Sonntag, 15. Februar 2015

Tipps vom 09.02. - 15.02.2015



RAPUNZEL - NEU VERWÖHNT - "[...] Einerseits entwickelt man eine natürliche Sympathie zum langhaarigen Sonnenschein, der von der einzigen Bezugsperson seit jeher hinters Licht geführt wird; andererseits überspielt der Film die bloße Reinkarnation des Märchens mit freimütigem Adaptionsgeist für clevere Pointen und einem selbstbewusst-bunten Ensemble. Wo normalerweise Rollenmodelle sowie starke und schwache Geschlechter allein vom Narrativ her erwartet werden (siehe die berüchtigten Grobiane, vor denen Gothel Rapunzel warnt), kehrt Humor sie in herzliche Offenheit um. [...]"



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DER GROSSE CRASH - MARGIN CALL - "[...] Der Blick nach draußen, ins moderne New York, verspricht reichhaltige Möglichkeiten, doch die Karriere zwingt zum mehr oder weniger freiwilligen Druck nach innen. Die Optik dazu konstruiert kontrastreichen Style; dessen Macht kann man nur mit Ermattung begegnen, sobald man in der Rücksichtslosigkeit des Börsensystems, ganz entmenschlicht wie ein Datensatz, abgekoppelt wird. Die Furcht gehört zum Beruf dazu, ist kalkulierbar; der Verlust bleibt aber weiterhin schmerzlich. Eric Dale (Stanley Tucci), jahrelang im statistikbasierten Krisenmanagement angestellt, ist da einer der Ersten, der fliegt. Seine Kollegen leiden in seinem Tribunal mit, da sie wie er die Vorzeichen des Zusammenbruchs spüren. [...]"



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SELMA - In vielerlei Hinsicht genau das Drama menschlicher Relevanz, das man von Vornherein erwartet, jedoch trotz historischem Respekt mit einem stimmigen Tempo und konkreter Problembehandlung versehen. Da braucht Regisseurin Ava DuVernay auch nicht so hartnäckig auf Gefühls-Tortur drücken wie Steve McQueen, schließlich ist ihr "SELMA" ein Film der erbaulichen Diplomatie zum Wandel hin; besitzt dennoch in den unvermeidlichen Gewaltausbrüchen eine starke Markigkeit, stets unterstützt von angemessener Stilisierung (und einem überraschend guten Gespür für Actionszenen). Redselig ist der Film zudem ebenso, wenn auch auf das Nötigste fokussiert. Da erlaubt das Gewissen hinsichtlich der Geschichte gewiss wenig Freiraum für inszenatorisches Bohei (ebenso wenig für eine militante Tendenz, welche "den weißen Mann" zum plakativen Hassbild degradiert), trotzdem gelingt eine Vielzahl überwältigender Eindrücke von der Entwicklung nach dem Niederschlagen des Widerstandes hinein in den Mut zum sozialen Übergang. Letztendlich lässt sich hierin eher ein beispielhaft universeller Film gegen Ungerechtigkeit finden; erst der Pop-Up-Abspann mit John Legends und Commons "Glory"-Vertonung rückt die Schilderung des Stoffes etwas zu aufgesetzt in die Nähe zum aktuellen Zeitgeschehen in den USA. Manch ein Humanismus meint es eben manchmal zu gut für sein eigenes Wohl, an sich hat er das Herz aber am rechten Fleck.




KINGSMAN - THE SECRET SERVICE - "[...] Ohnehin befähigt sich der Film eines ziemlich morbiden Humors, der auch mal in einem wilden Blutrausch innerhalb eines radikalen Klerus vollzogen wird. Im feinen Anzug wird knallhart ausgeteilt, gleich welchen Geschlechts und Körperteils. Die Inszenierung findet darin jedoch einen respektlosen Spaß und somit eine lockere Distanz, die sich nahtlos ins Grundkonzept des Films, dem Fun-Revival, einordnet. Löblicherweise nimmt der Spaß aber immer noch seine Charaktere ernst und setzt im dritten Akt dann auch vollends zur Erfüllung der Katharsis an, mal als Agent schlicht die Welt retten zu können. Dazu werden ebenso die Geschütze des modernen Blockbusterkinos aufgefahren; beinahe an der Grenze zum obligatorischen Ernst und CGI-Bombast der New School, doch weiterhin von sympathischer Motivation und der typischen britischen Ironie beherrscht. [...]"



