Liebe Leser,
ja is doch Bombe! John Carpenter feierte am 16. seinen 70. Geburtstag, David Lynch am 20. seinen 72. und das nächste Glück folgt sogleich: Es gibt auch diese Woche eine neue Reihe an Tipps und auch wenn ich mit deren Formatierung noch das eine oder andere Hühnchen zu rupfen habe (allen voran, da die Youtube-Zahlen von letzter Woche sehr unterirdisch in die Röhre schauen, quasi unter 10 Klicks): Sei's drum! Es geht weiter auf zweifachem Wege, via leserlicher Handschrift und Videoversion zum Anhören. Hilft mir ja auch, sich doppelt abzusichern, insbesondere darin, was man vielleicht noch immer falsch macht. Zum Beispiel: Ausgerechnet das Wort 'Fixierung' hat es in hiesiger Kollektion an die 3-mal reingeschafft - da will man schon originell sein und macht dann gerade in der Konzentration Abstriche. Was ich ja auch festgestellt hatte: Letztes Mal war die Bonussektion überraschend reich ausgefallen und gefiel mir textlich fast schon besser als die Haupttipps. Irgendwie muss es doch eine Synergie zwischen all diesen Ansätzen geben - hmm, ich wünschte, ich hätte die schon raus. Bis dahin gilt wohl erstmal noch die jüngst angefangene neue Staffel „Ich bin ein Star, holt mich hier raus“ durchzuscannen - oder zumindest die Übertragung vom Bayrischen Filmpreis, die via 3sat erheblich bieder-ernüchtern konnte, was in hiesiger Branche grade vom Lob heimgesucht wird (toll dagegen, wie die Preisträger darauf reagierten, wer ihnen die Preise übergab). Aber jetzt doch noch was Wesentliches zum Thema aus meiner Privatwelt: Ich war wieder in der Bücherhalle in Hamburg zugegen, ausgerechnet am einzigen Tag, der hier Schnee(matsch) aufs Asphalt brachte. Ganze 10 Scheiben konnte ich wieder für mich ergreifen und einige von denen sind nun schon als Topkandidaten vertreten. Bewundert mich! Impressionen aus jener Ära:
Wie kann man das noch steigern? Ganz einfach, indem ich die Einleitung hier allmählich abbaue und mit den Filmtipps anfange! Du, es sind einige bekannte Künstler wieder am Start, gleich bei dem ersten wollte ich dann doch einiges seit langem mal gerade rücken (bei der letzten offiziellen Erwähnung seinerseits war ich weniger nett) und einen zurückkehrenden Kandidaten hatte ich letzte Woche erst für mich entdeckt. Gebt euch die Sondierungs-Papers:Heute war ein Mädel mit weißem Frettchen an der Leine in der U1 unterwegs - so verrückt ist das mit dem Wetter! ❄️— Christian Witte (@GUSaefkow87) January 18, 2018
(Rudolf Thome, 1994)
(Kazuhiko Yamaguchi, 1970)
(S.S. Rajamouli, 2015)
(Bret McCormick, 1986)
(Steven Quale, 2017)
Obacht, hier kommt die Videofassung, ihr Königstiger/innen:
Ich hatte die Woche über noch einige mehr oder weniger empfehlenswerte Filmbeispiele auf der Pfanne, aber eine bestimmte Konstellation dazu muss ich euch genauer erklären und das wird vielleicht NOCH spannender als die Bonussektion von letzter Woche, also: Ich hatte das ne Zeitlang irgendwie in den Knochen und zudem Stück für Stück mit Hentschel besprochen, nun doch endlich „Es“, also die Neuverfilmung von dem hier über die Bühne zu bringen, aber wie so oft mit modernen Horrorfilmen hab ich mich was schwer getan! Den Streifen wollte ich nichmal im Kino sehen, weil man den Jumpscares da so schlecht entkommen kann - und es ist halt absehbar und zum Kotzen, dass das Genre mit dem Stilmittel knapp 90% des jeweiligen Narrativs ausmachen kann bzw. mich frustriert. Allerdings lenkte mich was in diesem Kosmos, nun eine Handvoll Bilder von den ganzen grotesken Kreaturen des Films zu finden - und schon war es geschehen: Da wollte ich mich überwinden, denn die sahen gruseliger aus als jedweder Jumpscare. Das ist schon mal ein Anfang! Sollte es sich bewahrheiten, dass man mitreden könne? Nun, ich habe mir den Film für einen möglichst hellen Nachmittag aufgehoben, also den am