Sonntag, 27. November 2016

Tipps vom 21.11. - 27.11.2016

Lliebe Lleser,
einen frohen 1. Advent wünsche ich! Das nenn ich mal eine schöne Aussicht, freut mich, dass ihr wieder so zahlreich am Start seid, wie geht's der Sippe? Macht's euch gemütlich, es sind noch Plätze frei! Ok, kennt jeder das Passwort? Gut, dann alle zusammen: Oy, was für eine Woche! Perfekt, haben wir den ganzen Kram schon mal erledigt. Nun denn, Zeit für Fil... oh, ihr wollt wissen, wie's mir seit letzter Ausgabe ergangen ist? Ach, eigentlich nicht der Rede wert, lief soweit alles tatsächlich ganz gut, also beruflich zumindest, schön einige neue Aufträge erhalten und wiederum einige alte erledigt, da mach ich mir gerade keine Sorgen. Zwischendurch gab es ohnehin noch allerhand zu tun, ein Tag mit Kino, Bücherhalle und Bäcker war auch wieder drin, am ehesten kann ich mich nur über meine Schlafrhythmen beschweren, man, was hatte ich da Freitag für ein Matschauge von. Hat sich inzwischen aber auch eingepegelt, keine Sorge. Und hey, wisst ihr, was ich mir ebenso gegönnt habe, weil mir wieder eingefallen ist, dass ich einen Toaster habe? Toastbrot! Dazu Leberwurst und Käse, wobei ich dieses Meistergericht nach dem Aufstrich immer nochmal kurz in die Mikrowelle stecke, damit ich so einen Pseudo-Grilled-Cheese erhalte. Aufregende Sache, nicht wahr? Und kennt ihr schon diese alte Telefonstreichgruppe The Jerky Guys aus den 90ern? Der Brüller, ich sag's euch! Oh, Fidel Castro und David Hamilton sind gestorben, das nenn ich mal...tragisch? Ich verlier da langsam den Überblick. Was ich aber weiß, ist, dass „Les Démons“ - ihr wisst schon, dieser eine Liebling meinerseits vom Filmfest Hamburg 2015 -, zu Weihnachten hierzulande endlich erscheint. Zwar nur als DVD, aber besser als nix, nicht wahr? Verflixt, jetzt sind wir doch schon beim Thema angekommen - aber gut, halten wir uns nicht selber auf, Politik besprechen wir später, in Ordnung? Gut, also fünf große Brummer stehen heute auf dem Plan, die könnt ihr nach diesen ersten Abschnitten wie gehabt meinetwegen sofort zentriert ins Auge fassen. Doch wenn ihr so lieb sein wollt, lasst uns kurz auch derer gedenken, die es trotz guter Ansätze aus welchen Gründen auch immer nicht geschafft haben, einen dicken, kritischen Text aus mir herauszukitzeln.


Nun bin ich mir sicher, ihr kennt alle Air Bud, oder? Wie der Zufall so will, hatte Smugfilm.com diese Woche einen Audiokommentar zum dritten Teil, „Air Bud 3 - Ein Hund für alle Bälle“, geschaltet und ich musste mich einfach damit beschäftigen, ohne extra noch die vorherigen Teile zu verinnerlichen. Kommt schon, soviel Zeit hab ich auch nicht immer. Der sportliche Streuner macht hier jedenfalls beim Fußball mit, so selbstverständlich wie alle erwartbaren Zutaten eines Hundefilms mit solch austauschbaren Prämissen. Interessant ist da vor allem, dass Bud sich in eine Dame seiner Spezies verliebt, zeitgleich aber auch dem Herrchen Josh sein Herz flattert. Die parallelen Verläufe von Mensch- und Hundeleben spielen sich hier einige gute Partien zu, so honkig hingegen auch auf dem Rasen gebolzt wird und was sich da an Screenshots ergeben hat, kann man sich wahrscheinlich auch gut vorstellen. Ein Blick auf die Hund-im-Film-Seite auf Facebook befriedigt da jede Neugier, möchte ich nochmal betonen! Und wer auf trockenen, unbedarften Humor steht, sollte sich natürlich auch die Zeit nehmen, den erwähnten Audiokommentar von Cody Clarke als Beilage zum Laufen zu bringen, ich hab mich kräftig amüsiert! So, dann hatte ich noch eine Begegnung mit „My Blue Heaven - Das Schlitzohr von der Mafia“, den ich mir hauptsächlich angeschafft hatte, um ein Werk mehr aus den Filmographien von Steve Martin und Rick Moranis abzuhaken. Zudem kommt dieser Film vom „Footloose“-Ass Herbert Ross angetanzt und besitzt wohl allein deshalb schon einige verlängerte Dancefloor-Choreographien, obgleich der Hauptfokus darauf liegt, wie FBI-Agent Barney Coopersmith (Moranis) versucht, den Mafia-Schergen Vincent Antonelli (Steve Martin, dessen Rolle wie in „Good Fellas“ auf Henry Hill basiert) lebendig durchs Zeugenschutzprogramm zu bringen, selbst wenn letzterer nur bedingt die Fassade aufrecht erhält, kriminelle Machenschaften en masse unter der Hand ausführt und trotzdem ein liebenswertes Milieu-Kuriosum abgibt. Schließlich muss man der lokalen Gesetzeshüterin Hannah Stubbs (Joan Cusack) ein bisschen Honig um den Mund schmieren, wesshalb sich freche Töne durchweg als sensible Samariter ausgeben, der neurotische Barney anhand des Mob-Lifestyles zudem noch eine Auflockerung erhält, die dramaturgisch einige Zwischenstopps in Kauf nimmt, aber mit sympatischen Resultaten und zündenden Witzen aus der Affäre zieht, wo ein „Reine Nervensache 2“ Krätze satt ergab.


