Luobo Losor,
mein Kommentar zur Weltpolitik sieht
sich wieder mal...nee, das lassen wir in dieser Ausgabe kurzfristig
aus; bitte, macht es euch gemütlich. So, diese Woche probieren wir
stattdessen erneut eine kleine Reform in der Vermittlung meiner Tipps
binnen der großen wunderbaren Welt des Films. Weil mir nämlich auch
so viele auf einmal untergekommen sind und meine letzten 7 Tage quasi
im Alleingang bestimmt haben, ist die schriftstellerische Zuwendung
Richtung Tagebuch auf meine Entscheidung hin wieder angesagt. So
spare ich mir einigen Druck, alle nennenswerten Streifen (abgesehen
von Kinobesuchen, die eventuell nochmal extern erscheinen) unter einen Hut
zu bringen und kann mir zudem erlauben, die Umstände
miteinzubeziehen, unter denen ich ihnen begegnete, ohne jene
bestimmten und gelegentlich zur Ausschöpfung neigenden Rahmen einer
Kritik bzw. einer Ein-Satz-Kritik erfüllen zu müssen. Bei letzterem
hatte ich zumindest eine gar nicht mal so unwirksame Resonanz
erhalten, da sich Rudolf Thome dieser angenommen und auf seinem Blog
verlinkt hat – gab gleich mal einen Höchststand an Klicks, wie ich
ihn seit der Neujahrs-Ausgabe nicht gesehen hatte. Aber ab und an
muss eine Auszeit drin sein - ich werde älter und bestimmt kein
frisches Kraftwerk an intellektuellen Ressourcen mehr, Woche für
Woche über 5000 Wörter aufs digitale Blatt zu bringen. Ist für die
meisten Leser offenbar auch angenehmer, auf kürzestem Weg auf die
Aussage eines Textes/einer Empfehlung hinzusteuern, also komme ich
dem mal entgegen – zumindest ausnahmsweise und weil mir die wie
immer fehlende Zeit im Weg steht. Gut ist daran ja sowieso, dass man
meint, schneller voranzukommen, also schauen wir mal nach, was ich am
Samstag und Sonntag so zu Papier gebracht habe. Anmerkung: Im
folgenden erlebt ihr, wie ich meinem Intro von Film zu Film immer
massiver widerspreche.
So dann, hier kommt „Rodan – Die fliegenden Monster von Osaka“, eine klassische Monsterschau vom Initiator des jahrzehntealt-japanischen Kaiju-Kanons, Ishirô Honda höchstselbst. Ist auch einer der wenigen Filme, welche ich dieses Mal für mich allein sichtete, was immer etwas problematisch verläuft, weil ich dann öfter dazu geneigt bin, zwischendurch vom Fernseher weg auf den Computer zu schauen, insbesondere, wenn der Mitreißfaktor des jeweiligen Filmes gerade nicht allzu viel von einem abverlangt. Dabei spricht hier durchaus einiges dafür, dranzubleiben, wenn der erste Farbfilm (Eastmancolor) des Toho-Monster-Gerangels noch im Vollbildformat aufgelöst ist, von Wurzeln der Bescheidenheit zeugt, in denen Giganten zur Invasion des Gewohnten voran traben und kurz darauf Flug wie Absturz lernen. Aus den Minenschächten kommen also die übergroßen Käfer rüber ins Eigenheim um den Vulkan Aso getrampelt, verscherzen es sich mit der Arbeiterklasse und sind doch ebenso nur Anwohner einer prähistorischen Gemeinde, die sich nun zu zweit per Flügelschlag aus den jeweiligen Eiern schält, in ihrer Angst das unbekannte Wesen Großstadt zertrampelt. Die Paranoia um Heimatgrenzen und Fortschrittsmahnung ist natürlich kein thematisch unbekannter Topos der 50er, hier hauptsächlich einem Horror-Eskapismus dienlich, der seine Wirbelwinde der (unfassbar detailgetreuen) Zerstörung zum Nervenkitzel statt zur tragischen Ermattung eines „Godzilla“ anwendet, geradlinig auf das Genre saust wie ballert. Vielleicht liegt es auch an der zurechtgestutzten Exportfassung, das dabei so wenig emotionales Klammern präsent ist, der Nukleus charakterlicher Bindung per Voiceoverüberschuss ankommt – dennoch ergibt der Weg des Ingenieurs Shigeru (Kenji Sahara) keinen uninteressanten Spiegel zum Auftauchen von Rodan und Co., vom Kollegen- wie Gedächtnisverlust in der Katastrophe der Entdeckung hin zur Pärchenbildung sowie mit einer sorgevollen Miene der herbeigeführten Selbstzerstörung der Monster schmollend/delirierend. Das Ende vermittelt am ehesten die Flügelspannweite des unbedingten Miteinanders, was unter dem flotten Ensemble an Einsatzbesprechungen und -umsetzungen leicht untergeht, bis dahin explosives Kurzweil aus dem Fieber mythologischer Synonyme geschlagen hat.
Nach knapp einem Tag Pause, der mit
einer gehörigen Einheit Schnittarbeit zusammenhing (die Woche war da
durchweg was los, warum auch nicht, wenn man einen Job hat?), war ein
Minifilmabend im Hause Bendix angesetzt, weil es u.U. doch ziemlich
müßig gewesen wäre, einige der drei enthaltenen Filme alleine
schauen zu müssen. Der Aja-Effekt setzt ein, wenn man z.B. dessen
aktuellste Arbeit, „Das 9. Leben des Louis Drax“, auf die
Mattscheibe wirft – eine höchst mäandernde Melange aus gedämpften
Stimmungen, die sich anfangs für Tim-Burton-Vergleiche warm machen
will, als Romanadaption aber auch zig Strecken des charakterlichen
Zermürbens anwendet, die entweder in der Komaklinik oder in
Rückblenden verweilen, welche einen Twist von höchster
Vorhersehbarkeit erraten/bestätigen lassen. So wie sich der
audiovisuelle Ernst auf steife Schablonen/Figuren forciert
(exemplarisch dafür mit leading man Jamie Dornan
ausgestattet), weiß sich Regisseur Alexandre auch nicht weiter zu
helfen, als eine permanente Überstilisierung zum magischen Realismus
hin zu versuchen, die um redundante aerial shots und
Glow-Effekte kreist, ohnehin darauf hofft, dass wir die
Sentimentalisierung zu einem übertrieben neunmalklug arschlöchrig
morbiden Problemkind schlucken, welches sein Beinahe-Ableben so
abfeiert, als wäre es „In meinem Himmel“. Bereit für
dessen quirlige Erklärungsversuche von einem „Recht auf
Beseitigung“ (der Begriff wird so cute auf Hamster- wie
Menschenleben angewandt, als sei es keine Problematik mit Würgereiz)?
