ROBOCOP - So, die letzten Tage kam der liebe Sci-Fi-Klassiker (wie ich Jahrgang '87) ja in einer exquisiten Blu-Ray-Auflage, frei vom Index, heraus - was funkeln einem da im feinsten Detail die kinetisch-intensive Kameraarbeit Jost Vacanos ('SUPERMARKT') und die fantastischen practical fx von Rob Bottin zu - der pure Wahnsinn! Und nach der erneuten Sichtung von Verhoevens originär gestalteten Jesus-Golem-Actionsatire für die Reagan-Yuppie-80er, welche zudem geschickt und gewitzt die Seele in der Maschine inmitten des mittelalterlich-martialischen, blutrünstigen Detroit erforscht, muss ich natürlich meine höchste Empfehlung für dieses Meisterwerk aussprechen.
DIE WEISSE HÖLLE VOM PIZ PALÜ - Das nenne ich mal ein gottverdammtes Bergsteiger-Drama! Da verbindet sich doch einfach mal ganz harmonisch die gewohnt-leidenschaftliche Zelebration der Natur Arnold Fancks mit der Dramaturgie von G.W. Pabst und gibt über 2 Stunden lang massiven, weißen DRUCK. Imposant und destruktiv schneit und schüttet es da von Anfang an hinein in die menschlichen Schicksale, lässt den erfahrenen Bergsteiger Dr. Johannes Krafft (Gustav Diessl) zerschlagen als Witwer zurück und zerbricht ihm jede Hoffnung mit eisiger Kälte - da hat selbst 'CLIFFHANGER' gerne von geklaut.
Als dann ein junges Paar um Hans Brandt (Ernst Petersen) und Maria
Maioni (Leni Riefenstahl) ihren Skiurlaub am Piz Palü verbringt,
begegnen sie in ihrem frischen Liebesglück den gebeutelten Krafft, blass
vor fehlendem Lebensmut. Da erkennt der arme Mann selbst in der
Zubereitung von Tee durch geschmolzenes Eis dieselben
unbarmherzig-plätschernden Eiszapfen aus jener fatalen Zeit (meine
absoluten Lieblingseinstellungen im Film übrigens). Und dennoch wollen
die Beiden ihm unter die Arme greifen, wieder einen Sinn im Leben zu
finden - entschließen sich, ihn auf seiner Erklimmung der Nordwand nicht
ALLEIN gehen zu lassen.
So beginnen sie diese Tour dann mit der Euphorie eines freudigen Abenteuers, währenddessen zudem Studenten aus Zürich ebenfalls den Berg erkunden. Doch dieser gewisse Übermut wird sodann von der blinden Gewalt des Piz Palü untergraben, verwandelt das Abenteuer in einen einschneidenden und tödlichen Überlebenskampf durch endlose Nächte und ungestüme Schneegewitter, macht die Menschen zu seinen Gefangenen (verletzt sind sie zudem auch, vor allem Hans, der anhand einer klaffenden Kopfwunde allmählich in den Wahnsinn verfällt). Dank Kraffts Freund Christian, der die Hilferufe seines Kumpanen vernimmt, wird des Nächtens aber auch schnell ein energischer Suchtrupp aufgestellt.
Doch selbst der hat es schwer, sich durch die Massen der weißen Hölle zu kämpfen, dringen mit ihren Fackeln schließlich sogar bis in die tiefsten Gräben hervor, welche sich als INFERNO entpuppen und wo sie ausschließlich die Leichen der Züricher Studenten vorfinden - diese mit niederstreckender Machtlosigkeit an die Oberfläche, schließlich zu Grabe tragen müssen. Erst als ein Freund von Hans & Maria, der Flieger Ernst Udet, von deren Schicksal in der Tageszeitung Kenntnis nimmt, macht er sich auf die Socken und durchfliegt das Gebiet. Diese Sequenz wirkte für mich schon wie das nahende Happy-End, zog sie sich doch recht lange hin und erinnerte dabei an Fancks späteren 'S.O.S. EISBERG', der ein ähnliches Ende nahm.
Doch Gottseidank ist es zu dem Zeitpunkt noch nicht soweit und so wird noch mit wahrer Größe die Charakterentwicklung von Krafft abgeschlossen, der in seiner letzten Heldentat Selbstaufopferung beweist, um das junge Paar zu retten - in deren Maria er ja seine eigene Verflossene (ebenfalls mit dem Namen Maria) wiedererkennt, diese auch beinahe genauso liebte - und sich dem ewigen Eis ergibt; jener Naturgewalt, der er schon Zeit seines Lebens ergeben war, in seinem Wirken und in seinen Schicksalsschlägen.
Da schlägt bei diesem Stummfilm-Epos schon so einiges ein im Zuschauer, zudem wird dieser von Ashley Irwins facettenreichen, orchestralen Score dazu beflügelt, feuchte Augen für so eine klassische, ausgezeichnete Filmkunst aufzulegen. Nicht, dass da nicht schon die visuelle Komponente allein ausreichen würde, mit ihren zauberhaften Kameraeinstellungen von stimmungsvoll lichtbrechenden Eis-Konstrukten, malerisch-schroffen, atemberaubend-riesigen Tälern & Bergen und dem eindrucksvollsten aller Naturmonumente für die große Leinwand: dem menschlichen Gesicht, welches innerhalb dieser Geschichte Himmel und Hölle erlebt und kraftvoll-nachvollziehbar reflektiert, in die Seele des Zuschauers fährt und umgekehrt.
Da steckt soviel "WOW!" und ♥ drin, dass einem teilweise ganz schön die Puste wegbleibt. Ein Monolith vom Kampf mit dem Eis und mit dem Berge - wahrscheinlich der beste Fanck von allen!
So beginnen sie diese Tour dann mit der Euphorie eines freudigen Abenteuers, währenddessen zudem Studenten aus Zürich ebenfalls den Berg erkunden. Doch dieser gewisse Übermut wird sodann von der blinden Gewalt des Piz Palü untergraben, verwandelt das Abenteuer in einen einschneidenden und tödlichen Überlebenskampf durch endlose Nächte und ungestüme Schneegewitter, macht die Menschen zu seinen Gefangenen (verletzt sind sie zudem auch, vor allem Hans, der anhand einer klaffenden Kopfwunde allmählich in den Wahnsinn verfällt). Dank Kraffts Freund Christian, der die Hilferufe seines Kumpanen vernimmt, wird des Nächtens aber auch schnell ein energischer Suchtrupp aufgestellt.
Doch selbst der hat es schwer, sich durch die Massen der weißen Hölle zu kämpfen, dringen mit ihren Fackeln schließlich sogar bis in die tiefsten Gräben hervor, welche sich als INFERNO entpuppen und wo sie ausschließlich die Leichen der Züricher Studenten vorfinden - diese mit niederstreckender Machtlosigkeit an die Oberfläche, schließlich zu Grabe tragen müssen. Erst als ein Freund von Hans & Maria, der Flieger Ernst Udet, von deren Schicksal in der Tageszeitung Kenntnis nimmt, macht er sich auf die Socken und durchfliegt das Gebiet. Diese Sequenz wirkte für mich schon wie das nahende Happy-End, zog sie sich doch recht lange hin und erinnerte dabei an Fancks späteren 'S.O.S. EISBERG', der ein ähnliches Ende nahm.
Doch Gottseidank ist es zu dem Zeitpunkt noch nicht soweit und so wird noch mit wahrer Größe die Charakterentwicklung von Krafft abgeschlossen, der in seiner letzten Heldentat Selbstaufopferung beweist, um das junge Paar zu retten - in deren Maria er ja seine eigene Verflossene (ebenfalls mit dem Namen Maria) wiedererkennt, diese auch beinahe genauso liebte - und sich dem ewigen Eis ergibt; jener Naturgewalt, der er schon Zeit seines Lebens ergeben war, in seinem Wirken und in seinen Schicksalsschlägen.
Da schlägt bei diesem Stummfilm-Epos schon so einiges ein im Zuschauer, zudem wird dieser von Ashley Irwins facettenreichen, orchestralen Score dazu beflügelt, feuchte Augen für so eine klassische, ausgezeichnete Filmkunst aufzulegen. Nicht, dass da nicht schon die visuelle Komponente allein ausreichen würde, mit ihren zauberhaften Kameraeinstellungen von stimmungsvoll lichtbrechenden Eis-Konstrukten, malerisch-schroffen, atemberaubend-riesigen Tälern & Bergen und dem eindrucksvollsten aller Naturmonumente für die große Leinwand: dem menschlichen Gesicht, welches innerhalb dieser Geschichte Himmel und Hölle erlebt und kraftvoll-nachvollziehbar reflektiert, in die Seele des Zuschauers fährt und umgekehrt.
