Liebe Leser,
Lange Zeit war's relativ still an hiesiger Stelle. Ich kann auch nicht versprechen, dass sich der Zustand demnächst verbessern würde, doch ich wollte zumindest nicht so tun, als ob die letzten (über) 4 Monate rein gar nichts an Schreibkraft meinerseits zustande kam. Nicht, dass ich mich anhand akademischen Prädikats wirklich als kompetenter Schreiber bestätigen könnte, aber wie gehabt eh wurscht. Das Sommerloch mag jedenfalls einiges an Aushöhlung hinterlassen haben, doch der eine oder andere Film, beziehungsweise eine ganz tolle Serie, waren mir bei der gelegentlichen Auffüllung behilflich. Ich war sogar derart kreativ, innerhalb jener Texte zweimal „Synecdoche, New York“ als Referenz zu erwähnen. Jawoll, diese Trauben lassen glauben! Ohne weitere Umstände, Leute, packt mit den Händen an und zieht euch fürs Erste folgende Buchstabensuppen ausm Hole, du Mole:
TWIN PEAKS : THE
RETURN - Interessant war ja, festzustellen, wie die allgemeine Vorstellung
vom „Twin Peaks“-Revival im
Vornherein davon gebannt zu sein schien, dass die Heimkehr den zentralen Appeal des Ganzen ausmachen würde. Ist
ja nichts Neues beim Retrorausch jedweder Fangemeinden und Massenmedien in der
Wiederholungsschleife, doch nach Jahrzehnten der Enthaltsamkeit vom
Americana-Derwisch blieb im Mainstream wohl schon nach der ersten Folge die
laute Verwunderung „Wasn das?“. Keine
Ahnung, wen David Lynch und Mark Frost damit genau verprellt haben, waren Serie und Film doch schon längst Antithesen ihrer jeweiligen Medien; auch in der
thematischen Ausgangslage kaum das, was man für gewöhnlich mit Nostalgie adeln
würde. Sie rissen anhand des Mordes an Laura Palmer indirekt eine
Angriffsfläche im Gewissen der Moderne auf, die allerdings zeitgleich von einem
Höchstmaß an urigen Absurditäten gekittet wurde - das war im Kontrast wohl
Entlastung genug, das man sich bei Querköpfen wie Andy, Lucy, Dr. Jacoby,
Nadine und Co. geborgen fühlen konnte. Die Rückkehr um 2017 schließt die
traumatischen Umstände von einst aber keineswegs aus, weshalb da der Hund
begraben liegen könnte, dass Regisseur Lynch mit Staffel 3 nun wie anno „Fire
walk with me“ etwas verstoßen neben der Spur läuft, wenn er anderes als
die bloße Führung ins eingemachte Nest leistet. Klar, das Antanzen einer
gewissen Nostalgie bleibt auch ihm nicht fremd (sein Gesamtwerk ist da schon
Hinweis genug), doch sein Weg nach Hause (à la „The Straight Story“) ist nicht von ungefähr über mehrere Ecken
gedacht und beschwert: Hässliches schlummert wie eh und je im mythischen Idyll der Naivität, Schmerzen binnen Erinnerungen zeigen sich sogar mehrmals
als offene Strudel, hinein in Zwischenwelten, -zeiten und -personifikationen,
dass man es mit der Angst zu tun bekommt.
