Sonntag, 21. Juni 2015

Tipps vom 15.06. - 21.06.2015



FEMINA RIDENS - Zeit, sich mal wieder an der Perversität der Kunst zu ergötzen. Zunächst überschäumt diese im fragmentarischem Chaos vor geschlechtsreifer Symbolik, macht dementsprechend Pop-Art und blickt mit scharfen Perspektiven auf objektivierte Weiblichkeit. Tunnel, Löcher, sinnliche Streifen und Formen - schon in der Starre mitreißend, auch dank dem hitzigen Groove Stelvio Ciprianis. Daraufhin einige weitere kryptische Zeichen, nun in biederer Strenge eingefangen. Ganz männlich irgendwie und natürlich nicht ganz sauber. Business ist statt Genre-Erkennung angesagt, doch es kommt schon Spannung in der dubiosen Begegnung von Mann und Frau zustande. In diesem Fall stehen sich gegenüber: Sie, Journalistin Maria (Dagmar Lassander); Er, Dr. Sayer (Philippe Leroy). So selbstverständlich diese zwei zusammenfinden, so wenig offenbart der Film seine Geographie um sie herum. Daraus schlägt er sodann einen Nutzen in der Offenbarung seines mächtigen Kerns. Innerhalb des exzellent kadrierten Privatkerkers des Sayers, welcher sich in seiner futuristischen Allzweck-Komfortabilität formvollendet eingliedert, versucht der Herr Doktor nun die Demontage der modernen Frau. Beispielhaft dazu will er Maria zum Opfer degradieren, anhand seiner stilisierten Macht Stärke forcieren und Schwäche zertreten. 


Eine einseitige Lust, die er mit unausgesprochenem Drang zu manipulieren glaubt. Jedenfalls gedenkt er, eine Art Abhängigkeit zu erschaffen, von deren Angst er stets weiß und ausbeuten kann. Piero Schivazappas Film ist aber weder Exploitation noch bezieht er ästhetisch Stellung. Die visuelle Ebene ist schon clever konstruiert, aber trotz allem eher ein zielgenauer Beobachter. Deshalb offenbart sich die Linie seines Films ohne plumpes Plappern, sondern mit einer Bildsprache, die sinnlich vermittelt wie sich auch Maria und Sayer begegnen. Maria versteht es nämlich auf die Art sodann, ihre Haut zu retten und die Brechung ihres Geistes aufzuschieben; einen Weg in Sayer hinein zu finden, an dem seine sinestren Pläne des leidenschaftlichen Mords zum Umdenken angeregt werden. Und das gelingt sowohl mit neckischer Erotik, psychischem Entgegenkommen sowie der Entsagung seines Ziels durch extreme Selbstaufgabe. Schivazappa beendet sein Abstraktum vom Machtspiel der Geschlechter natürlich nicht dort; geht in der Form weiter, dass Sayer Maria die Oberhand gewinnen lässt, um vielleicht eine andere Form von Glück zu erfahren, die seinem Ideal der Männlichkeit das Ruder entreißt. 


Vieles geschieht dabei durchs Herantasten, durch Blicke, durchs Ein- und Auspacken, im Tanz sowie in der Nähe und Abschirmung zur Haut - und das alles unter hermetisch abgeriegelten Verhältnissen im klinischen wie poppigen Dekor. Kontrolle wird da das Hauptthema, irgendwie unvermeidlich bei Mann und Frau - nun in einer Beziehung mit erzwungenen Einverständnis, wobei Maria die Alternative probiert und Sayer somit allmählich verwandelt. Lassander hat den Zuschauer dabei ebenso im Bann, hinweg vom zarten Opfer zum Engel der Begierde. Eine feinfühlige Darstellung, die natürlich auch mit der Berechnung der Hormone und Signalen der Menschenkenntnis spielt; eine, die Schönheit in der Erwartung vorgibt und mit der Unschuld das Schuldbewusstsein beim scheinbar dominanten Sayer herausfordert. Man merkt schon, worauf der Film hinaus will, oder? Sei es drum. Die Umkehrung erfolgt erwartungsgemäß wie stimmig und doch nicht ganz offen, wie man es sich jetzt vorstellt. 


Viel spannender als die Entschlüsselung des erdenden Kriminal-Plots wirkt hier eben die psychologische Erzählung, welche auf konzentrierter und doch labyrinthischer Fläche erschlossen wird, dann aber die Kontrolle in offenes Feld verlegt - hinein in eine trügerische Schönheit, in welcher der Mann Opfer seiner selbst wird. Hier ist auch gewiss geschlechtlicher Schlagabtausch und Rache im Spiel, jedoch wie alles im Film auf eine eigensinnige Erfahrung destilliert, die Härte und Sinnlichkeit in allen ihren Kombinationen schlicht spürbar macht - diskret wie auch indiskret. Hier wirkt eine Anziehungskraft im kompromisslosen wie behutsamen Selbstverständnis, an dem Frauen wie Männer ihre Muskeln spielen lassen sowie die Richtungen zum Thriller der Dominanz und Sehnsucht vorgeben. Schenken tut sich hierbei keiner was. Das macht auf vielen Ebenen Lust und Angst, entsetzt und heizt an, fasziniert und provoziert. Ein kurioses und freies Exemplar der menschlichen Beobachtung und formalästhetisch wie vom anderen Stern. Ich bitte um eine Blu-Ray-Umsetzung zur weiteren Inspektion.




