Sonntag, 3. August 2014
Tipps vom 28.07. - 03.08.2014
KIKIS KLEINER LIEFERSERVICE - "[...] Miyazaki macht daraus, wie man nachlesen kann, allerdings auch keine große Tragödie, dafür ist sein Ensemble und sein Setting schon so zuckersüß und kinderfreundlich, dass wahrlich finstere Tiefen gar nicht eingesetzt werden müssen. Allein dass ganz simpel und höchst menschlich Sachen schiefgehen oder man mal groggy ist, reicht schon vollkommen, um diese dunkelblauen Dellen am Fluss der ausgelassenen Fröhlichkeiten und bedingungslosen Nettigkeiten nachvollziehen zu können (Joe Hisaishis Score holt da sowieso noch ultra-drollige Emotionspower heraus). Umso erbauender ist sodann die Gewissheit, dass wir uns dann immer auf unsere Freunde und andere hilfsbereite Menschen verlassen können, wenn mal Not am Mann ist oder nichts so recht gelingen mag, wenn man schlicht einen miserablen Tag hat oder eben ganz direkt nicht mit seiner eigenen Wunsch-Funktion im Leben zurechtkommt: man wird's schon überstehen und dafür muss man schlicht an die guten, einfachen, an die genüsslichen und lebensnahen Sachen im Wirken und Dasein denken, um Poesie und Glück zu erfahren - oder auch schlicht einen verzaubernden und Fantasie-erquickenden Film aus dem Studio Ghibli schauen, der einen immer wieder aufzubauen weiß, egal, wie trüb einem auch ist. Und da ist „Kikis kleiner Lieferservice“ eine leichtherzige Wucht für die Ewigkeit."
(Die komplette Kritik gibt es auf CEREALITY.NET zu lesen.)
GUARDIANS OF THE GALAXY - "And we have a winner! James Gunn ist mit seinen „Guardians of the Galaxy“ als letzter 2014er-Output der Marvel-Studios deren wohl bester Film unter Disneys Ägide gelungen. Dies aber so zu vereinfachen, würde dem Werk jedoch nicht wirklich gerecht werden. Denn hier wird etwas Neues gestartet, das sich nicht mit früheren Episoden einer Avengers-Reihe verbinden muss oder auf etwas Bestimmtes inklusive Cliffhanger-Shit hinarbeitet, wie ein austauschbares Rädchen in einer größeren Serie (klar, Thanos kommt hier drin vor, aber eben nur ansatzweise) [...] (Es) ist ein klassisches, poppiges Space-Abenteuer entstanden, das sich mit exakt proportionierten Einsätzen von Humor (jede Pointe sitzt!), Action, Absurditäten und schieren, inszenatorischen Schönheiten bewährt und über allem eine emotionale Reise unserer Protagonisten einbindet, die schlichtweg pure Energie, passionierte Motivation und unbedarften Fun mitbringt. So ziemlich jeder unser Helden fängt innerlich gebrochen an, hadert schon seit Langem mit Verlusten in der Vergangenheit und der Angst, wieder etwas zu verlieren, wenn sie zusammen eine Bindung eingehen. Daraus wächst aber ein neuer Ansporn, eine größere Funktion im Sinne der Rechtschaffenheit und erst recht der Freundschaft. [...]"
(Die komplette Kritik gibt es auf CEREALITY.NET zu lesen.)
PORCO ROSSO - "Wer Hayao Miyazaki kennt, weiß, dass er der wohl größte Fan des Fluges im Reich der Animations-Größen ist – Howard Hughes ging da sicherlich noch ein Stück weiter, aber die wahrhaftig zelebrierte Zauberhaftigkeit der Sache bleibt dem Mann vom Studio Ghibli vorbehalten. Die setzt er hier auch wieder vordergründig um, auch wenn er sie diesmal im Rahmen eines klassischen Fantasy-Abenteuers anfertigt. Dynamik und luftige Frische beherrschen von Anfang an das mediterrane Szenario, welches doch schon einigermaßen in der Realität geerdet ist und wahrhaftige, historische Ereignisse anspricht, aber diese freimütig-fantastisch umspielt. [...]