In der Konstellation jenes Epizentrums USA (hier zeitweise als „dark age“ definiert) setzt sich aber dann doch allen voran der Wehmut durch, unvermeidlich angesichts des Spektrums an Gefühlen, dem hier im Eigenantrieb zugesehen wird – beiläufige Hyperpointen und Alltagssubversionen mit Lachkrampfgefahr finden ihren Platz, gleich im nächsten Moment womöglich schon Impulse an Phantomschmerzen, Morden, Schuldgeständnissen und Bescheidenheiten der Unschuld (ohnehin sind manche Episoden vollständig davon beherrscht, Ambivalenzen und Nuancen, Liebe und Gewalt mehrerer Frau-Mann/Mann-Frau-Beziehungen zu vergleichen). Alles besitzt Gewicht, nicht unbedingt solches narrativer Konsequenz, aber jenes an Lebenserfahrung, wie man diese innerhalb von knapp 18 Stunden Laufzeit auch recht umfangreich schildern kann, bis auch die unwahrscheinlichsten/unscheinbarsten Parteien dafür sorgen können, dass es den Mitmenschen und ihnen selbst besser geht. So weitläufig „The Return“ dann auch über die Grenzen der titelgebenden Kleinstadt hinweg erzählt, sich gegebenenfalls verläuft, so intim wirkt das Gesamtbild dann schließlich doch: Rund, berauschend und gefährlich wie die vielen goldenen bis Bob-reichen Kugeln oder eben zärtlichst befremdlich wie das bezeichnende „The world spins“ auf dem Soundtrack. Gerade dann wirkt es doppelt schwer, die Saga bis hierhin als abgeschlossen betrachten zu können, da Lynch im Runden die Unendlichkeit auffädelt, Transformationen von Zeit und Identität (eben auch die Definition des zurzeit weltweit grassierenden Heimatgedankens) als Spannungsbarometer einsetzt, ehe er sich anfangs überhaupt mit dem Pathos einer Wiederbegegnung/-vereinigung brüsten würde/könnte. Lässt sich im Nachhinein auch bestimmt nicht so leicht wenden, wenn eine gute Handvoll der an der Serie Beteiligten vorher, kurz nach oder schon während der Dreharbeiten verstorben ist.
Recht stimmig also, dass der Pathos, wenn er denn eintritt, meistens über mehrere externe Etappen, in schmerzhafter Distanz/Sehnsucht kommuniziert wird – ob nun am Telefon, als Botschaft aus dem Jenseits, als Fotografie und Tagebucheintrag, als Tunnel in die Vergangenheit, sowieso oft anhand musikalischer Führung Badalamentis/The Platters‘ und vieler weiterer gefeaturerter Acts (deren Auftritt immer irgendwie traurig stimmt, da er meist das Ende einer Folge signalisiert). Dieselben Mittel (inkl. SMS) werden gleichsam von der Finsterworld des bösen Cooper und Co. genutzt, welche insbesondere den elektronischen Dimensionenspiegel beherrschen und in Kooperation mit vielerlei Lost Highways umso stärker ausdrücken, was in weiter Ferne alles so nahe liegt. Komischerweise schwingt da ebenso was Versöhnliches mit, letztendlich ist es eben auch Lynchs Anliegen, Traum wie Albtraum der menschlichen Existenz darin abzugleichen, dass es kein Entkommen gibt, wie die Fehlerhaftigkeiten/das Einmischen wiederum freudigste Heimeligkeiten und Shellshocks deluxe draus erschaffen. Solche Zwischentöne der Irritation sind für wahr ein Segen in der Hinhaltetaktik hiesiger Seriendynamik, aber keineswegs bloße Fuck-You-Attitüde gegenüber dem Publikum oder gar eine prätentiöse Leere – dafür fördert Lynch z.B. einfach zu viel Aufregung für eine Lucy, die das Prinzip Handy noch immer nicht versteht, aber wohl gewählte Möbel online bestellt; dafür spielt und trumpft er zu gerne mit den ansteigenden Zufällen der Langeweile auf wie sein großes (in Sachen Dougie doll spürbares) Vorbild Tati; dafür verdichtet er zu geschickt die Erwartung und Furcht vor dem Ungewissen und Unberechenbaren. Sein Fokus auf retardierende Momente offenbart ohnehin Schichten an Einsamkeit, die sich in ihrer Präservation der jeweils eigenen Funktion auszeichnen (siehe Big Ed und seine Tankstelle, Bushnell an der Spitze der Versicherungsfirma mit Poster des Vergangenen im Rücken), im Gegenzug Extreme soziopatischer Eigenbrötlerei in die Welt setzen (z.B. Richard Horne, Sarah Palmer, Dr. Amp).
