Montag, 8. April 2013

Tipps vom 01.04. - 07.04.2013


 
CITIZEN KANE - Selten ein so erfrischendes, unbeschwert energetisches und erzähltechnisch/optisch-hochwertiges, wegweisendes Biopic gesehen. Ein Musterbeispiel für zeitlose Filmkunst.




DER EISKALTE ENGEL - Melville's Blaupause des coolen Auftragkillers, der uns seitdem Jahrzehnte lang wieder und wieder begegnet - in einem Film, der sehr durchdacht und unaufdringlich einen klassischen Krimi-Plot mit den Prinzipien des Bushido verbindet.




CHUCKY 1 & 2 - Meilensteine des creepy-doll-Horrorgenres. Teil 2 kommt dabei noch verspielter und größer (siehe das Finale in der Good-Guys-Fabrik)




ÖDIPUSSI - Schön subtile Spießer-Komödie mit bestem Wortwitz, wie gewohnt von Loriot (R.I.P.)




HIGH PLAINS DRIFTER (dt.: EIN FREMDER OHNE NAMEN) - Unterhaltsam-amoralischer Mysterywestern von und mit Clint Eastwood, der sich als gefährlicher Fremder in einer Kleinstadt alles erlauben kann, weil er andere, gefährliche Individuen ausschalten soll - dabei die Hölle auf Erden loslässt. Großartig!


 

DIE CHRISTOPH-SCHLINGENSIEF-DEUTSCHLAND-TRILOGIE - Diese beinhaltet 100 JAHRE HITLER, DAS DEUTSCHE KETTENSÄGENMASSAKER und TERROR 2000. Jeder Teil überbietet den Letzten an Hysterie, Humor, Mut und Unterhaltungswert - demnach ist TERROR 2000 für mich das Highlight der Reihe, da sich hier Darsteller wie auch Story & Ideen ins Extremste steigern. Die persönlichen (& politischen) Statements der gesamten Reihe sind sowieso stets aktuell (& präsent, wie Schlingensief's Drang zur Revolution im "Neuen Deutschen Film") und vermitteln ein konsequentes Spiegelbild menschlichen Ekels und bundesdeutscher Traumata.




PONTYPOOL - Hochspannender, furchteinflößender One-Location (Radiostation)-Horrorthriller aus Kanada, inkl. schwarzem Humor und nem recht originellen "High Concept", welches doch recht fesselt und klar von Orson Welles WAR OF THE WORLDS inspiriert ist.




DAS WORT - Carl Theodor Dreyer's Provinzdrama über den Clash christlicher Religionen, dass selbst heute noch für jene Gruppen provokant erscheinen mag, aber einfach nur schnörkellos realistisch (und auch düster-dramatisch) erzählt wird und trotzdem noch ein überwältigendes Gefühl von "Wunder" möglich werden lässt.




BLACK MASK - Wildes Martial-Arts-Spektakel mit Jet Li, in dem sowohl ganz viel naiver Humor, blutige Gewaltausbrüche und energiereiche Kampfsequenzen ihren Platz finden. Die dt. Synchro steigert den Unterhaltungswert dann nochmal übertrieben-komisch mit alles erklärenden Off-Dialogen über Sachen, die im Film gerade passieren, alà "Was ist das? Eine Granate! Nichts wie weg! Die explodiert!"




WICKED CITY - Sci-Fi-Noir-Anime mit sauräudigen Gore-Effekten alà Carpenter's THE THING und vielen, an der Grenze zum Hentai-befindlichen, Sexszenen. Top-Atmosphäre und grandios-bizarre Storyentwicklungen inkl.




FULL CONTACT - Heißblütige Ringo Lam-Gangsteraction auf kinetischer Hochtour mit heroisch-sleazigen Abrechnungen und einem gewohnt coolen Chow Yun Fat.




HUNTING LIST - Siehe FULL CONTACT (minus Ringo Lam & Chow Yun Fat), nur dass es hier noch räudiger zugeht. Ne authentische TRUE ROMANCE-Hommage gegen Ende gibt's dann auch noch.




THE UNTOLD STORY - Anthony Wong als schleimig-sadistisch-psychopatischer Serienkiller, der von der Polizei gejagt und gequält wird, stets die miese Drecksau bleibt. Macht schon was her, sowohl an Härte als auch Schwarzen Humor, aber EBOLA SYNDROME hat dann doch noch mehr geknallt in seiner Extremität.


 

RANDALE - von 1983, Deutsches Drama in einem Mädchenheim, dass nicht so altbacken daherkommt wie andere Vertreter seiner Zeit und die Situation der rebellischen Mädels angenehm eskalieren lässt. Leider bringt das Ende keine wirkliche dramatische Konsequenz, die Problemlösungen bleiben bescheiden - aber womöglich macht's das gerade glaubwürdiger. Ein Hauch naiver-B-Film-Charme bleibt dankenswerterweise trotzdem erhalten.




