Wer sich mein Video zu "Chibi-Robo!" zu Gemüte führt, sieht die damit verbundene Konzentrationsschwäche und Ermattung übrigens voll in Aktion, wenn auch zusammengeschnitten wie nur möglich. Inzwischen haben sich die Symptome aber auf ein kaum noch spürbares Minimum verzogen und auf den MRT-Aufnahmen, die man mitkriegt, lässt sich auch nichts Besorgniserregendes erkennen. Wie dem auch sei, ist die Angst, die man danach hinter sich gelassen hat, eigentlich kaum noch zu toppen, von daher wird man im Nachhinein so oder so ein bisschen lockerer. Bezeichnenderweise verselbstständigte sich das bei mir sodann am selben Tag noch in einem Kinobesuch für den Western-Klassiker "12 Uhr Mittags" von Fred Zinnemann. Obwohl da in den ersten 10 Minuten irrtümlicherweise "Faustrecht der Prärie" lief, sodann für die eigentliche Vorstellung auf Digital umgesattelt werden musste, ein älterer Sitznachbar bei jedem Satz von Grace Kelly wie ein sexistischer Wicht zu prusten anfing und mein rechter Arm sich zudem noch vom Einstich der Kanüle per Muskelkater erholte, war es mir alles egal. Witzigerweise hat es Gary Cooper dabei auf der Leinwand nicht leichter, gedenkt sich dem Schergen Frank Miller (!) zu stellen, erhält allerdings keinerlei Hilfe von der Stadtgemeinschaft, für die er Jahrzehnte lang als Sheriff gedient hat - alle haben ihre nachvollziehbaren Gründe, doch die Verzweiflung unseres Helden der Rechtschaffenheit steht ihm mit wehmütigen Rhythmus von Dimitri Tiomkins Soundtrack ins Gesicht geschrieben; genauso die Abgeklärtheit, mit der er sich aus der Realität der Genügsamkeit verabschiedet und (beinahe) im Alleingang das schaffen muss, wofür ihm eigentlich genug Ressourcen zur Verfügung stehen dürften.
Quasi ein in etwa misantrhopisches Happy-End, wenn man so sagen will (auch ein Abgesang auf einen oder mehrere Western-Mythen), zumindest eins, von dem aus es sich weiter Richtung Selbstbewusstsein blicken lässt (und nicht in einer haltlos starrköpfigen und destruktiven Art wie in "Ein Mann wie Sprengstoff", ebenfalls mit Cooper); Furcht konfrontiert und bezwungen werden kann, auch wenn es nicht als Sieg herausgestellt werden muss. Also bin ich erneut vor die Kamera getreten und im fixen Durchlauf (fast alle) meine neuen Errungenschaften vom Februar binnen meiner Mancave vorgestellt. Von Ansteckern über Poster bis hin zu Büchern und natürlich Filmen ist ein Arsenal an tollen tollen Sachen vertreten (Nicht im Video, aber auch neu im Archiv: "Die Angst des Tormanns beim Elfmeter", "Poltergeist" - siehe hier). Das Schöne ist: Es kommt im März so oder so noch mehr zusammen und auch wenn schon meine guten Vorsätze für dieses Jahr, erst recht im Bezug auf Optimismus, vom Schicksal offenbar derartig entschieden auf die Probe gestellt werden, sind der eine oder andere Filmabend, Hamburger, Bücherhallen-Leihfundus, Freundschaften, Familie, Alf oder eben ein "Batman v Superman" stets nicht allzu weit entfernt. Es wird auch mal wieder besser und ich werde auch mal wieder mehr hier schreiben, im Moment lässt sich mit folgendem Video wie gesagt aber auch was anfangen. Und Achtung, danach hab ich doch noch eine Filmbesprechung in Textform in petto, also Augen aufhalten und viel Spaß mit dem ganzen Kram :D
SONNE, SAND UND HEISSE SCHENKEL aka JUNG, SCHÖN UND LASTERHAFT - (Gesichtet im Rahmen des BIZARRE CINEMA im Metropolis Kino Hamburg, 35mm, dt. Fassung)
Mal wieder einer von der Sorte
„Genussfilm“. Wer die Reize der beiden Hauptdarstellerinnen
Gloria Guida und Dagmar Lassander zu schätzen weiß, kann schon
insofern erfreut sein, dass Regisseur Silvio Amadio ihnen hiermit
gewiss eine Liebeserklärung schenkt. Diese mag in der
dramaturgischen Dimension vielleicht mit der Sprache eines
Groschenromans erscheinen und vom Budget her nicht allzu viel Aufwand
sowie herzliches Schmuddelfilmflair vorzeigen (allein dieser Soundtrack), doch offene
Filmfreunde empfangen derartig schludrige Präsentationen eben
als freundschaftliche Bodenständigkeit, aus der sich Massen an
Potenzial ergeben - bezeichnenderweise verheimlicht der Film auch
seine Quasi-Adaption von Françoise Sagans „Bonjour Tristesse“
und verhält sich stattdessen durchweg eher so, wie es ihm gerade
passt, was wiederum eine ungeheure Lebhaftigkeit hervorbringt. Jene
Methodik findet sodann schnell die Schönheit in der Kulisse vor, in
den Körpern der Frauen sowie deren jugendliche Sprunghaftigkeit.
