Sonntag, 22. Juni 2014

Tipps vom 16.06. - 22.06.2014



DIE ERSTE VORSTELLUNG - Weiterführende Kritik- und Liebesansätze zum Wesen des Showbusiness von John Cassavetes verbirgt diese ebenso bittersüße, thematische Quasi-Fortsetzung zu seiner 'ERMORDUNG EINES CHINESISCHEN BUCHMACHERS'. Dieses Mal im Mittelpunkt des Geschehens: Ehefrau Gena Rowlands als Theaterschauspielerin Myrtle Gordon, die nach dem Unfalltod einer ihrer jungen Fans in eine psychologisch nicht explizit offengelegte Sinnkrise gerät, die sich auch auf ihr Schaffen auf der Bühne auswirkt. Ein großes Problem scheint die Identifikation mit ihrer Rolle, einer alternden Frau zwischen vergangenen und gegenwärtigen Ehemännern, zu sein.


Einerseits kann sie die Gewissensbisse der Figur um Familie und Bindung als Single-Starlet offenbar nur schwer nachvollziehen und bandelt deshalb auch ab und zu mit der Autorin Sarah Goode (Joan Blondell) an, um u.U. was in der Hinsicht herauszufinden, erscheint sogar ziemlich unbeholfen auf der Beerdigung ihres toten Fans. Andererseits sind die Parallelen zu ihrer wahren Person laut Kollegen unübersehbar, so wie sie neben ihren Nervenzusammenbrüchen im Erfassen ihres persönlichen, doch unbekannten "Zieles" ja auch stets Zuneigung bei den verschiedenen Männern ihrer Zunft (u.a. Ben Gazzara, Cassavetes selbst) sucht. Wie man es auch dreht, die Konfrontation mit dem Inhalt ihrer Arbeit zeigt eine doch recht unbarmherzige Wirkung: wie wir als Zuschauer wird auch sie schließlich zum Beobachter der Kulissen, des inszenierten Geschehens und zwangsläufig scheint es vorallem im Schmerz so echt zu wirken, dass sie schon bei den Previews das Konzept über den Haufen wirft, die vierte Wand bricht.


Eine Art Therapie muss es für sie nun mal geben, ob jene auf-und-jenseits-der-Bühne-ausgetragene richtig ist, weiß sie selber auch nicht. Gleiches gilt für ihre "steuerbare Einbildung", bei der ihr das tote Fan-Mädel zunächst als idealistische Projizierung von Verjüngerungswünschen erscheint, von ihr jedoch nach nicht allzu langer Zeit "wieder umgebracht" wird. Eine "Heilung" ist damit aber noch lange nicht gegeben - kann ja auch gar nicht sein, schließlich stehen die Premiere und intensive Proben dafür noch an. Aufgeschoben ist eben nicht aufgehoben. Dem kann man irgendwann nur mit Ratlosigkeit begegnen, erst recht da alle "Mitleidenden" keinen so rechten Mittelweg zwischen Einfühlungsvermögen und Quälerei im Umgang mit ihr finden. Genauso bewusst unentschlossen reist Cassavetes zwischen Tragödie und Komödie hin und her, versperrt sich erneut einer klaren Dramaturgie und gibt eine komplexe, kantige Schau ab, die seiner Hauptdarstellerin vollends gerecht wird.


Sie leidet aus allen Rohren, übt aber stets verhaltenen Sarkasmus; gibt sich sehnsüchtig-verwirrten Tränen hin und feuert furiose sowie seufzende Künstlerpassionen daher. So wie sie die Realität über sich selbst (und die Fantasie in der sie was vorspielen soll) nicht entschlüsseln kann, so verwehrt uns auch Cassavetes die Eindeutigkeit der narrativen Logik und auch der emotionalen Genre-Zielrichtung. Diese Zerstreuung findet ihren bezeichnenden Höhepunkt im letzten Drittel, als Myrtle sturzbesoffen zur Premiere antritt, eigentlich unbrauchbar ist und doch mühsam-rücksichtslos auf die Bühne gehievt wird - dort quält sie sich anfangs ordentlich ab, findet aber durchweg ihren schauspielerischen Groove und schließt, ganz der Profi, mit grandiosem, Applaus-trächtigem Spielwitz ab. Dieser kommt natürlich nicht ohne einen Haufen Improvisation aus, ihre Identifikation mit dem Stück und der Rolle kommt eben nicht auf einen vollends gemeinsamen Nenner (so scheint es jedenfalls, sicher kann man sich da nicht sein, weil man die letzte Szene des Stückes bei den Proben als Zuschauer nicht miterlebt hat - und sowieso ganz wichtig: Cassavetes inszeniert dies aus der Sicht des Theaterpublikums, also könnte eben ALLES Show sein), doch so humorvoll-abgeklärt, wie es sich letztendlich entwickelt, so zeichnet sich jene Mentalität auch in ihrem Spiel ab - die Bühnentherapie war also der Schlüssel, auch wenn diese zeitweise gleichzeitig unfassbar brutal und liebevoll war.