Kyle MacLachlan gibt sodann stets an erster Stelle jedes Abspanns den präsentesten Mittler jener Pole, wider aller Fan-Fiction in den Gezeiten von Gut und Böse treibend, lethargisch und empathisch zugleich, dann wieder skrupellos und mörderisch auf einer Apokalypse in spe operierend. Wolf im Schafspelz und umgekehrt, so läuft das halt mit Doppelgängern, in ihren Fähigkeiten als Weltenwanderer sowohl unsterblich als auch höchst vergänglich, irgendwie via Schicksal ablaufend und doch stets vom eigenen Willen (oder jenem des Gegenübers?) aufgeweckt. Diese Qualitäten sind dem gesamten Konzept von „Twin Peaks“ inhärent, jenem großen Blick mit der Lupe auf die kuriosesten Spontanitäten im Machtspiel menschlicher Natur. In dieser nun erlebten und wahrscheinlich einmaligen Phase durften Lynch und Frost jedoch am meisten experimentieren bzw. rumsauen, von Zeit und Raum unabhängig in die DNA des universellen Zwiespalts einsteigen, dann aber mindestens genauso verwundert wie der Zuschauer vor dem Spektakel verharren und fragen lassen, was jenseits dessen am Trigger sitzt (was man mit teils kruden Effekten zu fassen versucht und gerade dann umso schicklicher ins Unterbewusstsein buxiert wird). Es bleiben offene Wunden und lichte Mirakel, Anfänge und Enden inklusive bzw. fern der Hoffnung, am laufenden Band der post-industriellen Möbiusschleife zwischen Körper, Geist und Strom. Ich vermisse dieses ‚Serien-Phänomen‘ voll entrücktem Rhythmus jetzt schon mit einem schweren Kloß im Hals - diese Erinnerung an einen versiegenden, tollen Nicht-Sommer, der jeden Montag Kaffee und eine jeweils neue Folge springen ließ. Press replay wäre da eigentlich die einfachste Lösung, aber auch Futter für die Depression. Bipolar, depressiv, up and down and sideways, alles nur ein Traum, bis ins Mark emotionale Tretmine. „Twin Peaks“ weiß eben die Angst vorm Glück und das Glück der Angst zu ballen - ein Unikat der TV-Landschaft, established 1990.
FIRE SYNDROME - Habe
dem Tobe zuliebe nochmal reingeschaut, da geb ich dann jetzt auch kurz was
durch: Es liegt ja durchweg ein strahlender, fies qualmender bis lodernder Grad
an Verstörung in der Luft, der sich wie gehabt bei Hooper auf ein delirierend
ausgespieltes Fiebertraumszenario einschneidet. Infernalisch reichhaltige
Perspektiven der Paranoia sind da wie eh und je im Strudel narrativer
Paniksteigerung vertreten, passend dazu umgibt sich das Ganze mit
Irrationalitäten, wirren Charakteristika auf der Flucht, während die Angst vor
der Bombe die Angst vor einem selbst wird: Idealbesetzung Brad Dourif! Das
vererbte Atom-Trauma vom 06. August 1945 *feiert* da mehrmals seinen
Geburtstag, hinterm Geschenkpaket warten der Supergau sowie die
Desillusionierung des Lebensgerüsts, wo hingegen schon ganz casual paranormale DJs angerufen werden, der Liebhaber der Ex
weiterhin Hausarzt bleibt und einen fortan im Verlauf via radioaktiver Tor-Tour
jagt. Das Gift des hier brachial aufgeschwommenen Unterbewusstseins glüht in
fiesen Spritzen, aber auch schon im Neon-Licht-Telefon wie ohnehin das Feuer
aus Löchern im Arm binnen todschickem Deco-Loft. Wasser und Feuerlöscher drauf
peitschen die Sache erst recht an, mit der Wut klatschen die Flammen sodann
dauernd an die Scheibe, hinüber in den Frust gegenüber anderen. Was nicht alles
los ist bei den lebenden Fackeln inkl. nicht unsatirischem 50's-Flashback -
voll urigem Gehalt, dass man endfix aus der Puste kommt und trotzdem verwundert
abgewürgt zurückbleibt. Jenes finstere Abenteuer lungert wie so vieles von
Hooper noch im unterschätzten Niemandsland, lasst euch dahin also gerne mal
rüberhypen!