DIE TOTEN AUGEN DES DR. DRACULA - Kommt der Rationale ins Gruseldorf, wird das Irrationale zur Devise. Ein klassischer Horror im existenzialistischem Dilemma, der im Folgenden kontinuierlich den Boden unter den Füßen wegzieht - so fesselt Mario Bava den Zuschauer anhand seines Schauerstücks um die Jahrhundertwende, bei dem das Mysteriöse schon zum Beginn am Tage in den Ruinen und Gemäuern schlummert und sodann in einer unendlich erscheinenden Nacht seine Spinnenweben ausschießt. Das Geheimnis dahinter gilt es zu lüften und Schicht für Schicht arbeitet sich dort Giacomo Rossi-Stuart als herbeigerufener Dr. Paul Eswai durch. Als Mann fern des Aberglaubens vermag er die Angst der Einwohner nicht verständlich zu fassen oder per Logik gänzlich verklären zu können; allmählich wandelt nämlich allzu real der Tod am Fenster entlang und führt ihn in ein Schloss unendlicher Gefangenschaft.


An dieser Stelle soll natürlich nicht verraten werden, was sich alles dahinter verbirgt und in welch metaphysischen Nervenkitzel der Horror vollzogen wird. Entscheidend ist bei diesem Film allerdings die elegante wie dichte Gestaltung, welche die Menschen zwischen Nebel und Farben einkesselt sowie mit Schatten und gotischem Dekor geißelt. Alles am Ambiente scheint hier schon lange tot, ist im Nachleben aber umso mächtiger und schnürt schlicht den Atem ab. Die daraus resultierende Angst des modernen Zuschauers entspricht dabei vielleicht nicht mehr damaligen Maßstäben - dieser wird jedoch recht einladend in eine (alp)traumartige Architektur voller Rätsel eingeführt, wie sich auch der Schrecken beinahe ausschließlich suggestiv vollzieht. Deshalb kommen keine Monster ins Blickfeld, die der deutsche Verleihtitel verspricht (und sich eher heterogen in den Dialog einbindet), sondern die blanke Schuld, welche einem vergangenen Übel entstammt und auch von einer menschlichen Ruine zwischen Leben und Tod als Fluch weitergeführt wird.


Einer rationalen Entzifferung verweigert sich Bavas Film letztendlich genauso wie er trotzdem stilsichere Kohärenz ausstrahlt und mit flottem wie glaubwürdigen Taktgefühl ein Kleinod der spirituellen Belagerung konzentriert. Für schaurig schöne Spannung ist also formvollendet gesorgt - eklige Porzellan-Puppen inklusive. Carlo Rustichellis dringliches Orchester fetzt für jenen Kontext vielleicht noch eine zu eindeutige Orgel, doch mit der lebt ebenso noch der Charme eines europäischen Klassikers; irgendwo abseits des Bekannten, sicher und mächtig zwischen reißerischem Bahnhofskino und psychotronischen Geheimtipps verstaut. Sowas wartet gerne ausschließlich in der Vergangenheit des Medium Films, lebt sich aber umso einvernehmender in einen hinein, wenn man ihm begegnet.




THE EDITOR - "[...] Brooks und Kennedy nehmen dabei die Uneinigkeit des Giallos in seiner Identitätssuche auf die Schippe, da das Genre einst zur internationalen Vermarktung unfreiwillig schizophrene Kulturverständnisse darstellte und alsbald ein Labyrinth an Einflüssen und Botschaften wurde. Nun wird dieses in der Metaebene vom „Editor“ ad absurdum geführt und zudem als Kern der Spannung genutzt: Eine kanadische Produktion emuliert europäische Kolportage, die westliche wie regionale Vorbilder entsprechen wollte [...] Zelebrierender Pulp, wie er nur mit mickrigen Budgets und einer Respektlosigkeit dem Zuschauer (nicht aber dem Genre) gegenüber entstehen kann. So lässt er sich fern jedes Taktgefühls gehen, bleibt sich aber selbst treu und in aller Härte blind vor Liebe zum Giallo-Exzess. Kaum auszumalen, wie überfordert Uneingeweihte von diesem Film entlassen werden dürften. Wenn das kein Qualitätsmerkmal ist!"


(Die komplette Kritik gibt es auf CEREALITY.NET zu lesen.)

P.S.: Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass ich diese Woche noch die Gialli "Das Geheimnis der blutigen Lilie" (Giuliano Carnimeo, 1972) sowie "Malastrana" (Aldo Lado, 1971) gesichtet hatte. Beides empfehlenswerte Genre-Vertreter mit unterschiedlichen Vorzügen (bei der Lilie gibt's zum Whodunit geradlinig Boobs und Morde; bei Malastrana ein ziemlich feines Psi-Gimmick), für die ich leider etwas schreibfaul war. Geben aber schöne Bei- und Vorlagen zum Genuss des "Editors" ab, soviel sei gesagt.