Wie man mit dieser (nach 'EINE FRAU UNTER EINFLUSS') erneut bipolaren Erkenntnis als Zuschauer letztendlich verbleibt, wird von Cassavetes jedenfalls nicht entschieden, da mag er weder blenden, noch lügen, noch wirklich deprimieren - manchmal muss das System eben seine Räder quietschen lassen, damit mal Dampf abgelassen werden kann. Und selbst wenn einem nur Hürden und der ganze andere Scheiß entgegenkommen, muss man wohl sogar dazu gezwungen werden bzw. sich selbst zwingen, was aus sich zu machen, zu kreieren, denn das Schicksal schläft nicht. Cassavetes kannte das am Besten, hatte er doch auch mit diesem Film massive Schwierigkeiten, ihn überhaupt vertrieben zu bekommen oder zahlende Zuschauer ins Kino zu locken. Niemand wollte scheinbar seine äußerst persönlichen Filme sehen und dementsprechend steckt eine Menge Wut darüber auch in diesem Werk drin, die sich einer Hilfe oder einer Zurückhaltung verweigert. Aber Gottseidank existieren sie, diese Verarbeitungen der Hassliebe zum Medium - da merkt man wenigstens noch, dass jemand mit dem Leben dran hing, sich einen Kopf drum machte und sich unabhängig vom Erfolg durchschlug. Struggle forever!




NO TURNING BACK aka LOCKE - [...] Denselben Fehler der verdrängten Verantwortung und versagten Liebe möchte er, der allein gelassene Sohn, nicht mehr begehen, stattdessen den Namen Locke reinwaschen, wie er seinem Vater, offenbar metaphysisch auf dem Rücksitz seines BMW verharrend, in den weniger subtilen Sequenzen des Films wütend, aber engagiert mitteilt. Es wundert aber kaum, dass Locke Geister sieht, mitten im nächtlichen Lebensstrom, umgeben von einem Meer der Neonlichter, das lauwarm und schleppend an ihm vorbeizieht und per Kamera und Schnitt durchweg umschlingt, schummrig wabert, auf- und abblendet. Hier wandeln die Seelen im melancholischen Limbus, ob nun im Sinnbild der Zelle „Auto“ oder der Dimensionen verbindenden Freisprechanlagen und GPS-Karten. [...]

(Die komplette Kritik gibt es auf CEREALITY.NET zu lesen.)




ROSEN IM HERBST - Nun, da hätten wir also mal eine Effi-Briest-Verfilmung nach Theodor Fontane vor uns - literarisch der Schrecken aller Schulkinder, in diesem Rahmen für mich hauptsächlich als Ruth-Leuwerik-Vehikel interessant, da darf man meine Ignoranz gegenüber der Vorlage, von der ich bis zu einigen zwangsläufigen Recherchen im Nachhinein rein gar nichts mehr wusste, mal kurz entschuldigen. Unter der Regie von Käutner-Jüngling Rudolf Jugert wird hier jedenfalls versucht, die Essenz/Grundgeschichte des Romans in ein Publikums-wirksames Melodram im ausgezeichnet-prächtigen Eastmancolor zu destillieren. Solche Eckdaten habe ich ja gern und bis zur ersten Hälfte des daraus entstandenen Films funktionieren sie sogar ganz pfundig.

