Sonntag, 23. November 2014

Tipps vom 17.11. - 23.11.2014



LOVE STEAKS - Auch mal wieder schön, waschechtes Mecklenburg-Vorpommern in Ambiente und Sprachton bei wunderbar ungestümer Filmflut zu erleben. Da treffen sich im Grand Hotel in Ahrenshoop der schüchterne Clemens (Franz Rogowski) inklusive Hasenscharte und die abgefahrene Lara (Lana Cooper) bei ihren Azubi-Lehrgängen als Masseur respektive Köchin und fallen unter nussigen Bedingungen in love, wie es sich für das omnipräsente, luftige Rabaukentum (vorallem von Seiten Laras), auch in der freimütig-improvisatorischen Inszenierung von Jakob Lass stets die Faustregel, gehört.


Wilde freche Leidenschaft steht hier im Fokus, bei Strand, Bier, High-End-Ölen und edlen Grundstücken, wobei letztere gerne einen angemessenen Riegel der Präsenz-nach-Außen vorschieben wollen und auch Clemens sich in seiner nervösen Drolligkeit anzupassen versucht. Doch mit der freien Schnauze Laras und ihrem leckenden Lebensdurst kann noch immer so mancher Schabernack getrieben werden, schnackende Kollegen machen da gerne mit, doch nur in der wahren Liebe kann man sich auch mal gepflegt auf die Fresse hauen. Knackiger Spaß im multisympathsichen Scheißegal-Modus, da hat man wieder Bock an die Ostsee geschwemmt zu werden!




DIE LEGENDE DER PRINZESSIN KAGUYA - Nostalgie, Heimat, Heimweh, Fernweh, Erwachsenwerden, Anpassung an geänderte Umstände, die daraus folgende individuelle Willensstärke sowie die Erhaltung des unerklärlichen Zaubers der alles umfassenden Natur: universelle, essenziell menschliche Themen und besonders im Werk des Studio Ghibli von außerordentlichem Stellenwert. Bei dieser, einer ihrer leider wohl letzten echten Produktionen in jenem Sinne, werden genannte Werte mit gewissenhafter Souveränität erneut zu einem herzlichen Märchen zusammengefasst, das schnörkellos und schwelgerisch in japanischer Folklore verwurzelt ist, wie unter anderem auch bereits 'Pom Poko' aus dem Jahre 1993, ebenso von Regisseur Isao Takahata.


Wo dort die alteingesessenen Geheimnisse des Waldes sich selbst zu beschützen versuchen, während der Fortschritt seine Bahnen zieht, wird die titelgebende, aus Bambus geborene Prinzessin Kaguya in eine ländliche Familie geführt, die ihrem Adoptivkind aufgrund ihrer Herkunft eine höhere Bestimmung voraussehen und sie deshalb in ihrer (schneller als bei den anderen Kindern heranwachsenden) Adoleszenz in adlige Kreise einführen wollen, obwohl diese lieber erdgebunden bei ihren Freunden und dem Leben auf dem Land verbleiben möchte. Der lebhafte und liebevoll eigenständige Animationsstil lässt da auch für den Zuschauer Fantastisches und Warmes aufblühen, getragen von einer malerisch-naturalistischen Poesie der ländlichen Sympathie und Entdeckungslust.


Die neuen Verhältnisse bringen deshalb schwierige Einschränkungen und Zweifel mit sich, folglich innere und äußere Flucht bei stürmischem Frust und Seele würgender Melancholie hinsichtlich der Bitterkeit des anstehenden Verlusts. Doch die Anpassung lässt sich nicht vermeiden - solange immerhin die Erinnerungen bleiben, kann man's schon aushalten, auch weil man es den Eltern recht machen will. Die Pflichten des Daseins als Prinzessin rufen allerdings auch oberflächliche, groß tönende Verehrer auf den Plan, gegenüber denen Traditionen erfüllt werden müssen. Kaguya jedoch wehrt sich verschmitzt dagegen, macht es keinem einfach, erfordert ehrliche Zeichen der Zuneigung, während sie gleichzeitig weiterhin die Nähe zur Vergangenheit sucht, darin mit ihren Flügeln der Freiheit wieder aufgehen will.


Inwiefern dieser Wunsch erfüllt werden kann oder erneut von der Gegenwart eingeholt und entsagt wird, stellt sodann den emotionalen Kern in einem Film dar, der als Interpretation einer urtümlichen Sage und zudem im bewährten Rahmen seiner Produktionsfirma leider oftmals recht durchschaubar verläuft, in seiner Einfachheit zwar eine angenehme Unaufgeregtheit und beständige Charakternähe beherrscht, in seiner impressionistischen Stilsicherheit jedoch so sicher bleibt, dass er unweigerlich eher konventionelle Pfade betritt. Das alles besitzt sodann seine gewissen Längen des erwartbaren (wenn auch zurückgenommenen) Erzählens, lohnt im Endeffekt aber für Motivation und Aufbau des starken dritten Aktes, welcher der Fantasie dieser Legende endlich bittersüßen Freiraum jenseits des Traditionellen schenkt.



Man merkt jedoch, dass die Moral von der Geschicht' und ihre narrativen wie thematischen Methodiken kein Neuland für Studio Ghibli präsentieren, in ihrer Variation der Animation allerdings noch einmal eine einvernehmende Plattform der Herzensgüte und menschlichen Sehnsucht zur Magie der unsterblichen Seele verpasst bekommen haben, ehe das Einschleichen einer festen Formelhaftigkeit vollends in die schon lange Geschichte des Studios eintreten musste. Womöglich bleibt da ein ebenso schwieriger Abschied zwischen der Freude des Erlebten und der Verzweiflung des Wiederauflebens übrig, wie am Ende dieses Films, aber irgendwie muss es ja trotzdem weitergehen. Solange die Erinnerungen bleiben...




KILL THE BOSS 2 - "[...] Da beweisen sie ein gewohnt nervöses, flottes Tempo, in vielerlei Hinsicht drücken sie jedoch mehr aufs Gas, als der Film mit seinen Hemmungen gegenüber der etablierten Formel zulässt. Vom Schauspiel her ist reichlich Spielspaß zu erkennen sowie der zuspielende Charme des unbedarften Kumpelfaktors sich zum Affen machender, eierloser Semi-Spießer. Doch auch diese haben mit Anlaufschwierigkeiten mangelnder Einfälle zu hadern [...]"



(Die komplette Kritik gibt es auf CEREALITY.NET zu lesen.)


BONUS-ZEUG:




LET'S BE COPS - DIE PARTY BULLEN - "[...] Immerhin wird jene klischeegeladene Bankrotterklärung des durch und durch persönlichkeitsfreien Film noch bis zum Ende voll durchgezogen und verspricht auf den letzten Metern weitere Eskapaden unserer wacker gebratenen Buletten, jetzt mit dem kreischenden und ebenso unlustigen Gangster Pupa (Keegan-Michael Key) als Spitzel-Sidekick auf dem Rücksitz – ein schöner unfreiwilliger Witz verblendeter Selbstsicherheit. [...]"



(Die komplette Kritik gibt es auf CEREALITY.NET zu lesen.)

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