ABELARD - DIE ENTMANNUNG - Für alle, die vor kurzem noch die Wiederentdeckung der „Mädchen: Mit Gewalt“ feierten, dürfte sich eine angenehme geistige Fortsetzung in diesem Film finden lassen. Viele überraschend ähnliche narrative Elemente werden hier zwar umgekehrt und aus der Bedrängung des Inneren in die Abhängigkeit durch Ferne geführt - weshalb auch weit zärtlichere Banden geknüpft werden -, dennoch werden hier Konsequenzen ausgeführt, die Roger Fritz beim oben genannten Machtspiel der Geschlechter noch im Zaum hielt. Bei Franz Seitz wird das Explizite vom Filmtitel hingegen auch eher im Kopfkino ausgeführt, die Ermattung davor wirkt dennoch gut nach. Ehe diese Unausweichlichkeit jedoch dargestellt wird, setzt der doch arg berechenbare Rahmen einer Gerichtsverhandlung ein, an dem in Rückblenden der Tathergang und seine Ursprünge rekonstruiert wird. So lernen wir zunächst unsere zwei vermeintlichen Protagonisten und Angeklagten kennen, die kultivierten Münchener Damen Andrea (Susanne Uhlen) und Simone (Anita Mally). Umringt von einer gaffenden Männerwelt scheren sie sich nicht um derartig billige Exemplare, verdienen sich stattdessen jeweils ihren Lebensunterhalt als Schallplattenverkäuferin und Redakteurin für Magazinbeiträge, während sie sich vor allem literarisch mit der Historie und dem Wirken von Abelard sowie seiner großen Liebe, Heloise, befassen. 


Die Poesie der Vergangenheit umläuft ihre Gedanken, sobald sie auch die Zärtlichkeit aneinander entdecken und wie blonde Engel im Zeitgeist versinken. Im Folgenden teilen sie sich jedoch einen ausgesuchten jungen Mann, der die Situation genauso leicht nimmt wie die Beiden sich ihm auch in sommerlicher Fasson eröffnen: Tierarzt Dr. Georg Rauh (Christian Kohlund), ein leichtfertiger wie genießender und entspannter Zeitgenosse, lässt sich auf abwechselnde Liebschaften zwischen den Freundinnen ein, was bei Andrea zunächst nicht unbedingt auf Gegenliebe trifft, aber zusehends für allseitiges Einverständnis in Glückseligkeit und Körperlust sorgt. Jedoch trifft er bald in voller Kenntnis von Andrea und Simone die Theaterschauspielerin Nana (Christine Buchegger) und findet damit die für ihn richtige Partnerin; reist mit ihr zusammen nach Irland und verlebt dort eine lyrische Romantik, bei der Andrea und Simone natürlich ausbleiben. Selbst bei diesen schlauen und objektiven Frauen der Kunst schlägt also die Härte der Eifersucht auf, zeitgleich distanziert sich der Film dann auch von ihrer Funktion als Protagonisten und widmet sich mehr dem Glück Georgs. Nicht allzu subtil geschieht hierin eine Emotionalisierung, welche die baldige Parallelisierung zum tragischen Schicksal Abelards dementsprechend auffällig vorbereitet und auch zur Motivation der beiden Hinterbliebenen ansetzt. 


Nach geschichtlichem Vorbild die Enttäuschung des Vertrauens zu vergelten, zeugt geradezu von psychotischer Verklärung und da nimmt der Film eine Wendung, welche einerseits so wenig reißerisch wie möglich die Erwartungen am Charaktertypus unterwandert, wie er sich diese Subversion andererseits auch nicht allzu feinsinnig verdient. Der Inszenierung von Seitz kann man dabei zugute halten, wie entschlossen sie jene Lyrik des Schicksals per Sinnlichkeit veräußerlicht sowie das Festhalten an Lust und Leichtigkeit vermittelt. Das Gefühl, das Andrea und Simone beherrscht und trotz seiner kurzen Dauer einen bleibenden Eindruck hinterlässt, kommt daher nicht von ungefähr für den Zuschauer, wie sich auch die schlussendliche Härte des Ganzen in gewissen Eindrücken ankündigt, welche die Kastration eines Pferdes unter klinischen Bedingungen als schmerzlosen Akt der Gnade präsentiert. Ebenso gerät der Affektentschluss der Beiden fast schon zur beidseitigen Katharsis, einerseits für die von der Liebe enttäuschten Frauen, andererseits für Georg, an dem wie zu erwarten das Schicksal von Abelard rekreiert und somit auch die Liebe zu „seiner“ Heloise bewiesen wird - auch wenn er gar nicht darum gebeten hatte. 


Natürlich schwingt in einem derartigen Kontext eine gute Menge fehlgeleiteter Prätension mit, sowohl von Seiten des Narrativs als auch von Seiten des Regisseurs. Die psychologischen Verbindungsstücke sind nämlich doch insgesamt recht lose gesetzt und ebenso spekulativ von einem zweischneidigen Frauenbild abgefärbt. Unterm Strich bietet der Film aber auch einen Sog an, der sich aus der Reflexion seiner Entstehungszeit gründet: In der freien Liebe darf sich jeder jeden anbieten, das Glück lässt sich aber zwangsläufig nicht mit jedem teilen. Schon irgendwo eine konservative Pointe, aber auch ein Zeugnis von der Unausweichlichkeit des Zwischenmenschlichen und „Egoistischen“. Niemand entkommt den Gefühlen oder dem Glück in der Bindung (selbst in der freien Liebe bindet Sex ja physisch wie psychisch zusammen) und nicht jeder findet das rechte Ventil dafür. Ebenso ist dieser Film nicht durchweg stimmig in seinen psychologischen Machtverhältnissen und Identifikationen anhand von Kunst und Geschichte (prominent dabei mitvertreten: Werke von Egon Schiele und Bernhard Wicki), dann aber wieder doch ein Quellbrunnen der Schönheit im jugendlichen Leichtsinn und Anspruch zur Liebe. Auch hier gilt also: Eine Wiederentdeckung wert.




