AMERICAN HUSTLE - Ok, heute komme ich ein bisschen ins Schwärmen :D
Ich habe extra nochmal auf meiner Kino-Jahresliste 2013 nachgeguckt,
wann ich das letzte Mal eine so wunderschön-lockere Liebesgeschichte im
modernen, US-amerikanischen Film sah - und tatsächlich kam höchstens
SILVER LININGS da heran. David O. Russell, was für ein herrlicher
Romantiker! Der verliert sich so schnell in den Liebestaumel zwischen
seinem bemitleidenswerten Schlub Christian Bale und der
unfassbar-aufreizenden Amy Adams, dass man das eigene Glück kaum fassen
kann - wann bekommt man mal einen Film zu sehen, der sich so toll ins
Leben stürzt?
Ein hochprozentiger, erwärmender Genuss. Höhepunkt dieser Euphorie: eine Disco-Szene, die den Tanz-Zauber von LININGS nochmals effektiv aufgreift, mit 'I FEEL LOVE' in den Strobo-Himmel schwingt und danach Bale & Renner so ausgelassen im Suff singen lässt, dass man sich selbst recht wohlig-besoffen fühlt. Da saß ich durchweg mit einem fetten Grinsen im Kinositz und gab dafür händeklatschenden Applaus - true story!
Sowieso begrüße ich Russells herzlichen, freeflowing Gestaltungsstil, der den ganzen Abscam-Kram eher als untergeordnetes, lockereres Plot-Vehikel benutzt, dennoch geradlinig bleibt, aber dafür Spannung & Spaß in seinen Figuren sucht und darin auch die schönsten Pointen & Überraschungen herausholt, großartig-intensiv und authentisch-kumpelig von seinem High-End-Ensemble verkörpert. Man nehme da eine Szene, in der Bale mit seiner verbitterten, dusselig-bösartigen Ehefrau Jennifer Lawrence zu einem 'Geschäftsessen' geht - kein Stück wird sich auf einen etwaigen Deal konzentriert, sondern eher darum, wonach ihr Nagellack stinkt; sie zählt sodann voraus, wann Bale anfangen wird, über 'Business' zu reden und klappt vor Lachen zusammen, als er ihre Erwartungen erfüllt - fun times, good times!
Und damit eins klar ist: ich hab mich wieder in Amy Adams verliebt - und das liegt nicht nur an ihrem Dekolleté, auch wenn das durchweg reizend von Russells angenehm-studierender Kamera eingefangen wird. Selbst ungeschminkt haut sie einen um, erinnerte mich irgendwie an Sondra Locke, hätte die rote Haare (Bradley Cooper sah dagegen aus wie 'Tony Maroni - der Superbulle räumt die Wüste auf').
In jenen Momenten der Ungeschminktheit entfesseln sich sodann dringliche, bittere Wahrheiten und Geständnisse. Der Rest des Films spielt da geschickt mit Klamotten, Frisuren und Versprechungen herum, immerhin geht es ja um Con-Artists und die gehen in ihrem Element voll auf - 'Kleider machen Leute' - dass sie den Komplex des Rollenspiels in irrwitzige, unterhaltsame und erhellende Wendungen führen. Da baut sich die innere Spannung so stark auf, dass ein Scheinwerfer explodiert und in seinem Rauch alle Parteien aufeinander treffen lässt, die sofort wissen, mit wem sie es zu tun haben, auch wenn man sich eigentlich gar nicht 'kennt' - die Kleidung verräts und das Spiel der Besetzung erst recht.
Was soll ich sagen? Es ist ein Film voller Liebe, der bei mir auf massig Gegenliebe trifft, technisch und inhaltlich eine wunderbar-erquickende und herzhafte Einheit ergibt (Soundtrack, Kamera & Schnitt - da geht so einiges!), zwar einige Längen aber auch heißblütige Wonnen innehat und mit seinen aufgeregten, mit-Leben-erfüllten Charakteren im unaufgeregt-bearbeiteten Plot das pure, versierte Glück mit all seinen bittersüßen, absurden Fallhöhen präsentiert, ohne auf moralische Plakativität zu setzen. Boom, ein schickes Ding!
Ein hochprozentiger, erwärmender Genuss. Höhepunkt dieser Euphorie: eine Disco-Szene, die den Tanz-Zauber von LININGS nochmals effektiv aufgreift, mit 'I FEEL LOVE' in den Strobo-Himmel schwingt und danach Bale & Renner so ausgelassen im Suff singen lässt, dass man sich selbst recht wohlig-besoffen fühlt. Da saß ich durchweg mit einem fetten Grinsen im Kinositz und gab dafür händeklatschenden Applaus - true story!
Sowieso begrüße ich Russells herzlichen, freeflowing Gestaltungsstil, der den ganzen Abscam-Kram eher als untergeordnetes, lockereres Plot-Vehikel benutzt, dennoch geradlinig bleibt, aber dafür Spannung & Spaß in seinen Figuren sucht und darin auch die schönsten Pointen & Überraschungen herausholt, großartig-intensiv und authentisch-kumpelig von seinem High-End-Ensemble verkörpert. Man nehme da eine Szene, in der Bale mit seiner verbitterten, dusselig-bösartigen Ehefrau Jennifer Lawrence zu einem 'Geschäftsessen' geht - kein Stück wird sich auf einen etwaigen Deal konzentriert, sondern eher darum, wonach ihr Nagellack stinkt; sie zählt sodann voraus, wann Bale anfangen wird, über 'Business' zu reden und klappt vor Lachen zusammen, als er ihre Erwartungen erfüllt - fun times, good times!
Und damit eins klar ist: ich hab mich wieder in Amy Adams verliebt - und das liegt nicht nur an ihrem Dekolleté, auch wenn das durchweg reizend von Russells angenehm-studierender Kamera eingefangen wird. Selbst ungeschminkt haut sie einen um, erinnerte mich irgendwie an Sondra Locke, hätte die rote Haare (Bradley Cooper sah dagegen aus wie 'Tony Maroni - der Superbulle räumt die Wüste auf').
In jenen Momenten der Ungeschminktheit entfesseln sich sodann dringliche, bittere Wahrheiten und Geständnisse. Der Rest des Films spielt da geschickt mit Klamotten, Frisuren und Versprechungen herum, immerhin geht es ja um Con-Artists und die gehen in ihrem Element voll auf - 'Kleider machen Leute' - dass sie den Komplex des Rollenspiels in irrwitzige, unterhaltsame und erhellende Wendungen führen. Da baut sich die innere Spannung so stark auf, dass ein Scheinwerfer explodiert und in seinem Rauch alle Parteien aufeinander treffen lässt, die sofort wissen, mit wem sie es zu tun haben, auch wenn man sich eigentlich gar nicht 'kennt' - die Kleidung verräts und das Spiel der Besetzung erst recht.
Was soll ich sagen? Es ist ein Film voller Liebe, der bei mir auf massig Gegenliebe trifft, technisch und inhaltlich eine wunderbar-erquickende und herzhafte Einheit ergibt (Soundtrack, Kamera & Schnitt - da geht so einiges!), zwar einige Längen aber auch heißblütige Wonnen innehat und mit seinen aufgeregten, mit-Leben-erfüllten Charakteren im unaufgeregt-bearbeiteten Plot das pure, versierte Glück mit all seinen bittersüßen, absurden Fallhöhen präsentiert, ohne auf moralische Plakativität zu setzen. Boom, ein schickes Ding!
DIE WILDEN ZWANZIGER - Im ersten Weltkrieg begegnen wir unseren 3 Hauptkerlen: der verschmitzte und sympathische Eddie (James Cagney), der raubeinige und gewaltbereite George (Humphrey Bogart) und der ordentlichste und bravste von den Dreien, Lloyd (Jeffrey Lynn). Der Krieg an sich ist natürlich die Hölle und doch halten alle zusammen mit dem Traum von Morgen im Kopf, ins heimatliche Leben wiederzukehren, mit all seinen wunderbaren Versprechungen.
Doch nach dem Waffenstillstand entpuppt sich die Rückkehr vor allem für Eddie als ernüchternde Erfahrung, da die USA am Horizont der 1920er Jahre mit ihren Heimkehren nichts anzufangen weiß: ohne den dringlichen Militärkomplex sind Industrie & Wirtschaft am Abflauen, sein früherer Job konnte auch nicht mehr auf ihn warten und seine heiße Braut von der Brieffreundschaft, Jean Sherman (Priscilla Lane), ist in Wirklichkeit noch ein pausbäckiger Teen. Da versucht er sich, zusammen mit seinem Bruder Danny über Wasser zu halten, in jenen krisengeschüttelten Zeiten, die sodann von der Prohibition noch weiter gebeutelt werden.
Hier tut sich für unseren Eddie aber eine Chance auf, trifft auf die verruchte Panama (Gladys George), welche ihn in die Welt des Alkoholschmuggels und der Flüsterkneipen einführt - ein brutales, auffressendes Geschäft; gegen die Obrigkeit und gegen konkurrierende Organisationen arbeitend. Im Grunde entfachen dabei dieselben Gefechte von einst - jetzt lediglich durch die Irrungen der Regierenden ins eigene Land verlagert, einem Bürgerkrieg ähnelnd. Da kann Eddie in dieser einzigen, übrig gebliebenen Option für seinen Aufstieg im 'land of opportunity' - dass ihn in den Krieg schmiss und Opfer verlangte, aber ihm auch Aussicht auf den Aufschwung versprach - endlich aufgehen und verbündet sich wiederum bezeichnenderweise mit seinen alten Kumpanen George (fürs Grobe) und Lloyd (fürs Legale).
Im Grunde strebt er aber wie jeder der Heimkehrer nach dem Glück, nicht nur in Hinsicht eines finanziellen Erfolgs oder 'american dreams', sondern auch im streng persönlichen Rahmen, der Liebe und der inneren Zufriedenheit. Da verguckt er sich schlussendlich doch noch in die inzwischen erwachsen gewordene Jean, engagiert sie für Gesangsauftritte in seiner neuen Bar und hält um ihre Hand an - mit dem Versprechen, sich letzten Endes aus diesem Geschäft zurückzuziehen. Denn im Grunde ist es für ihn ja auch nur Mittel zum Zweck, einerseits um seinen Lebensunterhalt zu verdienen und andererseits um sie zu verwöhnen, zu umgarnen. Aber ihr Herz gehört inzwischen dem aufrichtigen Lloyd, der Eddie bei seinen immer mörderischeren Geschäften nicht mehr decken kann und mit Jean den Weg in die anerkannte, normale Gesellschaft eintritt.
Und dann wäre da auch noch der kugelsichere und perfid-bösartige George, der keine Lust mehr hat, nur der Handlanger von Eddie zu sein und ihn deshalb an seine Widersacher verrät. Er etabliert sich fortan als wahrer, ultimativer Gangster und setzt jene selbstgerechte Gewalt um, die er zur Kriegszeit schon andeutete, jetzt skrupellos über seine ehemaligen Verbündeten einbrechen lässt und die Macht an sich reißt. Selbst als die Prohibition & der illegale Handel mit dem Alkohol aufgelöst werden und der Börsencrash die Vereinigten Staaten in die Knie zwingt, hält er die Stränge in der Hand und knöpft seinem alten Partner Eddie das letzte Standbein der Existenz, sein Taxi-Unternehmen, ab.
Nun ist George der Boss der Stadt und Lloyd ein angesehener Staatsanwalt. Der einzige, der in den Nachwirkungen dieses Krieges erneut im Stich gelassen wird, ist Eddie. Sein Aufstieg in den 20er Jahren wurde mit einem harten Fall quittiert, der ihn nun, 1930, wieder an den aussichtslosen Boden der Gesellschaft gebracht hat - er lebt in einem winzigen Hotelzimmer, verdient geradeso sein Geld mit Taxi-Fahrten und muss mit ansehen, wieviel besser es seinen alten Kumpanen geht. Da hilft nur noch der Alkohol. Einzig Panama, diejenige die mit ihm von Anfang an gemeinsam den Weg des Verbrechens ging, ist an seiner Seite geblieben und hofft trotz jener bitteren Realität, in welcher beide von der Zeit verklärt werden, noch immer auf die Wiederkehr des Aufschwungs.
Regisseur Raoul Walsh erzählt diese aufregende und letztendlich tief-bittere Rise-&-Fall-Fabel von einem Amerika im Wandel der Zeit mit eindrücklicher Rasanz und verständnisvoller Charaktertiefe. Präsentiert den zeitlichen Kontext und dessen innewohnende Krisen mit virtuos-montierten und pointiert-nachvollziehbaren Stichpunkt-Etablierungen, entfaltet dessen Auswirkungen allerdings besonders effektiv mit einschneidend-verständnisvoller Zugänglichkeit in seinem ausgiebig erforschten Charakter-Komplex, dem wir über die Jahrzehnte hinweg chronologisch begleiten.
