Sonntag, 22. November 2015

Tipps vom 16.11. - 22.11.2015

 

HANA-BI - FEUERBLUME - "[...] Er macht sich und dem Zuschauer keine Illusionen, ohne zynisch zu werden. Sein Protagonist handelt stets aus Solidarität, benutzt nicht immer den legalen Weg, hält sich dabei aber auch nur an eine Welt, die mit Gewalt Verhältnisse bestimmt – das Blut spritzt infolgedessen so, wie Blumen in ihren Farben aufblühen. [...] Dieser Kontrast vereint sich wie der Film auf Messers Schneide, will mit dem Herzen aus der Gewalt flüchten und dafür ein Feuerwerk entfesseln. Kämpfe um Liebe und Glück sind oftmals die schwierigsten im Leben, aber selbst in den kleinsten Augenblicken oder Stillleben von Wert. Kitano drückt dies eher in Tat und Bild denn in Worten aus – direkt mit Essstäbchen ins Auge und Glocke ins Ohr. Revolverkugeln bleiben in der Faust, Sterne auf der Leinwand, Blut bleibt im Schnee, die Umarmung am Strand. [...]"


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THE DEMONS - "[...] Nicht jede Erwartung wird erfüllt, aber auch nicht jede umgekehrt – man ist wie Félix im Lernprozess, nicht bloß innerhalb der Schulmauern. Der Film ist dabei keinesfalls auf eine kindliche Zielgruppe ausgerichtet, da er vermeintlich erwachsene Schauwerte beiläufig oder genüsslich overstated behandelt. Im Vordergrund steht die Kombination von Beobachtung und Leichtgläubigkeit, mit der sich die eigene Wahrheit formt. Im Kontrast dazu üben Erwachsene genügend Verwirrung, je mehr sie sich in Lügen verstricken und manipulieren. Etwas vorzuspielen, das können beide Größenordnungen, doch Kinder hadern mit einer Ungewissheit, die Regisseur und Autor Lesage ebenso bei seiner Anordnung der Geschehnisse gebraucht. Es liegt am Zuschauer, die Assoziationen zu erkennen, nicht aber, eine Wertung vorgefertigt zu bekommen [...]"



(Die komplette Kritik gibt es auf CEREALITY.NET zu lesen.)




BODY ROCK - Ein verlorener Klassiker kommt aus der Unbekanntheit zurück und liefert genau das, was man sich von einem Film anno 1984 erhofft, der Lorenzo Lamas als Breakdancer Chilly D. inne hat, Sylvester Levay („Die City-Cobra“, „Stone Cold“!) an die Keyboardtasten drückt, Graffiti und schmierige Club-Atmosphäre durch New York City peitscht, anhand Robby Müllers (!) Kamera durch Plansequenzen und Neon-Spielereien in einen unnachgiebigen Strahl der Energie verwandelt sowie ein simples, wie effektives Narrativ der Milieu-Karriere mit ausbeuterischem Manager anwendet, welcher Freunde und Liebe abkanzelt, bis dann doch die herzliche Einsicht kommt. Dafür muss diesmal im Vergleich zu „Beat Street“ nicht mal jemand sterben, es gibt höchstens was auf die Nase, ansonsten Sex im Designer-Loft und im Ausdruckstanz, schüchterne Liebe auf der Couch und Kaffee für Frau Mutter, bevor es in die Stadt geht, um einige frische Tanzbewegungen mit Little Magic auf dicht befahrener Straße zwischen Wolkenkratzern zu üben. Das macht soviel Laune wie es schon verrückte Kleidungsstücke ins Auge stechen lassen, ganz zu schweigen von funktionsfreien Dekorationen sowie Ohrringen für Männer und Jumpsuits für Frauen und andersrum. Das romantisierte Stadtleben daran bemüht sich durchweg um das Überleben der Freundschaft und um den Eingang zu fetzigen Tanzschuppen, um allen voran den grellen Elan am Tanzen auszuleben.

