Montag, 25. März 2013

Tipps vom 18.03. - 24.03.2013



DIE PASSION DER HEILIGEN JOHANNA - In der Version mit Voices-of-Light-Soundtrack gesichtet. Ultraintensives Historiendrama von Carl Theodor Dreyer, dass durch seine greifbar leidende Hauptdarstellerin zur explosiven Lebenserfahrung wird.




VAMPYR - Auch von Dreyer, eine metaphysische, surreale Gothic-Vision vom Allerfeinsten.




DIRTY HARRY KOMMT ZURÜCK - Zwischen den zu ihrer Entstehungszeit schon veralteten Teile 3 und 5 gab es in der Dirty-Harry-Reihe doch noch einen ordentlichen Revenge-Thriller um Callahan und Sondra Locke - zwar nich so klasse wie Teil 1&2, aber fast dran.




STOKER - Park Chan-Wook's US-Debüt ist ein audiovisuell unfassbar präsize und liebevoll durchdachter Psycho-Family-Thriller, der in seiner Schnitt- und Kamera-technischen Narration vollmundig lecker stilisiert ist - dabei sogar die eher gewöhnliche und überraschungsarme Story maximal ausschöpft. Grundsätzlich steht diese auch weniger im Mittelpunkt, als das Ausspielen leidenschaftlicher Abneigung und erotischer Sehnsüchte, die in klimatischen Paraleelschnitt-Gewaltausbrüchen an die Decke gehen. Dafür hat man auch die denkbar besten Darsteller ausgewählt, die den perfiden Reigen der Unschuldsentsagung vorallem mit stechenden Blicken auskosten. Stil und Feeling stehen da also wieder mal über allem. Es ist natürlich schade, dass es Park Chan-Wook nach der Vengeance-Trilogie nicht mehr auf so ultradramatische Höhen und Larger-than-Life-Epen geschafft hat (mit diesem Film ja auch nicht), aber sein Gespür für Bild und Ton ist noch immer auf höchster Stufe - und so schafft er eine Sprache, die mindestens so stark und schön ist, wie die von Argento in SUSPIRIA (zumindest farbenpsychologisch war da OLDBOY aber noch weit ausgeprägter). Go watch it, aber leider erst im Mai zum offiziellen Kinostart in Deutschland. (gesichtet bei den FFF Nights in Hamburg)




PARADIES: GLAUBE - Wieder ma good stuff von Seidl! Ein roher Kampf um Weltbilder und (religiöse) Objekte, mit zunehmender Fieshaftigkeit und verzweifelter Realitätsentfremdung, in unbarmherzigen Stillleben erzählt. Ausgefüllt durch die Eigenmacht Maria Hofstätter und ihren Filmehegatten Nabil Saleh, deren brenzlige Beziehung in sadistische Machtspiele und psychische Konfrontationen mündet. Räumt schön auf in der Traumwelt des Glaubens, der Film, aber mit an schönstem: der Cameo-Auftritt von Seidls "Busenfreund" Herr Rupnik!




MOUCHETTE - Kühler Bresson-Klassiker über das Mädchen Mouchette, dass von seinen Mitmenschen in der garstigen Provence gequält wird




ENTER THE VOID - Gaspar Noé's Rauscheinheit im Unterwelt-Milieu Tokio's - hypnotisch schön und von berauschender Erotik & Übersinnlichkeit




DEAD HEAT - Buddy-Cop-Horrorkomödie, bei dem 2 Cops auf einen Fall über reanimierte Zombie-Gangster stoßen und dabei selbst im Zwischenjenseits landen. Das Konzept allein ist bewundernswert, nur die Ausführung hätte gelungener sein können. Joe Piscopo mit seinen ständigen Disneyland-Sprüchen z.b. ging mir ziemlich auf den Sack. Ohne Doofi-Humor und mit mehr Ekel, Schrecken & Mystik könnte aber u.U. wirklich ein richtig interessanter Streifen dabei rauskommen. Go ahead, make my day and remake it better.

Montag, 18. März 2013

Tipps vom 11.03. - 17.03.2013



TOD EINES WELTSTARS - Schlingensief's Mockumentary über Udo Kier, Moderation: Alfred Edel - Posse deluxe!




DIRTY HARRY 1 & 2 - Von John Milius geschriebene Blaupausen des italienischen Poliziotteschi-Genres, fantastische Actionfilme sowieso




INVINCIBLE - Unterschätztes Vorkriegsdrama von Werner Herzog




JULIANES STURZ IN DEN DSCHUNGEL - Flugzeugabsturz-Doku von Werner Herzog, wie gehabt schick




MY FATHER IS COMING - Ein Bayer (Alfred Edel) in New York, mit Annie Sprinkle. Schicke, leichtfüßige Indie-Comedy




WERCKMEISTER HARMONIES - Mein 3. Tarr-Erlebnis war zwar nicht das Beste, aber es gab noch immer viele einschlägige Momente zu bewundern.




