FASCINATION - Ein Räuber landet auf der Flucht vor einem Trupp von noch schäbigeren Gaunern beim wohl verträumtesten, süßesten Fleckchen Gothika, dass sich in den sehnsüchtigsten Windungen unserer Träume finden lässt.
Dieses erhabene Schloss mit Burggraben beherbergt niemand geringeren
als die abgöttisch-niedlichen Brigitte Lahaie und Franca Mai, die ihren
neuen Gast mit seinem Revolver nicht so schnell loslassen wollen, ihm
sogar die grässlichen Schergen vom Hals halten, während in den
Augapfel-umgarnenden Schlossmauern erregent liebkost wird, dass sich die
Leinwand in ein schmusig-schummriges Rot verwandelt, wenn auch draussen
vor dem Tore letztendlich ein todbringendes Rot fließen muss.
Als bald die Nacht einbricht, gesellen sich weitere geheimnisvolle Damen zu diesem Trio hinzu und spielen locker-luftig bis zur Mitternacht hinein, doch dann müssen sie ein Opfer erbringen, wovon unser Räuber aber schon von Anfang an wusste und trotzdem blieb.
Denn bei ihm herrschte die Faszination an diesen zauberhaften Wesen, welche zwischen den stimmungsvollen Requisiten umherschlendern und mit ihren Blicken und Schmückungen zum Bleiben einladen. Was man als Zuschauer dann am Allermeisten nachvollziehen kann. 'Ich möchte auch dorthin', beschwört man sich innerlich, 'selbst wenn ich dabei geopfert werden würde.'
Spiel, Satz, Sieg - Rollin bringt uns der Schönheit näher, hypnotisiert uns hinein und lässt uns mitschweben, es wird warm...auch wenn mal die Gewalt durchbricht, der ätherische Sirenenchor drückt uns sodann wieder an seinen Busen. Am Liebsten würde ich nie mehr loslassen.
Als bald die Nacht einbricht, gesellen sich weitere geheimnisvolle Damen zu diesem Trio hinzu und spielen locker-luftig bis zur Mitternacht hinein, doch dann müssen sie ein Opfer erbringen, wovon unser Räuber aber schon von Anfang an wusste und trotzdem blieb.
Denn bei ihm herrschte die Faszination an diesen zauberhaften Wesen, welche zwischen den stimmungsvollen Requisiten umherschlendern und mit ihren Blicken und Schmückungen zum Bleiben einladen. Was man als Zuschauer dann am Allermeisten nachvollziehen kann. 'Ich möchte auch dorthin', beschwört man sich innerlich, 'selbst wenn ich dabei geopfert werden würde.'
Spiel, Satz, Sieg - Rollin bringt uns der Schönheit näher, hypnotisiert uns hinein und lässt uns mitschweben, es wird warm...auch wenn mal die Gewalt durchbricht, der ätherische Sirenenchor drückt uns sodann wieder an seinen Busen. Am Liebsten würde ich nie mehr loslassen.
INSIDE LLEWYN DAVIS - (GESICHTET AUF DEM FILMFEST HAMBURG, enthält leichte Spoiler)
Die Coen-Brüder schicken ihren Protagonisten wieder mal auf eine Odyssee. Doch weil der Film nunmal 'INSIDE Llewyn Davis' heißt, bleibt seine Reise bodenständig, ohne Feenstaub. Die einzige Konsequenz, die sich für ihn ergibt, ist dass sein Leben weitergeht, wie es aus unseren Augen angefangen hat - und so erleben wir quasi einen Loop seines unzelebrösen Folk-Musiker-Daseins auf Sparflamme, quasi 'Und täglich grüßt das Murmeltier', nur ohne die 'Kontrolle'.
Doch trotz miserabler Aussichten und obskurer Bekanntschaften kann er mit seiner (egal von wem performten, durchweg hervorragend gestalteten) Musik bewegen - eben jene Szenen stellen das Herzstück des Films da, setzen sie Llewyn doch schlicht vor eine andere Person, die sich seine Musik anhört.
Und ohne große Worte, Gesten oder Tränen erfährt man von jedem einfach alles innerhalb von bloßen Blicken - daraufhin kann die Welt ihn zwar noch immer mies behandeln und Pech bereiten, aber all das stellt sich als subtiler Wink des Schicksals heraus, hält ihn am Leben, macht ihn aber auch nicht zum Superstar - er bleibt der unbesungene Held seiner Profession.
