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Sonntag, 10. April 2016

Tipps vom 04.04. - 10.04.2016

Willkommen, meine Woche war gezeichnet von einem Set an eingekauften Pepsi-Flaschen, die es glatte zwei Mal schafften, beim Öffnen meinerseits aufzuschäumen sowie meine Klamotten zu versauen. Cola ergibt gewiss kein so schlimmes Stigma wie Kotze oder anderes übelriechend verfärbendes Zeug, aber es klebt Zucker an meinen Händen und jetzt, da die Sonne rauskommt, wird es gefährlicher denn je, sich zur Außenwelt zu begeben. Also wurde sich endlich mal intensiver an ein längerfristiges Projekt gesessen, das ich hoffentlich in nicht allzu ferner Zukunft für jedermann ersichtlich verwirklichen kann (Tipp: Es hat auch schon mit reichlich Schreibarbeit zu tun, an die 30 Seiten gibt es bereits). Dementsprechend geringfügig fiel mein Kinoeinsatz auf, umso mehr kam zwischendurch auf heimischen Bildschirmen zustande. Da ich sogar einen Haufen legitimer Kritiken zusammenbekommen habe, wäre der Begriff eines Kurzberichts nicht unbedingt angebracht, von daher führe ich alles wie sonst auch auf, soviel muss sein:




BASIC INSTINCT - Paul Verhoeven und Joe Eszterhas, was haben sich da zwei gefunden. Das psychologische Spiel mit eigentlich trivialen Oberflächen beherrschen beide ausgezeichnet, so wie sie Provokation in Genre-Topoi akzentuieren, die Gewalt und die Lust daran mit intensiver Analyse zur Verführung ausstellen und das Wechselverhältnis von Opfer und Täter zu einem Akt der Ekstase ballen - man bemerke in dem Sinne allein die Intro-Sequenz, stilecht mit Eispickel und Penis in abwechselnden Stößen. Die aus jener verbindlichen Autorenschaft geborene Einheit „Basic Instinct“ erzählt sodann auch die fruchtende Begegnung von Detektiv Nick Curran (Michael Douglas) und Krimi-Autorin Catherine Tramell (Sharon Stone). Zunächst glaubt man das Puzzle schnell zusammenfassen zu können, schließlich hat man als Zuschauer alles Mörderische beobachten dürfen und die gleichsam siegessicher in kollegialem Zynismus witzelnde Tatortuntersuchung vonseiten des Morddezernats sind gewiss Anzeichen, anhand derer uns Verhoeven und Eszterhas auf eine willkommene Spur voller knackiger Lösungen einladen wollen. Doch obwohl Kumpel Gus (George Dzundza) ebenso lachend zur Abgeklärtheit beiträgt, ist der Fall kein simples Unternehmen. Im Gegenteil: Die Top-Verdächtige Tramell mag als Femme Fatale herausstechen, doch ihre wasserdichte Kälte ist zu perfekt für ein Urteil, so wie sie auch ihr Gegenüber galant durchschauen kann. Gleichsam stilisiert das die Inszenierung anhand ihres Terrains, das die irdischen Grundelemente (insbesondere Wasser und Feuer) um sie herum vereint, sowie mithilfe des Scores von Jerry Goldsmith, der Catherines Thema als Markenzeichen der Kontrolle aufdreht.


Nick (der wohl unschuldigste Name für einen Cop) scheint es noch nicht zu wissen, dass er sich in sie verliebt bzw. wir als Zuschauer wissen noch nicht, warum sich da eine herrlich perverse Chemie stimmig ergibt. Im Verlauf von Verhör und Recherche herrscht nämlich beiderseits ein Vorwissen über den jeweils anderen, schon in etwa Vertrauen. Catherine entpuppt sich durchaus als Verführerin, spielt gerne mit Wahrheit und Fiktion, so wie sie Leben und Tod im Werk reflektiert, sodann sogar Nick zum Sujet auserwählt, an dem sich das Geschriebene wie bei seinen Vorgängern bewahrheiten lassen könnte. Nick ist aber nicht minder davon besessen, sie „festzunageln“, seine Vermutungen und Theorien bestätigen zu lassen, schlicht als Mann ein Statussymbol zu erobern. Anhand dessen erfahren wir als Zuschauer aber erst die Wahrheit über ihn, was er von seiner Persönlichkeit unter disziplinärem Zwang zurückhält, welche Ängste, Schuldgefühle und Leidenschaften ihn verfolgen. Der Trieb schlummert in ihm und womöglich möchte er diesen an Catherine zunächst exerzieren, ehe er jedoch schnell dem Reiz ihrer pointiert eingesetzten Präsenz verfällt, „den Fick des Jahrhunderts“ bei ihr zu erleben. Von solchen Ambitionen kann man nur verschlungen werden, es herrscht demnach ein wahrhaftiger Sadomasochismus, der auf Tuchfühlung mit vermeintlichen Mördern geht und von Angesicht zu Angesicht behauptet, die Handschellen anlegen zu können, während er im Bett bereits bewusst per Seide angeleint wird und den Tod erwarten kann. (Vermeintliche) Geheimnisse werden zudem bereitwillig verraten, die Konsequenzen dessen mit Impulsen der Wut im gesetzestreuen Apparat begegnet. Da kann man von Glück reden, das Verhoeven und Eszterhas insofern auch schlicht keine Scham kennen, höchstens zeigen.