Dynamik ist dabei das treibende Stichwort dieser 80's Fantasy, die sich zudem mit einer Berliner Kinosynchronisation brüsten kann, die nicht nur liebevoll den Spielspaß der Darsteller umzusetzen weiß, sondern erst recht mit Wort- und Satzschöpfungen begeistert. „Wir müssen die Sache pfeffern.“, „Du hast ihm echt ne Nase gemacht?“, „Oberwatussi“ und noch viel mehr an Ultradialogen gesellen sich zu einem Ensemble, das genauso vergnügt über Tanzflächen springt, wie es Flaschen in Lack-&-Leder zerdeppert und sogar direkt in die Kamera spricht, um Kontrastbilder von Massengefolge und engem Freundeskreis zu erschaffen. Und ja, Lorenzo Lamas singt auch selbst mit, falls sich jemand daran erfreuen will - und warum auch nicht, wenn die durchgängige Musikalität des Ganzen im Abspann letztendlich nicht bloß ein bis zwei Tracks abspielt, sondern gleich ein Medley der Playlist aufbietet? Das überwältigt einen vor Geilheit, wie der Film ohnehin recht eigenwillig von einer Szene in die nächste fließen kann, womit er stets aufs Neue überrascht und doch in beinahe allen Belangen beglücken kann, sofern man sich für derartige Zeitkapseln interessiert. Wer das schon an bekannteren Verwandten wie „Breakin'“ sowie „Breakin' 2: Electric Boogaloo“ schätzte und gerne etwas in derselben Ader binnen NYC sehen will, trifft hier die beste Wahl.




BRIDGE OF SPIES - DER UNTERHÄNDLER - "[...] Der Pilot dessen heißt bezeichnenderweise Lieutenant Powers. Wer besitzt am Ende also die Macht in diesem Konflikt? Die Frage lässt sich ebenso zur Gestaltung des Films stellen, welche einzelne Aspekte der Coen-Topoi patriotisch interpretiert, obgleich sich die Kritik an der amerikanischen Auslegung der Demokratie stets bemerkbar macht. [...] Größtenteils bemüht sich der Film dort, die Umständlichkeit beider Seiten zu charakterisieren, die sich mit Machtspielen, Einschüchterungen und Mauern schlagen – ganz gleich, wie es um Einzelschicksale steht. Das sowjetische System wird durchaus unbarmherziger gezeichnet, das amerikanische hingegen verkauft seine Humanität mit einer Kälte, der man genauso wenig vertrauen will. Spielberg jedenfalls kommt nur schwer ohne Optimismus aus [...] Beachtlich ist dennoch, wie Alltagshorror, politisches Kalkül und das Streben nach Güte in einem wechselhaften Guss münden, der mit seinen 141 Minuten Laufzeit beinahe im Flug vergeht [...]"



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SURF NINJAS - Das unnachgiebige Tempo, mit dem die deutsche Synchronisation hier eine Sprucherfindung nach der anderen raus haut und vor allem per Rob Schneider so abgefuckt an der Handlung vorbei schwimmt, ist selbst im Rahmen obskurer 90er Jahre Komödien unerreicht. Nicht, dass der Film in seiner teils ungelenken und teils doch kostengünstigen Mischung aus Surfer-Komödie, Ninja-Action, Insel-Irrsinn und vager Genre-Parodie wirklich überzeugen würde. Dem englischen O-Ton möchte man ebenso nicht so schnell begegnen, so wie der rein objektive Humor ohne Synchro-Bonus ziemlich lasch ausfallen dürfte. Allerdings ist dieser eine Fundgrube verpeilten Slangs, dem man schlicht mit Reihen an unfassbaren Lachkrämpfen entgegenkommen kann. Einige Highlights für den Alltagsgebrauch gefällig (ja, es wurden Notizen gemacht)? „Fusselkratze“, „Schnapsgurkenjocky“, „Muckelland“, „Duck dich, Schicksal!“, „Wollen wir brettmäßig ne Runde absurfen?“, „Raffinierter Bootverstecker“, etc. Jene Menge an durchgeballerten Schwachsinnsphrasen, an die ich mich als kontemporäre Jugendsprache mal so gar nicht erinnern kann, dürfte unter Umständen sicherlich erschöpfen, aber zur Rezeption sei erwähnt, dass es ebenso durchaus von Vorteil war, ein Bier und knapp eine halbe Flasche Rotwein intus zu haben.