Ein subversiver Optimismus, der aus diesem Werk der Coen-Brüder herausstrahlt, welches auf jedweden Kitsch oder magische Lösungen verzichtet. Das mitten im trüben Winter New York's und der gesamten Ostküste nur kleine Chancen für Davis bereithält und ihn durch seine stetige Jagd nach dem Kater eines Bekannten, welcher übrigens Ullyseus heißt (der Kater, versteht sich) und ihm im Verlauf des Films immer wieder begegnet, auf ein Ensemble treffen lässt, dass sich gewaschen hat - Ratlosigkeit, Wut, Enttäuschung, Scham und Schock hervorruft.
Ein durchaus gewitzter Trip ist es für den Zuschauer allemal - auch ohne verrückte Höhepunkte, da hält sich der Film selber authentisch gemäßigt und gibt nur ab und zu eine komödiantische Pointe. Und so geht man immer mehr 'INSIDE' Llewyn Davis und seiner Umwelt, erlebt und wundert sich mit ihm mit - und am Ende kann er sein tatsächliches Glück vielleicht nicht fassen, aber wir schon. Ein Spitzenwerk!
GRAVITY - Hach, es war so schön im All, zusammen mit Sandra und George auf die Erde hinunterschauend...aber Himmelherrgott, wurd's dann auf einmal saugruselig und intensiv, dass meine Füße dem krampfartigen Zitterrausch verfielen und hofften, irgendwann mal wieder Luft holen zu können!
*SPOILER* Ich bin froh, dass Sandra uns doch noch sicher da rausgebracht und gelernt hat, wieder auf eigenen Beinen zu stehen. *SPOILER ENDE*
Impressives, knackiges und atemberaubendes Weltall-Survival-Erlebnis par excellence.
DUELL - Der Mann (wortwörtlich David Mann), ein hektischer, geldgetriebener Stadtkerl gegen die natürliche Bestie der amerikanischen Wüstenlandschaft: der rostige, massive LKW des Todes.
Aus einer Lappalie wird eine unmotivierte, bierernste Hatz um die Herrschaft der endlosen, beinahe menschenleeren Straßen. Existenzialistische und mystische Furcht-Gegenüberstellung auf konzentrierten, konsequenten und trotz brachialem Showdown ungelösten Pfaden.
Wahrer Terror aus dem Nichts, aber auch aus dem Inneren - der haltlose Abwehrmechanismus der Natur mithilfe der menschlichen, veralteten Schlachtross-Technik gegen den modernen Menschen und seiner Selbstgefälligkeit.
DUELL: die Essenz des Actionkinos, purer Konflikt in gerade mal 90 Minuten, direkt und unvermittelt, hier und jetzt, geradlinig und erbarmungslos - Meisterleistung.
THE AMBASSADOR - Nachdem ich auf dem Youtube-Kanal von VICE die hochinteressante Doku über die 'Cannibal Warlords of Liberia' (http://www.youtube.com/watch?v=ZRuSS0iiFyo) sah, machte ich mich an dieses brisante Doku-Feature hier heran, wo der dänische Journalist Mads Brügger gegen Geld, durch ein Netz an zwielichtigen Brokern, liberianischer Diplomat und angehender Honorarkonsul in der krisengeschüttelten Zentralafrikanischen Republik wird.
Ohne große Probleme infiltriert er dabei mit selbstverständlich-überheblicher Souveränität die mächtigsten Institutionen des Staates und dessen korrupte Vertreter, schafft es sogar den Aufbau einer Streichholz-Fabrik mithilfe eines Pygmäenstammes (der vorher komplett mit Rotwein abgefüllt wurde) als bloßen Vorwand für Blutdiamantenhandel voranzutreiben, dessen kriminelle und bizarre Infrastruktur er mit seinen (nur teilweise versteckten) Kameras einfängt.
Doch da fängt der Wahnsinn darin, wie weit Brügger gehen kann, erst an...und eskaliert sogar in Attentaten. Politisches & menschliches Foulspiel auf dem Silbertablett serviert - eine unfassbar mutige Aktion, welche dieses spannende Dokument eines ausgebeuteten und ausbeutenden Dritte-Welt-Staates zu Tage fördert.