Michael Douglas ist da als mehr oder weniger freiwillig Gehörnter durchaus im Fokus der Kohärenz, so wie er sich später im Verlauf der Jahre ohnehin durch Filme wie „Enthüllung“ und „The Game“ als gereizter Spielball der Gefühle zeichnete. In seiner Perspektive, bei Hatefucks in Form von Verfolgungsjagden, Vergewaltigungen oder Brüllkonzerten, zeichnet sich die perfide Spannung sodann mit einer Eleganz aus, die durch Brutalität eine Befriedigung im Schock findet, im Designer-Outfit nicht anders kann, als ans Fleisch kommen zu wollen. Der „Basic Instinct“ denkt nun mal mit Hormonen, flirtet wider besseren Wissens mit der Gefahr und verweigert sich energisch, von Außenstehenden anhand konventioneller Kriterien verstanden werden zu können. Diejenigen, die sich hier untereinander verstehen, machen sich aber ebenso das Leben schwer. Nick liebt gewiss noch seine alte Flamme Beth (Jeanne Tripplehorn), andersrum läufts genauso, doch sie stehen sich nicht nur innerhalb von Berufswegen im Weg, können nicht offen miteinander umgehen. Bei Catherine verläuft genau das erst recht in Extreme - da er sich selbst aber erst wirklich an ihr erkennt, was er bisher vermied, macht es die Bindung umso bedeutender. Es entsteht unvermeidlich der Homme fatal, an dem zudem seine besten Freundschaften absterben. Bei Verhoeven sind die Transformationen immer brutal, im Vergleich zu seinen anderen Filmen mag da (vor allem zur zweiten Hälfte hin) die Konzentration ein bisschen ins Schwanken kommen, je verzwickter Eszterhas seinen ausgekochten Pulp als Erzählkino durchkaut. Aber schon gewusst? Sex ist auch nicht perfekt. Sex kann zärtlich und krass zugleich sein, Krallen in die Haut fahren lassen, für die sich keiner entschuldigen muss. Wenn sich Menschen entschieden verknüpfen, machen sie es nicht unbedingt aus schlichter Nettigkeit, sondern aus einem Funken, einer Leidenschaft, einer Verbindung heraus. Die lassen sich allesamt in den irrsten Bahnen wiederfinden, selbst wenn man sich von gegensätzlichen Seiten des Gesetzes ausfragt, wie es ist, jemanden umzubringen.




BÖSE SAAT - Basierend auf dem Theaterstück von Maxwell Anderson, welches wiederum auf dem Roman von William March basiert, kommt die ultimative Verfilmung des Ganzen unter Mervyn LeRoy, „Böse Saat“, womöglich etwas didaktisch an, wenn mit bestechender Kohärenz die Psychologie von Mutter und Tochter unter einem Dach gezeichnet wird, sobald sich herausstellt, dass das Mädchen den mörderischen Soziopathen durchscheinen lässt. Das heißt, sie verschleiert ihr Wesen mit allzu perfidem Perfektionismus, der anderen nicht auffallen mag und ohnehin den Anstand schlechthin repräsentiert, doch als der Daddy vom Daddy's Girl aus zur Arbeit beordert wird, entfesselt sich ein Schauspiel aus Nerven, Schuld und Muttergefühlen vor den fassungslosen Augen des Matriarchats vor Ort, als allmählich klar wird, dass das Kind ohne jede Empathie in den Tag hinein lebt und keine Skrupel kennt. Gestandene Psychologen sehen nur die Unschuld (insbesondere durch Evelyn Varden gefördert, siehe auch „Die Nacht des Jägers“), doch die Zweifel türmen sich, während man als Zuschauer mehrere Emotionen am Prozedere durchmacht: Schock, Witz im Kontrast individueller Reflexionen, Kopfkino der finstersten Sorte, Suspense; allen voran Konflikte, anhand derer Verklärung mit den Opfern in Berührung kommt sowie der Schmerz im Mütterlichen geteilt wird. Nicht gerade erklärungsscheu versucht der Film dabei einige kriminologische Schritte zu etablieren, die entgegen des kontemporären Konsens über die Erfassung der Oberfläche, sprich der kulturellen Begebenheiten hinaus schauen und vom vererbten Genfehler aufs Übel stoßen.


Don't judge a book by it's cover, allgemein gesagt. Die Melodramatik der Offenbarung obliegt da einer strikten, aber einvernehmenden Konstruktion, welche in ihrer Ausweitung minimalistischer Szenarien das Verhängnis der Wissenden umso stärker vermittelt. Dieser Quer- und Einschnitt ins Herz mittelamerikanischer Naivität findet dann auch neben den „Blinden“ gleichsam gemeine Personen, doch selbst für diese geht das Mädchen zu weit. Das ergäbe beinahe bunten Camp, wenn denn die Leistungen des Ensembles nicht auf einem derartigen hohen Level mit Präsenz und Realismus glänzen würden. Patty McCormack als ausschlaggebende Rhoda ist in dem Sinne schon eine unfassbar giftige Wucht, die fix-niedlich Frau Mutter und andere Gönner manipuliert, gleichsam für Kleinigkeiten lügt und mordet. Doch das zentrale Highlight schlummert mitunter in Eileen Heckart als Hortense Daigle, welche als Verbliebene von Rhodas Opfer eine Existenz der Verzweiflung derartig schmerzhaft im Gewissen ankommen lässt, obgleich sie aus alkoholisierten Impulsen handelt. Ihre Pein wird im Dialog dann zwar reinforciert, ohnehin kommen die Anzeichen der Dramaturgie teilweise mit vergnügter Eindeutigkeit durch, doch grundsätzlich ist LeRoys Inszenierung ein feinfühliges Martyrium einer Mutter, die zwischen den ethischen Verpflichtungen zu Tochter und Recht steht - getrieben von einer fast vergessenen Vergangenheit, die sie jetzt binnen der Bestätigung aller Vermutungen dort vorfinden muss, was ihr eigentlich am liebsten ist.