VALERIAN - DIE STADT
DER TAUSEND PLANETEN - Das geht an keinem vorbei, dass hier ein „alter Mann“ (so wie es Jean Reno in
Godzilla zu sagen pflegte), eben ein Old-School-Europäer am Werk war und
trotzdem hatten es im Publikum so einige nicht gerafft, warum da so viele
Franzosen im Abspann standen. Ja gut, mächtig viele Signale des Films arbeiten
auf die Post-Avatar-Blockbusternote hin, aber Bessons
Action-Ästhetik/Phantastik/Romantik ist nochmal ein anderer Schnack, was den
emotionalen Gehalt zwischen Effekt und Kino am Menschen/Alien angeht. Da wirkt „Das Fünfte Element“ allerdings auch
trotz 20 Jahren Altersunterschied gar nicht so lange her, wie sich der
enthusiastische Schwall desselben Machers an der Melange vollster Stimmungen
ergötzt und dennoch dem klassischen Abenteuerfilm folgt - so eigen, dass es
Millennials bis in die Knochen irritieren könnte. Als globale
Groß-Ko-Produktion (vorerst auch die teuerste aus Europa) dirigiert Besson
einen mittelschweren Cineastentraum, bei den Rahmenbedingungen - Comicverfilmung,
Star-Wars-Hommage und Culture-Clash-Sentiment in einer Tour -,
ergibt die abstrahierte Substanz des Ganzen trotzdem mehr Event, idealerweise
einen flotten Spaß für Jung und Alt, maximiert drollig.
Ein Erlebnispark tut sich auf, recht zentral im Narrativ, zugleich der Natur der Attraktion entsprechend mit Stereotypen, verfremdeten Klischees und Ressentiments angereichert, welche in dieser Zukunftsvision von der Erde rübergerettet wurden. Da sieht man exotische Genre-Topoi wieder, die einst bestimmt auch gut mit einer Note Protofaschismus der Vorlage einhergingen - und der olle Luc muss sich dann auch selbst immer wieder ermahnen, da die schiere Autorenfilmer-Lust entgegenzusetzen. In den ersten zwei Dritteln schafft er das mit futuristischen Gadgets, der glückspendenen Neuerfindung der Dimensionen, die sich als „Lucy“-Sequel fein herausputzt. In der Schlussphase spricht er hingegen allzu deutlich, aber gewiss nicht ohne ehrliches Anliegen den europäischen Grundschmerz an, den Holocaust via 6 Millionen ausgelöschter Pearls stellvertretend, gegen das Vergessen. Der friedfertige Exodus, die Vergebung aus tiefster Liebe (wieder die Essenz des Universums) steht in Aussicht, die Demagogen der Regierung und deren Putschroboter auf der Gegenseite. Es endet weniger spektakulär und melodramatisch, als es das US-Genrekino derzeitig lösen würde, das liegt auch am zentralen Pärchen - in der Erscheinung wohl bewusst fast noch Kids, als techtelmechtelnde Haudegen die Galaxie durchkreuzend.
Laureline/Delevingne ist beim femifetischisierenden Besson absehbar aktiver in der defensiven Kloppe zugegen, hilft Dane-in-Distress De Haan/Valerian vergleichsweise öfter aus der Patsche; dieser bleibt dennoch der verschmitzte Sunnyboy, ein Frauenheld ohne die Absicht dessen, wie seine Partnerin auch durchweg irgendwie als Püppie ins Geschehen geschmissen scheint. Die Zwei teilen sich eine schmale Dramaturgie Richtung Ehe (ich meinte das halt nicht zum Scherz mit dem Altmodischen), daneben aber auch eine überbordende Naivität, die selbst eine noch so überflüssige Militärblässe im Sci-Fi-Worldbuilding auszublenden weiß. Beziehungsweise: Als Zuschauer gehen einem solche Phasen von Natur aus eher am Arsch vorbei, solange die den Schub an Unterwegs stören. Besson legt seinen Fokus trotzdem mitnichten auf bloße, entmenschlichte Kinetik an, dafür ist er zu farbenfroh, dem Zauber von Ausstattung und Illusion, Schicht für Schicht verfallen - gerade am Anfang genießt er die impressionistischen Sprünge darin, jenes Mitschwingen zu weit entfernten Welten, was er später sowieso von Cara bis Rihanna körperbetont inszeniert, gefolgt von intersexuellen Transformationen in Körper und Geist, selbst bei den kuriosesten Fabelwesen.