Freitag, weil's früher nicht ging. Da passierte ja zuvor was: Ich hatte eine weitere Nachholung zu meistern, nämlich Christian Petzolds „Barbara“, der hier bestimmt schon seit 4 Jahren rumliegt. Nun, Nina Hoss bzw. ihre Rolle wird die Erinnerungen bestimmt nicht los, wie lange sie nicht nur auf meinem Fernsehtisch, sondern auch im DDR-Knast verweilen musste. Der Schatten dessen ist im ganzen Film zu spüren, welcher Bürger und Bürgerinnen dem damaligen Staat gemäß in theoretischer Freiheit/Intimität beobachtet, auf dass untereinander durchweg manierliche Subtilität herrscht. Ganz bezeichnend für einen Film, der sich inhaltlich und inszenatorisch damit beschäftigt, wie man jemandem etwas beibringt - vor allem, wenn dieses unter Strafe steht. Offene Geheimnisse trägt der Petzold also undramatisch in der Suggestion voran - und das ist halt gut, aber vielleicht nicht komplett ergiebig, viel daraus zu entwickeln, außer wie unsere Protagonistin lernt, Menschen vor Ort helfen zu wollen statt zu fliehen. Eine ganz ambivalente Aufwärmphase. Da ist mir zum Schluss hin auch ein kleines Gedicht eingefallen:
Alle wollen zu Meer und Bucht,— Christian Witte (@GUSaefkow87) January 17, 2018
Freiheit und Sehnsucht.
Lässt sich mit Hand & Fuß nicht überwinden.
Am Gedanken muss und will man erblinden.
So, der Punkt an der Sache ist aber derjenige, dass Ronald Zehrfeld dieses räudige Anatomie-Bild Rembrandts bei sich im Büro hängen hat und das dann noch anhand von Nahaufnahmen durcherklärt. Bäh, das mit der Hand ohne Haut, da schüttelt's mich. Aber pass auf, Lesermensch: Einen Tag später sollte sich dieses Bild als Omen erfüllen, da ich mich entschloss, noch eine weitere neue Stephen-King-Verfilmung vorzuschieben. Es handelt sich natürlich um „Das Spiel“ aka „Gerald's Game“. Wie genau der Film letztendlich mit der Rembrandt-Impression zusammenhängt, möchte ich lieber nicht offenbaren, da es sich als absolut schreckenerregendes Trauma angehangen hat, das man besser nicht erleben will. Regisseur Mike Flanagan schafft es in dem Moment, den Schmerz seiner Hauptfigur so prekär wie es nur geht zu vermitteln, jedenfalls mehr als ihm sein Kammerstück an Vergangenheits-/Gegenwartsbewältigung im Vorn- und Nachhinein möglich ist. Als glattes Spannungsstück ist der Film ja auch nicht schiefgegangen - die inner-psychologischen Spielereien Kings sind nun mal irgendwie ziemlich doof. Oder sie reichen halt für eine Kurzgeschichte, die Carla Gucino und Co. in eine kitschige wie unausgegorene Endphase der Sonnenfinsternis-Symbolik/Katharsis tragen müssen, während nicht nur deren Angekettet-Sein an „127 Hours“ erinnert. Das Unbehagen gegenüber Pedo-Dad-Kindheitserinnerungen ist da auch so ein Punkt, der effektiv eingesetzt ist, aber in seiner gut gehandhabten Austauschbarkeit nur bedingt nachhallt. Ganz im Gegensatz zu dem einen Moment. Und wo gab's einen letzten Endes bei „Es“? Hmm, unter Umständen am Ende. Es war kein gruseliger oder ekliger, aber halt der innigste Stichpunkt einer Sommerbegegnung im Kollektiv, die zeitgleich Abschied von der Hilflosigkeit des Kindseins ist. Allerdings ist's echt eines der wenigen Elemente, die der Film für sich selbst zielsicher treffen kann - ansonsten umgibt er sich in eher mechanischer Amblin-Hommage mit dem, was sich Nostalgie und Angst schimpfen ließe (Tiefpunkt: Die Szene, in der Henry Bowers per Steinwurf gedemütigt wird). Da können die Kids noch so derbe untereinander juxen: Das Drumherum bestimmt jede Richtung ihrerseits ins stets beliebig inszenierte Gruselkabinett der Schockerfratzen, drängt einem geradezu nervös Retro-Popkultur auf und kommt auch charakterbezogen - bei den Vorlagen! - eben nur selten über Genre-Stereotypen hinaus. Man will doch nicht zu viel riskieren, obwohl eine höhere Altersfreigabe als die des TV-Zweiteilers bedient wird.
