Sonntag, 25. August 2013

Tipps vom 19.08. - 25.08.2013



UPSTREAM COLOR - (GESICHTET AUF DEM FANTASY FILMFEST IN HAMBURG)
Ganz toller Film. 9 Jahre nach PRIMER hat sich der Shane Carruth zu Herzen genommen, seine Geschichte hier etwas verständlicher zu gestalten - was aber nicht heißt, dass sie nicht abstrakt wäre - da gibt er einem immer doch noch genug zum Entschlüsseln.

Lässt aber jetzt weit mehr den Bildern und der Atmo freien Lauf und erzeugt eine permanent rauschhafte, enigmatische Stimmung, u.a. auch mit Hilfe einiger recht verstörender Bilder, dem ultrasphärischen Ambient-Score, eindringlich-intimster Kamera, virtuosen Schnittmustern und naturalistischen Darstellern.

Erschafft dabei Bilderwelten und spirituelle Ebenen, die durchaus mit dem Besten von Malick konkurrieren können - ein gefühlsbetontes Sinnespuzzle, dass sich in die Synapsen einnistet und Paraleelwege in Hirn und Herz freischaltet. So stark!




THE CONGRESS - (GESICHTET AUF DEM FANTASY FILMFEST IN HAMBURG)
Ari Folman's Passionsprojekt und Nachfolger zu WALTZ WITH BASHIR verfällt nur fast den Verführungen des "größeren Budgets" und "mehr kreativer Freiheit", die schon so vielen anderen "One-Hit-Wondern" und deren Zweitarbeiten zuviel Pump und wenig Substanz gaben (jüngstes Beispiel: Neill Blomkamp's ELYSIUM).

Auch wenn er hier für sich erstmals Realszenen mit Animationssequenzen vermengt und sein Charakteruniversum recht üppig ausstattet, bleibt der Kern, das Herz der Erzählung im Vordergrund, auch wenn das leicht zerfahren-experimentelle Animationssegment etwas gewöhnungsbedürftig ständig neue Elemente einwirft - für den emotional packenden Payoff im letzten Akt des Films hat es sich dann doch alles gelohnt.

Zudem liefert er wie zuletzt HOLY MOTORS (nur eben weit indiskreter, mit einigen allzu aufdringlichen Insider-Gags) eine recht pessimistische Beobachtung und Aussicht zur Lage des Kinos und des Lebens an sich, anhand des zynischen Schönheitswahns und Realitäts-verdrängenden Egomanien, dessen Opfer Protagonistin Robin Wright mit zunehmendem Alter wird. Viel wichtiger ist im Fokus des Films allerdings ihre Liebe zu ihrem Sohn Aaron, dem statt der Schönheit die Sinne schwinden und für den sie alle Perversitäten der spaßgesellschaftlichen Dystopie auf sich nimmt, um seine Persönlichkeit aufscheinen zu lassen - in einer jahrzehntelangen Odyssee, in der sie sich aus der halluzinogenen Cartoon-Welt auf der Suche nach ihm in die reale Tristesse zurückbegeben muss/will.

Eigensinnig, innerlich feinfühlig und von aussen hin total verkünstelt. Folman wirft alles, was er für diese Stanislaw-Lem-Adaption zu bieten hat, auf die Leinwand und gottseidank bleibt genug kleben, um dem Zuschauer am Ende eine wohlig-melodramatisch-charakterstarke Katharsis zu verpassen, trotz einigen ablenkenden Mindfuck-Abstechern. Im Endeffekt doch richtig schön :)




STONE COLD - 100% Bescheuert, 100% "Cool", 100% Non-Stop-90's-Action-&-Sprüche-&-Metalmucke (wo jedes Vehikel eine Bombe unter der Haube zu haben scheint), 100% Brian Bosworth, 100% (teils pathetische) Macho-Räuden-Biker PLUS Boobs = 1000% STONE COLD! (Die Rechnung geht auf, oder?)

Schon lange nicht mehr eine so dermaßen scheußlich-übertrieben-unterhaltsame Farce von Männerfilm gesehen, über starrköpfig-dummdreiste Machtkämpfe im Outlaw-Rocker-Milieu inkl. einem überlässigen, selbstverliebten und surreal robusten Undercover-Cop-Hero-Proll.

