BILDNIS EINER UNBEKANNTEN - Wie schön es doch immer wieder sein kann, wahre Liebe im Film zu erleben. Als Gleichnis bietet sich da bereits der Ausgangspunkt dieser heiteren Romantik Helmut Käutners an, in welcher der Maler Jan Keller (O.W. Fischer) beim Ballett-Besuch eine unbekannte Schönheit im Theater erblickt, deren Antlitz er fortan in Momentaufnahmen der Malerei zu verewigen versucht, wenn auch nötig mit dem Ersatz eines Model-stehenden Körpers. Da steckt Passion, Anziehungskraft und Sehnsucht drin, noch bleibt der junge Herr aber stets gewitzt und leichtlebig in seinem künstlerisch-legeren Ambiente.
Anders ergeht es da seiner unfreiwilligen Muse, der Diplomaten-Ehefrau Nicole (Ruth Leuwerik), welche zwar durchaus nach herzlicher Leidenschaft giert und sich ihrem Beau Walter (Erich Schellow) dementsprechend offen präsentiert, aber darin nicht gleichwertig gewürdigt wird. Seine Erwiderung erfordert Manierlichkeit und Anstand, dem Posten zuliebe. Als das geheime Portrait seiner Frau in den Händen eines politischen Rivalen landet, der ihn damit bei einer Versteigerung erpressen will, kommt er deshalb auch aufgrund seiner Integrität nicht umhin, das Bild öffentlich präsentieren zu lassen, Nicole zu beschämen und einen Skandal heraufzubeschwören, für den er mit bitterem Entschluss auch in Erwägung zieht, sich von ihr zu trennen, um sein Gesicht zu wahren.
Solche Entscheidungen über ihren Kopf hinweg haben natürlich ihre Folgen und so entfacht sie bei der gemeinsamen Konfrontation mit Keller eine falsche Beichte ihrer Untreue. Wie da kurzerhand der Spieß umgedreht wird, ist nur die erste, großartige Erfrischung dieses Films, der anfangs wie ein erneutes Bewandern der Pfade von Käutners eigener 'ROMANZE IN MOLL' zu werden scheint, sich jedoch ab jenem Zeitpunkt zur Romanze in Dur mausert. Und dennoch schwebt in Nicoles Beweggründen eine starke Melancholie mit - ihr war die Maßnahme ebenso eine schwierige Angelegenheit.
Oberflächlich begründet sie diese mit der Bereitschaft zum Opfer für die Karriere ihres Mannes. Doch im Unterbewusstsein weiß sie, wie wenig Freiraum er ihr bot und so nimmt sie zwar etwas skeptisch, aber doch gerne die Hilfe Jans an, wieder ins Leben herein zu finden. Bezeichnenderweise steigt Käutner eben dann erst mit der deutlichen Präsenz von aufregender, lebhafter Musik ein und offenbart allmählich, welch Talente und reizvolle Vergangenheit in Nicole schlummern, die sie nun als 'Kolibri' im jazzigen Nachtlokal 'Mirroir' als Chanteuse wieder ausleben darf. Die Qualität ihrer Stimme hat sich inzwischen außerordentlich verbessert, was aber daran liegt, dass die frische Tragik noch immer an ihr nagt, weshalb sie sodann die Gesellschaft Jans in freimütigen Abenden ersucht, die den schwärmerischen Nukleus der freudig-flüchtenden Filmerfahrung repräsentieren. Ein Bekenntnis zur Liebe mag sie aber noch nicht ausdrücken, obwohl sie süßer nie strahlte.