Das Licht- und Laserspektakel wird da auch teilweise extra ulkig, in krassem Slapstick aufgelöst, wie es anno 2017 kaum fremdartiger wirken könnte - die auf Honkpointen zusteuernden Screwball-Zankereien zwischen Frau/Mann sowieso. Trivialer Käse ist in Sichtweite, natürlich umso greller in 3D, aber da auch als Unterhaltung mit offenen Karten spielend - solche, die sich zur Sinnlichkeit des Verwandeln, Verstecken und Aufdecken hin einen Ruck geben, selbst wenn sie manchmal arg plump aus den Wolken fallen. Mit der Atemlosigkeit ist das eben so eine Sache, dass sie selten 2 1/2 Stunden durchhält, Besson schreibt sich da ohnehin einige klaffende Holprigkeiten zurecht, welche die Brücke zwischen Eskapismus und Humanität auf die Schnelle schlagen wollen - letztendlich lässt sich mit seiner Haltung als Künstler eher empathisieren als mit dem Ensemble an sich, aber jene Qualität ist nicht minder schätzenswert. Umso stimmiger versteht er es, einen bauchigen Pathos seinerseits darin zu infusieren, der dem Überangebot an Effektoptionen ebenbürtig Tribut zollt wie der Sehnsucht zur Verbrüderung im Kleinen/Großen, der Unionsutopie demokratischer Konstitution. Zweifellos entsteht indes ein kauziges Taktgefühl, aber der brummige Herzschlag dessen gibt uns diesen Sommer wenigstens noch ein Unikat auf den Weg.
TRANSFORMERS: THE
LAST KNIGHT - Die Überforderung des Sommers an sich, von Hitze auf
Gewitterkrawall und zurück binnen weniger Minuten umschlagend, war beim
Kinobesuch zu Bays Neuestem on- und offscreen so stichfest wie schon lange
nicht mehr zu erleben. Dementsprechend fetzte sich dann auch eine Sternstunde
abstrakter Filmerzählung zusammen, wenn es knapp 150 Minuten an
Zerstörungsstoff eiliger denn je hatten. Profunde dramaturgische Ansätze
verebben hier meist im Strom an Aufregung, zwischen den USA, Kuba, dem UK, der
Armee und dem All pendelnd - dass extreme Zeitsprünge von 1600 Jahren ebenso
angesagt sind, ist dann sogar eher zweitrangig irritierend, da sich innerhalb
dieser Szenarien zudem mehrere Tonarten auf einmal ballen. Und dann erwische
mal eine Vorführung, welche die IMAX-Fassung voll wechselnder Bildformate
zeigt! Beachtlich, dass ein Haudegen wie Cade Yeager da den Überblick behält,
während von allen Seiten Scheiße gelabert wird, der von ihm beaufsichtigte
Schrottplatz konstant in die Luft fliegt, dass er die Flammen im Wohnwagen noch
für ganz niedlich hält – „Synecdoche, New
York“ lässt grüßen.
Das bleibt aber auch das einzige Anzeichen an Gewöhnungssache bei Bay - seine visuelle und emotionale Choreographie ist wie auf Schlachtung eingestellt, darin wiederum enorm abenteuerlich im Sinne der Rücksichtslosigkeit einer Menschenzunft, die sich im mehr oder weniger geerdeten Bullshitting trifft. Schlechtes Flirten, schlechte Witze, ganz viel eskalierendes Zanken, tolldreiste Kids und keifende Nerds - nur die explizitesten Dialogzeilen an Etablierung und Was-gerade-geschieht-aber-auch-so-ersichtlich-ist hemmen vielleicht das juckelnde Drauf-Geschissen, wie man es u.a. von einem Klaus Lemke kennt. Wahlberg ist auch so eine Type, ey - und dann folgt ihm Sir Anthony Hopkins inkl. Butlerbot Cogman allzu willig hinterher, Leck-Mich-Attitüden an jeder Ecke (auch gegenüber epischen Filmemachens) hinzupissen, während sich die digitale Gewalt rundherum ohne Jux zum Soziopathen erklärt.