BAD FORCE aka BOARDINGHOUSE aka HOUSEGEIST - Der erste komplett auf Video gedrehte Horrorfilm, für einen Kinorelease auf 35mm aufgebläht - hier wird ein mörderisches Wohnheim unter schäbigen Composite-Effekten als Manifestation 'böser Macht' und pulsierender Synthmanie wiedereröffnet, damit ein paar hormongetrieben-dusselige Boobie-Teens und ihr Telekinesis-'geschulter' Sleaze-Meister/Vermieter dort neben einem ulkig-murmelnden Vietnamveteranpennerpunk für Bikiniparties am Pool einziehen können.
Werden nacheinander vom unheilvoll-missanthropen Haushalt mit ekligen Visionen verstört und von übernatürlicher Hand abgeschlachtet, während sie sowieso in einer verblendet-delirierenden Bewusstseinsebene leben, die durch den entfesselt-spontanen Videolook und den primitiven Dialogen untermauert wird. Selbst die Verführungs- & Sexszenen, ungemein nah am wahren 80's-Porno-Chic, werden mit demselben Dark-Electro-Bomber von Titeltrack untermalt, der das Schicksal der oberflächlich-Triebhaften umso vorausschauender besiegelt.
Ein manischer und verspielter Schmodderspaß, aus ambitioniert-extatischem Dilettantismus geborene House-Terror-Farce im kalifornischen Video-Surrealismus einer verpeilten Spaßgesellschaft, unter dem Bann einer beschwörend-unsichtbaren Schreckensaura. Wahrhaftig hysterisches, kleines Superfilmchen und Meilenstein des Self-Made-Horrorgenres.
ROLAND KLICK - THE HEART IS A HUNGRY HUNTER - (GESICHTET AUF DEM FILMFEST HAMBURG)
Sehr eindrückliches Portrait über den kreativen Leidensweg des aussergewöhnlichen Roland Klick - wer sein Oeuvre und das Bonusmaterial dazu schon zuhause stehen hat, lernt vielleicht nicht viel Neues dazu, aber erhält erneut einen Einblick in das Leben und die Philosophie dieses übersympathischen, erfrischenden Ausnahmetalents.
Mit ihm abzuhängen, ist neben der Sichtung seiner wenigen Werke, einfach die pure Beglückung.
Umso schöner wird's, wenn er auch noch, wie bei unserem Screening im METROPOLIS KINO in Hamburg anwesend ist und zum erhellenden und inspirierenden Q&A einlädt. Der Mann ist ein Quell schier unendlicher Energie und Enthusiasmus für das Medium Film.
Wer noch ein Herz für das deutsche Kino hat, dem sei dieses 'HUNGRY HEART' aus tiefstem Herzen meinerseits besonders empfohlen.
EIN MANN WIRD GEJAGT - Unmenschlich-assige Lynchjustiz, nicht nur gegen Verbrecher und deren geächtete Verwandte, sondern auch gegen unschuldige Schwarze - das kennen wir von unserem typisch-konfliktreichen, Intrigen-spinnenden 'small town folk'. Nur die Gesetzes-Eminenz Sheriff Brando bewahrt einen kühlen Kopf und will das Schlimmste verhindern - während die holde Jane Fonda, mit der kurzatmigen Sehnsucht im makellosen Gesicht und der luftigen Welle im blonden Haar, ihrem aus dem Gefängnis ausgebrochenen Liebsten Robert Redford zu finden versucht.
"Bubba never murdered anybody!", aber er sollte sich lieber freiwillig ergeben, denn die Stimmung ist in dieser einen Nacht innerhalb einiger verstrittener Familiengefüge so hocherhitzt, dass auch die feinen, keifenden Herren bereits besoffen vor dem Sheriffsgebäude herumsitzen und auf den Knacki zum Erschießungskommando warten - denn in Texas darf jeder ein Schießeisen tragen - soweit gehen, dass sie den Brando in seinem Büro einkesseln und von ihm, sowie seinem schwarzen Schutz-Suchenden, mit aller Gewalt den Aufenthaltsort Redford's herausfinden wollen.