Da verfällt die 18-Jahre-junge Effi (natürlich formatfüllend-aufleuchtend von der damals 31-jährigen Leuwerik verkörpert) dem pommerschen Landrat Geert von Instetten (Bernhard Wicki), als er um ihre Hand bittet und gibt damit vor ihren gleichaltrigen Dorf-Freundinnen an, während sie im Taumel der Fröhlichkeit auf ihrer Schaukel hin- und herschwingt. Gefühlsmäßig ist sie klar oben an der Spitze, was sich auch zum Einzug in die neue (fiktive) Heimat Kessin mit Lust auf die zahlreichen Möglichkeiten der Zukunft bemerkbar macht. Doch am Wegesrand vom örtlichen Strand (Drehort: Sylt) erblickt sie jenen berüchtigten "chinesischen Grabstein" mit der Inschrift "Liebe ist die höchste Form der Religion", der jenem chinesischen Bediensteten eines Seefahrers gewidmet ist, der sich höchstwahrscheinlich aus Liebe zu einem ihm unerreichbaren Mädel umbrachte.


Diese Erzählung verfolgt unser weltfremdes Mädchen vom Lande schon in die erste Nacht im neuen Haushalt hinein - kein Wunder, ist dieses doch im leicht morbiden und schattig-ausgeleuchteten Adel nicht gerade allgemein-einladend, inkl. Ausstattung mit ausgestopftem Krokodil an der Decke, offenen Fenstern, durch die der Wind huscht und einer ausgerechnet chinesischen Porzelanpuppe, deren Arme sich mechanisch bewegen. Effi ist unwohl, geradezu abergläubisch und naiv dem Unbekannten gegenüber (was in einer Szene gipfelt, in der sie im dankbar-durchschaubaren Nachthemd merkwürdige Geräusche im Haus untersuchen will und bei plötzlichem Blitz & Donner in Ohnmacht fällt), erst recht, da ihr Gatte seiner (nicht explizit-ausgeführten) Bestrebungen der politischen Karriere wegen nicht gerade oft zu Hause ist und sie auch sonst ihre Zeit nur mit genau einem Dutzend mondäner Bekanntschaften verbringen kann.


Doch am Horizont der ungemütlichen Tristesse des Erhabenen bricht ein Lichtschein in Form des Major von Crampas durch, kongenial besetzt mit dem bereits aus dem Dritten Reich bekannten Herzensbrecher Carl Raddatz, der hier scheinbar was von der Rolle Kristina Söderbaums in 'OPFERGANG' gelernt hat und nun mit seinem Charme die anfangs noch etwas zögerliche Effi zur Frau zwischen zwei Männern macht - ebenso zu Reitstunden am tosenden Strand einlädt und ihr dort mit lehrsamen Sagen über den zersetzenden Hochmut der versunkenen Stadt Vineta eine Abkehr vom Ehemann suggerieren möchte. Die Vorteile liegen klar auf der Hand: der Major verkörpert stürmische Erotik und Lebenslust; Sex am Dünenschuppen, zu dem sie immer wieder findet, denn er ist ja im Gegensatz zu Geert immer da, wenn sie ihn haben will.


Aber es darf nicht sein (die aufgestellten Netze am Strand zwischen den Beiden haben es schon vorausgesagt), Geert bekommt nämlich die Chance auf einen Posten im Berliner Ministerium und so scheiden Effi und der Major von dannen - beim rührseligen Abschied am Bahnhof schaut sogar sein Pferd der abfahrenden Lok hinterher, das ist unfassbar süß und angemessen für die zuckrig-gespielte Sehnsucht der Leuwerik mit ihrer schon jugendlich-bebenden Liebes-Intensität. Sehnsucht ist sowieso eines der stärksten Stichwörter im wirkungsvollen Melodram und gerade beim Fokus auf Ruths natürliche, zerbrechlich-liebenswerte Erscheinung kann eine derartige Genre-Romanze nur gewinnen. Zu schade jedoch, dass Jugert in der zweiten Hälfte seiner Adaption einige potenzielle Reißer-Quellen einfach nicht anzapft.