Im Fokus steht dabei natürlich Eddie, kongenial verkörpert von James Cagney, der in diesen 'wilden' Jahren seinen Platz im Leben suchte, stets von der Gesellschaft gebraucht und ausgespuckt wurde, sich dennoch auf unlauteren Wegen ein Leben aufbaute und sich dabei mit im-Grunde-guten Herzen auf seine Freunde verließ. Enttäuschungen und Umstellungen in allen sozialen Kreisen zwangen ihn schließlich dennoch wieder dazu, von vorne zu beginnen. Doch obwohl sein Leben dadurch wieder am unteren Ende der Spirale landete und fortan klein gehalten wird, verfällt er nicht dem Hass, weiß er doch um seine eigene Schuld und akzeptiert sein Schicksal, selbst wenn er es in Alkohol (für den er sich nie wirklich interessiert hat) tunken muss.
Als Lloyds Familie aber von George bedroht wird, der von der Staatsanwaltschaft wegen seiner illegalen Machenschaften zur Rechenschaft gezogen werden soll, will Eddie - der alles was er tat, zur Selbsterhaltung unternahm und niemals seine Menschlichkeit dafür aufgab - letztendlich doch noch das Richtige tun und appelliert an Georges Gewissen, diesen Gangster-Terror noch länger aufrechtzuerhalten. Schließlich muss er doch einsehen - so argumentiert Eddie -, dass die Zeiten der Prohibition, des Verbrechens, des Krieges nicht mehr Bestand haben in dieser neuen Welt, weshalb man eher Lloyd den Weg ebnen sollte, da dieser tatsächlich was Positives bewirken kann.
George denkt nicht im Traum daran und will Eddie niederballern, doch der kommt ihm zuvor und kämpft sich sodann energisch durch die Reihen von dessen Schergen, kann aber den fatalen Kugeln nicht entkommen und verstirbt schließlich vor den Stufen einer Kirche, allerdings in trauernder Anwesenheit seiner Panama, die den Sterbenden in ihren Armen hält und ihm zusammen mit der religiösen Kulisse die letzte, tragische Ölung gibt. "Er ist mal wer gewesen". 'Die Gesellschaft ist dran schuld', lässt sich heutzutage so einfach daherreden oder sogar zynisch verleugnen, wenn es um die Motivationen von Kriminellen geht. Selten aber gelingt es einem Film, genau diesen Faktor so prägnant und empathisch-nachvollziehbar zu vermitteln, wie dieser hier. Wahrhaftig ein humanistischer Klassiker, moralisch urteilsfrei, epochal und zeitlos - und dazu auch noch eine äußerst knackige, wegweisende Gangster-Story.
MÜNCHHAUSEN - Da bin ich doch echt mal froh, über einen Film aus dem dritten Reich schreiben zu können, ohne propagandistische Absichten darin analysieren zu müssen. Immerhin sollte dieser Jubiläums-Film der damals 25 Jahre alt gewordenen UFA zwar die technische Versiertheit der deutschen Filmindustrie beim internationalen Publikum beweisen, jedoch widmete sich der Inhalt dem puren Eskapismus eines aufwendigen, unterhaltsamen Abenteuerfilms. Da hob Goebbels sogar das Berufsverbot für Erich Kästner auf, damit der unter Pseudonym das Drehbuch zu MÜNCHHAUSEN schreiben konnte - und jener ließ es sich sodann nicht nehmen, liberales und teils subversives Gedankengut in seinen Zeilen zu vermitteln.
"Sie wollen herrschen, ich will leben!", ist da die bezeichnende
Parole des gewitzten Haudegen Münchhausen, der sich anhand tolldreister
Methoden durch alle Herren Länder begibt und mit seinem Frohsinn
vorallem die Frauenwelt zu erobern und verwöhnen gedenkt - eine
Herzensangelegenheit voller anarchischem Witz, die ihn wie ein
Jungbrunnen am Leben erhält. Allerdings schleicht die Gefahr trotz
trickreicher Souveränität seinerseits um jede Ecke und hegt vor allem
Argwohn für seinen freimütigen, verschmitzten Umgang mit dem Leben. Da
treffen sie ihn am Härtesten bei seinen geliebten Frauenbekanntschaften,
besonders bei der Prinzessin Isabella D'Este, die von ihrem Bruder in
ein Nonnenkloster gesteckt wird und fortan entsagt wird, mit ihm
weiterleben zu können.
So eine Ungerechtigkeit kann der gute Münchhausen nicht dulden und demütigt ihren Bruder bei einem Fechtduell, wird daraufhin von diesem verfolgt, kann aber mithilfe seines Dieners Christian entkommen und fliegt mit ihm sodann zum Mond, wo die Zeit schneller zu vergehen scheint, Münchhausen aber gleich alt bleibt. Innerhalb eines Tages muss er dann jedoch mit ansehen, wie sein Kumpan Christian an Altersschwäche stirbt - da entpuppt sich die Unsterblichkeit als bittere Crux, erlebt er doch noch mehrere Jahrhundertwenden mit, kann aber keinen Halt in der Liebe finden, da er jede seiner Damen ziehen lassen muss, die leider ohne ihn älter werden.
Schlussendlich, in der Gegenwart angekommen, kann er durchaus auf ein Repertoire an fantastischen Geschichten zurückgreifen und über seine zahlreichen, spannenden Abenteuer sinnieren, entschließt sich aber, nun mit seiner ultimativen Baroness in den Armen, seine Unsterblichkeit aufzugeben und mit ihr den ebenso wunderbaren Weg des sterblichen Lebens zu beschreiten - jene Wege davor haben sich aber dennoch voll gelohnt und bescheren auch uns Zuschauern, dem der liebe Münchhausen seine 'Lügengeschichten' auftischt, wunderbar-gewitzte, aufregende und fantasievolle Erinnerungen.
Da lässt der Film vergangene Jahrhunderte im farbenfrohen, detaillierten Agfacolor vor unseren Augen erblühen und an der eindrücklichen Brillanz des Bildes nachfühlen, füllt es mit aufspringendem, genüsslichem Leben. Und selbst wenn uns diese Welten zunächst fremdartig erscheinen und in ihrem barocken Stil zur Überwältigung neigen könnten, hat man stets den lebenslustigen und ausgefuchst-schlagfertigen Baron Hans Albers an der Seite, der sich aus den ganzen politischen Verhältnissen nichts macht, einen ansteckenden Frohsinn verbreitet und den Gesetzen der Physik einen Streich spielt, auch sonst von herrlich-phantastischem Zauber umgeben ist (allen voran Ferdinand Marian als Graf Cagliostro hat da reichlich aufregende Magie auf dem Kasten).
MÜNCHHAUSEN behilft sich dabei einer eindrücklichen, pointierten Tricktechnik und schweift immer wieder niedlich-überraschend in hysterisch-surrealen Schabernack ab, bis hin zur aberwitzigen, süß-naiven Reise auf die dunkle Seite des Mondes, wo das irdische Gleichgewicht vollends fantasievoll aus den Fugen läuft und damit an den Pioniergeist der menschlichen Vorstellungskraft appelliert. Kein Wunder, dass es später in Terry Gilliams 'ABENTEUERN DES BARON MÜNCHHAUSEN' (1988) sodann darum ging, jene Magie wieder zu entfachen, wirkt sie doch hier so wundersam-natürlich und befreiend - zwar auch mit bitterer Fallhöhe, welche aber das Leben erst wirklich lebenswert und zusammen mit dem frischen Geist der Liebe zum Leben unsterblich macht. Und so hat dieser Film auch seine Produktionsumstände und deren Zeit & Herrscher souverän überlebt - ein wahrhaftig zeitloser Schönling; ein unsterblicher, cineastischer Jungbrunnen.
LOBSTER - EPISODE 4: STIRB - Bei Familie Lobster herrscht Ebbe in der Haushaltskasse, dennoch verbringen Vater & Tochter ganz gemütlich und latent-sorgenlos das Frühstück miteinander. Mit Freude empfangen beide sodann einen alten Freund vom Herrn Papa aus vergangenen Kriegstagen, den Bankier Ernst Brühl (Richard Münch) - ein neuer Auftrag (Kohle!) steht im Haus, denn der Mann lädt Lobster fürs Wochenende zu sich aufs Anwesen ein, um herauszufinden, was für finstere Gesellen seinen hitzköpfigen Sohn Klaus (Nico Grüneke, bekannt aus 'CHAMPAGNER AUS DEM KNOBELBECHER') erpressen und auch warum.
Auf den Weg dorthin, inmitten malerisch-bayrischer Heimatluft, lässt es sich Regisseur Geissendörfer (nach dem letztwöchigen Einblick in Skolimowskis 'DEEP END') sodann erneut nicht nehmen, die zeitgenössische Filmwelt mit Postern zu 'FALSCHE BEWEGUNG' (von Filmverlag-der-Autoren-Kollegen Wim Wenders) und 'DER TEUFEL FÜHRT REGIE' zu zitieren. Ohnehin hat er sich bei der Besetzung der Familie Brühl eine kleine STERNSTEINHOF-Reunion geleistet, anhand der Brühl-Tochter Tessa, gespielt von Irm Herrmann und dem Kindermädchen von Oma Brühl, Waisen-Mädel Helga, verkörpert von Ulrike Luderer. Zudem hatte er Richard Münch schon 1974 in 'PERAHIM - DIE ZWEITE CHANCE' besetzt. Mit diesem kleinen, untereinander vertrauten Staraufgebot kann ja nur ein souveränes Projekt entstehen.
Und so begegnet unser Lobster dem reichen Familienkomplex, wird von der aufmüpfig-kessen Tochter Ute (Gaby Van Laak) vom Bahnhof abgeholt und sodann ganz einladend von der Frau Mama, Hedwig Brühl (Gisela Uhlen), empfangen. Weniger umgänglich gestaltet sich da Oma Ottilie Brühl (Tilli Breidenbach), die mal abgesehen von ihrem Sohn offen gestanden blanken Hass für ihre Familie empfindet, diese für 'falsch' hält. Trotz ihres Argwohns entpuppt sie sich im Verlauf als offenste Bezugsperson für Lobster, wenn es um die vielen, perfiden Familiengeheimnisse geht.
Denn obwohl er eigentlich zur Investigation herbestellt wurde, herrscht im Haushalt scheinbar eine ermattete, dekadente Machtlosigkeit - da wirkt es trotz des offenbar-in-Gefahr-schwebenden Sohnes eher so, als ob Familienoberhaupt Ernst seinem Freund hauptsächlich die familiären Verhältnisse zur Observation freigeben will, was sich im Umkehrschluss natürlich als äußerst hilfreich erweist. Beim Abendessen nämlich offenbart der Hausherr seiner versammelten Sippschaft, dass seine Bank aufgrund von Devisenspekulationen Pleite gehen und deshalb das Vermögen der Familie auf Eis gelegt wird.
Und so trennen sich die Mitglieder des Haushalts bei Anbruch der Nacht in ihren jeweiligen Unmut: Ernsts introvertierte Tochter Tessa, die am Essenstisch lieber aus einem Reclam-Taschenbuch liest, begibt sich in die Gartenlaube, um ihre Doggen zu füttern. Ernst selbst brütet im verdunkelten Garten seiner ungewissen Zukunft entgegen, während Oma Ottilie (die darum bangen muss, dass sie Helgas Miete nicht mehr bezahlen kann) Lobster erzählt, dass der Vater Tessa von allen seinen Kindern am liebsten hat. Schließlich sieht Ute ihn schlicht gleichgültig als Großkapitalisten, während Sohn Klaus ihn keifend anschnauzt, 80.000 Mark für seine Erpresser klar zu machen, die ihm wegen seiner Spielschulden beide Arme gebrochen haben. Daraufhin erwischt unser Detektiv zudem aus sicherer Entfernung Ernsts Ehefrau dabei, wie sie offenbar ihren eigenen Schmuck klaut - da ist doch was faul.
Am Tag darauf liegt die Leiche von Ernst, mit Kugel im Kopf und einem Revolver daneben, im Garten. Die Kripo geht von Selbstmord aus, angesichts der fatalen Bankrotterklärung dieser zerrütteten, hinterlistigen Familie, deren Oberhaupt es offensichtlich nicht mehr aushalten konnte.
Doch seine Mutter Ottilie will das nicht glauben und setzt Lobster, der seinen Freund ebenso wenig für einen Selbstmörder hält (was er immer wieder beteuert, bis er schließlich von Ellen gefragt wird, wie gut er seinen Freund wirklich kannte), auf weitere Investigationen an, u.a. beim Schwager Hugo Schiller (Günther Stoll). Von dem stammt übrigens der Revolver und außerdem beherbergte jener sogar den Schmuck seiner Schwester, der zunächst von ihr als vermisst gemeldet wurde, damit sie an die Versicherung dafür herankommt, was jedoch am Morgen danach vom Ehemann widerrufen wurde. Da scheint Lobster seine Verdächtige gefunden zu haben und stellt Hedwig zielsicher zur Rede, dass sie es allein auf die Lebensversicherung ihres Mannes abgesehen hatte. Doch ihr Alibi ist todsicher.
Also muss Ellen her, die sich zwischendurch mit einem kleinen Job im Blumenladen ein paar Mark verdient - kriegt sodann von Lobster die Order, Klaus zu beobachten. Und tatsächlich findet sie so heraus, dass der seinen Gips abnehmen kann und die gebrochenen Arme nur vortäuscht. Da ist sich unser spitzzüngiger Detektiv nun erstmals seit langem in dieser seiner Fernsehkarriere sicher und legt sich extra in Schale, um vor versammelter Familie den Mörder zu offenbaren.