Da steckt soviel "WOW!" und ♥ drin, dass einem teilweise ganz schön die Puste wegbleibt. Ein Monolith vom Kampf mit dem Eis und mit dem Berge - wahrscheinlich der beste Fanck von allen!
DER GNADENLOSE VOLLSTRECKER - (GESICHTET IM METROPOLIS KINO HAMBURG, 35MM-VORSTELLUNG IM RAHMEN DES 'BIZARRE CINEMAS')
Filmen aus den Shaw Bros.-Fundus stehe ich normalerweise immer sehr
zwiespältig gegenüber - es gibt einige richtig tolle Werke, die dort
produziert wurden, egal ob nun im Wuxia-, Horror- oder
Kung-Fu-Klopper-Genre und dann gibt's wiederum aus jenem Studio in allen
diesen Sparten zweckmäßig-langweilige Einheitsware. So oder so,
dramaturgisch stringend sind nur die wenigsten Erzeugnisse des
Hongkonger Produzentenmoguls Run Run Shaw (R.I.P.). Kuei Chih-Hungs
GNADENLOSER VOLLSTRECKER stellt insofern allerdings, trotz
Genre-gerechter, knackiger Kampfszenen, eine beachtenswerte
Sonderleistung dar.
So widmet er sich seinem potenziell exploitativen Subjekt des erbarmungslos Verbrecher-niedermetzelnden Gesetzeshüters, Spitzname 'Der Blutige', mit objektiven Ernst - setzt ihn auf der brachial-brutalen Suche nach dem gestohlenen, kaiserlichen Gold vor moralische Dilemmata im Angesicht seiner immer schlimmer werdenden Lage: da müssen er und sein Trupp verarmte Bürger, gezwungen zum Stehlen, foltern und ausfragen, wo die Beute versteckt sei - verbreiten dabei Panik und Trauer, erst recht in der ultimativen Konsequenz der Hinrichtung, welche das Gesetz in solchen Fällen verlangt. Da meldet sich natürlich irgendwann das Gewissen und ein Hinterfragen des Gerechtigkeitssinns.
Zudem sterben seine Mitstreiter allmählich wie die Fliegen, bleiben ihm dennoch stets in Ehre verbunden, auch wenn sie dafür höchst fatale Wege gehen. Das alles hinterlässt tiefe, bittere Spuren in unserem gesetzestreuen Lawman, erkennt er doch seine Machtlosigkeit ihnen die Ehrerbietung auszuschlagen, da er ja auch dem vaterländischen Kodex ausnahmslos verpflichtet ist. Und selbst wenn man da schon endlos oft verletzt und zerschnitten wurde, darf man sich nicht aufhalten lassen - auch wenn man damit das Leben im Volk und auch das seiner Geliebten zerstört.
Regisseur Hung zeichnet diesen gefährlichen Weg blinder Vaterlandstreue sodann als böswillig-unheilvolle, moddrig-veregnete Qual - taucht mit seinen intensiven, rasanten und blutroten Bildern in zittrige Armut, aufblitzend-einschneidende Wut und brennendes Verderben ein; eskalierend in virtuos-knallharten Todesgefechten, ohne echte Gewinner. Seine Protagonisten lässt er in klaustrophobisch finsteren Nächten unter dem kühlen Blau des Mondes, umringt vom erdrückenden Nebel und Regen, um ihr Leben kämpfen. Atemlos und aufgeregt bleibt ihnen kaum eine freie Minute - an jeder Ecke lauern Gefahr, Verrat und der unaufhaltbare Tod, der in jeder Instanz erst aufhört, wenn von Körper & Seele nichts mehr übrig bleibt. Eine wahre Apokalypse.
Schließlich wird dann auch unserem Vollstrecker offenbart, dass hinter jenem Raub das kaiserliche Oberhaupt der verbotenen Stadt steckt und ihn somit auf ein ultimatives Himmelfahrtskommando geschickt hat. Fassungslos kann er sich da nur noch durch den mit Leichen gepflasterten Schlamm schleppen und einsehen, dass er alles verloren und mit seiner 'Gerechtigkeit' ein Blutbad der Ungerechtigkeit angerichtet hat, für nichts - alle Ehre war umsonst, hat ihn geblendet. Da bleibt ihm nur noch eins: "RACHE!", schreit er da im Regen raus, während er wild sein Schwert herumschwingt, ohne eine Menschenseele in der Nähe - wahrhaft tragische Verzweiflung.
Doch sobald er sich dann in die verbotene Stadt begibt und schließlich den Verräter stellt, übt er sich dabei eher in Wiedergutmachung - für all die Bluttaten, die er unter dem kaiserlichen Banner am Volk begangen hat und für die seine Freunde leiden und sterben mussten. Dies kulminiert in einer unfassbar spannenden Schwerterschlacht, welche ihm mit eindreschenden Klingen den Weg zum Gleichgewicht versperren will, doch letztendlich kann es ihm doch noch gelingen, auch wenn er dafür mit seinem Leben bezahlen muss: der Gerechtigkeit wurde nun endlich tatsächlich genüge getan. Und dennoch bleiben am Ende immer noch die Opfer zurück, wissen nicht weiter, stehen im Regen - die bittere Konsequenz. Haut schon echt rein!
So widmet er sich seinem potenziell exploitativen Subjekt des erbarmungslos Verbrecher-niedermetzelnden Gesetzeshüters, Spitzname 'Der Blutige', mit objektiven Ernst - setzt ihn auf der brachial-brutalen Suche nach dem gestohlenen, kaiserlichen Gold vor moralische Dilemmata im Angesicht seiner immer schlimmer werdenden Lage: da müssen er und sein Trupp verarmte Bürger, gezwungen zum Stehlen, foltern und ausfragen, wo die Beute versteckt sei - verbreiten dabei Panik und Trauer, erst recht in der ultimativen Konsequenz der Hinrichtung, welche das Gesetz in solchen Fällen verlangt. Da meldet sich natürlich irgendwann das Gewissen und ein Hinterfragen des Gerechtigkeitssinns.
Zudem sterben seine Mitstreiter allmählich wie die Fliegen, bleiben ihm dennoch stets in Ehre verbunden, auch wenn sie dafür höchst fatale Wege gehen. Das alles hinterlässt tiefe, bittere Spuren in unserem gesetzestreuen Lawman, erkennt er doch seine Machtlosigkeit ihnen die Ehrerbietung auszuschlagen, da er ja auch dem vaterländischen Kodex ausnahmslos verpflichtet ist. Und selbst wenn man da schon endlos oft verletzt und zerschnitten wurde, darf man sich nicht aufhalten lassen - auch wenn man damit das Leben im Volk und auch das seiner Geliebten zerstört.
Regisseur Hung zeichnet diesen gefährlichen Weg blinder Vaterlandstreue sodann als böswillig-unheilvolle, moddrig-veregnete Qual - taucht mit seinen intensiven, rasanten und blutroten Bildern in zittrige Armut, aufblitzend-einschneidende Wut und brennendes Verderben ein; eskalierend in virtuos-knallharten Todesgefechten, ohne echte Gewinner. Seine Protagonisten lässt er in klaustrophobisch finsteren Nächten unter dem kühlen Blau des Mondes, umringt vom erdrückenden Nebel und Regen, um ihr Leben kämpfen. Atemlos und aufgeregt bleibt ihnen kaum eine freie Minute - an jeder Ecke lauern Gefahr, Verrat und der unaufhaltbare Tod, der in jeder Instanz erst aufhört, wenn von Körper & Seele nichts mehr übrig bleibt. Eine wahre Apokalypse.