Der absolute, haltlose Ultraviolence-Testosteron-Wahnsinn, GEFÄHRLICHE BRANDUNG 2daXtreme, nur in den 90ern möglich gewesen und unfassbar spaßig/assig :) Allein was im Finale des Films abgeht, würde heute gefühlte 100 Mio. $ kosten, komplett in CGI gestaltet sein und erst recht nicht so erfrischend grenzenlos & orgiastisch-frech wirken.

Wunderbar gedankenlose Proleten-Kloppe aus dem cineastischen Bad-Boy-Kinderzimmer.




ACTION JACKSON - Ich hatte ständig das Gefühl, ACTION JACKSON würde jeden Moment aus dem Bildschirm rausspringen (ggnf. am Steuer seines Caddilacs) und mir mit Gebrüll die Fresse plattkloppen.

Dass der gute Carl Weathers sich überhaupt in sein Sakko-mit-Krawatte reinzwängen konnte, war ja schon ein Wunder (und wich alsbald einer bequemeren Lederjacke). An die Gesetze (der Justiz, sowie Zeit und Raum) muss er sich als durchgeknalltester Hau-Drauf-Bulle aller Zeiten ja auch nicht halten.

DIRTY HARRY als ultrapotent-verschwitzter, blaxploitätiger Rübenquetscher und Karrenkiller - da kann man sich ja als Gangster nur vor Angst in die Hosen scheißen...oder rapide ausbluten.

Ein bestialisch-neonfarbenes Popel-Krimi-Pandemonium voller Feuerbälle, 80er-Charakterdarsteller, willigen Nightclub-Damen, Heroin-Etuis, Legal-Kills und spritzigen Ballerorgien inmitten des semi-apokalyptischen, Block-Party'eskem Detroit. In den Hauptrollen: Dicke Muckis, enge Jeans, BUMM! und Megafäuste!

Die totale Dröhnung dementes Schwarzpulver!




DARK ANGEL / I COME IN PEACE - Ein Cannon-on-the-Loose-Cop mit Giganto-Appartement und jüngst verstorbenem Partner (welcher allzu schnell von einem By-the-Book-Schlaffi ersetzt wird), sein wütender Chief, Neon-Nächte in L.A. zur Weihnachtszeit, Disco-Stripbars, Al Leong und ein treibender Jan-Hammer-Digitalsynthrock-Score - aufgepeppt wird die 80's-Crime-Actioner-Formel hier allerdings von 2 CD-schießenden Aliens - eins gut, das Andere böse (Matthias Hues).

Genre-Routinier Craig R. Baxley kopiert, auf der Spurensuche nach den intergalaktischen Missetätern, bei seinem One-Liner-erprobten Überkommissar Kane (Dolph Lundgren) nicht nur Kameraeinstellungen (wie er Monolith-artig auf seine unfähigen Kollegen niederblickt) 1:1 von seinem vorangegangenen ACTION JACKSON. Als muskelreicher Krawall-Bulle hat Lundgren aber auch wie dort genug explosive Reibereien zu überstehen, die ihn vor Frustration aus der Haut platzen lassen.

Denn neben normaler Macho-Action des essenziellen Schwarzenegger-Jahrzehnts tritt er zudem bizarr-hibbeligen Labortypen, mit Hassliebe erfüllten Ex-Girlfriend-Pathologinnen, Robocop-igen CEO-Mafiosis und ausserirdischer Blutsauger-Technologie entgegen. Erhält dann aber auch zum Dank das obligatorische Standbild-Ende inkl. enthusiastischer Quasi-SURVIVOR-Mucke, Weib & Kollege im Arm und einem Lächeln in seinem dreckig-verschwitzten Gesicht, während sie alle von einer in die Luft gejagten Lagerhalle davonhumpeln - classic stuff.