Euphorisch kombiniert der Film dies mit elliptischer Erzählung,
pendelt schon nach dem Vorspann zwischen den Zeiten hin und her und
ergänzt auf die Art trotzdem punktgenau die Wahrnehmung der jungen
Angela (Gloria Guida) zu ihrer neuen Stiefmutter in spe, Irene
(Dagmar Lassander), für welche sie sich schon allmählich ein
kleines Komplott zusammen mit Inselficker Sandro (Fred Robsahm)
ausdenkt.
Diese Jugend heutzutage... doch fern
moralischer Verurteilung besitzen Amadios Charaktere im Grunde ein
unbedarftes Wesen, umgeben sich allesamt mit wilden und gleichzeitig
heimeligen Dekors unter der angenehmen Hitze des Ambientes und feiern
bar jeder Verantwortung Freiheit, Liebe, Natur und Klamotten, während
die Sonne so gleißend von der Leinwand strahlt, wie sie in der
Naivität der Intrigen auch trügen kann. Angelas zentrales Spiel mit
den Gefühlen (inklusive Versteckspiel unter grotesken Felsmassiven) basiert nämlich durchaus auf kindlicher Motivation,
geht lediglich mit Vermutungen im Geheimen gegen Irene an, ehe sie
diese überhaupt kennen lernt. Mit gleichsam keckem Esprit inszeniert
sie sodann eine Zuneigung für Irene, obwohl der Film gerne damit
spielt, wie viel Wahrheit doch darin stecken könnte. Erotik ist
natürlich ein bindendes Glied in diesen Verhältnissen und bietet
Amadio vor allem reichlich Freiraum zur Verinnerlichung von Blicken
und im lauen Wind glänzenden Frisuren (Lassanders Rot lässt die
Sinne explodieren!) sowie zur Begutachtung der unbekümmerten
Nacktheit Guidas, doch neben dieser Zeigefreudigkeit ist das Narrativ
ohnehin mit der Chemie der Verführung gepfeffert, welche vor allem
den Frauen des kleinen Ensembles zusteht, bei dem die Männer eher im
Hintergrund verbleiben. Selbst Sandro, der sich als Lover zwischen
drei Damen versucht, hat nicht allzu viel zu melden, kommt mit seinen
Anmacher-Allüren bei Irene erst recht nicht weit, ferner blickt er
stetig tiefer in eine der mehrmals vertretenen J&B-Whisky-Flaschen.
Ein Arschloch macht der Film aber auch
nicht aus ihm, sind ja alles junge Menschen - mit Buggy, Mode und
Teleobjektiv ausgestattete Touristen der seligen Lust, in die sich
die um eine Generation ältere, aber kaum weniger bezaubernde Irene
ebenso hinein verlieren könnte, wenn ihre Zuneigung zu Frauen denn
nicht aufgrund tragischer Erfahrungen unter einem schlechten Stern
stehen würde. In ihr schlummert die Verletztlichkeit - Angela ist
sich dessen im Leichtsinn der jungen Unschuld noch nicht bewusst und
spielt dann auch mit der Liebe, als dass sie die Bedeutung derer in
ihrem Leben schon wirklich erfahren hat. Visuelles und Dramatisches
kreuzen sich dabei übrigens nicht allzu kalkulierbar zur
Filmerfahrung zusammen - die Fühlbarkeit bleibt jedenfalls nimmer
auf der Strecke, wenn geballte Sehnsucht in den Bildern und
Handlungen der Figuren steckt, Motive und Komplexe derer im
Unterbewusstsein der Sinnlichkeit jedoch stets weiterlaufen und für
Impulse sorgen, welche die Schwärmerei für das weibliche Geschlecht
und das Ambiente zwar bis zum Ende nicht als Heuchlerei oder
Fantasterei entlarven, wohl aber die Macht der Reize aus der Funktion
als Spielzeug herausheben. Von einer möglicherweise konservativen
Schlussmoral emanzipiert sich Amadio aber auch, indem er sich stets
die Freiheit nimmt, verspielt zu bleiben und das Korsett formaler
Strenge sowie Bedeutungsschwangerschaft zu vermeiden.
Bezeichnenderweise liest Irene in einer
Szene auch einen „französischen Roman“, den sie sehr
interessiert verschlingt, bei dessen intellektueller Haltung sie aber
auch Verständnis zeigt, dass diese eigentlich auch „überflüssig“
wäre - gleichsam bringt der Film auch nebenbei Sigmund Freuds
Theorien zu Wort, ohne sich an diese allzu lange klammern zu wollen
(siehe auch „Emanuelle
Nera und ihre wilden Hengste“, ebenso mit Lassander). So lässt
sich auch dieser im Deutschen schon gar nicht mal so falsch, aber
auch unterschätzt betitelte Film reflektieren, dessen hormoneller
Appeal nicht bloß primitive Exploitation hergibt, sondern als Mogelpackung mit den hellen Strahlen allzu menschlicher Freuden
kokettiert und an seiner ganzen Ausstrahlung auch nicht vergisst, die
Liebe im Individuum und dessen Fragilität empathisch zu beleuchten.
Selbst wenn man dabei eine sexy Sause mit Sonne, Sand, heißen
Schenkeln sowie Spaghetti und tollen Sprüchen Marke Schier/Eder empfängt,
erhält die Subversion im Endeffekt mehr an Gehalt, als der
allgemeine Anspruch zu sehen glaubt. Dabei sind Amadios
Bildkompositionen gerade in ihrem eigentlich kleinen Rahmen eine
kleine Sensation - und seine Darstellerinnen fern forcierter Allüren
absolut hinreißende Herrscherinnen der Leinwand.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen