen Fieslingen (und deren superperfider Plötzlich-Komplizin *SPOILER*, welche nichtmal ihr Fett wegkriegt - AAARRRGGHHH!!! *SPOILER ENDE*), dass ich diesen (im besten Sinne) schäbig-gestalteten Rape & Revenge-Sicko ab und an überfliegen musste - denn ich wusste: NIGHT TRAIN MURDERS will, dass man die Rache richtig süß genießt - um einem am Ende dann doch die bitterste Pille schlucken zu lassen.

Durch solche Erfahrungen wollte ich mich heute nur noch ungern zwingen - den cineastischen Weg bin ich u.a. mit I SPIT ON YOUR GRAVE, oben genanntem LAST HOUSE, KIDNAPPED, BEDEVILLED und auch einigen Bresson-Werken, schon desöfteren gegangen - welche ja nun keine schlechten Filme waren, möchte ich dazu sagen (derartig exploitationhaft wie NIGHT TRAIN waren sie ja teilweise auch nicht unbedingt).

Mir war einfach nicht danach - dennoch ein wirkungsvoller Reminder daran, dass die Hölle auf Erden existiert und welch Folter manche Terror-Filme doch sein können (andere Vertreter des Genres finde ich zwar auch abstoßend, aber dann doch irgendwie bis zum Ende hin faszinierend - NIGHT TRAIN hingegen war konsequente, unausweichlich-herzlose Pein - schon echt beachtlich, obwohl die Charaktere hier allerdings sehr oberflächlich gezeichnet sind). Und wenn ich eins von diesem Film gelernt habe, bei dem ich viel vorspulen musste, weil's mir einfach zu viel war (ja, sowas gibt's bei mir noch): Nachtzüge sind scheiße - noch beschissener, als sie schon in HOSTEL 2 waren.




T-FORCE - PM Entertainment liefern uns ihre kostengünstigere Variante von UNIVERSAL SOLDIER - mit einer kibernetischen T-Force, die nach einem missglückten Anti-Terror-Einsatz nicht abgeschaltet werden will, gegen ihre robotischen Direktiven verstößt und bleihaltig gegen ihre Macher vorgeht.

Nur einer von der blutrünstig-unaufhaltbaren Terminations-Force hat ein gutes 'Herz': Cain, der sich dem sprücheklopfenden Detektiv Jack Scalia anschließt, welcher es faustdick hinter den Ohren hat, seinen widerwilligen, neuen Kollegen liebevoll 'Blechmann' tauft und ihm beibringen muss, was es bedeutet ein Mensch zu sein (z.B. dass man 'Leck mich am Arsch' ja nicht allzu wörtlich nehmen soll) - was die Bösen u.a. auch verfolgen, als sie aus einem Erotikmagazin lernen, sich fortzupflanzen = Cy-Boobs.

Zusammen lernen sie schlagkräftige Partner gegen die Bösen zu sein und entfesseln damit ein bombiges Inferno innerhalb funktionaler Settings, voller handgemachter Effekte, stuntreichen Faustkämpfen, exzessiven Feuerbällen und überschlagenden Cage-Karren, direkt aus dem 'Road Warrior'.

Ein B-Movie-Kracher wie ein Gedicht! Spitzenspaß aus der Videothek, mit einem schick-durchdachten, simplistischen Skript und kurzweiliger Schauwerten-Parade sowie niedlich-unbedarftem Roboterhumor, direkt aus dem Kritzelheft eines Viertklässlers. Recht sympathisch!




LAST HOUSE ON DEAD END STREET - Ein kleiner, dreckiger Exploitationfilm verteufelt die nihilistischen Tiefen des Exploitationfilms.

Nach einer weniger eindrucksvollen Etablierung der Charaktere und der Handlung inkl. mäßig-nachsynchronisierter Dialoge, lang ausgewalzten Nudie-Segmenten, direkt aus dem SOMETHING WEIRD VIDEO-Sortiment und allgemein technischer Schwachbrüstigkeit, setzt der Film zur zweiten, sehenswerten Hälfte an.

Erschafft dort mit seinen verzerrt-morbiden Masken/Kreaturen, die für die Kamera quälen und morden, bestialisch-finstere Abgründe - locken einen in lange, dunkle Korridore, die sich als Tor zur menschlichen Hölle entpuppen - verfangen innerhalb der pechschwärzesten, geheimen Nischen des Zelluloids.

Ein sadisitischer, Sinnes-&-Gliedmaßen-zersägender, infernalischer Opfergang, begleitet von geisterhaften Chören, welche die Trennung von der erdlichen Körperlichkeit signalisieren und einen in den ausweglosen Hades hineinzwingen.

Ab und an versucht der Film die realitätssuchende Flucht in die Freiheit, verfängt sich aber nach kurzer Zeit dankbarerweise wieder im faszinierenden Netz des ausserweltlichen Terrors, zwischen Seele und Leinwand. 100%-ig gelungen ist er im Gesamteindruck leider nicht, dafür bleibt er lange Zeit einfach zu trivial und ungeschickt (auch sowieso durchgehend minibudgiert) gestaltet.

Doch wenn die Hölle auf Erden losbricht, dann aber mit kompromissloser Stärke und einigen recht eindringlichen Bilderschlünden (allen voran die aus einer VHS-Quelle wieder eingefügte Ausweidungssequenz, welche die Snuff-Thematik des Films bedrückend unterstreicht).

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