THE ROOM - „You know what they say: Love is bliiiiind...“ Was wurde nicht schon alles über das berüchtigte Passionswerk des Tommy Wiseau geschrieben? Seit über einem Jahrzehnt wandelt dieses unfreiwillig komische Melodram auf unserer Erde umher; wurde sogar das Subjekt eines wirklich unterhaltsamen Buches von Ko-Star Greg Sistero, „The Disaster Artist“ (Tipp: Unbedingt die Hörbuchfassung dazu einverleiben). Selbst mit dem Vorwissen, welches man sich aus jenem Buch hervorholen kann, verliert der Film dabei nichts von seiner obskuren Eigenart - angefangen bei den spärlichen Sets bis hin zu den inkonsistenten Charakterzeichnungen sowie weiteren technischen Unbeholfenheiten, die sodann im Initiator und Hauptdarsteller des Ganzen, Wiseau selbst, ihren aberwitzigen Nukleus finden. Seine eigenartige Erscheinung verschließt sich jeder Entschlüsselung, setzt auf eine Selbstdarstellung und Selbstverständlichkeit, die jedem Außenstehenden fremd wirkt und dennoch beinahe liebevoll vereinnahmt. Zumindest im Rahmen des Films passt sich die Besetzung beinahe willenlos dem Weltbild Wiseaus sowie seinen Weisheiten im Dialog an - die Dynamik, die daraus entsteht, ist so wirr wie „fesselnd“ und als abstruses Theater zur genüsslichen Katastrophe geeignet.


Wahllose Eskalationen, anachronistische wie repetitive Stimmungswechsel von Agonie und Leichtigkeit am laufenden Band, entgeistert aufgesetztes Voice over, überlange und unerotische Sexszenen fern jeder dramaturgischen Absicht, die Figur des Denny - die Liste an Abwegigkeiten lässt sich endlos aufzählen, wie auch das Gros an zwischenmenschlichem Gesprächsstoff in jener Konstellation genüsslich zitierbar wird. Unterm Strich erzählt „The Room“ jedoch hauptsächlich von seinem Regisseur selbst, wie er sich unter Menschen vorkommt und wie seine Perspektive zu ihnen blickt. Zum Verständnis dazu hilft nicht unbedingt, dass er als Drehbuchautor so ziemlich jeder Figur seinen unbeholfenen Wortschatz zuschreibt - dennoch zeichnet sich in der Handlungsentwicklung vom unbescholtenen Protagonisten Johnny (Wiseau), der von seiner selbstsüchtigen Freundin Lisa (Juliette Danielle) und seinem besten Freund Mark (Greg Sistero) betrogen wird, ein fehlendes Vertrauen in der sozialen Einheit ab, zu der er selber nie ganz gehören können wird. Wiseau kann da auch (unbewusst) nicht anders, als seine Ansicht zwischenmenschlicher Mechanismen zum spekulativen Schauspiel zu stilisieren, bar jeder logischen Kohärenz.


Seine Menschenkenntnis (und auch seine Methode des Filmemachens) ist ein Hort der Naivität, voller Herz und doch abseits der Norm, voll kommunikationsgehemmter Eigensinnigkeit. Drum wirkt sein Film, der von ihm ersehnte Meilenstein, infantil wie brutal; plakativ und ungelenk; verspielt und zynisch, ohne jemals eine klare Richtung zu finden; dabei dennoch schlicht alles aufbieten zu wollen. Wiseaus Drama scheint wie er selbst über den Dingen stehend und angreifbar zugleich - ein Traum vom Meisterwerk im durchweg brüchigen Stadium. Was im Kontext des Films für Uneingeweihte in der Hinsicht eher suggestiv zu erahnen ist, kommt in Sisteros oben erwähnter Chronik vom Dreh und dem Zusammenleben mit Wiseau noch intensiver zum Vorschein und hilft natürlich, die persönliche Dimension des Mysteriums von „The Room“ zu verstehen. Hinter jedem objektiv schlechten Film stecken nun mal gute Absichten oder eben individuelle Schwierigkeiten, in diesem Fall bleibt aber trotz allem der Unterhaltungsfaktor in der Unberechenbarkeit und Unschlüssigkeit intakt. Deshalb bleibt diese rätselhafte und ironiefreie Unart von Film wohl noch länger im Gespräch, als sie es jetzt schon ist. Ein Großerfolg des Unvermögens.




WEREWOLF WOMAN - Regisseur Rino Di Silvestro hat Freunden des beglückenden Mülls stets bewiesen, dass er wahrlich den Hau weg hat - siehe dazu auch seinen Christiane-F.-Abklatsch „Hanna D. - La ragazza del Vondel Park“ von 1984. Und auch bei seiner Variante einer modernen Werwolf-Geschichte kann man nicht gerade davon sprechen, dass die Norm eingehalten wird. In schludriger, doch flotter Kameraarbeit kennt er keine Scham, in animalische Tiefen der Filmkunst zu versinken. So verwandelt sich eine splitternackte Frau beim brennenden Vollmondtanz in eine Bestie mit durchaus dürftigem, umso komischeren Make-Up. Die Hysterie im Blutrausch führt deshalb gerne zum Overacting - zudem unterstützt von einer recht unbeholfenen Export-Synchro. Dann folgt jedoch der Wechsel in eine Gegenwart zum psychisch schwierigen Fall der Daniela (Annik Borel), eine Nachfahrin der Werwolffrau und seit einer Vergewaltigung für Kerle jeder Art traumatisiert. Das hält Di Silvestro natürlich nicht davon ab, leichtbekleidete Szenarien für sie zu erschaffen und lüstern zu begaffen - der Genuss am Körper Borels ist keineswegs unangebracht, in diesem Kontext aber natürlich Exploitation ohne Gnaden.