Schließlich wird dann auch unserem Vollstrecker offenbart, dass hinter jenem Raub das kaiserliche Oberhaupt der verbotenen Stadt steckt und ihn somit auf ein ultimatives Himmelfahrtskommando geschickt hat. Fassungslos kann er sich da nur noch durch den mit Leichen gepflasterten Schlamm schleppen und einsehen, dass er alles verloren und mit seiner 'Gerechtigkeit' ein Blutbad der Ungerechtigkeit angerichtet hat, für nichts - alle Ehre war umsonst, hat ihn geblendet. Da bleibt ihm nur noch eins: "RACHE!", schreit er da im Regen raus, während er wild sein Schwert herumschwingt, ohne eine Menschenseele in der Nähe - wahrhaft tragische Verzweiflung.
Doch sobald er sich dann in die verbotene Stadt begibt und schließlich den Verräter stellt, übt er sich dabei eher in Wiedergutmachung - für all die Bluttaten, die er unter dem kaiserlichen Banner am Volk begangen hat und für die seine Freunde leiden und sterben mussten. Dies kulminiert in einer unfassbar spannenden Schwerterschlacht, welche ihm mit eindreschenden Klingen den Weg zum Gleichgewicht versperren will, doch letztendlich kann es ihm doch noch gelingen, auch wenn er dafür mit seinem Leben bezahlen muss: der Gerechtigkeit wurde nun endlich tatsächlich genüge getan. Und dennoch bleiben am Ende immer noch die Opfer zurück, wissen nicht weiter, stehen im Regen - die bittere Konsequenz. Haut schon echt rein!
BODY LOVE - Wie ein pinker Knall durch die Schallmauer legen sich Wellen der ausserirdischen Elektronik über die Tonspur, während der weibliche Körper durch einen dunklen Gang schreitet und mit geisterhafter Verwunderung in neue, erotische Sinnesstürme eingeführt wird - so eröffnet Lasse Braun uns das Portal zu seinem fantastischen Sexrausch BODY LOVE. Legte er uns in SENSATIONS noch sein hitziges Manifest zur grenzenlosen Körperlust vor, präsentiert er uns hier in vollends losgelöster Form die kompromisslose, idealistische Ausführung dieses Konzepts.
In diesem Fall begleitet er die selbstbewusste, Erfahrungs-freudige
und äußerst sinnliche Martine (Catherine Ringer), die im Gegensatz zum
Hauptmadel Margaret in Brauns SENSATIONS bereits die sexuelle
Unabhängigkeit praktiziert, die sich alle in jenem Film noch gewünscht
hatten. Martine und ihre erotische Kraft hingegen setzen sich bis zum
Schluss durch, werden zum Ringmeister zwischen Mann und Frau, ergeben
sich ausschließlich dem Genuss, der ihren Körper durch alle
Himmelsrichtungen und Öffnungen zur Ekstase bringt, distributieren ihn
zudem missionarisch wie Opium.
Dieser hedonistische Traum vollzieht sich zudem auf einem von der Zivilisation abgetrennten Schloss, welches einem bestimmten Baron gehören soll - wobei dieser allerdings im Verlauf des Films keinerlei Kontrolle darüber ausübt - und in seiner permanenten, angenehm-sonnigen Morgenluft-Aura eine einladende Gemütlichkeit ausstrahlt; mit seinen umliegenden, feuchten Gras & Pflanzen die Schwüle der Luft und der Körperhitze synthetisch umspielt.
Diese omnipräsente Spannung bringt besonders aufregend der interstellare, atemlos-sphärische Moog-Sequencer-Score von Klaus Schulze zum Vorschein, entlädt zusammen mit der Intimität der Kamera blubbernde Energie-Atome, die in den wollüstigen Körpern der Charaktere schlummern und so zum Greifen nah sind, dass Martine diese im Finale - vor dem orgiastischen Akt mit einer Gruppe von eingeladenen Menschen - anhand eines betörenden Tanzes aufzuschnappen und in die Atmosphäre aufzuladen scheint.
Da fängt sie sich auch im Vornherein auf dem Dach des Schlosses die Stahlen der Sonne ein, erweckt damit sofort das begierliche Interesse einer weiteren Schlossbewohnerin Gilda, was dann natürlich unweigerlich zum innigen Fest zärtlicher Liebkosungen unter heißer Sonne führt - meine Lieblingsszene übrigens (erst recht mit Schulzes beschwörendem Streicher-Äther). Da ist Braun konsequent, erfreut sich stets voll und ganz dem reibungs- und stoßvollen Exzess, erklärt einen möglichen Narrativ für nutzlos und wähnt sich stattdessen in ausgewählten, bezeichnend-genussvollen Szenarien von einer triebgesteuerten, lustvollen Welt auf eben diesem kleinen Fleckchen Erde (?) - Sex non-stop, die ultimative Droge im Menschen selbst.
Von daher wäre mein einziger wirklicher Kritikpunkt, dass Braun im Grunde etwas kurz in dieses pulsierende Universum allseits verbundener Organismen zwischen Mensch und Natur eindringt. Da steigt man irgendwann so tief ein, dass es einen sofort danach zurücksehnt - aber vielleicht ist gerade das sein Anliegen: er will uns süchtig machen nach dieser Droge, dem Sex, ihn verbreiten und allen eröffnen, dass die Menschen und ihre Welt sich von ihren Fesseln lösen und bewusstseinserweiternde Sinnesexplosionen erfahren. Sehr löblich, um es mal bescheiden auszudrücken.
LOBSTER - EPISODE 2: HANDSCHELLEN - Letzte Woche hatte ich mit der ersten Episode von Geissendörfers LOBSTER-Serie einen Privatdetektiv erlebt, der durchaus Verständnis mit dem von ihn verfolgten Kriminellen hatte - da legte sich auch die Folge mit ihrer feinfühligen Gestaltung selbst massiv ins Zeug dafür, dass wir diese Mentalität auch eindrücklich nachvollziehen konnten. Und auch zu Anfang dieser zweiten Episode erleben wir wiederum einen gutgelaunten Lobster, der im Gegensatz zum Polizeichef glaubt, welcher die Welt in 'Gut' und 'Böse' einteilt, dass wir Menschen 'Gut & Böse' zugleich sind. Soweit läuft also noch alles ganz ideal-humanistisch für ihn und seine Tochter Ellen, doch urplötzlich wird der Spieß gewaltig umgedreht.
Denn sie bekommen unerwarteten Besuch von Fred Wortmann, einem Gewaltverbrecher, der soeben bei seiner kaltblütigen Flucht aus dem Gefängnis zwei Polizisten umgebracht hat und nun den Mann aufsucht, der ihn einst in den Knast steckte: Lobster. Ein entscheidender Kontrast zum letztwöchigen 'Widersacher' Borsig, der ja ganz legal aus dem Gefängnis entlassen und von Lobster im Anschein einer falschen Freundschaft aufgelesen wurde - wieder-Fuß-fassen-im-Leben wollen aber beide kriminalistische Subjekte dieser Episoden, wenn auch auf andere Weise. Dargestellt wird Wortmann übrigens von niemand Geringeren als Charakterschnauze Walter Kohut ('HEISSES PFLASTER KÖLN', 'SUPERMARKT'), der allein von seiner Präsenz her schon kongenial den Bösen geben konnte - hier manifestiert er sich dann vollends zur dunklen Seite von Lobsters Beruf, denn bei diesem Charakter ist das Gute komplett verendet, vom Hass zerfressen.
Doch Wortmann ist nicht einfach nur gekommen, um seinen Greifer ganz profan abzuknallen. Nein, er und Ellen sollen ihm nämlich dabei behilflich sein, eine neue Identität zu erlangen, mithilfe von anklebbaren Schnurrbärten, Fotoapparaten, einer Menge Geld und vielem mehr - all dies soll Lobster für ihn besorgen; sollte er nicht spuren oder ihn bei der Polizei verpfeifen, bringt er Ellen um. Aus dem Grund zwingt er ihren Paps sogar, aufs Polizeirevier zu gehen und dort Handschellen zu klauen, damit er die Tochter immer in Schacht halten kann.
Diese heiße Situation entwickelt sich sodann zu einem harten Kammerspiel, weit entfernt von der Empathie der letzten Folge, aber immer noch sehr eindringlich, in diesem Fall furchterregend gestaltet. Interessante Dynamik in dieser Serie bis jetzt! Das zeigt sich dann am allerbesten an Ellen, welche beim letzten Mal eine 'Verbrüderung' mit dem 'Hausgast' anstrebte, nun unter Wortmanns brutalen Psychoterror der Unterdrückung zu leiden hat und in günstigen Augenblicken verzweifelt versucht, ihren Geiselnehmer tödlich niederzuschlagen. Doch dessen Wesen ist so abgestumpft und hasserfüllt, dass ihm höchstens die Nerven durchbrennen und so wird sie bei jeglichen Versuch von ihm erbarmungslos niedergeschlagen und weiterhin gequält - echt schwierig anzusehen, dieser ganze Schmerz, welcher ziemlich naturalistisch von Geissendörfer eingefangen wurde. Das sitzt!