Oder für die handlungsübergreifende Misogynie, welche bitchy
Kommissarinnen und Ehefrauen mit der traumatischen Hilfebedürftigkeit
einer jungen Mutter (Sarah Gadon) kreuzen lässt, deren
Vertrauenswürdigkeit zu sonnigen Affären hin eine Psychopathin nach
„High Tension“-Format unterjubelt? Es ließe sich über so
vieles aufregen, doch wie, wenn man vorher einzuschlafen droht; Aja
einen durch die Informationsbeschaffung Dornans schleppt; das
Rätsel/Whodunit? um den verloren geglaubten Vater Louis, Pete
(Aaron Paul), nebst dem obligatorischen Cameo an Jumpscares
zugunsten eines Tearjerkings für #NotAllMen heult;
übernatürliche Klischees an die Schläfe klebt und mit mäandernder
Dramaturgie in eine Menschenkenntnis anno 1960 aufschlägt?
Da kann man sich lieber gleich darauf
Sex, Drogen und Rock 'n' Roll via Catherine Hardwicke anlachen,
welche mit „Plush“ von der edgy Goth-Bühne weg auf
ein wildes Psychogramm der Abhängigkeit abzielt, das Personen und
deren Stardom als Droge auszeichnet sowie in eine nicht minder
mörderische Hysterie treibt. Ausschlaggebend dafür zeichnet sie
flugs sowie mit kunterbunt kaschiertem Jason-Blum-Budget in der
Tasche die Falle der Schnellschusskarriere vor, in der sich Rockstar
Hayley (Emily Browning) umso schwerer zurechtfindet, sobald ihr
Bruder per Überdosis das Zeitliche segnet, sie trotz Unterstützung
von Ehemann Carter (Cam Gigandet) und Kids nur schwer darüber hinweg
kommt sowie bei den Lyrics um fehlende Glieder schluchzt. Genau die
richtige Zeit für den mysteriösen und bisexuellen Enzo (Xavier
Samuel), der als Ersatz eine neue Hochphase der Kreativität bewirkt,
allerdings auch nicht ohne Grund an Milo Yiannopoulos erinnert. Der
Verführungskünstler fickt und slangt sich elegant in ihr
Herz, bald aber auch ins Privatleben, nachdem ihre Rekapitulation
einer joie de vivre vom Format naiver 80er-Musikvideos mehrere
unerwünschte Hausbesuche, ohnehin Stalker und Misstrauen
herbeifördert. Die Wendungen dieser Prämisse sind durchaus auf
konservativem Thriller-Standard gegründet, ergeben aber eher die
Plattform eines freimütigen Humors, den Hardwicke Kraft ihrer
Unberechenbarkeit mit absurden Details am Rande füttert,
Kinderzimmer voll ausgestopfter Tierköpfe an der Wand für voll
nimmt, mit der Familie um Kojotenkotze jubelt und dem Gatten einen
Zitronenbaum als Symbol ehelicher Beständigkeit zur Verfügung
stellt, während sich die Schuld um den Betrug dessen in den Bauch
hinein schwängert, trotzdem am verruchten Leder daran aufgeilt.
NIN-Emulationen und Hundeleinen für die Kids ergeben also die
Spitze des Eisbergs in jener Milieu-Kolportage Richtung Home
Invasion, die größtenteils kecke Versteckspiele der Obsessionen
gegeneinander ausspielt, im Schlussakkord den „Lonely
Lady“-Schlauch zur Emanzipation von der Sucht auspackt und
trotzdem eher ungezwungen auf Spaß bugsiert auf Versöhnung und
Fortsetzung hofft. Schade, dass ich über den dritten Film im Bunde,
„Breaking
Thru“, nicht
soviel zu sagen habe, außer, dass er knapp unterdurchschnittlich die
Stationen jedes beliebigen Tanzfilms abklappert, immerhin noch
ungewöhnlich entschleunigt und still am Zwist karrierebedingter
Ambition teilnimmt und spontane Abblenden à la Téchiné nutzt, wenn er jene Tristesse binnen L.A. mal nicht ab
und an mit Choreographien in der Totale unterbricht.
Unbedingt harmlos und auf Youtube eingestellt, versucht er manch
dramaturgische Spitzen in der Schlaftablettenüberdosis einer
Kumpeline, doch das Ende hin zur Freundschaft und Erfolgs(miss)gunst
im Team-Geist ist so abseh- wie austauschbar geraten, dass wir uns
hauptsächlich eher über die Betonungen der Synchro amüsieren konnten.
Naja, ein Rausschmeißerstreifen muss
auch mal sein, zu denen dürfte Andreas Dresens „Willenbrock“
aber sicherlich nicht zählen! Jene Romanverfilmung nach
Christoph Hein habe ich im Rahmen meiner inoffiziellen Retrospektive
zum Werk jenes Herrn D. gesichtet, bei dem ich mir Film um Film aufs
Neue sicher sein kann, stets eine Wertung von 5,5/10 auszuteilen. Das
läuft hier nicht anders, so wie sich Sympathisches (allen voran Axel
Prahl im Zentrum) und potenziell Substanzielles von der
Vergänglichkeit etablierter Sicherheiten im Verlauf ankündigt,
allerdings auch in einer Ebbe des Auserzählens verläuft, dem etwas
unentschlossenen Realismus wegen um seine Ballungspunkte schlendert
und im Charakterkino sowieso auf Muster zurückgreift, die Dresen
zuvor (wahrscheinlich auch danach) schon kultiviert hatte. Wie so oft
fängt das mit versagten Wünschen an, mit der Überkompensation von
dem, was man hat und unter vorgehaltener Hand kriegen könnte, je
länger die Gewöhnlichkeit/Härte des Alltags anhält, sich selbst
im konstanten Ehebruch (ebenso ein durchgängiges Thema dieser
Ausgabe?) oder anderen Niederlagen auf Muster einstellt und mit der
lockeren Zwischenmenschlichkeit klar Schiff machen muss, wenn die
garantierte Eskalation eines jeden Dresen-Films als Gruppe vorstellig
wird. Wenn Tilo Prückner da einen toten Hund reinschleppt, ist im
Grunde schon der - jedenfalls für mich - bis jetzt härteste Schock
im Oeuvre eingetroffen; ein Exkurs in die dunklen Ecken der Home
Invasion (noch so ein Sammelbegriff der Woche) führt Dresen
jedoch erst recht zu einer effektiven Stilübung gelungenen Terrors,
die so spontan (naja, zumindest mit subtilen Ansätzen dorthin)
eintrifft, wie sie bezeichnenderweise fortan die Grundstimmung des
Films und dessen Figuren bestimmt. Natürlich bleibt Prahls
Willenbrock dabei ein bodenständiger wie fehlerbehafteter
Semi-Selbstversorger inkl. Sprüchelager und Ausredetechnik, der jede
Facette der Eifersucht austeilt/einkassiert, sein Selbstbewusstsein
je nach Situation forsch oder empathisch anwendet, sich vor der
Wahrheit druckst oder auch mal andere deswegen anschnauzt. Hin- und
hergerissen gibt sich wie gehabt auch die Inszenierung Dresens, mal
mit leinwandtauglichen Kamerakränen auf Motivsuche, dann wiederum in
grobkörniger Handarbeit am Wesen der Verzweiflung dran. Das fließt
einigermaßen, lässt in den Darstellungen aber gleichsam das Pendel
schlagen, wie echt oder vom Drehbuch konstruiert die persönliche
Erfahrung wiegt, wo die Scheidungskinder lieber Leben oder Tod
gestalten wollen, ob männliche oder weibliche Paranoia enervierender
aufs jeweilige Gegenüber einwirken. Da bleibe ich wohl weiter auf
der Suche nach dem Film Dresens, der mich vollends überzeugt -
langweilig ist es bislang zumindest nicht geworden.