Aber Pustekuchen, innerhalb einiger Rückblenden erfahren wir von den Beteiligten, wie Ernst systematisch zum Selbstmord 'getrieben' wurde: zunächst einmal fühlte sich der durch-den-Bankrott-gebrochene Finanzier besorgt um die Spielschulden seines Sohnes, dem seine 'Erpresser' offenbar mit Mord drohten; dann fand er zufällig die Revolver in der Tasche seiner Frau, die ihm fortan die kalte Schulter zeigte und keinerlei Interesse daran hatte, eventuell mit ihm nochmal 'von vorne zu beginnen'; und schlussendlich traf er auf seine Lieblingstochter Tessa, für die er so viele Gefühle hegte, dass er es nicht zulassen wollte, dass man ihr mit der 'Enteignung' die einzige Freude im Leben, ihre Doggen, wegnehmen würde.
Sprachlos schaut Lobster in die Runde und rupft an seiner Krawatte herum, fragt schließlich mit einem peinlichen Gefühl des Nichts-in-der-Hand-haben die Oma Ottilie, warum sie unbedingt auf einen Mordverdacht plädierte. Ganz einfach: sie hatte bloß Angst, dass die Versicherung ihr kein Geld auszahlen würde, da der Sohnemann ja Selbstmord begangen hätte. So eine Klausel entfällt allerdings 5 Jahre nach Anmeldung der Versicherung, klärt Hedwig sie auf. Ottilie fühlt sich offenbar ertappt, zeigt aber keine Gefühlsregung und entschwindet mit Helga ins Nebenzimmer, der normale Tagesablauf setzt wieder ein.
Beschämt steht Lobster auf und blickt angewidert auf das perfide Treiben dieser Familie nieder - einerseits wahrscheinlich aus Enttäuschung, dass nicht er letztendlich den Fall löste (wieder mal eine augenzwinkernde Ablehnung der Genre-Konventionen von Seiten Geissendörfers), andererseits aber auch, weil sein Einblick von jener hinterlistigen Methodik dieser Familiengemeinschaft im Angesicht von Geldnot so gar nicht seiner Vorstellung von Problembehandlung und Zusammenleben entspricht (man denke nur an das Intro, in welchem Lobster mit seiner Tochter Ellen trotz knapper Kasse ganz gelassen frühstückt).
Doch so ist das nun mal - erklärt ihm abschließend Brühl-Tochter Ute - im Leben eines Kapitalisten, wo Hierarchie und Geld einfach alles bedeuten und schlussendlich über der Familie stehen. Und obwohl man Geissendörfer hier eine Kritik am Kapitalismus ablesen könnte, scheut er sich wieder nicht davor, ganz im vertrauten Sinne dieser Serie, Verständnis für die Situation des Ernst Brühl zu zeigen, welcher ohnehin schon durch die Vergangenheit mit unserem Vertreter des Proletariats, Lobster, verbrüdert ist und genau dieselben Sorgen hat, wenn auch in weit höheren Summen. Die Liebe zu seiner Tochter Tessa ist sowieso ein ganz ausschlaggebender Faktor zur minutiös offenbarten Nachvollziehbarkeit seines ultimativen Entschlusses und reflektiert ebenso die harmonische Beziehung zwischen Lobster und seiner Tochter Ellen wieder, die bereits in den vorhergehenden Folgen schwere, aber gemeinsam bewältigte Proben zu meistern hatten und auch sonst alles für einander tun würden (selbst wenn sich ihr freimütig-rebellischer Charakter eher in Brühl-Tochter Ute wiederfindet).
Von daher bekommt man hier erneut eine empathische und kurzweilige Episode aus dem LOBSTER-Kosmos von Geissendörfer geliefert, der zudem stets seinem qualitativen Standard treu bleibt und auch hier wieder eindrucksvolle Bilder, wunderbar visuell-erklärende Dolly-Fahrten, eindrucksvoll-subtile Schauspielerleistungen und eine frische Ideenvielfalt im Umgang mit dem Krimi-Genre herausholt (man bemerke die knallharte Beiläufigkeit der letztendlichen Auflösung des Ganzen und auch der plötzliche Schlusspunkt mit Abspann-Einsatz). Schade, dass nur noch 2 verbleibende Folgen auf mich warten.
SONNENAUFGANG - LIED VON ZWEI MENSCHEN - Ach ja, Murnaus 'große Hollywood-Romanze' - zwischen dem Bann der Verzweiflung und dem Bann der Liebe. Ein vor allem in der ersten Hälfte visuell-starkes (weil pointiert vermitteltes und technisch-innovatives) Plädoyer für die Treue und die Wiederentdeckung der Liebe, vom Anfang bis zum Ende - lediglich der dazwischen liegende Spaß auf dem Rummel entpuppte sich als nicht ganz so eindrucksvoll; blieb zwar kurzweilig mit seinen Abenteuern des betrunkenen Ferkels und der Frau mit den 'Kleidungsstörungen', nahm dafür aber auch im Kauf, dem narrativen Gewicht einiges an Spannung zu rauben.
So eine Ungerechtigkeit kann der gute Münchhausen nicht dulden und demütigt ihren Bruder bei einem Fechtduell, wird daraufhin von diesem verfolgt, kann aber mithilfe seines Dieners Christian entkommen und fliegt mit ihm sodann zum Mond, wo die Zeit schneller zu vergehen scheint, Münchhausen aber gleich alt bleibt. Innerhalb eines Tages muss er dann jedoch mit ansehen, wie sein Kumpan Christian an Altersschwäche stirbt - da entpuppt sich die Unsterblichkeit als bittere Crux, erlebt er doch noch mehrere Jahrhundertwenden mit, kann aber keinen Halt in der Liebe finden, da er jede seiner Damen ziehen lassen muss, die leider ohne ihn älter werden.
Schlussendlich, in der Gegenwart angekommen, kann er durchaus auf ein Repertoire an fantastischen Geschichten zurückgreifen und über seine zahlreichen, spannenden Abenteuer sinnieren, entschließt sich aber, nun mit seiner ultimativen Baroness in den Armen, seine Unsterblichkeit aufzugeben und mit ihr den ebenso wunderbaren Weg des sterblichen Lebens zu beschreiten - jene Wege davor haben sich aber dennoch voll gelohnt und bescheren auch uns Zuschauern, dem der liebe Münchhausen seine 'Lügengeschichten' auftischt, wunderbar-gewitzte, aufregende und fantasievolle Erinnerungen.
Da lässt der Film vergangene Jahrhunderte im farbenfrohen, detaillierten Agfacolor vor unseren Augen erblühen und an der eindrücklichen Brillanz des Bildes nachfühlen, füllt es mit aufspringendem, genüsslichem Leben. Und selbst wenn uns diese Welten zunächst fremdartig erscheinen und in ihrem barocken Stil zur Überwältigung neigen könnten, hat man stets den lebenslustigen und ausgefuchst-schlagfertigen Baron Hans Albers an der Seite, der sich aus den ganzen politischen Verhältnissen nichts macht, einen ansteckenden Frohsinn verbreitet und den Gesetzen der Physik einen Streich spielt, auch sonst von herrlich-phantastischem Zauber umgeben ist (allen voran Ferdinand Marian als Graf Cagliostro hat da reichlich aufregende Magie auf dem Kasten).
MÜNCHHAUSEN behilft sich dabei einer eindrücklichen, pointierten Tricktechnik und schweift immer wieder niedlich-überraschend in hysterisch-surrealen Schabernack ab, bis hin zur aberwitzigen, süß-naiven Reise auf die dunkle Seite des Mondes, wo das irdische Gleichgewicht vollends fantasievoll aus den Fugen läuft und damit an den Pioniergeist der menschlichen Vorstellungskraft appelliert. Kein Wunder, dass es später in Terry Gilliams 'ABENTEUERN DES BARON MÜNCHHAUSEN' (1988) sodann darum ging, jene Magie wieder zu entfachen, wirkt sie doch hier so wundersam-natürlich und befreiend - zwar auch mit bitterer Fallhöhe, welche aber das Leben erst wirklich lebenswert und zusammen mit dem frischen Geist der Liebe zum Leben unsterblich macht. Und so hat dieser Film auch seine Produktionsumstände und deren Zeit & Herrscher souverän überlebt - ein wahrhaftig zeitloser Schönling; ein unsterblicher, cineastischer Jungbrunnen.
LOBSTER - EPISODE 4: STIRB - Bei Familie Lobster herrscht Ebbe in der Haushaltskasse, dennoch verbringen Vater & Tochter ganz gemütlich und latent-sorgenlos das Frühstück miteinander. Mit Freude empfangen beide sodann einen alten Freund vom Herrn Papa aus vergangenen Kriegstagen, den Bankier Ernst Brühl (Richard Münch) - ein neuer Auftrag (Kohle!) steht im Haus, denn der Mann lädt Lobster fürs Wochenende zu sich aufs Anwesen ein, um herauszufinden, was für finstere Gesellen seinen hitzköpfigen Sohn Klaus (Nico Grüneke, bekannt aus 'CHAMPAGNER AUS DEM KNOBELBECHER') erpressen und auch warum.
Auf den Weg dorthin, inmitten malerisch-bayrischer Heimatluft, lässt es sich Regisseur Geissendörfer (nach dem letztwöchigen Einblick in Skolimowskis 'DEEP END') sodann erneut nicht nehmen, die zeitgenössische Filmwelt mit Postern zu 'FALSCHE BEWEGUNG' (von Filmverlag-der-Autoren-Kollegen Wim Wenders) und 'DER TEUFEL FÜHRT REGIE' zu zitieren. Ohnehin hat er sich bei der Besetzung der Familie Brühl eine kleine STERNSTEINHOF-Reunion geleistet, anhand der Brühl-Tochter Tessa, gespielt von Irm Herrmann und dem Kindermädchen von Oma Brühl, Waisen-Mädel Helga, verkörpert von Ulrike Luderer. Zudem hatte er Richard Münch schon 1974 in 'PERAHIM - DIE ZWEITE CHANCE' besetzt. Mit diesem kleinen, untereinander vertrauten Staraufgebot kann ja nur ein souveränes Projekt entstehen.
Und so begegnet unser Lobster dem reichen Familienkomplex, wird von der aufmüpfig-kessen Tochter Ute (Gaby Van Laak) vom Bahnhof abgeholt und sodann ganz einladend von der Frau Mama, Hedwig Brühl (Gisela Uhlen), empfangen. Weniger umgänglich gestaltet sich da Oma Ottilie Brühl (Tilli Breidenbach), die mal abgesehen von ihrem Sohn offen gestanden blanken Hass für ihre Familie empfindet, diese für 'falsch' hält. Trotz ihres Argwohns entpuppt sie sich im Verlauf als offenste Bezugsperson für Lobster, wenn es um die vielen, perfiden Familiengeheimnisse geht.
Denn obwohl er eigentlich zur Investigation herbestellt wurde, herrscht im Haushalt scheinbar eine ermattete, dekadente Machtlosigkeit - da wirkt es trotz des offenbar-in-Gefahr-schwebenden Sohnes eher so, als ob Familienoberhaupt Ernst seinem Freund hauptsächlich die familiären Verhältnisse zur Observation freigeben will, was sich im Umkehrschluss natürlich als äußerst hilfreich erweist. Beim Abendessen nämlich offenbart der Hausherr seiner versammelten Sippschaft, dass seine Bank aufgrund von Devisenspekulationen Pleite gehen und deshalb das Vermögen der Familie auf Eis gelegt wird.
Und so trennen sich die Mitglieder des Haushalts bei Anbruch der Nacht in ihren jeweiligen Unmut: Ernsts introvertierte Tochter Tessa, die am Essenstisch lieber aus einem Reclam-Taschenbuch liest, begibt sich in die Gartenlaube, um ihre Doggen zu füttern. Ernst selbst brütet im verdunkelten Garten seiner ungewissen Zukunft entgegen, während Oma Ottilie (die darum bangen muss, dass sie Helgas Miete nicht mehr bezahlen kann) Lobster erzählt, dass der Vater Tessa von allen seinen Kindern am liebsten hat. Schließlich sieht Ute ihn schlicht gleichgültig als Großkapitalisten, während Sohn Klaus ihn keifend anschnauzt, 80.000 Mark für seine Erpresser klar zu machen, die ihm wegen seiner Spielschulden beide Arme gebrochen haben. Daraufhin erwischt unser Detektiv zudem aus sicherer Entfernung Ernsts Ehefrau dabei, wie sie offenbar ihren eigenen Schmuck klaut - da ist doch was faul.
Am Tag darauf liegt die Leiche von Ernst, mit Kugel im Kopf und einem Revolver daneben, im Garten. Die Kripo geht von Selbstmord aus, angesichts der fatalen Bankrotterklärung dieser zerrütteten, hinterlistigen Familie, deren Oberhaupt es offensichtlich nicht mehr aushalten konnte.