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EPILOG - DAS GEHEIMNIS DER ORPLID - "[...] Straff konfrontierend werden hier nämlich Extremsituationen emotionaler sowie politischer Ambivalenzen erschaffen. Menschliche Integrität gerät dabei auf den Prüfstand, wie auch die Verdrängung der Vergangenheit vor unseren Augen in der Rekonstruktion aufgelöst wird. Für die Grundschuld des Unglücks sind dabei nur wenige Faktoren zuständig – doch im Angesicht derer sind die Opfer unfähig und unwillig, zusammen etwas gegen ihre Situation zu tun. Irgendwann verteidigt jeder bloß sein eigenes Überleben bis hin zum entschiedenen Freitod. [...]"


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ZEIT ZU LEBEN UND ZEIT ZU STERBEN - Douglas Sirks effektives, respektvolles und stilistisch etwas zu gefälliges Remarque-Kriegs-Melodram über Verlustangst und die Unvermeidlichkeit des Schicksals lebt nicht nur inhaltlich von Liselotte Pulver. Und dann gibt's auch noch ein "Gasthaus Witte". Läuft...




FREITAG DER 13. - JASON LEBT - Erstmals ein ehrlicher Versuch der Reihe, sich als komödiantischer Horrorfilm zu etablieren (was noch immer einen entscheidenden Unterschied zur Horror-Komödie darstellt, versteht sich). Autorenfilmer Tom McLoughlin bricht die vierte Wand, umarmt die glorifizierte Stumpfsinnigkeit des Konzepts und zaubert Übernatürliches in den stoischen Killer Jason hinein, dass man vor Freude juckst. Ungenierte Plakativität trifft dabei auf visuellen und Dialog-technischen Schlagabtausch in der Parallelität der Handlungsorte, wie auch Jason jederzeit zur selbstbewussten Mörderpointe ansetzen kann. Ein Gros an Abwechslung (inklusive Verfolgungsjagden) treibt die Serie hier zur frischen Kurzweiligkeit (selten hat man solchen Bock, der Handlung und den Figuren zu folgen), Pluspunkte gibt's ohnehin für den Aufwand sowie dem Umstand, dass im Zentrum tatsächlich auch mal Kids zur Ferienunterhaltung im Camp abhängen. Ebenso ikonisch: Alice Cooper singt "The Man behind the Mask", während der Bodycount an die bezeichnende 18 herauf steigt. Einziger Wermutstropfen: keinerlei Female Nudity - dafür gibt's die Nippel der frisierten Obernulpe Cort (Tom Fridley) zu sehen und für ihn daraufhin ein Messer in den Kopf. Zum Schluss hin wird es wieder etwas traditioneller im Abschlachten, doch effektiv genug, um Lust auf mehr zu bekommen.




JASON GOES TO HELL - DIE ENDABRECHNUNG - Jason ist in der räudigen 90er-Jahre-Splatter-Optik angekommen und feiert den übernatürlichen Suburban-Horror à la Warlock mit reichlich Körpertausch-Exzessen und einer gar nicht mal so uninteressanten Story um Rituale, magische Dolche, gestohlene Babies und auch ein bisschen guten alten Medienzirkus. Das Finale ist übrigens ein Highlight in der Reihe und wie der ganze Film von diesem bestimmten Slapstick-Humor durchzogen, der mal mehr oder weniger die ganzen Jahre dabei war. Geht meinetwegen gerne noch verrückter in der Zukunft.