Sie will es nicht zugeben, doch sie hat Schiss, dass die Realität sie wieder einzuholen versucht - um der entgegenzuwirken und souverän vor dem Scheidungsgericht zu treten, trifft sie sich nochmals mit Jan, um sich für die 'fiktive' Beziehung beider einen glaubhaften Background auszudenken. Käutners Alter Ego Jan kann da nicht anders, als nach einigen profanen Vorschlägen eine derartig poetische Fantasie der Liebe zu entwickeln, dass deren Charme äußerst verführerisch, explizit malerisch daherkommt. Viel effektiver ist da aber natürlich die greifbarste Entsprechung dieser Story in den nächtlichen Abenteuern mit Jan, aber Nicole bleibt stets gefangen von diesem 'Denkmal' ihrer früheren Beziehung, das ebenso ab und an versucht, die Versöhnung zu erhoffen.
Es braucht ein 'Wunder', um sie zu überzeugen, z.B. Schneefall im August - und mit allem künstlerischen Elan probiert Jan, diesem Wunsch gerecht zu werden. Das pure Glück der Bestätigung überkommt Nicole, doch er hingegen erlebt eine ernüchternde Einsicht. Da gesteht er sich ein, dass er nur ein schlichter Ersatz jenes 'Denkmals' sein könne, dass sie noch nicht darüber und den damit verbundenen Erinnerungen/Erfahrungen/Gefühlen hinweg sei - weshalb er auch den Ehemaligen, Walter, beschwört, sie ultimativ zu konfrontieren. Darin sucht sie nun als letzte Chance die Wiedererweckung des früheren Zaubers, lehnt jedoch die manierlichen, emotionalen Kompromisse wider der Selbstbestimmung ab und durchschaut den halbärschigen Charakter ihres Walters - "Bumm! Ein Denkmal ist umgefallen.", frohlockt sie inmitten der Zersetzung dieses früheren Bündnisses.
Und jumpt mit befreitem Leichtsinn vollends in die freizügige Kunst ihres neuen Jans, die Liebe darf nun erblühen und die Kamera verweilt in jenem letzten Moment auf deren profundem Denkmal, dem Schneefall im August. Der Kreis schließt sich, auf Zelluloid gebannt: die pure Romantik. Der Zuschauer jauchzt vor Freude wie die Protagonisten, ebenso Drehbuch & Regie - eine herzlich-geschlossene Beziehung von Sender & Empfänger: das ist Kino. Manchmal natürlich etwas klobig (der Beginn in höherer Gesellschaft, wenn auch mit der Granate von Meyendorff am Start) und lautmalerisch (die alles erklärenden Liedtexte im Verlauf des Films), aber an sich doch durchgehend eine Schönheit (und Erotik), die sich stets an die Oberfläche trauen und genießen möchte. Ganz wie bei Käutner und seinem Jan erklärt sich dann auch dem Zuschauer selbstverständlich: dafür hilft man gerne nach.
DIE GEFANGENE DES MAHARADSCHA - Ganz gemäß des Prinzips eines Fortsetzungsromans geht es diese Woche weiter mit den ceylonisch-indischen Abenteuern Kristina Söderbaums unter der Regie ihres Hausherren Veit Harlan. Auf den Cliffhanger von jenen 'STERNEN ÜBER COLOMBO' folgt allgemeine Verwunderung: Yrida (Söderbaum) scheint an Gedächtnisverlust zu leiden, zudem krankhafter Schwäche und einer geradezu omnipräsenten hypnotischen Macht verfallen zu sein. Erinnerungen werden zunächst neu geformt, umgeschrieben und verschwiegen. Zaghaft zögernd in jenen Maßnahmen, aber so weit es geht genießend, steht der Maharadscha Gowan (Willy Birgel) am Rande seines Gewissens und verwöhnt seinen Schwarm im goldenen Käfig - bemerkt nur wenig von den im Hintergrund brodelnden Intrigen, hofft aber im steten Zweifel mit der Richtigkeit von Yridas Aufenthalt auf das Vertrauen seiner Untergebenen. Das Unterbewusstsein meldet sich ohnehin nach Genugtuung, scheint der Sohn Gowaran (Adrian Hoven) doch bereits in den sprechenden Massen des Volkes, obwohl er vom logischen Sinne her noch nicht da sein dürfte.