Aber auch unser Lobster selbst kriegt ordentlich sein Fett weg und muss sich bei jeder Rückkehr in die Wohnung vor dem kalten, berechnenden Wortmann komplett ausziehen. Auch seine Tochter muss das mit ansehen, wie ihr Vater immer wieder gedemütigt und auf verbrecherische Botengänge angesetzt wird. Da baut sich eine dermaßen innere Wut auf, dass er sogar versucht, seine Tochter und Wortmann (der sie mit den Handschellen an sich gebunden hat) des Nächtens mit ins-Schlafzimmer-infusierten Gas zu betäuben, um sie aus seinen Fängen zu befreien. Doch Wortmann kommt ihm zuvor und erhängt Ellen fast im Badezimmer, lacht sich dann über Lobster halbtot, als der versucht ihre Atemzirkulation wieder in Gang zu bringen.
Für Lobster zählt nun am Allermeisten, dass er seine Tochter aus diesem Schlamassel herausholt, also geht er auch auf Wortmanns Befehl ein, Geld aus der Volksbank zu stehlen und dafür in einen weiteren, beengten Raum hineinzusteigen: das untere Ende eines Fahrstuhlschachts (von dem aus er sich in den Tresorraum reinbohren soll), der ihm genauso die Luft zum Atmen nehmen dürfte, wie der Eindringling in seiner Wohnung, der das Warten auf Lobster damit verbringt, zuzuhören wie Ellen ihm was gezwungenermaßen vorliest. Als unserem unfreiwilligen Bankräuber jedoch der Fahrstuhl auf dem Weg nach unten, über seinem Kopf, stecken bleibt, ist er nun vollends eingeschlossen und sieht schon Schlimmes voraus, was Wortmann mit seiner Ellen anstellen wird. Doch Lobster wäre nicht Lobster, wenn er sich nicht doch noch einen ausgefuchsten Plan zur Rettung seiner Tochter ausdenken könnte...
Diese zweite von 6 Episoden aus der Lobster-Miniserie ist wie gesagt schon eine ganz andere, Krimi-Genre-affinere Angelegenheit als ihr Vorgänger, erschafft aber in der knapp 1-stündigen Laufzeit eine zwar handwerklich-unaufdringliche, aber unheilvolle Spannung auf dem selben Fleckchen Erde, auf dem letztes Mal noch der Humanismus versucht wurde - welcher hier nun auf eine sadistische, schmerzvolle Probe gestellt wird und dabei auf verzweifelte, fast schon ebenbürtig brutale, aber im Verlauf ausgesprochen clevere Verteidigungsmaßnahmen zurückgreifen muss. Und schlussendlich siegt die Menschlichkeit ohnehin, setzt doch Lobster alle seine Fähigkeiten bis zur Selbstaufopferung ein, um sein höchstes Gut, das Leben seiner Tochter, zu retten - diesmal ist sie diejenige, die umsorgt wird, nicht der Kriminelle, um welchen sie sich in der letzten Folge gekümmert hat. Ein beachtliches, konzentriertes Machtspiel und eine aufregende Variation der etablierten Grundthemen aus der Pilotepisode. Wird natürlich weiterverfolgt :)
Dieser hedonistische Traum vollzieht sich zudem auf einem von der Zivilisation abgetrennten Schloss, welches einem bestimmten Baron gehören soll - wobei dieser allerdings im Verlauf des Films keinerlei Kontrolle darüber ausübt - und in seiner permanenten, angenehm-sonnigen Morgenluft-Aura eine einladende Gemütlichkeit ausstrahlt; mit seinen umliegenden, feuchten Gras & Pflanzen die Schwüle der Luft und der Körperhitze synthetisch umspielt.
Diese omnipräsente Spannung bringt besonders aufregend der interstellare, atemlos-sphärische Moog-Sequencer-Score von Klaus Schulze zum Vorschein, entlädt zusammen mit der Intimität der Kamera blubbernde Energie-Atome, die in den wollüstigen Körpern der Charaktere schlummern und so zum Greifen nah sind, dass Martine diese im Finale - vor dem orgiastischen Akt mit einer Gruppe von eingeladenen Menschen - anhand eines betörenden Tanzes aufzuschnappen und in die Atmosphäre aufzuladen scheint.
Da fängt sie sich auch im Vornherein auf dem Dach des Schlosses die Stahlen der Sonne ein, erweckt damit sofort das begierliche Interesse einer weiteren Schlossbewohnerin Gilda, was dann natürlich unweigerlich zum innigen Fest zärtlicher Liebkosungen unter heißer Sonne führt - meine Lieblingsszene übrigens (erst recht mit Schulzes beschwörendem Streicher-Äther). Da ist Braun konsequent, erfreut sich stets voll und ganz dem reibungs- und stoßvollen Exzess, erklärt einen möglichen Narrativ für nutzlos und wähnt sich stattdessen in ausgewählten, bezeichnend-genussvollen Szenarien von einer triebgesteuerten, lustvollen Welt auf eben diesem kleinen Fleckchen Erde (?) - Sex non-stop, die ultimative Droge im Menschen selbst.
Von daher wäre mein einziger wirklicher Kritikpunkt, dass Braun im Grunde etwas kurz in dieses pulsierende Universum allseits verbundener Organismen zwischen Mensch und Natur eindringt. Da steigt man irgendwann so tief ein, dass es einen sofort danach zurücksehnt - aber vielleicht ist gerade das sein Anliegen: er will uns süchtig machen nach dieser Droge, dem Sex, ihn verbreiten und allen eröffnen, dass die Menschen und ihre Welt sich von ihren Fesseln lösen und bewusstseinserweiternde Sinnesexplosionen erfahren. Sehr löblich, um es mal bescheiden auszudrücken.
LOBSTER - EPISODE 2: HANDSCHELLEN - Letzte Woche hatte ich mit der ersten Episode von Geissendörfers LOBSTER-Serie einen Privatdetektiv erlebt, der durchaus Verständnis mit dem von ihn verfolgten Kriminellen hatte - da legte sich auch die Folge mit ihrer feinfühligen Gestaltung selbst massiv ins Zeug dafür, dass wir diese Mentalität auch eindrücklich nachvollziehen konnten. Und auch zu Anfang dieser zweiten Episode erleben wir wiederum einen gutgelaunten Lobster, der im Gegensatz zum Polizeichef glaubt, welcher die Welt in 'Gut' und 'Böse' einteilt, dass wir Menschen 'Gut & Böse' zugleich sind. Soweit läuft also noch alles ganz ideal-humanistisch für ihn und seine Tochter Ellen, doch urplötzlich wird der Spieß gewaltig umgedreht.
Denn sie bekommen unerwarteten Besuch von Fred Wortmann, einem Gewaltverbrecher, der soeben bei seiner kaltblütigen Flucht aus dem Gefängnis zwei Polizisten umgebracht hat und nun den Mann aufsucht, der ihn einst in den Knast steckte: Lobster. Ein entscheidender Kontrast zum letztwöchigen 'Widersacher' Borsig, der ja ganz legal aus dem Gefängnis entlassen und von Lobster im Anschein einer falschen Freundschaft aufgelesen wurde - wieder-Fuß-fassen-im-Leben wollen aber beide kriminalistische Subjekte dieser Episoden, wenn auch auf andere Weise. Dargestellt wird Wortmann übrigens von niemand Geringeren als Charakterschnauze Walter Kohut ('HEISSES PFLASTER KÖLN', 'SUPERMARKT'), der allein von seiner Präsenz her schon kongenial den Bösen geben konnte - hier manifestiert er sich dann vollends zur dunklen Seite von Lobsters Beruf, denn bei diesem Charakter ist das Gute komplett verendet, vom Hass zerfressen.