Dann gab es da noch Andrew Niccols „Good Kill - Tod aus der Luft“. Nun bin ich bei dem Regisseur inzwischen so weit, nicht mehr zu erwarten, doch die Prämisse um den inneren Zwiespalt eines Kampfdrohnenpiloten namens Major Tom (Ethan Hawke, ohne Scheiß) versprach zumindest einiges Potenzial von den grundlegenden Konflikten her. Die steigende Anzahl an ultraplatten Erklärungsphasen und repetitiven Szenarien vor dem taktischen Display im Militärkomplex binnen Las Vegas machte jedoch allzu bald deutlich, dass diese Variante von Niccols Truman-Show-Paranoia nicht über den basischen Diskurs hinauskommen wird. Die Spannweite an Emotionen muss sich dementsprechend mit gerafften Statements, stupiden Grundsatzphrasen und stilisierten Bildern zu melodramatischer Musikuntermalung zufriedengeben, wo eigentlich eine kühle Ermattung per Schock und Trauma angebracht wäre, diese stattdessen jedoch in Allgemeinplätzen dysfunktionalen Familienlebens adaptiert wird. Und wenn das schon nicht standardisiert genug wäre, spielt die moralisch korrupte Regierung auch wieder mit, unschuldige Zivilisten in den Anti-Terror-Krieg mit hineinzuziehen, während ein von unserer Crew beobachteter, mehrfacher Vergewaltiger unversehrt davonkommt. „Leider nicht unser Scheißkerl“, oder auch gleich „Thanks, Obama!“. Die Schlussphase dazu, in der dann endlich das Richtige getan wird, zieht dem Ganzen erst recht die Schuhe aus, wie assig dieser Film seiner eigenen kritischen Moral ein Bein stellt. Zum Trost ist immerhin Zoë Kravitz bei allem zugegen. Besser schnitt dagegen der unterhaltsame B-Horror „The Evil Force - Böse Mächte“ ab, der als Roger-Corman-Produktion von James Cotten entsprechend einfache Muster verfolgt, um jugendliche Stereotypen der frühen 2000er mit Texteinblendungen wie The Goth, The Bitch, The Bitch's Friend, The Punk oder The Brotha in ein spukendes Gemäuer einzuladen. Mit der absurden Menge an beknacktem Nu-Metal und Ghetto-Slang mochte ich mich da eher anfreunden als mit „Königin der Verdammten“, so wie hier zumindest ein charakterliches Kennenlernen auf geerdeter Basis stattfinden durfte, die derben Atzen und Miezen mit ihrem sozialen Status ohnehin greifbarere Persönlichkeit ausstrahlen und kontinuierlich vom dämonischen Mysterium um sie herum Kenntnis nehmen. Der Anlauf Richtung Finale macht dann auch einiges an stockendem Tempo mit blutigen Schauwerten gut, sowieso gibt's durchweg reichhaltigen Trottel-Faktor und Bitch-Beef oben drauf, wenn die Stumpfnasen zur Selbsterkenntnis gelangen, welche zudem satanische Reinkarnationen aus geheimnisvollen Büchern schneidet, ehe unser Breakfast-Horror-Club klerikale Anti-Flüchen üben muss. Boo-yah, mit Betonung auf Boo, um es mit den Worten von „Ghostbusters 2016“ zu sagen. Apropos Comedy-Klassiker, ich hatte diese Woche noch den sehr schönen „Schmeiß die Mama aus dem Zug“ von Danny DeVito gesehen, aber ganz der Ausgangslage jenes Films angepasst, habe ich da eine gewisse Schreibblockade, was wohl am Billy-Crystal-Overkill der letzten Wochen liegen könnte, oder aber eher an der Tatsache, dass es sich wiederum um eine Komödie handelt, deren Witze und Konstellationen live erlebt statt erklärt gehören. Auf jeden Fall kann DeVito als Regisseur hier schon die komische Virtuosität antesten, die er im „Rosenkrieg“schließlich zur Höchstform pushen würde, wobei sein Schlagabtausch mit Crystal sowie deren unbeholfen ausgeführte Fantasien des arrangierten Doppelmords den Nukleus an Kurzweil schlechthin ergeben. Das kommt so gelungen und für den Zuschauer frustfrei-aberwitzig an, dass ich nicht umhin kann, meinen Segen auszusprechen und darüber hinaus nichts weiter zu erläutern, da ich sehe, wie nahe wir dem Hauptteil unserer heutigen Ausgabe schon stehen. Ah, meine Neurosen! Also dann, gehen wir es an, ich wünsche viel Spaß und gute (Weiter-)Empfehlung!