Die Mischung funktioniert ungefähr so stimmig wie die ähnlichen, zeitnahen Genre-Mash-Ups THE HIDDEN oder DEAD HEAT, macht aber in seiner klischeebehafteten Geradlinigkeit und überdrehten Comic-Mentalität (wieder mal mit 2 Dutzend explodierenden Autos), verbunden mit einigen zynischen "hardboiled" Beleidigungen-&-Kitsch-Dialogen, dann doch ordentlich Spaß - auf die pappige NeonGrit-ToughGuy-Art, im Geiste von NUR 48 STUNDEN, DER TERMINATOR und Albert Pyun. Zwischen ACTION JACKSON und STONE COLD aber doch der etwas zu bodenständige Reagan-Ära-Lawman-Reißer Craig R. Baxley's, trotz exotischem Sci-Fi-Einschlag.




PREMIUM RUSH - Hier geht's ab wie bei einer Pinball-Machine: zieht man einmal an und lässt die Kugel durchzischen, hört die Energie nimmer auf. Fällt sie einmal ins Loch, ist die nächste Bullet schon startbereit.

Ein scharfgeschliffen-kinetisches Bike-Chase-Abenteuer - zudem eine extrem bodenständige SONIC THE HEDGEHOG-Adaption - mit einem ultramotivierten JGL als unbremsbaren BMX-Hero und Michael Shannon als überdrillten, raffzahnigen Douchebag-Bullen, der ihm auf den Fersen [sein möchte].

"Shit, that's the most fun I ever had, with clothes on!"
Schicke Eckdaten für diesen frech-frischen Actionspaß - hätte an den Kinokassen durchaus mehr Beachtung verdient gehabt. Mehr BIKE geht nicht!




DIE MÄDCHEN VON ROCHEFORT - Sehr schön gestaltetes Musical von Jacques Demy. Im Vergleich zum geistigen Vorgänger DIE REGENSCHIRME VON CHERBOURG muss ich aber leider ein paar Abstriche ziehen:

Der Mikrokosmos der Charaktere ist hier deutlich erweitert worden und verführt den Film in eine Überlänge mit vielen Wendungen, Verknotungen und Drehungen (und vielen schönen Tanz- und Sangnummern), lässt aber die konzentrierte, schöne Schlichtheit der weitaus intimeren CHERBOURG-Erzählung vermissen - so dass auch deren emotionaler Impact hier leider nicht erreicht werden kann (wenn er denn hier überhaupt bewusst versucht wurde), auch weil die Stimmung eigentlich konstant gutgelaunt bis maximal sehnsüchtig bleibt, keine allzu realen Seelentiefen erforscht werden (selbst ein brutaler Mord und dessen Täter werden hier bewusst realitätsfern harmlos behandelt).

Versöhnen kann man sich dann aber mit der gewohnt hochwertigen Inszenierung und der durchgehenden Musikalität des Ganzen (selbst die Dialoge sind vollends in rythmischen Reimen verfasst), die nun im formatfüllenden Cinemascope sogar mit eindrucksvollen Tanzchoreographien geschmückt wurden. Wie passend, dass sodann die Musicallegende Gene Kelly eine größere Rolle im Film einnimmt und zu dessen absoluten Highlights gezählt werden darf - soviel Charisma, Souveränität und Romantik ausstrahlend, dass es einem das Herz erweicht.

Im Endeffekt fand ich den Film stimmig konstruiert und angenehm lebensfroh, allerdings auch so vollgepackt mit voll ausgespielter konstanter Brillianz, dass mir dann doch der pure eindringlich-emotionale Kern dieses Universums etwas verwehrt blieb. Empfehlenswert ist er dennoch auf jeden Fall!




NEW WORLD - (GESICHTET AUF DEM FANTASY FILMFEST IN HAMBURG)
Hoon-jung Park hat ein ganz solides Crimethriller-Drama quasi im Sitzen inszeniert. Fast alles, was im Film passiert, wird durch Dialoge von feingekleideten Gangster-Herren und zwielichtigen Bullen geregelt - immer gemütlich entweder im Auto, im Flugzeug, im Konferenzraum, in einer vergammelten Lagerhalle, in einer Hochhaus-Baustelle, im Knast: es wird sich mit dem Arsch hingepflanzt - und als Zuschauer sollte man sich auch einen gemütlichen Kinositz aussuchen, dass man sich so richtig schön in die Meuchel-Clique einleben kann.