Ohnehin verlässt Harlan in dieser Weiterführung der Story des Öfteren die rein physischen Territorien des Ambientes, steigt in den Zauber und die Mystik ein, beschwört Hellseher und Symbole herauf, die Fortschritt und Verwirrung, Abenteuer und Verwunderung bringen. Das schlägt sich nicht nur wie gesagt bei Yrida nieder, welche im gleißenden Prunk Manie, Bewegung und das Gefühl der Liebe herbeisehnt, sondern insbesondere bei denen, die sie suchen. Gowaran findet über seinen Vater direkte Wege, gewisse aufregende Umwege müssen dafür ihre Zirkusfreunde Ambo und Götz (Hermann Schomberg) aufnehmen, wobei letzterer noch immer nicht den Tod seines Sohnes Michael verkraftet hat, dennoch mit abgeklärter Entschlossenheit die Befreiung erschließen will. Hilfe erwartet er dabei wie selbstverständlich von den höheren Mächten, da diese sich ja ein Opfer von ihm genommen haben, erhält sodann auch heilige Gnaden, die ihn ohne direkte Logik zur Destination führen. Speziell sei die fantastische Sequenz genannt, in welcher eine ganze Mauer von Elefanten ihm am Ganges entgegenkommt und durch eine rauschhafte Überblendung an einen heiligen Tempel manifestiert. Denn Stück für Stück gilt es, weitere Mauern im Minikosmos Indiens zu überwinden, durch die Gefahren des Dschungels mit seinen Schlangen und Schwärmen fliegender Füchse hindurch zu den geheimsten Pfaden aller Dimensionen.
Derweil entwickelt sich Yrida zum recht willigen und leidenschaftlich-ekstatischen Opfer mehrerer Konfrontationen mit der Erinnerung - ob die intrigante Navarani ihr nun krass-verstärkte Halb-Wahrheiten entgegen donnert, oder Gowaran die Liebe in ihr aufschäumt: ihre expressive Intensivität beherrscht die Szenerie und knallt besonders im exotischen Agfacolor die Grenzen rationaler Realität in den metaphysischen Äther - so schrill als wäre sie bei Zulawski, aber auch so sinnlich wie es nur ein Harlan hinkriegen konnte, mit deutlichen Parallelen zum Lebensdrang der Aels in seinem eigenen 'OPFERGANG'. Folgerichtig entfachen diese Kräfte bei ihr und ihrer Umgebung dramatische Konsequenzen, die vor allem Gowaran gegen seinen eigenen Vater aufbringen, dessen innere Zwiespältigkeit ins Extreme eskaliert, nachdem gewisse Verschwörer einen umstürzenden Mordanschlag an ihm versuchen und er aus der Verzweiflung heraus seinen eigenen Sohn dafür verantwortlich erklärt, in den Kerker sperrt.
Bezeichnenderweise findet Yrida wie jeder vom Schicksal gebeutelte Mensch in diesem Film einen geheimen Zugang zu ihrem Liebsten, ringt um die ewige Nähe im erdrückenden Dunkel, kann aber einem Engel-haften Geist ähnlich nur flüchtig erhalten bleiben, da auch die himmlische Macht ihre Grenzen hat. Die letztendlich entscheidende Menschlichkeit des Figurenkomplex um Schuld, Treue und Macht kann das Leiden erst auflösen, jedoch nicht ohne allzu krasse Konsequenzen zu ziehen und die Energien der Zeit-&-Raum-sprengenden Gefühle markerschütternd aufspielen zu lassen - dem malerischen, fast intergalaktischem Happy-End zuliebe. Harlans Film ist dementsprechend nicht der vollends-sinnigste, greifbare Klimax, den man vom ersten Teil heraus erwartet hätte.