Die Lasten, späten sowie drastischen Konsequenzen, die Mama Christine (Nancy Kelly) davon nimmt, sobald es kein Entkommen mehr aus der Schuld gibt, sind letztendlich auch in einer bitteren Katharsis zusammengefasst, die im Ansatz zwar mit Genre-Reizen hantiert, die mehr oder weniger bewusste Schuld des Kindes jedoch äußerst effektiv als tieftraurige Herzensangelegenheit des Films herausstellt, ehe der Schlusspunkt wieder in einen pechschwarzen Humor einschlägt. Die Blitze des Schicksals sind hier märchenhaft und riskant zugleich, aber ihre brutalen Ansagen kommen in dem Fall auch nicht von ungefähr, sind selbst in höheren Kreisen durch Vorurteile, Selbstüberschätzung und Klassismus verwurzelt. Die „Böse Saat“ überwältigt da trotz ihres hohen Alters weiterhin, nicht nur weil sich die universelle Ursprünglichkeit vom Titel in den Narrativ ausschlägt oder von der Novelle zur Theaterbühne bis hin zum Status als Hollywoodproduktion adaptiert wurde. Sie schöpft ihre Frische nämlich auch aus einer qualitativen Perfektion, die nicht mal Rhoda emulieren könnte; die eben an Schauspiel, Inszenierung und Charakterbeobachtung so glaubwürdig im sowie abseits vom Zeitkolorit ankommt, dass die kontinuierliche Gewissheit des Wahns auch Jahrhunderte später bitterböse im Innersten zuschlagen dürfte.




POLYESTER - John Waters gelang mit diesem Coup ein respektabler Sprung Richtung Mainstream, wenn dieser auch erst mit „Hairspray“ wirklich komplettiert wurde. Hier schon jedoch zeichnet sich eine schön subversive Zweigstelle ab, die anhand wiedererkennbarer Muster des Melodrams die wilde Herzlichkeit im Geiste der „Pink Flamingos“ infusiert. Francine Fishpaw (Divine) erlebt dabei im Grunde eine wilde Amalgamation aus Bresson und Sirk binnen des knallbunten Baltimore, wenn das Kleinbürgerliche mit giftigem Sadismus auf die unschuldige Hausfrau eindrischt, wobei die fiesesten Früchte schon aus der Familie an sich heraus wachsen. Das verschrobene Dekor spendet da nur wenig Trost, gleichsam lockt Francines Nase sie ebenso oftmals vom Schleier des Suburbanen in den amoralischen Gestank. Kein Wunder aber, dass Waters diese Wechselwirkung mit offenen Armen empfängt und dem Zuschauer als gewitztes Gimmick voll sadomasochistischen Potenzials unter die Nase reibt: Odorama lautet das Motto seines Geruchskinos, welches, ähnlich dem Format eines William Castles, zur Zuschauerpartizipation einlädt und an entsprechenden Stellen fiese Gerüche zum Freirubbeln inne hat. Als Zuschauer der Gegenwart hat man nur wenige Möglichkeiten, dieses Erlebnis von einst zu rekreieren, lediglich zur amerikanischen DVD-Ausgabe findet man exklusiv die entsprechende Karte des Gestankpanoramas vor, aber die lohnt sich allemal.


Wo es unter mancher Nummer (die sodann auf dem Bildschirm an entsprechenden Stellen aufblinkt) noch nach neuem Auto und nettem Parfüm riecht, schnüffelt man alsbald auch an den ranzigen Tomaten und dem fettigem Käse einer Pizza-Karambolage, ehe ein Stinktier seine Aufwartung macht und zusammen mit dem Räudenduft eines Gasofens den Höhepunkt der Widerlichkeit abgibt. Beim Film selbst kommt man in der Hinsicht ebenso auf seine Kosten, so wie vor allem Francines Ehemann ihr voller Kaltschnäuzigkeit sowie Freveleien begegnet und sie im Verlauf auch durch erbarmungslose Demütigung in den Wahnsinn und Alkohol treibt. Daran nicht unbeteiligt, bringen sie ihre Kids ebenso an den Rand der Verzweiflung: Lu-Lu (Mary Garlington) rasselt schamlos durch jedes Fach durch und lässt sich vom Oberlumpen Bo-Bo schwängern, ehe sie sich voller garstiger Fröhlichkeit nach einer Abtreibung sehnt. Francines Sohn Dexter (Ken King) ist ebenso kein Musterbengel, zieht sich Drogen durch die Nase und tritt in seinem Horror-Fetisch wildfremden Frauen auf die Füße, wodurch er sodann landesweit von der Polizei gesucht wird. Francine steht am Abgrund, lediglich Cuddles Kovinsky steht ihr zur Seite, prall und urig als sorgenlos naives Zentrum der Grundempathie unterwegs, wie sie eben nur von Edith Massey gespielt/verkörpert werden kann. 


Die Freundinnen helfen sich mit brachialen Konsequenzen aus, Waters' Regie macht dabei jeden erfahrenen Schock zum vergnügten Moment aus Hass und Häme, Intrige und Ekel, ohne seine Protagonisten der Lächerlichkeit preis zu geben - wie soll das auch gehen, wenn wirklich allesamt drübber wider der Gefälligkeit agieren? Überspitzung schließt eben Herzlichkeit nun mal nicht aus, selbst sobald Francine dem Mann ihrer Träume, Todd Tomorrow (Tab Hunter), verfällt und meint, dass es jetzt wieder aufwärts gehen dürfte. Wie so oft im Leben wird es aber erstens schlimmer und zweitens als man denkt, wie auch die Besserung der Kleinen mit brutaler Methodik im Konservativen erwirkt wird. Der Frieden ist hier ebenso lachhaft wie der Terror, letztendlich siegt dann auch das Mörderische aus der Unschuld heraus, wie es lustiger und ungelenker nicht eskalieren könnte. Eine dufte Duftnote vom Dirigenten deftigster Zeitgeistbeobachtung, wie eh und je direkt aus dem Herzen glücklich verdorbener Americana.