Bei deren Fieber zwischen kindlicher Spektakelgeilheit und industrieller Wut ist der Film mehrmals in Begriff, sich selbst zu zerfasern, dann lässt er sich jedoch immer neue Stilbrüche und Honk-Situationskomiken einfallen, dass jegliche Langeweile ein Unding wird. Keine Zeit, sich zu gewöhnen - und dann hat ein Autobot sogar nen breiten, französischen Akzent! Ein naives Minenfeld jagt das nächste und nicht zu vergessen: Da besteht durchweg Gegendruck vonseiten xenophober Regierungssöldner, später fliegt ein ganzer Planet auf die Erde zu, sowieso hat alles im Ritterorden um König Artus und Saufnase Merlin seinen Ursprung, aus dem der Film sowohl Zweikampf als auch Versöhnung zweier Welten zu schöpfen versucht. Zweiteres lässt sich in der haptischen Belagerung an Bildern etwas schleifen - sobald jedoch Primes Stunde geschlagen hat, wird The Last Knight sogar von einer sehnsüchtigen Tränendrüse in der eigenen Ekstase an durchgeschüttelten Helden ergriffen.
Da kommt Romantik aus dem Bauch gestrahlt, nebenbei und überakzentuiert zugleich im Wirbelwind der Elemente, Metalle und endlosen Rutschen - nach oben/in den Abgrund/zur Patchwork-Familie. Ich kann mich nicht erinnern, ob sich Bay jemals so entschieden vom Zynismus (abgesehen von dem gegenüber neunmalklugen Experten) verabschiedet hat - würde mich nicht wundern, wenn ihm allmählich auch der gegenwärtige Weltschmerz auf den Schultern hockt. Nicht falsch verstehen: Sein intensiver Klimax versteht es auch, die durchweg bestehende Konfusion - sowieso ein Schlagabtausch mit der Finsternis des Mittelalters - per Pathos-Ausrufezeichen zu entspinnen, dass man sich dieses sicherlich auch für die gesamte Laufzeit gewünscht hätte. Berechenbarkeit wird jedoch auf längere Dauer ohnehin der Tod des Kinos, von daher ist die Enthemmung im Chaos beim Last Knight gar nicht mal so verkehrt angesetzt, im Surrealismus umgeschriebener Weltgeschichte ohnehin ein irres Vieh.
WILLKOMMEN BEI ALICE
- Fixe Einschätzung für jenen fixen Film: Vom Konzept her die Las-Vegas-Varietäten-Variante
von „Synecdoche, New York“ (auch
durch Jennifer Jason Leigh verbunden), auf medialen
Ausmaßen/Wechselwirksamkeiten der Bipolarität erbaut - teilweise auch
ebenbürtig radikal, mit (mitunter mehr) prägnanten Bildern den Konfliktstrudel
der Selbstdarstellung verbrühend. Bei der Umsetzung wiederum geht das
inhaltliche Gros daran nur im Ansatz auf: Inneres bleibt verplumpt als munter
montierte Oberfläche im Auge und gibt größtenteils den zynischen
Random-Gag-Spender à la „Haha,
Borderliner, guck mal, wie MERKWÜRDIG die sind!“. Passt sich allerdings
insofern der Umgebung und der manisch-depressiven Selbstreflexion der
Show-im-Film-Prämisse an, kommt aber nie vollständig in die Nähe, irgendeine
Perspektive im positiven wie negativen Sinne per Vorführeffekt zu entlarven.