Solch ein Wiedersehen mit John Stockwell hätte man jetzt nicht erwartet, oder? So als Ringleader für die Neuverfilmung „Kickboxer: Die Vergeltung“? Er selbst versteht die ganze Aufregung ebenso nicht. Im Gegenteil, er macht sich wie gewohnt relaxed an das direkt aus den Achtzigern stammende Actionszenario heran, welches dem initiierten Starrummel um Jean-Claude Van Damme einiges an Kultstatus verlieh. In diesem Sinne ist jener Herr wieder mit von der Partie, avanciert als Muay-Thai-Trainer Durand jedoch zum geschmeidigen Bengel, der aufpasst, dass sein toller Hut nach jedem Gerangel stets galant auf dem Haupthaar zurück landet. Da hat man seinen Spaß dran, wie ohnehin viele lebhafte Auflockerungen binnen der ruppigen Martial-Arts-Rache ihre Aufwartung machen, schon zu Beginn dort eine Männer-Freundschaft etablieren, wo Kurt Sloane (Alain Moussi) eigentlich einen Beweis der Kernigkeit erfüllen soll. Letzteres schafft er ohnehin mit links, also warum das farbige Ambiente Thailands drum herum gleich schwarz-weiß malen? Der Antagonist Tong Po (Dave Bautista) sowie seine widersprüchlichen Auffassungen von Mut und Ehre melden sich schon früh genug im knapp 90-minütigen Prozedere, bis dahin versteht sich Stockwell via abgerundeter Kohärenz in eine beständige Transferleistung an Kicks, Schlägen und zwischenmenschlichen Sehnsüchten hinein zu murmeln. Die braucht sich dann auch nicht mit dem Pathos eines „Warrior“ an den Zuschauer klammern, vielmehr schaut man dem fließenden Strom so zu, wie man ihm auch in der Natur begegnen wollen würde. Ähnlich der Ruhe gegenüber einem krachenden Wasserfall gibt sich der Kampfgeist somit als Vergeltungsmaßnahme für den Mord an Kurts Bruder Eric (Darren Shahlavi, R.I.P.) binnen einer Dynamik, die ihre Topoi und Storyline bewusst reiterierend auffängt, wie aus einem Guss sodann wenig Erklärungsbedarf verlangt, wieso Kurt vom spritzenden Bruderblut aus in die tropische Trainingsphase Richtung Gerechtigkeit gerät.


Die bestätigt ihr Dasein ohnehin mit dem höchsten Unterhaltungsfaktor, inwiefern Durand Montagen des Muskelaufbaus mit Kokosnüssen, nächtlichen Überfällen, Kneipenkloppereien, plötzlichem Regen und Zen-geschultem Oben-Ohne-Schlagabtausch motiviert. Die ortsansässige Kommissarin/Muse Siu (Sara Malakul Lane) kommt da ebenso aufreizend geschnitten ins Spiel, obwohl sie Kurt als Voice of Reason noch aus dem ganzen Schlamassel heraushalten will, vor jedem illegalen Match mit einem Dutzend Dienstfahrzeugen vorfährt. Tong Pos Leute funken dabei zwar ebenso ständig dazwischen, unterschätzen jedoch Kurts Spagat im Kampfgetümmel auf den Rücken von Elefanten, verzweifeln zudem schon an der alten Glasscheibentransport-Nummer. Diese Old-School-Selbstverständlichkeiten laden dann auch schlicht wie bestimmt zum Showdown von über 20 Minuten Länge ein, der sich weniger durch dramatisierte Pointen hervortut, als dass er sein Schauspiel harter Knochenschläge zur stringenten Gewaltenteilung stilisiert. Die scheint sich wie eine Blüte zu öffnen, wenn kontinuierlich mehr Blut fließt, umso schockierendere Ausmaße in der Beigabe von Glassplittern am Faustverband annimmt, obwohl die Vorlage über diesen Verlauf schon genügend Auskunft gegeben hat. Manche hier gezeigten tollen Kampfsporttricks kannte diese aber noch nicht, geschweige denn Stockwells Ansatz eleganter Wut, der das Genre zwar nicht gerade umzukrempeln versucht, doch zumindest vom zunehmenden Zynismus dessen fernab auf Herzensangelegenheiten hinweist, die einfach mal einen Gang zurückschalten und Sympathie per Leichtigkeit erringen wollen. Ein Lernprozess, der sich ganz logisch aus dem vermeintlich unvermeidlichen Genickbruch der Genre-Standards lösen kann. Nebendarstellerin Gina Carano hätte man in jener autodidaktischen Befreiung aber wenigstens auch noch eine Kampfszene gönnen können.




