WIENER-DOG - "[...] Im Land unbegrenzter Möglichkeiten sind eben auch Konformität und ein gebrochener Wille erforderlich, sofern man nicht doch im Stillen nach der Güte schaut, die sich des kollektiven Drangs wegen nicht weiter als vor die Haustür trauen mag. Die Gesellschaftsmodelle, Symbole, Hunde und Menschen verlaufen hier nahtlos und doch still im Nirgendwo, dass eben das eintritt, was die erste Episode prophezeite: Die Gnade in der Emotion gegenüber der Sterblichkeit [...] Und obwohl Solondz an jener Stelle nur bedingt mit der „Happiness“ kokettiert, bleibt er human und in entscheidenden Momenten zärtlich, den Außenseitern verpflichtet und doch nicht so voller Ernst geladen, wie es ein Robert Bresson gezeichnet hätte. [...]"
(Die komplette Kritik gibt es auf CEREALITY.NET zu lesen.)
SCHAU MICH NICHT SO AN - "[...] Sex ist Sex, scheiß auf die Scham; auch davor, vielleicht nicht jede Nuance mit absolutem Realismus zu treffen. Dem Spaß kann es nicht schaden, Borchu lässt das Spannungsfeld der Verhältnisse jedoch nicht aus den Augen. Kontraste und Erwartungen von Beziehungsmodellen lassen sich auf eine Begegnung ein, die nur allzu konsequent den Mächten von Zweisamkeit und Willkürlichkeit erliegt und einen Konflikt erschafft, bei dem sich kein Mittelweg finden lässt. Wo die Liebe hinfällt, kann ebenso die Enttäuschung, ein Wandel ohne Wiederkehr, Vertrauensbruch und Gift entstehen. [...] Da sie weder auf Ziellandungen noch auf Belanglosigkeiten setzt, besitzt ihr stringentes Chaos Format, so wie die Erdenbürger der Postmoderne gegenwärtig doch verstärkt ungewiss der eigenen Rolle gegenüberstehen, diese infrage stellen, Umstrukturierungen beinahe tagtäglich erleben und erwirken. Dem Zwiespalt noch mit Pietät begegnen zu müssen, wäre da nur widersinnig [...]"
(Die komplette Kritik gibt es auf CEREALITY.NET zu lesen.)
MONSTER DOG - Nun, wie soll man an genau dem Film
vorbei kommen, wenn er nicht bloß die audiovisuelle Handschrift
eines Claudio Fragasso trägt, sondern auch noch Alice Cooper als
Hauptdarsteller beherbergt, dessen Rollenname ausgerechnet Vincent
Raven (!) lautet und sowieso einige Eckdaten aus Werk & Wirken
der Hard-Rock-Legende übernimmt? Der gotische Appeal in dessen
Aufmachung schlägt dementsprechend auch in Fragassos
Horror-Abenteuer ein, so energisch dieser seinen Aufhänger nutzt und
nicht bloß als Nebenrolle mit Star-Status abkanzelt. Ehe man nämlich
herausfindet, inwiefern die titelgebende Bestie mit dem Mann hinter
„School's Out“ zusammenhängt, überlässt Fragasso seinem
Vincent die Bühne für ein Musikvideo voll gespaltener Identitäten.
Die Hinweise zur inneren Fassung unseres Helden lassen sich hier
schon erahnen, womöglich auch die Impulsivität des Films an
sich, der mal dies, mal das versucht und im Kampf um das eigene Image
ein recht bissfestes Gesamtbild ergibt. Vom bunten Kostümspiel
verschlägt es ihn nämlich alsbald in den Nebel der Nacht, hinein zu
Fragassos herzlich naiven Genre-Vorstellungen, die Herrn Raven sodann
in Begleitung der Liebsten, Sandra (Victoria Vera), sowie einiger
weiterer Freunde im Van heimsuchen, obgleich die Herrschaften nur
dort einen neuen Videoclip drehen wollen, wo Vincents Familie einst
berüchtigterweise residierte.
Viele Vorboten tragen aber schon die Missgunst mit sich, als im Radio von mordenden Killerhunden die Rede ist und selbst die Autoritätspersonen wenig Vertrauenserweckendes mit sich bringen. Fragasso's Rednecks sind dabei eine besondere Gattung - irgendwo zwischen Western-Machismo, Heugabel schwingenden Vertretern des Aberglaubens und sleazigen Home-Invasion-Räuden verordnet, sind sie jedoch anfangs kaum involviert, später umso überraschender ein entscheidendes Handlungsmittel. Viel mehr bahnt sich der Schrecken aber noch in zerfetzten Wandlern an, von Flüchen erzählend, während ringsum die bösen Kläffer zuschlagen, optisch natürlich wie die niedlichste Ballung von Schäferhunden, Rottweilern, Riesenschnauzern und Co. erscheinen. Der undurchsichtige Terror daran inspiriert Fragasso zu Jumpscares, die auch in heutiger Relation eine passable Figur machen, während der Schnitt sich manch hastige Entscheidung erlaubt (was offenbar aber zeitweise dem Verleiher geschuldet ist) und dennoch verstärkt traumwandlerisch Eindrücke der Verlorenheit aufnimmt. So kommt unser Raven-Trupp trotz reichlich unheimlicher Geschehnisse wie selbstverständlich beim Anwesen an und blendet alle Verdächtigungen aus, obwohl Vincent das Areal mit der Schrotflinte erkundet, nicht von ungefähr an „Resident Evil“ erinnert und auch dann nicht Ruhe lässt, sobald sich seine Erinnerungen um den Mythos des Werwolfs kreisen (und Fragasso dafür sogar ein Lon-Chaney-Porträt zur Beweisführung ausgräbt).
