Sonntag, 29. November 2015

Tipps vom 23.11. - 29.11.2015

 

STUNDE DER BEWÄHRUNG - Ich hab es diese Woche leider nicht geschafft, eine echte Kritik für diesen schönen Film zusammenzutexten, aber es wäre vermessen, jenen etwas versteckten Schatz der siebziger Jahre nicht zu würdigen, in dem Dustin Hoffman als Ex-Knacki in die Gesellschaft reintegriert werden soll und durch die Kontrolle des pseudo-barmherzigen Systems erneut zum Verbrechen verleitet wird, anstatt dass dies vom kriminellen Umfeld forciert wird. Das meiste davon ist nämlich inzwischen ebenso an das gewöhnliche Leben angepasst, er - Max Dembo - bewegt sich also fortwährend zwischen den Welten und bleibt in seiner Fassung doch bescheiden abgeklärt, obgleich er wieder ganz unten anfängt und nicht überall mit seiner Vergangenheit akzeptiert wird. Arbeitsvermittlerin Jenny Mercer (Theresa Russell) schaut darüber hinweg, sieht das Liebevolle in ihm und ist im Verlauf auch zur Selbstaufgabe bereit, um zusammenzubleiben. Max weiß aber, dass er seinen Schatten nie ganz los wird, schlicht das macht, was er am besten kann und sich dennoch wie in allen Lebenslagen zu intensiv damit aufhält, obwohl ihm nur begrenzt Zeit gegeben wird. Regisseur Ulu Grosbard (es heißt auch Hoffman selbst hat anfangs bei einigen Passagen Regie geführt) erzählt hier, basierend auf einer Vorlage vom echten Ex-Knacki Eddie Bunker, mit authentischem Stil und enthüllt seine potenziell reißerische Geschichte als empathisches Charakterdrama voller Natürlichkeit, bei dem Hoffmans Darbietung im Fokus auch fast gänzlich ohne musikalische Untermalung oder sonstige Akzentuierungen von außen alles Entscheidende im Understatement ausdrücken kann. Sein gebrochener Mann hält überzeugend Jahrzehnte an Erfahrung in sich verschlossen; seine Augen und seine Präsenz telegraphieren dies in perfekter Balance mit der Offenbarung der Vergangenheit per Erzählung, welche in diesem Fall ausgesprochen konkret eingefangen wird. Das ist dann mehr als geradliniges Kino, wenn die Stärke der Erfahrung wirklich am dargestellten Menschen durchkommt und selbst über zwei Stunden lang hinweg den Weg entlang mitreißt. Wen man dabei noch alles in Nebenrollen erlebt, ist ebenso spannend mitanzusehen - im Gesamteindruck geht sodann keiner unter, höchstens die Gerechtigkeit binnen der nicht allzu gerechten Verhältnisse jener "Straight Time". Es gibt noch mehr zu sagen, aber fürs Erste soll dieser Abschnitt hoffentlich zur Empfehlung beitragen.




HEIDI - "[...] Wer von der alteingesessenen Geschichte Heidis weiß, braucht keine Überraschungen im Verlauf erwarten. Aus den Augen der jüngsten Generation jedoch, oder als Einsteiger im Erwachsenalter, entwickelt sich eine ernsthaft ausgearbeitete Erzählung, die erdrücken und beglücken kann, ohne zu überfordern oder gänzlich zu verharmlosen. Letzteres ist in leichter Tendenz präsent, gegen Ende hin unter Umständen auch mit (Heimat-)Kitsch unterfüttert. Gsponer setzt seinem Film dort einer Überakzentuierung aus, die ihrer Zielgruppe zu wenig zutraut, obwohl sie sich längst in der Perspektive wiederfinden dürfte. Wenn er aber von diesem Kompromiss ablässt, glänzt „Heidi“ als einfühlsames Porträt, das einfach scheint, aber beileibe nicht einfach als Kinderkram zu unterminieren ist."



(Die komplette Kritik gibt es auf CEREALITY.NET zu lesen.)




DÄMONEN UND WUNDER - "[...] Die Geschichte des Flüchtlings Dheepan (Jesuthasan Antonythasan), dessen neue Identität eine Ersatzfamilie mit sich bringt, folgt den routinierten Pfaden eines Integrationsdramas, das sich vom Krieg in Sri Lanka in die Gettos Frankreichs einzugliedern versucht. Größtenteils setzt es dabei auf Realismus, dem die Mechanismen der Migrationspolitik vorausgehen. [...] Durch die schlichte Dramaturgie schleichen sich aber ebenso Unruhen ein, die von der äußeren Kriminalität ausgehen, obgleich Oberhaupt Brahim ambivalenter Natur scheint und Konflikte somit erst nur im Raum schweben. Da Audiard diese letztlich anorganisch löst, streckt sich die Laufzeit auf ungewisse Zwischenstationen und erzählt bruchstückhaft vom ewigen Krieg, dem Frust eines forcierten Zusammenlebens, den Wünschen der Individuen und rücksichtslosen Brutalität einer entfremdeten Gesellschaft. [...]"



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BONUS-ZEUGS:




DIE VORSEHUNG - "[...] Regisseur Afonso Poyart probiert also das standardisierte Prozedere der Serienkillerinvestigation, bei der ein sinnesbegabter Ermittler durch plakative Effekte und Videoclipmontagen zum Duell gegen einen ebenbürtigen Zukunftssichter gezwungen wird, der ihm immer einen Schritt voraus zu sein scheint – und damit ist nicht nur der Zuschauer gemeint! [...] Zudem bemüht der Film alles erklärendes Overacting [...] und erzählt langwierig über eine Vergangenheit, die ohne Taktgefühl von chaotischem Actionkonsens, bedeutungsschwangeren Zeitlupen und Tatortuntersuchungen abgelöst wird, als hätte sich Poyart ein Vorbild an David Ayers „Sabotage“ genommen. Nicht zu übersehen und zu überhören: Kirchenkreuze und Hans-Zimmer-Chöre, um einen nicht vorhandenen Drive zu behaupten, der für ambivalente Charaktere sorgen soll. [...]"



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THE PERFECT GUY - "[...] Einer dieser unwissenden Eumel, der seine Schockmomente so offensichtlich telegrafiert, dass Fremdscham und Langeweile letztendlich die einzigen Reaktionen bleiben. Die Klischeekanonade reißt erst recht nicht ab, wenn Katzen laut aus den Büschen springen oder der Mörder von der Haustür ablässt, um urplötzlich hinter einem zu stehen. [...] Als ernst gemeintes Genrefutter schafft es „The Perfect Guy“ jedenfalls nicht, neue Aspekte oder charakterliche Stärken einzuleiten, wobei Technik, Tempo und Ambition ebenso schwer zu wünschen übrig lassen. [...]"



(Die komplette Kritik gibt es auf CEREALITY.NET zu lesen.)

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