Doch Wortmann ist nicht einfach nur gekommen, um seinen Greifer ganz profan abzuknallen. Nein, er und Ellen sollen ihm nämlich dabei behilflich sein, eine neue Identität zu erlangen, mithilfe von anklebbaren Schnurrbärten, Fotoapparaten, einer Menge Geld und vielem mehr - all dies soll Lobster für ihn besorgen; sollte er nicht spuren oder ihn bei der Polizei verpfeifen, bringt er Ellen um. Aus dem Grund zwingt er ihren Paps sogar, aufs Polizeirevier zu gehen und dort Handschellen zu klauen, damit er die Tochter immer in Schacht halten kann.
Diese heiße Situation entwickelt sich sodann zu einem harten Kammerspiel, weit entfernt von der Empathie der letzten Folge, aber immer noch sehr eindringlich, in diesem Fall furchterregend gestaltet. Interessante Dynamik in dieser Serie bis jetzt! Das zeigt sich dann am allerbesten an Ellen, welche beim letzten Mal eine 'Verbrüderung' mit dem 'Hausgast' anstrebte, nun unter Wortmanns brutalen Psychoterror der Unterdrückung zu leiden hat und in günstigen Augenblicken verzweifelt versucht, ihren Geiselnehmer tödlich niederzuschlagen. Doch dessen Wesen ist so abgestumpft und hasserfüllt, dass ihm höchstens die Nerven durchbrennen und so wird sie bei jeglichen Versuch von ihm erbarmungslos niedergeschlagen und weiterhin gequält - echt schwierig anzusehen, dieser ganze Schmerz, welcher ziemlich naturalistisch von Geissendörfer eingefangen wurde. Das sitzt!
Aber auch unser Lobster selbst kriegt ordentlich sein Fett weg und muss sich bei jeder Rückkehr in die Wohnung vor dem kalten, berechnenden Wortmann komplett ausziehen. Auch seine Tochter muss das mit ansehen, wie ihr Vater immer wieder gedemütigt und auf verbrecherische Botengänge angesetzt wird. Da baut sich eine dermaßen innere Wut auf, dass er sogar versucht, seine Tochter und Wortmann (der sie mit den Handschellen an sich gebunden hat) des Nächtens mit ins-Schlafzimmer-infusierten Gas zu betäuben, um sie aus seinen Fängen zu befreien. Doch Wortmann kommt ihm zuvor und erhängt Ellen fast im Badezimmer, lacht sich dann über Lobster halbtot, als der versucht ihre Atemzirkulation wieder in Gang zu bringen.
Für Lobster zählt nun am Allermeisten, dass er seine Tochter aus diesem Schlamassel herausholt, also geht er auch auf Wortmanns Befehl ein, Geld aus der Volksbank zu stehlen und dafür in einen weiteren, beengten Raum hineinzusteigen: das untere Ende eines Fahrstuhlschachts (von dem aus er sich in den Tresorraum reinbohren soll), der ihm genauso die Luft zum Atmen nehmen dürfte, wie der Eindringling in seiner Wohnung, der das Warten auf Lobster damit verbringt, zuzuhören wie Ellen ihm was gezwungenermaßen vorliest. Als unserem unfreiwilligen Bankräuber jedoch der Fahrstuhl auf dem Weg nach unten, über seinem Kopf, stecken bleibt, ist er nun vollends eingeschlossen und sieht schon Schlimmes voraus, was Wortmann mit seiner Ellen anstellen wird. Doch Lobster wäre nicht Lobster, wenn er sich nicht doch noch einen ausgefuchsten Plan zur Rettung seiner Tochter ausdenken könnte...
Diese zweite von 6 Episoden aus der Lobster-Miniserie ist wie gesagt schon eine ganz andere, Krimi-Genre-affinere Angelegenheit als ihr Vorgänger, erschafft aber in der knapp 1-stündigen Laufzeit eine zwar handwerklich-unaufdringliche, aber unheilvolle Spannung auf dem selben Fleckchen Erde, auf dem letztes Mal noch der Humanismus versucht wurde - welcher hier nun auf eine sadistische, schmerzvolle Probe gestellt wird und dabei auf verzweifelte, fast schon ebenbürtig brutale, aber im Verlauf ausgesprochen clevere Verteidigungsmaßnahmen zurückgreifen muss. Und schlussendlich siegt die Menschlichkeit ohnehin, setzt doch Lobster alle seine Fähigkeiten bis zur Selbstaufopferung ein, um sein höchstes Gut, das Leben seiner Tochter, zu retten - diesmal ist sie diejenige, die umsorgt wird, nicht der Kriminelle, um welchen sie sich in der letzten Folge gekümmert hat. Ein beachtliches, konzentriertes Machtspiel und eine aufregende Variation der etablierten Grundthemen aus der Pilotepisode. Wird natürlich weiterverfolgt :)
ÜBERMUT IM SALZKAMMERGUT - Das war also Hans Billians Debütwerk, eine an sich wenig überraschende Blaupause für seine späteren, filmischen Abenteuer - natürlich noch vollkommen im Schlager-Heimatfilm-Genre angesiedelt, aber dennoch ganz schön frivol und zeigefreudig für die Zeit, versteht sich. So ist auch die Handlung in dieser poppigen Posse natürlich geschmeidig auf Nullwert gepolt, unterhält aber dafür bis zum Anschlag mit jungen, lebens- und fummelfreudigen Damen, einer durch den Narrativ gejagten, schnieken Reihe schmalziger Balladen, allgemeintauglichem Jazz & Twist-Liedgut (übermäßig aus den Röhren amerikanischer Import-Stars) und infantilem Horst-Humor mit Wortspiel-Krachern aus der Karnevalskiste.
Nun denn, jetzt mal kurz was zum Plot: Das It-Girl und Mannequin Birgit wird von ihrem Verehrer Rolf schon seit Jahren vorgeschoben und hat die Schnauze langsam voll, ist er doch trotz seiner Stielaugen nicht Manns genug, sie bei seinen Eltern vom Dorf als Zukünftige vorzustellen. So wird das mit den Beiden nie was, also ergreift sie die Initiative und stellt sich selbst als Magd auf dem Hof seiner Erschaffer ein, verhält sich dabei aber auch immens tollpatschig - verkackt im Verlauf des Films immerzu das Essen und hat vorallem große Schwierigkeiten, große Säue einzufangen. Da meint sie sogar selbst: "Die eine Sau ist im Stall und die andere...hier." und Gus Backus daraufhin: "Uhnd da sogd mon immerr: Schweyn muhs mahn hoobn...". Tja, daher kommt wohl der 'Übermut' im Titel.
Wo wir schon vom Titel sprechen: ehrlich gesagt, weiß ich nicht mal wirklich, was überhaupt ein 'Salzkammergut' sein soll, scheint jedenfalls auch nichts Weiteres als ein 'Hof' zu sein. In diesem Ambiente kann ich mir aber durchaus vorstellen, dass die Besitzer auf den Heuböden noch alte Hakenkreuzflaggen versteckt haben - so unfassbar provinziell und spießig kommt die Gemeinde von Thomaskirchen, wie der Schauplatz des Films heißt, rüber. Da beschwert sich der ständig-streitende Gemeinderat von Altnazis auch so lautstark über die Jugendlichen (welche auch einfach mal salopp als Untermenschen bezeichnet werden), deren 'Jatz-Musik' und twistigen, grundsätzlich-verbotenen Tanzeinlagen (ironischerweise setzt sich da gerade Drittes-Reich-Darsteller Oskar Sima [KORREKTUR: Ist Kurt Großkurth - keiner aus dem dritten Reich, sorry] am stärksten für den Fortschritt der Jugend ein).
Kein Wunder also, dass bei fast jeder Szene, trotz sommerlichen Settings, überall böswillige Gewitterwolken herumschweben! Mehr als den trotteligen Gendarm vorzuschicken, dessen Verhaftungsversuche man mit "Seh zu, dass du weg kommst!" quittiert, kriegen die bockigen Herren trotzdem nicht hin und sind am Ende natürlich die Verlierer. Recht so. Jedenfalls genießt Birgit dennoch das neue, aufmischbare Umfeld, trifft angehende, knuddelige Rock-Musikanten wie Gus Backus, lockt beinahe jeden Kerl im Kaff zum Blickficken an, dass man sich glatt fragt, wie und warum sie ihrem Rolf da überhaupt noch treu sein kann und legt zusammen mit dem Rest der taufrischen Teenie-Rasselbande knallige Spontan-Konzerte, Gratis-Bier-Streiche und kontrovers-manipulierte Schönheitswettbewerbe auf.
