Sonntag, 11. Januar 2015

Tipps vom 05.01. - 11.01.2015



MY FATHER'S TRUCK - "[...] Die Sicht des Kindes trifft die Gefangenschaft ihrer Neugierde im Tier wieder, zur Ausbeutung aufgehangen und von oben auf Vy herabblickend; mit dem Wissen, dass ihr Vater seine Schuld dazu beigetragen hat. Jene Korrumpierung der Werte sticht sich wie ein Messer durch ihre Unschuld und bewirkt wiederum die Einsicht, dass sich der Vater ihr zuliebe verantwortlich fühlt. So wie sie gemeinsam dieses Unternehmen angefangen und sich gegenseitig belehrt haben, muss letztendlich der Konsens der Hoffnung und der Besserung stattfinden. [...]"



(Die komplette Kritik gibt es auf CEREALITY.NET zu lesen.)




WE ARE THE BEST - Punk-Mädels ahoi! Eine Ode an das jugendliche Auflehnen im allerorts provinziell-gemütlichen Schweden der 80er Jahre, wo ein ungewöhnlicher Haarschnitt ebenfalls nicht glatt geht, aber mit eigenem Sturm gegenweht, bockige Musik-Energie inklusive. Regisseur Moodysson schafft da durchgehend mulmiges Zeitkolorit, zieht den Zuschauer sodann mit flott-intensiver Nähe in den Ausbruch aus dem Schulalltag, hinein ins pubertäre Aufbegehren der Freundschaft. Da ist es draußen dunkel und kalt, innen warm und freimütig - sowohl im Herzen, als auch ironischerweise in der drolligen Möblierung, in welcher die Teen-Anarchie ihre Ekstase erlebt (die regt sich ja auch mal auf, wenn jemand den Proberaum besetzt, obwohl er sich nicht eingetragen hat). Die emotionalen Konflikte jener uns alle treffenden Phase (Blöde Erwachsene, Liebe, Eifersucht und Alk) bleiben da natürlich nicht aus und ziehen ihre bitteren Bahnen, allen voran das soziale Unverständnis der Konformisten, aber darüber thront letzten Endes immer noch das gemeinsame Einverständnis der Buddy-Laune und natürlich der Punk, they are the best, also gilt daraus auch: WE are the best und vor allem HATE THE SPORT. Gefühlsbetonter und gleichzeitig ungenierter Fun für die Leinwand, hierzulande natürlich noch nicht anzutreffen. Importieren ist da erstmal angesagt und lohnt sich natürlich.






INTO THE WOODS - "[...] Marshall und Co. springen dabei mit ehrlicher Empathie über ihren eigenen Schatten der eskapistischen Disney-Unterhaltung, wie auch die Charaktere ihre Eigennützigkeit im Handeln aufgeben: Die bloßen Fantasie-Figuren werden ihrer Humanität bewusst wie auch der Erhaltung des Zusammenhalts im fantastischen Erzählen. Märchen und Geschichten werden hier geboren, um Wünsche zu erwecken und zu erfüllen – ihr Lohn ist der Erhalt und Besitz von Allgemeingültigkeit, in der Funktion ebenso für individuelle sowie gemeinsame Sehnsüchte adaptier- und aufteilbar. [...]"



(Die komplette Kritik gibt es auf CEREALITY.NET zu lesen)




BIBI & TINA - VOLL VERHEXT - Die Prophezeiungen sind wahr: Unbeschwertheit und Lebensfreude à la Schlagerfilme der Marke MusicHouse existieren noch immer und knallen bunter, derber und planloser denn je über Reiterhof, Grafschaft und Olli-Schulz-Mecker-Schnack. Ein Film voller unfassbarer Momente, Überinszenierungen, aus dem Nichts kommenden Top-Songs und vor allem darstellerischer Überspitzung sowie Pacing-zerschredderndem Unvermögen, natürlich durchweg sympathisch. Und wie jede olle Schlagerklamotte am Ende viel zu lang, aber dann doch immer mit dem Auge auf Honk-Spaß (inklusive Dünnschiss nach haltloser Troma-Manier) gerichtet, hier zudem in einer abgeklärten Nebenrealität angesiedelt - ungefähr das grelle Gegenteil eines Roy Andersson, doch ebenso amüsant, wenn auch weit hysterischer und naiver. Der Vorgänger wird bald nachgeholt, auf jeden Fall wünsche ich mir einen dritten Teil. Der ganz große, bizarre Kinospaß und laut meinem eigenen Eintrag ins ABATON-Kinobuch "besser als KREUZWEG". Eine Sensation im kontemporären, deutschen Film - Hut ab und Hex-Hex!






EIN BILD FÜR DIE EWIGKEIT - "[...] Hu Wei forciert Kamera und Protagonisten zu einer Statik des Stilllebens und präzisiert nüchtern das soziale (Un-)Gleichgewicht von Volk und der Erwartung an diesem. Nicht umsonst bersten die Hintergründe selbst im Traditionellen vor Prunk und Erhabenheit, während die Menschen sich dagegen nur klein und unterwürfig präsentieren können. [...]"



(Die komplette Kritik gibt es auf CEREALITY.NET zu lesen.)