Dieser schön schmierige Film von Ernst R. von Theumer scheint seinerzeit gut herumgekommen zu sein, wenn man die Menge seiner zur Verfügung stehenden Titel bedenkt, mit denen er einigermaßen kulturelle Aneignung betrieb. Schließlich ergeben herumziehende Zigeuner den zentralen Diskussionspunkt im Narrativ, welches sich als Drama voller Exploitation in die moralische Verwahrlosung der Wiesen/Täler um Kitzbühel begibt und sogar so reißerisch vonstatten geht, dass der späte Alternativtitel „Der Irre vom Zombiehof“ beinahe repräsentativ wirkt. Getauft wurde das Werk jedoch schon als „Die Totenschmecker“, was einen nur bedingt auf die bitteren Zustände vorbereiten kann, die aus der ursprünglichen Heimatidylle seinerseits eine ethisch-implodierende Apokalypse erschaffen – der „Sternsteinhof“ lässt grüßen. Der Ursprung dafür liegt in einer Bauernfamilie, welche sich selbst sowie die Jüngste, Anna (Maria Beck), mit provinziellen Regelmäßigkeiten zu Geschlechterrollen, Xenophobie und schierer Dummheit füttert, während alle empathischen Funktionen - mal abgesehen vom etwas grundgütigeren Onkel Kurt (Herb Andress) - wie ausgeschaltet scheinen. Die kranke Großmutter (Claudia Bethge) z.B. vegetiert von ihrer eigenen Brut abgeschirmt in einer Hütte auf dem Hof dahin, kriegt im todschwarzen Gewand höchstens Besuch von Anna und deren Mutter Magd Rosa (Lore Graf), welche wiederum noch immer drauf zu warten hat, dass der grobe Felix (William Berger, tatsächlich mal im O-Ton zu hören) sie ehelicht, weshalb ihr Kind weiterhin als Bastard bekannt ist. Aber alles wird gut, so heißt es, sobald der Hof beerbt wird – von wem, steht binnen des unterschwelligen Konkurrenzdenkens allerdings noch aus. Bis dahin regiert der rustikale Vater der Boys (Peter Jacob), der als Oberhaupt natürlich jede konservative Brutalität schlechthin drauf hat und diese auch ausüben kann, wenn sich der geistig behinderte Filius Franz (Claus Fuchs) wieder mal an jemandem vergeht.


Verständnislosigkeit per Lederriemen ist dann angesagt - die Didaktik des Hasses schlägt um sich und blubbert auch auf der Tonspur à la „Buio Omega“ in Richtung zeitgenössischen Horrors herum, welcher sich zu ideal in den engen Mauern des urtümlich grellen Alpen-Kitsches abspielt. Die allzu reelle Sprache des Rassismus kommt da ebenso zur Geltung, doch Anna legt die Schmählieder schnell ab, sobald sie den knapp gleichaltrigen Joschi (Sony Kaikoni) sowie seine Verwandten vom Wohnwagen am See kennen und lieben lernt. Sie kann allerdings auch nicht verhindern, dass sich aus dem einfachen Wunsch nach Milch extreme Spannungen zwischen den Welten ergeben, sobald Franz eine der armen Damen tötet, sein Vater und die Brüder dieses sodann mit weiteren Morden zu vertuschen versuchen. Die Bestien meucheln und lügen dann soweit in ihrem heimeligen Kostüm, dass Rosa zum Schutz dieser sichtbar verzweifelt ebenso rassistische Neigungen über den Hof schreien muss, als die Männer der Sippe ankommen und zeitgleich mit dem Aufwind der Natur das Unheil offenbaren. Die Leichen türmen sich da schon zur Halbzeit in eine Eskalation, bei der auch die Großmütter beider Seiten durch die Hand der teutonischen Feiglinge sterben. Anstelle von Schuldgeständnissen wird sich dann auch immer tiefer in Lügen und Grausamkeiten gegraben; die Spannungskurve bleibt zudem stabil steil in der Bildsprache eines schäbigen Thrillers, der sich für kein Extrem zu schade ist und knalliges Blut über die Provinz-Visagen verteilt. Ob nun leuchtender Tannenwald oder mistiger Kuhstall: Der White Trash giftet gleichermaßen auf ranzigem Niveau um die Wette, kriegt da aber noch à la Edgar Allan Poe die Rache des Gewissens unter den Tönen Joschis hallender Geige zu spüren. Stiegl-Bier zur Verdrängung saufen, Feuer der Beweisbeseitigung und versehentlichen Blindheit wegen legen, Heugabeln in die Gurgel schießen: Was unter diesen Maßnahmen noch menschlich übrig bleibt, ist gewiss nicht zum Feiern zumute. Von Theumer konnte daraus immerhin eine Treibjagd ballern, die in ihrer Großspurigkeit echtes Entsetzen aus dem Tiroler Alpenland durchsickern lässt.