Egal, Zeit zum Nachdenken bleibt da nicht viel, schließlich trifft zur Überraschung aller doch noch Birgits Rolf ein und bringt sogar seine neue Errungenschaft Doris mit (die erneut zuckersüße Hannelore Auer, die so ziemlich die besten Gesangsauftritte abbekommt, inkl. Doppelrollen-Transformation) - peinlich, peinlich, konnte er doch nicht wissen, dass Birgit jetzt bei seinen Eltern arbeitet. So kommt es dann zum passiv-aggressiven Zickenkrieg (und das, obwohl noch nebenbei der 'Jazz-Krieg' tobt!), der zum einen dadurch ausgetragen wird, dass Birgit sich als Mann verkleidet und Doris quasi vergewaltigt, zum anderen durch einen Vergleich der freizügigen Bikinis.
Da so ziemlich alle Frauen im Film permanent derartig badebereit und hautzeigend herumlaufen, lässt insofern keine objektive Sicht mehr zu, ist an sich aber sehr willkommen. Da merkt man wieder den notgeilen Billian aufstreben, der sich Jahre später in die Pornoschmiede begab und auch diesen Film mit sexuellen Anspielungen vermengte. Da sei einmal nur die Schlusssequenz genannt, in welcher der Gendarm zwei verliebte Kids in die Zelle einsperrt und ihnen zuruft: "Und viel Spaß im Kittchen wünsche ich!", woraufhin beide anfangen zu lachen und sich sodann knutschend auf die Knastdecke wälzen - was da wohl gleich geschieht?!
Oder da wäre dieser eine bezeichnende Moment, wo der Vater von Rolf die Birgit doch noch als würdig ansieht, allerdings schon Schwierigkeiten voraussieht, die Mutter ebenso davon zu überzeugen. Da grübelt Rolf: "Ja, das wird eine harte Nuss.", doch sein Vater macht ihm Mut: "Ah, die knacken wir gemeinsam.", woraufhin alle herzlich lachen. Uh...! Sodann setzt sich die Mutter wieder an den Tisch und bevor sie über die gewünschte Hochzeit losmeckern kann, ergreift Birgit zart ihre Hand, blickt ihr tief und innig, mit einem einladenden Lächeln auf den Lippen, in die Augen und besänftigt sie damit offenbar - the deal is sealed!
Und weia, was ist doch Billian für ein perverser Hund. Ich rede da jetzt nicht unbedingt vom heißen Schlager-'Sex' dieses Films, sondern wieder mal von seinem Tick, den Plot länger auszustrecken als nötig - wie bei seinem 'OKTOBERFEST - DA KANN MAN FEST!' glaubt man nach 80 Minuten schon das Ende in Sicht, weil es gerade dann echt stimmig passen und gut abschließen würde. Aber nein, die Filme gehen dann doch noch 10 Minuten länger, um wirklich jeden Plotpoint und jede herumgereichte Liebschaft zum Klimax zu bringen - *seufz*, wenn's denn sein muss...
Naja, gibt Schlimmeres und Lahmeres im deutschen Altherrenkino, da ist Billian doch immer wieder herrlich-frech, geradezu "pfundig", umgibt sich mit den hübschesten Mädels und honkigsten Schlagern (nicht zu vergessen: Billy Mo ist mit seinem 'Ich kauf mir lieber einen Tirolerhut' auch wieder mit von der Partie, schaut auch weit enthusiastischer in die Linse, allerdings wieder mit verstärkten Grimassenausfällen und Augenrollen in den Schlussstrophen), gibt schmerzfreie Kalauer am laufenden Band zum Besten und setzt ein frohlockendes Zeichen gegen den ultrakonservativen Mief der letzten Generation. 'Übermut' lohnt!
ANCHORMAN 2 - DIE LEGENDE KEHRT ZURÜCK - Was soll man über einen Film schreiben, in dem es um nichts anderes geht als eine Aneinanderreihung absurder Gags und Situationskomiken im bekannten Ultramacho-Manchild-Universum des Ron Burgundy (seine Erkenntnis, dass ihm seine Frau und sein Sohn im Leben wichtiger sind als sein Job, ist da das höchste an Gefühlen in Sachen Charakterentwicklung) und der als Fortsetzung eines dezent gefloppten Kultobjekts den allgemeinen Zuschauer nur wenig ansprechen dürfte? Der erste Anchorman kam ja auch schon...weia, 2004 heraus! Man-o-meter, da war ich ja noch ein lumpiger Teen, können mich da die aufstrebenden Überreste vom Apatow-Style heutzutage noch genauso begeistern wie einst?
Gottseidank biedert sich der daraus resultierende Film dann doch
nicht als komplett einfallsloser Fan-Service an, zieht mit seinem
schmerzfrei-grobschlächtigen Random-Impro-Humor ständig neue,
unerwartet-wilde Register und verstärkt die Skurrilität seines
Vorgängers dank eines erweiterten Budgets (schließlich sind die Players
von einst inzwischen richtige Kassenschlager geworden) nochmal um einige
eindrückliche, originelle und bisweilen effektvolle Einfälle - in
gewohnter Bravado-Pulp-Manier, voller Late-70's-Anspielungen,
non-p.c.-Nonsens, Sight-Gags galore und stilechten Deko-Verhonkungen in
jeder Kulisse.
Was man allerdings bemängeln könnte, ist zum einen der Inszenierungsstil von Adam McKay, der ab und an so manche Witze mit hölzerner Plakativität unangenehm-peinlich an die Wand fährt, fast schon wie ein moderner Dennis Dugan (jener Regisseur aus dem Adam-Sandler-Dunstkreis mit perfiden Fokus auf den kleinsten, gemeinsamen Nenner von Humor) - da werden sodann Scherze aufgetischt, die sich genau an jenes Publikum richten, was den Genuss vom zweiten Anchorman leider insgesamt etwas unterminiert.
Zudem fällt der Zitierbarkeitsfaktor im Dialog leider auch weit überschaubarer aus, als im Meme-geadelten Vorgänger. Doch dann treffen wieder andere Sketche genau ins Schwarze und zeigen sogar inszenatorische Gewitzheit (mit einem explosiven CGI-Einsatz, ähnlich wie zuletzt jener in WOLF OF WALL STREET). Nimmt man da z.B. mal das große Finale, in dem...ach, wisst ihr was: bei Komödien sollte man ja Uneingeweihten im Nachhinein nicht den Witz verraten und das werde ich auch hier unterlassen, schließlich ist die subjektive Erfahrung das A & O eines solchen Lustspiels.
Also kurzum: wem der Vorgänger schon gefiel oder bei den hier vertretenen Darstellern mit Freude & Euphorie weiß, woran er dran ist (und dabei erleben kann, wie jene den Geist ihrer Comedy-Roots mal wieder so richtig anpacken), darf bedenkenlos seine Nase ins Lichtspielhaus stecken (für ganze 2 Stunden - leicht Overkill, ehrlich gesagt). Alle anderen sollten aber auch durchaus mal einen Blick riskieren, schließlich schlägt ANCHORMAN 2 in meinen Augen so ziemlich jede englischsprachige Live-Action-Komödie, die 2013 hierzulande anlief (PAIN & GAIN und OLYMPUS HAS FALLEN ausgeschlossen). Ich weiß, in so einem tiefen Tal freut man sich schon, wenn die Wölfe vorbeikommen, um einen aufzufressen, aber hey: immerhin!
Was man allerdings bemängeln könnte, ist zum einen der Inszenierungsstil von Adam McKay, der ab und an so manche Witze mit hölzerner Plakativität unangenehm-peinlich an die Wand fährt, fast schon wie ein moderner Dennis Dugan (jener Regisseur aus dem Adam-Sandler-Dunstkreis mit perfiden Fokus auf den kleinsten, gemeinsamen Nenner von Humor) - da werden sodann Scherze aufgetischt, die sich genau an jenes Publikum richten, was den Genuss vom zweiten Anchorman leider insgesamt etwas unterminiert.