Schaurig-apathisch und gaffend-teilnahmslos schaut die Stadtbevölkerung dabei zu, wie Brando blutüberströmt heraustritt, seine Flinte ladend dem militanten Snob-Mob hinterherjagen will, um die Selbstjustiz auf dem alten Schrottplatz mit letzten Kräften zu entwaffnen - auch wenn die spackige Kaffjugend ihr Hassobjekt freudig mit Feuerwasser auszuräuchern versucht.
Bitter-brutales Americanadrama-Epos, dass die provinziell-hirnlose Langeweile & biedere Kleinstadtmentalität in ein tragisches Inferno münden lässt. Arthur Penn wurde zwar von der finalen Schnittfassung seines Films abgezogen, doch allzu viel Kraft wurde seiner CHASE offenbar nicht geraubt, erst recht nicht in der zweiten, höllischen Hälfte des Geschehens - Gott sei's gedankt, hier lässt er die Bestien los und zeigt uns ihre verabscheuungswürdige, fletschende Fresse.
GIRL BOSS - ESCAPE FROM REFORM SCHOOL - In der japanischen Frauen-Besserungsanstalt ist die Hölle los! Die korrupten Wärter und Leiter unter dem Deckmantel sozialer Lehrsamkeit sind zynisch, gewalttätig und sadistisch-diktatorisch wie Sau - die Frauen allesamt zynisch, gewalttätig und miesgelaunt auf stetigen Ausbruch versessen.
Und trotz aller allgemeiner Härte herrscht bei den Insassen, unter den kühlen erdrückend-eintönigen Mauern und Uniformen, noch ein Funken Hoffnung & Solidarität, neben der allgemeinen Aufmüpfigkeit.
Als das System sie aber unverhältnismäßig hart bestraft, weil sie nur angemessene Mengen an Essen haben wollen, entfesselt sich ein gewagt-explosiver Ausbruch unter Ruriko's (Miki Sugimoto) Ägide, welche sie sich durch frühere Abenteuer in einer kriminellen Mädchengang 'würdevoll' verdient hat.
Mit einem gestohlenen Auto entfliehen 5 von ihnen hinein in die bambus-verhangene Nacht und flitzen in alle Himmelsrichtungen zur vermeintlichen Freiheit. Doch die Verhältnisse zuhause sind bei unseren Flüchtlingen alles andere als rosig:
Kyoko, die nur nach Hause wollte, um ihr Kind zu versorgen, findet lediglich ein Trauermal für ihre verstorbene Babytochter vor (diese starb wegen fehlender Brustmilch) und verabschiedet sich für immer tragisch-abgeklärt von ihrer eigenen Mutter. Fortan verkauft sie ihren Körper, unter der beschwörenden Tragik eines poetisch-dramatischen Chansons, an karikativ-aufgegeilte Freier.
Ruriko hingegen sucht das Weite, gerät zufällig beim Trampen an den ebenfalls flüchtigen, LKW-fahrenden Yoichi, der 300.000 Yen erbeutet hat - in welchen sie sich trotz einiger Konflikte (wie eine sexgeladene Version von EIN SELTSAMES PAAR) im abseits-gelegenen, strahlend-weißem-Licht-durchfluteten Hüttchen nach und nach verguckt.
Die resigniert-verstörte Affektmörderin Mina kehrt zu ihrem Vater zurück, der mit seinen Töchtern inzestuöse Verhältnisse pflegt - welcher sie allerdings anbrüllt, dass sie in den Knast gehört, da sie seinen Kollegen abgestochen hat und er ihre Spuren verwischen musste. Und ehe er sich versieht, kriegt er als nächstes das Messer von ihr serviert.
Die 2 restlichen Mädels, Maki und Yuki, fahren auf Mopeds durch die Weltgeschichte, machen sich mit gewieften Klauereien wieder allzu bemerkbar. Die Polizei kommt ihnen deshalb allmählich auf die Spur, auch weil sie Kyoko wegen der Prostitution & Mina wegen dem Mord auf dem Kieker haben.
Ruriko und ihr Yoichi genießen da noch ihre letzten, schönen Augenblicke am zukunfts-versprechenden Strand, ihrem designierten Fluchtort - von welchem aus sie ein Schiff mithilfe von Dynamitstangen besetzen wollen - als dort auch noch Maki, Yuki sowie die gestörte Mina und später natürlich sogar Kyoko auftauchen.