Das steigert sich erst recht, sobald Danielas Schwester Elena (Dagmar Lassander) zu Besuch kommt und ihren Verlobten Fabian gleich mitbringt, der sie des Nächtens in exquisiter Nacktheit begatten darf. Daniela schaut zu und wird geil, doch ihre überbordenden Hormone und Traumata verlaufen zum Alptraum aller. Sie fällt einer Schizophrenie (oder wie die Synchro auch meint: „Schizophrasie“) zum Opfer, in der sie sich für ihre gepeinigte Ahnin hält und fortan besonders jene Typen und Mädels zerfleischt, die einerseits gerade Sex hatten und andererseits den Mördern von einst ähnlich sehen (und im Verlauf des Films wohl auch tatsächlich die Nachfahren sind). Noch ahnt zwar keiner von ihrer Täterschaft, doch sie kommt dennoch geradezu automatisch in eine Nervenheilanstalt, in welcher selbst die Patientinnen dort notgeil den Doktoren ihre Brüste herausstrecken - ein geeignete Chance für die gefesselte Daniela, sich per potenziellem Lesben-Sex zu befreien und in der Aggression dazu weiter zu morden.


Ab da verfolgt der mediterrane Schocker eine angenehme Road-Movie-Fantasie vom flüchtenden und wahllos killenden Problemfall, zu dem neben schwüler Sommerluft und voyeuristischen Sexszenen (denen Daniela immer per visualisiertem Spalt zuschaut) zur Krönung des Ganzen Sprüche und Schreie der spekulativen Hysterie aufsetzt. Dazwischen tummeln sich meist belanglose Versuche von Polizei und Ärzten, die ganze Angelegenheit sich selbst und den Zuschauer zu erklären sowie die Psychologie dahinter zu ergründen. Diese ausgewiesenen Pinkelpausen fürs Publikum bremsen den Film gerne aus, darauf folgen dann aber immer wieder die nie ganz durchschaubaren Abenteuer der allmählichen wildernden Daniela, welche nach weiteren eskalierenden Erfahrungen mit schrecklichen Männern (für die Di Silvestro die besten Strafen bereit hält) in die behutsamen Arme des Stuntmans Luca (Howard Ross) gerät.


Mit der Kraft der Nettigkeit und der Scheinwelt des Films - schließlich wohnt er mit ihr fortan in einem Western-Set - lässt sie schließlich davon ab, ihn blind zu richten und öffnet sich ihm auch als Frau. Doch die sexistische Macho-Welt drum herum schlägt selbst in diesem Idyll irgendwann gnadenlos zu. Bei jenem Überfall kann Regisseur Di Silvestro allerdings wie schon beim gesamten Film keine moralischen Kontraste setzen oder eben inszenatorisches Taktgefühl beweisen. Die Eskalation in Vergewaltigung und Mord gibt ebenso reißerische Töne an, wie schon Danielas ausgelassener Wahnsinn und überhaupt die allgemeine Zeigefreudigkeit der weiblichen Darstellerriege. Wie im primitiven Rape & Revenge folgt dann aber die Katharsis in der gleichsam aufgeregten, manischen Vergeltung, gefolgt von einer totalen Entmenschlichung, in der das Tier Daniela so konsequent abgeführt wird, wie der Film auch einfach so zu Ende geht.


Di Silvestro konnte nur an den Gipfel des Exzesses denken, nicht unbedingt an Empathie und funktionierende Nebenfiguren (weshalb leider auch Dagmar Lassander gegen Ende hin gar nicht mehr auftritt, obwohl ihr Nebenstrang nicht gerade abgearbeitet wurde). Beim europäischen Kuriositätenkino kann aber eben nicht alles nach Norm verlaufen, sondern gerade dann seinen Reiz entfalten, wenn der Dreck so richtig am Hacken stecken bleibt und mit Vergnügen alles einsaut. Zynismus lässt sich darin nicht verleugnen, doch wenn schöne Frauen hart zubeißen und anpacken, wird man nicht unbedingt zum Misanthrop (und Daniela sowieso nicht zum Lykanthrop). Im Gegenteil, man(n) freut sich auf solch eine gierige Präsenz, doch dafür muss man selber schon ein bisschen pervers sein und auch objektiv minderbemittelte Regie in Kauf nehmen können. Oder eben mit schallendem Gelächter genießen, je nachdem.




DRACULA JAGT FRANKENSTEIN - Die narrative Ausgangslage dieses Films ist so aberwitzig wie sie sich auch aufgrund der mangelnden Umsetzungstechnik fast durchweg selber aus dem Weg geht - zum Wohlwollen aller Kindsköpfe, die sich sowas gerne anschauen...hier komme ich ins Spiel! Außerirdische wollen die Welt besetzen, da ihr eigener Planet ressourcenmäßig nichts mehr hergibt (nicht mal eine künstliche Sonne, pah!) und so wollen sie uns Menschen der späten sechziger Jahre erobern, indem sie den allgemeinen Drang zum Aberglauben ausnutzen. So scheint es zunächst, dass sie selbst aus Ramschbuden-Skeletten einen waschechten Dracula erschaffen können, doch die Metaebene der Fantasie ist dann doch nicht der Ursprung allen Monster-Horrors. Schließlich sind in unserer Welt jeweils ein (!) tatsächlicher Werwolf, Frankenstein und Mumien-Mann (?) vorhanden. Aus diesem Best-Of-Team sollen tausende zur Weltherrschaft hergestellt werden, doch der böse Dr. Warnoff (Michael Rennie) und seine teils unfreiwilligen Assistenten (u.a. Karin Dor) pflegen nicht nur die Tugend der Emotionslosigkeit, sondern kommen einfach nicht aus dem Knick, ihren Plan wirklich in die Tat umzusetzen.