Tja, das ist nun also die ganze Geschichte dazu - es kam natürlich noch zu anderen Sichtungen im Verlauf der letzten 7 Tage: Ich hatte versucht, „Maniacs - Die Horrorbande“ nach all den Jahren wieder was abzugewinnen, nachdem Siegfried Bendix mir von seinen jüngst ernüchternden Erfahrungen zum Film erzählte - die Auffrischung der Erinnerung meinerseits hat wiederum auch nicht viel zum Sinneswandel beigetragen, aber die netten Ideen der High-School-Patchwork-Clique zwischendrin glitzerten mir in HD fast ein bisschen Euphorie vor, ehe das Finale auf 30 Minuten gestreckt wurde. Dasselbe könnte man beinahe über „Popstar: Never stop never stopping“ sagen, nur dass die Lonely-Island-Mockumentary im Sekundentakt mit Gags an mir vorbei schoss, die allesamt semi-clever auf ein Nix an verballhorntem Reunion-Pathos zusteuerte. Etwas fantasielos, aber auch wieder nur das, was man erwartet hat, also tut's keinem weh. Im berüchtigt geheimnisvollen Filmclub gab es nach langem erbitterten Hin und Her „Hierankl“ - ein Versuch, anhand deutschen Arthouse-Topcasts aufbrausenden wie psychologischen Heimatfilm anno 2003 miteinander zu verkuppeln, was gleichermaßen in drübberen Eskalationen und naturalistischer Trivialgestik ausartet. Die Zitatkunst Josef Bierbichlers sollte man sich jedenfalls nicht entgehen lassen und Barbara Sukowa spielt ihre vielleicht beste Kristina Söderbaum. Ansonsten zeugt das an einem Wochenende ausgebadete Ballungsgebiet gelebter Lügen von eher spekulativer Erfahrungsdichte.
Wenn ich jetzt raten müsste, würde ich behaupten, dass wir am Ende des dieswöchigen Blogeintrags angekommen sind. Ach ja, was kommt denn dann nächstes Mal auf uns zu? Nun, einige Sachen aus der Bücherhalle werden garantiert noch abgearbeitet, ebenso der Fundus an zig weiteren #Japanuary-Kandidaten, die vor Monatsende noch ihren jeweiligen Zettel erhalten müssen. Gleich zu Anfang der Woche gibt's zudem wieder einen Minifilmabend, bevor sich der nächste große allmählich ankündigt. Wer weiß, was da alles laufen und hier eventuell besprochen wird? Mindestens zwei Leute und einer davon bin ich höchstselbst! Ich hoffe, ihr da draußen seid dann ebenso wieder dabei und fleißig am Lesen, bis dahin wünsche ich allesamt eine tolle Zeit, viel Gesundheit und wenig Geldsorgen - ist ja das wichtigste in dieser Gesellschaft, immer einen Job zu haben, da freuen sich auch die Leute in der Werbung ständigst. Ciao!
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