Die verborgene wie ungefähre und unfaire Schuld, der Zweifel am Innern - das vermittelt ein Cooper so klein und effektiv, wie er auch zur zweiten Hälfte hin ganz er selbst wird, wenn der mörderische Trip um ihn herum seinerseits ohne Fragen in Make-Up und Leder-Outfit ausgeführt wird. Jene Linie allein wäre schon obskur genug für jeden Film, doch Claudio Fragasso rast durch mehrere lebhafte Adern des Unwirklichen, wie die albtraumhaften Visionen Angelas (Pepita James), die im zeitweise kaum trennbaren Rahmen mit der Filmrealität Gewalt vorherrschen lassen und dort mit Metaphysik verstrahlen, wo eine Sandra mit dem Beharren auf technische Zugänglichkeiten der Moderne für Rationalität einsteht. Letztere Ambitionen nimmt man dem Spiel von Frau Vera kaum ab, erst recht innerhalb der Umstände von Fragassos Spukschloss, das Monsterköter auf Gemälden verewigt und den Schauer bestätigt, wo sodann ein makabres Musikvideo Platz finden soll. Mit Musikalität kann sich der Film übrigens ganz hervorragend brüsten, sobald er eine visuelle Sequenz des Schaffens im Rhythmus unheilvoller Synths in voller Länge ausspielen lässt und unbedarft der Zwischenwelt frönt, wie sie Vincent sodann auch von der Schminke zu Blut und Blei führt, die menschlichen Monster einlädt und gnadenlos zerschießt, wie auf einmal auch die Hunde ihre Fresssucht binnen dynamisch abgelichteter Mauern beweisen.
Das Reißerische am Creature-Effekt kommt dann auch noch zu Besuch und liefert sogar im Gegenschnitt zum normalen Hunde eine so natürliche Pointe, wie sich im Folgenden auch die Legende in Vincent fortsetzt, der diese nie inne haben wollte und weit mehr Verstoßung suggeriert, als der Film auszusprechen vermag. Umso reizvoller wird seine unsichere Miene, sodann erst recht sein Standbein voll greller Unerklärlichkeiten im Türrahmen unter Tieren. Da kommt selbst Sandra nicht mehr mit, die im Verlauf auch öfter fast ihren inneren Reißzahn herausfetzt und sich doch letztenendes so erledigt im Niemandsland vortastet, dass man selbst Fragasso Erschöpfung attestieren könnte. In dem Sinne hat er von Vornherein aber Energien abgesondert, welche in dieser Konstellation wie gehabt bei ihm eine ganz eigene Variante von Leben und Kino denkt, Taktlosigkeit per Wahnwitz kaschiert und jede Ebene des Genres aufwendet, um sie gewiss etwas planlos, aber nicht ohne Herzblut gegen die Leinwand zu fahren. Ein faszinierendes Unikat!
CENTRAL INTELLIGENCE - "[...] Der Vergleich zwischen Mini-Neurotiker Hart und Pain-&-Gain-Sympathikus Johnson kommt natürlich auf eine Dynamik à la „Twins – Zwillinge“ – vielerlei Pointen brauchen lediglich Referenzen an vergangene Filme, um die Lachquote aufrechtzuerhalten. Da wird’s entsprechend plump; doch manch Charakterzug übertrumpft solch fades Namedropping. So ist es reizvoll, wie bedingt schlau man daraus wird, warum Bob seinen Golden-Jet-Schwarm mit grinsendem Sadismus zu tödlich gefährlichen Abenteuern verleitet und in eine Angelegenheit internationaler Größenordnung hineinzieht [...] Nicht, dass Regisseur Thurber die volle Route Political Correctness beschreitet, doch auf halbem Wege fängt er durchaus Empathie ein, wo der Schritt zum Zynismus ein ach so leichter wäre – und manch leichten Weg lässt der Film trotzdem über sich ergehen, damit Klischees eben nicht Mangelware bleiben. Damit geht ein gedrosseltes Tempo einher, das vor allem im letzten Drittel geradezu wie in Portionen den Agenten- und den Komödienanteil separat zu erfüllen scheint. [...]"
(Die komplette Kritik gibt es auf CEREALITY.NET zu lesen.)
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