Doch seine Mutter Ottilie will das nicht glauben und setzt Lobster, der seinen Freund ebenso wenig für einen Selbstmörder hält (was er immer wieder beteuert, bis er schließlich von Ellen gefragt wird, wie gut er seinen Freund wirklich kannte), auf weitere Investigationen an, u.a. beim Schwager Hugo Schiller (Günther Stoll). Von dem stammt übrigens der Revolver und außerdem beherbergte jener sogar den Schmuck seiner Schwester, der zunächst von ihr als vermisst gemeldet wurde, damit sie an die Versicherung dafür herankommt, was jedoch am Morgen danach vom Ehemann widerrufen wurde. Da scheint Lobster seine Verdächtige gefunden zu haben und stellt Hedwig zielsicher zur Rede, dass sie es allein auf die Lebensversicherung ihres Mannes abgesehen hatte. Doch ihr Alibi ist todsicher.
Also muss Ellen her, die sich zwischendurch mit einem kleinen Job im Blumenladen ein paar Mark verdient - kriegt sodann von Lobster die Order, Klaus zu beobachten. Und tatsächlich findet sie so heraus, dass der seinen Gips abnehmen kann und die gebrochenen Arme nur vortäuscht. Da ist sich unser spitzzüngiger Detektiv nun erstmals seit langem in dieser seiner Fernsehkarriere sicher und legt sich extra in Schale, um vor versammelter Familie den Mörder zu offenbaren.
Aber Pustekuchen, innerhalb einiger Rückblenden erfahren wir von den Beteiligten, wie Ernst systematisch zum Selbstmord 'getrieben' wurde: zunächst einmal fühlte sich der durch-den-Bankrott-gebrochene Finanzier besorgt um die Spielschulden seines Sohnes, dem seine 'Erpresser' offenbar mit Mord drohten; dann fand er zufällig die Revolver in der Tasche seiner Frau, die ihm fortan die kalte Schulter zeigte und keinerlei Interesse daran hatte, eventuell mit ihm nochmal 'von vorne zu beginnen'; und schlussendlich traf er auf seine Lieblingstochter Tessa, für die er so viele Gefühle hegte, dass er es nicht zulassen wollte, dass man ihr mit der 'Enteignung' die einzige Freude im Leben, ihre Doggen, wegnehmen würde.
Sprachlos schaut Lobster in die Runde und rupft an seiner Krawatte herum, fragt schließlich mit einem peinlichen Gefühl des Nichts-in-der-Hand-haben die Oma Ottilie, warum sie unbedingt auf einen Mordverdacht plädierte. Ganz einfach: sie hatte bloß Angst, dass die Versicherung ihr kein Geld auszahlen würde, da der Sohnemann ja Selbstmord begangen hätte. So eine Klausel entfällt allerdings 5 Jahre nach Anmeldung der Versicherung, klärt Hedwig sie auf. Ottilie fühlt sich offenbar ertappt, zeigt aber keine Gefühlsregung und entschwindet mit Helga ins Nebenzimmer, der normale Tagesablauf setzt wieder ein.
Beschämt steht Lobster auf und blickt angewidert auf das perfide Treiben dieser Familie nieder - einerseits wahrscheinlich aus Enttäuschung, dass nicht er letztendlich den Fall löste (wieder mal eine augenzwinkernde Ablehnung der Genre-Konventionen von Seiten Geissendörfers), andererseits aber auch, weil sein Einblick von jener hinterlistigen Methodik dieser Familiengemeinschaft im Angesicht von Geldnot so gar nicht seiner Vorstellung von Problembehandlung und Zusammenleben entspricht (man denke nur an das Intro, in welchem Lobster mit seiner Tochter Ellen trotz knapper Kasse ganz gelassen frühstückt).
Doch so ist das nun mal - erklärt ihm abschließend Brühl-Tochter Ute - im Leben eines Kapitalisten, wo Hierarchie und Geld einfach alles bedeuten und schlussendlich über der Familie stehen. Und obwohl man Geissendörfer hier eine Kritik am Kapitalismus ablesen könnte, scheut er sich wieder nicht davor, ganz im vertrauten Sinne dieser Serie, Verständnis für die Situation des Ernst Brühl zu zeigen, welcher ohnehin schon durch die Vergangenheit mit unserem Vertreter des Proletariats, Lobster, verbrüdert ist und genau dieselben Sorgen hat, wenn auch in weit höheren Summen. Die Liebe zu seiner Tochter Tessa ist sowieso ein ganz ausschlaggebender Faktor zur minutiös offenbarten Nachvollziehbarkeit seines ultimativen Entschlusses und reflektiert ebenso die harmonische Beziehung zwischen Lobster und seiner Tochter Ellen wieder, die bereits in den vorhergehenden Folgen schwere, aber gemeinsam bewältigte Proben zu meistern hatten und auch sonst alles für einander tun würden (selbst wenn sich ihr freimütig-rebellischer Charakter eher in Brühl-Tochter Ute wiederfindet).
Von daher bekommt man hier erneut eine empathische und kurzweilige Episode aus dem LOBSTER-Kosmos von Geissendörfer geliefert, der zudem stets seinem qualitativen Standard treu bleibt und auch hier wieder eindrucksvolle Bilder, wunderbar visuell-erklärende Dolly-Fahrten, eindrucksvoll-subtile Schauspielerleistungen und eine frische Ideenvielfalt im Umgang mit dem Krimi-Genre herausholt (man bemerke die knallharte Beiläufigkeit der letztendlichen Auflösung des Ganzen und auch der plötzliche Schlusspunkt mit Abspann-Einsatz). Schade, dass nur noch 2 verbleibende Folgen auf mich warten.
SONNENAUFGANG - LIED VON ZWEI MENSCHEN - Ach ja, Murnaus 'große Hollywood-Romanze' - zwischen dem Bann der Verzweiflung und dem Bann der Liebe. Ein vor allem in der ersten Hälfte visuell-starkes (weil pointiert vermitteltes und technisch-innovatives) Plädoyer für die Treue und die Wiederentdeckung der Liebe, vom Anfang bis zum Ende - lediglich der dazwischen liegende Spaß auf dem Rummel entpuppte sich als nicht ganz so eindrucksvoll; blieb zwar kurzweilig mit seinen Abenteuern des betrunkenen Ferkels und der Frau mit den 'Kleidungsstörungen', nahm dafür aber auch im Kauf, dem narrativen Gewicht einiges an Spannung zu rauben.
Kann man aber auch der Vorlage zur Last legen, schließlich war jener
Abschnitt ebenso der schwächste bzw. für-mich-uninteressanteste in
Günter Gräwerts Verfilmung von 1969, welche sich übrigens in ihrer
naturalistisch-bitteren Radikalität noch weit härter und
packend-schauderhafter in die Umstände der Verzweiflung begab. Wirklich
vergleichen kann man beide Filme wiederum nicht unbedingt, da ist
Murnaus Stil doch ganz der Leidenschaft verbunden, legt besonderen Wert
in seiner Darstellung der menschlichen Zuneigung auf der Grundlage einer
kernigen Homogenisierung des Narrativs & seiner Charaktere,
zugunsten der emotionalen Nachvollziehbarkeit.
Für einen Stummfilm angemessen mögen seine Akteure dabei zwar eine theatralische Naivität ausstrahlen (also erst recht kein Vergleich zu Dreyers 'JUNGFRAU VON ORLEANS'), erschaffen mit ihrer Gestik und Mimik aber dennoch eine effektiv-empathisches und nahegehendes Arsenal an Emotionen: Trübsal, Verzweiflung, Angst, Zerrissenheit, Wut, Trauer, Zerbrechlichkeit, Vergebung, Hoffnung, Freude, Liebe, Zuneigung, Selbstaufgabe und Zufriedenheit. Insofern beherbergt 'SONNENAUFGANG' eine außerordentlich zeitlose Menschlichkeit und findet gerade aufgrund seines minimalistischen Einsatzes von Dialogen & Texttafeln eine ausdrucksstark-einschlagende, zauberhaft-tiefgreifende Romantik bzw. Misere in seiner rein visuellen Ebene.
Ich wünschte nur, ich hätte diese Macht durchgehend gespürt - für meinen persönlichen Geschmack war u.a. der Mittelteil in seinem ausgelassenen, leicht eifersüchtigen Hurrah-Konsum etwas flach gehalten; sowieso bevorzuge ich zudem die stärkere und auch atmosphärisch-dringlichere Charakterzeichnung in der Verfilmung von 1969, speziell was die entscheidende Ausgangslage der Geschichte betrifft - auch wenn Murnau in seiner angemessenen Reduktion das Nötigste für seine Vision erzählt, habe ich ja kein Problem mit.
Abschließend bleibt mir nur zu sagen, dass ich 'SONNENAUFGANG' aufgrund seiner filmhistorischen Relevanz immens schätze und auch nachvollziehen kann, warum viele ihn zum Lieblingsfilm erklären. Bei mir hat es leider nicht komplett geklappt und ich würde lügen, wenn ich nicht zugäbe, dass meine Bekanntschaft mit dem Stoff diese Verfilmung für mich einigermaßen überraschungsarm und ernüchternd gestaltete - dennoch will ich die filmische Stärke der Umsetzung nicht anzweifeln, finde ich doch gerade am Allerschönsten, dass sie so bodenständig bleibt, von Anfang an ihre Universalität deklariert und beweist.
In der zurückgenommenen Konzentration der Figuren könnte man daher als Zuschauer auch ganz leicht seine eigenen Erfahrungen auf sie projizieren - und ich bin schon ein Stück neidisch auf diejenigen, die genau das zuhauf geschafft haben. Aber so ist das nun mal im Leben: ab und an fühlt man sich eher einem Herzschmerz verbunden, der 'larger than life' ist, gerade auf der großen, dennoch intimen Leinwand des eskapistischen Kinos. Bei diesem 'Lied von zwei Menschen' allerdings fand ich leider keinen besonderen Anreiz, mit ihm intim zu werden - ich schätze, man muss sich doch erst noch ein bisschen näher kennenlernen ;)
Für einen Stummfilm angemessen mögen seine Akteure dabei zwar eine theatralische Naivität ausstrahlen (also erst recht kein Vergleich zu Dreyers 'JUNGFRAU VON ORLEANS'), erschaffen mit ihrer Gestik und Mimik aber dennoch eine effektiv-empathisches und nahegehendes Arsenal an Emotionen: Trübsal, Verzweiflung, Angst, Zerrissenheit, Wut, Trauer, Zerbrechlichkeit, Vergebung, Hoffnung, Freude, Liebe, Zuneigung, Selbstaufgabe und Zufriedenheit. Insofern beherbergt 'SONNENAUFGANG' eine außerordentlich zeitlose Menschlichkeit und findet gerade aufgrund seines minimalistischen Einsatzes von Dialogen & Texttafeln eine ausdrucksstark-einschlagende, zauberhaft-tiefgreifende Romantik bzw. Misere in seiner rein visuellen Ebene.
Ich wünschte nur, ich hätte diese Macht durchgehend gespürt - für meinen persönlichen Geschmack war u.a. der Mittelteil in seinem ausgelassenen, leicht eifersüchtigen Hurrah-Konsum etwas flach gehalten; sowieso bevorzuge ich zudem die stärkere und auch atmosphärisch-dringlichere Charakterzeichnung in der Verfilmung von 1969, speziell was die entscheidende Ausgangslage der Geschichte betrifft - auch wenn Murnau in seiner angemessenen Reduktion das Nötigste für seine Vision erzählt, habe ich ja kein Problem mit.
Abschließend bleibt mir nur zu sagen, dass ich 'SONNENAUFGANG' aufgrund seiner filmhistorischen Relevanz immens schätze und auch nachvollziehen kann, warum viele ihn zum Lieblingsfilm erklären. Bei mir hat es leider nicht komplett geklappt und ich würde lügen, wenn ich nicht zugäbe, dass meine Bekanntschaft mit dem Stoff diese Verfilmung für mich einigermaßen überraschungsarm und ernüchternd gestaltete - dennoch will ich die filmische Stärke der Umsetzung nicht anzweifeln, finde ich doch gerade am Allerschönsten, dass sie so bodenständig bleibt, von Anfang an ihre Universalität deklariert und beweist.
In der zurückgenommenen Konzentration der Figuren könnte man daher als Zuschauer auch ganz leicht seine eigenen Erfahrungen auf sie projizieren - und ich bin schon ein Stück neidisch auf diejenigen, die genau das zuhauf geschafft haben. Aber so ist das nun mal im Leben: ab und an fühlt man sich eher einem Herzschmerz verbunden, der 'larger than life' ist, gerade auf der großen, dennoch intimen Leinwand des eskapistischen Kinos. Bei diesem 'Lied von zwei Menschen' allerdings fand ich leider keinen besonderen Anreiz, mit ihm intim zu werden - ich schätze, man muss sich doch erst noch ein bisschen näher kennenlernen ;)
HÖRIG BIS ZUR LETZTEN SÜNDE - Schon gewusst? Hans Billian, den ich an dieser Stelle ja schon ein paar Mal besprach, drehte mit jenem Film hier einen waschechten Krimi, den einzigen seiner Karriere. Unter der Co-Regie von Lothar Gündisch (u.a. Regieassistent von Billians 'ICH KAUF MIR LIEBER EINEN TIROLERHUT' und 'DIE LUSTIGEN WEIBER VON TIROL', sowie Harlans 'ICH WERDE DICH AUF HÄNDEN TRAGEN' - herrje, fast nur Filme, die ich kenne) kriegt man sodann trotz noiriger Schwarz-Weiß-Aufmachung und bleihaltigem Banküberfall in der Eröffnungssequenz relativ flott mit, wer bei diesem verkommenen Sittenbild am Ruder steht.