Eddy Saller, das war einer, sag ich dir – hat via „Schamlos“ anno 1968 die „Missachtung der menschlichen Kreatur dieser Tage“ in Österreich als monochromes Feuerwerk programmiert, welches aus der moralischen Abschreckung eher eine Anlaufstelle bombastischer Enthemmung ergab. Um alles Nennenswerte darüber loszuwerden, muss daher auch eine Extrawurst an Text nun vorstellig werden. Losgelöster als Sallers etwas beschränkte „Geißel des Fleisches“ (1965) steigert sich dieser Film also in den Moloch hinein, bietet allein anhand der Spruchdichte ein geballtes Aufgebot an Unterweltjargon, das im Lexikon folglich unter anderem auch Attentate und Striptease im laufenden Wechseltempo nebeneinander aufführt. In der Praxis setzen sich natürlich mehrere griffige Begriffe durch, dazu laden entsprechende Kulissen mit visueller Begleitung ein, wenn die finsteren Edel-Kabuffs Drinks und Teppiche zum Flachlegen verlosen, per Qualm das Nachtleben ankündigen sowie mit Pelz und Perlen aufgeilen – ganz gleich, wie wörtlich man diese definiert. Mitten drin: Alexander Pohlmann (Udo Kier, blutjung), gerade mal an die 20 und schon der Terror der Stadt, hält er diese doch mit Sonnenbrille und abgebrochenen Flaschenhälsen in Schacht – Handlanger Peitschen-Frankie (Edgar Wenzel) macht dazu seinem Namen alle Ehre. Für Rivale Richard Kowalski (Rolf Eden) ist der junge Sportsfreund noch eine kleine Nummer, doch die überlebensgroße Präsenz vonseiten der Inszenierung geht an ihm nicht allzu lange vorbei, auf dass er schon breitere Sonnenbrillen aus dem Etui anleiern muss. Size does matter – aber apropos: Wenn man einen Film an der Qualität seiner gezeigten Brüste messen müsste, wäre mit Nummerngirl Annabella (Marina Paal) schon die Höchstwertung erreicht. Fleisch allein wäre aber nicht die feine englische, weshalb sie auf dem gefühlten Siegerpodest des Films dann doch alle Medaillen umgehangen bekommen dürfte. Ihr Wesen hat es einfach drauf und reißt alles auf, dass die Kunstform Frau im Narrativ als wichtigste Ware unterwegs sein wird, selbst in Stellvertretung durch Dias allen die Show sowie vom Naturgesetz her alle Herzen stiehlt – trotz begrenztem Schauspieltalents.


Klar, das Östrogen wird dabei dem Umfeld gemäß vom Willen der Kerle abgehängt, doch genau diese Ketten an „üblen Schweinereien“ verketten schließlich einen Tod nach dem anderen, wenn jeder jedem einen Riegel vor den „steilen Zahn“ vorschiebt. Gleichsam bricht Annabella auf Berufswegen den fetzigen Wortschatz des feministischen Widerstandes vom Zaun, ehe im gemieteten Wohnwagen-Betrieb gehörig gehurt wird und sie dabei ungefähr so oft das Wort „Baby“ zu hören bekommt, wie frühere Landsfrauen in „Wegen Verführung Minderjähriger“. Das Aufmischen snobbistischer Restaurants gehört bei ihr zum Tagespensum ebenso dazu wie es jeder gute Film halten sollte, dabei sucht sie sich dann auch vor Ort den Schauspieler Hohenberg (Louis Soldan) der Karriere wegen aus, obwohl dieser als Kokser und Homosexueller wenig mit ihr anfangen dürfte. Sie will es trotzdem wissen und sucht auf Hochtouren nach der Liaison, parallel dazu verkehren die Zooms und Schwenks so schnell wie die Karren vor der Linse, was die Fäuste unter dem Motto „Lass dir lieber die Perücke stutzen“ ebenso zum Überholtempo anregt und gleich danach binnen des Nutten-Campings in Action umgesetzt wird - den Seidenkissen fürs flotte Petting sei Dank. Was hier überhaupt an verdorbenem Pomp abgeht; siehe insofern das Statement in Kowalskis Playboy-Domizil, das gleich firmeneigen mitten im Schrottplatz-Mief installiert steht - da kommt zusammen, was zusammen gehört, Abschaum höchster Güte in eingefickter Monetenmenge. Kein Wunder, dass man mehr Lampen statt Tageslicht sieht, aber ist ja nix Neues: Die Dunkelheit ist dem Kino sein bester Liebhaber, in diesem Film erst recht mehr als nur ein ONS. Nicht, dass die Tristesse zu lichter Stunde an Reiz verliert, eben Marke Kraftwerk, Pfützenschleim, Kargebaum und Co. hervorhebt sowie besonders gern die Dresche unter Wohnwagen-Gästen beleuchtet. Annabella mischt sich da ja ebenso fix unter die Sonne und lutscht auf dem Wochenmarkt spontane Bananen ab, die ihrer Verführungskunst zum psychedelisch-delikaten Sit-In auf dem LKW-Anhänger verfallen.