BONUS-ZEUG:


Erstmal ein bisschen Promo für die Veröffentlichung meines Films "WARSTAR - DER FILM" von 2012 auf Youtube:






ELSER - "[...] Hirschbiegel verlässt sich darauf, dass das omnipräsente Gefühl des nationalsozialistischen Horrors auf die Seelen drückt und deshalb als abschaffbar empfunden werden muss. Ironischerweise hält er sich aber gleichzeitig darin zurück, eine wirkliche Nähe zu Emotionen zu wagen und diese zu veräußerlichen. Stattdessen folgt seine Dynamik der inszenatorischen Souveränität: Mutlos, aber angemessen gilt es, die Charakteristika des Ensembles festzustellen. Mehr will Hirschbiegel der Meinungsbildung halber eigentlich nicht anbieten – es wird einem theoretisch selbst überlassen, wie man für Elser und Co. empfindet. Der Film bleibt dennoch ein Antikriegsfilm und so verlaufen die Handlungslinien in erwartbares Terrain. [...]"



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CAPTAIN ZOOM - Im Grunde ein eher witzloser Vorreiter von "GALAXY QUEST", oder auch einer dieser Art von Filmen, bei der Sätze wie "Hör zu, Kleiner. Ich bin kein Held." fallen. Letzterer Satz wird nämlich vom überheblichen Darsteller Ty Farrel (Daniel Riordan) geäußert, der in einem billigen 50er-Jahre-Sci-Fi-Live-Serial die Hauptrolle gibt. Das mickrige Setdesign, die unbeholfene Darstellerriege und das Product-Placement einer Schokomilch-Marke verballhornen ähnlich wie David Lynchs und Mark Frosts "ON THE AIR" das Zeitkolorit. Sobald jedoch der Sprung in andere Dimensionen vollzogen wird und der (nur spärlich etablierte) Captain den Fish-Out-of-Water gibt, sind Ausstattung und Production Value nur bedingt hochwertiger. "CAPTAIN ZOOM" ist eben auch nur ein TV-Film durch und durch; muss sich auf reichlich Dialogarbeit verlassen, während die Videoeffekte schlicht erbärmlich versuchen, eskapistische Aufregung zu vermitteln. Zwischendurch nickt man vor Formelhaftigkeit ein, auch wenn Zoom einer Hexe die hellseherischen Kräfte rausbumst und jemanden für 'ALF' hält, obwohl derjenige erst in den 80ern erfunden wurde. Erst im letzten Drittel, sobald er wirklich zum Helden aufsteigt, der tatsächlich per Prophezeiung vorhergesagt wurde, reißt sich der Film ein bisschen zusammen und erschafft ehrlichen Charme, auch anhand des Shirley-Walker-Scores. Da spürt man den Geist des Liebenswert-Trivialen, bis dahin quält man sich aber äußerst ab, so bieder die Konventionen abgearbeitet werden. Vielleicht doch nur was für Genre-Komplettisten - fml.




FIFTY SHADES OF GREY - "[...] Alles irgendwie Kinderkram, aber gerade dadurch eine unverantwortliche Repräsentation des Bondage- und SM-Lebensstils. Dieser soll hier männliche Überlegenheit sowie unbedingte Sexualbereitschaft und Selbstbestimmungsentzug legitimieren, fürs Mainstream-Publikum salonfähig machen – erst recht mit manipulativer Rückendeckung von Greys tragischer Vergangenheit. Für einen Kanon der Aufregung reicht es allerdings trotzdem nicht, so dröge der Narrativ seine Munition schon zur Mitte hin verschießt und in der ultra-abhängigen On/Off-Beziehung eine Empathie zu finden versucht, welche anhand der unbeholfenen Konstruktion ohnehin keinen Realitätsbezug mehr beherbergt. [...]"