ASPHALT VIBRATION - RAPPIN' - In der Kunst der freien Adaption eines kontemporären Zeitgeist zu Unterhaltungszwecken gehörte die Cannon Group einst zur Meisterklasse. Einer ihrer stärksten Stürmer in der Hinsicht, Joel Silberg, war nach dem Überraschungserfolg von „Breakin'“ dann auch der ideale Mann, um den nächsten Trend aus afroamerikanischer Musik- und Lifestylekultur binnen des selben Jahres so einzufangen, dass ein wildes Märchen kollektiver Aktivitäten zustande kam. Urban angesiedelt, bedient er sich dabei bezeichnenderweise der Legende von Robin Hood, um John Rappin' Hood (Mario Van Peebles) sodann in seine Hood wiederkehren zu lassen. Jenes Ghetto ist eine Versammlung herzlicher Stereotypen, gleichsam gedenken fiese Bauspekulanten, das Viertel für den kapitalistischen Fortschritt einzureißen und in die Heimatlosigkeit hinein zu manipulieren. Jene Widersacher kommen im Verlauf drastisch und plakativ, also einem „Death Wish 3“ nicht unähnlich, auf den Plan - bei Hood ist nach seinem Knastaufenthalt aber Sense in Sachen Gewalt und Kriminalität. Seine Wut lässt er höchstens noch an Klobecken aus, die wahre Erfüllung findet er jedenfalls im Rap.


Und der ist wie in einem Musical beinahe omnipräsent, im Freestyle durch den Alltag unterwegs, derartig nett und gewitzt, wie er seit N.W.A. nicht mehr sein wollte. In dieser Ära jedoch vermag er wahre Wunder zu schaffen oder eben die Freundschaft zu akzentuieren, wobei Silbergs Selbstverständlichkeit zu jenem Stilmittel einige außerordentlich aus dem Abseits einfliegende Sequenzen zustande bringt. Ganz gleich, wo die beliebigste Szene anfängt: am Ende ist man völlig außer sich, welche Pfade sie eingeschlagen hat und wer da nicht bis zum Platzen mitlachen kann, ist selber schuld. Ein beinahe permanenter Beat hält Spannung, Kurzweil und Rapeinsatz sodann bei der Stange, die aberwitzige Verquickung dessen ergänzt sich sodann mit einem erheblichen Räudenfaktor durch Meisterraudi Duane (Charles Grant), welcher mit seiner Gang jedes „Fest“ der friedfertigen Community stets spruchreif verdirbt. Jedes Konfliktpotenzial kommt einem da mit Knalleffekt entgegen, ebenso wenn John Hood seinen kleinen Bruder auf den rechten Weg bringen will oder die Liebe mit Dixie (Tasia Valenza) wieder anheizen möchte. Diese Ambitionen führen ihn zum Hineinschnuppern in die Musikindustrie, aber noch oft genug auf die ihm immens wichtige Straße, um das Unrecht von oben gegen die Mitbewohner aufzuhalten. 


Die Resultate naiver Selbstgerechtigkeit schaffen teilweise sogar den Sprung ins Slapstickhafte, der Bogen des Ganzen ballt sich jedoch vor allem mit variierenden Rap Acts zusammen, die im stilechten 80's Synth-&-Scratch-Sound ebenso rhythmische Montagen aus High-Energy und Story ergeben. Die dramaturgische Richtlinie ist dabei durchaus sogar noch minimalistischer ausgestattet als ein „Breakin'“, doch das Spektrum an Sozialdrama, Romantik, Battle, Beef, weißen Hoschis und weißen Schergen, sanften wie taffen Brüdern, geht mit Antrieb auf die schmerzfreien Barrikaden und darf sich zudem mit einer def'tigen Slang-Synchro brüsten. So schmierig der Realismus des Ambientes dabei auch eigentlich keinerlei Hoffnung zulassen dürfte, reißt der Ansporn neuer Inspiration hier letztendlich dennoch das Winterfell ein und sobald sich der Schlusspunkt entschieden aus der Enge der Realität abkoppelt (eine schöne Vorschau auf Silbergs „Lambada“), ist der Tag auch für den Zuschauer gerettet und die Reagan-Ära um ein Zeichen jugendlichen Eigensinns reicher. Eben nur echt bei Cannon erhältlich.




CONVOY BUSTERS - Bei Darsteller Maurizio Merli gibt es nimmer ein Pardon, so aufgedreht seine Figuren die Selbstjustiz innerhalb des Polizeiapparates ausüben und sich schon gar nicht um die Rechte von Zeugen, Verdächtigen und Tätern scheren. Regisseur und Koautor Stelvio Massi konzentriert diesen Hang des Poliziottescos hiermit in ein narrativ äußerst freies Konstrukt aus Korruption, Drogen- und Waffenschmuggel sowie bleihaltiger Ermittlung, bei dem sich Merlis Kommissar Olmi (!) von seiner besten Seite präsentieren darf: Ein wütender Schweinehund, der sich in durchweg bestätigter Brachialkompetenz durch zynische Sprüche, Verhöre sowie noch zynischere Gangster schlägt und ballert. Die simplistische Direktheit der Gewalt erinnert hier nicht von ungefähr ans Groschenromanformat, gleichsam bugsiert sich Regisseur Massi mit der Kamera ständig auf Merli und seinen Schnurrbart ein, die selbst in den entlegensten Spiegelflächen eine Perspektive des harten Durchgreifens repräsentieren. Als Privatmann erlebt man ihn daher eher selten, doch wenn es soweit ist, stellt er sich geradezu drollig im Alltagston dar, welcher dennoch wie abzusehen mit Flirteinlagen des weiblichen Geschlecht angefüllt ist. Machos in Paradise! Der Herr ist aber vorrangig mit seinem Job verheiratet, also ist auch der Film stets scharf darauf, jene Paarung zu euphorisieren, was zur Folge hat, dass Olmi mehrere Einsätze betreut, die mit dem anfänglichen Hauptfall mal sowas von rein gar nicht in Verbindung stehen.