Da stellt man uns den schmierigen Rechtsanwalt Peter Keller (Horst
Naumann) als Antihelden zur Verfügung, welcher den Direktor jener
überfallenen Bank verteidigen soll, da dieser ebenso unter Verdacht
steht (schließlich lagen 'zufällig' ein paar Millionen an jenem Tag
aus). Der knickt schließlich vor Furcht ein und verrät ihm unter vier
Augen die Wahrheit, damit seine Frau, welche das Geld versteckt hat,
nicht belangt wird. Keller schwört, die Sache vertraulich zu behandeln,
doch in seinem Kopf schwirrt schon der Zaster herum. Den verspricht er
auch seinem Betthäschen Pat, auf die übrigens seine Sekretärin Brigitte
eifersüchtig ist - der Mann hat nun mal einen enormen Verschleiß an
Frauenbekanntschaften.
Selbst als eine junge Dame ihn ersucht, von ihm versteckt zu werden, um den Repressalien ihrer Fahrerflucht zu entkommen, geht er gerne darauf ein und greift einvernehmlich-beherzt zur Brust, lässt sie in der Bude von Pat übernachten. Als Pat sogar nach einigen Tagen zurückkommt, bleibt das Zweit-Girl noch zur Unterhaltung, verwöhnt sie mit lesbischen Spielchen, wenn Keller mal wieder auf perfide Touren geht oder von brutalen Schuldeneintreibern vermöbelt wird. Die sind auch der Hauptgrund, warum er die Kohle braucht und schließlich überwindet er sich sogar dazu - nachdem der Bankdirektor letzten Endes doch noch zu 15 Jahren Haft verknackt wurde und sich anschließend in der Gefängniszelle aufhing - dessen Witwe Christine zu ehelichen und so auf die Spur des Geldes zu kommen.
Das liebe Frauchen erhofft sich viel von ihrer neuen Liebe, schwärmt den ganzen Tag lang über für ihn und erlebt jede Nacht den Beischlaf ihres Lebens. Blöd nur, dass sich seine anderen Liebschaften streng vernachlässigt und ihn somit auf den Zahn fühlen. Da lockt er fortan erneut mit Versprechungen und lässt auch mal seine Sekretärin an sich ran - doch sobald Pat wieder aufkreuzt, schlägt die Eifersucht erneut zu und so verpfeift Brigitte ihn bei Christine, welche sich nun schockiert von seinen dubiosen Plänen in den sicheren Pillentod treibt und dafür von ihm lediglich angeschrien wird, das Versteck zu verraten. So werden ihm also weder die Polizei, noch etwaige Gangster zum Verhängnis (u.a. Johannes Buzalski, der den Keller erpresst und zudem jenes junge Mädel von der Fahrerflucht in dessen Bude infiltriert hat, um den Standpunkt der Kohle herauszufinden), sondern schlicht und ergreifend seine Vielweiberei, die sich untereinander sowieso schon auffrisst.
Da überlässt Billian natürlich nichts dem Zufall und präsentiert ausschließlich Darstellerinnen, die bereit sind, sich zu entblättern und so dem hedonistischen Genuss des unmoralisch-verbrecherischen Anwalts besondere, knallharte Faszination zu verleihen. In der verregneten Vorstadt-Provinz, in welcher der Film spielt, stellt jener Exzess ein bezeichnenderweise aufregendes und durchtriebenes Element dar, das frivol und anarchisch die monochrome Farbgebung und das dargestellte, spießige Setting geradewegs zu durchbrechen gedenkt (allein wie fett & steif die Hüter des Gesetzes präsentiert werden, spricht da Bände).
Dadurch verkommt es alles letztendlich zum Arschloch-County und man darf durchaus Mitleid mit der Witwe des Bankdirektors empfinden (auch wenn sie den Braten hätte riechen müssen), jene verbrecherischen Players bekommen im Finale dennoch ordentlich ihr Fett weg - but not without a fight! Da ist Billian & Gündisch ein schön ausschweifend-fieses, exploitativ-knalliges Werk des hingerotzten Nihilismus gelungen, dass durchweg durch die sexy Modder latscht und zum Schluss Blut dort reinschießen lässt - weil es jetzt (1970) endlich erlaubt ist und man somit den moralischen Zeigefinger dezent bei der Leine halten kann. Ein wirklich spaßiger Reißer - Crime & Tits in Black & White, frech ausgekotzt über den bundesdeutschen Mief. Gutmenschlichkeit findet ihr woanders.
KABOOM - Trotz angeklatscht-klobiger Digitaloptik ein gewitztes, bi-sexuelles Mystery-Abenteuer von Gregg Araki. Teils unfassbar ulkig-pulpig in seinem übernatürlichen, bunten Teen-Horror-Wahnsinn (als wäre man bei einem äußerst körperbetonten Scooby-Doo mit JAY & SILENT BOB SCHLAGEN ZURÜCK-Look gelandet), jedoch wiederum genüsslich zwischen lustvoll-traumhafter Ekstase (Boobs & Abs galore!) und strahlend-sensuellen Terror pendelnd.
ABENTEUER DES FREIHERRN VON MÜNCHHAUSEN - EINE WINTERREISE - Beachtlich fällt hier sofort der filigrane und detaillierte Animationsstil ins Auge, der alle 24 Bilder/Sekunde des Zelluloids ausnutzt, sich im Intro anhand einer Stop-Motion-Sequenz vor uns als künstlerische Kreation von Menschenhand aufbaut und verschmitzt zuzwinkert - von der Optik her einigermaßen an Hans Albers Darstellung des beliebten Freiherrn/Baron orientiert ist. Sodann erleben wir unseren gewitzten Münchhausen, der zusammen mit seinem Pferd durch eine winterliche Landschaft reitet und dabei ganz freimütig (trotz außerordentlich naturalistischer Animation) die Gesetze der Physik außer Kraft setzt, so wie man es ja von ihm kennt.
An einem Punkt begibt er sich aufs Glatteis und fährt quasi Schlittschuh mit seinem Ross, kann dabei aber einem an der Eisdecke eingeschlagenen Loch zweier alter Eisfischer nicht ausweichen, von denen sich einer über dessen potenziell fatalen Unfall nur mockieren und zuschauen kann, wie Münchhausen mit seinem tierischen Gefährten im eiskalten Wasser versinkt. Warum helfen sie ihm eigentlich nicht? Ist ja auch egal, schließlich kann er sich ja an seinem eigenen Zopf selbst herausziehen! Bei diesem Anblick können sich die alten Käuze nur ungläubig-ängstlich selbst bekreuzigen.
Ab diesem Zeitpunkt fragte ich mich, wo dieses Zeichentrick-Märchen eigentlich spielen soll - die Frage wird nie wirklich beantwortet, aber eine gewisse Antwort liegt scheinbar nahe. Nun möchte ich nicht behaupten, dass hinter dieser abenteuerlichen, kurzen Komödie unbedingt eine tatsächliche, politische Absicht bestand. Aber wo der Film an sich ja aus dem dritten Reich stammt und zudem im Jahre 1944 veröffentlicht wurde - zu welchem Zeitpunkt der zweite Weltkrieg ja in seinen entscheidenden Phasen war - könnte man in dieser Münchhausen-Geschichte einen gewissen, aufmunternden Eskapismus im Angesicht der Niederlage von Stalingrad 1943 sehen.
Da wollte man dem Volk anhand dieses wunderschönen, aufwendigen Agfacolor-Zeichentrickkurzfilms im Nachhinein wohl doch noch Mut machen, sich nicht von dem tödlichen, berüchtigten Kriegsschnee der Ostfront einschüchtern zu lassen und dem unbarmherzigen Winter (der im Verlauf von 44/45 bekanntlich mit aller Härte einbrach) stattdessen mit einer gewissen Leichtherzigkeit entgegenzukommen, schließlich kriegt es Münchhausen ja auch hin (und sowieso musste die selbst-auffressende Zerstörungsmaschinerie des "totalen Krieges", der zu jener Zeit schon im vollen Gange war, weiterlaufen).
Von dieser Absicht zeugt sodann Münchhausens listig-lustiger Kampf mit dem finsteren Wolf, einem nicht nur bei den Nazis häufig gebrauchten Feindbild, welcher derartig verhungert und armselig-räudig an eingeschneit-verrotteten, menschlichen Skeletten nagt (unfassbar morbide), dass er sich auf die Jagd nach dem unschuldigen Münchhausen macht, aber schließlich von jenem auf irrwitzige Art & Weise ausgetrickst und unschädlich gemacht wird. Musste das ulkig-selbstsichere und clever-versierte Wesen des Münchhausen hier für deutsche Überlegenheit herhalten?
Sicherlich könnte man das dem Kurzfilm ankreiden und bei ihm die gängigen Gestaltungsmuster seiner Zeit negativ auslegen - als märchenhafter, absurd-komischer Unterhaltungsfilm beflügelt er dennoch die Fantasie und übt sich in abenteuerlichem und klamaukig-tricksendem Frohsinn, unabhängig von der Realität. Wie weit soll man denn eine theoretische, propagandistische Ebene wahrnehmen, wenn jener Protagonist ganz selbstverständlich des Nächtens im verschneiten Freien schläft, ohne sich zu erkälten; sodann frühmorgens, sobald der Schnee weggetaut ist, bemerkt, dass sein Pferd nun auf dem Dach einer Kirche festhängt, es deshalb mit 2 zielsicher gesetzten Pistolenschüssen herunterholt, küsst und beide daraufhin nochmals dem Zuschauer zuzwinkern?
Ich möchte es dem Film jedenfalls recht machen und lobe ihn für seine technische Finesse, seine faszinierende Kurzweiligkeit, seinen Humor und nicht zuletzt für seine beherzt-gestaltete (und bisweilen gruselige) Atmosphäre anhand seiner phantastischen Optiken und irrwitzigen Einfälle. Sicherlich dürfte sein Narrativ im zeitgeschichtlichen Kontext eine andere, subversivere Funktion für sein Zielpublikum eingenommen haben, als heute - daran sollte man aber diese im Grunde universelle, erfrischend-anarchische und beachtlich gestaltete Entertainment-Schau nicht messen.
DAS SCHIFF DER GEFANGENEN FRAUEN - Ein erneut außergewöhnlicher Beitrag, der dieses Wochenende wieder mal im Metropolis Kino in Hamburg unter dem Banner des BIZARRE-CINEMAS lief. Carolin Lorenz präsentierte den Zuschauern hierbei zunächst, ganz im Sinne des Main Events, einige starke, reißerische Trailer zu Eurospy-Kloppern wie 'MISTER DYNAMIT' (mit dem flott-grauhaarigen Lex Barker), 'DER SCHWARZE SKORPION' (dessen alles-verratender Trailer sich mit Hauptstar Lang Jeffries brüstete, "Held zahlreicher Leinwandabenteuer"), 'MATCHLESS' (ein durchaus brauchbar ausschauendes Filmchen mit Donald Pleasance und einem Agenten mit Unsichtbarkeits-Fähigkeiten, im Verleih der UA) und 'OPERATION POKER' (ein besonders exploitativer Vertreter, in welchem der 'Star' Roger Browne mit flotter Faust Frauen niederstreckt).
Dazu gesellte sich schließlich der äußerst passende Hauptfilm von 1974 mit ca. 81 Minuten Laufzeit, der von Lorenz als aberwitziges Experiment vorgestellt wurde: So behalf man sich beim Hauptplot Filmmaterial aus dem in Deutschland unveröffentlichten 007-Verschnitt 'AGENTE SIGMA 3 - MISSION GOLDWATHER' (1967) mit Jack Taylor in der Hauptrolle und vermengte diesen mit einer neugedrehten Rahmenhandlung eines Frauenhändlerrings, aus dem die brünette Yvette (Magda Mundari) entkommen kann und sodann Interpol einschaltet, um die Bande festzunehmen. Jene neue Ausgangslage aus dem französischen EUROCINÉ-Fundus entstammt übrigens der Fantasie von Pierre Chevalier und niemand geringerem als Jess Franco, legt auch sofort los mit reichlich nackter Haut und herzhaft-klobigem 70's Dekor.
Da erblüht die Leinwand im Landhaus-Bordell vor provinziellen Tapetenmustern und ordinären Schnellficker-Negligees, als Yvette von ihrem alten, naiv-gutmenschlichen Freier Gaston überredet wird, mit ihm zu türmen - was ihnen schließlich in einer arsch-langsamen Verfolgungsjagd durch das umliegende Waldgebiet gelingt. Zur Feier des Tages schlagen die Beiden (geradezu wenige Meter vorm Freudenhaus entfernt) sodann eine Picknick-Decke auf und ergeben sich erstmals der wahren (sprich: nicht bezahlten) körperlichen Liebe. Teils heulendes Gelächter ertönt dabei vom Publikum, verständlich angesichts des entrückt-niedlichen Dilettantismus von Chevaliers exploitativer Inszenierung und der platt-aufgesetzten, aberwitzig-derben und dennoch unbeholfen-primitiven Synchronisation.
