Sonntag, 10. Februar 2013

Tipps vom 04.02. - 10.02.2013



THIRD PART OF THE NIGHT - Zulawski's Debüt-Spielfilm, ein recht gothischer Fiebertraum über das physische und emotionale Überleben im Polen des 2. Weltkriegs




BEDEVILLED - Auf einer südkoreanischen Insel wird eine Frau von ihren ultrafiesen Mitmenschen zum katharsischen Wahnsinn getrieben - recht bitter und wutenflammend, geradezu unausstehlich wirkungsvoll




MIAMI CONNECTION - Durchweg unterhaltsamer 80's-Martial-Arts-Film, irgendwo zwischen Sam Firstenbergs Ninja-Eskapaden für Cannon und STRASSEN IN FLAMMEN angelehnt. Wie in Walter Hill's Rock-Action-Oper gibt es auch hier verlängerte Konzertszenen mit ohrwurmverdächtigen Synthrockhymnen (hier thementechnisch über Freundschaft und Taekwondo), die immer wieder der Gewalt des grundlos bösen Machotums ausgesetzt sind.

Die Protagonisten des Films, allesamt Mitglieder der "positiven" Band DRAGON SOUND und Waisenkinder, sind Musterbeispiele der interkulturellen, sauberen Martial-Arts-Freundschaft mit Friedensbotschaft - diesen Charakteren haftet eine hohe Naivität und Verspieltheit an, die sie zwar recht absurd komisch, aber auch liebenswert symphatisch machen. Dagegen stehen die Drogen-schmuggelnden Badguys, angeführt von einem wie Stallone-klingenden Oberninja und dessen Bruder, einem Willie Colón (Vigilante, 1983)-Verschnitt der unmotiviert bösesten Sorte, die zusammen DRAGON SOUND aus den Nachtclubs vertreiben wollen, zwischendurch White-Trash-Bikertreffen besuchen und Heroin verticken.
Immer wieder kommt es zwischen diesen beiden Parteien zu akrobatischen Auseinandersetzungen und Faustkämpfen, die schließlich in ein recht blutig-wildes Finale mit einigen expliziten Verstümmelungseffekten münden.

Der Film wurde, laut Drafthouse-Blu-Ray-Booklet, seinerzeit von den Verleihen abgelehnt, weil er Ihnen zu schlecht gemacht war. Sieht man Ihn sich heute an, entdeckt man ein abwechslungsreiches, relativ kompetent ausgeleuchtetes und geschnittenes Action-Musical mit einem energiereichen Soundtrack, einem neon-bunten Trash-Charme durch Kulissen Frisuren und Kostüme, sowie sichtlich bemühte und recht spaßige Laiendarsteller, die teilweise durch surreal aufgesetzte ADR-Sessions immer wieder "für Überraschungen sorgen", allen voran Hauptdarsteller Y.K. Kim, der mit seinem starken Südkoreanischen Akzent die Leinwand zum Glühen bringt.

Sicherlich ist der Streifen weit unter dem akzeptablen Budget für gute Actionfilme, aber wo es ihm an Perfektion mangelt, gewinnt er an Charme, Ambition und Freude am Film. Ich kann ihn jedem 80's-Action und "Trash"-Fan ans Herz legen.


 

DER KILLER VON WIEN - Top-Giallo von Sergio Martino, mit der alles überschattenden Ultrafrau Edwige Fenech und einem betörenden Soundtrack - tolle Athmosphäre und nett vertwisteter Plot inkl.




THE LAST STAND - Kim Jee-Woon's US-Debüt und gleichzeitig designierter Schwarzenegger-Comeback-Film. Was die meisten Zuschauer von diesem Werk erwartet haben, war eine Rückkehr zur Old-School-Action - etwas wonach alle schreien, aber es sich höchstens in augenzwingernd-ironisch-trashiger Form alà EXPENDABLES vorstellen können.

Kein Wunder also, dass LAST STAND dann doch nich so gut ankam. Denn LAST STAND verzichtet dankenswerterweise auf den Meta-Humor der EXPENDABLES-Reihe (besonders Teil 2), die den angestrebten Oldschool-Faktor auf ihre Art eher unter Wert verkauften. Dabei ist das Drehbuch von Andrew Knauer auch hier recht simpel und zweckmäßig, große Tiefe lässt es nicht zu - es bedient sich einer Storyline, die in den 90ern schon als normaler Actioner hätte durchgehen können, allerdings auch mit großen Anleihen an das Western-Genre - ein Faktor, den Kim Jee-Woon zu seinem Vorteil nutzt und entsprechend starke Momente daraus inszenieren kann (inkl. einem Soundtrack, der schon ein bisschen Morricone sein will).