Ohnehin entsteht ein Bruch zur zweiten Hälfte hin, in der nochmals ein anderer Fall an anderer Dienststelle begonnen wird, dessen Lösungen sich wie eh und je mit Ballermännern sowie genüsslich zusammengespinnten Aufklärungen ergeben. So sieht sein Job nun mal aus, gleichzeitig lässt man anhand jener Abwechslung auch davon ab, den Zuschauer mit ach so langweiligen Ermittlungsschranken zu begegnen. Stets heißt es dann im Endeffekt: „Sie hatten recht, Olmi“. Spannung kann sich daher nie wirklich entwickeln, stattdessen wird der Film zur Schaubühne für Olmis reaktionäre Ideologie, die in den richtigen Momenten wenigstens nicht zu asozial gegen die Kriminellen vorgeht und auch mal, mit einigen Konsequenzen verbunden, das Ziel verfehlt. Der Film zieht sich damit selbst vorsorglich aus der Schlinge, in seiner elliptischen Erzählung versperrt er sich ohnehin einer kohärenten Absicht - wenn er sich dessen auch nicht wirklich bewusst zu sein scheint. „Convoy Busters“ leistet sich so einige unfreiwillige Lachvorlagen, gleichsam wird die Figur Olmis auch in überspitzte Situationen männlicher Kernigkeit hinein konstruiert, dass sich jenes Schauspiel mit einer Distanz aus Unfassbarkeit und Lächerlichkeit äußerst unterhaltungsfördernd beobachten lässt. Wie Olmi dann auch dazu kommt, die aufreizende Lehrerin Anna (Olga Karlatos) klarzumachen, ist eine haarsträubende Angelegenheit für sich, ebenso ihre innigen Stunden zu zweit inklusive weltfremden Dialogen und einer Auflösung, die in ihrer Form schlicht kein gewöhnliches oder überhaupt funktionierendes Narrativ ergibt.


Sei es drum: Die Power des Primitiven lässt sich nicht komplett abstreiten, allen voran Stelvio Cipriani pumpt die Synths mit Nitro-Sequenzen auf, wenn Blut, Glas und Autos durch die Luft fliegen. Dazwischen spannt sich der Leerlauf immer in eine gewisse Erwartung zum nächsten Einsatz auf - Ballern als Ersatzsex -, dementsprechend wird per Exploitation auf die Kacke gehauen, wenn Olmi zum Schuss kommt. Im stilistischen Saft steht der Film aber durchaus etwas unbeholfen, wenn er kurz vor Schluss noch in ausgiebigstem Detail die Vertriebswege der Schmuggler nachzeichen muss, als hielte er sich für einen Melville. Im Gesamteindruck zum Belanglosen hin kann man nur richten: Was für ein Relikt, idiosynkratischer als die Polizei erlaubt. Von daher auch gar nicht mal uninteressant für Genrefreunde und so zurückgeblieben in einem Weltbild, welches sich zudem nicht mal wirklich rechtfertigen kann, dass es irgendwie zu Herzen rührt und zugleich frustriert, wenn man es sich denn mit vollem Ernst an die Brust nehmen will, obgleich der Film keine derartig dringliche Angriffsfläche bietet. Massi und Merli, hach, wie schmierig die Beiden nur Schmiere stehen können...




THE HUNTSMAN & THE ICE QUEEN - "[...] Huntsman & Huntswoman lassen sich aber nicht unterkriegen, lieben sich in geheimen Dampfbädern, rauschen mit Pfeil und Bogen, Axt und Faust in den Eigensinn hinein. Wird auch langsam Zeit, so wie sich der Katalog an Referenzen über knapp zwei Stunden formt und seinen Hang zur Exposition nicht lassen kann. [...] Den Drive bestimmt ohnehin jemand anderes: der Huntsman. Sein verschmitztes Draufgängertum ist sich für keine Rauferei zu schade; Schroffheit, Humor und Sehnsucht vereinen sich in diesem Diener der Adventure-Kompetenz, selbst als der Film nochmals sieben Jahre weiter springt. [...] Deshalb entscheidet der Film sein Schicksal letztlich auch nicht auf dem Schlachtfeld, sondern im Thronsaal unter Liebenden und Schwestern, korrumpierter und wahrer Liebe, Ignoranz und Einsicht. Die Bezwingung der inneren wie äußeren Eismauern schließt es sodann imposant ab. [...]"



(Die komplette Kritik gibt es auf CEREALITY.NET zu lesen.)




OXFORD BLUES - Der stärkste inszenatorische Griff, den sich Regisseur Robert Boris leistet, ist sein initiativer Charakter- und Prämissenaufbau per Zeitungsausschnitten im Intro. Er geht dabei von der Romantik eines jugendlichen Stalkers aus, der seinem Schwarm aus den USA ins vereinigte Königreich folgt, dem Beischlaf und der sonstigen konservativen Art der Eroberung wegen. Es wäre äußerst gruselig, wäre derjenige nicht Rob Lowe als mittelschichtiger Haudegen Nick, inklusive Sonnenbrille und College-Jacke, der sich in Las Vegas mit Minijobs verdient macht, zumindest aber ein Rudertalent sondergleichen vorweist. Auch bei der Damenwelt kommt das verschmitzt-naive Schlitzohr gut weg, doch bei vielerlei Optionen mag sein Herz ganz dem Hitzkopf entsprechend nur auf eine Karte setzen - und die nennt sich Lady Victoria (Amanda Pays). Energisch und rücksichtslos gemogelt schafft er es sodann auch in ihre Nähe nach Oxford, wo sich die Unterhaltungswerte vom Culture Clash binnen einer archetypischen Coming-of-Age-Geschichte der achtziger Jahre effektiv im Zuschauerinteresse einklinken. Nicks Nebenbuhler sind da ebenso eine Klasse für sich, eben unter anderem Julian Sands und Cary Elwes, womit sich die Konflikte der jeweiligen Seiten des Teichs auch im ideologischen Diskurs ansetzen. Der lässt sich sodann allerdings eher im Wettbewerb austragen, ob nun um die Gunst der Herzen oder binnen elitärer Rudermannschaften. 