Zudem fällt der Zitierbarkeitsfaktor im Dialog leider auch weit überschaubarer aus, als im Meme-geadelten Vorgänger. Doch dann treffen wieder andere Sketche genau ins Schwarze und zeigen sogar inszenatorische Gewitzheit (mit einem explosiven CGI-Einsatz, ähnlich wie zuletzt jener in WOLF OF WALL STREET). Nimmt man da z.B. mal das große Finale, in dem...ach, wisst ihr was: bei Komödien sollte man ja Uneingeweihten im Nachhinein nicht den Witz verraten und das werde ich auch hier unterlassen, schließlich ist die subjektive Erfahrung das A & O eines solchen Lustspiels.
Also kurzum: wem der Vorgänger schon gefiel oder bei den hier vertretenen Darstellern mit Freude & Euphorie weiß, woran er dran ist (und dabei erleben kann, wie jene den Geist ihrer Comedy-Roots mal wieder so richtig anpacken), darf bedenkenlos seine Nase ins Lichtspielhaus stecken (für ganze 2 Stunden - leicht Overkill, ehrlich gesagt). Alle anderen sollten aber auch durchaus mal einen Blick riskieren, schließlich schlägt ANCHORMAN 2 in meinen Augen so ziemlich jede englischsprachige Live-Action-Komödie, die 2013 hierzulande anlief (PAIN & GAIN und OLYMPUS HAS FALLEN ausgeschlossen). Ich weiß, in so einem tiefen Tal freut man sich schon, wenn die Wölfe vorbeikommen, um einen aufzufressen, aber hey: immerhin!
ICH KAUF MIR LIEBER EINEN TIROLERHUT - So, damit habe ich alle Billian-Filme abgearbeitet, die er vor seinem Einstand als Erotik- und Porno-Aufbereiter drehte: wieder voll mit Schlagern, wieder mit fast demselben Ensemble (sogar Manfred Schnelldorfer, der noch immer talentfrei daherblickt und mit dem Fahrrad auf die Fresse fliegt, ist mit von der Partie), wieder voll mit Kalauern, etc., etc., etc. - in der Gestaltung nehmen sich diese seine frühen Werke eben nicht viel, schön anzusehen sind sie dennoch allesamt, auf ihre Art (allein wie hier die Kamera öfters auf die allumfassenden, sonnendurchfluteten Täler fixiert ist). So dreht er auch hier den Spieß ein paar Mal in der Besetzung um, ernennt nun Gus Backus zum Hauptdarsteller - und Herrgott, der bemüht sich ja tatsächlich, zu spielen!
Macht dabei von Anfang an auf schlagfertigen Bub gegen seinen haltlos-cholerischen Direktor von der Berliner Hutfabrik Kempe, darf dann aber in Tirol mit allen Damen rumschäkern, weil sein Chef den Tirolerhut als neuen, potenziellen Verkaufshit auserkoren hat. Backus' Recherche ergibt sich dann als liebestolles Fest mit missverständlichen Liebschaften, daraus resultierenden Auto-Verfolgungsjagden, Saufgelagen und Jingle-Schreibereien für den Tirolerhut (wo natürlich am Ende das Titellied von Billy Mo herauskommt, der jenes Stück nun schon zum zweiten Mal für Billian darbietet).
Doch irgendwann muss er doch noch eine echte Kampagne aus diesem Umfeld schlagen und zusammen mit Margitta Scherr (ebenfalls schon aus 'ÜBERMUT IM SALZKAMMERGUT' und 'DIE LUSTIGEN WEIBER VON TIROL' bekannt) kommt er auf die pfundige Idee, einen Schönheitswettbewerb zu veranstalten, wo stellvertretende Frauen aus allen WESTdeutschen Bundesländern im Bikini mit Tirolerhut aufm Kopf posieren sollen. Sogar Hannelore Auer lässt sich da mal wieder blicken, verdreht wie gehabt allen Männern den Kopf, streckt das Popöchen in die Kamera, klammert sich (und leckt beinahe schon) an einer stabilen Eisenstange rum und trägt wieder entschieden zur Kultivierung des Babydoll-Nachthemds bei.
Dagegen stinkt allerdings wieder mal eine Gruppe von Altnazis im Dörflein an, hier unter der Führung der örtlichen Filz-Fabrikchefin Ratschenkofer (die natürlich am Ende auf einen Deal mit Kempe eingeht, da sich ihr Filius und Tochter Kempe ineinander verknallen), welche sich nicht nur über angeblich-auftretende 'Neger' und speziell deren Hautfarbe aufregt, sondern erst recht darüber, dass man ihre Produkte 'outsourcen' will - ihr Motto: 'Tirolerhüten den Tirolern!'. Die alte Schreckschraube organisiert später auch zusammen mit ihrem Frauen-Schützenverein die Entführung der Schönheits-Kandidatinnen, schaltet deren Macker sogar mit Chloroform aus und sperrt die armen Mädels dann in eine Scheune ein. Wenn es nach mir ginge, hätte die Hexe am Ende von 'nem Felsen überrollt werden können.
Ist ja nicht so, als ob die Gemeinde noch zu retten wäre, wo doch eh schon jeder mit jedem rummacht alà Sodom und Gomorrha. Da verdrehen sich alle Charaktere so sehr in mit-dem-Schwanz-denkende, luftige Seitensprünge und Kussattacken, dass am Ende keiner mehr weiß, wer wen überhaupt liebt - kann sich ja alles von einem Augenblick zum anderen ändern! Billian spielt genau diesen Liebesulk am Ende sogar als Gag auf, welcher den Kempe zur Weißglut bringt, da sich jede Verbindung, der er seinen Segen geben wollte, bereits umgestellt hat. Da beweist Regisseur Billian Selbstironie, kann im Gesamteindruck aber kaum noch verheimlichen, dass er in seinem Œuvre endlich Möpse hüpfen und Beine spreizen sehen will.
Die Bikinis zeigen da inzwischen kaum noch Textil, sind häufiger in der Landschaft anzutreffen als ein Dirndl und heizen die schwachen Kerle erst so richtig ein - kurz vor dem Wettbewerb fragt da ein Kumpel von Gus mit verschmitzter Nase: "Wer könnte die Bikinis vergessen?", woraufhin Gus ihn erregt anstachelt: "Mänsch, moch zie niicht nörvöz, dhie tuun es noch vomöglisch!". Und dann nutzt der Billian sowieso die schamlose Gelegenheit im Scheunen-Szenario, woraus die Mädels in ihren knappen Negligees herauszuklettern versuchen, die Kamera aus der Untersicht heraus auf ihre Hinterteile zu richten, lässt eine Dame sogar ihr Oberteil ausziehen (da bleibt es aber noch beim blanken Rücken). Bei einer Dollyfahrt in die Totale dieser Szene erblickt man dann am Bildrand sogar eine dunkle Gestalt, die offenbar verschämt in die Richtung der Damen schaut, auch wenn laut Narrativ niemand sonst bei denen in der Scheune sein sollte. Ist das womöglich Billian selbst, der nun vollends gen künstlerische Zukunft blickt, seine Lebensmission erkennt?
Ihm muss es wohl im Herzen so ergangen sein, schließlich hat er dieses Mal gerade die Schlagerszenen, die kassenträchtigen Highlights der Vorgänger, irgendwie vernachlässigt (klares Indiz: eine Peggy March-Sequenz, die in ihrem Agfacolor-Schleim bildtechnisch nicht zum Eastmancolor-Rest dazupassen mag und eindeutig schon zu Zeiten von 'LUSTIGEN WEIBER...' gedreht wurde). Wenig fantasievoll umgesetzt lässt er nämlich so ziemlich alle Gesangseinlagen, entweder im Gasthof Rößl zu nachvollziehbaren, Programm-verpflichteten Unterhaltungszwecken oder eben beim Schönheitswettbewerb geschehen, formgerecht zur Handlungs-relevanten Fasson. Selbst spontane Songs werden im Vornherein durch die Charakterzeichnung glaubhaft gemacht, da so ziemlich jede Figur einen professionellen Bezug zur Musik hat. So kommt Teddy Parker leider nicht mehr zu seinen magischen Sprüngen, während Peppino Di Capri inzwischen zum offensichtlich schleimigen Dorfdödel verkommen ist.