Denn toll ist, dass die Charaktere und ihre gewitzt-ruppigen Besprechungen (sympathischer Vorreiter hierbei: der Triadenmacker JUNG) so gut kurzweilig, charmant und auch plot-vorantreibend gestaltet sind, dass man sich geradezu entspannen kann - man erlebt das Business hautnah unaufgeregt mit und die erste Stunde Film verläuft ganz geschmeidig. Doch dann, sobald die Mannschaft aus den Sitzen aufsteht, geht's zur Sache - dann ist blutiger Zahltag und der Film verdient seine 18er-Freigabe im Handumdrehen, inkl. schön dramatischer Wendungen.

Dass NEW WORLD dennoch nicht allzu spannend daherkommt, die Inszenierung an sich nach reiner Routine aussieht und man so ziemlich jeden Plotpoint schon aus DER PATE (oder auch INTERNAL AFFAIRS/DEPARTED) kennt, trübt das Vergnügen ein bisschen (neben den schlicht unterentwickelten Frauenfiguren - gerademal 2 Stück - ein echtes Würstchenfest wieder mal), doch ist er an sich mit seiner Sitzen-&-Aufstehen-Struktur dennoch ausreichend effektiv und sieht durchweg elegant und hochwertig aus - hält einen erst recht bei der Stange dank seinem Ensemble und dessen komplexen Anfeindungen & Intrigen. Recht gut, aber auch mit spürbarer Überlänge (die sinnfreie Sequenz vor dem Abspann z.B. hätte man sich sparen können).




METEOR MAN - Ganz naive, niedliche Eskapismusfantasie für die Black-Community - der aufrichtige Lehrer und gemütliche Homeboy Jefferson Reed wird durch einen Meteor aus dem All zum Superhelden seines von Gang-Gewalt geplagten Viertels und sorgt nach einigen Startschwierigkeiten für Gerechtigkeit - schließt Crackhäuser, macht aus Schrottplätzen Gratis-Gemüse, etc. - doch die bösen Golden Lions (und Frank Gorschin) wollen ihn tot sehen & verüben sogar recht drastische, stilechte Drive-by-Shootings alà BOYZ N THE HOOD, werden zu seiner größten Herausforderung, während seine Kräfte sogar langsam schwinden und sich seine Mitbürger vor Furcht gegen ihn entscheiden wollen, um ihre Nachbarschaft zu retten.

Der Film schwankt zwar nicht vollkommen stimmig zwischen harmloser Komödie, aufrichtigem Humanismus, krassem Ghetto-Crime-Drama und kindergerechtem Camp hin und her. Durchgehend präsent ist aber die Sympathie für den tollpatschigen, doch herzlichen Protagonisten, dessen Wandlung vom zurückhaltenden Feigling zum Aufopferungs-willigen Befreiungskämpfer recht nett gestaltet wurde - auch wenn die propagierte Spießigkeit/Sauberkeit dieser Märchengeschichte für erfahrene Zuschauer wohl schon etwas zu kitschig wirken dürfte (obwohl der Film teilweise doch seine "Härten" besitzt: Leute werden abgeknallt, Hunde geplättet, es wird sich blutig gekloppt).

Es ist nunmal ein waschechter Superman-Film, der besonders Afro-amerikanische Familien ansprechen sollte - und funktioniert an sich natürlich recht gut, auch wenn er etwas bieder ist - das Herz sitzt am rechten Fleck und unterhält ganz ordentlich. Zusätzlich kann man neben dem John-Williams-Imitat-Score auch ein paar schön typische 90er Jahre-Pop-Auswüchse auf dem Soundtrack hören - ein kleines Mekka für Nostalgiker.

Komischerweise fehlt dem Ende des Films noch ein ordentlicher Epilog, endet er doch auf einem zu vorgezogenen Standbild - laut imdb existiert dieser sogar, veröffentlicht wurde er aber (noch) nicht. So oder so, kein Grund sich den METEOR MAN nicht anzusehen, der ist doch ein ganz Netter :)




DIE HERRIN VON ATLANTIS - Mystischer Abenteuerfilm von G.W. Pabst, in welchem der Legionär Lt. Saint-Avit in Afrika auf der Suche nach seinem Freund Morange in eine Unterwelt unter dem Wüstenboden, Atlantis, hineingesogen wird - bevölkert von maskierten Wärtern, stummen Tänzerinnen und einigen gefangenen, karikaturhaften Europäern. Dort herrscht die betörende Antinea, die sich ihre Männer aussucht und mit dem Gift ihrer Liebe langsam in den Tod führt (versprüht dabei eine gehörige Portion Erotik, verbunden mit einem vergnüglichen Revue-Flashback ihrer weltlichen "Ursprünge").