Freitag aber, ja das war wieder der Tag
aller Tage, da der Filmabend auf dem Plan stand und sich mit Energy
Drinks, Coke Cherry, Pizza, Burger und billigster Knabberbox für
einen Ablauf an gemeinsamen Sichtungen zurecht kurbelte, der bis fünf
Uhr morgens anhielt. Ich frage mich immer wieder, warum sich die
Nachbarn noch nie gegen mich aufgehetzt haben, wenn ich bedenke, wie
laut wir immer lachen und teilweise einen Bombast durch die Boxen
jagen, der sich so wenig kontrollieren lässt wie die Filme an sich.
Sage und schreibe sieben Filme ließen diesmal dementsprechend zum
Durchräuden bitten und welches Werk dürfte sich da besser zum
Startschuss eignen als Joe D'Amatos „Man-Eater – Der
Menschenfresser“? Für mich war der Film nichts Neues, aber ein
Wiedersehen unter sowie mit Freunden sollte in diesem Fall - so
dachte ich - schon in etwa das replizieren, was halbstarke
Provinzbengels und Mutproben unter Teens seit Jahrzehnten an dem
Streifen erfahren, ob sich denn die berüchtigte Schlachtplatte
bestätigen ließe, die diesem Mitinitiator der hiesigen
Videoverbotswelle in den 80ern seit jeher nachgesagt wird. Die
Schlüsselmomente dazu hab ich seit jeher nicht vergessen, insofern
wurde aber durchaus der Blick dafür frei, wie extensiv die
jeweiligen Aufbauphasen dahin für sich selbst stehen mussten, im
halbseidenen Nervenkitzel allerdings durchaus von einer Naivität
zeugen, wie man sie der pubertär zugeschnittenen Aufregung wegen
auch von Hörspielen à la Larry Brent oder Dämonenkiller
kannte. Richtig stark war es allerdings, einem Uneingeweihten genau
das zu präsentieren, es ohnehin auch wieder mitzuentdecken, wie Tisa
Farrow und sonstige basische Konsorten an einer geheimnisvollen Insel
auflaufen und statt dem Urlaubs ihres Lebens einer Unheimlichkeit
nach der anderen begegnen. Die ansteigende Furcht vor dem Unbekannten
ergibt parallel dazu die Sehnsucht vieler Zuschauer, kommende Stufen
des Grauens zu erfassen – dessen zeigt sich der Film erst recht
bewusst, wenn er seine Vorzeichen dazu mit quäkenden Synths
anstimmt, durchs Mark hinweg trivial spukt und dafür eine wunderbar
ranzige 16mm-Optik im Urlaubslicht Griechenlands montiert.
Reichlich filler spielt da ein
einladendes Klima vor, weitere blubbernde Elektronik die Ungewissheit
auf mittelseichter See, zu der sich noch einigermaßen unbekümmert
die Paare bilden, welche im Folgenden nach langsam eskalierender
Slasher-Manier getrennt werden. Sogar eine Dreiecksbeziehung
zwischen Julie (Farrow), Medium Carol (Zora Kerova) und
„Kuckuck“-Mann Daniel (Mark Bodin) liest sich da die
Leviten bei Anbruch der Nacht inklusive aller verschwundenen Anwohner
und Passagiere, bis sie sich über den Friedhof jagen, aber umso
furchtsamer zusammenhalten, wenn der Titelfiesling (George Eastman)
zum Morden keucht, die blinde Henriette (Margaret Mazzantini) aus dem
Weinfass jagt und eine Blutquote steigen lässt, die heutige
Sehgewohnheiten trotzdem (auch in der Menge, erst recht im Kontext
des ganzen Schauerschuppen-Setups) mit Leichtigkeit unterbietet. Zum
Ende hin geschehen da einige skandalösere Einschnitte, allen voran
der in den Mutterleib, doch wenn der Film eins verherrlicht, dann das
überlange Erkunden der Insellandschaft sowie seines Prunkanwesens
mitten drin, dessen finstere Geheimzimmer an „Die
Rückkehr der Zombies“ erinnern, wie die Leichenkammern in den
Schluchten auch an die Mumien in Werner Herzogs „Nosferatu“.
Jene Phasen gehen aber auch zunehmend mit einer Albtraumlogik einher,
wie sich die Protagonisten darin bewegen sowie plakativ miteinander
parlieren, ihr Auseinanderdriften verschleppen oder selbst in
Hörweite verspätet aufeinander reagieren, ein Leichentuch nach dem
anderen abziehen und jene grotesken Schaurigkeiten darunter Stück
für Stück per Zoom erfassen. Flotte Teens – runter mit den
Screams. Der Kannibale vor Ort passt sich da nur allzu gut an den
Film an, im Schleichtempo aus dem Nichts auftauchen zu können, im
Geiste durch mehrere Morde zu schweben, so irrational der Hintergrund
seiner selbst auch zusammengeführt wird, weiterhin an diese
Entdeckungsehrfurcht klassischer Schauermärchen gemahnt, wo die
Zuschauer währenddessen diskutieren, wie so etwas jedweden
Tatbestand unter §131 erfüllen könnte. Kein Wunder, dass die
geistige Fortsetzung dann auch „Absurd“ hieß, denn so wie
sich dieses behäbige Spektakel an den eigenen Gedärmen verzehrt,
kann man es umso quietschvergnügter als verträumtes Inselfieber für
junge Abenteurer auf der Suche nach „Ab 18“ wahrnehmen.
Bei der Stimmung kann man ja nur in der
Mentalität der Achtziger verbleiben, insofern war gleich danach
„Salsa – It's Hot!“ einprogrammiert, der als
Cannon-Produktion erneut daraus Kapital schlagen wollte, was
einem vom Titel weg bereits als Trend bekannt war und sich problemlos
innerhalb eines austauschbaren Narrativs einsetzen ließ. Boaz
Davidson hat dafür so einiges an Story, Drehbuch und Regie
reingesteckt – und gelegentlich spürt man auch diese
Coming-of-Age-Konfliktzonen eines „Eis Am Stiel“ in
der kollektiven Dauerwelle, doch wenn man die Woche und Jahre zuvor
schon gefühlt alle Karriereschwankungen eines Tanzfilms
durchgeackert hat, kann man sie hier erst recht nach der Uhr stellen.