HITLER, EIN FILM AUS DEUTSCHLAND Nun also hab ich es gesehen, das 7-Stunden-Epos Hans-Jürgen Syberberg's, dass auf einzigartige Weise Adolf Hitler und den Nationalsozialismus portraitiert und verarbeitet. Der erste Part war für mich der Eindrucksvollste - so düster-morbide Bilderwelten und todessehnsüchtige Fieberreden über das Trauma vor, während und nach dem Horror in Person, in geradezu kosmischen und mythischen Dimensionen. Da können der zweite und dritte Part leider nicht mithalten und verlieren sich zunehmend in Redundanz (vorallem in den minutös wiedergegebenen und zeitweise trivialen Zeitzeugenberichten/Autobiographien von Leuten, die Hitler nahe standen). Der 4. Part bildet dann das Schlusswort zur ganzen Geschichte, vertieft nochmal die einzelnen Aspekte der 3 vorangegangen Parts und fällt ein endgültiges Urteil. Dabei gibt es zum Schluss hin sogar erfreulicherweise eine erweiterte Rückkehr zur visuellen Stärke, Inszenierung und Stimmung des 1. Parts. Der Inhalt dieses Mammutwerkes ist natürlich extrem wichtig und bietet einen tiefgründigen Einblick in das grausige Weltbild des 3. Reiches und seines Führers, sowie die Verarbeitung dessen durch die Menschen der jeweiligen Fronten und Generationen - ist somit ein starkes und aufwendig ausgearbeitetes Dokument über dieses wohl dunkelste Kapitel des 20. Jahrhunderts; ein überaus ambitioniertes, persönlich-gesellschaftskritisches und gewaltiges Statement Syberberg's. Sein Prozess gegen Hitler, der sich solch einem durch Selbstmord feige entzog. Eine wehmütige Meditation und vorwurfsvolle Abrechnung über Schicksal, blindes Gehorsam, Personenkult und Schuld. Dabei bedient er sich hauptsächlich den Stilelementen des Theaters, lässt seine Darsteller und Redner (jeder in mehreren Rollen und Kostümen, teilweise mit Handpuppen) auf einer Bühne agieren, die im Hintergrund über eine Leinwand Archivmaterial und Vorgedrehtes (Locations, Matte-Paintings, etc.) ablaufen lässt und im Vordergrund Requisiten der Marke "Pest-Barock" und "Todeskitsch" in kalten Nebel hüllt. Ohne Pause wird uns ein Erzählkino geliefert, dass sich hauptsächlich in nacherzählten Geschichten und Interpretationen ausdrücken will (auch mit Audio-Snippets aus damaliger Zeit). Das hinterließ bei mir leider einen sehr erschöpfenden und monotonen Eindruck, der sich ab Part 2 stetig verstärkte, dass man eher einem Leseabend beiwohnt, als einem Film. Positiv vorheben muss ich deshalb wieder mal Part 1, der seine Inhalte, Stimmungen & Absichten mit mehr filmischen Mitteln auszudrücken vermag und auch bei mir als Zuschauer innerlich am Ehesten ankam. In den nachfolgenden Parts findet man leider nur noch vereinzelte Momente dieser inszenatorischen Größe und Dringlichkeit, allen voran (wenn auch verspätet) Part 4. Ich hätte mir im Endeffekt gerne gewünscht, dass Syberberg sein 4-Part-Statement aufs Wesentliche beschränkt hätte, vieles wirkt einfach zu ausgewalzt und abschweifend - auch wenn ich es z.b. gerne sehe, dass Schauspielergrößen wie Alfred Edel, Heinz Schubert und Peter Kern ihre Stärken aufs Volle ausschöpfen und intensivst in diesem Film agieren dürfen. Es ist für mich also schwer, diesen Film zu bewerten, da er mich filmisch/emotional nur zu knapp 50 % gepackt hat, teils ziellos wirkte, inhaltlich und historisch dann aber so enorm wichtig war, dass man dieses Werk nur ehrfürchtig bewundern kann. Deshalb kann ich nur jedem empfehlen, es sich anzusehen und darüber zu reflektieren, das ist es absolut wert. Ich finde jedoch, dass es filmisch packendere und eindringlichere Gestaltungsmöglichkeiten gibt, das Thema und die Message dem geneigten Zuschauer begrifflich zu machen, ohne die Details zu verzerren - da hat der Film nach seinem starken Anfang doch viele gute Chancen verpasst.

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