Stattdessen kommen der sozial dysfunktionalen Alice nach der turbulent (man
kann auch sagen: spekulativ skurril) empfangenen Katharsis des Geldsegens auch
noch Vorwürfe entgegen, eben gen dem typischen „I want my friend back“ via Best-Friend Gina, weil der Topos von der
Vergänglichkeit des Ruhms ebenso nicht ausbleibt. Das schlägt nur noch mehr das
Pendel aus, wie auch die normative Außenwelt auf das Showkonzept des „Welcome to me“ reagiert: Mal als
Identifikationskult Marke „Sind wir nicht
alle ein bisschen Bluna?“, mal mit kollektivem Entsetzen inkl. Einsatz von „Where is my mind?“ der Pixies. Dafür kann man den Film manchmal
ganz schön hassen, aber ihm lässt sich dann auch reichlich zutrauen, selbst
wenn es letztendlich aufs quirligste aller Genre-Selbstfindungstrips
hinausläuft. Eine Satire des amerikanischen public
eye arbeitet innerhalb dessen dennoch eher im Verborgenen, streckt seine
Fühler anhand der ständigen Nähe zu Kristen Wiig jedoch noch so weit aus, dass
eine wilde und zugleich (zwanghaft) selbst sterilisierende Bestandsaufnahme der
USA, dem Geltungsdrang und der externen/internen Perversion dessen über bleibt.
ALIEN: COVENANT -
Auch wenn sich Scott der ambivalenten Ehrenrettung
vom Gesamteindruck her doch recht generisch und auf Abruf gewidmet hat, voll
inszenatorischer Gleichgültigkeit gerade dann an der Immersion und Intimität
vorbeidreht, wenn die Retro-Roots abgearbeitet werden müssen: Alle Szenen mit
dem perversen Mengelandroiden David sind „Rheingold“
für wahrscheinlich jedes Rabbit-Hole,
in das eine Serienmarke von dem Format noch springen kann und gleich so
biblisch groß, dass Sir Ridley die Essenz seines „Exodus“
nachzuholen scheint; sowieso sein Publikum damit vor den Kopf stößt, wenn er es
sich mal selbst erlaubt. Ein toller morbider Zirkus, der sich da des bloßen
Erwartungsmandats eines (insbesondere optisch) blassen Space-Slashers wegen
hinten anstellen muss. Immerhin lässt sich dessen Prämisse von der
kontemporären Oberfläche her als abschreckende Parabel übers Anpacken gefühlter
Wahrheiten (sowohl bei Mensch, als auch Maschine) bis hin in die tiefsten
Zweifel christlicher Zweisamkeit lesen. Alle technischen Zeichen des Zeitgeists
arbeiten dann aber gegen den Strom eigentlicher Geilheit, wenn sich solch ein
Honk-Schnitt mit unfertigen Effekten koppelt, das eigentliche Ballerensemble
per Hetzerei abstraft und knüppeldickdoofe Feel-This-Now-Mucke
unter allem legt, was man von Katherine Waterstons oder Billy Crudups Spiel
auch so ablesen könnte.
Es reicht ja sogar der Ausdruck in deren Einsatzklamotten, welche ich in ihrer praktikablen Drolligkeit so sehr mochte wie die erste Beschnupperung des neuen Planeten. Das Abenteuer daran lässt sich allerdings vom Fan-Service stören, bringt zwar einen schmissigen Eimer Splatstick & raw terror mit, welcher sich zum Ende hin aber ebenso straff absehbar eingearbeitet hatte. Eben ausgerechnet der Mittelteil zieht da am meisten mit und wie soll das gehen, wenn's dem Gros aller Filme selten gelingt? Nun, hier lässt sich eine verkreuzte Schöpfungs-/Holocaust-Geschichte bitten, dass man wieder beim nach allen unmöglichen Ecken greifenden Prometheus-Existentialismus andocken darf, ehe einen die ältesten Spielereien wieder in die Hyperschlafkammer eindrücken. Warum wir nicht sofort zur Feier anhand aller Räudenembryonen Wagner hören sowie beste Kosmetikprodukte à la „Joan Lui“ herstellen können, wird man sich wohl bis zum Fassbender-Hattrick fragen müssen, dann wirds aber auch höchste Zeit!
PS: Vor und nach der Vorstellung kam mein Handy mit dem
eigenen Aus-Knopf nicht mehr klar, interpretiert jeden Daumendruck gar nicht,
falsch oder erst viel zu spät - des Menschen Schöpfung ist eben niemals fertig,
weiß auch Simply Rid'!
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