Das funktioniert mit einer Ausdauer, die Davidsons geballte Reihung
an hüftschwingenden Schauwerten sofort als Lückenbüßer erkennt,
auch wenn die anfängliche Euphorie anhand des Hauptmackers Rico
(Draco Rosa) noch so ansteckend traumtänzelt, dass man beinahe dem
Wahnsinn verfällt. Im surrealen Stakkatoschnitt wird da schon die
Werkstatt aufgemischt, innerhalb derer er die Versorgung der Familie
(minus toter Vater, weshalb er für Schwester Rita den Patriarchen
gibt) anstrengt, kurz darauf springt er sich einen Elvis aus der
Dusche zusammen und steigt so galant in den 50's Chevrolet wie einst
P.C. im „Wind
der Liebe“ - ob er im Verlauf genauso daran knabbert, dass
alles nicht mehr so recht klappen will, wenn's mit den Mitmenschen
ringsum kaum noch hinhaut? Wer weiß... Jedenfalls steckt in ihm noch
ein Mann der Träume; einer, der binnen L.A. zur Sensation gen Puerto
Rico aufsteigen will (?) und dafür jede Nacht die Tanzfläche im La
Luna aufwischt – mal mit der pausbäckigen großen Liebe Vicki
(Angela Alvarado), mal mit der flotten Nummer Lola (Moon Orona), die
er in seinem Schuppen so zutanzt, dass man die Metapher des Salsas
als Sex x-mal expliziter wahrnimmt als in „Lambada“.
Ständig hat man den Eindruck, dass die Leute nicht wissen, wohin mit
ihrer Energie und das geht auch für eine Zeitlang gut, erst recht,
wenn Davidson puertorikanische Geburtstagsfeiern mit Handpuppen und
Schlägereien anreichert, darin bereits zwei Songs in Gänze
abfrühstückt, während man sich gerade noch vom letzten heißen
Feger erholt hatte – von der Kanonade an flapsigen Sprüchen ganz
zu schweigen.
Ebenso knuffig bahnt sich da was
zwischen Rita (Magali Alvarado) und Ricos Kumpel-mit-Harley Ken
(Rodney Harvey, eine Mischung aus Tom Cruise und Mädchen Amick) an,
was sich unter Geheimhaltung vor dem Aufpasser R natürlich so
handfest aussprechen wird, wie man es sich erhofft – ebenso mangelt
es dem Film nicht an Sequenzen grenzenloser Realitätssprengungen,
die per Kenny Ortega („Newsies“)
garantiert auch den hier inzwischen zu oft genannten
Chazzelle-Streifen überbieten, thematisch wiederum versöhnlicher
für die Freundschaft einstehen als jener Film, der hiesiges Milieu
sogar offen verachtet. Und trotzdem ist Davidsons Interpretation
letzten Endes eine ziemlich erschöpfende Übung im Konsens, die sich
auf ihren Pfaden der Herausforderung die typischste Motivation für
Ricos Karrierestänkereien erdenkt, eben Vicki als Tanzpartnerin
fallen zu lassen, damit die böse Nachtclubchefin Luna
(Miranda Garrison) ihren Willen bekommt, ihn natürlich nur des Image
wegen ausnutzt und aufs Äußerste trainiert, bis wie in jedem Film
aller Zeiten nichts mehr so wie früher läuft. Der Junge erhebt fast
die Schwester gegen die eigene Schwester vor ihrem unverhofften
Autounfall, d.h. die aufregenden Einzelmomente des Überschwangs
bleiben im Film bestehen, wenn deren Wirkung eben auch mehr als oft
auf dem Teppich bleiben. Klar, die Kamera will stattdessen, dass man
auf die vielen Star-Auftritte von z.B. Tito Puente abgeht, genauso
auf die Scheinwerfer-Farbgestaltung der Neon-Konkurrenz, binnen derer
die Röcke so fetzig flattern, wie auch die Frise von Ricos Mom
(Loyda Ramos) Szene für Szene an redundanter Schmierschicht gewinnt.
Die Dynamik daran bleibt trotzdem in den Kinderschuhen stecken –
und das, obwohl so viel junges Gemüse die Reize spielen lässt,
Chefin Luna sowieso eher als tighte Superfrau Eindruck macht, als
dass man ihr wirklich üble Absichten nachsagen will. Zum Ende hin
glaubt man auch, dass der Film ihr die fiesen Macken austreibt (die
Mimik zur Selbstironie haut Garrison eh an), so wie er Rico auch
wieder dazu bringt, sich vom Arschlochdasein zurück ins glucksende
Stehaufmännchen zu verwandeln. Aber näh, näh, solche
Niedlichkeiten macht höchstens ein Joel Silberg klar, bei Boaz ist
die Party dann doch wieder stereotypischer über die Boxen gelärmt.
Um der Ära noch ein mehr als
würdigeres Beispiel der Großkunst nachzusagen, gab es allerdings
sofort die „Satisfaction“ oben drauf, für die unsere gute
Joan Freeman vom „Streetwalkin'“
weg in den Tourbus Richtung Strand gestiegen ist! Da richtet sie ihre
Blicke auf Jennie Lee (Justine Bateman), Mooch (Trini Alvarado,
verwandt mit denen aus „Salsa“?), Billy (Britta Phillips, „Jem and the Holograms“!)
und Daryle (Julia Roberts!) als Mädelsband jungen wie rotzigen
Rebellentums, die keinen Gig zustande kriegt und binnen NYC mit
antagonistischen Honk-Visagen der Marke Aufs Maul zu tun hat,
aber durchweg über diesen steht, wenn sich der Film sowieso eher für
die spaßfördernde Gruppendynamik interessiert. Für Jennie Lee
könnte die Uni rufen und unter den Augen des großen Bruders (Rico?)
wäre das angesichts der miesen Monetenlage auch die bessere Option,
doch der Rock 'n' Roll ist wie bei „Plush“ ein
essenzieller Antrieb sondergleichen, welcher sich an dieser Stelle
zudem anhand von Coverversionen fescher Hits dem Zeitgeist unabhängig
in die Universalität des Genres stürzt, vom Intro an urbanes
Happening und insbesondere in der deutschen Fassung den Jackpot der
Verballerung juckeln lässt. Also 4real: In der permanenten
Tour, wie der Film einen mit pointierten Slang-Granaten eindeckt,
muss das Zwerchfell Überstunden machen – und das in einem Rahmen,
der trotzdem eher naturalistisch auf die freche Schnauze des
Ensembles zugeschnitten ist, mit Ausnahme von...dazu komm ich gleich.
Vorher gesellt sich nämlich noch ein neuer Keyboarder aus der
Nachbarschaft, Nickie (Scott Coffrey, mit Rick-Astley-Haarschnitt), dazu, der für ein
verheißungsvolles Vorsprechen gebraucht wird, welches der Truppe
einen ordentlichen Durchbruch verschaffen könnte, ehe sie sich noch
mehr schlapprige Vans aus der Räuberkiste greifen muss.
Als wäre wieder „Magic
Mike XXL“ angesagt, gehen die Träumer/innen also über
beschwingte Roadtrips hin an Land bzw. an die kalifornische Küste
und obwohl niemand so recht weiß, wann und ob und überhaupt,
honkt's Nickie und seine Spießgesellinnen direkt in die Meisterbude
von Ex-Plattenguru Martin Falcon (Liam Neeson!) hinein. Neeson sieht
besoffen aus, aber sein Sprecher dichtet ihm gleich drei Fässer auf
einmal an, so obertrüffelnd er den Chef markiert, eigentlich aber
genauso zahm wie alle Ochsen oder eben Dobermann vor Ort,
Hamlett, bölkt – der heimliche Star des Films. Obwohl, jener
Begriff recht wankelmütig aufzufassen ist, da hier jeder seiner
Rolle mehrere Top-Auftritte verschaffen darf. Mein Favorit ist ja
Billy, die allein damit unterhält, dass sie je nach Position ihres
Gesichtes Kathleen Turner, ScarJo oder Reese Witherspoon ähnelt;
allerdings auch so einige der stärksten Momente jener Freimütigkeit
reflektiert, mit der sich die Handhabung des Films ohnehin definiert.