Ihr dort arbeitender Vater Guido Romanelli (Vladimir Medar) hat da aber auch noch ein Wörtchen mitzureden. Der ist als Papa mit der besonderen Note „Porca Miseria“ inklusive formatfüllendem Bart gekennzeichnet - ein forsches Ekel alter Regeln, mit der Jugend auf Kriegsfuß und doch in der Sorge zur Tochter der schweren Verletzbarkeit seiner selbst fähig, wie es im Endeffekt jedem Herren hier ergeht. Der Beweis folgt auch bald im Schicksalsschlag: Der Mord an Annabella, die Gerichtsverhandlung zur Tat, der Freispruch für Hohenberg und alles dazwischen ereignen sich im fiebrigen Raffer zu moderater Klaviatur, doch jene Sprintmontage ist erst der Anfang. So wird die gute Frau über den Tod hinaus weiterhin anhand ihrer Dias zum Treibstoff für Grabscher, feierndes junges Blut und furchtbare Beat-Bands, unter deren Zeitgeist auf demselben Grundstück sodann mittelalterliche Gemäuer zu einem Gericht nach Hexenjagd-Manier umfunktioniert werden. Pohlmann will nämlich den wahren Mörder ausfindig machen, lässt da zusammen mit Papa Romanelli und weiteren Spießgesellen unfreiwillige Zeugen vorladen. Die Beihilfe von stilechten Zelluloid-Verschleißspuren ist da nur sinnig, wenn sich die erwachsene Wut und Selbstjustiz ein hitziges Nebeneinander zeitloser Kontraste mit den unbedarft jugendlichen Happenings erlauben, Glitzerdamen im keimigen Gewölbe Spirituosen servieren. Da darf man Annabella vor dem eigenen Vater auch als Sexbombe ausweisen, um dessen Verdächtigungen zu bestätigen, doch ausgerechnet das Verbrechen scheut sich nicht vor den wahren Hintergründen. Der Druck zum Ausdruck liegt dabei auch auf Pohlmann, seinen Geschäften und Gefühlen: So muss er das Gericht vollziehen, zeitgleich Kowalskis Leute ausschalten, die eigene Trauer überwinden und trotzdem durchweg Stärke zeigen – genauso krass verdichtet die Inszenierung ihre Schauplätze, steigenden Kämpfe und Emotionen, auf dass sich die Lösungen vielleicht nicht verkomplizieren, aber durchaus verhärten.


Dazu wird die Lebhaftigkeit der Dias wie die Erinnerungen zur Person Isabellas in Pohlmanns Kopf wiederholt, zudem seine Sehnsucht nach einer Liebe, die er nicht aufbringen konnte und nie mehr bekommen wird. Im Zuge dessen macht sie sich auch noch rückwirkend per Schmalfilm unsterblich, wenn sie sich auch der Vergänglichkeit eines unliebsamen Verbrecherzirkels preisgab, den sie damit zu erpressen versuchte. Wie kommen diese ganzen Komplexe schließlich doch noch zur Unmittelbarkeit des Sleaze? Nun, da gäbe es z.B. einen Ausschnitt aus Annabellas wilden Tagen als Fleischbeilage zum Rieseneierkuchen – eine Aktionskunst dadaistischer Endzeit, die im frivolen Wahnsinn mit Mehl um sich wirft, experimentell montiert für spontan schallendes Hirnbluten sorgt. Daraufhin melden sich noch markige Gangsterphrasen von Typen wie Mike an, die das Blei am fingierten Gericht der Gesetzlosen entlang strahlen. Wenn sich dann die beliebten Elemente Glasgeschlitze, Katakombenkloppe und schicker Rauch im Gegenlicht dazugesellen, macht dieser österreichische Film Noir bestimmt auch keine Anstalten, Finger in Augenhöhlen zu drücken und Puppen in den Tod stürzen zu lassen – darauf gebe ich euch mein Ehrenwort! Die oben genannten Revolverhelden ziehen schließlich dennoch Schicht für Schicht vom nihilistischen Mordsmysterium ab, verballhornen dabei zwar die eigenen Milieu-Mechanismen, drücken die Zigarette an deren Wange aber auch mit verzweifelter Wehmut aus, so brutal jede Offenbarung aufprallen muss und moralisch an keinem vorbei geht. Die Gerechtigkeit kann da nur zur Sprengung aller Parteien raten, hat dafür auch die eine oder andere MG-Salve als nachgeholtes Urteil der Bandenkriege im Ärmel. Allzu passend für ein Himmelfahrtskommando krimineller Kintopp-Energien, an dem man die Murmel des guten Geschmacks freiwillig abdreht, sich als Vereinsmitglied für den Zerfall aller Sitte und Moral anmeldet, wenn solche kuriosen Sausen dabei herauskommen. Und hab ich schon erwähnt, dass der Film nur unter 80 Minuten dauert?