Mitten drin als Alternative dabei, erweist sich Ally Sheedy erneut als wahre Herzensdame mit kumpeligem Spleen, die unseren Ein-Bahn-Helden sowie gestandene Charakterfressen wie Bruce Payne sodann ordentlich zu kommandieren vermag. Ohnehin besitzen Synchro und zwischenmenschlicher Umgang die Qualitäten leichter Teen-Spritzigkeit, nur schleppt sich das Prozedere geradliniger voran als es das Intro verspricht. Nicks Anliegen und Bewährungen sind im Verlauf auch nicht mal so ausgeprägt, dass man sein Gelingen darin kaum erwarten kann, gleichsam denkt der Film auch selten daran, sein eingeschlagenes Ruder an Mustern herumzureißen - auch wenn manch Wandlung mehr oder weniger realistische Anstriche besitzt. Einige Sequenzen schaffen da durchaus die Empathie zur Begegnung von Demütigung und Demut sowie mentalen Mauern und Gewissensbissen im Angesicht einer noch formbaren Persönlichkeit. Letztendlich mangelt es dem „Oxford Blues“ aber an dringlicher Energie, zudem stellt er sich etwas doll brav an, um die Katharsis der Verantwortung zu vermitteln. Sympathisch, wenn auch bräsig, lässt er sich ordentlich weggucken, doch für die Reise nach Oxford empfiehlt sich durchaus ein Gruppenticket, um die Besichtigung etwas redseliger aufzulockern.

Sonntag, 6. Dezember 2015

Tipps vom 30.11. - 06.12.2015

Heute ist der zweite Advent und gleichzeitig der Tag zum bereits geschenkebescherenden Nikolaus. In diesem Sinne vorerst CEREALITY's Video zum Kinomonat Dezember:



Ich weiß ehrlich gesagt noch nicht, ob ich die Reihe nächstes Jahr fortsetzen oder umgestalten werde - hängt auch ein bisschen von euch allen da draußen ab, aber in erster Linie mach ich diese Dinger natürlich für mich. Bis dahin erstmal viel Spaß mit der gegenwärtigen Show - genauere Empfehlungen zum Monat und weitere Infos gibt es wie seit jeher auf:

http://www.cereality.net/thema/filmempfehlungen-im-dezember-126182

Und nun zu den Filmen der Woche! Die ersten zwei kommen direkt vom Filmfest Hamburg, haben keinen Starttermin und sind zufälligerweise mit die besten des Jahres:




JEDER DER FÄLLT HAT FLÜGEL - "[...] Die Unschuld in Gefahr, gewürgt von der Dunkelheit eines neuen Bewusstseins, das sich unbarmherzig an die letzte verbliebene Idylle anschleicht. Weil die Kunst daran allerdings aus keiner inszenatorischen Aufdringlichkeit, sondern aus den Charakteren heraus geschieht, steht der persönliche Zugang untereinander stets an vorderster Stelle der Filmerfahrung – eben wie Kati Gedanken und Eindrücke reflektiert, sich seelisch ab- und ankoppelt, die Zeit zusammen schätzt sowie Schönheit und Ermattung erfährt. Die filmische Balance zu halten, dem Sujet gerecht zu werden und bahnbrechendes Kino zu erschaffen, gelingt hier aus dem Herzen heraus, weil die Vermittlung eines Zustands ganz persönlicher Natur in aller Formvollendung und Geborgenheit geschieht. Die Sprache ist eigen und vertraut zugleich [...]"



(Die komplette Kritik gibt es auf CEREALITY.NET zu lesen.)




SON OF SAUL - "[...] Der allmählich umschlingende Schock in Sauls tödlicher Reise kommt daher aus der Vermittlung der Situation an sich, in die Nemes mitten hineinspringt und wo historische Rahmenbedingungen nicht noch ein Urteil vorbereiten müssen. Die Angst und der Tod sind auch so ständige Begleiter, das Unrecht derer lässt sich in diesen Umständen nur durch Selbstdegradierung aufhalten. Diese filmische Macht zieht trotz bekannter Thematik in vollen Zügen hinunter zum Verständnis am Rande der Existenz, auf dem man unversehens ausrutschen kann, je mehr man sich um Ehrlichkeit bemüht. Die Zügelung des Eigensinns jenseits der maschinellen Funktion lässt Geheimnisse umso schwerer wiegen, sogar zum Verhängnis anderer werden und kann sich von vornherein keine Hoffnung mehr ausmalen. Sichtiger ist dann doch der aufopferungsvolle Ausbruch des Individuums aus seiner Anonymität, solange sich dadurch ein letzter Funken Gnade im Albtraum bewahren lässt [...]"



(Die komplette Kritik gibt es auf CEREALITY.NET zu lesen.) 