Doch auch die Polizei lauert ihnen auf und so kommt es zum alles entscheidenden, brutalen Showdown von anarchistischer Durchschlagkraft.
Ein archetypischer Pinky-Violence-Reißer aus Japan, mit melodramatischen basisch-sozialkritischen Zügen, gewohnt ausgespielten exploitativen Schlüsselelementen sowie einer souveränen Gestaltung in 2,35:1. Das Teenie-Rebellentum geht hier seinen konsequenten, nachvollziehbaren, aber nie ganz befürwortbaren, in-Gewalt-endenden Weg - wo Mädels der Männerwelt dennoch frech und wütend in den Arsch treten dürfen und jenseits des Gesetzes für ihre Freiheit kämpfen, bis zum bitteren Ende.
Femen-Outlaw-Eskapismus im pursten Sinne - trotz hoffnungsloser Lage mit Aussicht auf nimmer enden wollenden, starken Widerstand gegen die Obrigkeit. Simple Aussage, simple Zutaten, schöner Cast, durchgängige Kurzweilig- & Geradlinigkeit = schnörkelloses Genrekino ohne doppelten Boden, recht sympathisch.
COLD COMFORT - Inmitten des dreckig-eingeschneiten und erdrückend-verschlafenen Americana, dass sowohl vom Schneefolken-durchwanderten Nachthimmel als auch von ätherisch-hoffnungsfreien Trübsalwellen der elektronischen Musik eingehüllt ist, rettet der unscheinbare Abschleppwagen-Fahrer Floyd den bewusstlosen Vertreter Steven aus einem Schneesturm und bringt ihn zu sich nach Hause, in ein weit abgelegenes und chaotisches Anwesen, wo er auch seine Tochter Dolores beherbergt.
Bald stellt sich allerdings in einer behutsam-starken Dollyfahrt heraus, dass sich die transportierten Waren von Floyd's abgeschleppten Kunden in seinem Schuppen stapeln - es wird unmissverständlich suggeriert: hier wohnt ein soziopathischer Killer. Nach einer Nacht will Steven am frühen Morgen, wo nicht mal die glühende Sonne einen Ausweg aufzeigen kann und ein Entkommen eher beschwörend-abwehrt, das Anwesen dann verlassen - doch die Schlüssel zu seinem Wagen lassen sich nicht mehr auffinden.
Floyd überredet Steven also, noch eine Nacht länger zu bleiben und so feiern sie unter manischen Linedance-Geigenspielen und eskalierenden Armdrück-Duellen Dolores' Geburtstag. Langsam offenbart sich Steven das bestialische Gesicht Floyd's, der nicht nur seine eigene Tochter krankhaft sexualisiert, sondern auch noch Bärenfallen vor seinem Haus aufstellt und Steven mit dem Gewehr im Anschlag wie ein Tier wieder einfängt.
Als die recht verblendete Dolores dann allerdings mit Steven doch die Flucht versuchen will, Floyd aber beide resigniert in die Hütte verbannt & gnadenlos anherrscht, zerbricht die letzte Hemmschwelle der emotionalen Sicherheit und Menschlickeit aller Seiten, während das einfallende Licht des Landes immer entfärbter auf diesen nihilistischen Schauplatz falscher Hoffnungen scheint.
Eine perfide, unbarmherzige Psychostudie, nicht unbedingt komplett subtil oder spannend (eher melancholisch-trist) in eine stets finstere Stimmung eingebettet, an der ein gesamtes, missglücktes Familiengefüge brutal scheitert, dafür dennoch ein neues aus letztendlicher Vergebung heraus aufblühen kann.
DIE AUGEN DER LAURA MARS - Kontroverse Fotografinnen wie Laura Mars haben nun mal einen anderen Blick auf die schönen Dinge des Lebens. Sie hingegen erhält durch Irvin Kershner und Drehbuchautor John Carpenter den Live-Feed eines augenausstechenden Serienkillers, der sich durch ihre Bekanntschaften durchmordet. Da will sie gerne als 'Zeugin' aussagen, aber natürlich scheint das unmöglich. Nur der junge Agent K sieht Potenzial in der Sache und zusammen versuchen sie den Mörder ausfindig zu machen.