Schon gehört? Der umstrittene Multimilliardär, Immobilienmogul und Reality-TV-Räude (gelegentlich auch Wrestler, Markenfleischadvokat, Golfer und As-Himself-Filmstar) Donald Trump soll der nächste Präsident der USA werden; dürfte zudem aller Wahrscheinlichkeit nach eine eher rechtskonservative Wende in der Politik jener Nation einleiten, die gelinde gesagt zum Kotzen klingt – das habe ich an dieser Stelle ja schon oft genug geäußert. Und dennoch: Vor knapp einem Jahr konnte man eine aus der Kandidatur Trumps hergeleitete Schlagzeile mancherorts wohl noch ganz groß als Witz verlesen, so wie man es hierzulande jetzt mit einem gewissen M.B. versucht und dort Aufmerksamkeit schürt, wo sie eigentlich nicht hingehört, da die Folgen erwiesenermaßen zu echt ausfallen können. Gut, man soll 2017 lieber nicht von Vornherein verprellen und mit dem gegenwärtigen Jahr vergleichen, vielleicht hilft es aber ein Stück weit, sich zu vergegenwärtigen, was für ein Mann da nun auf die Weltgemeinschaft zukommt, welche gefühlten und echten Realitäten ihn vorbereitet haben und was im Zuge unserer globalen Geschichte daraus zu erwarten ist, ergo weshalb Schiss und Hoffnung legitim erfühlt werden dürfen. Vorhang also auf für „Donald Trump's The Wall“, das Youtube-Projekt eines bis jetzt offenbar unbekannten Content Creators, dessen dokumentarisches Essay in Spielfilmlänge zu den Tönen von Pink Floyds Konzeptalbum „The Wall“ (1979) Leben und Wirken jenes notorischen Mr. T's interpretiert. Die transformative Konzeptverknüpfung zwischen den verschiedenen Medien und ihren durchgängigen Leitmotiven zum Diskurs von Einsamkeit, Image und Führungsqualitäten ist dabei unabhängig von der innewohnend interpretierbaren Politik schon eine tolle Brutstätte an Allegorien, Bild-/Tonscheren, Kontrasten emotionalisierter Kunst und menschlicher Stumpfheiten, Leidenschaften und positiv wie negativ belastender Einigkeit, an der sich vor allem die Kraft des Schnitts feststellen lässt.


Mag er nun propagandistisch emotionalisieren, objektiv auf eine Kausalkette des amerikanischen Traums im Verhältnis mit dem restlichen Erdball hinweisen, Sehnsüchte und Ängste von Massen wie Individuen zufällig/absichtlich auf den Punkt bringen, das Innere von Pink Floyds Album am Äußeren der Persona Trump parallelisieren und somit letztere wiederum an Intimität verstärken: Es geschieht alles zeitgleich mit einem Handwerk, das ich in meiner bescheidenen Position als selbstständiger Cutter ehrlich gesagt nur alle paar Jahre erlebe (selber gewiss noch längst nicht erreicht habe). Gesamtwirkende Reflexionen wie solche dieses Videos geschehen wohlgemerkt stets aus einer Mischung an Zufall und Planung, wobei hier der zweite Faktor in seiner Übergewichtung enorm durchscheint, von ehrfurchterregender Recherche via Archivmaterial zeugt und pervers viele Anschlusspunkte abseits der offensichtlichen Floyd-Wall=Trump-Wall-Relation zutage fördert. Wie markant allein schon die bewusste Ausklammerung des Tracks „Mother“ den geringfügigen Einfluss der Mutter in Trumps Leben suggeriert sowie in der später folgenden Darstellung seines Frauenbilds untermauert wird, ist da nur das schnellste identifizierbare Beispiel. Die schaurig passenden Zitate, die im Verlauf zur ursprünglichen Audiospur ergänzt werden, zusammen das Bild eines selbst-brutalisierenden Gefühlskomplex innerhalb der menschlichen Zivilisation ergeben, welches zudem erste bis dritte Welt so nah wie (un)möglich einander bringt und abstößt: Das sind kreative Herausforderungen und Erfolge, die reichhaltig Shock and Awe repräsentieren, eben auch in der jeweiligen Relevanz, die man mit jenem Begriff assoziiert. Alles wird gesagt, doch bei den ganzen offenen Wunden bleibt genauso gut alles am Zuschauer hängen, welche Schlüsse er zieht, wie er sich an den Film anpasst oder ob er dies überhaupt tun soll, was bei der Darstellung der Statussymbole und ihrer unbarmherzigen/tragischen Distanz sowieso zur Debatte steht. Auf jeden Fall dürfte das vielschichtiger und differenzierter agieren als die unvermeidlichen Trump-Biopics von Oliver Stone oder Adam McKay.