Sicherlich mögen die schwierigen Dreharbeiten ihren Teil dazu beigetragen haben, unkonventionelle Wege des Erzählens zu gehen - und tatsächlich fehlt seiner 'Gefangenen' das leichtlebige und naive Spektakel des Erstlings, zerfällt wie seine Charaktere in ein Kammerstück, ein Labyrinth der Mysteriösitäten. Daraus entwickelt sich aber wiederum eine schwelgerisch-hypnotische Eigenmacht, die mithilfe übernatürlicher Suggestion zwar auch der Romantik, aber noch viel mehr der notwendigen, psychologischen Drastik verpflichtet ist. Da schwebt natürlich ein durchgehender Unterhaltungsfaktor des Wahnsinns mit, weshalb sich eine Unfassbarkeit nach der anderen reiht. Und dennoch erscheint der universelle Abschluss dieser intensiv-magischen Erfahrung so überwältigend und spannend, dass man sich nur schwer ihrem psychotronischen Sog jenseits konventioneller Subtilität entziehen kann. Harlan kann sicherlich noch eindringlicher, aber ein genüsslicher Freilauf in die Aura des Geheimnisvollen hinein gelingt ihm auch hier zweifellos.
IN DEN WIND GESCHRIEBEN - Bereits am Anfang legt der titelgebende Wind los, rast durch die Öl-Industrie von Texas, fährt den Exzess an die Haustür und richtet diesen in einem verschleierten Hurrikan der Gefühle nieder, während auf dem Soundtrack in subversiver Ironie das süßliche Barbershop-Titellied erklingt und die Hauptdarsteller inmitten dieser vorausschauenden Vorspann-Montage vorgestellt werden. Denn darauf folgt zunächst ein extensiver Rückblick in die Vergangenheit, der ganz unschuldig beginnt, zumindest von Lucys (Lauren Bacall) Seite aus, die für die Hadley-Öl-Company als Werbedesignerin arbeitet, sodann allerdings durch ihre natürliche Erotik die besten Freunde Mitch Wayne (Rock Hudson) und Kyle Hadley (Robert Stack) auf den Plan ruft, um ihre Gunst zu buhlen.
Letzterer kann als Millionenerbe mit der Macht und Faszination des Reichtums glänzen und sieht sich dabei auch siegessicher, so energisch er die verheißungsvollen Weichen legt. Doch wie bei der Geschichte vom Rennen zwischen dem Hasen und der Schildkröte ist jene Siegessicherheit nicht der Weisheit letzter Schluss. Lucy ist nicht eine dieser Frauen - das belegt auch der Vaseline-Schleier, der anfangs nur in ihren Nahaufnahmen vorkommt. Dennoch lässt sie sich zum Bleiben überzeugen, da sich bei Kyle Zeichen der inneren Verzweiflung bemerkbar machen, er dafür sogar einen demütigen Appell an sie richtet. Ist ihr Entschluss eine Mitleidstat? Das Schicksal ist jedenfalls nicht allzu guter Dinge, legt bereits hoch über den Wolken in Kyles Privatflugzeug eine rote, fatale Aura um seinen Körper.
Allmählich offenbart uns Regisseur Douglas Sirk ohnehin die finstere Seite des Hadley-Imperiums, die sich in Kyle und seiner Schwester Marylee (Dorothy Malone) manifestiert hat. Alkoholmissbrauch ist beiden eine belastende Crux, woher genau dieser rührt, ist nicht wirklich motiviert, aber ein klares Zeichen verzerrter Dekadenz und leidlich unterdrücktem Frust. Speziell Marylee hadert in unterschwelliger Nervosität mit ihrer ewigen unerfüllten Liebe zu Mitch Wayne, welcher wiederum nicht ganz von Lucy lassen kann. Jener Umstand entgeht auch nicht wirklich Kyles Auge, der seinen Herzensbesitz bei Lucy ständig in Gefahr sieht, zudem mit Minderwertigkeitskomplexen zu kämpfen hat, die seine Paranoia noch stärker forcieren.