Sobald sie nämlich, inzwischen Jahre später mit Tochter Annie im Großstadt-Luxus eingelebt, von ihrem Geert doch noch geschieden wird, nachdem dieser die alten Briefe zwischen ihr und Von Crampas entdeckt hat, gibt es nur eine geringe dramaturgische Fallhöhe. Diese lässt sich einerseits dadurch erklären, dass Jugert Von Instetten trotz seiner vorherigen Abwesenheit in Kessin eigentlich stets sympathisch und vorsorglich gezeichnet hat (daher eigentlich sogar im vollen Recht steht, sich von Effi aufgrund ihres Betruges zu trennen) und andererseits wird das Ausscheiden von Crampas beim Duell in den Dünen (in Quasi-Western-Optik) binnen 30 Sekunden ohne inszenatorisch einschlagendes Gewicht abgehandelt.


Die darauf folgende Bestürzung Effis wird von Leuwerik sodann zwar äußerst überzeugend tränenreich, aber im Dialog zu erklärend-gestelzt dargelegt. Der Film springt dann nochmals einige Jahre vor, um einen Neuanfang in niedrigeren Verhältnissen ihrerseits zu präsentieren, in denen sie ein schnell verletzliches Wesen eingenommen hat. Problem ist nur, dass auch dies meistens nur im Dialog ausgedrückt wird, speziell wenn sie davon berichtet, wie sie ihre entfremdete Tochter (welche, so wird uns berichtet, gesagt bekommen hat, dass ihre Mutter tot sei) auf dem Schulhof ansprechen wollte, sich aber schließlich doch vor ihr versteckte. Auf der Bild- und Tonebene erleben wir diese Geständnisse auch nur relativ gleichgültig, erst als Annie bei ihr zu Besuch ist und jeden potenziell-unterhaltsamen Vorschlag ihrer Mutter mit einem indoktrinierten "Gewiss doch, wenn ich darf." antwortet, erhält man einen Eindruck von den Tiefen, die Effis Seele quälen - weshalb sie daraufhin zum Pflegefall wird.


Sowieso bekommt man an jenen Stellen zumindest noch eine Ahnung davon, wie die Konventionen der Gesellschaft - offenbar ein zentraler Antrieb der Vorlage - ihr emotional zusetzen, hier geht Jugert eher von der Nicht-Erfüllung des individuellen Glückes aus, was er auch zum Schluss dadurch bestärkt, als Effi sich bei ihrer Rückkehr zum Elternhof in geistiger Umnachtung wieder auf ihre alte Schaukel begibt und nach dem Vergangenen strebt, was aber den Umständen entsprechend nicht mehr greifbar ist. Aber dennoch schließt er seinen Film Story-technisch mit Von Instetten ab, wie er einen Brief vom Tod seiner Ex erhält, während er oben an der Karriereleiter angekommen ins Ministerium gewählt wird. Die Politik und die gesellschaftlichen Regeln brachten ihr den Tod, wäre die Aussage dieser Szene, wenn Effi nicht bereits einige Minuten zuvor auf ihrem Sterbebett die innere Versöhnung mit Geert deklariert hätte (was im Buch offenbar auch so nicht vorkam). Mit ihm hätte es doch was werden können - und sowieso wäre der Chinese damals an Herzschmerz der Frau wegen gestorben, das versteht sie jetzt (auch wenn SIE, nicht Geert als Parallele für den Chinesen steht - das wiederum sieht sie in dieser Fassung nicht ein).

Dieser ambivalente, semi-spießige Schlusspunkt (ganz ernsthaft: für welche Seite gilt jetzt eigentlich "Liebe ist die höchste Form der Religion"?) entwertet wie die gesamte zweite Filmhälfte an sich allmählich Effis eigentlich zentrale Sehnsucht und Liebe zu Von Crampas (oder zumindest dem Konzept seiner Person), die sich beide sogar von Grund auf einen beinahe fatalistischen Drang zur Vereinigung in die Unendlichkeit versprachen. Als schönstes Symbol dafür stand das lockende, offene Meer - und tatsächlich entschließt sich Jugert in letzter Instanz, nach einem schweigsamen Bild der leeren Schaukel doch noch mal zu einer Einstellung von aufbrausenden Wellen, auf die der Film endet.