Sodann sagt Yvette bei der Polizei aus, wie sie überhaupt in jene Branche kam - nämlich durch eine weit hergeholte Entführungs-Masche - und berichtet von den brutalen Methoden ihrer Peiniger, die sich in an ihr und anderen, gefangenen Frauen ständig vergingen. Da hämmert Chevalier dem unbedarften Zuschauer eine schroffe Vergewaltigungsszene nach der anderen rein - derartig unerotisch, hundsgemein und trocken die Leinwand bedrängend, dass jenes Publikum im Metropolis, welches vorher noch mit (naja) lustigen Sprüchen um Lacher buhlte, verstummte. Zudem verabschiedete sich die Reihe hinter mir beinahe komplett - war wohl zuviel ausgewalzter, 'langweiliger', weil ungemütlicher Sex in jener ausweglosen Tristesse der erzwungenen Prostitution.
Auf Yvettes Aussage hin schaltet sich dann aber per Archivmaterial und Nachsynchro das Interpol zur Bekämpfung dieser Missstände ein (als ob so ein Fall unbedingt deren Angelegenheit wäre) und schickt ihren besten besten Agenten Mark Roberts (Taylor) ins Getümmel. Der agiert sodann verschmitzt und Karate-Handkanten-austeilend in pappigen 60's Kulissen, zwischen zeitgenössischen (aber nimmer nackten) Bikini-Damen herum und bekämpft die skrupellosen, doch hundsdämlichen Gangster - welche ihn selbst dann nicht erspähen können, wenn er klar sichtbar im Neoprenanzug neben einer Alarmglocke hockt - im hitzigen Barcelona und spekulativ-dazu-ergänzenden Studiobauten-auf-Sparflamme mit zahlreichen, unschuldig-geworfenen Samt-Möbelstücken; sorgt mit einer Handvoll Baumarkt-Nägel zudem für geplatzte Alfa-Romeo-Reifen.
Dieser Abschnitt müsste gefühlsmäßig einen erheblichen Kontrast zum exploitativen Sleaze der neuen Rahmenhandlung darstellen, fügt sich aber mit seiner ebenso ungelenken Inszenierung und 'kostengünstigen' Aufmachung stilecht-harmonisch ein. Lediglich variierende Moden & Frisuren, sowie der stete Wechsel zwischen den spanisch-verklemmten und französisch-freizügigen Schauplätzen scheinen das oberflächliche Patchwork zu enttarnen. Viel deutlicher bemerkt man dies aber an der Darstellerin Silvia Solar, die ihren Charakter in beiden Ebenen verkörpert, im Material von '74 sodann deutlich verlebter ausschaut und eine dürftige, dem 'Sigma'-Footage entsprechende Perücke trägt.
Bezeichnenderweise sei da noch eine Szene erwähnt, in welcher unser Agentenheld aus den 60ern in einen Raum stapft, sodann aber - durch ein Double verkörpert - in einen Frauenzwinger vordringt, deren Vergewaltiger unschädlich macht und sich danach wieder hinaus begibt. Auf dem Rückweg bemerkt man dabei nicht nur die sichtlich längere Matte des körperlich-adäquaten Doppelgängers, sondern auch dessen leidlich-überzeugende Fresse in unscharfer Großaufnahme. Wie erwartet, geht es fortan mit weiterem Archivmaterial weiter und jene Frauen waren seither nimmer gesehen. Ganz im Geiste Godfrey Hos dürfen dann auch verbindende, neu gedrehte Telefongespräche zum Interpol-Chef nicht fehlen, der zusammen mit der rothaarigen Magda (Sandra Julien) einen ultimativen Plan austüftelt, mit dem man die Bande zersprengen kann.
Nach Magdas gelungener, sexy Infiltration und weiteren, hanebüchenen Kombinationsversuchen von Schnitt & Synchro hat Agent Roberts alle Bösen gekillt und auch Magda durfte ein paar geübte Handkantenschläge ins Genick ballern - schlussendlich kann unsere Yvette, vom Anfang des Films, mit ihrem Beau Gaston endlich das Leben genießen und stößt unter tropischen Palmen das Sektglas mit ihm an. Ein äußerst drolliger Schlusspunkt für eine derartig dusselige Genre-Kolportage. Das Konzept an sich ist ein denkbar simples Unterfangen und läuft mit seinem fingrig-effekthascherischen Mix zweier, trivialer Narrative ständig Gefahr, in ziellose Langeweile zu verfallen.
Jedoch entpuppt sich die Gestaltung beider Elemente als dermaßen sympathisch-cheap und fremdartig-knallend, dass trotz bemühter Stringenz und unbeholfener Umsetzung eine durchgehende, grobe Faszination besteht. Da schafft es Chevalier neben seinen surreal-verballerten Genre-Interpretationen ab und an sogar, eine stimmige Atmosphäre bei der Darstellung der feuchten, französischen Provence und einigen altstädtischen Hafenkneipen aufzubauen - stattet seine Hintergründe zudem mit ulkig-böse dreinschauenden Statisten und beiläufig anwesenden Tieren aus (u.a. ein Papagei im mit-Exoten-Postern-beklebten Polizeiburö, sowie ein Dackel auf dem Tresen einer Hotel-Rezeption), was auf eine gewitzte Detailverliebtheit seinerseits schließt, trotz kaum sichtbaren Budgets.
Der überwiegende Anteil an Sexszenen nimmt dem Zuschauer aber teilweise die Luft zum Atmen, unterbricht den unschuldigen Spaß mit ultrazynischem Rape-Horror räudig-schnauzender Kerle (einer von ihnen trägt den fantasievollen Namen 'Glatze', weil er nun mal eine trägt), die manchen Mädeln sogar versprechen, sie frei zu lassen, wenn sie denn 'zärtlich' zu ihnen wären, jene dann aber ebenso spaßfrei-demütigend durchpoppen und danach kaltherzig-selbstherrlich entgegenschleudern, dass sie ja wohl nicht ernsthaft geglaubt hätten, damit frei zu kommen. Zum Schluss hin bekommen diese Herren aber doch noch ihre gerechte Strafe, wenn auch nur durch die irrsinnige Montage. Als Zuschauer weiß man beim zuschließenden, roten Vorhang dann kaum noch, was man genau von diesem Werk halten soll - manche neben mir meinten, der Film wäre ja einfach nur 'schlecht' gewesen, auch wenn sie sich stets redselig über ihn amüsiert haben.
Ich für meinen Teil hätte mir etwas mehr Unterhaltung bei dieser Mischung gewünscht, war aber dennoch stets im totalen Bann dieses bizarren Hybriden, der seine Produktionsumstände zwar nicht verleugnen, aber als Gesamtbild kaum stimmiger zusammenpassen konnte. Und ja, auch die französischen Nackedei-Damen der 70er waren wie immer eine Augenweide - da kann man nix machen, außer: genießen, wie Carolin Lorenz uns von Anfang an empfahl. Na dann!
THE CANYONS - Hollywood frisst und frisst und frisst, bis hin zum Kannibalismus. Da sammelt sich eine Welt voller Egos an und kennt in ihrem selbstgefälligen, hedonistischen Nihilismus keinerlei Skrupel, Freundschaften oder gar Liebe - es wird höchstens um Gefallen, Rollen und sexuelle Genüsse gebuhlt. Eine normale Sozialität wird innerhalb üppig-glattester Villen und malerischster Grundstücke vorgetäuscht, ist dabei jedoch stets umzingelt vom omnipräsenten, nicht bloß geduldeten Kommerz.
Selbst als eine junge Dame ihn ersucht, von ihm versteckt zu werden, um den Repressalien ihrer Fahrerflucht zu entkommen, geht er gerne darauf ein und greift einvernehmlich-beherzt zur Brust, lässt sie in der Bude von Pat übernachten. Als Pat sogar nach einigen Tagen zurückkommt, bleibt das Zweit-Girl noch zur Unterhaltung, verwöhnt sie mit lesbischen Spielchen, wenn Keller mal wieder auf perfide Touren geht oder von brutalen Schuldeneintreibern vermöbelt wird. Die sind auch der Hauptgrund, warum er die Kohle braucht und schließlich überwindet er sich sogar dazu - nachdem der Bankdirektor letzten Endes doch noch zu 15 Jahren Haft verknackt wurde und sich anschließend in der Gefängniszelle aufhing - dessen Witwe Christine zu ehelichen und so auf die Spur des Geldes zu kommen.
Das liebe Frauchen erhofft sich viel von ihrer neuen Liebe, schwärmt den ganzen Tag lang über für ihn und erlebt jede Nacht den Beischlaf ihres Lebens. Blöd nur, dass sich seine anderen Liebschaften streng vernachlässigt und ihn somit auf den Zahn fühlen. Da lockt er fortan erneut mit Versprechungen und lässt auch mal seine Sekretärin an sich ran - doch sobald Pat wieder aufkreuzt, schlägt die Eifersucht erneut zu und so verpfeift Brigitte ihn bei Christine, welche sich nun schockiert von seinen dubiosen Plänen in den sicheren Pillentod treibt und dafür von ihm lediglich angeschrien wird, das Versteck zu verraten. So werden ihm also weder die Polizei, noch etwaige Gangster zum Verhängnis (u.a. Johannes Buzalski, der den Keller erpresst und zudem jenes junge Mädel von der Fahrerflucht in dessen Bude infiltriert hat, um den Standpunkt der Kohle herauszufinden), sondern schlicht und ergreifend seine Vielweiberei, die sich untereinander sowieso schon auffrisst.
Da überlässt Billian natürlich nichts dem Zufall und präsentiert ausschließlich Darstellerinnen, die bereit sind, sich zu entblättern und so dem hedonistischen Genuss des unmoralisch-verbrecherischen Anwalts besondere, knallharte Faszination zu verleihen. In der verregneten Vorstadt-Provinz, in welcher der Film spielt, stellt jener Exzess ein bezeichnenderweise aufregendes und durchtriebenes Element dar, das frivol und anarchisch die monochrome Farbgebung und das dargestellte, spießige Setting geradewegs zu durchbrechen gedenkt (allein wie fett & steif die Hüter des Gesetzes präsentiert werden, spricht da Bände).
Dadurch verkommt es alles letztendlich zum Arschloch-County und man darf durchaus Mitleid mit der Witwe des Bankdirektors empfinden (auch wenn sie den Braten hätte riechen müssen), jene verbrecherischen Players bekommen im Finale dennoch ordentlich ihr Fett weg - but not without a fight! Da ist Billian & Gündisch ein schön ausschweifend-fieses, exploitativ-knalliges Werk des hingerotzten Nihilismus gelungen, dass durchweg durch die sexy Modder latscht und zum Schluss Blut dort reinschießen lässt - weil es jetzt (1970) endlich erlaubt ist und man somit den moralischen Zeigefinger dezent bei der Leine halten kann. Ein wirklich spaßiger Reißer - Crime & Tits in Black & White, frech ausgekotzt über den bundesdeutschen Mief. Gutmenschlichkeit findet ihr woanders.
KABOOM - Trotz angeklatscht-klobiger Digitaloptik ein gewitztes, bi-sexuelles Mystery-Abenteuer von Gregg Araki. Teils unfassbar ulkig-pulpig in seinem übernatürlichen, bunten Teen-Horror-Wahnsinn (als wäre man bei einem äußerst körperbetonten Scooby-Doo mit JAY & SILENT BOB SCHLAGEN ZURÜCK-Look gelandet), jedoch wiederum genüsslich zwischen lustvoll-traumhafter Ekstase (Boobs & Abs galore!) und strahlend-sensuellen Terror pendelnd.
Da lauscht man Juno Temples Basic-Sex-Education mit latent-britischem
Akzent und im nächsten Moment erwischt Haley Bennett ein eifersüchtiger
Voodoo-Zauber inkl. verhonkten, digitalen Übergängen aus dem Windows
Movie Maker - schöner kann's nicht werden. Zudem erklingen durchweg
sphärische Ambient-Chöre bei der irrwitzigen Erforschung sexueller
Vorlieben und konspirativer Intrigen, mit dabei: LADYTRON, HARMONIA und
PLACEBO.
Arakis Anliegen war eine außerordentlich frivole Feelgood-Time in poppig-genussvoller Rasanz und Erotik, mit stets einladender, wilder Aura und einem spaßig-freimütigen Ensemble - mission accomplished, wenn auch im Endeffekt eine äußert belang- und harmlose Blödelei auf verballerten 90's-Rädern...ach, gibt Schlimmeres aus der Indie-Szene (erst recht viel zu Aufgeblasenes). Ist doch ein echt sympathisches, trashy Filmchen - ein lockeres Spiel mit den Irrungen und Wirrungen der Teen-Angst und der zelebrierten, sexuellen 'Anarchie'.