ANGST - Auf filmischem Wege ist es immer ein Wagnis, in die Gedankenwelt eines Mörders hinein zu steigen, dessen Motivation erläutern zu wollen und gleichsam eine moralische Stellung einzunehmen. Dem Menschen dabei gerecht zu werden, bleibt im Regelfall auf der Strecke, da dieser meistens als Antagonist zwangsläufig die Abgründe der Gesellschaft repräsentieren muss. Selbst wenn nach psychologischen Ursprüngen gesucht wird, bleibt die Komplexität daran außen vor, wird simplifiziert oder unweigerlich spekuliert. In erster Linie liegt das am Anspruch des jeweiligen Films, wie er ein Feindbild daraus bildet oder eher angemessen recherchiert - die absolute Wahrheit wird das Medium an sich aber natürlich nie abbilden können. Ob es Regisseur Gerald Kargl mit „Angst“ gelungen ist, diesen Umständen mit Wahrhaftigkeit entgegenzukommen, mag man daher auch nicht sicher beantworten können, da sein Versuch gewiss schlicht nicht objektiv verfahren kann, die Perspektive daran aber weder glorifiziert noch verharmlost. Er entwirft stattdessen ein Portrait, das Abscheu und Mitleid balanciert, während sich der Mörder (Erwin Leder) nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis beinahe triebhaft dazu verleitet, weiter zu morden, zu peinigen und zu terrorisieren, obgleich seine eigene Verfassung stetig desolatere Zustände annimmt.


Die persönliche Näherung an den Zuschauer passiert dabei hauptsächlich per Voice-over, an dem der Mörder seine Vergangenheit und geistige Gegenwart aufzeichnet. Vieles daran wurde Geständnissen wahrer Täter entlehnt, schafft aber natürlich nicht, alle Fragen zum Handeln, zum Irrationalen und Sadistischen zu beantworten. Alleine aber schon solch ein Zugang lässt in seiner Verletztlich- und Entsetzlichkeit eine Art Verständnis durchkommen - in diesem Fall insbesondere solches, welches die verzerrte Wechselwirkung von Angst zwischen Opfer und Täter betrifft. Die individuelle Darlegung parallelisiert Kargl sodann zeitweise mit Bildern gegenwärtiger Taten, insbesondere muss aber die audiovisuelle Gestaltung des Films hervorgehoben werden, welche die innere Brüchigkeit der Hauptfigur furchteinflößend und delirierend zugleich umsetzt. Die Kamera ruckelt, rotiert auch mit ihren Darstellern, erzeugt ein Schwindelgefühl in ruppiger Bewegung aus erhöhter Perspektive, von der man als Zuschauer meint, man könnte jeden Moment von ihr herunterfallen. Mit dieser Unsicherheit sieht man den Mörder ebenso ausgestattet und erlebt sein Fieber zeitweise entsprechend desorientierend, obwohl Kargl in seiner erzählerischen Geradlinigkeit natürlich keine Entlastung ins Suggestive zulassen wird.


Klaus Schulzes Musikuntermalung hingegen verstärkt den Druck der Gedanken zu einem kalten Rausch. Dieser lässt sich im kargen sowie von geißelnden Formen und Linien durchstreiftem Setting eines Familienhauses, welches der Mörder infiltriert, in aller Verlorenheit des Triebes ebenso intensiv spüren. Er ist allein mit seinen Fantasien, kann sie nicht kontrollieren, nur umsetzen - die Eindrücke dazu an Opfern, die in ihrer Überwältigung keine große Gegenwehr leisten können und im Angesicht des omnipräsenten Voice-overs beinahe schon wie Geister wirken, verstören effektiv, auch weil der Täter gleichsam Opfer seiner selbst ist, die Tat dennoch nicht entschuldigt werden kann und mit aller Brutalität erschüttert. Interessanterweise setzt Kargl aber zudem noch einen Dackel inmitten des Geschehens - wohl der objektivste Beobachter des Geschehens, der das Verbrechen am Menschen nicht erkennt, nur den Menschen im Verbrecher. Er bellt, aber er folgt ihm auch ohne Weiteres. Der Mörder findet gewiss keine symbolisch ausgesprochene Zuneigung zu dem Tier, er bildet sich aber auch kein Urteil darüber, wie es selbst auch kein moralisches Urteil zum Stellenwert des Menschen als Mörder bilden kann.


Lässt sich am Tier die Repräsentation der Unschuld erkennen oder dackeln wir als Zuschauer auch ein Stück weit mit, wenn wir beinahe in Echtzeit dem Morden beiwohnen und das Innenleben dieses Menschen erforschen, der im besten Fall doch so fern (und wiederum nicht) von uns ist? Für eine Gesamtauflösung endet der Film allerdings doch recht abrupt, lässt höchstens ein richterliches Gutachten ausstellen, obwohl Kargl erneut wie am Anfang den Blick auf eine Landschaft richtet, die das Detail zum Menschlichen in ihrer weltlichen Größe untergehen lässt. Der Überblick über allem lässt eben nicht alles Innenwohnende daran erfassen: Vor, während und nach der „Angst“ wird vieles im Raum noch stehen bleiben, sicherlich auch die Angst, welche nie vollkommen ausgeschlossen werden kann, selbst wenn man sie nachzuvollziehen versucht. Jenem Diskurs begegnet Kargl durchaus mit ermattender Gnadenlosigkeit - die Angst, ihre Ursachen und Folgen zu verschweigen, würde jedoch durchaus am Menschlichen und Alltäglichen vorbei arbeiten. Bei diesem noch heute beeindruckenden Film wird es eben durchaus persönlich, sollte man zu schätzen wissen.




ENTERTAINMENT - "[...] Es geht abwärts, Tag und Nacht, damit das Publikum (nicht) seinen Spaß hat. Alversons Film ist nicht gerade angenehm, drängelt aber auch nicht um Schockwerte oder tragische Lasten. Die Existenz ist in der dargestellten Gegend des Zerfalls in einer Hypnose gefangen und vom Gefühl verbannt – trostlos und gehässig zugleich. Die Laufzeit wandert gleichsam mit abgekoppelten Sequenzen durch Genes Limbus, lässt im Ton einige stumpfe Echos Showbizglanz nachhallen, während einen Schreie, Grillen, jaulende Kojoten und das erdrückende Nimmermehr umgeben. Im „Entertainment“ wird man keine Empathie und auch keine aufrichtigen Symbole finden – vielmehr folgt der Zusammenbruch mit aller Selbstverständlichkeit. Dass er trotzdem wehtut und nicht nur den Protagonisten verletzt, muss man wohl nicht extra erwähnen, wenn es weniger im Herzen schmerzt als im Magen. [...]"