Aber wart's ab, vorher gibt der skeptisch trunkene Falcon die Ansage
„Fußboden. Hinlegen. Abschnarchen.“ im Nebenkabuff seiner
Hyperhütte durch, ehe die Chance auf den Selbstbeweis am nächsten
Morgen dahingeht, dass eine grandiose Parade des Abchillens die
Ansteckungsgefahr ihrerseits multipliziert. Was für 1 Life, Leute:
Sand und Sonne auf der Laune spüren, spießigen Leudings die Meinung
kommentieren, mit Hamlett turnen, später Fahrräder, Pferde und Jeep
am Wasser perlen lassen, bevor man sich die Kerle der Ära angelt
oder in die Pfanne haut. Da finden Film wie Zuschauer ihr Glück -
bei der Gelegenheit wurde in der Runde auch das erste Bier angezapft
und ich hoffe, man merkt es dem Text an, wie zufrieden man als
Nachahmer mit jener Erfahrung sein könnte. Damit nicht genug: In der
ortsansässigen Spelunke probieren die Ladies den einen oder anderen
fetzigen Auftritt und ziehen da schon unbekannterweise mehr Fans an
als die „Devils“,
so ungefähr in dem Feeling der Euphorie ist es ja nur recht, dass
sich da was zwischen Jennie Lee und Falcon anbahnt, doch man muss
nicht glauben, dass sich daran jetzt der Hauptfokus abarbeitet, wer
mit wem die Romanze angeschrieben bekommt.
Man findet sich halt untereinander,
doch der Fun ist durchweg on their mind, manifestiert sich
sodann im Zeitraffer-Volleyball-Match nach „Zazie“-Manier
und pafft ohnehin mit Hund am Strand, bis die vergängliche Entsagung
der Mädels von der Ungewissheit der Zukunft weg zwar Thema, aber
kein Konflikt auf Dauer wird. Ist sowieso bemerkenswert, wie sich die
charakterlichen Komplexe abseits einer expliziten Bemächtigung
einspielen, auf Schicki-Micki-Parties Zorres machen und den Spaß
daran unterschwellig mit ihrem Perspektivenmangel in Berührung
bringen, dass es eben vom lockeren Handlungsgerüst aus tatsächliche
Überraschungen mit empathischem Bezug zum frivolen Personal gibt,
ohne dass der Film daraufhin im Trauerkloß abgammeln muss.
Entscheidungen kommen und gehen, genauso Beziehungen und
Bettgeschichten in diesem Zyklus der Lebenslust, der sogar dann
kompakt und mit vollster Zufriedenheit zum Ende kommt, wenn man gerne
auch 30 Minuten länger dort abhängen würde – am besten, man hört
eben auf, wenn's am schönsten ist. Ich nenne das den „Paul“-Faktor
und verknüpfe es zudem mit durchgeknallten Episoden/Dichtungsarien unter Kommando
Suff-Neesons auf dem Boot, mit Ansagen zur Band „Blasefisch“,
deren Publikum an „Feuerwehrleuten und Pappkartons“, mit
Hamlett, Kotelett, Billys Pillensucht und Moochs Lockenpracht, dem
Gruppenpennen und Marshmallowverbrennen an der Strandluft; allgemein
mit einer Frauenpower, die das Menschsein genießt, auch für die
Liebe aufdreht, am Ende jedoch keine Lektion daran erfahren/forcieren
muss, sondern schlicht und ergreifend die treibende Kraft des
Oberbegriffs „Satisfaction“ verwirklicht. Schade, dass
Frau Freeman danach keine Regiearbeit mehr auf die Welt losgelassen
hat und selbst mit den zwei Filmen, die an dieser Stelle besprochen
wurden, eher im unterrepräsentierten mittelbudgierten Rahmen ankam –
aber solch ein Geschick und gewinnendes Wesen kriegen viele nicht mal
aus der zehnfach besetzten Filmographie ihrerseits heraus, möchte
ich mal spekulieren.
Keine Tierart ist so menschenähnlich
wie die Familie der Menschenaffen. Dieser evolutionäre Satz beweist,
dass ich eine Grundschule besucht habe und so ungefähr zu jener Zeit
konnte ich auch „King Kong – Frankensteins Sohn“ in den
Morgenstunden gewisser Samstage im Fernsehen sichten, bereits dann
feststellen, wie hoch ich meine Sympathie für einen Primaten von
sogar weit größeren Proportionen als die eines Menschen einordnen
konnte. Letzte Woche hatten sich die Nachwehen dessen schon am
Original von 1933 gezeigt, da ward es eine ideale Gelegenheit, erneut
den König des Dschungels zu besuchen, der sich nun anno 1967 auf der
Mondinsel eingelebt hatte. So wie man als Zuschauer auch sagt: „Ich
will den jetzt sehen“, so unverzüglich ist der
UNO-Einsatztrupp unter der Leitung des tollen Trios um Commander Carl
Nelson (Rhodes Reason), Lt. Commander Jiro Nomura (Akira Takarada)
und Lieutenant Susan Watson (Linda Miller, sehr Ingrid-Steeger-like)
mit dem U-Boot unterwegs, herauszufinden, was es mit der Kreatur voll
Pelz im XXXXXXXL-Format auf sich hat. Vielleicht lässt die deutsche
Kinofassung da wieder mehr als nötig aus, um uns auf das Geschehen
vorzubereiten, doch dem schnellen Einstieg in eine entschieden
unwirkliche Welt des möglichst Unmöglichen ist so oder so zu
danken, wie so oft auf der Führung von Ishirô Honda basierend, der
sich hier einer Rankin/Bass-Zeichentrickserie als Vorlage bediente,
trotzdem haargenau in dem surrealen Eskapismus ausbricht, der den
Staub jedes noch so versteckten Kinderherzens wegzuwischen im Stande
ist. Im Zuge meiner Erkundungen zum Thema bin ich schon ein paar Mal
auf den Begriff „utopischer Thriller“ gestoßen, was in
diesem Fall ebenso als Deckel zum Dackel passt, sobald auf Anhieb die
Machenschaften des geheimnisvollen Dr. Who (Hideyo Amamoto) binnen
der Arktis starten - welcher übrigens bei jedem Gang aus fliegenden
Vehikeln mit seinem Gefolge einzeln aussteigender Schergen gezeigt
werden muss.