Stattdessen gibt es Testreihen über Testreihen; somit genügend Zeit für den Film, die jeweiligen Eigenschaften der Monstren in ausgewalzten Sequenzen zu präsentieren, während die Ulk-Orgel und andere dusselige Toneffekte für gotisches Comic-Flair sorgen und "echte" Handlungsentwicklungen stets überraschend schnell aufgelöst werden. Allen voran Paul Naschy darf als Werwolf und Drehbuchautor des Ganzen die meiste Aufmerksamkeit sowie eine Charakterentwicklung erhalten, welche die Verzweiflung der Bestie zwischen menschlicher Sehnsucht und nächtlicher Zerfleischung melodramatisch zur Schau stellt. Ohnehin bewegen sich die herauszögernden Tests Warnoffs in jenem Spektrum, wie Menschen denn nun genau auf den wahr gewordenen Terror reagieren und da schaltet sich nach einigen ominösen Zwischenfällen der Sprüche klopfende Inspektor Henry Tobermann (Craig Hill) ein. Stück für Stück kommt er dem Mysterium auf die Spur und vernascht nebenbei auch die fesche Ilse (Patty Shepard), wie überhaupt die ganzen Ermittlungen eher nach der eingängigen Easy-Listening-Methode des Titelthemas ablaufen.


Selbst wenn dabei einige nicht gerade unblutige Szenarien und spekulativ überspitzte Folterungen mit Quatsch-Gerätschaften von statten gehen, verliert der Film nie seine unschuldige Ader und bietet neben dem ausgelassenen Monster-Spektakel im zeitgenössischen Euro-Chic zudem reichlich unbedarften Humor Marke Kalauerkessel und Machodandy. Kein Wunder also, dass Tobermann, selbst sobald er dem Außergewöhnlichen gegenübersteht, geradezu unbeeindruckt grinst. Was für ein entspannter Macker in solch gruftiger Gesellschaft. Da fordert ihn letztendlich eher die Liebe zum Handeln, als die klobige, von Spinnenweben und weiteren Gummiknochen eingewebte Apparatur Warnoffs (u.a. kann dieser mit einem alles sehenden Kameraauge einfach so genau das machen, was man sich unter der Artikelbezeichnung vorstellt). Im Konflikt dazu gibt es natürlich noch mehr Haudrauf von den versammelten Schreckensfratzen sowie einige knallige Explosionen mit ganz viel kaschierendem Rauch im Gemäuer.


Über allem steht aber durchweg der Spaß an der entschiedenen Abgrenzung von der Realität; eingetaucht in ein buntes Unding von Film, das sich mit den Lieblingen der Horror-Leinwand misst und seinen Elan vom Sensationskino in inszenatorischen Kinderschuhen findet. Wen kümmert es da noch, dass keine Armeen an Ghouls unter der Kontrolle von Aliens die Erde erobern? Dafür gibt es heutzutage ja Computer. Doch ohne Computer gab es schon solche feinen Filme: freies, drolliges, billiges, taktloses und eigenwilliges Filmtheater für Monsterfreunde jungen Herzens - zu keinem Zeitpunkt in einer narrativen Pflicht versteift und dennoch aufrecht, mit leichter Kohle auf der Kralle, dem Geist der Unterhaltung ergeben. Da muss es im Kontext ja nicht mal wirklich stimmen, dass das alles überhaupt "Dracula jagt Frankenstein" heißt - selbst der schlaue Warnoff labert dahin gehend totale Sülze. Kurzum: Ein duftes Ding!

P.S.: Ein weiterer Film mit Paul Naschy, den ich diese Woche gesehen habe, war "Blutrausch der Zombies" (León Klimovsky, 1973). Mir war jetzt nichts Schlaues eingefallen, was ich darüber schreiben könnte, doch der hat schon einigermaßen Spaß gemacht, besaß teils gruselige, weil schön klobige Monsterfratzen sowie dusselige Dialoge und platte Klischees in rauhen Mengen zu einem recht gleichgültig fetzigen Soundtrack. Eine nette Angelegenheit - Naschey und Co. werden in Zukunft noch weiter verfolgt.




CASPER - "[...] Silberlings Film überrascht immer wieder aufs Neue, wie viele narrative Elemente noch zusammenkommen können. Dieser Umstand vermittelt einen Drang, den Zuschauer ständig bei Laune halten zu müssen, was der jungen Zielgruppe recht sein mag, der emotionalen Reise des Films aber auch den Wind aus den Segeln nimmt. Was nämlich an tragischer Stärke im Umgang mit dem Konzept Tod versucht und mit Empathie begegnet wird, wird im nächsten Moment von arg grellem Geisterhumor entlastet, was durch das Einschreiten der beinahe vergessenen Antagonistin Crittenden zusätzlich verkompliziert und nie homogen aufgelöst wird. Die traumartige Kulmination der ersehnten Menschwerdung und Versöhnung zum Übernatürlichen hält aber dann doch eine filmische Wunscherfüllung bereit, die mit ehrlichem Familienzucker aufwartet und zum Taschentuch greifen lässt. [...]"


(Die komplette Kritik gibt es auf CEREALITY.NET zu lesen.)