Irgendwie möchte er wohl signalisieren, welche Geschichte & Entwicklung er sich eher für seine Effi, für die bezaubernde Ruth Leuwerik im Fokus, gewünscht hätte, so fast schon teilnahmslos, nicht mal bitter, aber doch offensichtlich im Innern tragisch-berührt er ihren seelischen Abstieg hier, entmutigt und gleichzeitig (laut DVD-Booklet durch die Produktionsleitung gezwungen) distanziert vom eigentlichen Sinn der Geschichte, chronologisiert. So bleibt auch uns, den Zuschauern, nur Ernüchterung übrig, herausgerissen aus Wunschträumen, die wir uns beim Schwung auf der Schaukel gemacht haben. Da wirkt diese Effi-Briest-Verfilmung letztlich wohl doch nach, was die Sympathie für die Figur, viel mehr aber noch den Wirkungsgrad der Umsetzung betrifft. Es gilt, wie seit jeher: wer besser liebt, kann auch besser leiden. Und Jugert & Leuwerik konnten das, hier in allen Belangen leider nur ein Stück weit zu gehemmt.




ZAAT aka BLOOD WATERS OF DR. Z - Aus den Tiefen des herzlichen US-amerikanischen Z-Movies kommt uns dieses Genre-Filmchen entgegen, das mit knapp 100 Minuten Laufzeit zwar schon gut 30 Minuten zu lang geraten ist, dennoch nicht ohne Grund den Weg auf Blu-Ray gefunden hat - und sei es nur dem faszinierend-unbeholfenen Unterhaltungswillens wegen, den man aus jener Sparte Zelluloid ja zu gern empfängt. Bis sich 'ZAAT' aber in solche Höhen schwingt, begleiten wir zunächst den Eigenbrötler und geheimen Nazi-Doktor Kurt Leopold (optisch eine Mischung aus Martin Sheen & Harry Dean Stanton mit Buckel und Pomaden-Katastrophe), der anfangs schleppend methodisch in seinem Labor (einer ranzigen Angler-Anlage voller spekulativer Apparate), nur vom einschläferndem Summen der Maschinen und einer geradezu ironisch-gegengeschnittenen Indie-Ballade über 'Sarcasm' & 'Sargassum' begleitet, die Herrschaft über das Universum plant - und zwar mit mutierten Katzenfischen!


Äußerlich bringt er dafür keine rechte Begeisterung hervor - seine innere Stimme dagegen lässt ihn viel kraftvoller und engagierter (verrückter) erscheinen, da herrscht augenscheinlich Ego-Verklärung in seiner Selbstdarstellung. Passt aber auch zu seinem Plan (immerhin per Zykluskalender in monatliche Deadlines eingeteilt), für den er freiwillig die unnütze und unpraktische Gestalt eines mutierten Fischmonsters annimmt (und sich des Öfteren in Netzen verfängt), um seine chemische Verbindung Zaat in die nähere Umgebung, Florida, und bald die ganze Welt herum zu verspritzen. Zudem gelüstet es ihm nach Blut und so terrorisiert er nicht nur Stock-Footage-Aufnahmen von exotischen Meeres-Tieren, sondern auch harmlose Einwohner, die bei ihren lauwarmen Ausflügen und Picknicks schon durch bloße Berührung (was 'Würgen' darstellen soll) dahingerafft werden. Alte, skeptische Berufskollegen von Seiten Leopolds bleiben da auch nicht verschont.


Wer jetzt denkt, dass sein teuflischer Plan Früchte trägt, der wird überrascht sein, wie unspektakulär sein Rampage ausfällt und wie wenig er damit erreicht - immerhin verwandeln sich ein paar Wesen in Katzenfische, liegen dabei aber zuhauf logischerweise nur unbeweglich-japsend im Gras herum. Drum muss ein weiblicher Fisch-Humanoide her - eine Aufgabe, die für Social Outcast Dr. Leopold erst recht eine Schwierigkeit darstellt, da sich einerseits nur wenige Damen freiwillig dazu "überreden" lassen (darstellerisch ohnehin unter den Möglichkeiten bleiben) und andererseits inkompatibel mit seiner Verwandlungsformel sind. Man kann es ihnen aber auch nicht verübeln, schließlich konnten die Darsteller im liebevoll-klobigen, stets fokussiert-ausgeleuchteten Zaat-Kostüm nichts sehen und mussten sich den Film durchweg an Wänden entlang tasten und sogar ein paar Stolperer beim mörderischen Treiben in Kauf nehmen, was dem Zuschauer natürlich umso mehr Freude macht.