Der sinestre und hagere Fiesling mit
grauer Überlegenheit auf der Haube will mithilfe eines
maßstabsgetreu nach King Kong modellierten Mechanikongs
(einst mit Nelson zusammen konzipiert, btw) das Element X aus den
Tiefen eisiger Felsen bergen, um der noch geheimnisvolleren
Vertreterin of no nation, Madame X (Mie Hama), so zu einem
Aufrüstungsvorteil zu verhelfen, dass die USA und die Sowjetunion in
die Knie gehen würden – eine Fabel so alt wie aktuell! Da seine
Erfindung aber dem Druck der Strahlen nicht standhält, dennoch eine
prima impotente Erscheinung in der faszinierend kühlen Kulisse des
Miniatureises macht, dürfte bald ein ebenbürtiger Gast aus
tropischen Gefilden einziehen. Dieser erwacht jedoch gerade erst, da
Susan (gesprochen: Siusänn) von Inselwegen her die
Bekanntschaft mit dem T-Rex Gorosaurus macht und da also weniger von
den undefiniert futuristischen Waffen ihrer Boys gerettet wird, denn
von der markigen Statur des Kong-King! Die Kaiju, unsere
wackeren Männer im Anzug, haben sodann ein starkes Gerangel als
Anspielung auf den Hauptkampf des Originals, verstärkt von dem wohl
kawaii-gültigsten Design, das unseren Titelhelden je addelte,
superniedlich animatronischen Großaufnahmen und Brusttrommeleien
dazu, die höchstens ein King Homer noch ausstechen könnte.
Selbst Nelson stellt mit stets trockener Selbstzufriedenheit fest,
was der Bursche doch für große treue Augen hätte und wenn man da
noch nicht ergriffen ist, dann spätestens beim Sad Theme
vonseiten Akira Ifukubes, das vor allem dann einsetzt, wenn Kongs
Schwarm Susan auf ihn einzureden versucht. „Da kann man nur eins
sagen: Der Gorilla lässt schön grüßen!“.
Die beiden haben überhaupt eine schöne
ergänzende Beziehung, so wie er sie und ihre Freunde auf der
Flussfahrt zurück mit zielsicherem (witzigerweise nicht immer per
Zeitlupenwucht eingefangenem) Schmackes vor einer riesigen (von
Nelson ganz salopp hingenommene) Seeschlange rettet und im Folgenden
auch höflich am U-Boot anklopft, um sie zu sehen zu können
(ansonsten spielt er damit, wie ein Kleinkind in der Badewanne; wie
gesagt: Die Nachvollziehbarkeit menschlichen Verhaltens reicht tief
und das mein ich gar nicht mal ironisch im Vergleich zu „Skull
Island“). Sie hat im Grunde natürlich mehr ein Auge auf ihren
Kollegen auf Augenhöhe, Nomura, geworfen, doch diese schon recht
mütterliche Fürsorge für den großen Freund Kong ergibt ein
Herzstück an ausgedehnter Beobachtung, bei dem man die Inaktivität
der ohnehin ungeschliffenen Dramaturgie umso lieber verzeiht –
steckt ja auch genug Herzblut in der effekttechnischen Ausstaffierung
ringsum, welche sich die Welt so baut, wie es ihr gefällt, da finden
Freunde der Materie schon einen zeitlosen Hochgenuss. In der kuriosen
Kohärenz geradliniger Selbstverständlichkeit zum Hypernaiven ist
man trotzdem von den Socken, sobald Nelson seine Rede über
die Forschungsergebnisse vor den Vereinten Nationen hält, als sei
Frank Drebin am Pult; genauso kurz und schmerzlos hat sich Madame X
spionagemäßig vor Ort ins Zeug geworfen, Dr. Who Daten zur
Erfassung King Kongs weiterzuleiten, welchen er fortan mit Gas und
Schiff ins Tiefkühlruhrgebiet abwirbt, per Hypnose an die Arbeit
gehen lässt, wenn dieser sich die Zeit im 20 Meter hohen Käfig
zwischendurch auch ordentlich vertristen muss – mMn eine offene
Kritik am kapitalistischen Burnout, insbesondere mit Blick auf die
Ansprüche der japanischen Wirtschaft.
Die Revolte droht zurecht und so wird
unser Heroic Trio bei Tokio geschnappt, um Kong die falsche
Sicherheit ihrer Präsenz zu gewährleisten. Man kann sich ja denken,
dass unser Großer flugs den Braten riecht und vor Wut kocht,
obgleich Dr. Who Susan und Nomura ausgerechnet in eine Eiskammer
sperrt, welche sonst nur „Das
rote Phantom“ überleben könnte. Potzblitz, wie
fuchsteufelswild Kong dann sein Gatter in Stücke reißt, eigentlich
die ganze Forschungsstation gen Ruine ummodeln dürfte! Wie es dann
vom Sprung ins Wasser aus beinahe sofort nach Japan geht, ohnehin auf
den höchsten Turm vor Ort, wenn Mechanikong Susan und die gesamte
Bevölkerung bedroht (Element X, ne)! Wie undurchschaubar Madame X
gute wie böse Seiten zu wechseln scheint, auf dem Frachter des Dr.
Who selbst binnen angefeindeter Ambivalenz zu Grooves und Decors
passt, wo unsere Protagonisten zuvor schon ein Wiedersehen mit dem
Beinahe-Mörder Who in unbehaglichem Schweigen verlebten! Wie
überflüssig die japanische Selbstverteidigungslinie wieder am
Überangebot kugelresistenter Monstren vorbeifährt! Und und
und...bis zum Ende wird man auf jeden Fall auf seine Kosten kommen,
was die Massenunterhaltung anhand des Kintopp im globalen
Großformat angeht – angeführt von einer unbedingten Liebe, die
sich aufeinander stützen kann und als Kooperation im Gesamtpaket ein
solidarisches Zeichen setzt, subversivem Größenwahn das Handwerk zu
legen, obgleich die dunkle Seite der Mondinsel eben auch ihren
Eigensinn mit Charme ausstellen darf, wie alles am Film die Liebe zum
Pomp, zur Fantasie des Zelluloids erklärt, auch wenn die Direktive
unbedarfter Sci-Fi-Pulp-Aufregung nur bedingt die inhärente Tragik
des Titelhelden evozieren will. Sei's drum, ab und an gibt sich der
Mensch ja ebenso noch ungeniert der Unschuld hin, da darf es der
größte Menschenaffe von allen schon lange!
Als großartigen Einstand in die
Ehrenrunde des traditionsreichen Filmabends wollte ich auch gerne mal
Amir Shervan (R.I.P.) wissen, dessen „Samurai Cop“,
„California
Cops“ und „Killing American Style“ stets die
ungewöhnlichsten Perspektiven und Umgangstöne aus dem Videomarkt
der B-Action Amerikas förderten. Leider sind die relativ frühen
„Young Rebels“ des iranischen Immigranten auf dem Gebiet
etwas schnell erschöpft, was die Reflexion des Zuschauers zu ihnen
angeht – also abseits dessen, wie brutal der überwiegend grünliche
Weißabgleich durchweg an der Netzhaut rumort, zudem bis zum Schluss
stets zur Steigerung fähig ist! Eine Reminiszenz an das frühe Zwei-Farben-System Technicolors? Bis dahin erlebt man einen Strom an
Verfolgungsjagden, bei dessen Gleichförmigkeit und technischer
Inkompetenz schnell vom roten Faden abgewichen werden kann.