Anfangs weiß man allerdings noch nicht so recht, wie warm man zum Streifen wird, in den Ton des Films muss man sich erstmal reinfinden - irgendwie merkwürdig unaufgeregt, aber geschmackssicher wirkt da z.b. die erste größere Actionsequenz, die Flucht des Gangsters Cortez aus den Fängen des FBI. Sobald er aber mit seiner Corvette in die Nacht entschwindet und Straßensperren wegputzt wie ein blitzschnelles Messer, kommt Woon's audiovisuell-versiertes Talent zum Vorschein. Im selben Zeitraum wird der erste Mord der Henchmen Cortez' in Arnie's Stadt vom Sheriffs Department investigiert und hier merkt man schon ein düsteres Unbehagen im Stile I SAW THE DEVIL's (dank des selben Cinematographers auch gut möglich), welches man von den Trailern nicht allzu sehr erwartet hätte - eine willkommene Stilfestlegung, die sich schließlich in der ersten Konfrontation des Bösen mit Sheriff Schwarzenegger zu einem würdevoll-heldenhaften Moment aufbaut.

Da aber *SPOILER* einer seiner Deputies im Kugelhagel stirbt *SPOILER ENDE* gibt es anders als üblich im neumodernen Action-Revival-Genre keine Zeit zum Wisecracken und One-Liner-Reißen. Hier wird um den gefallenen Freund getrauert und geschworen, diese Gangster aus Ehre aufzuhalten. In diesen Szenen sticht die Ehrerbietung am Western-Mythos am stärksten heraus und man ist geradezu verzückt, wie ernst und würdevoll sich diesem ehrfürchtigen Männerthemen gewidmet wird - allen voran wird dies durch Schwarzenegger deutlich, der in diesem Film nicht so sehr die Coolness (bis hin zur Witzfigur) raushängen lässt, wie man es hätte befürchten können, sondern tatsächlich angemessen ernste Nuancen in sein Spiel einbringen kann, wie man es von einem Sheriff erwartet (der hier sowieso deutlich an John Wayne angelehnt wurde).

Schließlich kommt es dann auch zu einem ordentlichen High-Noon, der in seiner inszenatorischen und narrativen Konzentration & Zielsicherheit wirklich befriedigend ist, auch wenn viele "Actionfans" eine ultrawilde Schlacht im Stile der EXPENDABLES 2-Eingangssequenz erwartet haben - was nicht heißt, dass Johnny Knoxville & Co. als Comic-Relief nicht genug unschuldigen Humor dazubieten und Woon nicht gerade sparsam mit den Blutbeuteln umgeht (sogar größtenteils echte squibs! - gut dass die 18er-Fassung doch noch fürs Kino durchgeboxt wurde, gekürzt möchte ich ihn mir nicht vorstellen).

Die Action und das ganze Handling der Story wirkt dennoch insgesamt eleganter, zwar auch modern, aber trotzdem klarer, überlegter als es jeder EXPENDABLE schaffen würde. Und vorallem würdevoller, was den Umgang mit einem Charakterdarsteller wie Schwarzenegger betrifft - und genau das zählt am Ende des Tages - also Comeback gelungen? Ja! (nur nicht an den Kassen, schade drum - aber hat sich trotzdem gelohnt)




HOLY MOTORS - Das gebrochene Herz hinter der Maschine Film, dass immer noch weiterschlagen will - hier in surreal-abenteurlicher, aber auch tragischer Episodenform PIECES - Juan Piquer Simon's College-Sleaze-Slasher voller minderbemittelter Darsteller, schamlos-expliziten Gewaltmomenten und einem quirligen beinahe-Italo-Synth-Soundtrack - das Finale goes all the way^^ Apropos all the way:




MOTHER OF TEARS - Das Finale zu Argento's ausgezeichneter Madre-Trilogie ist bei weitem kein Gamechanger wie Teil 1, Suspiria, noch ist er im Vergleich zu diesem (oder auch INFERNO) wirklich gruselig oder ausleuchtungs-intensiv. Dennoch geht hier mächtig die Post ab: hysterische Dialoge und Darsteller komplett am Overacten, ausgelassene Blutfetzereien und spooky Orchester-Stings durch und durch - ein Mordsspaß, den man sich unbedingt im O-Ton anschauen sollte (wegen der herllich verschrobenen Akzente)




SAMARIA - Kim Ki-Duk's schönes, aber recht hoffnungsverlassenes Drama über Verlust, Freundschaft, Scham, Ehre und das Weiterleben




TERROR IN DER OPER - Argento's semi-Hollywood-Top-Thriller über einen maskierten Mörder, der eine hübsche Sängerin heimsucht und traktiert - stilistisch mal wieder BOMBE! Ausserdem: Horror-Krähen on the loose!




BEYOND THE BLACK RAINBOW - Audiovisuell höchstvirtuoser Sci-Fi-Esoterik-Rausch, der neben seinem leicht hingepfuschten Ende einige höchst berauschende Kopfwelten besucht




BERBERIAN SOUND STUDIO - Ein britischer Sounddesigner wird nach Italien eingeladen, um einen Giallo zu vertonen. Es hinterlässt seine Spuren bei ihm. Die genretypischen Plotpoints und Stilelemente werden abstrakt metaphorisch auf die Handlung angewandt und erschaffen einen eindrucksvollen audiovisuellen Abriss der Psyche.





AMER / MELANCHOLIA - Kennt schon jeder

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