So scheint mit Laura's Ex Michael (Raul Julia) auch bald ein erster Verdächtiger gefunden - doch übernatürliche Geschichten wie diese lösen sich selten so leicht auf. Unter populären Disco-Fetzern, im dekadenten Fashion-Milieu, dass in seinem narzistisch-zynischen Chic den Tod in Verbindung mit Mode kommerzialisieren will, durchlebt eine reife, starke Frau der Öffentlichkeit hier ihre persönliche Hölle, allerdings auch quasi aus eigener Verantwortung.
Ein Kriminalmysterium auf Giallo-artigen (AUGEN! EGOPERSPEKTIVE! MORD! BRÜSTE! BLUT! DETAILAUFNAHMEN!), wendungsreichen Pfaden und Verdächtigungen des Whodunit - zwar nicht im Panorama-Format, dafür im angegammelten New Yorker-1,85:1-Kompaktrahmen, der wie bei einem Auge im beinahe durchgehend weißen, blassen Zwielicht das Blut unterlaufen, aus obsessiver Liebe soziopathische Gewalt entstehen lässt.
Im Endeffekt überwiegt bei mir eher die Sympathie anstelle wahrer Begeisterung für diesen soliden Crime-Thriller mit seinem engagiertem Darstellerensemble. Stimmig ist er dennoch allemal gestaltet und macht guten Gebrauch von seiner alles-gebenden Faye Dunaway im Fürchte-Rausch, dank seiner durchgehend-kurzweiligen Inszenierung. Ein bisschen mehr Exzess, Nervenkitzel und Frechheit hätten dennoch nicht geschadet - immerhin bleibt einem aber zumindest die Stilsicherheit...und Barbara Streisand's beschwörender 'PRISONER' im Abspann.
DEATH BED - THE BED THAT EATS - In elliptischen Episoden, eingeteilt in die Kapitel 'BREAKFAST', 'LUNCH', 'DINNER' & 'THE JUST DESSERT', wird der gedankenlose Werdegang eines lebendig-gewordenen, menschenfressenden Bettes in einem abgelegen-zugewuchernen Schloss mit obskurer Vergangenheit und gelangweilter Gegenwart erzählt.
Das Bett löst seine Opfer nicht nur säureartig auf, kann diese zudem als Geister in den Schlossmauern wiedererwecken - welche mit unnötig-überwiegender (teils belangloser) Monologen-Flut, auch von mehreren anderen Protagonisten, die Tonspur besetzen.
Eine durchgehende Spannungskurve oder atmosphärische Eindringlichkeit wird (abgesehen von dem durchaus aufsprießenden Finale) nicht in Angriff genommen, stattdessen präsentiert DEATH BED durchgehend irrationale Szenarien in mörderischer Verspieltheit und (aufgrund des kleinen Budgets) abstrakter Inszenierung, allen voran was die Ausführung der 'Fress-Szenen' betrifft.
Eine schön absurde Idee, die zwar ihre freiförmige, ausgelassen-surreale Entfaltung findet und einigermaßen stimmungsvoll kinematographiert wird, allerdings in ihrer potenziellen Dimensionseröffnung höchstens zum Witzeln animieren will und eher darauf bedacht ist, kurzweilige Genre-Charakteristika Gore & Boobs zu bedienen.
Mit nur 77 Minuten Laufzeit kann man diesem exploitativ-verblendeten, unbedarft-dusseligen Psychotronik-Bullshit aber auch nicht allzu gram sein, auch wenn die gesamte Figuren- & Handlungskonstellation nie über bloße Zweckmäßig- & Belanglosigkeit herauskommt - das Bett frisst und frisst und frisst...und zwischendurch ist fast nüscht. Ausser natürlich eine gute (durchaus freiwillige) Portion Witz :)
TIME RUNNER - Das Cover verspricht genau das, was der Sci-Fi-Videotheken-Film aus Kanada hält: eine kostengünstige und leidlich aufregende Melange aus anlockenden STAR WARS-Elementen (der olle, hier recht blumig-spielende Mark Hamill und einige recht ordentliche Raumschiffmodelle & -effekte) und TERMINATOR (Zeitreiseplot, um die Apokalypse in der Zukunft durch die angehende Alien-Bedrohung aus den 90ern, Electrodyne Industries, zu verhindern), bei der zudem Zeitlupen inflationär und dementsprechend lachhaft eingesetzt werden.