Hat natürlich auch mit der Desorientierung der Inszenierung zu tun,
die auf der Suche nach cheap thrills Achsensprünge,
fragmentarische Sequenzen, Tonschwankungen (ein Schrotflintenschuss
wird zur Artillerie) und rapide unverschleierte Kulissenwechsel in
Kauf nimmt – aber das wäre alles nicht so schlimm, wenn der Bezug
zum charakterlichen Kuriosum mehr Atemraum über hätte. Lass diese
Leute reden (gerne auch überdrübber nachsynchronisieren) und in
ihrer Honk-Klamotte so sein wie sie schon ankommen, dann erhaschen
sie schon die volle Aufmerksamkeit. Lässt du sie jedoch x-mal über
denselben Pferdehof jagen und spärliche Shootouts reihen, ist der
Witz binnen 90 Minuten aufs Ernüchterndste auserzählt. Ein frühes
Highlight zeigt sich zugegebenermaßen schon am ellenlangen
Striplokalbesuch, in dem die Damen innerlich nach tausend Schmerzen
schreien, im Hintergrund jedoch durchweg von einem der hoschigsten
Grimassenschneidern jenseits der Strandatzen-Liga angefeuert werden.
Wie sich herausstellt, ist dieses platinblonde Lichtdouble von
William Forsythe inkl. Plauze und Alk-Schweiß einer unserer
Protagonisten sowie der Bruder von Muskelpaket Charlie (Jon Greene),
welcher aufgrund der Schulden jener Verwandtschaft beim Migranten
ausbeutenden wie killenden Mr. Vincenzo (Carlos Rivas) über die
mexikanische Grenze fliegen muss, um einen gefährlichen Deal
abzuschließen.
Das Geschäft geht natürlich in die
Hose, das Realitätsverständnis noch tiefer zu Spackengangstern im
willkürlichen Gegenschnitt, die aber nichts im Vergleich zu jenen
Federalis darstellen, welche genau jene Cop-Karre vorfahren, die
später auch von der via Vincenzo geschmierten Bullerei zum
Reifenquietschen angeschmissen wird. Solche und ähnliche Unkenntnis
zum Medium wird meist noch von der Beliebigkeit des
Elektrosmog-Soundtracks akzentuiert, zuhauf entmutigend treten sodann
aber zig überlange Entblößungen von drallen Damen auf, die nicht
ungemütlicher oder unerotischer auf die Beschaffenheit ihres Körpers
hinweisen könnten, sich Perlenketten durch die Schenkel ziehen
müssen, während Robert Z'Dar (ebenfalls R.I.P.) als Joey Vincenzo
lüstern drein blickt; mit dem Kinn mehr denn je wie eine
Jim-Henson-Kreation ausschaut. Gegenspieler auf der Seite des Guten,
Charlie, hat parallel dazu ein Poperzenkinn, Freunde wie Genza
(Tadashi Yamashita) und Liebste Liz (Christine Lunde) an seiner
Seite, doch deren Belange werden genauso wenig angepackt, wie der
Film auch jede dramaturgische Wende gen Beiläufigkeit absaufen
lässt. Solch ein Ansatz naturalistischer Gleichgültigkeit kann eine
Menge Risiko fürs Interesse vonseiten des Zuschauers bergen, auf die
Dauer aber ist man hier zwangsläufig irgendwann raus - wie gesagt
erst recht, wenn die grüne Farbgebung beinahe schon bewusst
verstärkt auf Grünflächen (Röcke, Gräser, Wälder, etc.)
ausgerichtet ist und einen Gesamteindruck an geballtem Furznebel zu
vermitteln scheint. Ausnahmsweise blicken natürlich noch einige
Momente durch, welche dieses Delirium redundanten Ungeschicks
unterbrechen – sei es ein Zwischenstopp auf dem Oktoberfest in der
City oder der Auftritt des Sheriffs Aldo Ray, der sich anhand
vielerlei Fucks und US-Flaggen mit einer Vorfahrin der „hässlichen
Rachel“ (siehe „Battle B-Boy“) unterhält. Für
Shervans Verhältnisse ist das trotzdem keine allzu sehenswerte
Leistung geworden, noch so weit ab vom Enthusiasmus zur Emulation
zeitgenössischer Topoi, welche er auch später nicht beherrschte;
hier zumindest noch genau einen Oneliner drauflegen konnte,
für dessen Einfallsreichtum andere Länder die Todesstrafe
ausstellen würden.
Apropos Todesstrafe, ab auf Lebenszeit
hieß es sodann für den „Todesmarsch der Bestien“ - ein
weiteres jener hierzulande verbotenen Filmwerke, die ihrer
Gewaltverherrlichung wegen bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag auf die
Rehabilitierung warten müssen oder schlicht vergessen werden. Wie
schon beim „Man-Eater“ ist die Entscheidung natürlich
längst überholt, wenn der Film des Spaniers Joaquín Luis Romero
Marchent auch weiterhin eher für eine Altersgruppe zu empfehlen ist,
die den kollektiven Nihilismus des Ensembles entsprechend
differenziert zu verarbeiten weiß. Aber was heißt das schon in
einer Kinolandschaft, die per „Hateful
8“ genau in jene Kerbe zwischenmenschlicher Ambivalenz schlägt,
binnen welcher die Endstation Hass zur Kältestarre höllischster
Gewalteskalationen, Sadismen wie Zynismen angespannt wurde? Man wird
sowieso im Rückblick überrascht sein, wie stark sich Tarantino an
den „Cut-Throats Nine“ (so der US-Titel) orientiert haben
muss – von der Kutsche binnen eisiger Berge aus (anhand der
Pyrenäen dargestellt) an der Fußkette mit Lawman Sgt. Brown
(Claudio Undari) und neun Mördern verbunden, entschleunigt man sich
mit dem Gewehr im Anschlag und der Gnadenlosigkeit zischender Winde
hinein in die Strafe ohne Wiederkehr. Das Ziel der Endzeit ist jedoch
geballter unterwegs als erhofft, schließlich massakrieren Banditen
die Kutscher, lassen deren Insassen nach dem ausgebliebenen
Goldrausch im Graben landen. Slim (Marchant-Sohn Carlos) bricht sich
das Bein, doch alle müssen ihn schleppen, um auf Befehl des
Sergeants zu überleben – das kann nicht lange gut gehen und so
brennt die Leiche bald dahin; der verkohlt überquollene Kopf liegt
offen, die verbrannte Ferse wird vom Rest des Trecks mit der Machete
abgetrennt.
Natürlich ein schonungsloses Bild,
aber auch als Kälteschock menschlicher Untiefen inszeniert, den
Brown-Tochter Sarah (Emma Cohen) als mitgehangene/mitgefangene
Begleiterin voller Schrecken entdecken muss, während die Bande um
das erwirkte Ableben des Kollegen kichert. Einer von diesen
Herren soll auch der Mörder ihrer Mutter sein, umso schnittiger
lässt Brown seinen Hass als Gleichgültigkeit gegenüber den
Umständen ausstrahlen, bleibt höchstens energisch bei seiner
Tochter zugegen und befürchtet stets das Schlimmste, zuckt aber kaum
mit der Wimper, jemandem das Auge rauszuschießen, wenn der nicht zur
(allenfalls vermuteten) Unterkunft fernab weitergehen will.