Miyazakis „Porco Rosso“ ist eben ein bescheidener Held – aber einer, dessen Charme man sich nicht entziehen kann und der auch geradezu mühelos seine dahingehenden Fähigkeiten spielen lässt, das Abenteuerliche schlicht lebt und sein eigener Herr ist. Da wirkt der Film um ihn herum ebenso euphorisch und einladend; das eigentliche Herz der Sache bleibt aber ein Stück weit distanziert, weil unaufgeregt. Doch Idole bleiben immer auch ein Stück geheimnisvoll und sperrig, ein würdiges Denkmal kann man ihnen trotzdem erbauen. Und solange es um den Zauber der Flugfahrt und der Fantasie der Animation geht, darf jeder bei Miyazaki diese Ehre erhalten."
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22 JUMP STREET - "[...] Sobald man beim Abspann angekommen ist und die Partnerschaft wieder souverän zueinandergefunden hat, blickt man in die wahnwitzigsten Optionen der fortgesetzten Konzept-Ausbeutung, die nicht nur scharf und drollig die Wiederkäuer-Verzerrungen von Franchise-Konzepten ad absurdum führen, sondern auch schelmisch genau das Prinzip bloß stellen, mit dem Produzent Neal H. Moritz („Fast & Furious“ 1-7!) und auch das Studio Sony selbst, gar ganz Hollywood, zahlreiche Fortsetzungen und Remakes, ebenso „22 Jump Street“, ins Leben gerufen haben.
Der Film ist sich seiner selbst bewusst, was gemessen an seiner offensichtlich ekstatischen Kommerzialität auch zurückfeuern kann, aber bei seinem dennoch anarchischen Spiel mit den Regeln ist der (hier nicht ganz so geheime) Spaß des Subversiven letzten Endes weiterhin an vorderer Stelle. Und natürlich so erfolgreich, dass man trotzdem ein weiteres Sequel erwarten könnte, denn inzwischen nehmen wir dieses Verfahren des immer wieder aufgebrühten Altbekannten als Zuschauer doch allzu gerne an. Doch nur hier können wir über uns selbst lachen – für einen gewissen Preis, aber wir stecken da mit dem Film ohnehin wissentlich unter einer Decke."
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PLANET DER AFFEN - REVOLUTION - "[...] Reeves nimmt sich ordentlich Zeit, die inneren Strukturen jener zweigeteilten Gesellschaften in angespannter Furcht zueinander weitgehend pointiert darzustellen und auch zu parallelisieren. [...] Im apokalyptischen Modus fühlt man sich natürlich höchst miserabel, die ekstatischsten Gefühlsausbrüche beschränken sich auf Wut – da brennt stets die Luft. Doch es wird sich anhand des vorsichtigen Vermittlers Malcolm (Jason Clarke) um Versöhnung und Harmonie, ein gemeinsames, gleichgestelltes Zusammenleben, bemüht. Das könnte sogar gelingen, wenn da nicht auf beiden Seiten diese alteingesessen Vorurteile herrschen würden, die das Aneinanderreiben der so unterschiedlichen Stämme verstärken und schließlich auch zur konspirativen Eskalation führen.
[...] Das ist eben auch von Anfang an klar und bescheinigt dem daraus resultierenden Film gelungene, kurzweilige Konzentration in seinem eigenen Standard. Aber reicht das, um eine wirklich spezielle Filmerfahrung herzustellen, erst recht, wenn dasselbe dramaturgische Argument in derselben Serie schon ein paar Mal bewandert wurde, hier nochmals souverän und inszenatorisch wertschätzend, aber vereinfacht prozediert wird? Da bleiben einige Zweifel übrig, wie auch die Erkenntnis, dass letzten Endes nur wenig neues Material, eher technische Versiertheit bewegt wurde. [...]"
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ESCAPE FROM TOMORROW - Man stelle sich 'DIE SCHRILLEN VIER AUF ACHSE' oder die 'ITCHY & SCRATCHY-LAND'-Folge der SIMPSONS verbunden hiermit vor: https://vimeo.com/40604999 - nur eben ein Stück weit verhaltener, weniger pointiert und allgemein einfältiger, viel mehr Neues wird leider nicht erzählt. Der Streifen hält einen dennoch gut im kontrastreichen Schwarz-Weiß-Look bei Laune, der Hauptdarsteller Roy Abramsohn als sleazy, plötzlich-jobloser Familienvater Jim im Angesicht der Überwältigung sexueller Fantasien sowieso und dieses bekannte Gefühl aus Urlaubsfrust und Realitäts-Eskapismus bei Familien-Ausflügen macht den meisten Spaß an der Sache aus.