Die beidseitige, verzweifelte Eifersucht der Hadley-Geschwister entfacht sodann einen folgenschweren Sturm von Nachlässigkeit, Misanthropie und Intriganz, in dem das verständnisvoll-umklammernde, unausgesprochene Verhältnis zwischen Mitch und Lucy nicht anders kann, als sich gegenseitig emotional zu stützen. Eine Flucht aus dem Sturm soll jedoch nicht unternommen werden, dafür sind beide zu stark mit ihren besorgten Gefühlen zu Kyle verbunden, um ihn im Stich zu lassen, erst recht da Lucy jetzt doch, entgegen der ärztlichen Meinung, von ihm ein Kind erwartet.
Doch der Pfad der Selbstdestruktion hat ihn bereits so verätzend eingenommen, dass er sein potenzielles Glück niederschlägt, die Fronten gegen sich aufhetzt und zur wutentbrannten Verzweiflungstat voranstürmt, gegen die nicht mal versöhnliche, klare und ehrliche Worte helfen können. Die Zerstörung findet ihre Konsequenz und als Schuldiger muss wie immer Mitch seinen Kopf hinhalten, was Marylee beinahe recht kommt, da sie seine 'Liebe' nun schlussendlich mit dem Geständnis der Wahrheit erpressen kann. Doch auch sie ist nicht gewappnet gegen die Einsicht über ihre gefallenen, selbstsüchtigen Entscheidungen und den Konsequenzen, anhand deren Egoismus sie ihr Glück von einst zerbrechen ließ - und so schreitet sie voller Demut zur Verantwortung, ihrem Mitch zuliebe, der ihrer Güte Tränen der Erleichterung entgegenbringt.
Dieser moralische Schlusspunkt lässt ihr insofern nicht unbedingt die Erfüllung ihrer Wünsche, aber zumindest die Anerkennung ihres größten Freundes, den sie schweren Herzens, aber schuldbewusst ziehen lässt, damit er und die aufgrund ihrer Handlungen seelisch zerschundene Lucy doch noch von vorne anfangen und glücklich werden können. Sirk zeichnet diesen Weg dorthin mit direkten Offenbarungen unter der farbenfrohen Hülle des texanischen Industrie-Hedonismus mit seinen respektierten, doch innerlich dahin vegetierenden Größen, erhebt darin mit stetig anwachsender Charakter-Reibung ein aufregendes Spannungsfeld, das sich immer tiefer in den Teufelskessel vollends menschlicher Frustration hinein verliert und schließlich in brandheißer Eskalation explodiert.
Im Zentrum dieser Stärken brillieren vor allem Stack und Malone in ihrer Porträtierung der Hadley-Geschwister, zehren derartig hart am Limit der Verzweiflung, dass sie höchst authentisch, greifbar und äußerst verletzlich wirken, selbst wenn sie am meisten verletzen - viel mehr noch als Hudson und Bacall, deren bittere Sehnsucht im Narrativ natürlich trotzdem eine empathische Entsprechung erhält, aber dennoch von der brodelnden Macht der Hadleys übertrumpft wird.
In dieser verstärkten Präsenz jener Geschwister zeigt sich jedoch am Besten, wie Sirk trotz moralischer Essenz weniger darum bemüht ist, ein Urteil über deren Wesen zu fällen, sondern aufzuzeigen, welch psychologische Problematik selbst in den Gesellschaftlich-Höhergestellten steckt, so dass diese auch Mitgefühl und Hilfe verdient haben, nicht grundlos böse/arrogant sind. Dass die Konsequenzen sich durchaus als brutal und erschütternd erweisen, steht natürlich außer Frage und zieht den Zuschauer in den aufregenden Sog der Intensivität, der in meisterhaft-pointierter Gestaltung ein genüssliches Drama amerikanischer Dynastien aufzieht. Unbedingt empfehlenswert, dieses kraftvoll-tragische Seelen-Abenteuer alter Schule.