(Die komplette Kritik gibt es auf CEREALITY.NET zu lesen.)




KRAMPUS - "[...] In diesem Fall wäre mehr Biss im Humor erforderlich gewesen. So allerdings folgt ein schleppender Mittelteil, der mit halb garem Ernst und plumpen Gags Empathie und Hintergrundgeschichten aufrollt, obwohl die eigentliche Filmerfahrung auf sich warten lässt. Ganz im Geiste der „Gremlins“ kommen sie dann nämlich gemein vom Dachboden, durch den Kamin und aus dem Schnee ins Haus hinein, jene grausig zum Leben erweckten Symbole der Geschenk- und X-Mas-Kultur, die in miniaturenhafter oder gigantischer Ausführung die Familie in Schach halten. Ekel, Aberglaube, Überraschung und Schlagkraft geben sich die Klinke im Angesicht der eisigen Kinderfresser – und umso wilder wütet das keck kichernde oder auch brüllende Creature Design. Allesamt sind sie deftige Schöpfungen und Umkehrungen einer Festtagstradition, die in diesem Rahmen kaum als solche geschätzt wird, aber umso hartnäckiger kontert. [...]"



(Die komplette Kritik gibt es auf CEREALITY.NET zu lesen.) 




IM HERZEN DER SEE - "[...] Wahllos eingeworfene, extreme Weitwinkel- und Nahaufnahmen des Geschehens verstärken den Eindruck zum Reißerischen. Chris Hemsworth macht dabei seiner Statur entsprechend eine markige Machofigur, von der man in jedem Moment erwartet, sie würde eine Kartoffel mit der bloßen Hand zerquetschen. [...] Ungefähr ab der zweiten Hälfte folgt aber ein Bruch in der Dramaturgie: Seine Heroen stranden und führen einen Überlebenskampf im Trockenen auf, der einen Herzschmerz verlangt, den wir auf dem überbordenden Spielplatz des Abenteuers bislang nicht kennengelernt haben. [...] Für Gefühlsnähe ist es ohnehin zu spät [...] was auch daran liegt, dass Stil und Geschichte vollkommen verschiedene Ansätze erfordern. Wenn sich der Film seinem Hang zum 3-D-Actionabenteuer vollständig hingegeben hätte, könnte er vielleicht als einfacher Reißer absahnen. Basierend darauf kauft man ihm sein nachgeholtes Charakterdrama allerdings nicht ab. [...]"



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Bonus-Zeugs:




NACKTE FÄUSTE - DIE TÖDLICHE KARATELADY - Weil alle so heiß darauf brennen, diesen Film einzulutschen: Hütet Euch, Freunde, er ist leider nicht so saftvoll, wie er von außen hin anturnt. Größtenteils schafft Regisseur Cirio H. Santiago nur wenig, das sich jenseits der Standard-Klopperei eine goldene Mark verdienen würde. Obwohl der Aspekt einer weiblichen Martial-Arts-Heldin im Philippinen-B-Movie-Wust sicherlich Leistung in den Leisten offener Filmfreunde ankurbeln müsste, wird man stattdessen nur schlaff abgepumpt. Man mag es mir verzeihen, doch die einzigen Szenen, die im austauschbaren Prozedere noch Interesse anlecken, sind leider ausgerechnet die sexistischsten, wie auch immer sich das derartig verballern ließ. Ob Susanne (Jillian Kesner) nun des Nächtens völlig unprovoziert von zwei Räuden angesprungen wird, die auf ihrer Schussgier Wachmänner absicheln und ihr dabei im Faustkampf alle Kleider vom Leib reißen oder ob unsere Frau Carter beim Neonliebesspiel mit den Klappmessern ihres Schnurrbart-Chucks (Darby Hinton) ausgepackt wird: Die primitiven Triebe verleiten noch zu den verrücktesten Momenten im ansonsten ereignislos abgespulten Action-Erbseneintopf, der sich nicht mal seine eigene Titelmelodie leisten kann und deshalb jene vom "Henker des Shogun" ausleiht. Insgesamt höchstens etwas für solche, welche diese Art von Kino noch nie in die Glubscher transferiert bekamen und in dem Fall besonders mit der Schlusspointe liebäugeln werden, aber ohne Lachs: Wer bis hierhin vordringt, ist schon längst strafferes gewohnt.




BY THE SEA - "[...] Verlässt sich auf eine Coverage, die auch dann nichts aus ihrem Ambiente machen kann, wenn zig Perspektiven die Ereignislosigkeit einfangen und weiterhin nicht wissen, warum sie jene überhaupt noch zeigen müssen. Was dabei am ehesten heraussticht, ist die Theatralik, mit der man sich untereinander begegnet – wohl aber keine, die das Drama dermaßen überspitzt, dass womöglich noch Leidenschaft oder Spaß zu verspüren wäre. [...] Stattdessen beläuft sich Jolie Pitt auf eine äußerst brave, aber stumpfe Psychologie, die in ihrer übererklärenden Aussprache Reife oder Subtilität vermissen lässt. [...] Man ist also Zeuge einer öffentlichen Ehetherapie, deren Inhalt einem erwachsenen Publikum verlogen simplifiziert erscheinen wird und nach einer Selbstbestätigung sucht, die sich filmischem Taktgefühl vollkommen entschließt, es aber für sich behauptet. [...]"



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