Das ganze merkwürdige Zeugs hinter der glitzernden Oberfläche eines Themenparks herauszufinden, treibt das bizarre Abenteuer ebenso eine nette Zeit lang voran, doch vieles dabei bleibt entweder zu harmlos oder zu blödelig, als dass der eventuelle Abstieg in den ätzenden Wahnsinn von Prinzessinnen-Huren, Katzengrippe-Keimen und Epcot-Robotern wirklich einschlagend vollzogen werden kann. Noch ein bisschen interessanter wiegt natürlich der Guerilla-Stil, in dem der Film inszeniert wurde, hat was Urtümlich-Riskantes und Anarchisches an sich, aus dem ganz geschickt abwegige Situationen in einer greifbaren, unwissenden Realität gebildet werden.
Manche offensichtlichen Greenscreen-Shots und sonstige Manipulationen machen da wiederum einen ernüchternden Strich durch die Rechnung - eine Reduktion auf komplettes Handheld-Feeling wäre effektiver rüber gekommen, selbst wenn man dafür einige expressive Szenarien hätte umdenken müssen. Aber da fehlt es dem Film auch trotz seiner Produktionsumstände letztendlich an Radikalität, so oft er sich mit vorsichtiger Zensur selbst entschärfen muss und ja nicht zu explizit an den Kern der Sache, der heuchlerischen Ausbeutung und Ersetzung des Menschen durch fabrizierte Fantasie, herangeht.
Seine Eigenwilligkeit ist zwar trotzdem nobel und frech, einige surreale Eindrücke beherbergen an und für sich eine enorme, reißerische Power, aber 'ESCAPE FROM TOMORROW' zieht's dann doch einfach nicht komplett durch, bleibt zu simpel-minded und lässt den erwartet-genüsslichen Biss schlicht vermissen. Er blickt in der Furchtlosigkeit eben nur leicht über den Tellerrand; bringt Blut, Durchfall, Kotze und Sex an den Tisch, jedoch nur in leichten Mengen oder meist zugeknöpft - da werden keine Grenzen gesprengt, sondern nur angestupst. Sehenswert bleibt der aber schon, allein dank den allzu nachvollziehbaren, kurzweiligen Strapazen des Familientrips und dem film-weiterdenkenden Potential des Entstehungsprozesses.
LUCY - "[...] (Ein) Film, der weniger eine Geschichte erzählt, als eine hippe, bedeutungsschwangere Präsentation irgendeiner Bullshit-These hinzulegen. Ein mental-jugendlicher Nachfahre von jenen berüchtigten, durch Action-zugänglichen „Matrix“-&-„Equilibrium“-Philosophien, die seit dem Millennium auf den Schulhöfen dieser Welt mit nihilistischer Teen-Angst und auch ganz viel enthusiastischer Prätentiösität besprochen wurden. Das gehört aber eben zum Charme eines solchen High-Concept-Streifens, der zudem eine toughe, wenn auch fortlaufend entmenschlichte, aber ultimativ emanzipierte Protagonistin als Erlöser menschlicher Kleingeistigkeit mit affengeilen Tricks und Superkräften in den Fokus rückt: Er wird schamlos blöd und zynisch – unabsichtlich, weil offenbar unwissend und höchst spekulativ, so wie Besson seinen Film hier wirken lässt. Da spürt man weniger die Hand eines Altmeisters, als die eines planlosen Newcomers – eben so eine gleichzeitig unbedarfte und unbeholfene Dringlichkeit, die dem intellektuellen Anschluss der Erwachsenen hintereifert und gleichzeitig stylisch ausschauen will, doch nur mickrig zurückbleiben kann. Das lässt einen wiederum leicht mit dem Film sympathisieren, doch Luft nach oben ist durchaus vorhanden."
(Die komplette Kritik gibt es auf CEREALITY.NET zu lesen.)
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