JAGDZEIT FÜR NASCHKÄTZCHEN aka MUSCHIMAUS MAG'S GRAD HERAUS - Ein ziemlich schamloser Geilmacher, den Hubert Frank hier inszeniert hat. Mit der knackigen Ulrike Butz (R.I.P.) im Fokus der Aufmerksamkeit lässt sich zunächst nur wenig über die unterforderte inhaltliche Ebene meckern. Junge Körper in frohmütiger Wallung sind hier die knapp 85-minütige Freudenspender, zu denen im Titelsong gleich recht unverblümt "Ganz nass werd' ich jedes Mal, wenn du mich küsst..." geträllert wird, ehe dessen Instrumentalisierung alsbald wieder in einen Slapstick-Klamauk wendet. Ziemlich direkte Bumsangebote wechseln sich nämlich gerne mit plakativem Ulk und Honkfressen in Großaufnahme ab, während die Reaktion auf den omnipräsent nackten Körper der jungen und nymphomanischen Senta (Butz) größtenteils steil abgeht. Die wird nach einem durch ihre Erscheinung verursachten Autounfall vom Gericht zu einer Strafarbeit verurteilt, bei der sie ihre Memoiren verfassen und folglich über sich selber nachdenken soll.



Fortan erinnert sie sich an lose Episoden ihres aufgegeilten Daseins zurück - von der Verführung des dusseligen Klassenlehrers bis hin zum Glockenbimmeln mit dem Sohn des Stadtratvorsitzenden auf dem dörflichen Kirchenturm, mit Abstecher in eine Münchener WG zu einem Homosexuellen, dessen Neigung sie nicht versteht und mit Körpereinsatz umzustimmen gedenkt, woraufhin sie schließlich bei einer emanzipierten Prostituiertentruppe landet, die auf dem Lande einen "Puff zu den nickenden Fichten" errichtet. Insgesamt geht es dabei heiß und heiter zu; von ungelenken Liebesspielen bis hin zu unsimulierten Sexszenen ist da alles vertreten, was sich anpacken und verlöten lässt. Wie die Logistik des Ganzen keinerlei Geschlechtskrankheiten mit sich bringt, ist dabei genauso fragwürdig wie die sonstige Absicht des Films fernab der hormonellen Steilvorlage. Insgesamt stellt sich die Ungehemmtheit immerhin entschieden gegen verklemmtes Sexualverhalten, welches hierin einer ständigen Erhältlichkeit weicht, bei der vor allem das männliche Glied auf Wolke Sieben schwebt.


Die Ausnutzung des nymphomanen Schubs, was an sich eigentlich nicht gerade der einfachste Lebensumstand sein muss (siehe Lars Von Trier), wird hier jedoch nie hinterfragt, stattdessen mit geradezu aggressiver Freude durchgesetzt und gefördert. Besonders heikel und plump gerät dabei insbesondere Sentas erfolglose Bekehrung ihres klischeeschaften WG-Partners "vom anderen Ufer". Da gerät ihr Voice over befremdlich demonstrativ; beschwert sich darüber, was er sich denn Tolles entgehen lasse und was er nur an Kerlen finden würde. Diese konservative Einfältigkeit schmälert den Spaß, während auch die sonstige Charakterentwicklung an Senta eher ein idealisiertes Lustobjekt stilisiert - wenn auch ein ausgesprochen niedliches und verführerisches. Doch selbst darin findet der Film keine Konsequenz und gibt ihr eine Lösung zur Nymphomanie auf den Weg, die sich nur die denkfaulsten Kindsköpfe einfallen lassen können: Eine Hochzeit, denn Sex ist nichts wert ohne Liebe.


Das sieht sie ein, sobald sie von einem ihrer einst unschuldigen Verehrer, den sie eigenhändig in die Kunst der Fleischeslust eingeführt hat, irgendwann nur noch wie eine schnell bearbeitbare Matratze behandelt wird. So ohne wahre Leidenschaft kann es nicht weitergehen und obwohl Senta so keck und zeigefreudig wie gehabt bleibt, geht ihr Herz eben irgendwann auf - ohne, dass sich genau erklären ließe, wieso. Solche Fragen stellt der Film eben nicht, der mag es eben "grad heraus" und zelebriert daher im Kurzweil die Fickrigkeit, zu der so mancher doofe Gag der genüsslichen Entspannung halber erlaubt sein darf. Ist auch ganz sympathisch und hübsch wie explizit anzusehen - nur eben bis zum Anschlag trivial und platt.




MAGDALENA - VOM TEUFEL BESESSEN - Wie ehrlich kann ein Film seine erzkatholische Fantasielösung vom Exorzismus meinen, wenn er daraus eine allzu exploitative Parade an Nacktheiten unter dem Deckmantel eines recht dürftig konstruierten Thrillers stellt? Mit solchen ideologischen Scheren kannte sich Regisseur Walter Boos ("Schulmädchen-Report" 3, 5, 9, 10, 12 & 13) natürlich allzu gut aus und da kann selbst sein Pseudonym Michael Walter nicht verschleiern, wie selbstzweckhaft die Prämisse à la Friedkin zur schamlosen Fleischbeschau wird. Kirchengänger sollten sich also vorsehen, denn Hauptdarstellerin Dagmar Hedrich (zu der Zeit immerhin schon 39 Jahre jung) kennt keine Grenzen in der besessenen Frivolität eines vormals unschuldigen Waisenmädchens. Was zunächst wie eine Reihe an Anfällen anmutet und irgendwann lautstarkes Möbelgepolter im Mädchenheim verursacht (mit einer wahrhaft gruseligen Katzenstimme zu den "begeisterten" Objekten oben drauf), entwickelt sich schließlich zur genüßlichen Verdorbenheit, die sich besonders vor Staat und Kirche darum reißt, in die "F***e" "gef***t" zu werden.