Auch nüchtern dürfte man dem naiven Wahnsinnsvergnügen mit Sympathie begegnen können, auch wenn die erste Hälfte etwas flotter vom Band abläuft, als das leicht schleppende Action-Segment mit einem nur spärlich etablierten Leslie Nielsen als Bösewicht. Im Grunde ist er ebenso eine Witzfigur wie alle anderen auch - selbst der Mythos in Flashbacks meint, dass die prophezeiten Heroen gerne die Cosbys sehen wollten, wohlgemerkt in der deutschen Fassung - das wird da wortwörtlich so gesagt! Und wenn am Ende Honecker in Chile verortet wird, ist das Abenteuer komplett im Abwegigen gelandet. Was hat man damit fürs Leben gewonnen? Im besten Fall eine Menge Spaß, im schlimmsten Fall einen filmischen Absturz - in allen Fällen geht es in eine Ecke anarchischen Eskapismus, der sich durch zig Trends des Zeitgeists durchackert und durchweg im bunten Extrem für Kids landet. Für was werdet Ihr Euch entscheiden, liebe zitronenmäßige Leser?




DIE HIGHLIGEN DREI KÖNIGE - "[...] Darüber hinaus schlägt das Drehbuch aber eher heitere denn schwarze Töne an und zeichnet Drogenchaos und absurde Krippenspiele als Slapstick, der sympathisch auf den Arsch plumpst. Selbst der kindische Hang zur Gay Panic, wie bei „Das ist das Ende“ und Konsorten präsent, wird diesmal heruntergeschraubt: Je mehr Dick-Pics Rogen ins Auge fasst, umso stärker ist er von diesen beeindruckt. Wenn es aber darum geht, welche Geschichte der Film erzählen will, hält er sich doch ziemlich einfach und geradezu zweckmäßig, als dass das Schicksal Ethans Resonanz erzeugt. Jeder Akt der Verzweiflung scheitert letztendlich an der Leichtfüßigkeit der Gesamtgestaltung, die nicht mehr als eine lustige Sause vermitteln will und dabei auch audiovisuelle Schmankerl der Gefälligkeit liefert. Der Film ist zu spießig, um sich wirklich etwas zu trauen – ganz gleich, ob er den Status quo seines Protagonisten zum Besseren zu verändern versucht, ist der rundum beibehaltene Status quo der Weihnachtsgüte von Grund auf überlegen. Zumindest geht damit auch eine gute Menge Unbekümmertheit einher [...]"



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STONEWALL - "[...] Immerhin drosselt er sein Tempo zur Zeichnung der Charaktere, die Stereotype sein mögen, denen man aber durch den mit seiner Selbstfindung hadernden Danny (Jeremy Irvine) einigermaßen bodenständig durch die Stationen des Unverständnisses folgt. [...] Emmerich will den Kampf gegen das Unrecht im möglichst nachvollziehbaren (sprich weißen und unschuldigen) Individuum ansiedeln, unterminiert aber das Engagement der Politik [...] Sein Film ist unentschlossen, ob er sich von der Zeitgeschichte oder den fiktiven Charakteren steuern lassen will, wodurch die Interaktion beider Parteien gehemmt wird. Das damalige Geschehen um Stonewall erfordert weitaus mehr Wahrhaftigkeit, das Ensemble mehr Eigenleben. [...]"



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