TATORT CALW: DIE HOLLYWOODMORDE - Der dritte Akt ist an Action und Dramatik in der Reihe ungeschlagen (Armin Schnürle's "5 vor 12" in dem Sinne auch zu empfehlen)




INSIDE - Wohl die eindringlichste und furchterregenste Albtraumverfilmung der Brutales-Frankreich-Welle, mit einigen Jahren Verspätung auch von mir mal erlebt




A SERBIAN FILM - Trotz aller moralischen Einwände meinerseits ein doch recht wirkungsvoller Krankheit:Mensch-Shocker





MEDEA & EPIDEMIC - Lars von Trier-Frühwerke, teils weitaus sperriger/experimenteller als heutzutage, aber teils auch weitaus sphärischer

Montag, 11. März 2013

Tipps vom 04.03. - 10.03.2013




TATORT CALW - TÖDLICHE RACHE & HEXENSABBAT - spaßige Indie-Krimis mit schwäbischem Lokalkolorit, mit einem ekstatischen Stefan Lörcher, vielen schicken Stunts & Action-Setpieces und Kranfahrten ohne Ende - Supa^^




IMPORT/EXPORT - Ulrich Seidl's harte Sozialstudie um Immigration und Emigration - zwei paraleele Menschenschicksale aus/in die Tristesse




MASSNAHMEN GEGEN FANATIKER - Werner Herzog-Kurzfilm (11 Min.) mit Top-Charakteren und verschrobenen Humor - Mockumentary-Frühwerk




BULLET TO THE HEAD - Walter Hill's Rückkehr. Mitgebracht hat er seine visuell-erzählerische Brillianz, schön viel Kunstblut bei zahlreichen direkten Schusswechseln und einen astreinen Blues-Soundtrack, der New Orleans auf der Leinwand wie in den 90ern zum Leben erweckt. Auch Stallone & Kollegen liefern ordentliche Arbeit ab und man kann sich auch wie bei LAST STAND freuen, dass wieder mal ehrlich-schnörkelloses Männerkino geliefert wird, inkl. brachialen Faustkämpfen, Kopfschüssen, Macho-Mythos und sonnengebräunter Frauenhaut. Diese Eckpunkte sind an sich wunderbar eingesetzt und erfrischend, doch was Ihnen immer wieder etwas die Kraft nimmt, ist ein allenfals solider Krimi-Pulp-Plot der altbekanntesten Sorte, mit korrupten Bullen, entführten Töchtern und Auftragskiller-Ehre, etc. - könnte man spannender verpacken, wird im Drehbuch aber leider recht dröge und risikofrei durchgezwängt - kann somit leider nicht an die elektrisierenden Frühwerke Hill's anknüpfen. Dennoch muss man es Walter Hill lassen, dass er selbst dieses Ausgangsmaterial respektiert und wie ein Gentleman stilecht inszeniert. Mein persönliches Highlight war aber die Maskenball-Szene - mehr dazu an dieser Stelle zu verraten wäre unangebracht Fazit: Sehr gute, engagierte Form - leicht lahmer, vorhersehbarer Inhalt, der die Spannungskurve stetig nach unten drückt. P.S.: Die deutsche Synchro war ok, hatte für den Obermotz aber einen der schlechtesten Native-Speaker parat, die ich seit SURROGATES gehört habe.




DAS TURINER PFERD - von Bela Tarr. Höchst höchst höchst stark!

Montag, 4. März 2013

Tipps vom 25.02. - 03.03.2013



SPRING BREAKERS - seit Django Unchained keinen so schön ausgelassenen Top-Film wie SPRING BREAKERS gesehen! Korine's Pussy Riot deluxe - Audiovisuell megaberauschend (Stilistisch ca. Tony Scott / Michael Mann 2.0) und ekstatisch in seinen Körperwelten badend / ultimativ anregend. Ein gewisser Hang zum Voyeurismus kann man dem Film nicht abschlagen, doch unterstreicht dieser nur den knallig-gaudigen Ausbruch aus der gesellschaftlichen Langeweile ins Schlaraffenland (plus Action) - Soundtrack: Cliff Martinez & Skrillex - Fucking LOVED it. Alle anderen Zuschauer in der Sneak waren offenbar zwar ziemlich mongomäßig drauf und quittierten die Schön- und Eigenheiten des Films mit dummen Kommentaren und verwirrtem Gelächter




ROOM 237 - Hyperanalytisch-bombastische Erforschung von Stanley Kubrick's SHINING - mit einem Soundtrack, den ich auf CD BRAUCHE!




RETURN TO OZ (OZ - EINE FANTASTISCHE WELT) - die Bewältigung und (teilw.) Zelebrierung von Melancholie, Sehnsucht und Schizophrenie stehen in diesem vermeintlichen Kinderfilm im Mittelpunkt. Unfassbar unterschätztes, morbid-schönes Märchen mit psychologischem Tiefgang. Der Film, der SUCKER PUNCH gerne sein wollte. Schade, dass er floppte und Regisseur Walter Murch seitdem keinen weiteren Spielfilm gedreht hat.