Apropos, werde ich jemals wieder einen amerikanischen Film unbelastet sichten können, also ohne die orangene Fratze im Hinterkopf? Unverhofft kurioser: Warum betrifft das insbesondere Komödien aus dem Land of the Free? Ich dachte, da könnte ich mich mit meinem kakophonischem Gelächter kurzzeitig von allem ablenken, was gerade so schief läuft. Das Problem fängt aber schon damit an, dass in diesen Filmen meistens alles schief läuft, um die Underdogs an Protagonisten irgendwann strahlend aus ihrer Misere austreten zu lassen. So auch geschehen im trotzdem nicht unsympathischen „Bronze – Kleiner Sieg. Große Fresse.“, der sein Herz exemplarisch für die Verlierer dieser Welt ausschüttet, welche in diesem Fall zudem von hoher sozialer Inkompatibilität und rüpelhaftem Umgangston gekennzeichnet sind. Der aus mehreren ähnlichen Filmen zu erwartende Wandel lässt ja bekannterweise eines solcher Charaktermerkmale intakt, weil man ja sonst eine Persönlichkeit zu verschenken glaubt (und dramaturgisch selten solche Experimente eingegangen werden) – das hier gerade das Arschlöchrige überlebt und liebenswert umgestaltet wird, macht dem jüngst vergangenen Wahlkampf wahrhaftig alle Ehre, obgleich jenes Ergebnis im Kontext des Films nicht ansatzweise so widerlich wirkt. Pluspunkte! Liegt garantiert an Protagonistin Hope Ann Greggory (Melissa Rauch, ebenso als Ko-Autorin am Start), die ihr ganzes junges Leben lang inflexibel im Ehrgeiz zur Athletik gefangen geblieben ist, sich seit ihrer Bronzemedaille bei den olympischen Spielen als amerikanische Heldin sieht und daher wie ein arrogantes Gör mit den Fetzen von einst durch den Alltag binnen Swing State Ohio schnorrt. Narzisstische Muster durchziehen da zudem jede Ader ihres zwischenmenschlichen Umgangs, der seine Dysfunktion beim nonkonfrontalen Vater Stan (Gary Cole) mit frecher Schnauze sowie aus seinem Postauto gestohlenen Briefinhalten anfängt, beim Wichsen via auf VHS aufgezeichneter Erfolge ihrerseits Ego und Beziehungsunfähigkeit fusionieren lässt. Der klassische Nerd an ihr, umgeben von Memorabilia und Plüschtieren im Keller des Elternhauses eingepflanzt (die Mutter war schon fünf Monate nach der Geburt weg vom Fenster – siehe oben „The Wall“), geht jedoch herablassender als typisch mit dem Mundwerk auf Touren, insbesondere launisch, sobald sich finanzielle Probleme im Haushalt aufzeichnen, zu deren Lösung sie ums Verrecken nicht beitragen will.


Wie viele krasse Schutzmechanismen da wahrscheinlich wirken und den Problemen nur leidlich entkommen, wird der Film im Verlauf noch semi-sentimental auf den Grund gehen, bis dahin darf man aber noch zusehen, wie Hope bei aller Gegenwehr einen Posten als Coach annimmt, um an die Erbschaft ihrer verstorbenen Trainerin ranzukommen. Schützling Maggie (Haley Lu Richardson) hat das Talent und grenzenlosen Enthusiasmus, Hope dagegen null Böcke, weshalb sie Verfettung und Energieverschwendung am Boyfriend zum Trainingsprogramm erklärt. So einfach lässt es sich aber nicht durchhalten, wenn die Konkurrenz mit der Goldmedaille, Trainer Lance Tucker, erstmals einen Sebastian Stan mit sichtbaren Schauspielerqualitäten einführt (ich dachte, es wäre Michael Biehn) sowie ihre Chancen abzuluchsen versucht. Also fängt Hope dann doch an, eine energische Bitch zu sein, mit aufgehitzten Eiern Interesse wie Engagement zu heucheln und Maggie in Form zu bringen, was auch abseits des Sports einige Verbesserungen mit sich bringt: Leute erinnern sich an ihren Geburtstag, sie platzt nicht bei jedem verbalen Kontakt aus allen Nähten und zu alledem nähert sie sich auch noch dem Assistenzcoach Ben (Thomas Middleditch), der ungefähr am anderen Ende ihres kommunikativen Spektrums einzuordnen ist. Kleine urige Situationskomiken, ebenso kleine Kleinstadtarmseligkeiten/Pointen, eine Fülle vulgärer Attacken, Hopes Ponyzopf – das hält die 100 Minuten nur bedingt durch, muss sich dabei aber auch nicht blöd vorkommen, wenn der Interessenkonflikt des Sieges konventionellere Spuren verfolgt, während des dritten Aktes aber nochmal einige Wendungen durchnimmt, die damit spielen, wie Hope ihre eigenen Enttäuschungen und Zynismen auf andere projiziert, mit welchen Parteien sie es sich verscherzt und trotzdem der imperfekte Stolz ihres verträumten Nests Amherst bleibt. Bei der Auswahl der meisten Adjektive in dieser Kritik merkt man sicherlich schon, wie viel Formel um diesen Film pendelt, ihn folglich auch teilweise nebenbei laufen lässt, weil man ihn abseits des Heimkinos in hiesigen Gefilden nicht kennenlernen wird. Irgendwas Bestimmtes hat er aber noch mit mir angestellt, was ich bis jetzt noch nicht herausfinden konnte, aber zumindest schon mal diesen Text hier fabriziert hat. Lass ich mich etwa auch gerne anschreien, kommt das gar sexy? Oder sind die Drittplatzierten in ihrer Präsenz einfach ein stimmiges Zeichen unserer Zeit? Naja, Hope war immerhin mal ein Obama-Slogan – haltet den Traum am Leben!

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