DJANGO - ICH WILL IHN TOT - Wenn man sich mal eine längere Auszeit vom Italo-Western-Genre nimmt, kommt jeder Neuzugang wahrscheinlich ganz gut rüber, doch dieser kleine Genre-Ableger besitzt dennoch ganz sympathisches Potenzial. Völlig unbeeindruckend und geradlinig liefert der Film eskapistische Entspannung, eben auch bis zu einem gewissen Punkt die gängige Story-Ware mit ihren bekannten Rollenmodellen - jene Ungeniertheit der bloßen Unterhaltung willen wirkt aber schon Wunder und baut darauf nicht nur eine schroffe Männerwelt der Helden und Gauner auf, sondern im Verlauf zusätzlich einen Geschichtsrevisionismus, der alle Zügel der Zuschauergunst in der Hand hat.


Nachdem Django's (Craig Hill) Schwester Mercedes nämlich von gewissen Fieslingen vergewaltigt und ermordet wird, schwört er auf Rache, doch einerseits hat es der Sheriff auf ihn abgesehen (da Django seinen besoffenen Bruder in Notwehr abgeknallt hat), andererseits kommen die Täter beim Großgrundbesitzer Malek (Andrea Bosic) unter. Dieser plant den Bürgerkrieg mit einem Attentat auf "zwei Generale" (sic!) in die Länge zu ziehen, um seinen Waffenbestand restlos verkaufen zu können, weshalb die auf Belohnung hoffenden Aasgeier in Südstaatler-Uniformen schlüpfen und Dynamit besorgen, während die Bediensteten Aloma und Marisol von ihnen ausgebeutet werden.


Doch Django wäre nicht Django, wenn er da mit seinem Colt nicht was richten könnte, dafür auch mal Fausthiebe en masse einstecken muss, aber die Hoffnung am Leben erhält und zudem zum Schluss hin, den ich vorsichtig als beiläufigen Heroismus bezeichnen würde, Geschichte schreibt. Anders als die meisten Spaghetti-Western beschränkt sich Regisseur Paolo Bianchini auf das 1,85:1-Format, nutzt diese Kompaktheit allerdings weiterhin für formatfüllende Karg-/Schönheit, badet unter gediegen-mittelmäßigen Sets in Sonne sowie Matsch und erinnert stilistisch gerne auch mal an Klassiker vom Formate Corbuccis, sowohl in der Detailaufnahme als auch im Score von Nico Fidenco.


Sonderlich originell oder packend scheint da nix, doch so eine ausgesprochene Lässigkeit und dennoch wirkende Freimütigkeit im Handeln, erst recht zum abwegigen Finale hin, gibt nochmal ordentlich Stoff für jugendlich-naiven Enthusiasmus im Angesicht einer ebenso naiven B-Produktion von einst. Warum auch nicht - ein bisschen Belanglosigkeit ohne dramaturgischen Ballast und redseligen Firlefanz schadet dem Filmfan nichts, solange er seinen ehrlichen Spaß damit haben kann. Wer genauso denkt, ist mein Freund und darf sich gerne auch diesen falschen Django mal einpfeifen.




CHING - DAS GEHEIMNIS DES SCHWARZEN SCHWERTES - Hier handelt es sich um eine taiwanesische Schwertkampf-Arie, die mit einigen ausgesuchten Irrsinnigkeiten gut zu gefallen weiß, wenn auch reichlich bekannte Eckpunkte des Wuxias der Beliebigkeit halber abgearbeitet werden. Da der Film jedoch Anfang der 1970er Jahre, quasi im Umbruch vom traditionellen zum entschieden exploitativen Genre-Kino entstand, ereignet sich hier einerseits eine traditionelle Rache-Geschichte mit geringem Blutgehalt (also nicht so exzessiv wie kurz darauf die japanische 'Lone Wolf & Cub'-Reihe) und reichlich beziehungstechnischen Drama um Ehrgefühl und ewige Liebe, andererseits wird ein Ensemble an phantastischen Kampfsequenzen durchlaufen, das sich in einer kleinen Tendenz zur Übernatürlichkeit zudem schlockigen Spezialeffekten hingibt. Die Selbstverständlichkeit, mit dem all jene Faktoren hingenommen werden, erquickt sich zum unfassbaren Charme des Films und sollte an dieser Stelle in ihren Auswüchsen nicht explizit verraten werden. Auf jeden Fall sollte man sich aber unter anderem auf Folgendes vorbereiten: Blinde Schwertkämpferinnen; abgetrennte Gliedmaßen inklusive visuellem Pappe-Effekt zur Kaschierung; eine Berliner Top-Synchro, in der Arne Elsholtz knapp an die vier Rollen spricht, während die Dialoge theatralischste Naivität ausstrahlen (und erklärende Voiceover setzen, wo vorher wahrscheinlich gar nichts zu hören war); Typen, die sich als der gefürchtete Amok-Killer Ching ausgeben und dafür vielerorts angegriffen, auch mal getötet werden; bunte Höhlen mit honkigen Gruselskeletten; Hände, die von weitem mit bloßer Willenskraft Hand-geformte Löcher in Kiesgruben einbrennen können und natürlich Schwerter, die Bäume und demnach auch Menschen sauber vierteilen können. Ein grandioser Wahnsinn an den richtigen Stellen, ansonsten ein angenehm-kurzweiliger Eastern-Schmaus mit naturbezogen-atmosphärischer Greifbarkeit und einem schön energetischen Hang zur bewegten Kamera in Cinemascope.

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