Diese Welt wird dank der ausgezeichneten Kameraarbeit, den aufwändigen Kulissen und dem ganz behutsamen Schnitt so einvernehmend greifbar und dennoch unerklärlich vermittelt (da der Plot nur wenig Erklärung bereithält), dass man den Zerfall Saint-Avit's Psyche innerhalb der stimmungsvoll-ausgeleuchteten Katakomben und in den endlosen Wüsten (bis hin zu einer katharsischen Oasis-Vision) recht schön und traumhaft beobachten kann.

Eine surreale Trance, die ihn und Morange fast vollkommen geistesabwesend zurücklässt - war es wirklich geschehen oder erlagen sie bittersüßen Fieberträumen? Saint-Avit jedenfalls kommt aus dieser (Traum-)Welt nicht mehr zurück und bleibt im undurchdringbaren Sandmeer für immer und ewig verschollen, gefangen in Antinea's Bann.

Eine Schande, dass diese atmosphärische Erkundung der Unterwelt und des Unterbewusstseins (mit möglichen Anleihen an H.P. Lovecraft), sowie ein Abgesang auf den Kolonialismus durch G.W. Pabst, weder auf DVD noch auf BLU-RAY, lediglich auf einer alten US-VHS erhältlich ist.




BUMERANG BUMERANG - Anfangs anarchische Entführungsfarce von Geissendörfer, der eigentlich seiner Filmographie nach zu urteilen kaum für Komödien geeignet scheint, hier aber seine 80er-Jahre Dirty-Alltag-Ästhetik-&-Jugendproblematik von EDITH'S TAGEBUCH recht natürlich in das perfid-naive Juvenile-Lustspiel einsetzt (das nach Hanns Martin Schleyer und der zweiten RAF-Generation wohl bestimmt noch nicht p.c. war). Und dabei auch mit Kitsch, ähnlich seiner damals noch einigermaßen frischen Erfindung LINDENSTRASSE, nicht zurückhält (selbst in seiner tendenziös linken Haltung zur Politik) - welcher aber im stetigen Verlauf den "realistischen" Auswirkungen des Verbrechens weicht, konsequent ins Drama abdriftet.

Dazu gibt's nicht nur erquickend-schmalspurganoverisch/romantisch-naturalistisches Schauspiel von den noch sehr jungen Katja Studt und Jürgen Vogel, sondern auch wunderbar käsige ZDF-Synth-Klamaukmucke, Provinzkaff-Kulissen in Morgentau & maximal bläulichem Tageslicht (dank der MAZ-Qualität der Kinowelt-DVD), NDW-Klamotten und James-Bond-Anspielungen.

Diese Sachen sind aber nur die Grundlage für eine Handlung, die sich von einer frechen Komödie in ein fast schon Kammerstück-artiges Gesinnungs-Gerangel um Atomkraft verwandelt, was durchaus eine Menge potenziellen Spaß raubt, da die Politik in den Vordergrund gerät. Dafür entwickelt sich aber ein recht bodenständig-konfliktreiches Gewissensspiel zwischen den Protagonisten, das man durchaus als Coming-of-Age-Element betrachten darf inkl. einiger recht dramatischer Szenen.

Im Endeffekt sind diese cineastischen Machtkämpfe besonders für perspektivlose Jugendliche und verblendete Polit-Idealisten (von beiden Seiten) wertvoll diskussionsgeladen; erfahrene und erwachsene Zuschauer bekommen aber auch ein nettes, souveränes Stück Zelluloid-Kost serviert (das man allerdings nur so sehr genießen kann, wie sehr man die politische Agenda des Films toleriert) besonders insofern, wie Geissendörfer seine New-Wave-Teenie-Täter in einen nüchtern-pessimistischen Strudel der Verbrechens-Verantwortung wirft, ähnlich wie in seinem jüngsten Werk "IN DER WELT HABT IHR ANGST".

Aber das Beste zum Schluss des Films: Frechheit siegt. Salute!

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