Die Schergen um Weißkopfschrank Col. Freeman, die den Zukunftshero Hamill jagen, gehen zudem recht auffällig-verdächtig in ihrer Arbeit vor, verwüsten ohne Schnörkel ganze Kleinstadtrestaurants und lassen dabei die aufgesetztesten Stock-Footage-Geräusche aus der Grabbeltisch-Foley-CD in stetiger Konstanz einkrachen. Ehe Hamill sich versieht, weiß die vor nur wenigen Minuten allenfalls zweckmäßig etablierte & spielende Wissenschaftlerin Rae Dawn Chong zufällig davon und taucht reifenquietschend vor seiner Nase auf, sagt mit ihren Augen 'Come with me, if you want to live', als wäre SIE der Kyle Reese dieses Films.
Da entbrennen dann im abgesperrt-menschlenleeren, kanadischen Klein-'stadt'-Drehort auch einige nicht allzu rasante Verfolgungsjagden, welche so an die 2 Kartons in den Himmel schreddern und einen Traktor fast, aber eigentlich gar nicht, vom Weg abbringen. Währenddessen in der Zukunft, lässt sich der Präsident John Neila (Brion James) in der Widerstandsgruppe und ihrer Brauerei-Zentrale blicken (wo sonst kann man in Kanada Zukunftsvisionen cineastisch verwirklichen?), der ihnen befehlt, den Schlag gegen die Aliens zu unterbinden, da er noch mit ihnen verhandelt (und ganz klar mit ihnen unter einer Decke steckt, denn 'Neila' heißt rückwärts 'Alien'), aber das wollen die dortigen Mad Scientists mit aller Waffengewalt verhindern, bis zum bitteren Schluss gegen die Ausserirdischen kämpfen (was natürlich nicht gelingt).
Zurück in der Gegenwart wird dann der bleihaltige Einbruch in das klobige Electrodyne-Labor/beliebige Fabrikhalle gestartet, welches in mäßig überzeugenden Composite-Shots (echtes Haus & teils digitale Flammen) in die Luft gejagt wird. Doch das reicht noch nicht, um die Alien-Bedrohung in der Zukunft vollständig aufzuhalten - weshalb Hamill sich, basierend auf einer seiner 'mystischen' Plot-convenience-Visionen, auf den Weg zu Senator John Neila macht, um ihn zu überzeugen, das Weltall-Verteidigungs-System in der Zukunft doch besser zu finanzieren. Wenn er nur wüsste...wieviel aufgesetzter die Dialoge und Handlungswendungen noch werden können.
Folglich hatte ich einigermaßen Spaß mit dem Film, aber es wäre doch recht anmaßend-übertrieben von mir, hier von einem gelungenen Zeitvertreib zu sprechen. Das technische, schauspielerische und erst recht narrative Unvermögen hält aber durchgehend ein paar unterhaltsame Goofs bereit, wie z.B. den Einsatz von Bart Simpson's Catchphrase 'Eat my shorts!' durch den urkanadisch-hilfsfreudigen Comicrelief Gordon Tipple (der abenteuerlich-liebenswerteste Sympath des gesamten Films), bis hin zum platt-pathetischen Kitsch einer zukunftsentscheidenden Babygeburt - schaffte damit sogar den Sprung in die Videothek, woraus ich lerne: ich muss mir auch mal eine Brauerei zum Dreh mieten.
MEGAFORCE - Eine waschechte, pointiert-kumpelige Rainer-Brandt-Blödelsynchro legt sich über das ulkige Eskapismus-Stuntshow-Abenteuer der MEGAFORCE-Truppe um Gesichtshaarkatastrophe Barry Bostwick, der zwar Frauen gut ab kann, aber nur ungern in der Truppe dabei hat, trotz kampftechnischer Fähigkeiten ihrerseits, denn sie würden die Männer nur ablenken - macht ihr aber auch nicht allzu viel aus, warum auch immer, selbst die Genre-typische Hetero-Romantik bleibt hier eh durchweg verklemmt unerfüllt.