Dafür fallen alle Kleider sowie alle Hemmungen, diesen von Gott geschaffenen (und teils mit Silikon unterstützten) Körper von der Kamera abzuhalten. Im Gegenteil: diese badet geradewegs lüstern um die dämonische Nacktheit in eindeutigen Stellungen. Da erlebt man folglich weniger die Schockstarre des blanken Terrors, doch in diesem kruden Kontext ist es selbst zum pervertierten Anheizen zu wenig. Schließlich wechselt die Protagonistin stets vom Teufel getrieben die Stimmung und steht hauptsächlich in der Beziehung zu Männern unter dem Bann, entweder das freiwillige Liebesspiel einzugehen oder nach Vergewaltigung zu schreien, was sich beiderseits gerne die Klinke gibt und zudem mehrmals durchexerziert wird. Irgendwann vergisst man dann als Zuschauer auch, dass der Film mit einer längeren Episode im Mädchenheim unter Elisabeth Volkmann anfing, was im Verlauf schlicht nicht mehr aufgegriffen wird. Ähnlich zweckfrei offenbart sich auch der Subplot eines gesuchten Mörders, der zwar groovige Musikbegleitung erhält, doch ansonsten nur mit einem äußerst aberwitzigen Tod seinerseits aufwarten kann.


Zum Thema Witz lässt sich sowieso so einiges sagen, von den spekulativen und äußerst gesteltzten Dialogen zu Magdalenas Krankenbild bis hin zu eben ihren bärenstarken Ausbrüchen, vor denen nicht mal urbayerische Pfundskerle gewachsen sind. Die Geilheit macht diese kaputt und Magdalena eskaliert sich in der Hinsicht ebenso zur Furie, selbst wenn sie mit dem netten Dr. Scholz (Michael Hinz) anbandelt. Der weiß aber irgendwann auch nicht mehr, wie er mit der turbulenten Liebe zu seiner Patientin umgehen muss, so wie auch Regisseur Boos den Überblick verliert, wie der okkulte Provinz-Thriller überhaupt aufgelöst werden kann. Bei der ganzen Episodenhaftigkeit des Films lässt sich abgesehen von Schauwerten nun mal nichts finden und so endet alles in einer von wo auch immer hergeleiteten Naivität, bei welcher der Antiklimax zum großen Blödsinn verkommt. Es scheint echt, dass Boos es nicht ernst meint. Umso besser - aber trotz aller poppiger siebziger Deko und ulkigen Billig-Apparaturen nicht wirklich geil und schwül, wie es Magdalena entsprechen würde.




GAMERA GEGEN ZIGRA - FRANKENSTEINS WELTRAUMBESTIE SCHLÄGT ZU - Ganz ehrlich: Nach fünf Besprechungen zu den vorherigen Gamera-Filmen fällt es mir schwer, nochmal irgendwas Neues im siebten Teil der Reihe zu finden - auch weil Regisseur Noriaki Yuasa kaum noch etwas Neues versucht. Zwar noch nicht in der Form wie bei seinem Recycling-Epos "Super Monster Gamera", aber nichtsdestotrotz beinahe komplett überraschungsfrei. Wieder bedrohen Ausserirdische die Welt; wieder kommt ein Duo von Japaner-&-Amerikaner-Kids schneller als jeder sonst darauf, dass Gamera der Freund aller Kinder sei und Japan mit dem Einsatz seines Lebens beschützen kann; wieder sind hübsche Frauen im abgewandelten Rollentypus der "Bösen Tante" eine Bedrohung und wollen schlicht Kinder fressen; wieder gibt es pappig-ulkige und splattrige Monsterschlachten in Matchbox-Größe (man beachte das Finale, bei dem Gamera seine eigene Titelmelodie auf den Knochen von Zigra spielt - ein drolliges Bild, worauf eine brutale Verbrennung des Schergen folgt); wieder werden Expeditionen veranstaltet, bei denen Kinder nicht zugegen sein dürften, sich aber trotzdem rein schleichen und neunmalklug nerven (Stichwort: U-Boot).


Ein paar Besonderheiten: Hauptsächlich spielt der Film um die "Kamogawa Sea World" herum; im Intro werden die sozialen Verhältnisse und Zahnhygienegewohnheiten von Mensch und Delfin parallelisiert; Planet Zigra will unsere Ressourcen ausnutzen und belehrt zugleich, wie wir unser Öko-System verschmutzen (zu dem Zeitpunkt in jenem Genre eh ein beliebtes Thema - siehe auch "Frankensteins Kampf gegen die Teufelsmonster"); die gefühlte Hälfte des Films jagt die böse Alien-Frau unsere zwei Kleinkind-Protagonisten durch die Gegend; einige nette Hypnose-Sequenzen wie auch Bikinis sind zu sehen. Ansonsten stellt sich hier das bekannte Prozedere des kindgerechten Kaiju-Narrativs in gefälliger Aufmachung dar und dürfte für Genre-Fans und Komplettisten der naiven Dusseligkeit noch ein ganz netter wie beliebiger Zeitvertreib sein. Kleines Spiel für zwischendurch: Einfach mal nachzählen, wie oft die kleine Helen nach einer Coke verlangt (zumindest in der englischen Sprachfassung; im Endeffekt trinken alle doch nur eine Limo).

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