Montag, 20. Mai 2013

Tipps vom 13.05. - 19.05.2013



PARADIES HOFFNUNG - Der Abschluss zu Seidl's Paradies-Trilogie ist der unterhaltsamste Teil der Reihe. In ihm steckt einfach alles: freier "real" Mädels-Humor, greifbare Feriencamp-Atmo (obwohls natürlich in nem Diätcamp spielt), Liebe und emotionale Enttäuschung, nächtliche Versuche Essen zu stibitzen, dusselige Discoboys, einen Arzt im moralischen Konflikt, eine feinfühlige Inszenierung mit der gewohnten Verstörungskraft und dem kommentarlos eindringlichen Statik-Voyeurismus Seidls (hier allerdings recht gemäßigt zum Thema passend) und und und...heimlicher Star des Films: ein gewisser "Simon", die Nr. 16 Im Großen und Ganzen ein authentischer, semi-dokumentarischer Jugendfilm mit sympathischen, dicken Mädels, im gewohnten Seidl-Stil. Wer damit was anfangen kann, ist gern eingeladen.




ACE ATTORNEY - Miike-Verfilmung des Phoenix-Wright's-Videospiels als gewitzter Gerichtsthriller mit skurrilen Elementen, irren Frisuren und einer handfesten Inszenierung PLUS Spannung. Sehr schick!




ANGST ESSEN SEELE AUF - Musste auch mal sein, wo's doch schon sonst jeder kennt. Ein bittersüßes Liebesdrama von Fassbinder, wohl eines seiner Besten und Eindringlichsten - purstes Mitleid vom Zuschauer kommend.




NINJA IN GEHEIMER MISSION - Inhaltlich zwar eher Cheapo-Kalter-Kriegs-Thriller als Ninja-Epos, dafür aber mit genug räudigsten Ultrabrutalitäten, Synthtracks, unbeholfener Schauspielerei (vorallem in der englischen Synchro), Schneeschlamm-Shootouts und ulkigen Waffensounds gespickt, um einen durchgängigen Unterhaltungsbogen zu schaffen, auch wenn es in der Mitte etwas ermüdenden Leerlauf (die belanglose Story) gibt.




LIEB VATERLAND, MAGST RUHIG SEIN - Wiederum solider Kalter-Kriegs-Thriller von Roland Klick um die Ausbeutung/Erpressung von Menschen für politische Machtkämpfe kurz nach Aufbau der Mauer, wobei natürlich die Protagonisten leidlich um ein besseres Leben buhlen. Mit kantigen Gesichtern und einer hohen Rasanz (inkl. Kidnapping, Schießereien, Explosionen, Verfolgungsjagden) ausgestattet, lässt der Film ab und an nur wenig Freiraum, um das Geschehene einsinken zu lassen - die persönlichen Schicksale der Figuren berühren daher nicht ganz so stark, wie sie eigentlich sollten (Da die Vorlage von Simmel stammt, erwartet man ja gerade einen hohen Grad davon). Doch wenn es klappt, am Besten in Verbindung mit dem Soundtrack Jürgen Knieper's, dann geht da schon eher was (z.B. das Telefonat über die S-Bahn-Leitung). Man merkt eben, dass dieser Film "nur" eine Auftragsarbeit Klick's war - seine persönlicheren Werke sind da doch durchaus virtuoser und auch innovativer geraten. Dennoch ein empfehlenswerter Film, den es bis jetzt höchstens nur auf Video gibt.




CAPTAIN EO - Die ehemalige 3D-Disneyland-Attraktion von Francis Ford Coppola mit Michael Jackson in der Hauptrolle, inzwischen in mehrfacher Ausführung gebootlegt auf Youtube auffindbar (teilweisen in echtem Rot/Cyan-3D) - zwar überwiegend ein großchoreographiertes, gritty Musikvideo, aber in der ersten Hälfte mit seinen Spaceship-Chases, Animatronic-Puppen (inkl. Anjelica Huston schier unerkennbar als Spinnenqueen) und ILM-Effekten noch schön stark dem KRIEG DER STERNE verpflichtet (auch weil Lucas mitproduziert und mitgeschrieben hat). Und auch natürlich ein bisschen das, was ich mir unter einem möglichen STARFOX-Film vorstellen könnte. Oh, was freu ich mich auch auf meine MOM AND DAD SAVE THE WORLD-DVD aus den Staaten^^




BRIEFE EINES TOTEN - Russisches Endzeit-Elend in Sepia, mit wissenschaftlicher Ethik und Horrorhalluzinationen jonglierend. Teilweise echt effektiv, aber noch zahm im Vergleich zum britischen THREADS. Dennoch gibt's ab und zu diese ganz bestmmten atmosphärisch-berauschenden Momente, wie es sie nur im russischen Film gibt.




WILDWECHSEL - Der "verschollene" Fassbinder-Skandalfilm um eine naiv-widerspenstige 14-Jährige (Eva Mattes), die sich mit einem älteren, kalten Halbstarken sexuell einlässt und schwanger wird. Da gibt's dann heftigen Ärger mit dem Vater, die Mutter bleibt recht apathisch. Mit einigen freizügigen Szenen gesäumt, ist dieser Film eher antiprovinzielles, hoffnungsfreies Familien- und Jugenddrama, dass in eine unfassbar naiv-romantische, aber dreckige Gewalttat mündet, gefolgt von tragischer Ziellosigkeit.

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