Interessanterweise behilft sich Billian in diesem Film nämlich einer effektiv ausgearbeiteten, kohärent-stringenden Handlung - mit geschmeidigen Spannungspunkten, 'sinnvollen' Motivationen und sogar einem befriedigenden Klimax, der im Gegensatz zu z.B. 'ÜBERMUT IM SALZKAMMERGUT' seine Länge nicht überstrapaziert. Da kommen sodann vielleicht weniger Unfassbarkeiten zustande, an Humor mangelt es dem Film aber keineswegs. Der ausschlaggebende Grund liegt da in der Besetzung von Hubert von Meyerinck als Ausraster-Direktor Kempe, dessen Dialoge mit hämischen Pointen so scharf gespritzt und dessen schnaubende Screwball-Einlagen so trottelhaft-wüterich sind, dass ich vor Lachen fast umkam.
Bezeichnend ist dabei seine 'Schlüsselszene', in welcher er zunächst mal einen Autounfall dadurch erleidet, dass jemand eine Bananenschale auf die Frontscheibe seiner Edelkarosse geworfen hat, wodurch offenbar ein Reifen platzt (!). Da mutiert er in seinem noblen Polohemd erneut zum knallköpfigen Schreihals und versagt darin, den Ersatzreifen anzubringen - welcher sodann auf eine Wiese, gleich neben eine Kuh runterkullert. Die ist ungefähr doppelt so groß wie Kempe, doch der zankt sich trotzdem mit ihr, dass sie ja den Reifen in Ruhe lassen soll. Diese hysterische Situation fängt Billian in einer trockenen Halbtotale ein, die den irrsinnigen Kontrast 'Tobender-Glatzkopf-vs.-Tobende-Kuh' so nüchtern darstellt, dass ich mich ehrlich gesagt kaum noch halten konnte - ein Bild für die Götter!
Das bringt Frohsinn und macht im sonnigen Ambiente auch so richtig Laune - eine Mentalität, die Billian bis zum Ende beibehält und dort die ultimative Paarbildung als Gelächter-reiches Fest in die Bein-klatschende, jodelnde Zuschauerschar entlässt; geradezu als naiv-unbekümmerten, süß-leichtherzigen Abschied, der sagen soll: freut euch schon mal, ab hier wird's immer wilder und frivoler! Und so war es dann auch. Schönes Ding!
EIN SCHEISS-WOCHENENDE - Dino Risi entfesselt im Rahmen einer Highway-Verfolgungsjagd mit anschließender Entführung eine schwarzhumorig-politische Farce, welche inmitten einer aufgehitzten Karre die heuchlerischen Mechanismen des Kapitalismus (stellvertreten durch einen nervösen Marcello Mastroianni als Pharma-Großunternehmer, dessen Wochenende durch die Geiselnahme versaut wird, wollte er es doch damit verbringen, seine Geliebte Carole André durchzustoßen) gegen abgeklärt-zynische Kommunisten-Ganoven (angeführt von einem ungewohnt klarköpfigen, doch ruppigen Oliver Reed) messen lässt, zudem das mediterrane Temperament und die Sensations-Kommerzialisierung bei solchen Ereignissen karikiert. Soziologische und ideologische Machtspiele im konzentrierten Kosmos, als methodisches Road-Movie-Lustspiel, inkl. derb-pointierter Berlin-Synchro. Schade, dass dem Gesamtgefüge dann doch der gewisse Pfiff fehlt; ansonsten eine ganz nette, kurzweilige Posse mit knallhart-blutigen Ausgang, der schlussendlich - umzingelt vom horriblen Nihilismus der Polizeigewalt und Reporter-Effekthascherei - einen Denkanstoß zum Verständnis für den Kommunismus vermitteln will.
MIKE MURPHY 077 GEGEN YPOTRON - Eigentlich ein typischer Eurospy-Reißer im Fahrwasser von James Bond wie jeder andere auch, erneut höchst spanischer Couleur. Da ist auch der Plot absolut Banane und ein formelhaftes Katz-und-Maus-Spiel um kernige Geheimagenten und Wissenschaftler mit Weltallwaffen. Doch den entscheidenden Unterschied machen da wieder die kleinen Details: so arbeitet unser titelgebende Agent für den Sicherheitsdienst der NASA, als ob gerade die so eine Interpol-artige Spezialagenten-Einheit auf exotisch-handgreiflichen Reisen brauchen. Zudem hat Mike Murphy im Vergleich zu anderen 007-Verschnitten trotz seines selbstsicheren Macho-Auftretens ("Das ist nur was für Männer.") eine suggerierte, bittere Vergangenheit, die immer mal wieder anhand einer Brandmarkung am Arm durchscheint, welche ihm bei Versuchsexperimenten in einem Konzentrationslager verabreicht wurde (im Verlauf des Films gibt's dafür sogar eine recht indiskrete Rückblende). Da sticht bei ihm bereits in der Eröffnungssequenz reichlich Angst heraus, in welcher er auf einer Mission scheinbar erschossen wird, was sich allerdings als hyperrealistische Übung entpuppt - Glück gehabt!
Hinzu kommt, dass der Film in seinem staubig-fiebrigen Ambiente unter spanischer Sonne & Sternenschein, zwischen räudigen Stierkämpfen und brutalen Erpressungsversuchen, eine geradezu surreal-faschistische Atmosphäre beherbergt, in welcher unser oft ratlos-unsichere Held und seine unselbstständige Damsel-In-Distress Jeanne Morrow bei den meisten Situationen nur bemüht und zuweilen machtlos gegen ihre Widersacher anstinken können - diese nur in der ultimativen Vernichtung sehen wollen und sich danach selbst stur zusichern, dass diese Bösen nichts Anderes verdient hätten. Ausschlaggebend sind dabei das unterkühlte, klobige Setting, eingefangen in abwechselnd ruhig-weitwinkligen und schwitzig-einnehmenden Kamerabewegungen (übrigens mit einigen auffallend-verlängerten POV-Einstellungen), sowie der verträumt-kosmische Orgel-Twang des Soundtracks, welcher unspektakulär, aber auch nervös die Stimmung beherrscht.
Bezeichnend für dieses resultierende, psychotronische Ambiente ist sodann u.a. das Szenario einer Striptease-Show zur Mitte des Films, welche im Dunkeln abgehalten wird und somit der ideale Schauplatz für einen wirren Austausch der Dame Jeanne wird, die Mike gerade datet. Dieser geschieht innerhalb weniger, intimer Augenblicke in der Finsternis, zwischengeschnitten durch aufblitzende Einstellungen des hypnotischen Striptease - sobald Mike dann zum Kuss ansetzen will, sitzt ihm plötzlich eine Andere gegenüber, während Jeanne vor der Tür des Nachtclubs davonfährt, ihren Agenten-Beau unter den Fäusten schwarz gekleideter Schergen zurücklässt. Als sie später erfährt, dass er angeblich von diesen Leuten getötet wurde und sie vor der blonden Bombshell des Films Janine Reynaud hysterisch um ihn trauert, fängt sie sich von ihr ein paar Backpfeifen ein, weil sie ihn ja auch 'liebte' - wirkt in seiner ruppigen Bedrohlichkeit alles wie ein mega-chauvinistisches Pandämonium. Ein wahrhaftig bizarrer, zu der Zeit noch von Francisco Franco unterdrückte, Ort auf der Leinwand.
Unfassbar befremdlich wirkt dann auch das Finale auf der Raketenabschussbasis mitten in der Wüste, mit seiner fatalistischen, nervösen Tötungsstimmung und der beschwerlichen Flucht durch den trägen, unentrinnbarem Sand - umzingelt von monochromen und semi-farbigen Archivaufnahmen taktischer Kriegshandlungen und Raketengefechte, die dem Narrativ des Films dienen sollen, aber offensichtlich nicht ferner davon sein könnten; eher der wahnsinnigen Fantasie unseres Protagonisten entspringen dürften, der sich sowieso schon nur mit irrsinnigen Deus-Ex-Gadgets & Zufällen aus so einigen tödlichen Schlamasseln retten konnte. Da endet der Film sodann mit einer minutenlangen Einstellung von einer Rakete, die in den Orbit schießt, eingefangen durch ein verzerrtes, strubbeliges Fernsehbild, dass in seiner Entfremdung geradezu an die visuellen Experimente in Chris Markers 'SANS SOLEIL' erinnert - darüber tönt sodann der Titelsong, der einem in beschwörender Repetition das Wort "Ypotron" vorbetet, dessen Y auf Murphys Arm eingebrannt ist und nach dem jene gefährliche Weltall-Waffe im Film benannt wurde. Total verballert!
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