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F.A.R.T.: THE MOVIE - Jener angeblich mit einem Budget von 40.000 Dollar produzierte "Film" ist eine US-amerikanische Videoproduktion um den notorischen Ultrafurzer Russell, dessen Ehefrau Heather mit ihm auf eine Silvester-Party gehen will. Er möchte jedoch lieber den ganzen Tag lang in der Gegend herum furzen und mit reichlich ungesundem Futter in die Röhre schauen (Public-Domain-Folgen von den Drei Stooges sei Dank), was sodann den Ehestreit herbei fördert. In jenem Rahmen der weiberfreien Glotzerei sichtet unser Heimscheißer sodann Furz-fixierte Sketche/TV-Parodien von ganzen acht Drehbuchschreibern; reagiert in Zwischenschnitten fast schon willkürlich mit Amüsiertheit, Aufgeregtheit und dem Trübsal, Heather zu vermissen - hab ich schon erwähnt, dass er dabei oft einen fahren lässt? Ganze zwei Game-Shows über Furzgeruch-Wiedererkennung nach Wetten-Dass-Format, Soap-Operas, Anti-Furz-Predigen, Werbespots für Furzer-Toleranz sowie Stand-Up-Shows übers Furzen verpesten dabei die Luft mit immer gleichen Gags der Flatulenz.


Dabei geht man oft nicht über die Ambition heraus, im Dialog vorhersehbarste Steilvorlagen für Furzwortspiele einzubauen und die Namen der Mitwirkenden nach Analbegriffen klingen zu lassen (Harry Butts, etc.). Selbst die Kritik zum eigenen Werk liefert der Film mit einem Siskel-&-Ebert-Verschnitt ab, der ebenso reichlich Pups-Puns einbaut. In dieser Forcierung plattesten Anarcho-Humors muss zudem durchweg mit einer bleiernen Camcorder-Inszenierung Vorlieb genommen werden, in der weder Humor noch andere Emotionen außer Langeweile stimmig aufsteigen. Nicht etwa Alan Smithee, sondern Amateur-Regisseur Ray Etheridge kreierte dieses rätselhafte Produkt der 'Nomödie', bei dem sein zweckmäßiges bis vom-Blatt-ablesendes Ensemble genauso versagt wie die komplett desinteressierte Optik. Man soll ja nicht denken, dass neben unterbeleuchteten Papp-Sets vielleicht noch gemalte Stinklinien aufgewendet werden können, um die Übertriebenheit des Ganzen vielleicht mal ansatzweise effektiv zu vermitteln. Dazu passt dann auch, dass Texteinblendungen stets denselben Font benutzen, wie auch die Kamera meist statisch Halbnahen mit reichlich Headroom auflöst.


Musikalisch gesehen hört man auch fast nix, weil meistens mündlich-erbrachte Fürze die Soundkulisse bestimmen; immerhin dreimal ertönt noch das Lied "Life is a Gas" der Medicine Wheel Band - zweimal sogar mit vollständigem Bühnenauftritt, damit die Laufzeit an die 86 Minuten herankommt. Nennenswert bleibt höchstens noch das surreale Finale, bei dem die feine Partygesellschaft pünktlich um Mitternacht die Hosen fallen lässt und Heather im Kanon volldonnert. Spuren einer aristokratischen Horror-Satire à la Brian Yuznas "SOCIETY", doch eben nur für diesen kurzen (geträumten) Moment, der auf einer endlosen Zusammenstellung einschläfernder und undifferenzierter Furzwitz-Overkills folgt. Hier wird eben ein Gesamtkonzept der totalen Ausschöpfung von komödiantischen Redundanzen erfüllt, das einerseits ziemlich effektiv die Verrohung durch primitive mediale Unterhaltung prognostizieren könnte; andererseits aber auch völlig ungeniert/ungeschickt witzlosen Selbstzweck zelebriert. Welche Sichtweise man auch immer bevorzugt: auf die Dauer stinkt's.

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