Sympathien aufzubauen ist hier ein schier unmögliches Unterfangen
und vielleicht das stimmigste Gegenargument im Streit um den
Tatbestand Gewaltverherrlichung, wenn der empathischste Fixpunkt
prägnant bei Sarah zu finden ist, während sich die Räuden ringsum
mehr oder weniger an der eigenen Anspannung des Misstrauens schon von
Vornherein dem (inneren wie äußeren) Sterben nahe wiederfinden,
ohne es wissen zu wollen. Brown als Vertreter des Gesetzes ist
ohnehin vorbelastet, vielleicht anfangs noch der Erzählerfunktion
halber zur Identifikation tauglich, aber bald ebenso den Bestien
nahe, bis sich die Position des Zuschauers/Sarahs irgendwann auch zum
scheinbar Harmlosesten an der Kette, Dean Marlowe (Manuel Tejada),
verschiebt, dessen Vergehen sich allenfalls auf einen Banküberfall
beschränken. Der expliziten Hinwendung verweigert sich der Film
allerdings, stattdessen durchwandert er mit seinem Cast die
Zermürbung im Schlepptempo, wozu dann auch Rückblenden einzelner
Akteure aufgeschlossen werden, in denen der Schmerz des Vergangenen
bzw. Zerstörten noch zu drastischeren Momentaufnahmen der Agonie
konzentriert wird.
Einer hatte sogar schon den Prozess des
Todes am Strang erfahren, musste aber bis in dieses Fegefeuer hinein
verharren. Mit solch apokalyptischer Aura wird den letzten Wanderern
des Hasses auch die schlimmsten Schneestürme beschert, während
ausgerechnet die Ketten ihr Gold hinter aufgemaltem Blei entblößen,
die Machtverhältnisse sowieso umkehren, wenn den Browns die
Erschöpfung zuerst ereilt. Ab hier wird es durchaus kritisch mit der
Manifestation der Hölle auf Erden, mal auf das Gewicht der
Suggestion belassen, mal auf die explizite Zerstörung menschlicher
Form eingestellt, dass man sich in den verschlossenen Akten jedweder
Kriegsfotografien verloren glaubt – siehe „O.K.“.
Der Fäulungsprozess im Sinne eines Todesmarsches ist zudem auch
einer der Worte, als Drohung meistens derart aus dem Nichts und
zielgenau ins Kopfkino einschneidend, dass es einem im Halse stecken
bleibt, im Gegenzug von der finster choralischen Musik Carmelo A.
Bernaolas zum Ausdruck der Verstörung ohne Ausweg geführt wird.
Diese Echokammer macht keine Gefangenen mehr, höchstens Opfer, auch
ihrer selbst, wie es sich an den Halluzinationen des Feuerteufels Ray
Brewster (Antonio Iranzo) zeigt, der vom rückwirkenden Kreislauf der
Gewalt mindestens so intensiv gejagt wird, wie es sich die
verbliebenen Recken im letzten Halt vor dem Fort gemütlich
machen, dort umringt von Holz, Schnaps und vielerlei potenziellen
Zeugen das vorwegnehmen, was hiesige Zuschauer jüngst erst als
70mm-Projektion nachempfinden durften. Mal ab von jenen beachtlichen
Parallelen bewährt sich „Condenados a vivir“ natürlich
auch so verstärkt eigenständig als Schrecken im Schnee, sprich als
klaustrophober Open-Air-Terror, der auf den Brettern morscher
Menschlichkeit bebt, bis er einem im Stillstand das Blut hinaus
schlitzt, ggfn. schon im Gehen zum Würgegriff hochhebt. Die Leichen
lassen sich noch zeitweise tragen, doch sie pflastern nicht nur der
Inspiration Sergio Corbuccis nach den Weg, sondern legen schon so
früh wie 1972 einen Härtefall der Entmystifizierung (in etwa auch
Richtung Vietnam) vor, bei deren Geistern die Leinwand heute noch vor
Furcht erstarrt.
Zu guter Letzt sei noch ein weiterer Tipp zum gepflegten Rausschmiss genannt: Nichts geringeres als die „House Party“! Wie bitte, die Sause mit dem schwarzen Comedy-Duo Kid 'n Play soll den Abdampfer signalisieren? Aber das nicht zu knapp, denn sie übt sich eher in der Erschöpfung als die „Young Rebels“, verdichtet ihr Sprüchelager mit einer Ballung auf zehnfachem „Satisfaction“-Niveau und macht in etwa so viele Bemühungen in Sachen Sympathiegehalt wie der „Todesmarsch der Bestien“. Vergleiche hin und her, es ist eben ein feierlicher Absch(l)uss der Synapsenfront gegeben, wenn man da eine humoristische Zuckerbombe serviert bekommt, die einen insbesondere in der Synchro derart überfordert und zugleich auf Blechpiraten an Klischees gestützt ist (z.B. die mindestens doppelte Nennung von „Negerküssen“ und „Da sehe ich schwarz“), bis die Ödnis den Rückzug nach Hause anmeldet. Regisseur und Autor Reginald Hudlin kann eben auch nur schwer kaschieren, dass hier ein Kurzfilm Pate stand, so wie er die Laufzeit mit laschen Situationskomiken füllen muss, unsere jugendlichen Helden des Abhottens binnen gedehnter Laufzeit eben am Coming-of-Age einer viel zu vollen Bude teilnehmen lässt, wer denn jetzt mit wem in die Kiste steigen darf und bei wem die Raps so richtig schick flowen. Die Posse ist so basic, wie sie sich auch mit einem zig-Absurditäten-konzentrierenden Antagonistentrio unter Leitung von Stab (Paul Anthony) begnügen muss, mit Gang auf die Straße rassistische Cops der Ära abhängt, den autoritären Dad (Robin Harris) auf den lautstarken Generationen-Konflikt schickt und am Ensemble ohnehin so illustren Namen wie „Stinkmorchel“ Bilal (Martin Lawrence) nachgeht, welche allesamt in einer Pausenlosigkeit chargieren, von der natürlich keine Unze Reflexion über bleibt. Stattdessen soll der ungenierte Fun am Plattendrehen und Freestyle noch die Stimmung beibehalten, während der kollektive Sexismus umso stärker den Zahn der Zeit vorzeigt, ehe man sich bei der obligatorischen Knasteinfuhr vor Analinvasoren behaupten muss. Was für eine dumpfe Tüte an verschlepptem Kurzweil, da hatte „Class Act“ weitaus mehr Abwechslung zu bieten, wenn man hier schon so gelangweilt ist, dass sich selbst außerhalb des Kontext eines langen, langen Filmabends lediglich auf die nächste Dialogverstrahlung hinab ins tiefste Blödeltal gefreut werden mag, obgleich man in der Menge trotzdem nimmer hinterher kommt. Aber haben wir's bereut? Keineswegs, meine Freunde, diese Woche war der Hammer!
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