Doch das Gesetz schläft nicht (nur die meiste Zeit) und lässt solch ein Verhalten nicht ungesühnt, sprich: Sheriff Lou trommelt mitten in der Nacht die ulkigen Einwohner seines floridanischen Kuhkaffs (das in seiner Vergammlung ausschaut wie jenes aus EIN ZOMBIE HING AM GLOCKENSEIL) zusammen und teilt ihnen per Megaphon mit, sich vor dem Monster mit Waffengewalt zu schützen, dafür wieder nach Hause oder zum roten Kreuz mit seinen Versorgungseinheiten zu gehen, wenn man denn will. Weitere Anweisungen oder überhaupt Einsatzpläne/-kräfte gibt es nicht. Nur einmal erhält Lou einen Anruf, dass verdächtige Geräusche aus dem Gemeindehaus kämen, was sich aber nur als Gitarrenspiel harmloser Jesus-Hippies entpuppt, dem der Sheriff gerne zuhört, bis sie ihm in einer der epischsten Sequenzen des Films als mit-Kamerakran-abgeschwenkter Treck durch die Kleinstadt zum Knast folgen ('Der Rattenfänger von Hameln' lässt grüßen), damit sie da in Sicherheit sein können. Kein Wunder, dass die Deputys noch verdutzter als sonst aus der Röhre gucken. Der Film geht nun mal merkwürdige Wege und er hat sichtlich eigenwilligen Spaß dabei.


Eher aktiver als der Sheriff agiert hingegen sein schwarzer Sohn/Freund/Partner/Protegé und Meeresbiologe Rex, welcher die Forschungseinrichtung INPIT und ihre beiden Vertreter Martha & Walker als Unterstützung in die Stadt beordert - wobei diese natürlich ganz seriös in einem Wohnwagen (inkl. Land- & See-Buggy) mit roten Disco-Overalls zu Sith-Marsch-ähnlicher Musikuntermalung ankommen und nur oberflächlich behilflich sind. Die arbeiten auch nur mit Netzen, dafür mit Erkennungs-Sensoren; schießen immerhin Beweisfotos vom Monster, währenddessen aber der jeweilige Kollege davon angegriffen wird. Denn trotz der eigentlichen Gefahr des Zaats herrscht immer eine recht entspannte Atmosphäre, nicht nur inszenatorisch, sondern auch darstellerisch: in den zahlreichen Hütten-Interieurs des Films wird bei schönem Wetter locker daher gelabert, man ist stets leichtlebig im Umgang mit der normalerweise dringlichen Aufklärungsarbeit, aber umso schockierter, wenn das Monstrum dann doch mal zuschlägt und INPIT-Martha (beste Bikini-Blondine) als Weibchen auserwählt/verschleppt.


So agiert nun mal das sympathisch unbedarfte Figurengefüge dieses geradlinig naiven Genre-Camps mit seinen Monster-Ambitionen und gleichzeitig ganz kleinen Mitteln (& Darstellern, die schon zum Atemschlauch greifen, bevor sie untergetaucht sind). Dies mündet dann auch in einem stockenden Verfolgungsjagd-Finale der unausweichlichen Unfähigkeit, angenehm gewürzt mit einer ungelenken Traum-Logik (vermutlich durch das Schlangengift, das INPIT-Walker auf der Jagd aus Versehen injiziert bekommt). Deshalb gibts ganz zum Schluss auch nochmal eine leicht psychedelische Dosis Melodrama, als die vom Zaat-Serum hypnotisierte Martha ihrem sterbenden Gebieter fatalistisch in die Wellen des Ozeans folgt, während am Ufer ihr Kollege am Schlangenbiss verreckt - die Moral von der Geschicht': werdet keine verrückten Wissenschaftler oder eben Katzenfische. Ein verballert-eigenwilliges, süß-doofes Kleinod von Film, das vom Herzen kommt - zwar durchweg auf die Nase fällt, sich auch unfassbar zieht, aber harmlos und irgendwie auch archaisch-schön bleibt.  

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