Sowieso funktioniert die gewitzt-gesellige, latent-homosexuelle Faschingskostüm-Machotruppe in hautengen Goldanzügen in ihrem schnörkellos-bombigen Kampf gegen Henry Silva & seinem Mensch-gewordenen Sowjetklischee eh am Besten, wenn sie den ganzen diplomatischen (& langweilig-strategischen) Quatsch weglässt und mit ihren klobig-gewappneten Feuerstühlen einen von GOLDEN HARVEST spendierten Knallbonbon nach dem anderen loslässt.
Harm- & belangloser Jahrmarkts-Rodeo bunter Klamotten, neunmalkluger Sprüche und mit Synth-Rock-Power-Chords-unterlegter, exzessiver Feuerball-&-Motocrossaction. Needhams just wanna have fun! Bin dabei.
SUBCONSCIOUS CRUELTY - Unsere Sicherheit im Zelluloid wird dieses Mal nicht gewährleistet. Karim Hussain stellt uns sofort die Forderung, unsere linke Gehirnhälfte, welche Logik und kognitives Verständnis verarbeitet, abzustellen - stattdessen ist die rechte Gehirnhälfte, welche der Kreativität, Emotionalität und Körperlichkeit verpflichtet arbeitet, dazu aufgerufen, sich in seinen abstrakt-episodenhaften Einblick in die soziopathischen Tiefen des Menschseins und extatisch-zerfließender, extremer Körperwelten fallen zu lassen.
Die anstehende Geburt eines Kindes bei einem Geschwisterpaar gestaltet sich hierin als existenzialistische Mutation innerhalb eines höllischen Molochs verzerrender Psychosen des Bruders, der mit seinen finsteren Monologen einen abstrus-perfiden, philosophischen Narrativ um seine Synapsen windet - das Verderben in der Kreation erzeugen will.
Daraufhin macht uns Hussain deutlich: in seiner sehnlichen Suche zur Verbindung mit der Natur suhlt sich der verkommene Mensch nur triebhaft im Dreck herum und bringt mit bloßen Händen die schwarze Pest aus ihrem Boden hervor. Lässt das Blut aus den Ästen herausspritzen und baut grotesk-verschleiernde Zement-Monolithen über Ihnen auf, in denen er sich durch elektronische Hilfsmittel autoerotischen Perversionen hingibt, da der wahre menschliche Kontakt kaum noch möglich scheint, bis zur grausam-verstümmelnden Zerrissenheit.
Hussain scheut nicht davor zurück, im überschwänglichen Gore- & Spermachaos einzutauchen, direkt unsere natürliche Körperlichkeit und deren abstoßenden Charakter auf uns darzustellen, inwiefern wir uns soweit schon selbst bestialisch verzerrt haben, dass auch Gottes Sohn davon rabiat ausgeweidet wird. Alles in SUBCONSCIOUS CRUELTY hat durchaus fiesen Shock-Value, keine Frage - und geht extrem drastische, krass-'pornographische' Bilderwelten ein, die unsere linke Gehirnhälfte abtöten sollen bzw. die meisten von uns zum angeekelten Wegschauen hinreißen.
In der Hinsicht ist Hussain recht mutig und kompromisslos, auch wenn sein Symbolismus hier dann doch allzu plakativ und explizit auf uns eingehämmert wird - dennoch seine herausfordernde, Sinnes-verätzende Wirkung nicht gerade verfehlt und fast schon als ironische Entschädigung zum permanenten Grauen ätherisch-himmlische Ambient-Geräusche darüber legt.
Es ist ein extremes Experiment, auf offensichtlich-kostengünstiger Basis, mit eruptiv-erbarmungslosen Genre-Schauwerten und einem Mangel an kreativer Subtilität - was leider viel zu oft bedeutungsschwanger-prätentiös wirkt, vorallem was die Monologe betrifft, in lediglich 80 Minuten nur wenig Erhellendes vorzuweisen hat. Aber genau das wollte der Film uns ja sowieso nicht vorlegen, er wollte uns hauptsächlich fühlen lassen, auf die ekelerregenste Art, die man sich nicht vorstellen will - denn laut Hussain sind der menschliche Körper und die menschliche Seele an sich noch weit davon entfernt, sich vollständig zu begreifen, erst recht in Verbindung mit der Natur.
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