Arakis Anliegen war eine außerordentlich frivole Feelgood-Time in poppig-genussvoller Rasanz und Erotik, mit stets einladender, wilder Aura und einem spaßig-freimütigen Ensemble - mission accomplished, wenn auch im Endeffekt eine äußert belang- und harmlose Blödelei auf verballerten 90's-Rädern...ach, gibt Schlimmeres aus der Indie-Szene (erst recht viel zu Aufgeblasenes). Ist doch ein echt sympathisches, trashy Filmchen - ein lockeres Spiel mit den Irrungen und Wirrungen der Teen-Angst und der zelebrierten, sexuellen 'Anarchie'.
ABENTEUER DES FREIHERRN VON MÜNCHHAUSEN - EINE WINTERREISE - Beachtlich fällt hier sofort der filigrane und detaillierte Animationsstil ins Auge, der alle 24 Bilder/Sekunde des Zelluloids ausnutzt, sich im Intro anhand einer Stop-Motion-Sequenz vor uns als künstlerische Kreation von Menschenhand aufbaut und verschmitzt zuzwinkert - von der Optik her einigermaßen an Hans Albers Darstellung des beliebten Freiherrn/Baron orientiert ist. Sodann erleben wir unseren gewitzten Münchhausen, der zusammen mit seinem Pferd durch eine winterliche Landschaft reitet und dabei ganz freimütig (trotz außerordentlich naturalistischer Animation) die Gesetze der Physik außer Kraft setzt, so wie man es ja von ihm kennt.
An einem Punkt begibt er sich aufs Glatteis und fährt quasi Schlittschuh mit seinem Ross, kann dabei aber einem an der Eisdecke eingeschlagenen Loch zweier alter Eisfischer nicht ausweichen, von denen sich einer über dessen potenziell fatalen Unfall nur mockieren und zuschauen kann, wie Münchhausen mit seinem tierischen Gefährten im eiskalten Wasser versinkt. Warum helfen sie ihm eigentlich nicht? Ist ja auch egal, schließlich kann er sich ja an seinem eigenen Zopf selbst herausziehen! Bei diesem Anblick können sich die alten Käuze nur ungläubig-ängstlich selbst bekreuzigen.
Ab diesem Zeitpunkt fragte ich mich, wo dieses Zeichentrick-Märchen eigentlich spielen soll - die Frage wird nie wirklich beantwortet, aber eine gewisse Antwort liegt scheinbar nahe. Nun möchte ich nicht behaupten, dass hinter dieser abenteuerlichen, kurzen Komödie unbedingt eine tatsächliche, politische Absicht bestand. Aber wo der Film an sich ja aus dem dritten Reich stammt und zudem im Jahre 1944 veröffentlicht wurde - zu welchem Zeitpunkt der zweite Weltkrieg ja in seinen entscheidenden Phasen war - könnte man in dieser Münchhausen-Geschichte einen gewissen, aufmunternden Eskapismus im Angesicht der Niederlage von Stalingrad 1943 sehen.
Da wollte man dem Volk anhand dieses wunderschönen, aufwendigen Agfacolor-Zeichentrickkurzfilms im Nachhinein wohl doch noch Mut machen, sich nicht von dem tödlichen, berüchtigten Kriegsschnee der Ostfront einschüchtern zu lassen und dem unbarmherzigen Winter (der im Verlauf von 44/45 bekanntlich mit aller Härte einbrach) stattdessen mit einer gewissen Leichtherzigkeit entgegenzukommen, schließlich kriegt es Münchhausen ja auch hin (und sowieso musste die selbst-auffressende Zerstörungsmaschinerie des "totalen Krieges", der zu jener Zeit schon im vollen Gange war, weiterlaufen).
Von dieser Absicht zeugt sodann Münchhausens listig-lustiger Kampf mit dem finsteren Wolf, einem nicht nur bei den Nazis häufig gebrauchten Feindbild, welcher derartig verhungert und armselig-räudig an eingeschneit-verrotteten, menschlichen Skeletten nagt (unfassbar morbide), dass er sich auf die Jagd nach dem unschuldigen Münchhausen macht, aber schließlich von jenem auf irrwitzige Art & Weise ausgetrickst und unschädlich gemacht wird. Musste das ulkig-selbstsichere und clever-versierte Wesen des Münchhausen hier für deutsche Überlegenheit herhalten?
Sicherlich könnte man das dem Kurzfilm ankreiden und bei ihm die gängigen Gestaltungsmuster seiner Zeit negativ auslegen - als märchenhafter, absurd-komischer Unterhaltungsfilm beflügelt er dennoch die Fantasie und übt sich in abenteuerlichem und klamaukig-tricksendem Frohsinn, unabhängig von der Realität. Wie weit soll man denn eine theoretische, propagandistische Ebene wahrnehmen, wenn jener Protagonist ganz selbstverständlich des Nächtens im verschneiten Freien schläft, ohne sich zu erkälten; sodann frühmorgens, sobald der Schnee weggetaut ist, bemerkt, dass sein Pferd nun auf dem Dach einer Kirche festhängt, es deshalb mit 2 zielsicher gesetzten Pistolenschüssen herunterholt, küsst und beide daraufhin nochmals dem Zuschauer zuzwinkern?
Ich möchte es dem Film jedenfalls recht machen und lobe ihn für seine technische Finesse, seine faszinierende Kurzweiligkeit, seinen Humor und nicht zuletzt für seine beherzt-gestaltete (und bisweilen gruselige) Atmosphäre anhand seiner phantastischen Optiken und irrwitzigen Einfälle. Sicherlich dürfte sein Narrativ im zeitgeschichtlichen Kontext eine andere, subversivere Funktion für sein Zielpublikum eingenommen haben, als heute - daran sollte man aber diese im Grunde universelle, erfrischend-anarchische und beachtlich gestaltete Entertainment-Schau nicht messen.
DAS SCHIFF DER GEFANGENEN FRAUEN - Ein erneut außergewöhnlicher Beitrag, der dieses Wochenende wieder mal im Metropolis Kino in Hamburg unter dem Banner des BIZARRE-CINEMAS lief. Carolin Lorenz präsentierte den Zuschauern hierbei zunächst, ganz im Sinne des Main Events, einige starke, reißerische Trailer zu Eurospy-Kloppern wie 'MISTER DYNAMIT' (mit dem flott-grauhaarigen Lex Barker), 'DER SCHWARZE SKORPION' (dessen alles-verratender Trailer sich mit Hauptstar Lang Jeffries brüstete, "Held zahlreicher Leinwandabenteuer"), 'MATCHLESS' (ein durchaus brauchbar ausschauendes Filmchen mit Donald Pleasance und einem Agenten mit Unsichtbarkeits-Fähigkeiten, im Verleih der UA) und 'OPERATION POKER' (ein besonders exploitativer Vertreter, in welchem der 'Star' Roger Browne mit flotter Faust Frauen niederstreckt).
Dazu gesellte sich schließlich der äußerst passende Hauptfilm von 1974 mit ca. 81 Minuten Laufzeit, der von Lorenz als aberwitziges Experiment vorgestellt wurde: So behalf man sich beim Hauptplot Filmmaterial aus dem in Deutschland unveröffentlichten 007-Verschnitt 'AGENTE SIGMA 3 - MISSION GOLDWATHER' (1967) mit Jack Taylor in der Hauptrolle und vermengte diesen mit einer neugedrehten Rahmenhandlung eines Frauenhändlerrings, aus dem die brünette Yvette (Magda Mundari) entkommen kann und sodann Interpol einschaltet, um die Bande festzunehmen. Jene neue Ausgangslage aus dem französischen EUROCINÉ-Fundus entstammt übrigens der Fantasie von Pierre Chevalier und niemand geringerem als Jess Franco, legt auch sofort los mit reichlich nackter Haut und herzhaft-klobigem 70's Dekor.
Da erblüht die Leinwand im Landhaus-Bordell vor provinziellen Tapetenmustern und ordinären Schnellficker-Negligees, als Yvette von ihrem alten, naiv-gutmenschlichen Freier Gaston überredet wird, mit ihm zu türmen - was ihnen schließlich in einer arsch-langsamen Verfolgungsjagd durch das umliegende Waldgebiet gelingt. Zur Feier des Tages schlagen die Beiden (geradezu wenige Meter vorm Freudenhaus entfernt) sodann eine Picknick-Decke auf und ergeben sich erstmals der wahren (sprich: nicht bezahlten) körperlichen Liebe. Teils heulendes Gelächter ertönt dabei vom Publikum, verständlich angesichts des entrückt-niedlichen Dilettantismus von Chevaliers exploitativer Inszenierung und der platt-aufgesetzten, aberwitzig-derben und dennoch unbeholfen-primitiven Synchronisation.
Sodann sagt Yvette bei der Polizei aus, wie sie überhaupt in jene Branche kam - nämlich durch eine weit hergeholte Entführungs-Masche - und berichtet von den brutalen Methoden ihrer Peiniger, die sich in an ihr und anderen, gefangenen Frauen ständig vergingen. Da hämmert Chevalier dem unbedarften Zuschauer eine schroffe Vergewaltigungsszene nach der anderen rein - derartig unerotisch, hundsgemein und trocken die Leinwand bedrängend, dass jenes Publikum im Metropolis, welches vorher noch mit (naja) lustigen Sprüchen um Lacher buhlte, verstummte. Zudem verabschiedete sich die Reihe hinter mir beinahe komplett - war wohl zuviel ausgewalzter, 'langweiliger', weil ungemütlicher Sex in jener ausweglosen Tristesse der erzwungenen Prostitution.
Auf Yvettes Aussage hin schaltet sich dann aber per Archivmaterial und Nachsynchro das Interpol zur Bekämpfung dieser Missstände ein (als ob so ein Fall unbedingt deren Angelegenheit wäre) und schickt ihren besten besten Agenten Mark Roberts (Taylor) ins Getümmel. Der agiert sodann verschmitzt und Karate-Handkanten-austeilend in pappigen 60's Kulissen, zwischen zeitgenössischen (aber nimmer nackten) Bikini-Damen herum und bekämpft die skrupellosen, doch hundsdämlichen Gangster - welche ihn selbst dann nicht erspähen können, wenn er klar sichtbar im Neoprenanzug neben einer Alarmglocke hockt - im hitzigen Barcelona und spekulativ-dazu-ergänzenden Studiobauten-auf-Sparflamme mit zahlreichen, unschuldig-geworfenen Samt-Möbelstücken; sorgt mit einer Handvoll Baumarkt-Nägel zudem für geplatzte Alfa-Romeo-Reifen.
Dieser Abschnitt müsste gefühlsmäßig einen erheblichen Kontrast zum exploitativen Sleaze der neuen Rahmenhandlung darstellen, fügt sich aber mit seiner ebenso ungelenken Inszenierung und 'kostengünstigen' Aufmachung stilecht-harmonisch ein. Lediglich variierende Moden & Frisuren, sowie der stete Wechsel zwischen den spanisch-verklemmten und französisch-freizügigen Schauplätzen scheinen das oberflächliche Patchwork zu enttarnen. Viel deutlicher bemerkt man dies aber an der Darstellerin Silvia Solar, die ihren Charakter in beiden Ebenen verkörpert, im Material von '74 sodann deutlich verlebter ausschaut und eine dürftige, dem 'Sigma'-Footage entsprechende Perücke trägt.
Bezeichnenderweise sei da noch eine Szene erwähnt, in welcher unser Agentenheld aus den 60ern in einen Raum stapft, sodann aber - durch ein Double verkörpert - in einen Frauenzwinger vordringt, deren Vergewaltiger unschädlich macht und sich danach wieder hinaus begibt. Auf dem Rückweg bemerkt man dabei nicht nur die sichtlich längere Matte des körperlich-adäquaten Doppelgängers, sondern auch dessen leidlich-überzeugende Fresse in unscharfer Großaufnahme. Wie erwartet, geht es fortan mit weiterem Archivmaterial weiter und jene Frauen waren seither nimmer gesehen. Ganz im Geiste Godfrey Hos dürfen dann auch verbindende, neu gedrehte Telefongespräche zum Interpol-Chef nicht fehlen, der zusammen mit der rothaarigen Magda (Sandra Julien) einen ultimativen Plan austüftelt, mit dem man die Bande zersprengen kann.
Nach Magdas gelungener, sexy Infiltration und weiteren, hanebüchenen Kombinationsversuchen von Schnitt & Synchro hat Agent Roberts alle Bösen gekillt und auch Magda durfte ein paar geübte Handkantenschläge ins Genick ballern - schlussendlich kann unsere Yvette, vom Anfang des Films, mit ihrem Beau Gaston endlich das Leben genießen und stößt unter tropischen Palmen das Sektglas mit ihm an. Ein äußerst drolliger Schlusspunkt für eine derartig dusselige Genre-Kolportage. Das Konzept an sich ist ein denkbar simples Unterfangen und läuft mit seinem fingrig-effekthascherischen Mix zweier, trivialer Narrative ständig Gefahr, in ziellose Langeweile zu verfallen.
Jedoch entpuppt sich die Gestaltung beider Elemente als dermaßen sympathisch-cheap und fremdartig-knallend, dass trotz bemühter Stringenz und unbeholfener Umsetzung eine durchgehende, grobe Faszination besteht. Da schafft es Chevalier neben seinen surreal-verballerten Genre-Interpretationen ab und an sogar, eine stimmige Atmosphäre bei der Darstellung der feuchten, französischen Provence und einigen altstädtischen Hafenkneipen aufzubauen - stattet seine Hintergründe zudem mit ulkig-böse dreinschauenden Statisten und beiläufig anwesenden Tieren aus (u.a. ein Papagei im mit-Exoten-Postern-beklebten Polizeiburö, sowie ein Dackel auf dem Tresen einer Hotel-Rezeption), was auf eine gewitzte Detailverliebtheit seinerseits schließt, trotz kaum sichtbaren Budgets.