SIGHTSEERS - eine in den nebelverhangenen Tälern und Wohnwagenprovinzen umhertänzeldes, romantisches Megadark-Lustspiel, bei dem die verschrobenen Outsider-Lovebirds Tina und Chris reichlich Leichen hinterlassen. Die Morde, teils Ausdruck des Entkommens gesellschaftlicher Langeweile / Unterdrückung (in Gestalt von Tina's dominanter Mutter) und auch aus Rache - den romantischen Urlaub versaut zu haben - entspringend, sind ähnlich wie in KILL LIST recht deftig und verstörend inszeniert. Als Kontrast dazu dienen dann immer die Auslöser der Gewalt: das liebenswerte Pärchen mit ihren sympatischen Ticks und Naivitäten - dazu gesellt sich ein toller Ambient und Synth-Soundtrack, der über Soft Cell, Frankie Goes to Hollywood bis hin zu Krautrock-Größen wie Popol Vuh, NEU! und Harmonia reicht und die starke visuelle Ebene mit ihren Scope-Landscapes und britisch-romantischer Provinz-Gothika unterstreicht, sowohl betörend als auch bedrohlich. Eine gekonnte Gradwanderung zwischen UK-Road-Movie-Rom-Com-Elegie und Kino-Kontrovers/Film-Frontal-Körperschändung, auf hohem Sympathiekurs - just beautiful




SLEEPLESS NIGHT - Französischer, hochspannender One-Location (Nachtclub)-Thriller vom Feinsten. Emotional erschöpfend und katharsisch isser auch noch - wenn DAS mal der neue DIE HARD gewesen wär...




DER TOD RITT DIENSTAGS - Giuliano Gemma wird von Outlaw Lee Van Cleef aus der Unterdrückung befreit und bestraft seine Unterdrücker, jedoch überspannt er den Bogen und wird genauso schlimm wie sie, gefürchtet und unmenschlich. Klassisches Drama, fein ausgearbeitet in diesem Top-Western von Tonino Valerii.




ERMITTLUNGEN GEGEN EINEN ÜBER JEDEN VERDACHT ERHABENEN BÜRGER - Der charismatische und ranghohe Gian Maria Volonte begeht ein Verbrechen, hinterlässt aber Spuren um zu sehen, ob seine Kollegen ihn schnappen können oder ob er tatsächlich über dem Gesetz steht. Politisch nach wie vor aktueller, perfider Moral-Krimi/Satire.




FATHER'S DAY - Unterhaltsamer Grindhouse 2.0-Spaß, dessen technische Schwächen durch ein paar schöne, originelle Ideen, den ambitionierten Cast & Crew und dem Hang zur anachronistischen Wildheit ausgeglichen werden.




HWAL DER BOGEN - Kim Ki-Duk-Drama. You should know what to expect by now - Wieder mal sauschön!




JULIEN DONKEY BOY - Harmony Korine im Dogma'95-Modus - fragmentarisch-sympathische Schizophrenie-Studie mit Werner Herzog in einer Power-Performance als demanding dad!




MISTER LONELY - Korine's melancholische, romantisiert-elegische Hymne auf Celebrity Impersonators - welch liebenswerte Geschöpfe




JAPANESE HELL - Primitiv-exploitative Sektensatire mit scenery-chewing-actors, einer gewitzt-blödeligen Synchro und trashig-knallbunten Splattereffekten & Sets (siehe die kostengünstig-holzhammersimplen Höllen-Revenge-Szenen). Zwar alles andere als spannend und auch nicht grade meisterhaft von "Altmeister" Teruo Ishii inszeniert. Aber wenigstens ehrlich spaßig-exzessiv und nicht so übermäßig heavy-handed & anstrengend der Ernsthaftigkeit wegen dem Zuschauer aufdrängend, wie die frustrierende Agitprop-Anti-Sekten-Dramatik eines "Martha Marcy May Marlene" oder "Sound of my Voice".




DIE WIEGE DES TEUFELS - Unterhaltsamer und leicht wirrer, exploitativer Okkultthriller voller Halluzinationsszenen, sowie einigen Sexeinlagen und deftigen Splattermomenten. Überdurchschnittlich gut ist dabei der Soundtrack von Pino Donaggio wieder mal, sowie einige Nachtaufnahmen bei Kerzenschein, die die latent traumartige Atmosphäre des Films unterstreichen. Ein gewisser Trash-Faktor haftet dem Film schon an (auch weil er nicht wirklich aufwendig daherkommt), drum kann er sich seine dramaturgisch unstimmige Spannungskurve durchaus leisten. Fun stuff.




WILD BEASTS - Franco Prosperi lässt die Tiere aus dem Zoo, sie räumen im Großstadt-Dschungel auf, während die Italo-Synths grandios pulsieren und Menschen kreischend verstümmelt werden. Mit einem Öko-Twist, der von Claudio Fragasso stammen könnte. Stark!





IRREVERSIBLE & KIDS - Kennt eh schon jeder, ich jetzt auch. Wer die noch nicht gesehen hat, sollte es nachholen, näh.