WAS DER HIMMEL ERLAUBT - Ein Technicolor-Gesellschafts-Melodram, wie es im Buche steht. Im Narrativ so universell, dass dieser sich in zahlreichen weiteren Exemplaren des Genres glänzend bewährt hat und u.a. in weit radikaleren Nachfolgern offen zitiert wurde (berühmtes Beispiel: Fassbinders 'ANGST ESSEN SEELE AUF'). Der Nachteil bei so einer historischen Bezugsquelle ist für den erfahrenen Zuschauer natürlich die Vorhersehbarkeit der Dramaturgie, die in diesem Fall dadurch noch unterstrichen wird, dass Regisseur Douglas Sirk/Detlef Sierck (womöglich im massentauglichen Sinne der Hollywood-Studios) objektiv gesehen recht zahm/manierlich an die Geschichte herangeht, ihre Konstruktion stimmig, aber im Verlauf allzu glatt und gefällig abwickelt, somit ein gutes Stück weniger filmisch-spannend auftritt, als z.B. seine ehemaligen Kollegen in Deutschland mit ihren packenden Melodramen von der Weimarer Republik über das dritte Reich hinaus bis in die BRD hinein - von US-Veteranen wie Edmund Goulding ganz zu schweigen.
Im Umkehrschluss verleiht er seinem Sujet der einsamen Witwe Cary (Jane Wyman), die sich in den gesellschaftlich niedriger-eingestuften Ron (Rock Hudson) verliebt, ihn aber aufgrund ihres skeptischen Umfelds ziehen lassen muss, eine unaufgeregte Würde, die bodenständig bleibt und dennoch nach dem strahlenden Leben zu greifen versucht. Und wie die Farben in aller Wärme auf den Zuschauer einwirken, dabei eine heimelige Aura der Geborgenheit erschaffen, welche natürlich im Sinne der Spannung schließlich durch die Macht der Schatten eingenommen und unterdrückt wird. Denn immer wenn Cary Zweifel aufkommen, sich von ihrem bisherigen Leben zu lösen oder ihre egozentrischen Kinder sowie der heuchlerisch-spießige Freundeskreis ihr vorwurfsvoll ins Gewissen reden, dass sie einen Fehler begehen würde und sowieso nicht wirklich verliebt sei (eher vor einen aufgedrängten Fernseher gehöre), hüllt sich deren Antlitz in tiefe Finsternis - der Abgrund der Einsamkeit droht jeden zu verschlingen, selbst den charmant-leichtlebigen, doch entschieden-eigensinnigen Ron.
Der Konsens des Einknickens wird zwar schweren Herzens vollzogen, doch körperlich wie auch karmisch machen sich die Zeichen breit, dass die Rückkehr zur Erfüllung des Glücks doch der richtige Weg sei (bzw. es wird unseren Protagonisten schlicht von anderen ratsam beigebracht), erst recht nachdem sich herausstellt, dass Cary ihre blühende Zukunft der sozialen Stellung zuliebe umsonst geopfert hat. Der Drang zur Wiedervereinigung strebt auf, erlebt kurzerhand eine gewisse, gefährliche Hürde, die aber (der Dramaturgie entsprechend) schnell und relativ risikofrei gemeistert wird und zwischen dem roten Licht des Kaminfeuers/Herzens und dem blauen Schein des natürlichen Winterschleiers im malerischen Happy-End mündet. Wie gesagt eine mehr als erwartbare Konsequenz, dennoch anhand schauspielerischer Menschlichkeit und gestalterischer Behutsamkeit mit reichlich Herzensstärke versehen, dass man diese archaische Humanismus-Romantik durchgehend kurzweilig genießen kann. Für mich persönlich war sie jedoch, angesichts der vielen ergreifenderen Alternativen zu jener Zeit, eine nur bedingt starke Erfahrung - sehenswert bleibt das, 'WAS DER HIMMEL ERLAUBT' aber allemal.
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