Der überwiegende Anteil an Sexszenen nimmt dem Zuschauer aber teilweise die Luft zum Atmen, unterbricht den unschuldigen Spaß mit ultrazynischem Rape-Horror räudig-schnauzender Kerle (einer von ihnen trägt den fantasievollen Namen 'Glatze', weil er nun mal eine trägt), die manchen Mädeln sogar versprechen, sie frei zu lassen, wenn sie denn 'zärtlich' zu ihnen wären, jene dann aber ebenso spaßfrei-demütigend durchpoppen und danach kaltherzig-selbstherrlich entgegenschleudern, dass sie ja wohl nicht ernsthaft geglaubt hätten, damit frei zu kommen. Zum Schluss hin bekommen diese Herren aber doch noch ihre gerechte Strafe, wenn auch nur durch die irrsinnige Montage. Als Zuschauer weiß man beim zuschließenden, roten Vorhang dann kaum noch, was man genau von diesem Werk halten soll - manche neben mir meinten, der Film wäre ja einfach nur 'schlecht' gewesen, auch wenn sie sich stets redselig über ihn amüsiert haben.
Ich für meinen Teil hätte mir etwas mehr Unterhaltung bei dieser Mischung gewünscht, war aber dennoch stets im totalen Bann dieses bizarren Hybriden, der seine Produktionsumstände zwar nicht verleugnen, aber als Gesamtbild kaum stimmiger zusammenpassen konnte. Und ja, auch die französischen Nackedei-Damen der 70er waren wie immer eine Augenweide - da kann man nix machen, außer: genießen, wie Carolin Lorenz uns von Anfang an empfahl. Na dann!
THE CANYONS - Hollywood frisst und frisst und frisst, bis hin zum Kannibalismus. Da sammelt sich eine Welt voller Egos an und kennt in ihrem selbstgefälligen, hedonistischen Nihilismus keinerlei Skrupel, Freundschaften oder gar Liebe - es wird höchstens um Gefallen, Rollen und sexuelle Genüsse gebuhlt. Eine normale Sozialität wird innerhalb üppig-glattester Villen und malerischster Grundstücke vorgetäuscht, ist dabei jedoch stets umzingelt vom omnipräsenten, nicht bloß geduldeten Kommerz.
Dem ergibt sich sowieso jede Figur dieses Narrativs und verfällt wie
selbstverständlich dem horriblen Glanz der Unterhaltungsindustrie. So
zeichnet THE CANYONS alle seine Figuren, gleichsam Pro- &
Antagonisten, als mehr oder weniger aktive Täter, lässt zwar manche
glauben, sie wären in einer Opferstellung, doch trägt jeder von ihnen
seinen heuchlerischen Teil dazu bei und erlebt die widerlichen, doch
letztendlich 'fairen' Konsequenzen. Allen voran Lindsay Lohan in der
Hauptrolle stellt dafür den bezeichnendsten Faktor dar - sollte man
Mitleid mit ihr/ihrem recht authentischen Charakter haben, so wie sie in
ihrer Branche gehandhabt wird oder ist sie gar selber daran Schuld? Man
stellt fest: niemand ist unschuldig, alle nagen zusammen an der Leiche
des Kinos herum, die sowieso schon vor sich hin vegetiert.
Um Filme selbst geht es diesen Leuten gar nicht mehr, schmeißen diese höchstens als unidentifizierbare Massenware in die Elektronikläden und sichten sie sodann ausschließlich auf kleinen LCD-Fernsehern im Schlafzimmer; beiläufig unterbrochen, um auf demselben Bildschirm texten zu können. Ohnehin werden Handys, Smartphones, social networks wie erwartet als lebenswichtiger Bestandteil des Daseins gewertet - sollen Menschen 'verbinden', wirken hierin jedoch ausschließlich als faux-herzliche Spammer kindischer, sexueller Hilferufe und als Spionage-Werkzeuge für grenzenlos-brutale Erzeugnisse der Industrie wie den Produzenten Christian (James Deen).
Der hat übrigens keinerlei Probleme, mit anderen Weibern zu schlafen oder Leute zu sich nach Hause einzuladen, um mit seiner verwöhnten, aber frustrierten Freundin Tara (Lohan) zu schlafen, regt sich aber darüber auf, dass sie hinter seinem Rücken eventuell Geheimnisse haben könnte - der Mann liebt die Kontrolle, obwohl er nie Liebe ausdrückt; korrumpiert und manipuliert allzu gern seine 'Freunde' & Mitarbeiter, die aber nach einigem (sichtlich halbherzigen) Zögern allesamt einknicken, für die eigene Befriedigung.
Mit dieser Selbstgefälligkeit korrespondiert sodann die plastisch-digitale, bisweilen-oberflächliche Gesamtgestaltung & oftmals dürftig-verkörperte Charakterzeichnung des Films (die problematischen Produktionsumstände dürften auch dazu beigetragen haben). Da schwelgt die mittel-schludrige Kamera in verlängerten Landschaftsaufnahmen, umspielt mit Ehrfurcht seine narzisstischen Players und belegt die Atmosphäre mit einem anachronistischen, aufgesetzten Dudel-Soundtrack, der die gesamte Leere seines Figurenkomplex unvermeidlich-knallhart nach außen trägt und damit den Tod des klassischen Kinos - das Regisseur Schrader schon seit Jahren durch mutlose Finanziers entsagt wird - erschreckend nüchtern greifbar macht.
Was man diesem Gesamtkonzept ankreiden könnte, ist dass es sich in seiner Plakativität zu schnell entschlüsseln lässt und bereits zur Hälfte der Laufzeit ein ernüchternder Leerlauf einsetzt. Die unausweichliche, demaskierende Konsequenz dieses Umstandes, mit seiner Flucht in den durch Sex und Exzess verleugneten Schmerz, entzaubert aber sodann ein-für-alle-Mal den Mythos des modernen, faszinierenden Showbiz als Kommunikations-gestörte, blendend-grelle und geblendete Slasher-Soap unter Menschen, die Ehrlichkeit und Zuneigung verlangen, allerdings keinerlei Idee von der Bedeutung jener Konzepte haben (wollen) und stets selber dagegen arbeiten. Jene Figuren versuchen auch ab und an, die vierte Wand zu brechen und bei uns die Schuld zu suchen. Keine Chance, sage ich da.
Im Endeffekt erhält man mit den CANYONS eine filmische Erfahrung, die Heuchlerei zur Tagesordnung macht und sie in aller seelenlosen Glorie vor uns ausbreitet. Der Film vermeidet es gekonnt, Empathie für seine Charaktere auszudrücken und läuft mit seinem transparenten Plot und seiner kalten, klobigen Gestaltung Gefahr, den Zuschauer gelangweilt abzuschrecken. Im Kontext des Films macht diese gnadenlose Langeweile aller Parteien aber dann doch Sinn und auch ein Stück weit Angst, so wie Schrader den Ist-Zustand und die Zukunft des Mediums sieht. Wenn man sich als Zuschauer ohnehin schon damit befasst, sollte man hierin keine allzu großartige Enthüllungen erwarten. Aber man darf sich auf jeden Fall freuen, wie sich die unfassbar-naive 'Industrie' hier blank zieht und blank gezogen wird - in Großaufnahme, mit halb-erigierten Pimmeln und drallen Brüsten. Schöner Scheiß.
Um Filme selbst geht es diesen Leuten gar nicht mehr, schmeißen diese höchstens als unidentifizierbare Massenware in die Elektronikläden und sichten sie sodann ausschließlich auf kleinen LCD-Fernsehern im Schlafzimmer; beiläufig unterbrochen, um auf demselben Bildschirm texten zu können. Ohnehin werden Handys, Smartphones, social networks wie erwartet als lebenswichtiger Bestandteil des Daseins gewertet - sollen Menschen 'verbinden', wirken hierin jedoch ausschließlich als faux-herzliche Spammer kindischer, sexueller Hilferufe und als Spionage-Werkzeuge für grenzenlos-brutale Erzeugnisse der Industrie wie den Produzenten Christian (James Deen).
Der hat übrigens keinerlei Probleme, mit anderen Weibern zu schlafen oder Leute zu sich nach Hause einzuladen, um mit seiner verwöhnten, aber frustrierten Freundin Tara (Lohan) zu schlafen, regt sich aber darüber auf, dass sie hinter seinem Rücken eventuell Geheimnisse haben könnte - der Mann liebt die Kontrolle, obwohl er nie Liebe ausdrückt; korrumpiert und manipuliert allzu gern seine 'Freunde' & Mitarbeiter, die aber nach einigem (sichtlich halbherzigen) Zögern allesamt einknicken, für die eigene Befriedigung.
Mit dieser Selbstgefälligkeit korrespondiert sodann die plastisch-digitale, bisweilen-oberflächliche Gesamtgestaltung & oftmals dürftig-verkörperte Charakterzeichnung des Films (die problematischen Produktionsumstände dürften auch dazu beigetragen haben). Da schwelgt die mittel-schludrige Kamera in verlängerten Landschaftsaufnahmen, umspielt mit Ehrfurcht seine narzisstischen Players und belegt die Atmosphäre mit einem anachronistischen, aufgesetzten Dudel-Soundtrack, der die gesamte Leere seines Figurenkomplex unvermeidlich-knallhart nach außen trägt und damit den Tod des klassischen Kinos - das Regisseur Schrader schon seit Jahren durch mutlose Finanziers entsagt wird - erschreckend nüchtern greifbar macht.
Was man diesem Gesamtkonzept ankreiden könnte, ist dass es sich in seiner Plakativität zu schnell entschlüsseln lässt und bereits zur Hälfte der Laufzeit ein ernüchternder Leerlauf einsetzt. Die unausweichliche, demaskierende Konsequenz dieses Umstandes, mit seiner Flucht in den durch Sex und Exzess verleugneten Schmerz, entzaubert aber sodann ein-für-alle-Mal den Mythos des modernen, faszinierenden Showbiz als Kommunikations-gestörte, blendend-grelle und geblendete Slasher-Soap unter Menschen, die Ehrlichkeit und Zuneigung verlangen, allerdings keinerlei Idee von der Bedeutung jener Konzepte haben (wollen) und stets selber dagegen arbeiten. Jene Figuren versuchen auch ab und an, die vierte Wand zu brechen und bei uns die Schuld zu suchen. Keine Chance, sage ich da.
Im Endeffekt erhält man mit den CANYONS eine filmische Erfahrung, die Heuchlerei zur Tagesordnung macht und sie in aller seelenlosen Glorie vor uns ausbreitet. Der Film vermeidet es gekonnt, Empathie für seine Charaktere auszudrücken und läuft mit seinem transparenten Plot und seiner kalten, klobigen Gestaltung Gefahr, den Zuschauer gelangweilt abzuschrecken. Im Kontext des Films macht diese gnadenlose Langeweile aller Parteien aber dann doch Sinn und auch ein Stück weit Angst, so wie Schrader den Ist-Zustand und die Zukunft des Mediums sieht. Wenn man sich als Zuschauer ohnehin schon damit befasst, sollte man hierin keine allzu großartige Enthüllungen erwarten. Aber man darf sich auf jeden Fall freuen, wie sich die unfassbar-naive 'Industrie' hier blank zieht und blank gezogen wird - in Großaufnahme, mit halb-erigierten Pimmeln und drallen Brüsten. Schöner Scheiß.
SECHS PISTOLEN JAGEN PROFESSOR Z - Recht gemütliches und beinahe Spannungs-befreites Trivialwerk über 2 stets lässige Geheimagenten & kumpelhafte Widersacher (u.a. Peter Van Eyck, der durchweg leicht beschwipst/verschnupft/tranig/heiser klingt), die sich schließlich für die Lösung eines Falls, der Entführung des titelgebenden Professor Zandor und dessen Formel einer unzerstörbaren Stahllegierung, zusammenrappeln.
(Quelle Bilder: Germania Film GmbH)
Zum einen ganz beliebiger, verschmitzter Eurospy-Eskapismus, zum anderen sonnige Tourismus-Propaganda fürs malerische Lissabon - in der Größenverteilung jener Faktoren nicht komplett stimmig, aber gewitzt aufgelockert durch dilettantische Action-Sequenzen (inkl. Faustgemenge auf einem Spielplatz), kindisch-verklemmte Erotik-Anspielungen und einen omnipräsenten, jazzig-durchgeorgelten Score.
Rundum befriedigend-zweckerfüllendes und handwerklich
sympathisch-kostengünstiges Unterhaltungsfilmchen, welches aber selbst
in seinem Genre keine außerordentliche, erst recht nicht wilde
Besonderheit darstellt. Kann man aber durchaus nebenbei laufen lassen
und dabei ganz entspannt den gewissen Retro-Charme und
Bahnhofskino-Naivität des Settings für sich einverleiben.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen